tiefe verbeugung - das 36. int. musikfest waidhofen im

27.10.2015
concerto: 36. Int. Musikfest Waidhofen
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TIEFE VERBEUGUNG - DAS 36. INT. MUSIKFEST
WAIDHOFEN IM RÜCKBLICK
Das „dienstälteste“ Festival Österreichs, so stand es im Programmfolder, überzeugte mit
einem fabelhaft abgestimmten Programm auf drei Schauplätzen.
Den Beginn machte der „Warming-Up-Day“ in
der Altstadt von Waidhofen, 17 Bands gaben
sich ein Stelldichein in den diversen Lokalen der
mittelalterlichen Grenzstadt. 3500 Besucher
konnten bereits an diesem Aufwärmtag bei
freiem Eintritt heiße Klänge miterleben. Der
weitere Schauplatz ist dann der Thayapark, wo
das Festival von Freitag, 3. bis Sonntag, 5. Juli,
über die Bühne ging. Genauer gesagt, waren es
zwei Bühnen, die legendäre Badehütte und die
neue Thaya-Bühne, die letztes Jahr installiert
wurde.
Stefan Sterzinger (Foto ganz oben) eröffnete mit
seinem orientalisch-wienerischen Trio sehr
gelungen beide Bühnen. Es folgte die
Gitarrenlegende Karl Ratzer (Foto 2. von oben),
der ein erstklassiges Comeback mit seinem
neuen Septett hinlegte. Jazz in allen Facetten,
zeitlos, beständig und groovig zugleich. Ratzer
feierte seinen 65. Geburtstag an diesem Tag und
wurde vom Veranstalter mit Blumen und Torte
und vom Publikum mit einem Happy BirthdayStändchen beschenkt. Lokalmatador Paul Dangl
(Foto 3. von oben)auf der Geige, der mit seiner
Band Black Market Tune, nachsetzte, war neben
Ratzer der Star des Abends. Folk Music auf
höchstem Niveau wurde hier geboten. Die Mira
Lu Kovacs steuerte dann noch den Extra-Bonus
als Sängerin bei. Interessant dann auch der nachtmitternächtliche Übergang von Scottish Folk zur
Scottish Ambient Electronics mit dem schottischen Trio Halcyon. Die Band bot abweschlungsreiche
fließende Übergänge von Folk-Music in elektronische Klänge mit fetten Bässen, und das alles zum
Abtanzen oder einfach Staunen. Am Samstag ging es mit hoher Qualität weiter. Der junge Vorarlberger Jazzpianist David Helbock
überzeugte mit seinem hervorragend eingespielten Trio das Publikum. Ein schönes Beispiel für die
musikalischen Grenzgänge und –überschreitungen, die in Waidhofen zu erleben sind, lieferte die
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deutsche Band Yellow Bird, die sich einer
angejazzten Spielart von Country und Bluegrass
verschrieben hat. Dass diese Unternehmung
nicht bloß akademisch wirkt, verdankt sich dem
Humor, mit dem das Quintett ans Werk geht.
Danach mit Marc Ribot (Foto 2. von unten) und
seiner Formation Ceramic Dog ein echtes
Festival-Highlight:
Zwar
ist
der
Gitarrenexzentriker seit jeher frei vom Verdacht,
zimperlich zu sein, so radikal wie beim
Waldviertler Musikfest hat man den New Yorker
aber selten erlebt. Die Freude, dem Publikum,
wie vom Veranstalter versprochen, mit PowerAkkorden und entsprechender Lautstärke "einen
Scheitel zu ziehen", war Ribot anzusehen. Den
begeisterten Zuhörern ebenso. Für ein nicht
ganz so lautes, aber nicht weniger sinnliches und
hypnotisches Hörerlebnis sorgte danach die aus
der West-Sahara stammende, heute in Barcelona
lebende Sängerin Aziza Brahim. Ein grooviger
Kontrapunkt wurde danach mit Count Basic
gesetzt. Die energiegeladene Sängerin Kellie
Sae (Foto 4. von oben) ließ die alte Badehütte
brodeln.
Beim sonntäglichen Brunch trat erstmals nach
12 Jahren die BEBB, Bernhard Egger Blues
Band, auf. Sie gelten als die Lokalmatadore im
Waldviertel und genießen bereits Kultstatus,
ähnlich
der
Bluespumpm.
Die
Wiedervereinigung hat sich ausgezahlt. Frisch
und unbekümmert, aber voller Elan und voller
Blues geigten die Altspatzen auf. Mira Lu
Kovacs (Foto 2. von unten), bereits am Freitag
bei Black Market Tune zu hören, wurde vom
Veranstalter ein eigener Slot für ihre Band,
Schmied Puls, zur Verfügung gestelllt. Und das
war gut so. Die hinreißend unglaubliche Stimme
von Mira Lu Kovacs, musikalisch mit ihrem Trio
zu einer Einheit verschmolzen, zog das Publikum
in den Bann. Joni Mitchell hätte ihre Freude
daran gehabt. Mit zwei interessanten Konzerten
schloss das Festival ab: David Krakauer &
Ancestal Groove schlängelte sich durch die
vielseitigen Facetten der Klezmer-Musik.
Kategorie Weltklasse, viel mehr Worte gibt es hier nicht zu verlieren. Die Herzen berührte zum
Abschluss das A cappella Ensemble Mozuluart (Foto ganz unten), gemeinsam mit dem Ambassade
Streichorchester. Mit viel Humor, Unterhaltung und gleichzeitig hoher Qualität konnten Vusa, Ramadu
und Blessings aus Zimbabwe gemeinsam mit Pianist Roland Guggenbichler ein emotionales, aber auch
sehr grooviges Konzert hinlegen. Das Streichorchester legte dazu den musikalischen Sockel, auf denen
das Quartett stand.
Jedes Jahr fragt man sich, wie dieses Festival funktioniert? Musiker von Weltklasse geben sich hier die
Türklinke in die Hand, während die Veranstalter völlig unabgehoben nicht nur hinter der Bühne
arbeiten, nein, fast im gleichen Augenblick Teil des Publikums sind. Nur so gibt’s sofort Feedback, lange
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Umfragen im Nachhinein erübrigen sich somit.
300 Mitarbeiter, die 4 Tage lang nur für einen
Eintritt und ein Essen arbeiten, könnte man
schon wieder als „Retro“ bezeichnen. Wie auch
immer, es gibt in Österreich kein Festival mehr,
das auf einer derartig professionellen Weise rein
idealistisch und – noch dazu (!) – ohne finanzielle
Förderung der öffentlichen Hand, agiert. Fazit:
Tiefe Verbeugung! Waidhofen keep on retro!
safra/glicka
Web-Tipp: www.folkclub.at
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