Forschen lehren und lernen

FORSCHEN
LERNEN
UND
LEHREN
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Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig (Hrsg.)
Roswitha Greinstetter, Christina Haberfellner
Einblicke und Orientierung
zur quantitativen und qualitativen
Datenerhebung, Datenauswertung
und Darstellung in Bachelorarbeiten
Juni 2015, Salzburg
Inhalt
Einleitung ................................................................................................................................................... 2
FORSCHEN-LERNEN IN DER LEHRE ............................................................................................................. 3
DATENERHEBUNG ...................................................................................................................................... 5
STICHPROBE (und Untersuchungseinheit) .................................................................................................. 7
DATENAUSWERTUNG................................................................................................................................. 8
DARSTELLUNG DER DATEN ......................................................................................................................... 9
AUSBLICK AUF UNTERSCHIEDLICHE WISSENSCHAFTLICHE PARADIGMEN ............................................... 10
LITERATUR ................................................................................................................................................ 11
Einleitung
‚PädagogInnenbildung neu‘ schafft den Rahmen für ein wissenschafts-und
forschungsbasiertes, praxiswirksames Szenario, in welchem Forschung, Lehre und
Berufsfeld miteinander in einem lebendigen Wechselspiel stehen. Der forschend
reflexive Umgang mit dem eigenen Tun wird als grundlegende Basisqualifikation von
künftigen PädagogInnen angesehen. (Greiner & Rauscher, 2011, S. 1)
Dem Streben der Rektor/innenkonferenz entsprechend wird an der Pädagogischen Hochschule
Salzburg Stefan Zweig in diversen Lehrveranstaltungen wissenschaftsbasiert gearbeitet und
sukzessive fachspezifisch Forschungskompetenz aufgebaut. Ab Beginn des Studiums kann
durchgängig ein forschender Habitus aufgebaut werden. Beispielsweise kann dies durch
Studieren wissenschaftlicher Literatur, durch Anwendung wissenschaftlicher Formulierungen
und Zitationsweisen in diversen schriftlichen Arbeiten und durch Transfer des Wissens über
Allgemeinen Methoden im Unterricht auf Forschungsmethoden erfolgen. Im Rahmen der
forschungsspezifischen Lehrveranstaltung (5. Sem.) wird daran angeknüpft und die
Begrifflichkeit geschärft und exemplarisch praktisch vertieft.
Die Bachelorarbeit zeigt schließlich auf, wie forschungsmethodische Kompetenz sowohl
theoretisch als auch praktisch umgesetzt wird. Die vorliegende Übersicht über „klassische“
Forschungsmethoden soll es erleichtern, passende Zugänge sowohl zur Erhebung als auch zur
Auswertung von Daten zu finden.
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FORSCHEN-LERNEN IN DER LEHRE
„Forschendes Lernen“ gilt als bedeutende Lernform sowohl für die Schule als auch für die
Lehrer- und Lehrerinnenbildung (z.B. Hauer, 2014; Reitinger, 2013, Schneider, 2008). Forschen
zielt auf fragengeleitetes, entdeckendes, systematisches und kommunikativ-reflektiertes
Vorgehen ab. Diese Lernform entspricht auch den Merkmalen forschungsmethodischer
Zugänge in der Wissenschaft. In einem professionellen Verständnis des Lehrer/innenberufes ist
eine forschende Haltung auch unabdingbar und somit auch als Leitlinie für die
fachdidaktische/fachwissenschaftliche Ausbildung.
Nachstehende Übersicht zeigt sowohl für Lehrende als auch für Studierende exemplarisch auf,
in welchen primär fachdidaktischen Lehrveranstaltungen Anknüpfungspunkte für die
Integration von Forschungsinhalten möglich sind.
Lehre (Didaktik)
Forschung
Sprachstandsdiagnostik, -beobachtungen (D)
1.Sem.
Einblicke in Studien (M)
1.Sem.
1.Sem.
Qualitative und quantitative
Erhebung (mündlich, schriftlich)
Forschungsprozess
Analyse von Aufgaben und
didaktischen Medien
Bildanalyse und -interpretation
1.Sem.
Forschungsfragen
1./2. Sem.
Werkanalyse, Inhaltsanalyse
2. Sem.
experimentieren, entdecken, fragen, darstellen, …)
Experimentieren im SU: vermuten/ überprüfen;
verändern, vergleichen, …
Überblick über
Forschungsmethoden
2. Sem.
Hypothesenprüfung und
-generierung
Recherche und Quellenkritik (MPD)
3.Sem.
Recherchieren, Dokumentieren
Lesediagnose (D)
4.Sem.
Forschungsmethode „Testung“,
quantitative Datenerhebung
Langzeitbeobachtung bei Pflanzen und
Entwicklungsprozessen (SU)
Sachrechnen und Leistungsfeststellung (M)
4.Sem.
Messzeitreihe, Kategorisierung,
Dokumentation
4.Sem.
Hören: Werkanalysen (ME)
Materialerfahrung, -analyse (Wtex)
Experimentieren und Problemlösen (Wtec)
4.Sem.
Forschungsinstrumente und
Testaufgaben
Inhaltsanalyse
4.Sem.
Inhaltsanalyse
4.Sem.
Forschungsprozess, Hypothesen
und Hypothesenprüfung
Analyse von Darstellungsmodellen (M)
Studien zu Entwicklungen zur Bildsprache (BG)
Ästhetische Forschung: individuelle Fragestellungen (BG)
Liedanalyse (ME)
Forschendes Lernen im SU –Überblick (beobachten,
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In den Lehrveranstaltungen der Bildungswissenschaften bieten sich insbesondere
Begriffsbildungen zu Wissenschaft und Theorie an. Das eigenständig reflektierte Studieren von
Theorien und wissenschaftlichen Texten stellt an sich bereits forschungsrelevantes Vorgehen
dar und übt wissenschaftliches Knowhow ein. Dies entspricht stark dem Ansatz
selbstorganisierten Lernens.
Die Lehrveranstaltung „Grundlagen empirischer Forschung“ im 5. Semester
(CurriculumNEU) bietet Einblicke in Abläufe empirischer Studien (vom Forschungsdesign bis
Datenauswertung), und differenziert die Begriffe quantitativ und qualitativ anhand von
Gegenüberstellungen von Forschungsmethoden. An exemplarischen Beispielen werden
Hypothesen unterschiedlicher Art kennen gelernt und formuliert. Strukturierung und
Kodierung von Daten führt in die systematische Vorgehensweise im Rahmen der Auswertung
sowohl quantitativer als auch qualitativer Daten ein.
Vertiefend zur Vorlesung (Pflichtveranstaltung für alle gleich) werden zur praktischen
Erprobung wahlweise Übungen (Wahlpflicht) mit quantitativer oder qualitativer
Forschungsmethodik angeboten.
Aus den Inhalten der forschungsspezifischen Lehrveranstaltung im 5. Semester
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Vorlesung zu:
 Phasen empirischer Studien
 Grundlagen zur quantitativen und qualitativen Forschungsmethodik
 Wissenschaftsethik
 Datenerfassung und Datenkodierung
 Einführung in die quantitative und qualitative Auswertung
 Einblicke in IT-unterstützte Auswertungen (quantitativ)
Übung (wahlweise) zu:
 praktische Übungen zu Vorlesungsinhalten
 Planung und Durchführung einer MINI-Studie im Team
 Formulierung von Forschungsfragen und Hypothesenprüfung bzw.
Hypothesengenerierung/Hypothesenbildung
 quantitative bzw. qualitative Auswertungen
DATENERHEBUNG
Die Ausführungen geben grobe Orientierung und beziehen sich auf Anwendungen, die im
Rahmen von Bachelorarbeiten an der Pädagogischen Hochschule häufig vorgenommen werden
und sind nicht allgemeingültig für wissenschaftliche Arbeiten zu verstehen. Ein Vertiefen in die
Konzeptionierung und Durchführung der jeweiligen Forschungsmethoden ist jedenfalls
unumgänglich. Folgende Übersicht gibt zur jeweiligen („klassischen“) Forschungsmethode
Einblicke in die Herangehensweise bei der Datenerhebung.
Datenerhebung
quantitativ
Schriftliche Befragung
Einsatz bei … bereits
erforschten Themenfeldern
 Primär Überprüfung von
Hypothesen
Fragen mit Antwortvorgaben
geschlossene oder halboffene
Antwortmöglichkeiten
Interview
Einsatz bei … Vertiefung und
Neuerschließung von
Themenfeldern;
Anzahl dient nur zur Orientierung:
z.B. „3 von 8 Personen haben …“
 Generierung von
Hypothesen
Gruppeninterview
und –diskussion
Argumentationen,
Wechselbeziehungen zwischen
den Teilnehmer/innen.
Beobachtung
z.B. Unterrichtsverhalten,
nonverbale Merkmale,
Handlungen,
nonreaktive Messungen
Inhaltsanalyse
z.B. bei Texten/Bildern
allgemein, Aufgabenstellungen
(z.B. im Schulbuch), Transkripte
Testung
Feststellung von Leistungen,
psychologische Tests
qualitativ
Offen gestellte Fragen ohne
vorgegebenen
Antwortmöglichkeiten,
Fragen zur detaillierten
subjektiven Erläuterung
Leitfragen-Konzept;
Ev. auch materialunterstützt:
Vignetten, Strukturkärtchen, Bild;
Ziel: Neue Ideen, Beweggründe,
Argumentationen, Einstellungen,
…
Dokumentation/ Protokollierung
der Diskussion über z.B.
Denkweisen und Meinungen der
Gruppenmitglieder (z.B. zur
Unterrichtsgestaltung)
Time-sampling: Beobachtungsraster nach Zeiteinheiten (z.B.
1min, 2 min, … Phasen) oder
Event-sampling: festgelegte
Merkmale von Ereignissen.
Verbale Beschreibungen nach
Phasen/Zeiteinheiten oder
Ereignissen;
vorher teilweise festgelegte
Kategorien bzw. Leitfragen,
Zuordnung mittels vorbereitetem
Analysebogen mit vorweg
fixierten Merkmalen
(Kategorienschema)
Verbale Beschreibung
systematisch nach Leitfragen
Zuordnung von Punkten/Werten
nach festgelegten Merkmalen
Kategorienschema mit Ober- und
Unterordnung
Verbalbeschreibungen bei
Aufgabenstellungen,
Beschreibung von Lösungswegen
Systematische Beschreibungen
spezieller Situationen
vereinzelt quantitative Daten
Entwicklungen einzelner
(Beobachtungen),
Personen im ganz speziellen
Erzählungen, Berichte, Antworten
Umfeld; oftmals narrative
Erhebungen
(Interview),
Gedächtnisprotokolle
Anmerkung: Kursiv Gestelltes ist nachrangig quantitativ/qualitativ bzw. in Ergänzung zu verstehen.
Einzelfallstudie
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Quantitative Aktivitäten (mathematisch-naturwissenschaftliche Zugänge): eindeutig zuordnen,
reihen, berechnen (Häufigkeiten, Mittelwert/Streuung, Zusammenhänge, …) Größen
vergleichen, Relationen herstellen, Statistiken darstellen
Qualitative Aktivitäten (sprachliche Zugänge).Details beschreiben, systematisch ordnen, verbal
vergleichen, Beschreibungen kategorisieren, explizieren
Organisation des Forschungsprozesses:
Im Rahmen quantitativer Forschung ist der Forschungsprozess meist linear organisiert, d.h. die
einzelnen Phasen verlaufen über (1) die theoretische Reflexion, (2) den konkreten
Forschungsfragen, (3) der Entwicklung/Verwendung von Forschungsinstrumenten, (4) der
Stichprobenziehung, (5) der Datensammlung und Datenaufbereitung hin zur (6)
Datenauswertung.
Qualitative Forschung setzt oft auch an zirkulär organisierten Datenerhebungen und –
auswertungen an. Phasen der Datenerhebung und der Datenanalyse wechseln sich mit
theoretischer Reflexion ab. In jedem Fall ist kontinuierliche Selbstreflexion und
Prozesskontrolle selbstverständlich. (Baur & Blasius, 2014, S. 46-47)
Oftmals werden in der Praxisforschung quantitative und qualitative Verfahren kombiniert. Die
beiden Zugänge ergänzen einander komplementär, dies gilt auch im Sinne von Validierung. ( 
Triangulation, Mixed Methods).
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Für Studien und Untersuchungen mit Schülerinnen und Schülern, die nicht im
Rahmen schulpraktischer Studien erfolgen können, ist ein Ansuchen zur
Durchführung an den Landesschulrat für Salzburg zu stellen.
 siehe dazu nähere Details auf der Homepage.
In jedem Fall muss bei Kindern das Einverständnis der Erziehungsberechtigten
eingeholt werden.
STICHPROBE (und Untersuchungseinheit)
Die Festlegung einer Anzahl zur Stichprobengröße (z.B. Anzahl der Personen, Anzahl der
Untersuchungseinheiten in Dokumenten, …) ist von der Fragestellung, dem Thema und dem
Ziel der Studie und letztendlich auch von der Forschungsmethode abhängig.
In Hinblick auf Repräsentativität betont Beller (2008, S. 86) dass – allgemein formuliert –
die Stichprobe eine Population hinsichtlich interessierender Merkmale besonders gut abbilden
muss. Dies mit Zahlen vorweg allgemein festzulegen, ist kaum möglich.
Da in Bachelorarbeiten im Vergleich zu Dissertationen nicht der Anspruch auf allgemein gültige
Erkenntnisgewinnung für die Wissenschaft gilt, ist die Größe der Stichprobe in Hinblick auf
Repräsentativität unter anderen Bedingungen festzulegen und üblicherweise kleiner. In
Hinblick auf Repräsentativität öffnet sich die Möglichkeit einer genauen Beschreibung von
Merkmalen der gewählten Einheit.
So kann durchaus auch die Anzahl von Schüler/innen (nur) einer Klasse über z.B. schriftliche
Befragungen quantitativ erfasst und ausgewertet werden, wenn ergänzend weitere
Methoden z.B. Reflexion im gemeinsamen Unterrichtsgespräch (z.B. Gruppendiskussion)
eingesetzt werden und so zu einer Absicherung und detaillierteren Darstellung der Ergebnisse
und von Personenmerkmalen führt.
In Zusammenhang mit Interviews ist festzuhalten, dass bei geringer Anzahl (z.B. 3-8
Interviews) auch bereits Details, allenfalls auch zu unterschiedlichen Auffassungen zu
beabsichtigten Forschungsfragen herausgearbeitet werden können. Eine Verallgemeinerung ist
in diesem Fall jedoch nicht erlaubt. Vereinzelt kann es auch Sinn machen, auch ein einziges
Interview zu führen, z.B. wenn es sich um ein Experteninterview handelt. Ergänzend ist dabei
noch zu erwähnen, dass ein Experteninterview dann sinnvoll eingesetzt ist, wenn in der
Literatur zu den gestellten Fragen (z.B. zu speziellen praktischen Erfahrungen) noch keine oder
nicht ausreichende Beschreibungen vorliegen.
Auch die Möglichkeit von Gruppeninterviews (z.B. mit 2-3 Schüler/innen) kann bei einer
geringeren Anzahl von Interviews eine größere Anzahl von Personen berücksichtigen und
daher Aufschluss über mehrere Schüler/innen geben.
Die Analyse von Büchern (Inhaltsanalyse) fordert zur Festlegungen von
Untersuchungseinheiten heraus. Je nach Fragestellung können dies einzelne Kapitel,
ausgewählte Textteile, oder auch Seitenteile oder einzelne Aufgabenstellungen bzw. Bilder
sein. Erst die Analyse jeder einzelnen Untersuchungseinheit führt in Summe über quantitative
Auswertungsverfahren zu der Möglichkeit einer Gesamtbewertung. Auch hier gilt wie bei der
Befragung Folgendes: unter Nutzung qualitativer Forschungsmethodik lässt sich ein spezieller
Ausschnitt eines Buches exemplarisch im Detail beschreiben und diskutieren.
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DATENAUSWERTUNG
Für die Auswertung der Daten stehen je nach Datensammlung unterschiedliche Methoden und
Prozeduren zur Verfügung. Bei quantitativen Verfahren ist die Frage nach der Normalverteilung
und des Skalenniveaus bedeutend, bei qualitativen Verfahren ist vor allem die Ausrichtung der
Analyse (z.B. inhaltlich, explizierend, verstehend-hermeneutisch, …) ausschlaggebend.
Erhebungsmethode
Untersuchungs- bzw.
Analyseeinheit
Auswertungsmethode bzw. technik
Schriftliche
Befragung
(Fragebogen)
Item des Fragebogens
Univariate Datenauswertung:
 Häufigkeiten (absolut, prozentuell),
 Zentralmaße und Streuung
Bivariate Datenauswertung:
 Kreuztabellen, Korrelationen,
 Vergleich zentraler Maße (z.B. t-Test,
Mann-Whitney-U-Test)
Interview
Festgelegte Texteinheit aus
dem Interview(transkript): z.B.
Aussage zu einer Frage, zu
einem speziellen Merkmal
Inhaltsanalyse zum Transkript:
Qualitativ:
 Zusammenfassende, induktive,
explizierende Inhaltsanalyse (Mayring
2015, Kuckartz 2012, …);
 Dokumentarische Methode (Bohnsack
2013, …)
Qualitativ: siehe Interview
Gruppeninterview
bzw.
Gruppendiskussion
z.B. (einzelne) Aussagen der
Personen der Gruppe (ev.
inhaltlich nach Kategorien bzw.
Leitfragen gruppiert)
Beobachtung
Festgelegte Zeiteinheit (z.B.
Minute)
Einzelnes Ereignis (beim
Auftreten, Situation)
Quantitativ: siehe schriftliche Befragung
Qualitativ: siehe Interview
Inhaltsanalyse
Satz, Absatz, Seitenteil, Seite,
textliche Einheit
Aufgabenstellung, Übung
Bild,
…
Quantitativ: siehe schriftliche Befragung
Qualitativ: siehe Interview
Testung
(Testaufgabe einer) Person
Einzelfallstudie
Aussage im
Gespräch/Interview,
Verhaltensweise in Situationen
Spezielle methodische Analyse:
Netzwerkanalyse (zu Beziehungen in der
Gruppe)
Spezielle methodische Analysen:
Kernsatzmethode (Hinweis wie der „Text“
zu lesen ist und worauf fokussiert werden
soll)
Quantitativ: siehe schriftliche Befragung
Qualitativ: siehe Interview bzw. Inhaltsanalyse
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DARSTELLUNG DER DATEN
Die Darstellung quantitativer Daten erfolgt in unterschiedlichen Formaten: als Text, als
Tabelle, und/oder in Form von Grafiken/Diagrammen. Es wird empfohlen, im Rahmen
wissenschaftlicher Arbeiten eine sinnvolle Auswahl und logische Abfolge der Darstellungen von
Ergebnissen vorzunehmen.
Grafische Darstellungen unterstützen die Informationen im Text und sollten nicht als einzige
Form zur Darstellung von Ergebnissen verwendet werden. Angaben von Datenergebnissen in
Tabellen schaffen einen umfassenden Überblick über die Verteilung von Daten, während die
Beschreibungen im Text besondere Auffälligkeiten fokussieren.
Je nach Auswertungsziel werden unterschiedliche Diagramme zur Veranschaulichung genützt:
Kreisdiagramm
Zur Darstellung von Teilen in Bezug zum Ganzen;
Verwendung nur bei geringer Anzahl von Teilen sinnvoll
Säulen- bzw. Balkendiagramm
Häufigkeitsverteilungen der Ausprägungen einer Variable
Vergleich mehrerer Variablen bzw. Gruppierungen
Liniendiagramm
Vergleich von Entwicklungen
5
9
0
1 2 3 4 5
Streudiagramm
Zusammenhang zweier Variablen,
Korrelation
Boxplot
Vergleichende Darstellung von Lage (Mittelwert) und Streuung
Die Darstellung qualitativer Daten erfolgt häufig zusammengefasst über Paraphrasierungen,
d.h. Textinhalte werden sinngemäß in Form prägnanter Wortgruppen zusammengeführt.
Dadurch werden Vergleiche mehrerer Untersuchungseinheiten systematisiert und in weiterer
Folge Diskussionen darüber initiiert. Auch hier bieten sich tabellarische Darstellungen an, um in
Form einer Übersicht auf zentrale Informationen aus dem Datenmaterial aufmerksam zu
machen. Exemplarische Beispiele (z.B. Ausschnitte aus Transkripten, typische
Aufgabenstellungen, ausgewählte Schüler/innen-Dokumente) unterstützen hierbei die
Nachvollziehbarkeit von Zuordnungen.
AUSBLICK AUF UNTERSCHIEDLICHE WISSENSCHAFTLICHE
PARADIGMEN
Abschließend sei noch betont, dass je nach Forschungsfrage(n) bzw. Untersuchungsthema
unterschiedliche Vorgehensweisen Sinn machen. Nicht der „Wunsch“ nach bestimmten
Erhebungsmethoden gestaltet den Forschungsprozess sondern die Forschungsthematik an sich und
damit verbunden die Absicht Erkenntnisse und/oder Details über das Forschungsfeld zu erhalten.
Wissenschaftliche Paradigmen unterscheiden sich z.B. nach
a) empirisch-analytischen,
b) phänomenologischen,
c) deduktiv-hypothetischen,
d) interpretativen,
e) praxeologischen
Zugängen.
Empirisch-analytisches Paradigma (auch: nomothetisch):
Empirisch basiert auf Erfahrung, Beobachtung, Befragung, Experiment etc., während analytisch ein
Zerlegen des Untersuchungsgegenstandes in ihre Teile meint. Annahmen (Hypothesen) werden
empirisch überprüft und Merkmale gegenübergestellt.
Phänomenologisches Paradigma:
Methodisch wird hier kritisch mit Erkenntnis umgegangen. Zunächst ist zwischen einzelnen
Phänomenen und Annahmen zu unterscheiden. Schließlich wird nicht nur die Einzelanalyse von
Phänomenen vorgenommen, es werden auch der Kern des Problems bzw. die Wesensstrukturen
gesucht. Dadurch bedingt wird es leichter möglich, Transferwissen aufzubauen. (Godina 2012, S. 52)
Deduktiv-hypothetisches Paradigma:
Neben der deskriptiven Funktion umfasst dieses Paradigma auch eine Erklärungs- und
Prognosefunktion. Kausale Erklärungen (Wenn-dann-Aussagen) beziehen sich auf ursächliche
Begründungen und Randbedingungen. Methodisch wird hier vor allem ein (quasi-)experimentelles
Forschungsdesign konzipiert. (Einsiedler u.a., 2013, S. 42-43)
Interpretatives Paradigma (z.B. zu Soziologie und Kulturwissenschaft):
Menschen sind generell „kulturell“, sie sind in Kulturen eingebettet
und interpretieren aus der Kultur heraus ihre Welt. Sozialforschung
deutet (interpretiert) unter dieser Prämisse das Handeln der
jeweiligen Personen. (Keller 2012, S. 5). Allgemein geht es demnach
um hermeneutische Vorgänge im Sinne von Deutungen von
Handlungen aufgrund von Interpretationen der beforschten Personen
im Beziehungsgefüge.
Praxeologisches Paradigma:
Breidenstein (2008) betont die spezifischen sozialen Praktiken des
Unterrichtsalltags und sieht Unterrichtsforschung als praxeologisch.
Sie orientiert sich „an der ´Performanz´ des Lehrens und Lernens, an
dem praktischen Vollzug von Unterricht“ und beschäftigt sich mit den
Implikationen der jeweiligen Praktiken. (a.a.O., S. 205, 207)
„ZUM ABSCHLUSS“ –
oder besser noch
„ZUM NEUBEGINN“:
Forschen heißt auch …
… neugierig sein,
… frei sein von
subjektiven/engen
Zuschreibungen,
… bereit sein Neues zu
entdecken und
lebenslang zu lernen.
Forschen kann sehr
spannend sein!
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LITERATUR
Baur, Nina & Blasius, Jörg (Hrsg.) (2014). Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung.
Wiesbaden: Springer.
Beller, S. (2008). Empirisch forschen lernen. Konzepte, Methoden, Fallbeispiele, Tipps. 2.,
überarbeitete Auflage. Bern: Huber.
Bohnsack, R. (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen
qualitativer Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.
Breidenstein, G. (2008). Allgemeine Didaktik und praxeologische Unterrichtsforschung.
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Sonderheft 9/2008, S. 201-215.
Einsiedler, W., Fölling-Albers, M., Kelle, H. & Lohrmann, K. (2013). Standards und
Forschungsstrategien in der empirischen Grundschulforschung. Eine Handreichung.
Münster: Waxmann.
Godina, B. (2012). Die Phänomenologische Methode Husserls für Sozial- und
Geisteswissenschaftler. Wiesbaden: Springer.
Greiner, U. & Rauscher, E. (im Auftrag der RÖPH) (2011). Das Lernen lehren, das Lehren lernen.
Positionspapier der RÖPH zur „PädagogInnenbildung NEU“. Pdf-Dokument abgerufen
am 01.05.2015 von
https://www.bmbf.gv.at/schulen/lehr/labneu/pb_roeph_20260.pdf?4dzgm2.
Hauer, B. M. (2014). Entwicklung didaktischer Kompetenzen durch forschendes Lernen. Der
Einsatz des AuRELIA-Konzeptes in der Lehrer/-innenbildung (Beiträge zur Didaktik).
Herzogenrath: Keller, R. (2012). Das interpretative Paradigma. Eine Einführung.
Springer.
Kuckartz, U. (2012). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung.
Weinheim u.a.: Beltz.
Mayring, Ph. (2008). Die Praxis qualitativer Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz.
Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.
Reitinger, J. (2013). Forschendes Lernen. Theorie, Evaluation und Praxis in
naturwissenschaftlichen Lernarrangements (Theorie und Praxis der Schulpädagogik, Bd.
12). Immenhausen bei Kassel: Prolog-Verlag.
Schneider, R. (2008). Forschendes Lernen in der Lehrerausbildung. Entwicklung einer Neukonzeption v
on Praxisstudien am Beispiel des Curriculumbausteins „Schulentwicklung“: Eine empirischqualitative Untersuchung zur Ermittlung hochschuldidaktischer Potentiale. Zugriff am
02.09.2013. Verfügbar unter https://eldorado.tudortmund.de/bitstream/2003/26029/2/RalfSchneider_Gesamt.pdf
Hinweis: In der Studienbibliothek ist zur eigenständigen Professionalisierung aktuelle
wissenschaftliche Literatur reichlich vorhanden.
Unter dem Schlagwort „Testmanual“ sind auch standardisierte Testpakete für Studien zu
bildungswissenschaftlichen und fachwissenschaftlichen Themenschwerpunkten erhältlich und
dürfen in Absprache mit den Betreuungspersonen im Rahmen der Bachelorarbeit verwendet
werden.
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