Das vernetzte Fahrzeug

November 2015
VIAVISION
VOLKSWAGEN
NACHRICHTEN AUS DER MOBILEN ZUKUNFT
Das vernetzte Fahrzeug
Von der Kommunikation zum kollektiven Wissen
VIAVISION
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
I nhalt
„Wir stellen uns den
He­rausforderungen“
2
Zahlen, Daten, Fakten
3
Intelligente Dienste
4
Immer in Verbindung
6
Vertrauenssache
8
„Wir stellen uns den
He­rausforderungen“
Dr. Volkmar Tanneberger über Innovations­
kraft als Schlüssel zum Erfolg
forderungen stellen – denn Innovations­
kraft ist der Schlüssel zum Erfolg.
I mpressum
www.viavision.org
Herausgeber
Volkswagen Aktiengesellschaft
Konzernkommunikation
Brieffach 1971, 38436 Wolfsburg
Telefon: 05361/9-87603
Fax: 05361/9-21952
Verantwortlich (V.i.S.d.P.)
Peter Thul, Leiter Kommunikation
Marke Volkswagen;
Dominik Hoberg, Leiter Produktkommuni­kation
Marke Volkswagen
Redaktion
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Kathi Preppner
Volkswagen: Michael Franke,
Tonio Vakalopoulos
Kontakt: [email protected]
Verlag
Verlag Rommerskirchen GmbH & Co. KG
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Druckerei
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Marktweg 42-50, 47608 Geldern
Titelbild: 123RF/Romolo Tavani
Alle in dieser Ausgabe verwendeten Grafiken
sind unter Angabe der Quelle VIAVISION zum
Abdruck freigegeben.
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Dr. Volkmar Tanneberger, Leiter Elektrik- und
Elektronikentwicklung und Vorsitzender
des Konzernmodulmanagements Elektrik
und Elektronik, kommissarischer Entwicklungsleiter der Marke Volkswagen.
Volkswagen hat kürzlich beim Au­
tomotiveINNOVATIONS Award fünf
Preise unter anderem in den Kate­
gorien Innovationsstärkster Konzern,
Vernetztes Fahrzeug und Si­cher­heits­
systeme bekommen. Was bedeutet das
für Volkswagen?
Diese Preise nehmen wir gerne als An­
stoß, um den eingeschlagenen Weg wei­
terzugehen. In den letzten zehn Jahren
hat der Konzern 1.251 Einzelinnovatio­
nen entwickelt, davon waren 212 Welt­
neu­heiten. Wir haben großartige Mitar­
beiter, die mit ihrer Kreativität die­sen
Erfolg möglich gemacht haben, und wir
werden uns auch in den kommenden
Jahren diesen technologischen Heraus­
Wie wird Volkswagen die immer häu­
figer genutzten Smartwatches in den
Gebrauch der Fahrzeugfunktionen in­
tegrieren?
Ab sofort wird die „Car-Net e-Remote“App auch für Smartwatches mit den
Betriebssystemen watchOS von Apple,
Android Wear von Google und Tizen
von Samsung erhältlich sein. Da die Te­
lefone immer größer werden, ist das
eine feine Sache. Man kann das Gerät
einfach mal in der Tasche des Jackets
lassen und so schnell schauen, ob zum
Beispiel die Fahrzeug­türen geschlossen
sind. Der Funktionsumfang der App
auf der Smartwatch und dem Smart­
phone wird sukzessive vergrößert. Zum
Beispiel erinnert die Smart­watch den
Fahrer in Zukunft, wenn seine Parkuhr
abläuft.
Durch die Vernetzung des Autos ent­
stehen mehr Daten, die gespeichert
werden müssen. Wie geht Volkswagen
mit diesen Daten um?
Bereits seit den 7oer Jahren beschäftigt
sich Volkswagen mit dem Thema Daten­
schutz. Durch diese Erfahrung haben
wir gelernt, sehr sensibel und vertrau­
ensvoll mit Daten umzugehen. Dieses
Know-how übertragen wir auf den Um­
gang und den Schutz unserer Kunden­
daten. Wir informieren jeden Käufer
ei­nes Volkswagens transparent darüber,
was mit seinen Daten geschieht. Ge­
rade beim Thema Connectivity muss der
Kunde selbst über seine Daten bestim­
men können.
November 2015
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
Zahlen, Daten, Fakten
Vernetzte Welt
Die Digitalisierung des Lebens ist längst auch im Auto angekommen. So genannte Connected Cars, Fahrzeuge also, die
mit dem Internet und miteinander verbunden sind, spielen bei den Wünschen der Kunden eine große Rolle. Gefragt
sind moderne Infotainment-Dienste, intelligente Vernetzung und Steuerung sowie Funktionen, die die Fahrsicherheit
erhöhen. Grundlage für all diese Dinge: ein gut ausgebautes, schnelles, mobiles Internet.
Anzahl der Smartphone-Nutzer:
(weltweit in Milliarden)
1,06
1,31
2012
2013
1,64
1,91
2,16
2,38
2,56
Von den mehr als sieben Milliarden Menschen auf
unserer Erde nutzen derzeit knapp zwei Milliarden ein
Smartphone. Prognosen zufolge wird die Zahl in den
kommenden drei Jahren noch einmal um gute
600 Millionen anwachsen.
2014
2015
2016*
2017*
* Zahlen prognostiziert; Quelle: Statista
2018*
Anteil der mit dem Internet vernetzten Fahrzeuge:
(weltweit am gesamten Fahrzeugbestand)
3 %
2012
5 %
2013
8 %
2014
10 %
2015
12 %
2016*
14 %
2017*
17 %
Die Zahl der Fahrzeuge, die sich mit dem Internet verbinden können, steigt seit 2012 kontinuierlich um
­einige Prozentpunkte an. Aktuell sind etwa zehn Prozent der Autos weltweit internetfähig. Für 2020
gehen Prognosen sogar davon aus, dass gut ein Viertel des globalen Fahrzeugbestands mit dem Internet
verbunden sein wird.
2018*
* Zahlen prognostiziert; Quelle: Statista
Diese Technologien stecken dahinter:
GSM (Global System for Mobile Commu­
nications) ist der weltweit verbreitetste
Standard für Mobilfunk. In Deutschland
wurde er 1992 eingeführt, im Gegensatz
zu den bis dahin analog funktionieren­
den Netzen war neben der rein mobilen
Telefonie jetzt auch die Übertragung
von Daten möglich.
Die Long Term Evolution-Frequenzen
(LTE) wurden 2010 im Rahmen der Digi­
talisierung des Antennenfernsehens frei.
Dieser Standard hat eine hohe Reich­
weite und erschließt so auch
­abgelegene Gebiete. Die Geschwindig­
keiten haben sich im Gegensatz zu
UMTS noch einmal deutlich erhöht.
Das Universal Mobile Telecommuni­
cations System UMTS ging in Deutsch­
land 2004 an den Start. Die ursprüng­
liche Geschwindigkeit wurde durch eine
Weiterentwicklung namens HSDPA noch
einmal erhöht. Der Standard machte
so die Übertragung von Bewegtbild
möglich.
Das Global Positioning System GPS be­
zeichnet ein Satellitensystem, dass mit
einer Genauigkeit von bis zu zehn Me­
tern die Positionsbestimmung eines
­Signals zulässt. Durch die Differenzme­
thode namens dGPS lässt sich diese Be­
stimmung mit Genauigkeiten bis in den
Zentimeter-Bereich durchführen.
WLAN steht für Wireless Local Area Net­
work und bezeichnet ein lokales Funknetz,
über das mehrere Endgeräte verbun­den
sein können. Ein Router kann die Koordi­
nation der unterschiedlichen Geräte über­
nehmen, alternativ können sie direkt mit­
einander kommunizieren. Das WLAN, das
man Zuhause verwendet, nutzt d
­ abei eine
andere Frequenz als das für die Verkehrs­
infrastruktur: ETSI ITS-G5 bezeichnet in
Eu­ropa einen WLAN-Standard für intelli­
gente Verkehrssysteme (Intelligent Trans­
port Systems, ITS). Die Technik gewähr­
leistet eine zuverlässige Übertragung bei
­hoher Geschwindigkeit und ermöglicht
ohne Router die direkte Kommunikation
zwischen einzelnen Fahr­zeu­gen sowie
zwischen Fahrzeug und Infrastruktur.
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VIAVISION
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
Intelligente Dienste
Infotainment im Fahrzeug
Fast die Hälfte der Autokäufer in Europa wünscht sich schnelleres Internet im Auto – eine Voraussetzung für neue
technische Dienste wie intelligente Navigation oder die Vernetzung mit dem eigenen Zuhause. Welche Features und
prak­tische Dienste angeboten werden, zeigt die folgende Übersicht.
Car-Net
Die Online-Plattform Car-Net bietet Zugang zu verschiedenen Infotainment- und Servicefunktionen sowie Apps.
Sie umfasst folgende mobile Online-Dienste:
Via App-Connect werden die drei Smartphone-Schnittstellen MirrorLinkTM, Android
­AutoTM (Google) und Apple CarPlayTM im vernetzten Fahrzeug angeboten. Diese drei Tech­
nologien übertragen aus­gewählte Smartphone-Apps auf den Touchscreen des Info­
tainmentsystems des Fahrzeugs und können beim Fahren bequem per Sprachbefehl ge­
steuert werden.
Guide & Inform in­formiert unterwegs zum Beispiel über Tankstellen und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, die
neuesten Verkehrsinformationen direkt aus dem Internet, über Nach­richten, Parkplätze bis hin zum Wet­ter. Darüber hin­
aus können persönliche Lieblingsziele ge­speichert und in das fahrzeugeigene Navigationssystem übertragen werden.
Via e-Remote kann der Fahrer auf die
wichtigen Funktionen seines Elektro­
autos vom eigenen Computer, Smart­
phone oder der Smartwatch aus zu­
greifen: Zum Beispiel kann er den
Ladevorgang starten oder stoppen, Ab­
fahrtzeiten programmieren oder die
letzte Parkposition anzeigen. Die Funk­
tion „Fahrdaten“ gibt In­formationen
zum durchschnittlichen Verbrauch.
Mit Security & Service plant Volkswagen ein
neues Car-Net-Dienstpaket. Es beinhaltet un­
ter anderem die e-Remote Dienste und den
Notruf-Service, der die Verbindung zwischen
Fahrer, Fahrzeug und Volkswagen-Back-End
herstellt. So kann per Knopfdruck ein Not-,
Unfall- oder Pannenruf ausgelöst werden.
Eine automatische Meldung erfolgt an das
VW-Notdienst-Callcenter, sobald ein S
­ ensor
(Airbag oder Gurt­straffer) einen Unfall meldet.
Im Zusammenspiel mit den oben genannten Car-Net-Funktionen bietet Häufigste Routen zusätzliche Möglichkeiten:
Dieser Dienst speichert regelmäßig gefahrene Strecken, wie den Weg zur Arbeit oder zum Kindergarten. Die Navigation
erfolgt stumm – angesagt werden nur Verkehrsstörungen sowie die vorgeschlagenen Alternativrouten. Dafür greift das
System über Car-Net Guide & Inform auf die im Internet hinterlegten Verkehrsdienste zurück.
Online Connectivity Unit
Auch aus der Ferne ist es möglich, Informationen über das Fahrzeug zu erhalten oder es
zu bedienen. Wie voll ist der Tank? Sind die Türen verschlossen? Wenn nicht, können
sie per Webinterface oder App verriegelt werden, sofern das Auto mit der Online Con­
nectivity Unit (OCU) mit SIM-Karten-Handling ausgestattet ist. Die OCU macht es mög­
lich, Signale des sogenannten CAN-Bus (Controller Area Network) auszuwerten, der
die Steuergeräte im Automobil miteinander vernetzt. Das in die Volkswagen-Strategie
eingebettete Bauteil garan­tiert eine sichere und stabile Verbindung zwischen Fahrzeug
und Back-End.
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November 2015
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
Festeingebaute Navigation
WLAN-Hotspot
Die Navigationssysteme Discover
Me­dia und Discover Pro bieten mit
einem farbi­gen Touchscreen, Blue­
tooth für freihändiges Telefonieren,
USB-Anschluss und vielem mehr
komfortable Technik für unterwegs,
mit der der Fahrer rundum infor­
miert und sicher zum gewünschten Ziel kommt. Mit dem Karten-Up­
date-Service kann man die aktuellen Navigationskarten kostenfrei aus
dem Internet herunterladen.
Mobile Geräte können über WLAN
mit dem Fahrzeug verbunden wer­
den. Das bietet Bei­fahrern auch
während der Fahrt einen Internet­
zugang. Die Übertragung funktio­
niert über das via Blue­tooth ange­
bundene Fahr­zeugtelefon, über eine
SIM-Karte oder über einen Surfstick.
Bis zu sieben mobile End­geräte sind
auf diese Weise koppelbar.
E-Station Guide
Der e-Station Guide hilft den Fah­rern von Elektroautos dabei, die optimale Ladestation zu
finden. So informiert der Dienst über Eigenschaften wie Lage, Ausstat­tung und Zahlungs­
möglichkeiten. Ist eine Ladestation zum Bei­spiel schwer zugänglich, defekt oder verfügt sie
nicht über das erforderliche Steckersystem, wird dies erfasst, unnötiger Zeitverlust so ver­
mieden. Der Hintergrund: Elektrofahrzeuge können jede Ladesäule auf ihre Eigenschaften
hin bewerten. Das Ergebnis wird den anderen Fahrern über eine Cloud zur Verfügung ge­
stellt, die digitale Straßenkarte somit ­stetig verbessert.
Media Control
Via Media Control können alle wichtigen Infotainmentfunk­
tionen bequem vom Rücksitz aus gesteuert werden. Indem
man sein Tablet oder Smartphone per WLAN mit dem bordin­
ternen System vernetzt, können Radio, Navigationssys­tem
sowie sämtliche Media-Quellen wie CD oder DVD über die App
fernbedient werden. Nicht nur Lautstärke, Balance-FaderEinstellungen oder grundsätzliche Bedienfunktionen wie
„Play“ und „Pause“ lassen sich so vom Fond aus regeln. Im
Navigationsmenü können auf dem Tablet gespeicherte Ka­
lendereinträge oder im Internet recherchierte Adressen als
Ziel übernommen werden, beim Radio sind Sender und Fre­
quenzen veränderbar. Über eine Tablet-Halterung kann das
Gerät mit Strom versorgt werden. Künftig wird die Media­
thek auch mittels Smartwatch bedienbar sein.
Digital Key
Für die Zukunft ist die App Digital Key geplant.
Mit dieser können das eigene Smart­phone und
die eigene Smartwatch zum elektronischen
Fahrzeugschlüssel werden. Über ihn könnte
man dann den Motor starten und stoppen, Fens­
ter öffnen und schließen sowie die Türen des
Fahr­zeugs ver- und entriegeln – gesondert auch
den Kofferraum. Der Digital Key wird außer­
dem auf Smartphones und -watches Dritter
übertragbar sein. Über den temporär oder per­
manent erteilten Zugang könnten diese zum
Beispiel Wartungen durchführen oder den Kof­
fer­raum ausladen, ohne dass der wirkliche
Schlüssel den Besitzer wechselt. Erstmals vorge­
stellt hat Volkswagen die App Anfang des Jahres
im e-Golf Intelligent Charge.
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DAS VERNETZTE FAHRZEUG
VIAVISION
Immer in Verbindung
Wie Autos und Infrastruktur zusammenwachsen
Das Auto der Zukunft tauscht sich beständig mit anderen Fahrzeugen aus: über Straßenverhältnisse, Verkehrsfluss
oder sicherheitsrelevante Ereignisse und Fahrsituationen. Das nennt man Car-to-Car-Kommunikation (C2C). Dieser
lokal begrenzte Datenaustausch kann auch mit Infrastruktur wie Ampeln, Baustellen und eletronischen Wechsel­
verkehrszeichen erfolgen. Dann spricht man von Car-to-X-Kommunikation, das X steht dabei stellvertretend für jeden
anderen beliebigen Kommunikationspartner. Ziel der Car-to-X-Kommunikation ist es, Verkehrssicherheit und
­-effizienz im Straßenverkehr zu erhöhen. Bislang gibt es zwei Ausbaustufen dieser Technologie, an der Realisation
der dritten wird zurzeit gearbeitet.
KOMMUNIKATIONSGRUNDLAGE
Für die Car-to-Car-Kommunikation wurde ein spezieller, für Fahrzeuge ge­
schaffener WLAN-Standard (ITS-G5 beziehungsweise WLANp) ent­wickelt, um
regelmäßig Informationen in direkter Umgebung auszutauschen. Zudem wer­
den plötzlich auftretende Ereignisse oder Gefahrensituationen innerhalb we­
niger Millisekunden an die Umgebung kommuniziert.
ERSTE AUSBAUSTUFE
In der ersten Car-to-Car-Ausbaustufe, der
lo­kalen Gefahrenwar­nung, kommunizie­
ren Fahr­zeuge erkannte Gefahrenstellen
an ihre Umgebung. Bestehende Systeme
im Auto werden dazu um die Komponente
Car-to-Car-Kommunikation erweitert. So
warnt beispielsweise die Funktion War­
nung vor Unfallstellen nach einer Auslö­
sung des Airbags sofort andere Fahrzeuge,
um Fol­ge­unfälle zu vermeiden. Dies ist
besonders hilfreich bei verdeckten Gefah­
renstellen oder bei eingeschränkter Sicht.
ZWEITE AUSBAUSTUFE
In seiner zweiten Ausbaustufe ermöglicht die Car-to-Car-Kommunikation neue Fahrzeugfunktionen und verbessert be­
stehende Sicherheitssysteme im Fahrzeug. Hierzu werden Car-to-Car-Informationen genutzt, die über bisherige Sensorik
wie Kamera und Radar nicht verfügbar sind. So kann zum Beispiel die Information über die Fahrzeugmaße des potenziel­
len Unfallgegners dazu dienen, die eigenen Sicherheitssysteme im Fahrzeug rechtzeitig vorzubereiten. Des Weiteren kann
mithilfe der Information über Ampelphasen der Fahrer vor einem unabsichtlichen Überfahren des Rotlichts gewarnt wer­
den. Car-to-Car hat somit die Eigenschaft eines 36o°-Sensors, der Daten von Fahrzeugen oder Verkehrsinfrastruktur rund
um das Fahrzeug bereitstellt.
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November 2015
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
DRITTE AUSBAUSTUFE
In der dritten Ausbaustufe werden empfangene Car-to-Car-Informationen zusätzlich
zu den Informationen der bordeigenen Sensorik in der Umfeldwahrnehmung des
Fahr­zeugs verarbeitet. So werden Fahrerassistenzfunktionen noch weiter verbessert.
Für den nächsten Schritt arbeiten Forscher daran, zusätzlich auch das Wissen
­anderer Fahrzeuge nutzbar zu machen. Dies wird einen Beitrag dazu leisten, auto­
matisches Fahren auch in schwierigeren Situationen zuverlässig realisieren zu
können. Dazu werden Information über Objekte, die mittels der Fahrzeugsensorik
entdeckt werden, mit anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur in der Um­
gebung ausgetauscht. Auf diese Weise erhalten Car-to-Car-Fahrzeuge durch kollek­
tives Wissen eine weiter ver­besserte Umfeldwahrnehmung.
Verbesserte Umfeldwahrnehmung durch kollektives Wissen:
Für das blaue Fahrzeug ist das weiße
­Fahrzeug nicht erkennbar. Es stellt so eine
potenzielle Gefährdung dar. Das rote Fahrzeug entdeckt das weiße mit Hilfe seiner
Sensorik (grün). Mit verbesserter Umfeldwahrnehmung wird das blaue Fahrzeug
rechtzeitig von der Existenz des verdeckten
weißen Fahrzeuges via Car-to-Car informiert
(gelb) und kann adäquat darauf r­ eagieren.
Car-to-Car-Kommunikation kann auch helfen, kooperatives Verhalten zu erleich­
tern und neuartige kooperative Funktionen zu realisieren. Dies erhöht den
­Komfort, verbessert die Sicherheit und ist ein wichtiger Baustein zur Weiterent­
wicklung des automatischen Fahrens. Zudem soll es zukünftigen, automatischen
Fahrfunktionen ermöglichen, kooperativ auf andere Fahrzeuge zu reagieren.
Kooperatives Verhalten:
Das rote Fahrzeug möchte auf die Autobahn einfädeln. Es teilt seine Einfädelabsicht den anderen Fahrzeugen mit. Das
weiße Fahrzeug verhält sich kooperativ.
Es versendet eine Nachricht mit der Bereitschaft, die Lücke zu vergrößern, damit
das rote Fahrzeug einfädeln kann. Beide
Fahrzeuge führen kooperativ den Ein­
fädelvorgang durch. Das erhöht Sicherheit
und Komfort.
OCU und C2C
Der Unterschied zwischen
der Online Connectivity Unit
(OCU) von Volkswagen und
der C2C-Kommuni­kation liegt
in der Kommunikations­
technologie: Während die
OCU dem Fahrzeug mittels
Mobilfunk Zugang zum
­I­nternet verschafft, funk­
tionieren die C2C-Funktionen
dank ITS-G5, einem Ableger
der WLAN-Technologie (siehe
Glossar, Seite 3).
Beliebte C2X-Funktionen (in Prozent)*:
78 75 Stauende-Warnung
Rest-Rot-Anzeige
Elektronisches Bremslicht
Hinderniswarnung
72 69 * Mehrfachnennungen möglich
66 Parksituation
63 Umleitungsempfehlung
Dynamische Routenplanung
Verkehrslage in Baustellen
60 56 Eine Nutzerbefragung im Rahmen von simTD zeigt: Autofahrer wollen Car-to-X-Funktionen
für ihr Fahrzeug. Besonders beliebt ist die Warnung vor dem Stauende, gefolgt von der RestRot-Anzeige, die angibt, wie lange der Fahrer an einer roten Ampel noch warten muss.
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VIAVISION
DAS VERNETZTE FAHRZEUG
Vertrauenssache
Was passiert mit den Fahrzeugdaten?
Ob in Zukunft immer mehr vernetzte Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden, hängt auch davon ab, ob die
Autofahrer der neuen Technik vertrauen. Manche macht das große Datenaufkommen skeptisch: Welche Daten werden
eigentlich erhoben? Werden sie gespeichert? Und welchen Einfluss hat der Fahrer darauf?
Wem die Verbraucher vertrauen (in Prozent)*:
55
Fahrzeughersteller
48
Händler/Werkstatt
13
Kfz-Versicherung
7
Internet-Service-Anbieter
Automobil-Club
4
Auf die Frage, wer ihre Daten speichern
dürfte, haben die Leser der Branchen­
zeitung Automobilwoche ihr Vertrauen
in erster Linie den Fahrzeugherstellern
ausgesprochen, dicht gefolgt von
Händlern und Werkstätten.
* Mehrfachnennungen möglich
VDA-Datenschutz-Prinzipien
Die Mitglieder des Verbands der deutschen Automobilin­
dustrie (VDA) haben 2o14 eine gemeinsame Erklärung als
Selbstverpflichtung zum Datenschutz im vernetzten Fahr­
zeug erstellt. Diese „Datenschutzprinzipien für vernetzte
Fahrzeuge“ ergänzen bestehende gesetzliche Bestimmun­
gen und haben drei Kernaussagen im Blick:
Datensicherheit:
Beim vernetzten Fahren müssen geeignete technische
und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen einge­
richtet und weiterentwickelt werden, die eine angemes­
sene Datensicherheit und -integrität gewährleisten und
beispielsweise vor Manipulationen schützen.
Selbstbestimmung:
Der Kunde hat die Möglichkeit, bei bestimmten
Diensten über die Verarbeitung und Nutzung von
personenbezogenen Daten zu bestimmen. Eine
Übermittlung dieser Daten für weitere Dienstleistungen
erfolgt entweder nur auf Basis einer gesetzlichen
Erlaubnis oder eines Einverständnisses.
Transparenz:
Der Kunde erhält eine angemessene Aufklärung über die
Datenkategorien im vernetzten Fahrzeug und den Zweck
der verarbeiteten Daten, beispielsweise über Online­
dienste, Portale oder Borddokumentationen.
Vertrauen durch Sicherheit
Bei der Fahrzeugentwicklung und Einführung neuer Systeme be­
rücksichtigt Volkswagen internationale Richtlinien wie die der Al­
liance of Automotive Manufacturers in den USA und das European
Statement of Principles der Europäischen Kommission. Diese ge­
ben Empfehlungen dazu, wie die Interaktion von Fahrer und Fahr­
zeug besonders während des Fahrens gestaltet werden soll, um
Fahrerablenkung trotz des steigenden Gebrauchs verschiedener
Dienste zu minimieren. Zum Beispiel bei eingebauten Monitoren,
die nicht beim Fahren ablenken dürfen: wichtige Informationen
müssen auf einen Blick erfassbar sein, komplexe Funktionien wer­
den während der Fahr geblockt. Von diesen Maßnahmen unbe­
rührt bleibt die Verantwortung des Fahrers, mit den Möglichkei­
ten der Vernetzung gewissenhaft umzugehen und seiner eigent­lichen Aufgabe – dem Fahren – jeder­zeit Priorität einzuräumen.
8
Keine Angst vor always on
Überall da, wo es um personenbezogene Daten
geht, spielt die Sorge um die Datensicherheit
und den Schutz der Persönlichkeitsrechte eine
Rolle: Was passiert mit den Informationen, die
das Auto über den Fahrer und das Fahrverhal­
ten sammelt? Wie groß ist die Gefahr, dass sich
Hacker über Autos, die „always on“ sind, Zu­
griff verschaffen? Diese Fragen beschäftigten
Öffentlichkeit, Hersteller und Politik gleicher­
maßen. Um den Sorgen der Kunden beim
Thema vernetztes Fahrzeug zu begegnen, se­
hen die Automobilhersteller einen klaren Weg,
um Lösungen zu finden: den Schul­terschluss
mit IT-Branche, Wirtschaft und Politik.