Babyboomer und Generation Y Was eint, was trennt?

Babyboomer und
Generation Y
Was eint, was trennt?
AOK Bayern | Werner Winter, Carina Grünewald
Babyboomer und Generation Y - Was eint, was trennt?
Worum geht´s?
 Sie erfahren Wichtiges zu Lebenszielen der beiden Generationen und deren
Vorstellungen von guter Arbeit.
 Wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Babyboomer und der
Generation Y werden dargestellt.
 Es werden Handlungsoptionen für Unternehmen aufgezeigt, um die
Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen.
Ausgangslage
Auf Grund unterschiedlicher Rahmenbedingungen und prägenden, gesellschaftlichen Trends
unterscheiden sich Generationen in ihren Werten und Lebenszielen. Es wird unterstellt, dass
die jeweiligen Generationen unterschiedliche Wünsche und Ansprüche an die Arbeitswelt
haben. Die Generation Y drängt seit kurzem auf den Arbeitsmarkt. Die Babyboomer dagegen
dominieren den Arbeitsmarkt. Befürchtungen zufolge sind „Generationenkonflikte“
vorprogrammiert. Ziel der repräsentativen Studie der AOK Bayern – Die Gesundheitskasse
war es deshalb, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Generationen herauszufinden.
Die beschriebene Studie wurde in Anlehnung an eine bundesweite Befragung im Rahmen
des Fehlzeiten-Reports 2014 erstellt. Für die vorliegende repräsentative Auswertung wurden
400 bayerische Erwerbstätige zwischen 15 und 65 Jahren telefonisch befragt (männlich: 178,
weiblich: 222). Im Vordergrund stand die Frage, worauf es vor allem der jungen, künftigen
(Arbeitnehmer-) Generation im Vergleich zur Generation der Babyboomer ankommt.
Insbesondere auch, wie beide erwerbstätige Generationen (Generation Y = 15-<30 Jahre;
Babyboomer = >50-65 Jahre) ihre aktuelle Arbeitssituation beurteilen, wie sie sich
gegenseitig sehen und wo Potenziale, aber auch mögliche Konflikte zu finden sind. Die
Ergebnisse liefern Hinweise für Arbeitgeber, wie zukünftige Jobs gestaltet sein sollten, um
junge Fachkräfte für ihr Unternehmen zu gewinnen und zu binden.
Gesundheit als oberstes Lebensziel
In vielen zentralen Lebenszielen sind sich die Generationen Babyboomer und Generation Y
einig. An erster Stelle mit über 90 Prozent Zustimmung stehen generationsübergreifend bei
allen Befragten Gesundheit, ein sicherer Beruf, der erfüllt und Spaß macht, finanzielle
Unabhängigkeit sowie eine gute und vielseitige Bildung. Unterschiede gibt es bei
Lebenszielen wie »das Leben zu genießen und Spaß zu haben« sowie ein »sozialer
Aufstieg«, die für die Generation Y einen signifikant höheren Stellenwert haben als für die
Babyboomer. Für die älteren Beschäftigten hingegen ist »eine Partnerschaft« zu haben eher
wichtig.
Die 19 Einzelfragen zu den Lebenszielen wurden zu sechs Faktoren geclustert: Gesundheit,
Berufsorientierung, Statusorientierung und individueller Lebensstil, Bildung und Idealismus,
Familienorientierung, Freizeit- und Spaßorientierung.
1
Gesundheit steht bei beiden Generationen an oberster Stelle. Auch die Familienorientierung
ist beiden Generationen sehr wichtig. Statusorientierung und individueller Lebensstil sind
sowohl Generation Y als auch den Babyboomern eher weniger wichtig.
Grundbedürfnis »Sicherheit und Wertschätzung«
Neben den Lebenszielen wurde nach der Arbeitsorientierung gefragt, d.h. welche
Erwartungen, Wünsche und Wertevorstellungen die Befragten an Beruf und Arbeitgeber
haben. Die Ergebnisse machen deutlich, dass alle Altersgruppen vor allem das
Grundbedürfnis nach »Sicherheit und Wertschätzung« besonders wichtig einschätzen. Auch
bei weiteren Dimensionen der Arbeitsorientierung wie »Wertvolle Arbeitsinhalte«,
»Vereinbarkeit von Familie und Beruf«, »Gutes tun bei der Arbeit«, »Selbstverwirklichung,
Autonomie« und »Karriere, Prestige« sind sich Jung und Alt näher als erwartet.
Überraschend ist, dass Karriereaspekte und das Prestige der Arbeit beiden Generationen
weniger wichtig ist.
Über alle Altersgruppen hinweg erwarten Beschäftigte von ihrer Arbeit, dass sie gerecht
bezahlt wird und sich diese an der Leistung orientiert, dass die Arbeit Spaß macht und die
eigene Leistung anerkannt wird und, dass man mit netten Arbeitskollegen
zusammenarbeiten kann. Letzteres ist besonders der jungen Generation wichtig, ebenso wie
gute Aufstiegsmöglichkeiten. Älteren Beschäftigten ist ein Beruf, bei dem man etwas
Nützliches für die Allgemeinheit tun kann sowie die Möglichkeiten andere Menschen zu
führen, signifikant wichtiger.
Die Realität in Arbeit und Beruf weicht oft von den Ansprüchen ab
Die Befragten beider erwerbstätigen Generationen sind sich in ihren Lebenszielen und bei
ihrer Arbeitsorientierung tatsächlich näher als erwartet. Beide Altersklassen erleben eine
Diskrepanz im Hinblick auf den Anspruch an die Arbeit und der Einschätzung der realen
Arbeitssituation. Die Generation Y wünscht sich für ihre Arbeit insbesondere gute
Aufstiegschancen, ein höheres Einkommen und flexible Arbeitszeiten. Hier werden die
größten Diskrepanzen zwischen Soll und Ist wahrgenommen. Den Wunsch nach Spaß an
der Arbeit sieht die Generation Y nahezu als erfüllt an. Bei den Babyboomern weicht die
Realität insbesondere beim Einkommen, den Aufstiegschancen und dem Wunsch einen
Beruf zu haben, bei dem man anderen helfen kann, von den eigenen Ansprüchen ab.
Flexible Arbeitszeiten sind der älteren Generation wichtig, scheinen hier aber bereits
realisiert zu sein.
Zufriedenheit mit der Arbeit
Insgesamt ist die Zufriedenheit mit der Arbeit in beiden Generationen hoch: etwa 86 Prozent
sind (sehr) zufrieden. Ob sich Leistung im Allgemeinen in unserem Wirtschaftssystem lohne,
bestätigen nur diejenigen, die zufrieden mit der Arbeit sind. Unzufriedene Beschäftigte
meinen eher, dass sich Leistung nicht lohne. Über die Hälfte der unzufriedenen Mitarbeiter
2
kann sich daher sehr gut vorstellen innerhalb der nächsten 5 Jahre den Arbeitgeber zu
wechseln.
Zufriedenheit hängt für die Befragten mit der subjektiven Bewertung der Arbeitssituation
zusammen. So geht Zufriedenheit insbesondere einher mit einer Arbeit, die Spaß macht, ein
hohes Einkommen einbringt und die man inhaltlich weitgehend selbst einteilen kann. Bei den
Aspekten »flexible Arbeitszeiten« und »ein Beruf, bei dem man anderen helfen kann« finden
sich dagegen nur schwache Zusammenhänge.
Arbeitsorientierung und Gesundheit
Mehr als die Hälfte der Befragten beider Generationen gab an, im letzten Jahr zur Arbeit
gegangen zu sein, obwohl sie sich krank gefühlt haben. Selbst gegen den Rat eines Arztes
ist mehr als jeder Dritte im vergangenen Jahr zur Arbeit gegangen. 57 Prozent der älteren
Beschäftigten geben an, dass es im letzten Jahr ab und an vorgekommen sei, zur Genesung
bis zum Wochenende zu warten. Die ältere Generation wartet häufiger zur Genesung bis
zum Wochenende. Während mehr junge Beschäftigte Urlaub nehmen, um wieder gesund zu
werden.
Weiterhin wurde analysiert, ob ein Zusammenhang zwischen dem Krankmeldeverhalten und
den Perspektiven der Arbeitsorientierung besteht. Die Vermutung, dass Beschäftigte, die ein
hohes Streben nach Karriere und Prestige an den Tag legen, häufiger krank zur Arbeit
gehen, konnte nicht bestätigt werden.
Selbst- und Fremdeinschätzung der Generationen
Die Befragten wurden gebeten, einen Perspektivenwechsel einzunehmen und
einzuschätzen, wie wichtig wesentliche Merkmale der Arbeitssituation für die jeweils andere
Generation sind. Die Ergebnisse wurden mit der vorangegangenen Selbsteinschätzung
abgeglichen (vgl. Abb. 1).
Eine hohe Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung findet sich bei der
Generation Y in Bezug auf eine Arbeit, die Spaß macht und dem Bedürfnis, dass man sich
seine Arbeit inhaltlich weitgehend selbst einteilen kann. Hier liegt die Einschätzung der
Babyboomer auf etwa gleicher Höhe mit der Selbsteinschätzung der jüngeren Beschäftigten.
Die Babyboomer sind der Meinung, der Generation Y seien ein hohes Einkommen, gute
Aufstiegsmöglichkeiten und flexible Arbeitszeiten wichtig. Für die jüngeren Beschäftigten
sind diese Aspekte jedoch im Vergleich weniger von Bedeutung. Wichtiger ist für die
Generation Y, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, was die Babyboomer nicht so
einschätzen. Die Generation Y legt mehr Wert auf einen Beruf, bei dem man anderen helfen
kann und etwas Nützliches für die Allgemeinheit tut, als von den Babyboomern vermutet
wird.
Die Babyboomer Generation legt bei der Arbeit Wert auf Sicherheit, Spaß, autonome
Arbeitsgestaltung, anderen helfen zu können und die Nützlichkeit der Arbeit für die
Allgemeinheit. Vollkommen richtig schätzt die Generation Y die hohe Wichtigkeit der
3
Sicherheit für die Babyboomer ein, ebenso stimmt die Einschätzung über die Wertigkeit
eines hohen Einkommens überein. Jedoch werden die anderen, von den Babyboomern als
wichtig empfundene Aspekte von der jüngeren Generation in ihrer Wichtigkeit unterschätzt.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass die Generation Y und die Babyboomer sich
in vielerlei Punkten gleichen. Die gegenseitige Einschätzung dagegen zeigt, dass sich die
Generationen scheinbar nur schlecht einschätzen können.
Abb. 1: Selbst- und Fremdeinschätzung der beiden Generationen
Was meinen Sie, ist heutzutage den jüngeren
Beschäftigten (den unter 30-Jährigen) im Beruf wichtig?
4
Was meinen Sie, ist heutzutage den älteren
Beschäftigten (den über 50-Jährigen) im Beruf wichtig?
Fazit
Bei den Lebenszielen sind sich beide Generationen weitgehend einig: Gesundheit und
Familienorientierung haben einen sehr hohen Stellenwert. Mit Investitionen in Maßnahmen
zur Gesundheitsförderung und einer familienfreundlichen Unternehmenskultur können
Arbeitgeber den Wünschen und Ansprüchen beider Generationen gerecht werden.
Bei der Arbeitsorientierung und ihren Motiven sind sich Jung und Alt näher als erwartet.
Sicherheit und Wertschätzung sind nach wie vor die zentralen Motive, die sowohl für jüngere
als auch für ältere Arbeitnehmer an ihrer Arbeit und ihrem Beruf von Bedeutung sind. Im
Betrieb gilt es, Bedürfnisse der Beschäftigten zu erkennen und mögliche
Verbesserungspotenziale auszuschöpfen. Bei der Gestaltung zukünftiger Jobs und zum
Werben junger Fachkräfte sollten Arbeitgeber – neben einer leistungsgerechten Bezahlung,
einem sicheren Arbeitsplatz und flexiblen Arbeitszeiten - Wert auf Einflussfaktoren legen, die
für die Generation Y zu Spaß an der Arbeit und im Beruf führen. Die soziale Interaktion mit
Arbeitskollegen ist der jüngeren Generation dabei besonders wichtig. Unternehmen sollten
hierbei eine proaktive Gestaltung vom Team- bis hin zum Betriebsklima im Auge haben.
Intra- und Internetplattformen bieten beispielsweise eine moderne Möglichkeit, die soziale
Vernetzung und den Austausch von Mitarbeitern und beruflich Gleichgesinnten zu fördern.
Die Studie zeigt, je zufriedener die Befragten mit der eigenen Arbeit sind, desto höher ist
deren Motivation und desto geringer die Wechselbereitschaft. Im Hinblick darauf, dass die
wahrgenommene Realität von den Erwartungen abweicht, kann dies als Appell für die
Unternehmen gedeutet werden: Es zahlt sich aus, vermehrt in Maßnahmen zu Gesundheit
und Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu investieren.
Bezogen auf den leicht ansteigenden Krankenstand der letzten beiden Jahre sowie den
stetig älter werdenden Belegschaften lohnt es sich, einen Blick auf den Gesundheitszustand
der Beschäftigten zu werfen. Der Befund, dass mehr als 50 Prozent der Befragten, auch
dann zur Arbeit gegangen sind, obwohl sie sich krank gefühlt haben, zeigt Handlungsbedarfe
in Bezug auf das Phänomen Präsentismus auf. Hier sind einerseits Ursachenforschung, aber
auch Aufklärung der Beschäftigten gefragt.
Die Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung können zu Konfliktpotenzial
zwischen den Generationen im Unternehmen führen. Deshalb sollten im Unternehmen
Möglichkeiten geschaffen werden, um generationenspezifische Vorurteile abzubauen. So
kann das Miteinander im Beruf besser gestaltet und die Potenziale voll ausgeschöpft
werden.
Insgesamt wird deutlich, dass Arbeit, die Spaß macht, gesund hält. Somit tun Unternehmen
gut daran, auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter zu achten. Bei den Bestrebungen dazu
unterstützt die AOK Bayern gerne im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Die Gesundheitskasse ist dabei kompetenter Ansprechpartner für Betriebe rund um die
Themen Mitarbeitergesundheit und –zufriedenheit. Mit Fachkompetenz und langjähriger
Praxiserfahrung gelingt es, ein BGM mit System auf höchstem Niveau im Betrieb zu
implementieren.
5