FORSCHEN LERNEN UND LEHREN 1 Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig (Hrsg.) Roswitha Greinstetter, Christina Haberfellner Einblicke und Orientierung zur quantitativen und qualitativen Datenerhebung, Datenauswertung und Darstellung in Bachelorarbeiten Juni 2015, Salzburg Inhalt Einleitung ................................................................................................................................................... 2 FORSCHEN-LERNEN IN DER LEHRE ............................................................................................................. 3 DATENERHEBUNG ...................................................................................................................................... 5 STICHPROBE (und Untersuchungseinheit) .................................................................................................. 7 DATENAUSWERTUNG................................................................................................................................. 8 DARSTELLUNG DER DATEN ......................................................................................................................... 9 AUSBLICK AUF UNTERSCHIEDLICHE WISSENSCHAFTLICHE PARADIGMEN ............................................... 10 LITERATUR ................................................................................................................................................ 11 Einleitung ‚PädagogInnenbildung neu‘ schafft den Rahmen für ein wissenschafts-und forschungsbasiertes, praxiswirksames Szenario, in welchem Forschung, Lehre und Berufsfeld miteinander in einem lebendigen Wechselspiel stehen. Der forschend reflexive Umgang mit dem eigenen Tun wird als grundlegende Basisqualifikation von künftigen PädagogInnen angesehen. (Greiner & Rauscher, 2011, S. 1) Dem Streben der Rektor/innenkonferenz entsprechend wird an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig in diversen Lehrveranstaltungen wissenschaftsbasiert gearbeitet und sukzessive fachspezifisch Forschungskompetenz aufgebaut. Ab Beginn des Studiums kann durchgängig ein forschender Habitus aufgebaut werden. Beispielsweise kann dies durch Studieren wissenschaftlicher Literatur, durch Anwendung wissenschaftlicher Formulierungen und Zitationsweisen in diversen schriftlichen Arbeiten und durch Transfer des Wissens über Allgemeinen Methoden im Unterricht auf Forschungsmethoden erfolgen. Im Rahmen der forschungsspezifischen Lehrveranstaltung (5. Sem.) wird daran angeknüpft und die Begrifflichkeit geschärft und exemplarisch praktisch vertieft. Die Bachelorarbeit zeigt schließlich auf, wie forschungsmethodische Kompetenz sowohl theoretisch als auch praktisch umgesetzt wird. Die vorliegende Übersicht über „klassische“ Forschungsmethoden soll es erleichtern, passende Zugänge sowohl zur Erhebung als auch zur Auswertung von Daten zu finden. 2 FORSCHEN-LERNEN IN DER LEHRE „Forschendes Lernen“ gilt als bedeutende Lernform sowohl für die Schule als auch für die Lehrer- und Lehrerinnenbildung (z.B. Hauer, 2014; Reitinger, 2013, Schneider, 2008). Forschen zielt auf fragengeleitetes, entdeckendes, systematisches und kommunikativ-reflektiertes Vorgehen ab. Diese Lernform entspricht auch den Merkmalen forschungsmethodischer Zugänge in der Wissenschaft. In einem professionellen Verständnis des Lehrer/innenberufes ist eine forschende Haltung auch unabdingbar und somit auch als Leitlinie für die fachdidaktische/fachwissenschaftliche Ausbildung. Nachstehende Übersicht zeigt sowohl für Lehrende als auch für Studierende exemplarisch auf, in welchen primär fachdidaktischen Lehrveranstaltungen Anknüpfungspunkte für die Integration von Forschungsinhalten möglich sind. Lehre (Didaktik) Forschung Sprachstandsdiagnostik, -beobachtungen (D) 1.Sem. Einblicke in Studien (M) 1.Sem. 1.Sem. Qualitative und quantitative Erhebung (mündlich, schriftlich) Forschungsprozess Analyse von Aufgaben und didaktischen Medien Bildanalyse und -interpretation 1.Sem. Forschungsfragen 1./2. Sem. Werkanalyse, Inhaltsanalyse 2. Sem. experimentieren, entdecken, fragen, darstellen, …) Experimentieren im SU: vermuten/ überprüfen; verändern, vergleichen, … Überblick über Forschungsmethoden 2. Sem. Hypothesenprüfung und -generierung Recherche und Quellenkritik (MPD) 3.Sem. Recherchieren, Dokumentieren Lesediagnose (D) 4.Sem. Forschungsmethode „Testung“, quantitative Datenerhebung Langzeitbeobachtung bei Pflanzen und Entwicklungsprozessen (SU) Sachrechnen und Leistungsfeststellung (M) 4.Sem. Messzeitreihe, Kategorisierung, Dokumentation 4.Sem. Hören: Werkanalysen (ME) Materialerfahrung, -analyse (Wtex) Experimentieren und Problemlösen (Wtec) 4.Sem. Forschungsinstrumente und Testaufgaben Inhaltsanalyse 4.Sem. Inhaltsanalyse 4.Sem. Forschungsprozess, Hypothesen und Hypothesenprüfung Analyse von Darstellungsmodellen (M) Studien zu Entwicklungen zur Bildsprache (BG) Ästhetische Forschung: individuelle Fragestellungen (BG) Liedanalyse (ME) Forschendes Lernen im SU –Überblick (beobachten, 3 In den Lehrveranstaltungen der Bildungswissenschaften bieten sich insbesondere Begriffsbildungen zu Wissenschaft und Theorie an. Das eigenständig reflektierte Studieren von Theorien und wissenschaftlichen Texten stellt an sich bereits forschungsrelevantes Vorgehen dar und übt wissenschaftliches Knowhow ein. Dies entspricht stark dem Ansatz selbstorganisierten Lernens. Die Lehrveranstaltung „Grundlagen empirischer Forschung“ im 5. Semester (CurriculumNEU) bietet Einblicke in Abläufe empirischer Studien (vom Forschungsdesign bis Datenauswertung), und differenziert die Begriffe quantitativ und qualitativ anhand von Gegenüberstellungen von Forschungsmethoden. An exemplarischen Beispielen werden Hypothesen unterschiedlicher Art kennen gelernt und formuliert. Strukturierung und Kodierung von Daten führt in die systematische Vorgehensweise im Rahmen der Auswertung sowohl quantitativer als auch qualitativer Daten ein. Vertiefend zur Vorlesung (Pflichtveranstaltung für alle gleich) werden zur praktischen Erprobung wahlweise Übungen (Wahlpflicht) mit quantitativer oder qualitativer Forschungsmethodik angeboten. Aus den Inhalten der forschungsspezifischen Lehrveranstaltung im 5. Semester 4 Vorlesung zu: Phasen empirischer Studien Grundlagen zur quantitativen und qualitativen Forschungsmethodik Wissenschaftsethik Datenerfassung und Datenkodierung Einführung in die quantitative und qualitative Auswertung Einblicke in IT-unterstützte Auswertungen (quantitativ) Übung (wahlweise) zu: praktische Übungen zu Vorlesungsinhalten Planung und Durchführung einer MINI-Studie im Team Formulierung von Forschungsfragen und Hypothesenprüfung bzw. Hypothesengenerierung/Hypothesenbildung quantitative bzw. qualitative Auswertungen DATENERHEBUNG Die Ausführungen geben grobe Orientierung und beziehen sich auf Anwendungen, die im Rahmen von Bachelorarbeiten an der Pädagogischen Hochschule häufig vorgenommen werden und sind nicht allgemeingültig für wissenschaftliche Arbeiten zu verstehen. Ein Vertiefen in die Konzeptionierung und Durchführung der jeweiligen Forschungsmethoden ist jedenfalls unumgänglich. Folgende Übersicht gibt zur jeweiligen („klassischen“) Forschungsmethode Einblicke in die Herangehensweise bei der Datenerhebung. Datenerhebung quantitativ Schriftliche Befragung Einsatz bei … bereits erforschten Themenfeldern Primär Überprüfung von Hypothesen Fragen mit Antwortvorgaben geschlossene oder halboffene Antwortmöglichkeiten Interview Einsatz bei … Vertiefung und Neuerschließung von Themenfeldern; Anzahl dient nur zur Orientierung: z.B. „3 von 8 Personen haben …“ Generierung von Hypothesen Gruppeninterview und –diskussion Argumentationen, Wechselbeziehungen zwischen den Teilnehmer/innen. Beobachtung z.B. Unterrichtsverhalten, nonverbale Merkmale, Handlungen, nonreaktive Messungen Inhaltsanalyse z.B. bei Texten/Bildern allgemein, Aufgabenstellungen (z.B. im Schulbuch), Transkripte Testung Feststellung von Leistungen, psychologische Tests qualitativ Offen gestellte Fragen ohne vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, Fragen zur detaillierten subjektiven Erläuterung Leitfragen-Konzept; Ev. auch materialunterstützt: Vignetten, Strukturkärtchen, Bild; Ziel: Neue Ideen, Beweggründe, Argumentationen, Einstellungen, … Dokumentation/ Protokollierung der Diskussion über z.B. Denkweisen und Meinungen der Gruppenmitglieder (z.B. zur Unterrichtsgestaltung) Time-sampling: Beobachtungsraster nach Zeiteinheiten (z.B. 1min, 2 min, … Phasen) oder Event-sampling: festgelegte Merkmale von Ereignissen. Verbale Beschreibungen nach Phasen/Zeiteinheiten oder Ereignissen; vorher teilweise festgelegte Kategorien bzw. Leitfragen, Zuordnung mittels vorbereitetem Analysebogen mit vorweg fixierten Merkmalen (Kategorienschema) Verbale Beschreibung systematisch nach Leitfragen Zuordnung von Punkten/Werten nach festgelegten Merkmalen Kategorienschema mit Ober- und Unterordnung Verbalbeschreibungen bei Aufgabenstellungen, Beschreibung von Lösungswegen Systematische Beschreibungen spezieller Situationen vereinzelt quantitative Daten Entwicklungen einzelner (Beobachtungen), Personen im ganz speziellen Erzählungen, Berichte, Antworten Umfeld; oftmals narrative Erhebungen (Interview), Gedächtnisprotokolle Anmerkung: Kursiv Gestelltes ist nachrangig quantitativ/qualitativ bzw. in Ergänzung zu verstehen. Einzelfallstudie 5 Quantitative Aktivitäten (mathematisch-naturwissenschaftliche Zugänge): eindeutig zuordnen, reihen, berechnen (Häufigkeiten, Mittelwert/Streuung, Zusammenhänge, …) Größen vergleichen, Relationen herstellen, Statistiken darstellen Qualitative Aktivitäten (sprachliche Zugänge).Details beschreiben, systematisch ordnen, verbal vergleichen, Beschreibungen kategorisieren, explizieren Organisation des Forschungsprozesses: Im Rahmen quantitativer Forschung ist der Forschungsprozess meist linear organisiert, d.h. die einzelnen Phasen verlaufen über (1) die theoretische Reflexion, (2) den konkreten Forschungsfragen, (3) der Entwicklung/Verwendung von Forschungsinstrumenten, (4) der Stichprobenziehung, (5) der Datensammlung und Datenaufbereitung hin zur (6) Datenauswertung. Qualitative Forschung setzt oft auch an zirkulär organisierten Datenerhebungen und – auswertungen an. Phasen der Datenerhebung und der Datenanalyse wechseln sich mit theoretischer Reflexion ab. In jedem Fall ist kontinuierliche Selbstreflexion und Prozesskontrolle selbstverständlich. (Baur & Blasius, 2014, S. 46-47) Oftmals werden in der Praxisforschung quantitative und qualitative Verfahren kombiniert. Die beiden Zugänge ergänzen einander komplementär, dies gilt auch im Sinne von Validierung. ( Triangulation, Mixed Methods). 6 Für Studien und Untersuchungen mit Schülerinnen und Schülern, die nicht im Rahmen schulpraktischer Studien erfolgen können, ist ein Ansuchen zur Durchführung an den Landesschulrat für Salzburg zu stellen. siehe dazu nähere Details auf der Homepage. In jedem Fall muss bei Kindern das Einverständnis der Erziehungsberechtigten eingeholt werden. STICHPROBE (und Untersuchungseinheit) Die Festlegung einer Anzahl zur Stichprobengröße (z.B. Anzahl der Personen, Anzahl der Untersuchungseinheiten in Dokumenten, …) ist von der Fragestellung, dem Thema und dem Ziel der Studie und letztendlich auch von der Forschungsmethode abhängig. In Hinblick auf Repräsentativität betont Beller (2008, S. 86) dass – allgemein formuliert – die Stichprobe eine Population hinsichtlich interessierender Merkmale besonders gut abbilden muss. Dies mit Zahlen vorweg allgemein festzulegen, ist kaum möglich. Da in Bachelorarbeiten im Vergleich zu Dissertationen nicht der Anspruch auf allgemein gültige Erkenntnisgewinnung für die Wissenschaft gilt, ist die Größe der Stichprobe in Hinblick auf Repräsentativität unter anderen Bedingungen festzulegen und üblicherweise kleiner. In Hinblick auf Repräsentativität öffnet sich die Möglichkeit einer genauen Beschreibung von Merkmalen der gewählten Einheit. So kann durchaus auch die Anzahl von Schüler/innen (nur) einer Klasse über z.B. schriftliche Befragungen quantitativ erfasst und ausgewertet werden, wenn ergänzend weitere Methoden z.B. Reflexion im gemeinsamen Unterrichtsgespräch (z.B. Gruppendiskussion) eingesetzt werden und so zu einer Absicherung und detaillierteren Darstellung der Ergebnisse und von Personenmerkmalen führt. In Zusammenhang mit Interviews ist festzuhalten, dass bei geringer Anzahl (z.B. 3-8 Interviews) auch bereits Details, allenfalls auch zu unterschiedlichen Auffassungen zu beabsichtigten Forschungsfragen herausgearbeitet werden können. Eine Verallgemeinerung ist in diesem Fall jedoch nicht erlaubt. Vereinzelt kann es auch Sinn machen, auch ein einziges Interview zu führen, z.B. wenn es sich um ein Experteninterview handelt. Ergänzend ist dabei noch zu erwähnen, dass ein Experteninterview dann sinnvoll eingesetzt ist, wenn in der Literatur zu den gestellten Fragen (z.B. zu speziellen praktischen Erfahrungen) noch keine oder nicht ausreichende Beschreibungen vorliegen. Auch die Möglichkeit von Gruppeninterviews (z.B. mit 2-3 Schüler/innen) kann bei einer geringeren Anzahl von Interviews eine größere Anzahl von Personen berücksichtigen und daher Aufschluss über mehrere Schüler/innen geben. Die Analyse von Büchern (Inhaltsanalyse) fordert zur Festlegungen von Untersuchungseinheiten heraus. Je nach Fragestellung können dies einzelne Kapitel, ausgewählte Textteile, oder auch Seitenteile oder einzelne Aufgabenstellungen bzw. Bilder sein. Erst die Analyse jeder einzelnen Untersuchungseinheit führt in Summe über quantitative Auswertungsverfahren zu der Möglichkeit einer Gesamtbewertung. Auch hier gilt wie bei der Befragung Folgendes: unter Nutzung qualitativer Forschungsmethodik lässt sich ein spezieller Ausschnitt eines Buches exemplarisch im Detail beschreiben und diskutieren. 7 DATENAUSWERTUNG Für die Auswertung der Daten stehen je nach Datensammlung unterschiedliche Methoden und Prozeduren zur Verfügung. Bei quantitativen Verfahren ist die Frage nach der Normalverteilung und des Skalenniveaus bedeutend, bei qualitativen Verfahren ist vor allem die Ausrichtung der Analyse (z.B. inhaltlich, explizierend, verstehend-hermeneutisch, …) ausschlaggebend. Erhebungsmethode Untersuchungs- bzw. Analyseeinheit Auswertungsmethode bzw. technik Schriftliche Befragung (Fragebogen) Item des Fragebogens Univariate Datenauswertung: Häufigkeiten (absolut, prozentuell), Zentralmaße und Streuung Bivariate Datenauswertung: Kreuztabellen, Korrelationen, Vergleich zentraler Maße (z.B. t-Test, Mann-Whitney-U-Test) Interview Festgelegte Texteinheit aus dem Interview(transkript): z.B. Aussage zu einer Frage, zu einem speziellen Merkmal Inhaltsanalyse zum Transkript: Qualitativ: Zusammenfassende, induktive, explizierende Inhaltsanalyse (Mayring 2015, Kuckartz 2012, …); Dokumentarische Methode (Bohnsack 2013, …) Qualitativ: siehe Interview Gruppeninterview bzw. Gruppendiskussion z.B. (einzelne) Aussagen der Personen der Gruppe (ev. inhaltlich nach Kategorien bzw. Leitfragen gruppiert) Beobachtung Festgelegte Zeiteinheit (z.B. Minute) Einzelnes Ereignis (beim Auftreten, Situation) Quantitativ: siehe schriftliche Befragung Qualitativ: siehe Interview Inhaltsanalyse Satz, Absatz, Seitenteil, Seite, textliche Einheit Aufgabenstellung, Übung Bild, … Quantitativ: siehe schriftliche Befragung Qualitativ: siehe Interview Testung (Testaufgabe einer) Person Einzelfallstudie Aussage im Gespräch/Interview, Verhaltensweise in Situationen Spezielle methodische Analyse: Netzwerkanalyse (zu Beziehungen in der Gruppe) Spezielle methodische Analysen: Kernsatzmethode (Hinweis wie der „Text“ zu lesen ist und worauf fokussiert werden soll) Quantitativ: siehe schriftliche Befragung Qualitativ: siehe Interview bzw. Inhaltsanalyse 8 DARSTELLUNG DER DATEN Die Darstellung quantitativer Daten erfolgt in unterschiedlichen Formaten: als Text, als Tabelle, und/oder in Form von Grafiken/Diagrammen. Es wird empfohlen, im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten eine sinnvolle Auswahl und logische Abfolge der Darstellungen von Ergebnissen vorzunehmen. Grafische Darstellungen unterstützen die Informationen im Text und sollten nicht als einzige Form zur Darstellung von Ergebnissen verwendet werden. Angaben von Datenergebnissen in Tabellen schaffen einen umfassenden Überblick über die Verteilung von Daten, während die Beschreibungen im Text besondere Auffälligkeiten fokussieren. Je nach Auswertungsziel werden unterschiedliche Diagramme zur Veranschaulichung genützt: Kreisdiagramm Zur Darstellung von Teilen in Bezug zum Ganzen; Verwendung nur bei geringer Anzahl von Teilen sinnvoll Säulen- bzw. Balkendiagramm Häufigkeitsverteilungen der Ausprägungen einer Variable Vergleich mehrerer Variablen bzw. Gruppierungen Liniendiagramm Vergleich von Entwicklungen 5 9 0 1 2 3 4 5 Streudiagramm Zusammenhang zweier Variablen, Korrelation Boxplot Vergleichende Darstellung von Lage (Mittelwert) und Streuung Die Darstellung qualitativer Daten erfolgt häufig zusammengefasst über Paraphrasierungen, d.h. Textinhalte werden sinngemäß in Form prägnanter Wortgruppen zusammengeführt. Dadurch werden Vergleiche mehrerer Untersuchungseinheiten systematisiert und in weiterer Folge Diskussionen darüber initiiert. Auch hier bieten sich tabellarische Darstellungen an, um in Form einer Übersicht auf zentrale Informationen aus dem Datenmaterial aufmerksam zu machen. Exemplarische Beispiele (z.B. Ausschnitte aus Transkripten, typische Aufgabenstellungen, ausgewählte Schüler/innen-Dokumente) unterstützen hierbei die Nachvollziehbarkeit von Zuordnungen. AUSBLICK AUF UNTERSCHIEDLICHE WISSENSCHAFTLICHE PARADIGMEN Abschließend sei noch betont, dass je nach Forschungsfrage(n) bzw. Untersuchungsthema unterschiedliche Vorgehensweisen Sinn machen. Nicht der „Wunsch“ nach bestimmten Erhebungsmethoden gestaltet den Forschungsprozess sondern die Forschungsthematik an sich und damit verbunden die Absicht Erkenntnisse und/oder Details über das Forschungsfeld zu erhalten. Wissenschaftliche Paradigmen unterscheiden sich z.B. nach a) empirisch-analytischen, b) phänomenologischen, c) deduktiv-hypothetischen, d) interpretativen, e) praxeologischen Zugängen. Empirisch-analytisches Paradigma (auch: nomothetisch): Empirisch basiert auf Erfahrung, Beobachtung, Befragung, Experiment etc., während analytisch ein Zerlegen des Untersuchungsgegenstandes in ihre Teile meint. Annahmen (Hypothesen) werden empirisch überprüft und Merkmale gegenübergestellt. Phänomenologisches Paradigma: Methodisch wird hier kritisch mit Erkenntnis umgegangen. Zunächst ist zwischen einzelnen Phänomenen und Annahmen zu unterscheiden. Schließlich wird nicht nur die Einzelanalyse von Phänomenen vorgenommen, es werden auch der Kern des Problems bzw. die Wesensstrukturen gesucht. Dadurch bedingt wird es leichter möglich, Transferwissen aufzubauen. (Godina 2012, S. 52) Deduktiv-hypothetisches Paradigma: Neben der deskriptiven Funktion umfasst dieses Paradigma auch eine Erklärungs- und Prognosefunktion. Kausale Erklärungen (Wenn-dann-Aussagen) beziehen sich auf ursächliche Begründungen und Randbedingungen. Methodisch wird hier vor allem ein (quasi-)experimentelles Forschungsdesign konzipiert. (Einsiedler u.a., 2013, S. 42-43) Interpretatives Paradigma (z.B. zu Soziologie und Kulturwissenschaft): Menschen sind generell „kulturell“, sie sind in Kulturen eingebettet und interpretieren aus der Kultur heraus ihre Welt. Sozialforschung deutet (interpretiert) unter dieser Prämisse das Handeln der jeweiligen Personen. (Keller 2012, S. 5). Allgemein geht es demnach um hermeneutische Vorgänge im Sinne von Deutungen von Handlungen aufgrund von Interpretationen der beforschten Personen im Beziehungsgefüge. Praxeologisches Paradigma: Breidenstein (2008) betont die spezifischen sozialen Praktiken des Unterrichtsalltags und sieht Unterrichtsforschung als praxeologisch. Sie orientiert sich „an der ´Performanz´ des Lehrens und Lernens, an dem praktischen Vollzug von Unterricht“ und beschäftigt sich mit den Implikationen der jeweiligen Praktiken. (a.a.O., S. 205, 207) „ZUM ABSCHLUSS“ – oder besser noch „ZUM NEUBEGINN“: Forschen heißt auch … … neugierig sein, … frei sein von subjektiven/engen Zuschreibungen, … bereit sein Neues zu entdecken und lebenslang zu lernen. Forschen kann sehr spannend sein! 10 LITERATUR Baur, Nina & Blasius, Jörg (Hrsg.) (2014). Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer. Beller, S. (2008). Empirisch forschen lernen. Konzepte, Methoden, Fallbeispiele, Tipps. 2., überarbeitete Auflage. Bern: Huber. Bohnsack, R. (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS. Breidenstein, G. (2008). Allgemeine Didaktik und praxeologische Unterrichtsforschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Sonderheft 9/2008, S. 201-215. Einsiedler, W., Fölling-Albers, M., Kelle, H. & Lohrmann, K. (2013). Standards und Forschungsstrategien in der empirischen Grundschulforschung. Eine Handreichung. Münster: Waxmann. Godina, B. (2012). Die Phänomenologische Methode Husserls für Sozial- und Geisteswissenschaftler. Wiesbaden: Springer. Greiner, U. & Rauscher, E. (im Auftrag der RÖPH) (2011). Das Lernen lehren, das Lehren lernen. Positionspapier der RÖPH zur „PädagogInnenbildung NEU“. Pdf-Dokument abgerufen am 01.05.2015 von https://www.bmbf.gv.at/schulen/lehr/labneu/pb_roeph_20260.pdf?4dzgm2. Hauer, B. M. (2014). Entwicklung didaktischer Kompetenzen durch forschendes Lernen. Der Einsatz des AuRELIA-Konzeptes in der Lehrer/-innenbildung (Beiträge zur Didaktik). Herzogenrath: Keller, R. (2012). Das interpretative Paradigma. Eine Einführung. Springer. Kuckartz, U. (2012). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim u.a.: Beltz. Mayring, Ph. (2008). Die Praxis qualitativer Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz. Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz. Reitinger, J. (2013). Forschendes Lernen. Theorie, Evaluation und Praxis in naturwissenschaftlichen Lernarrangements (Theorie und Praxis der Schulpädagogik, Bd. 12). Immenhausen bei Kassel: Prolog-Verlag. Schneider, R. (2008). Forschendes Lernen in der Lehrerausbildung. Entwicklung einer Neukonzeption v on Praxisstudien am Beispiel des Curriculumbausteins „Schulentwicklung“: Eine empirischqualitative Untersuchung zur Ermittlung hochschuldidaktischer Potentiale. Zugriff am 02.09.2013. Verfügbar unter https://eldorado.tudortmund.de/bitstream/2003/26029/2/RalfSchneider_Gesamt.pdf Hinweis: In der Studienbibliothek ist zur eigenständigen Professionalisierung aktuelle wissenschaftliche Literatur reichlich vorhanden. Unter dem Schlagwort „Testmanual“ sind auch standardisierte Testpakete für Studien zu bildungswissenschaftlichen und fachwissenschaftlichen Themenschwerpunkten erhältlich und dürfen in Absprache mit den Betreuungspersonen im Rahmen der Bachelorarbeit verwendet werden. 11
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