I Unerwiderte und glückliche Liebe im Vergleich – die Suche nach Ursachen, Folgen und Grenzüberschreitungen Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Barbara Wismeth aus München II Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Gutachter: Prof. Dr. J. Kornhuber Gutachter: PD Dr. J. Maler Tag der mündlichen Prüfung: 08. März 2016 III Für meine Familie IV Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung .............................................................................. 1 2 Summary ............................................................................................. 3 3 Einleitung ............................................................................................. 5 4 Zielsetzung .......................................................................................... 8 5 Material und Methoden ........................................................................ 9 5.1 Studiendesign ................................................................................... 9 5.2 Messmethoden ................................................................................ 10 5.2.1 Passionate Love Scale (PLS) ................................................... 11 5.2.2 Marburger Einstellungsinventar der Liebesstile (MEIL) ............ 12 5.2.3 Hamburger Persönlichkeitsinventar (HPI)................................. 12 5.2.4 Relationship Scales Questionnaire (RSQ) ................................ 13 5.2.5 Manie-Selbstbeurteilungsskala (MSS) ...................................... 14 5.2.6 Beck Depressions-Inventar II (BDI II) ....................................... 14 5.2.7 Visuelle Analogskalen (VAS) .................................................... 14 5.3 6 Beschreibung der Stichprobe .......................................................... 15 Ergebnisse ......................................................................................... 18 6.1 Deskriptive Ergebnisse.................................................................... 18 6.1.1 Übersicht über die deskriptiven Ergebnisse .............................. 19 6.1.1.1 Testprofil der glücklich verliebten Probanden......................... 21 6.1.1.2 Testprofil der unerfüllt verliebten Probanden.......................... 22 6.1.2 Weitere Betrachtung der unerfüllt verliebten Kohorte ............... 22 6.1.2.1 Bindungsverhalten der unerfüllt verliebten Probanden in Abhängigkeit von der Beziehungsdauer ................................................ 23 6.1.2.2 Deskriptive Ergebnisse der Visuellen Analogskala zur Testung auf wahnhafte Tendenzen in der Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden ............................................................................................. 24 V 6.2 Analytische Ergebnisse ................................................................... 25 6.2.1 Einfluss von Alter und Geschlecht ............................................ 25 6.2.1.1 Kohorte der glücklich verliebten Probanden ........................... 25 6.2.1.2 Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden ............................ 25 6.2.2 Vergleich zwischen glücklich verliebten und unerfüllt verliebten Probanden ............................................................................................. 26 6.2.2.1 Vergleich der glücklich verliebten und aller unerfüllt verliebten Probanden ............................................................................................. 26 6.2.2.2 Vergleich der glücklich verliebten und der seit kurzem unerfüllt verliebten Kohorte ................................................................................. 27 6.2.2.3 Vergleich der glücklich verliebten und der seit längerem unerfüllt verliebten Kohorte .................................................................... 27 6.2.2.4 Vergleich der seit kurzem und der seit längerem unerfüllt verliebten Kohorte ................................................................................. 27 6.2.3 Betrachtung der unerfüllt verliebten Kohorte ............................ 28 6.2.3.1 Korrelation der psychometrischen Testergebnisse ................ 28 6.2.3.2 Interne Korrelation der Visuellen Analogskalen...................... 31 6.2.3.2.1 Items mit großem Zustimmungsgrad ................................ 31 6.2.3.2.2 Obsessive Gedanken und Verhaltensweisen ................... 31 6.2.3.3 Betrachtung von Subgruppen mit obsessiven Verhaltensweisen 32 6.2.3.3.1 Psychopathologische Veränderung .................................. 33 6.2.3.3.2 Erotomanie ....................................................................... 33 6.2.3.3.3 Stalking ............................................................................. 34 7 Diskussion ......................................................................................... 35 7.1 Vergleich der glücklich verliebten und der unerfüllt verliebten Probanden....................................................................................... 35 7.1.1 Bindungsstil .............................................................................. 35 VI 7.1.1.1 Unerfüllt verliebte Probanden ................................................. 35 7.1.1.2 Glücklich verliebte Probanden................................................ 36 7.1.2 7.1.2.1 Neurotizismus ........................................................................ 36 7.1.2.2 Offenheit................................................................................. 37 7.1.3 7.2 Persönlichkeit ........................................................................... 36 Liebesstil ................................................................................... 37 7.1.3.1 Eros ........................................................................................ 37 7.1.3.2 Agape ..................................................................................... 38 7.1.3.3 Pragma................................................................................... 38 Unerfüllt verliebt – besondere Merkmale, Subgruppen und die Frage nach obsessivem Verhalten ............................................................ 40 7.2.1 Besondere Eigenschaften der unerfüllt Verliebten im Vergleich mit den glücklich Verliebten ......................................................................... 40 7.2.2 Emotionales Konstrukt der unerfüllt verliebten Kohorte ............ 41 7.2.3 Untersuchung auf obsessive Verhaltensweisen ....................... 42 7.3 7.2.3.1 Psychopathologische Veränderung........................................ 43 7.2.3.2 Erotomanie ............................................................................. 44 7.2.3.3 Stalking .................................................................................. 44 Kritische Würdigung ........................................................................ 46 8 Zusammenfassung ............................................................................ 48 9 Literaturverzeichnis ............................................................................ 50 10 Anhang .............................................................................................. 57 11 Tabellenverzeichnis ........................................................................... 64 12 Abkürzungsverzeichnis ...................................................................... 66 13 Danksagung....................................................................................... 67 1 1 Zusammenfassung Hintergrund und Ziele Das Phänomen „Liebe“ steht seit Jahrzehnten im Fokus internationaler Forschungsbestrebungen. Die Unterform der unerwiderten Liebe spielte dabei bisher eher eine Nebenrolle. Gleichzeitig steigt das Interesse an soziopathologischen Verhaltensweisen wie z. B. Stalking, das bislang vor allem mit unglücklicher Liebe assoziiert wurde. Ziel dieser Studie ist der Vergleich glücklich und unerwidert verliebter Personen in Bezug auf die Persönlichkeit, den Bindungsstil, die Liebesstile sowie die Ausprägung von Leidenschaft, Manie und Depression. Auf diese Weise sollen Einflussfaktoren auf die Initiierung einer Beziehung gefunden werden. Zusätzlich wird unerfüllte Liebe präziser von unglücklicher Liebe abgegrenzt und separat untersucht, um die Probanden auf obsessive Tendenzen oder das Vorhandensein von Stalking zu überprüfen. Material und Methode Im Rahmen der Romantic Love Studie (Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, Arbeitsgruppe: Prof. Dr. med. J. Kornhuber) wurden 330 gesunde Probanden, darunter 87 glücklich und 33 unerfüllt Verliebte auf verschiedene psychometrische Merkmale untersucht. Verwendung fanden die Skala zur Erfassung leidenschaftlicher Liebe (Passionate Love Scale, PLS), das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile (MEIL), das Hamburger Persönlichkeitsinventar (HPI), die Bindungsdiagnostische Skala (Relationship Scales Questionnaire, RSQ), die Manie- Selbstbeurteilungsskala (MSS) und das Beck Depressions-Inventar II (BDI II). Zusätzlich wurden die unerwidert verliebten Probanden mit Hilfe visueller Analogskalen (VAS) auf obsessive Tendenzen untersucht. Ergebnisse Glücklich Verliebte weisen einen anklammernden Bindungsstil und eine im Vergleich zur Normbevölkerung niedrigere Ausprägung von Neurotizismus auf. Unerfüllt Verliebte zeigen einen ängstlich-vermeidenden Bindungsstil und eine im Vergleich zur Normbevölkerung stärkere Ausprägung des Liebesstils Pragma. Im Vergleich der Kohorten zeigen die unerwidert Verliebten signifikant 2 schwächere Ergebnisse der Liebesstile Eros und Agape, sowie der Persönlichkeitsdimension Offenheit. Signifikant höher ist dagegen ihr Resultat auf der Skala Angst vor Nähe. Bei der gezielten Untersuchung der unerfüllt verliebten Kohorte fanden sich Hinweise auf eine leidenschaftliche Liebe mit fordernden Komponenten, jedoch keine relevanten aggressiven Verhaltensweisen. Schlussfolgerungen Neben dem bereits bekannten Effekt von Eros, Agape und der Bindungssicherheit, fällt in dieser Studie zum ersten Mal der Einfluss von Neurotizismus, Offenheit und Pragma auf die Verwirklichung einer Beziehung auf. Ein niedriges Ausmaß an Neurotizismus korreliert mit emotionaler Stabilität und einem hohen Maß an Intimität. Zusätzlich deutet es, übereinstimmend mit der starken Ausprägung von Offenheit, auf eine positive Erwartungshaltung in der Kommunikation mit dem Wunschpartner hin. Eine starke Ausprägung von Pragma dagegen repräsentiert eine pragmatische, fast berechnende Einstellung in der Partnersuche mit der Idee der Liebe als Investition. Es kommt also bereits bei der Partnerauswahl zu einer Selektion, die sich als Nachteil für die unerfüllt verliebten Probanden erweist. Diese sind sich dessen nicht bewusst und präsentieren sich emotional gespalten zwischen den eigenen und den Interessen des Wunschpartners. Die Tendenz Signale des Gegenübers fehl zu interpretieren, zeigen die unerfüllt Verliebten nicht nur in der Kommunikation mit dem Wunschpartner, sondern auch mit dem eigenen Umfeld. Es gibt Hinweise auf aufdringliche Verhaltensweisen, jedoch keine Drohungen oder Übergriffe. 3 2 Summary Introduction The concept of love has been a point of interest in international research for decades. Unrequited love however, has only played a minor part in this so far. At the same time, there has been an increase of interest in sociopathological behaviour like stalking, which has mainly been linked to distressed love in existing papers. This study aims to compare people who declare themselves either unrequited or requited in love concerning personality dimensions, attachment styles, loving styles as well as the extent of passion, mania and depression. Thus we hope to evaluate influencing factors on the realisation of romantic relationships. Additionally, unrequited and distressed love was differentiated more precisely and we analyzed the possible presence of obsessive thoughts or behaviour like stalking within the group of participants looking for love. Materials and methods As part of the Romantic Love project (Erlangen University Hospital, Department of Psychiatry and Psychotherapy; group headed by Prof. J. Kornhuber, MD) we examined 330 healthy students, with 87 happily in love and 33 unreciprocated in love concerning a variety of psychometric data. To conduct our research we used the Passionate Love Scale (PLS), the Marburger Einstellungsinventar der Liebesstile (MEIL), the Hamburger Persönlichkeitsinventar (HPI), the Relationship Scales Questionnaire (RSQ), the Manie-Selbstbeurteilungsskala (MSS) und the Beck-Depressions-Inventar II (BDI II). In addition we developed visual analog scales (VAS) to evaluate obsessive tendencies within the unrequited love test group. Results We found respondents in a happy relationship to have an anxious attachment style and a low level of neuroticism compared to the average population. Respondents looking for love show an anxious/ambivalent attachment style and a higher level of the loving style pragma than the average population. The comparison of the two groups revealed the unrequited loving respondents to express less of the loving styles Eros and Agape as well as the personality dimen- 4 sion openness and more of the attachment scale “fear of closeness” than those who were happily in love. Participants in an unrequited relationship showed signs of both passionate and demanding love, but only few signs of relevant aggressive behavior. Conclusion Besides the already published impact of Eros, Agape and attachment styles, this study showed for the first time the influence of neuroticism, openness and Pragma on developing romantic relationships. A low degree of neuroticism reflects emotional stability and a high level of intimacy. Additionally it indicates a positive attitude towards the communication with the beloved, which is consistent with our findings on openness. A high degree of Pragma, on the other hand, represents a pragmatic, almost calculating attitude in the search for a significant other, where love is seen as an investment. So before even choosing a potential love interest a selection takes place, which proves to be disadvantageous for the participants unrequited in love. These people in particular face emotional turmoil deciding between their own and their love object’s best interest and desires. They seem to not only misinterpret the potential partner’s signals, but also their own environment’s signs. We found some evidence of intrusive behavior, but only very little of severe threat or aggressive actions like stalking. 5 3 Einleitung Ir vil minneclîchen ougenblicke Ihre so liebreichen Blicke Ir vil minneclîchen ougenblicke Ihre so liebreichen Blicke rüerent mich alhie, swanne ich si sihe, treffen mich gerade hier – wenn immer ich sie in mîn herze. sehe - in mein Herz. owê, sold ich si dicke sehen, Ach, könnte ich sie oft sehen, der ich mich für eigen gihe! der ich mich zu eigen gebe! eigenlîchen diene ich ir, Wie ein Leibeigener diene ich ihr, daz sol si vil wol gelouben mir. das soll sie mir gar wohl glauben. Ich trage in mînem herzen eine swære, Ich trage in meinem Herzen einen Kummer, der ich von ir lâzen niht enmac, ich, der ich von der nicht lassen kann, bî der ich vil gerne tougen wære bei der ich so gerne heimlich wäre beide naht und ouch den liehten tac. sowohl des Nachts als auch am hellen Tag. des enmag nû niht gesîn, Das kann nun nicht sein, ez enwelle diu liebe frouwe mîn. es sei denn, meine liebe Herrin wünsche es. Walther von der Vogelweide (Vogelweide verb. u. erw. Aufl. 2009 (1994)) Seit Jahrtausenden wird über Liebe geschrieben (um nur wenige Beispiele zu nennen: die Götter- und Heldensagen der Antike, das Hohelied der Liebe in der Bibel, der Minnesang des Mittelalters (s.o.), Shakespeares Theaterstücke oder Goethes „Faust“). Seit Jahrzehnten wird Liebe erforscht (Fromm 1956, Hatfield and Walster 1978, Hendrick and Hendrick 1986, Hill 1976, Rubin 1970, Shaver 1988, Simpson 1987, Sternberg 1986, Tyler 1977). Es ist ein allumfassendes, globales und doch gleichzeitig persönliches Thema, das trotz intensiver Forschung noch etliche unerklärte Facetten aufweist. Wie Graham 2011 zusammenfasst, setzt sich „Liebe“ unter anderem aus folgenden Aspekten zusammen (Graham 2011): Leidenschaft, Intimität und Verbindlichkeit (Sternberg 1986), Bindung, Fürsorge und Sexualität (Shaver and Brennan 1992, Shaver and Mikulincer 2006, Shaver 1988), sowie romantischen und freundschaftlichen (Rubin 1970) aber auch spielerischen und selbstlosen Aspekten (Lee 1973). 6 Im Rahmen der allgemeinen Liebesforschung wird auch das Phänomen der unerfüllten oder unerwiderten Liebe mehr und mehr zum Gegenstand aktueller Studien. Sie entsteht durch ein Ungleichgewicht der Erwartungen der Protagonisten und dem daraus resultierenden Wunsch und Verlangen nach „mehr“, z.B. Zeit, Nähe oder Bindungsbereitschaft (Bringle et al. 2013). Unerfüllte Liebe führt daher zu weiteren, auch negativen Emotionen wie Sehnsucht, Zwanghaftigkeit (Tennov 1979), innerlicher Leere, Angst und Verzweiflung (Hatfield 1988). Die höchste Prävalenz unerfüllter Liebe besteht bei älteren Teenagern und jungen Erwachsenen (Baumeister et al. 1993). Die Inzidenz ist bis zu vier Mal höher als die glücklicher Bindungen, da es sich meist um einen passageren Zustand handelt, der entweder in einer Beziehung oder einer Zurückweisung mit darauf folgender Lösung vom Wunschpartner endet (Bringle et al. 2013). Manche Menschen können sich jedoch nicht von dieser Liebe lösen, obwohl die Wunschbeziehung für sie nicht zufriedenstellend zu verwirklichen ist. Es stellt sich daher die Frage nach der Ursache. Ist unerfüllte Liebe ein Konstrukt idealistischer, realitätsferner Träumer, die – wie mittelalterliche Minnesänger – lieber von der Ferne bewundern ohne sich mit der Realität zu befassen (Baumeister et al. 1993, Murray et al. 2001)? Ist es ein Weg unbeschwert von negativen Emotionen oder den Zwängen der Realität all die „Schmetterlinge im Bauch“ und die Freuden der ersten Verliebtheit zu genießen (Baumeister et al. 1993, Murray et al. 1996)? Im Gegenteil - Studien zeigen, dass unerfüllte Liebe im Betroffenen ebenso oft emotionalen Aufruhr und Leidensdruck auslösen kann wie verwirklichte Beziehungen, ohne jedoch den emotionalen Benefit zu gewährleisten (Smith and Hokland 1988). Als Erklärung für die Diskrepanz zwischen dem niedrigen emotionalen Appeal und der Häufigkeit wurde die Theorie aufgestellt, dass es sich um eine Art „Trostpreis“ handelt. In einer Welt voller romantischer Ideale ist eine einseitige Liebe mit der „Option auf mehr“ attraktiver als ein Dasein in Lieblosigkeit. Eine unerfüllte Liebe bietet (in Ermangelung besserer Alternativen) zumindest die theoretische Chance einer erfüllten Beziehung, und somit ist sie das Risiko der Zurückweisung und der daraus entstehenden, negativen emotionalen Folgen wie z.B. des Dämpfers für das Selbstbewusstsein wert (Baumeister et al. 1993, Bringle et al. 2013). 7 Der positive Zusammenhang zwischen unerfüllter Liebe und einem unsicherem Bindungsstil (Aron et al. 1998) sowie einer klinischen Depression wurde bereits publiziert (Bringle et al. 2013, Fiske 1991, Smith and Hokland 1988). Die Vermutung liegt nahe, dass weitere Persönlichkeitseigenschaften existieren, die die Verwirklichung einer Beziehung erschweren und den Betroffenen zur Hinnahme des „Trostpreises“ veranlassen. Darüber hinaus ist bekannt, dass es nicht nur nach dem Ende einer romantischen Beziehung gehäuft zu Stalking kommt (Budd and Mattinson 2000, Langhinrichsen-Rohling et al. 2000, Logan et al. 2000, Mechanic et al. 2000, Tjaden and Thoennes 1998). Auch in der Initiierungsphase besteht diese Gefahr. So streben bis zu 48% aller Stalker ein intimes Verhältnis (Mullen et al. 1999) und 23 % eine Beziehung (Hall 1998) mit dem Opfer an. In weiteren Studien wurde das sogenannte „unwanted pursuit behaviour“ (engl., frei übersetzt: „unerwünscht werbendes Verhalten“) als Vorläufer bzw. mildere Form von Stalking etabliert (Cupach and Spitzberg 2004, Langhinrichsen-Rohling et al. 2000). Es tritt vor allem im romantischen Zusammenhang auf (Spitzberg and Cupach 2003) und beinhaltet Verhaltensweisen des Werbenden, die objektiv sozial angebracht sind. Erst durch das fehlende gegenseitige Einvernehmen zwischen Betroffenem und Wunschpartner und die daraus entstehende Diskrepanz wird das Verhalten als sozial auffällig eingestuft, wobei die Grenzen zwischen Aufdringlichkeit und dem als kriminell definiertem Stalking fließend sind (Sinclair and Frieze 2000). Zieht man zusätzlich in Erwägung, dass das „unwanted pursuit behaviour“ ähnlich der unerfüllten Liebe gehäuft mit einem ängstlichem Bindungsstil assoziiert ist, liegt die Vermutung nahe, dass unerfüllt verliebte Personen verstärkt zu obsessive Gedanken oder Verhaltensweisen neigen (Balmer et al. 2014, Tassy and Winstead 2014). 8 4 Zielsetzung Ziel dieser Studie ist die Untersuchung glücklich und unerfüllt verliebter Personen in Bezug auf persönliche, verhaltens- und beziehungsassoziierte Merkmale. Durch den Vergleich der Kohorten werden Unterscheidungsmerkmale der Persönlichkeitsstruktur und des Beziehungsverhalten aufgedeckt, die Rückschlüsse auf die Ursachen und Auswirkungen unerfüllter Liebe ermöglichen. Um prägnantere Ergebnisse zu erzielen, wurden die Kohorten im Vergleich zu vorherigen Studien genauer definiert (Aron et al. 1998, Besser and Priel 2009, Bringle et al. 2013, Sinclair 2012, Sinclair and Frieze 2005): Um die Einflussfaktoren auf die Initiierung (und nicht die Aufrechterhaltung) einer Beziehung gezielt zu untersuchen, wurde die Beziehungsdauer der glücklich verliebten Kohorte auf maximal sechs Monate beschränkt; unerfüllte Liebe wurde strenger von unglücklicher Liebe nach dem Ende einer Beziehung unterschieden und das Zeitfenster auf mindestens vier Monate verlängert. Somit wurde das Kollektiv auf Probanden eingegrenzt, die den passageren Zeitraum der emotionalen Verarbeitung nicht zeitgerecht hinter sich lassen und an der unerwiderten Liebe festhalten. Darüber hinaus wird untersucht, ob die unerfüllt Verliebten bei ihrem Versuch den Wunschpartner für sich zu gewinnen, die fließenden Grenzen des sozial Akzeptierten überschreiten, und ob es in dieser Kohorte zu obsessiven Gedanken und Verhaltensweisen oder gar zu Stalking kommt. 9 5 Material und Methoden Die vorliegende Studie beinhaltet eine deskriptive und analytische Auswertung der im Rahmen der Romantic Love Studie erhobenen psychometrischen Daten. Im Folgenden wird das Studiendesign vorgestellt (Kapitel 5.1, S. 9), sowie die Messmethoden (Kapitel 5.2, S.10-14) und die Stichprobe (Kapitel 5.3, S. 15) charakterisiert. 5.1 Studiendesign Die Romantic Love Studie erforscht das Phänomen „Liebe“ mit Hilfe psychometrischer und molekulargenetischer Analysen sowie zusätzliche bildgebende Untersuchungen mittels MRT-Technik. Sie wird seit 2007 in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Arbeitsgruppe Prof. Dr. J. Kornhuber) durchgeführt. Das Studienprotokoll wurde von der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg genehmigt und im Einklang mit der Deklaration von Helsinki (2008) durchgeführt. Die Probanden der Studie wurden mittels Plakataushängen, Zeitungsannoncen und Aufrufen per Emailverteiler rekrutiert. In die gesamte Studie wurden heteround homosexuelle Probanden aller Altersgruppen aufgenommen. Ausschlusskriterien waren die derzeitige oder vorherige Einnahme von Psychopharmaka, psychiatrische und/oder neurologische Erkrankungen einschließlich Sucht (außer Koffein und Nikotin) sowie Schwangerschaft und Stillzeit. Alle Probanden unterzeichneten vor der aktiven Studienteilnahme das Aufklärungsprotokoll. Für das Ausfüllen der Fragebögen und die Blutentnahme wurden den Probanden jeweils 10 Euro pro Stunde entrichtet, die Teilnahme an der MRT-Untersuchung wurde gesondert entlohnt. Dies wurde aus intramuralen Quellen finanziert. Zur Gewährleistung des Datenschutzes wurden sämtliche Fragebögen und Blutproben noch vor der Auswertung pseudonymisiert. Die Qualität der Daten wurde statistisch und durch stichprobenartige Quelldatenverifikation kontrolliert. 10 Die Teilnehmer der Romantic Love Studie wurden in vier Gruppen eingeteilt: glücklich verliebt, unglücklich verliebt (frisch getrennt), gediegene Liebe (in mehrjähriger Partnerschaft lebend) und unerfüllt verliebt. Aufgrund der Fragestellung werden in dieser Arbeit die Daten heterosexueller Probanden im Alter zwischen 18 und 40, die der glücklich oder der unerfüllt verliebten Kohorte zugeordnet werden konnten, vorgestellt. Als glücklich verliebt werden Probanden bezeichnet, die maximal sechs Monate mit ihrem Partner liiert und dementsprechend frisch verliebt sind. In der Kohorte der unerfüllt Verliebten sind Probanden zu finden, die seit mindesten vier Monaten in ihren Wunschpartner verliebt, aber nicht in einer Beziehung mit diesem sind. 5.2 Messmethoden Es existiert eine Reihe von psychologischen Untersuchungsverfahren, die jeweils eine der multiplen Facetten des Phänomens „Liebe“ untersuchen (Hatfield 2012, Sternberg 2013). Um der Vielschichtigkeit dieses Themas gerecht zu werden, wurden validierte und international anerkannte Fragebögen zu einem Set zusammengestellt. Mittels Selbstbeurteilung wurden sowohl der momentane emotionale Zustand als auch einige grundlegende Eigenschaften der Studienteilnehmer erfasst. Das Ausmaß der Leidenschaft und der grundlegende Liebesstil wurden mit Grundzügen der Persönlichkeit und dem erlernten Bindungsstil verglichen und auf manische, depressive oder wahnhafte Tendenzen überprüft. Verwendung fanden die ins Deutsche übersetzte Passionate Love Scale (PLS) (Corcoran and Fischer 2000), das Marburger Einstellungsinventar der Liebesstile (MEIL) (Bierhoff et al. 1993), das Hamburger Persönlichkeitsinventar (HPI) (Andresen 2002) und die deutsche Version des „Relationship Scales Questionnaire (RSQ)“ (Bassler 2001) sowie die Manie- Selbstbeurteilungsskala (MSS) (Krüger et al. 1997), das Beck DepressionsInventar II (BDI II) (Hautzinger et al. 2006) und Visuelle Analogskalen (VAS). Tabelle 1 (S. 11) gibt einen Überblick über die angewendeten Tests. 11 Test Abkürzung Autoren Jahr Dimension PLS Hatfield & Sprecher 1978 Ausmaß der Leidenschaft MEIL Bierhoff et al. 1993 Liebesstil Passionate Love Scale Marburger Einstellungsinventar d. Liebesstile Hamburger Persönlichkeitsinventar Relationship Scales Questionaire ManieSelbstbeurteilungsskala Beck Depressions-Inventar II Visuelle Analogskalen VAS Andresen HPI 2002 Persönlichkeitsmerkmale Bindungssicherheit RSQ Steffanowski et al. 2000 MSS Krüger et al. 1998 Manie BDI II Beck et al. RichterSchmidinger 2006 Depression 2007 Wahn Tabelle 1: Übersicht der verwendeten Tests Wie Tabelle 2 zeigt, kamen aus ökonomischen Gründen und weil die Stimmung und das Stalking-Verhalten der glücklich Verliebten als „unauffällig“, also der Repräsentationspopulation entsprechend, betrachtet werden kann, nicht alle Fragebögen in jeder Gruppe zum Einsatz. Glücklich verliebt Demographie Unerfüllt verliebt X X PLS X X MEIL X X HPI X X RSQ X X MSS X X BDI II - X VAS - X Tabelle 2: Verwendung der Tests in den verschiedenen Fragebögen 5.2.1 Passionate Love Scale (PLS) Die Passionate Love Scale misst das Ausmaß der Leidenschaft der Testperson in einer Liebesbeziehung, unabhängig davon, ob diese erwidert wird (Hatfield and Sprecher 1986). Die in dieser Studie genutzte Kurzversion besteht aus 15 Items, die mit 1 („stimmt gar nicht“) bis 9 („stimmt absolut“) beantwortet werden. Durch Aufaddieren der Werte wird ein Summenscore ermittelt, der den Proban- 12 den entsprechend seiner Gefühle für den (Wunsch-) Partner in eine der folgenden fünf Kategorien einordnet: „extrem leidenschaftlich“ (engl. „extremely passionate“), „leidenschaftlich“ (engl. „passionate“), „ausgeglichen“ (engl. „average“), „kühl“ (engl. „cool“), oder „extrem kühl“ (engl. „extremely cool“) (Hatfield and Sprecher 1986). Die Passionate Love Scale zeichnet sich durch eine Reliabilität von 0.879 aus (Graham and Christiansen 2009). 5.2.2 Marburger Einstellungsinventar der Liebesstile (MEIL) Das MEIL untersucht den Liebesstil, der sowohl die individuellen Vorstellungen zum Thema Liebe, als auch das tatsächlichen Verhalten in Beziehungen beeinflusst. Es besteht aus 60 Items, die anhand eines neunstufigen Antwortformats (1 „absolut falsch“ bis 9 „absolut richtig“) beurteilt werden. Lee (1973) unterteilt „Liebe“ in drei Primär- und drei Sekundärstile. Zu den drei Primärstilen zählen „Eros“ - die romantische, „Ludus“ – die spielerische und „Storge“ - die freundschaftliche Liebe. Die drei Sekundärstile sind „Pragma“ die Pragmatische, „Mania“ - die leidenschaftliche und „Agape“ - die altruistische Liebe. Diese Teilaspekte sind weitgehend unabhängig voneinander und spiegeln die große Bandbreite zwischenmenschlicher Einstellungen wider, die Liebesbeziehungen beeinflussen. Faktorenanalysen haben wiederholt auf sechs Faktoren hingewiesen, die den im MEIL verwendeten Skalen entsprechen. Diese weisen eine interne Konsistenz zwischen r = 0.78 und r = 0.88 auf (Bierhoff et al. 1993). 5.2.3 Hamburger Persönlichkeitsinventar (HPI) Das Hamburger Persönlichkeitsinventar ermöglicht die Erfassung zentraler Persönlichkeitsmerkmale gesunder Probanden. Es umfasst 84 Ganzsatzfragen, die auf einer vierstufigen Ratingskala beantwortet werden (1 = „völlig unzutreffend“ bis 4 = „völlig zutreffend“). Die Beurteilung der Persönlichkeit erfolgt auf der Grundlage des Fünf-FaktorenModells von Costa und McCrea (Costa and McCrae 1995). Dieses beinhaltet die fünf Dimensionen „Neurotizismus“, „Extraversion“, „Kontrolliertheit“, „Offen- 13 heit für Erfahrungen“, „Altruismus“ sowie den zusätzlichen entwickelten Faktor „Risikobereitschaft“. Diese werden in folgende drei Subsysteme eingeteilt: Das Subsystem 1 „Emotion, Befindlichkeit und Stimmung“ stellt die „emotional negative“ Skala „Nervosität, Sensibilität und emotionale Instabilität“ der „emotional positiven“ Skala „Extraversion, Lebhaftigkeit, Kontaktfreude“ gegenüber. Das Subsystem 2 „Kognition, Weltanschauung und Denkweise“ vergleicht die Skala „Kontrolliertheit und Normorientierung“ als Ausdruck einer mentalkognitiven Rigidität und die Skala „Offenheit für Erfahrungen“ stellvertretend für eine mental-subjektive Orientierung. Das Subsystem 3 „Motivation, Verhalten und Bereitschaft“ antagonisiert die „männlich offen-dominante“ Skala „Risiko und Kampfbereitschaft mit der „weiblich defensiv-submissiven“ Skala „Altruismus, Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft“. Die interne Konsistenz der sechs Skalen liegt zwischen α = 0.81 und α = 0.89. Das HPI weist im Vergleich mit anderen etablierten Testverfahren eine hohe Validität auf (Andresen 2002). 5.2.4 Relationship Scales Questionnaire (RSQ) Der RSQ ermöglicht Aussagen über die Bindungssicherheit des Probanden. Die 30 Items werden mit 1 („nicht zutreffend“) bis 5 („sehr zutreffend“) bewertet und können vier Skalen zugeordnet werden. Die Skalen 1 bis 3 lassen sich als direktes Maß für Bindungssicherheit interpretieren. Skala 1 „Angst vor Trennung“ misst die Qualität des Selbstmodells, Skala 2 „Angst vor Nähe“ die Offenheit für Bindungen und Skala 3 „Fehlendes Vertrauen“ das Vorhandensein von Vertrauen. Skala 4 „Wunsch nach Unabhängigkeit“ sollte laut den Autoren auf Grund ihrer Ungleichverteilung mit Vorsicht interpretiert werden (Steffanowski 2001) und wurde deshalb in dieser Arbeit nicht genutzt. Mit Hilfe der Normwerte kann der Bindungsstil der Probanden als entweder sicher gebunden, anklammernd, abweisend oder ängstlich vermeidend identifiziert werden. Die interne Konsistenz der Skalen liegt zwischen α = 0.76 und α = 0.88. Die Reliabilität der ersten drei Skalen bewegt sich zwischen α = 0.72 und α = 0.81 (Steffanowski 2001). 14 5.2.5 Manie-Selbstbeurteilungsskala (MSS) Die Manie - Selbstbeurteilungsskala ermöglichte die Diagnose und das Monitoring manischer Erkrankungen. Der Test besteht aus 48 Items die mit „ja“ oder „nein“ bewertet werden. Die Krankheitseinsicht des Probanden hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Ergebnis. Die interne Konsistenz (α = .94), die Sensitivität (79%) und die Spezifität (79%) sind hoch (Krüger et al. 1997) 5.2.6 Beck Depressions-Inventar II (BDI II) Das BDI II erfasst das Vorhandensein einer Depression und ermöglicht die Beurteilung des Schweregrades der Erkrankung. Es setzt sich zusammen aus 21 Items, die mit jeweils 0 („spiegelt den individuellen Normalzustand wieder“) bis 3 („entspricht einer depressiven Ausprägung“) Punkten bewertet werden. Mit Hilfe des Summenscores kann der Schweregrad einer vorhandenen Depression in „minimal“, „leicht“, „mittel“ oder „schwer“ unterteilt werden. Die interne Konsistenz des BDI II liegt bei α = 0.90. Die Sensitivität entspricht 0.97, die Spezifität ist mit 0.67 etwas niedriger (Hautzinger et al. 2006). 5.2.7 Visuelle Analogskalen (VAS) Die visuellen Analogskalen untersuchen das Vorhandensein von wahnhaften Aspekten der Liebe. Sie enthalten 42 Ganzsatzfragen, die auf einer visuellen Skala mit 0 („trifft gar nicht zu“) bis 10 („trifft absolut zu“) beantwortet werden. Die Skalenwerte werden linear in Prozentwerte überführt, so dass Werte zwischen minimal 0 und maximal 100 Prozent erreicht werden. Sie wurden auf Grundlage einer Internetrecherche (Richter-Schmidinger 2007) erstellt und ermöglichen zum Beispiel das Erkennen von obsessiven Tendenzen, z.B. mit Item 15 („Ich denke fast ununterbrochen daran, mit ihm/ihr zusammen zu sein“) und Item 3 („Er/Sie interessiert sich nur für mich“). Darüber hinaus wird die Wahrnehmung des Verhalten des Wunschpartners überprüft, z.B. mit Item 12 („Er/sie gibt sich mir gegenüber abweisend, obwohl er/sie eindeutige Liebessignale sendet“) oder Item 15 18 („Ich muss „langsamer vorgehen“, weil er/sie sonst von meiner großen Liebe „übermannt“ wird“). Item 38 („Seit ich ihn/sie liebe, hat sich alles verändert (z. B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung))“ dient der Wahrnehmung wahnhafter Veränderungen im Sinne einer pathologischen emotionalen Vorspannung der Probanden. Die Items sind in der Originalversion im Anhang abgebildet (A1). 5.3 Beschreibung der Stichprobe An der Romantic Love Studie nahmen insgesamt 330 Probanden europäischer Herkunft und beiderlei Geschlechts teil. In diese Arbeit gingen die Daten der glücklich verliebten (GV, n= 87), und der unerfüllt verliebten (UEV, n= 33) Probanden ein. Es wird darauf hingewiesen, dass allein die männliche Schreibweise (z.B. Studienteilnehmer, Proband) verwendet wird, um die Lesbarkeit zu erleichtern. Die Aussagen treffen aber, soweit nicht anders gekennzeichnet, immer auf beide Geschlechter zu. Die Probanden gingen entweder einem Studium nach (n = 103) oder befanden sich im Berufsleben (n = 17).Tabelle 3 und Tabelle 4 geben einen Überblick über die Geschlechter- und Altersverteilung. Männer Frauen Gesamt GV 33 54 87 UEV 8 25 Gesamt 41 79 Männer Frauen Gesamt GV 24,39 23,04 23,55 33 UEV 26,63 24,52 25,03 120 Gesamt 24,83 23,51 24,26 Tabelle 3: Anzahl der Probanden in den Kohorten glücklich verliebt (GV) und unerfüllt verliebt (UEV). Tabelle 4: Alter (Mittelwerte) der Probanden in Jahren, aufgeteilt in die Kohorten glücklich verliebt (GV) und unerfüllt verliebt (UEV). In Tabelle 4 fällt eine zahlenmäßige Dominanz der Frauen in der Stichprobe auf, was in weiteren Berechnungen berücksichtigt werden muss. Alle Probanden sind heterosexuell und ledig. Die Wohnsituation stellte sich wie folgt dar: 39% der glücklich verliebten und 52% der unerfüllt verliebten Probanden leben allein, 43% der GV und 36% der UEV in einer Wohngemeinschaft 16 und jeweils ca. 12% mit der Familie. 5% der glücklich verliebten Probanden wohnen mit ihrem Partner zusammen. GV UEV 3,30 3,16 2,04 1,57 Min. 0 0 Max. 10 7 Mittel 27,52 27,81 18,36 27,69 Min. 0 0 Max. 78 120 Mittelwert Anzahl bisheriger Standardabweichung(s) Beziehungen Dauer der längsten Standardabweichung Beziehung Tabelle 5: Vergleich zwischen glücklich verliebten (GV) und unerfüllt verliebten (UEV) Probanden in Bezug auf das frühere Beziehungsverhalten. Wie Tabelle 5 und Tabelle 6 zeigen, weisen beide Kohorten ein ähnliches Profil in Bezug auf das bisher gezeigte Beziehungsverhalten auf. Dies gilt ebenfalls für die Einstellung zu Treue in Beziehungen. GV UEV n n% n n% Einschätzung mehrheitlich glücklich 62 72,1 21 63,6 bisherige mehrheitlich unglücklich 24 27,9 10 30,3 Beziehung fehlend 1 - 2 - unbedingt 71 81,6 27 81,8 wünschenswert 16 18,4 6 18,2 Treue Tabelle 6: Vergleich zwischen glücklich verliebten (GV) und unerfüllt verliebten (UEV) Probanden in der Bewertung früherer Beziehungen und der grundlegenden Vorstellung zu Treue in einer Beziehung. Entsprechend den Anforderungen der Studie (vgl. Kapitel 5.1, S. 9 ff.) sind die glücklich verliebten Probanden zum Zeitpunkt der Befragung erst seit kurzer Zeit in einer glücklichen Beziehung (MW Dauer der aktuellen Beziehung = 2,80 Monate, s = 1,4 Monate), während die unerfüllt Verliebten bereits länger an ihrem Wunschpartner Interesse haben (MW Verliebtheitsdauer = 20,13 Monate, s = 19,1 Monate). Beim Vergleich der Beurteilung der aktuellen / gewünschten Beziehung zeigen sich die glücklich verliebten Probanden etwas zurückhaltender als die unerfüllt verliebten Studienteilnehmer. So geben 66% (n= 57) der glücklich verliebten, aber 76% (n=25) der unerfüllt verliebten Probanden an, die wahre Liebe gefunden zu haben. 33% (n=29) der GV und 24% (n= 8) der UEV sind 17 noch unsicher und ein glücklich verliebter Proband bezeichnet die Beziehung als zweite Wahl. Betrachtet man die Einstellung zu One-Night-Stands und deren Anzahl, geben sich die unerfüllt verliebten Probanden etwas promisköser als die glücklich verliebten: 60% der unerfüllt verliebten gegenüber 51% der glücklich verliebten Probanden hatten bereits mindestens einen One-Night-Stand. Dagegen schließen 28% der GV und 21,2% der UEV dies generell aus. Im Mittel geben die unerfüllt verliebten Studienteilnehmer drei und die glücklich verliebten knapp zwei sexuelle Kontakte dieser Art an. Die Gruppen der glücklich Verliebten und der unerfüllt Verliebten unterscheiden sich nicht bezüglich ihres Alters, des Geschlechts und der demographischen und beziehungsassoziierten Merkmale, so dass von einer Homogenität der Gruppen ausgegangen werden kann. 18 6 Ergebnisse Die Datenanalyse ist in zwei Teile untergliedert. In der deskriptiven Statistik (Kapitel 6.1, S. 18 ff.), werden die Testergebnisse anhand von Verteilungsparametern und im Vergleich zur Normstichprobe beschrieben und ein psychometrisches Profil der beiden Kohorten erstellt. In der analytischen Statistik (Kapitel 6.2, S. 25 ff.) werden Einflüsse des Geschlechts und des Alters geprüft, Unterschiede zwischen den unerfüllt verliebten und den glücklich verliebten Studienteilnehmern aufgedeckt und die unerfüllt verliebte Kohorte genauer untersucht. Die hierfür notwendigen statistischen Berechnungen wurden mit dem Programm PASW Statistics 20.0 für Windows (SPSS, Chicago IL) durchgeführt. 6.1 Deskriptive Ergebnisse Mit den in Kapitel 5.2 (S. 10) beschriebenen Testverfahren wurden eine Reihe psychometrischer Daten der Teilnehmer der Romantic Love Studie gewonnen. Gemäß den Anweisungen im jeweiligen Testmanual wurden Rohwerte (RW) berechnet, die (falls möglich) in alters- und geschlechtskorrigierte Normwerte umgewandelt wurden. Auf diese Weise konnten die Kohorten im Vergleich zur Normalbevölkerung eingeordnet und so ein Testprofil erstellt werden. 19 6.1.1 Übersicht über die deskriptiven Ergebnisse In den nachfolgenden Tabellen werden die deskriptiven Ergebnisse zunächst als Übersicht präsentiert. Ihre Bedeutung für das psychometrische Testprofil der Kohorten wird in den folgenden Kapiteln genauer erklärt. In Tabelle 7 und Tabelle 8 sind die Ergebnisse der Tests mit geschlechtsunabhängigen Cut-Offs aufgelistet. Test Cut-off GV UEV PLS (RW) 105 109,77 104,30 MSS (RW) 14 15,80 13,33 BDI - II (RW) 14 - 8,85 Tabelle 7: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) in folgenden Tests: Passionate Love Scale (PLS) (E. Hatfield & Sprecher, 1986), Manie Selbstbeurteilungsskala (MSS) (Krüger, Bräunig, & Shugar), Beck Depressions-Inventar II (BDI II) (Hautzinger et al. 2006) Test RSQ Subskala Cut-off GV UEV Angst vor Trennung (RW) 2,88 3,04 3,12 Angst vor Nähe (RW) 2,75 2,23 2,77 Angst vor Trennung (T-Wert) 50 53,21 54,63 Angst vor Nähe (T-Wert) 50 45,44 53,74 Fehlendes Vertrauen (T-Wert) 50 50,61 54,39 Tabelle 8: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) im Relationship Scales Questionnaire (RSQ) (Bassler 2001) In Tabelle 9 (S. 20) sind die Ergebnisse des HPI mit den zur Auswertung notwendigen Mittelwerten und den Vertrauensgrenzen dargestellt. Zum Vergleich wurde die im Testmanual aufgeführte Grundstichprobe herangezogen und mit der Vertrauensgrenze auf eine auf dem 5%-Niveau signifikante Abweichung überprüft (Vgl. Andresen 2002, S.111). 20 Test HPI Subskala Grundstichprobe GV UEV MW s MW MW Neurotizismus (RW) 39,7 5,27 33,17 36,58 Extraversion (RW) 39,7 4,82 43,66 42,21 Offenheit (RW) 39,9 5,54 40,51 37,61 Kontrolliertheit (RW) 39,3 5,02 39,34 39,52 Altruismus (RW) 37,8 5,30 37,41 37,52 Risikobereitschaft (RW) 34,2 5,61 36,20 34,88 Tabelle 9: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten (GV) und der unerfüllt verliebten (UEV) Kohorte gemessen mit dem Hamburger Persönlichkeitsindex (HPI) (Andresen, 2002). Signifikante Abweichungen sind hervorgehoben. In Tabelle 10 sind die Ergebnisse der Test mit geschlechtsabhängigen Mittelwerten aufgelistet. Die zum Vergleich aufgeführten Mittelwerte der Vergleichskohorte (MW V) und die Standardabweichungen (s) wurden entsprechend dem Geschlechterverhältnis der beiden Kohorten mit den in den Testmanualen vorgegebenen geschlechtsabhängigen Werten der Vergleichsstichprobe berechnet und so auf eine auf dem 5%-Niveau signifikante Abweichung geprüft. Test MEIL Subskala GV UEV MW MWV s MW MWV s Eros (RW) 7,70 6,58 1,39 6,75 6,60 1,39 Ludus (RW) 2,98 3,40 1,35 3,62 3,39 1,35 Storge (RW) 5,73 5,87 1,37 5,73 5,88 1,38 Pragma (RW) 4,68 3,42 1,46 5,17 3,42 1,47 Mania (RW) 5,47 5,32 1,30 5,48 5,38 1,28 Agape (RW) 6,71 5,71 1,39 5,48 5,65 1,41 Tabelle 10: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) des Marburger Inventar der Liebesstile (MEIL) (Bierhoff, Grau, & Ludwig, 1993). Signifikante Abweichungen sind hervorgehoben. Die zum Vergleich aufgeführten Mittelwerte der Vergleichskohorte (MWV) und die Standardabweichungen (s) wurden entsprechend dem Geschlechterverhältnis der beiden Kohorten mit den in den Testmanualen vorgegebenen geschlechtsabhängigen Werten der Vergleichsstichprobe berechnet. 21 6.1.1.1 Testprofil der glücklich verliebten Probanden Die in Kapitel 6.1.1 (S. 19) dargestellten deskriptiven Ergebnisse zeichnen folgendes Bild der glücklich verliebten Probanden: sie sind als extrem leidenschaftlich zu bezeichnen (Passionate Love Scale (Hatfield and Sprecher 1986)) und ihre Ergebnisse auf der Manie Selbstbeurteilungsskala (Krüger et al. 1997) liegen oberhalb der diagnostischen Grenze für manische Erkrankungen. Mit Hilfe des RSQ (Steffanowski 2001) wurde der Bindungstyp der Probanden untersucht. Die Ergebnisse der Skala 1 Angst vor Nähe liegen unterhalb des Cutoffs, d. h. die Probanden zeichnen sich generell durch eine „Leichtigkeit in der Herstellung zwischenmenschlicher Nähe“ (Steffanowski 1999) aus. Dagegen indizieren erhöhte Werte der Skalen 1 Angst vor Trennung den Wunsch nach engen emotionalen Bindungen in Kombination mit der Angst verlassen zu werden (Steffanowski 1999). Minimal erhöhte Werte der Skala 3 Fehlendes Vertrauen deuten eine schwache Angst vor Zurückweisung an (Steffanowski 1999). Insgesamt weist das Kollektiv der glücklich verliebten Probanden einen anklammernden Bindungsstil auf (Steffanowski 2001). In Tabelle 9 (S. 20) sind die Ergebnisse der Untersuchung der grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale mit Hilfe des Hamburger Persönlichkeitsinventars (Andresen 2002) dargestellt. Im Subsystem I „Emotionalität, Befindlichkeit und Stimmung“ erreichten die glücklich Verliebten im Mittel liegende Werte der Dimension Extraversion, sowie im Vergleich zur Grundstichprobe bedeutsam niedrigere Werte der Dimension Neurotizismus. Diese Ergebnisse sprechen für ein ausgewogenes Maß an Lebensfreude und einem positiven Affektverhalten Kombination mit einer schwach ausgeprägten „psychosozialen Stressreagibilität und Bereitschaft zu valenznegativen Affekten“ (Andresen 2002), im Sinne eines schwachen „Monitors für negative Beziehungserlebnisse“ ((Andresen 2002) S. 75). Sowohl die Ergebnisse der Dimensionen Kontrolliertheit und Offenheit (Subsystem II), als auch die der Dimensionen Risikobereitschaft und Altruismus (Subsystem III) liegen im Normbereich. Mit Hilfe des MEIL (Bierhoff et al. 1993) wurden die Probanden auf die Ausprägung verschiedener Liebesstile untersucht. Die glücklich verliebten Studienteilnehmer erreichen in allen Liebesstilen durchschnittliche Ergebnisse. 22 6.1.1.2 Testprofil der unerfüllt verliebten Probanden Entsprechend der Ergebnisse in Kapitel 6.1.1 (S. 19) können die unerfüllt verliebten Probanden als leidenschaftlich (Passionate Love Scale (Hatfield and Sprecher 1986)) und nicht manisch (Manie Selbstbeurteilungsskala (Krüger et al. 1997)) bezeichnet werden. Im Beck Depressions-Inventar (Hautzinger et al. 2006) erreichen sie Ergebnisse, die denen von Patienten mit der Diagnose einer nur minimalen Depression entsprechen. Im RSQ erzielen sie sowohl auf Skala 1 Angst vor Trennung, als auch auf Skala 2 Angst vor Nähe und Skala 3 Fehlendes Vertrauen erhöhte Werte. Sie streben also einerseits nach engen emotionalen Bindungen, andererseits steht ihnen ihre Angst verletzt zu werden beim Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen und dem Glauben an die eigene Akzeptanz im Weg. Dementsprechend weist das Kollektiv der unerfüllt verliebten Probanden einen ängstlich-vermeidenden Bindungsstil auf (Steffanowski 1999). Bei der Untersuchung der grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale der unerfüllt verliebten Kohorte mit Hilfe des Hamburger Persönlichkeitsinventar (Andresen 2002) liegen sie bei allen sechs Dimensionen im Normbereich (siehe Tabelle 9 (S.20)). Die Erfassung der verschiedenen Liebesstile mit dem MEIL (Bierhoff et al. 1993) ergab folgende, in Tabelle 10 (S. 20) dargestellte Ergebnisse: Das Resultat des Liebesstils Pragma liegt deutlich über dem der Vergleichskohorte, was eine rationale, berechnende Einstellung zu Liebe indiziert (Bierhoff et al. 1993). Bei der Testung der restlichen Liebesstile erreichen sie durchschnittliche und damit unauffällige Ergebnisse. 6.1.2 Weitere Betrachtung der unerfüllt verliebten Kohorte Um die Auswirkungen nicht erwiderter Gefühle auf die Probanden genauer zu untersuchen, wurde die Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden zusätzlich unterteilt. In die Kohorte der seit kurzem unerfüllt Verliebten wurden Probanden aufgenommen, die seit maximal 25 Monaten am Wunschpartner interessiert waren. Die Kohorte der seit längerem unerfüllt Verliebten besteht aus Probanden, die seit 25 bis 60 Monaten in den Wunschpartner verliebt waren. Durch weiteren Datenverlust entstandenen so kleine Subgruppen mit einer Anzahl von elf (nmax 25 Monate = 11) , beziehungsweise vier (nmind. 25 Monate = 4) Probanden. Die statistische Aussagekraft der folgenden Untersuchungen ist daher einge- 23 schränkt, die Ergebnisse zeigen jedoch eine interessante Tendenz. Die deskriptiven Testergebnisse der neu entstandenen Subgruppen werden nachfolgend aufgeführt, die analytischen Ergebnisse sind in Kapitel 6.2.2.2 - 6.2.2.4, (S. 27 ff.) zu finden. 6.1.2.1 Bindungsverhalten der unerfüllt verliebten Probanden in Abhängigkeit von der Beziehungsdauer Aufgrund der Übersichtlichkeit werden an dieser Stelle nur die signifikanten Ergebnisse dargestellt, in diesem Fall das mit dem RSQ (Steffanowski 2001) getestete unterschiedliche Bindungsverhalten der Subgruppen. Wie in Kapitel 6.1.1 (S. 19) beschrieben, besitzen die glücklich verliebten Probanden einen anklammernden Bindungsstil, während die gesamte Kohorte der unerfüllt Verliebten ein ängstlich-vermeidendes Bindungsverhalten aufweist. In Tabelle 11 sind die Ergebnisse der Testung der Subgruppen aufgelistet. Test RSQ Subskala Cut-offV UEVmax. 25 UEVmind. 25 Monate Monate Angst vor Trennung (RW) 2,88 3,29 2,98 Angst vor Nähe (RW) 2,75 2,73 2,32 57,40 52,25 52,27 45,50 53,73 52,50 Angst vor Trennung (T-Wert) Angst vor Nähe (T-Wert) Fehlendes Vertrauen (T-Wert) 50 Tabelle 11: Ergebnisse ( Mittelwerte) des RSQ der Subgruppen der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) in den Skalen des Relationship Scales Questionnaire (RSQ) (A. Steffanowski, Oppl, M., Meyerberg, J., Schmidt, J., Wittmann,W.W., Nübling, R., 2001). Beide Subgruppen verfügen gemäß der Referenzwerte über einen anklammernden Bindungsstil. Es fällt aber auf, dass die Subgruppe der seit maximal 25 Monaten unerfüllt verliebten Probanden auf der Skala Angst vor Nähe nur knapp (0,02) unterhalb des Cut-off des Rohwertes und oberhalb des Cut-off des T-Werts liegen; sie sich also an der diagnostischen Grenze zu einem ängstlichvermeidenden Bindungsstil befinden. Sowohl Roh- als auch T-Wert der seit mindestens 25 Monaten unerfüllt Verliebten auf der Skala Angst vor Nähe liegen dagegen klar unterhalb des Cut-Offs. Sie sind eher in der Lage, adäquat zwischenmenschliche Nähe auf zu bauen (Steffanowski 1999), und nähern sich 24 damit eher den Ergebnissen des Bindungsstils der glücklich verliebten Probanden an. 6.1.2.2 Deskriptive Ergebnisse der Visuellen Analogskala zur Testung auf wahnhafte Tendenzen in der Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden Wie in Kapitel 5.2.7 (S. 14 ff.) beschrieben, wurden die unerfüllt verliebten Studienteilnehmer (n = 33) mit Hilfe einer visuellen Analogskala auf wahnhafte Tendenzen untersucht. Die Ergebnisse wurden als „unterdurchschnittlich“ (zwischen 0 und 24%), „durchschnittlich“ (zwischen 25 und 75%) und „überdurchschnittlich“ (zwischen 76 und 100%) interpretiert. Im Anhang A2 (Kapitel 10, S. 57 ff.) sind die gesamten Ergebnisse dargestellt. Hervorzuheben ist, dass knapp die Hälfte der Probanden angibt, überdurchschnittlich oft grenzenloses Verlangen nach dem Wunschpartner zu empfinden (nüberdurchschnittlich = 48,39%), seine Nähe zu suchen (nüberdurchschnittlich = 45,16%) und enttäuscht oder traurig über die Zurückweisung zu sein (nüberdurchschnittlich = 41,93%). Bei über zwei Drittel der Probanden sind deren Freunde über die Liebe zum Wunschpartner informiert (MW = 68,06, nüberdurchschnittlich = 48,39%). Ein unterdurchschnittliches Maß an Zustimmung erzielen die Probanden vor allem bei obsessiven Verhaltensweisen wie den Wunschpartner anzurufen nur um seine Stimme zu hören (nunterdurchschnittlich = 87,10%), ihm unbemerkt zu folgen (nunterdurchschnittlich = 83,88%) oder vor seiner Wohnung zu stehen (nunterdurchschnittlich = 80,65%). Etwa ein Drittel der Probanden gibt an, überdurchschnittlich oft wütend über die Zurückweisung zu sein (nüberdurchschnittlich = 32,26%). 90,32% sprechen sich aber dagegen aus, deshalb zu vandalieren (nunterdurchschnittlich = 90,32%). Weitere Untersuchungen der VAS sind im analytischen Ergebnissteil dieser Arbeit in Kapitel 6.2.3, S. 28 ff. zu finden. 25 6.2 Analytische Ergebnisse Die in Kapitel 6.1 (S. 18) bereits aufgeführten deskriptiven Ergebnisse wurden in Abhängigkeit vom Skalenniveau statistischen Tests unterzogen. Intervallskalierte und normalverteilte Werte wurden mit dem t-Test für unabhängige Gruppen und univariate Varianzanalysen (unter Berücksichtigung des LeveneTests), intervallskalierte und nicht-normalverteilte Werte mit dem MannWhitney-U-Test und nominale Werte mit dem Pearson’schen Chi-Quadrat-Test untersucht. Angesichts der ungerichteten Hypothesen wurde zweiseitig getestet. Das zugrunde liegende Signifikanz-Niveau beträgt p = ,050. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden in diesem Teil der Arbeit nur die signifikanten Ergebnisse dargestellt. 6.2.1 Einfluss von Alter und Geschlecht Mit Hilfe einer univariaten Varianzanalyse wurden signifikante Unterschiede auf den Einfluss demographischer Variablen untersucht. Dafür wurden unter Beachtung des Levene -Tests die kategoriale Variable „Geschlecht“ als fester Faktor und das „Alter“ als Kovariate in die Analysen aufgenommen. 6.2.1.1 Kohorte der glücklich verliebten Probanden In der Gruppe der glücklich verliebten Probanden hat das Alter Einfluss auf ein Ergebnis: es korreliert negativ mit der Dimension Neurotizismus des HPI (Andresen 2002) (p = ,042, F = 7,497, r = - 3,02). 6.2.1.2 Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden Die Untersuchung der Ergebnisse der unerfüllt Verliebten ergibt, dass das Alter und das Geschlecht der Probanden Einfluss auf folgende Variablen hat: Das Alter korreliert negativ mit dem Summenwert der Passionate Love Scale (p = ,028, F = 5,345, r = - ,317) und mit dem Item „Ich schreibe ihm/ihr sehr oft Briefe, e-Mails und/oder SMS“ (p = ,038, F= 4,782, r= -,362) der Visuellen Analogskalen. Das Geschlecht hat signifikanten Einfluss auf das Item „Ich muss „langsamer vorgehen“, weil er/sie sonst von meiner großen Liebe „übermannt“ wird“ 26 (p = ,050, F= 4,227, r= -,095).Hier wird die Korrelation nach Pearson für die Kombination einer dichotomen mit einer metrischen Variablen angewendet. Cleff postulierte 2008, dass eine mit „0“ und „1“ kodierte Variable als „metrisiert“ betrachtet werden kann. Dies bedeutet z.B. im Fall des Geschlecht: „Nimmt die Ausprägung der Variablen „Geschlecht“ den Wert eins an, desto weiblicher ist die Person. Nimmt die Ausprägung den Wert null an, umso männlicher ist der Befragte.“(Cleff 2011, S. 125) 6.2.2 Vergleich zwischen glücklich verliebten und unerfüllt verliebten Probanden Mit Hilfe der psychometrischen Daten sollen Unterschiede in Bezug auf die Persönlichkeit oder Verhaltensweisen in Beziehungen zwischen den Kohorten aufgedeckt werden. Auch hier wurde die Kohorte der unerfüllt verliebten Probanden zusätzlich aufgeteilt, um die Auswirkungen nicht erwiderter Gefühle auf die Probanden genauer zu untersuchen (s. Kapitel 6.1.2, S. 22). Die Kohorte der seit kurzem unerfüllt verliebten besteht aus Probanden, die seit maximal 25 Monaten (n = 11); die Kohorte der seit längerem unerfüllt verliebten aus Probanden, die seit 25 bis 60 Monaten am Wunschpartner interessiert waren (n = 4). Die neu entstandenen Gruppen wurden miteinander und mit der glücklich verliebten Kohorte verglichen. Es wurde mit Hilfe des Mann-Whitney-U-Test geprüft. 6.2.2.1 Vergleich der glücklich verliebten und aller unerfüllt verliebten Probanden Bei der Untersuchung der Persönlichkeitsmerkmale der Probanden mit dem HPI (Andresen 2002) erreichen die unerfüllt verliebten Probanden signifikant niedrigere Ergebnisse auf der Skala Offenheit (RW, mittlerer RangGV (MRGV) = 64,43, MRUEV = 50,51, U = 1094,000, p= ,044) als die glücklich verliebten Probanden. Die Testung des Bindungsstils (RSQ (Steffanowski 2001)) ergibt in der unerfüllt verliebten Kohorte signifikant höhere Werte auf der Skala Angst vor Nähe (RW, MRGV = 57,78, MRUEV = 62,55, U = 810,500, p= ,001). Die Probanden wurden mit dem MEIL (Bierhoff et al. 1993) auf ihre individuelle Ausprä- 27 gung der Liebesstile untersucht. Die unerfüllt verliebten Probanden zeigen eine signifikant niedrigere Ausprägung der Liebesstile Eros (MRGV = 66,61, MRUEV = 44,34, U = 903,500, p= ,002) und Agape (MRGV = 56,13, MRUEV = 49,89, U = 1085,500, p= ,040). 6.2.2.2 Vergleich der glücklich verliebten und der seit kurzem unerfüllt verliebten Kohorte Der Vergleich der seit maximal 25 Monaten unerfüllt verliebten Probanden mit den glücklich verliebten Teilnehmern ergab folgende Ergebnisse: Die glücklich verliebte Kohorte zeigt eine signifikant höhere Ausprägung des Liebesstils Eros (MRGV = 52,22, MRUEV = 33,91, U = 329,00, p = ,038). Dagegen erreichen die unerfüllt verliebten Probanden signifikant höhere Ergebnisse beim Liebesstil Pragma (MRGV = 47,36, MRUEV = 69,13, U= 328,00, p = ,037) sowie auf der Skala Angst vor Nähe des RSQ (Steffanowski 2001) (MRGV = 47,20, MRUEV = 67,73, U= 278,00, p = ,024). 6.2.2.3 Vergleich der glücklich verliebten und der seit längerem unerfüllt verliebten Kohorte Eine signifikant stärkere Ausprägung des Liebesstils Eros in der glücklich verliebten Kohorte stellt den einzigen Unterschied zu den seit längerem unerfüllt verliebten Probanden dar (MRGV = 47,78, MRUEV = 24,30, U= 106,50, p= ,042). 6.2.2.4 Vergleich der seit kurzem und der seit längerem unerfüllt verliebten Kohorte Die Probanden der seit kürzerem unerfüllt verliebten Kohorte geben signifikant öfter an, Kontakt mit dem Wunschpartner aufzunehmen. Sie erreichen bei Item 5 „Ich rufe ihn/sie sehr oft an“ (MRGV = 4,13, MRUEV = 4,13, U = 6,500, p= ,043) und Item 6 „Ich schreibe ihm/ihr sehr oft Briefe, e-Mails und/oder SMS“ (MRGV = 3,63, MRUEV = 9,59, U= 8,5, p= ,022) signifikant höhere Ergebnisse als die seit längerem unerfüllt verliebten Probanden. 28 6.2.3 Betrachtung der unerfüllt verliebten Kohorte Die Fragestellung dieser Arbeit zielt auf Besonderheiten in Persönlichkeit und Beziehungsverhalten unerfüllt verliebter Personen ab und erfordert daher eine genauere Untersuchung dieser Kohorte: Die Testergebnisse der unerfüllt verliebten Teilnehmer wurden miteinander korreliert und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Visuellen Analogskalen zur Detektion wahnhafter Tendenzen gelegt 6.2.3.1 Korrelation der psychometrischen Testergebnisse Die Ergebnisse der in Kapitel 5.2, S. 10 beschriebenen Tests wurden miteinander in Beziehung gesetzt, um signifikante Zusammenhänge aufzudecken. Das Ergebnis der Passionate Love Scale (Hatfield and Sprecher 1986) steht in positiven Zusammenhang mit dem der Manie Selbstbeurteilungsskala (Krüger et al. 1997) sowie den Liebesstilen Mania und Agape (Bierhoff et al. 1993). Die Manie Selbstbeurteilungsskala wiederum korreliert ebenfalls stark positiv mit dem Liebesstil Mania und negativ mit dem Liebesstil Storge. Das Beck Depressions-Inventar (Hautzinger et al. 2006) korreliert ebenfalls positiv mit Mania. Tabelle 12 zeigt eine Übersicht. Test Test P r Passionate Love Scale Manie Selbstbeurteilungsskala ,016 0,42 ,000 0,60 ,004 0,48 ,001 0,55 MEIL : Storge ,028 -0,38 MEIL: Mania ,043 0,35 MEIL: Mania (RW) MEIL : Agape Manie Selbstbeurteilungsskala Beck Depressionsinventar MEIL : Mania (RW) Tabelle 12: Hoch signifikante und signifikante Ergebnisse des Testvergleichs innerhalb der unerfüllt verliebten Kohorte. Der in Tabelle 13 (S. 30) dargestellte Vergleich der Visuellen Analogskalen mit den anderen verwendeten Tests ergibt folgendes Bild: je größer die Leidenschaft (PLS), desto stärker ist das subjektive Verlangen nach dem Wunschpartner. Hohe Werte auf der Manie Selbstbeurteilungsskala korrelieren positiv mit 29 der häufigen Suche nach der Nähe des Wunschpartners und Versuchen dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Ebenfalls stärker zum Ausdruck kommen mit zunehmend manischen Tendenzen obsessive Verhaltensweisen wie ein häufiges Aufhalten in der unmittelbaren Nähe des Wunschpartners, Wut über dessen anhaltende Zurückweisung und daraus resultierende Aggressionen. Das Ergebnis des Beck Depressions-Inventar korreliert ebenfalls stark positiv mit Wut über das „hinhaltende“ Verhalten des Wunschpartners. Die Ergebnisse der mit dem MEIL (Bierhoff et al. 1993) erfassten Liebesstile und die visuellen Analogskalen verhalten sich folgendermaßen: der klassische Liebesstil Eros steht in einem stark negativen Zusammenhang mit obsessiven Verhaltensweisen (Item 11 „Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung“ ). Je freundschaftlicher die Haltung gegenüber dem Wunschpartner (Storge) ist, desto seltener kommt es zu aufwendigen Liebeserklärungen. Und je stärker die Ausprägung des abwägenden Liebesstil Pragma ist, desto größer ist die Überzeugung den Wunschpartner in allen Facetten zu kennen. Der altruistische Liebesstil Agape korreliert stark positiv mit der Intensität der Kontaktaufnahme mit dem Wunschpartner. Der besitzergreifende Liebesstil Mania korreliert positiv mit der Überzeugung im Zentrum des Interesses des Wunschpartners zu stehen und dem Versuch über andere dessen Zuneigung zu gewinnen. Auch nehmen mit steigender Ausprägung dieses vereinnahmenden Liebesstils die Wut über die Zurückweisung und eine emotional pathologische Vorspannung zu (Item 38 „Seit ich ihn/sie liebe, hat sich alles verändert (z.B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung)). 30 Test Subskala Dimension der VAS Passionate Love Mein Verlangen nach ihm/ihr ist gren- Scale zenlos Manie Selbstbeurteilungsskala Ich suche sehr oft seine /ihre Nähe ,001 0,55 ,009 0,46 ,003 0,51 Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe ,000 0,60 Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe ,00 0,51 Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ macht mich wütend Eros ,000 0,62 0,56 mich bemerkt sionsinventar r ,000 Ich benehme mich auffällig, damit er/sie Beck Depres- p Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung: ,004 -0,50 Ich habe ihm/ihr ausgefallene LiebeserStorge klärungen gemacht (z.B. Plakat, Graffiti, ,009 -0,46 ,008 0,46 ,007 0,47 ,008 0,46 ,000 0,60 Seit ich ihn/sie Liebe, hat sich alles verändert (z.B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung) ,001 0,57 Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe ,001 0,55 Radio) Pragma Agape MEIL Mania Ich weiß alles über ihn/sie Ich schreibe ihm/ihr sehr oft Briefe, eMails und/oder SMS Er/sie interessiert sich nur für mich Ich versuche über Dritte (Freunde/Familie), seine/ihre Zuneigung zu gewinnen Tabelle 13: Hoch signifikante Ergebnisse der Korrelation der VAS mit den weiteren genutzten Tests innerhalb der unerfüllt verliebten Kohorte. 31 6.2.3.2 Interne Korrelation der Visuellen Analogskalen Die Beurteilung der internen Korrelation der Visuellen Analogskala zur unerfüllten Liebe erfolgte nach dem Grad der Zustimmung (s. Kapitel 6.1.2.2, S. 24) sowie nach inhaltlichen Kriterien. 6.2.3.2.1 Items mit großem Zustimmungsgrad Im Schnitt geben 66% der Probanden an, ein grenzenloses Verlangen nach dem Wunschpartner zu empfinden (Item 42). Dies korreliert stark positiv mit Item 15 „Ich denke fast ununterbrochen daran, mit ihm/ihr zusammen zu sein“ (p = ,000, r= 0,67), Item 41 „Er/sie erfüllt in jeder Hinsicht meine Wunschvorstellungen“ (p= ,001, r= 0,58), Item 39 „Wir sind für einander bestimmt – daran gibt es keinen Zweifel“ (p= ,001, r= 0,56), Item 9 „Ich suche sehr oft seine /ihre Nähe“ (p = ,000, r= 0,64), Item 31 „Meine Liebe zu ihm/ihr hat nichts mit Sex zu tun, sondern zeugt von seelischer Verbundenheit“ (p = ,005, r= 0,49), Item 28 „Es wird Zeit, dass er/sie meine Liebe öffentlich erwidert“ (p = ,001, r= 0,53) und Item 20 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ macht mich wütend“ (p = ,008, r= 0,46). Knapp 50% der Teilnehmer fühlen sich stark zu ihrem Wunschpartner hingezogen (Item 9 „Ich suche sehr oft seine /ihre Nähe“). Hier besteht eine hohe Korrelation mit den Items 15 „Ich denke fast ununterbrochen daran, mit ihm/ihr zusammen zu sein“ (p = ,001, r= 0,53), Item 19 „Ich zeige ihm/ihr deutlich, wie sehr ich ihn/sie liebe“ (p = ,002, r= 0,52), Item 1 „Unsere Liebe beruht auf Gegenseitigkeit“ (p = ,001, r= 0,56), Item 40 „Er/Sie liebt mich (p =,005, r= 0,51) und Item 2 „Er/sie beweist mir mit Blicken und Gesten seine/ihre Liebe“ (p = ,004, r= 0,50). Die Aussage „Ich bin enttäuscht/traurig, dass es mit ihm/ihr noch nicht geklappt hat“ (mittlere Zustimmung Item 27: 66%) korreliert signifikant mit Item 31 „Meine Liebe zu ihm/ihr hat nichts mit Sex zu tun, sondern zeugt von seelischer Verbundenheit“ (p = ,001, r = ,52). 6.2.3.2.2 Obsessive Gedanken und Verhaltensweisen Eine Untergruppe der Visuellen Analogskalen fragt obsessive Gedanken und Verhaltensweisen ab. Hier finden sich folgende hoch signifikante Ergebnisse: Item 2 „Er/sie beweist mir mit Blicken und Gesten seine/ihre Liebe“ korreliert signifikant mit Item 40 „Er/sie liebt mich“( p = ,000, r= 0,64), Item 1 „Unsere Lie- 32 be beruht auf Gegenseitigkeit“ (p = ,000, r= 0,67), Item 3 „Er/sie interessiert sich nur für mich“ (p = ,000, r= 0,61) und Item 26 „Ich bin mir sicher, bald mit ihm/ihr ein Liebespaar zu werden“ (p= ,005, r= 0,48). Zwischen Item 2 und Item 34 „Andere Menschen können meine Liebe zu ihm/ihr nicht verstehen“ (p = ,000, r= -0,60) besteht ein negativer Zusammenhang. Item 17 „Ich weiß von allen Menschen, mit denen er/sie Kontakt hat“ korreliert positiv mit Item 35 „Ich rufe ihn/sie an, ohne mich zu melden – nur um seine/ihre Stimme zu hören“ (p = ,001, r= 0,59). Item 11 „Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung“ korreliert ebenfalls positiv mit Item 35 (p = ,001, r= 0,46), sowie mit Item 8 „Ich beobachte ihn/sie oft, ohne dass er/sie es bemerkt“ (p = ,002, r= 0,53) und Item 16 „Ich folge ihm/ihr oft, ohne dass er/sie es bemerkt“ (p = ,001, r= 0,48). Item 16 wiederum korreliert positiv mit Item 23 „Ich habe mir ein „Andenken“ von ihm/ihr „geklaut“ (p = ,001, r= 0,67). Die Items Item 20 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ macht mich wütend“ und Item 36 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe“ korrelieren ebenfalls stark positiv miteinander (p = ,002, r= 0,52). Das Item 38 „Seit ich ihn/sie Liebe, hat sich alles verändert (z.B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung)“ zur Detektion einer pathologischen emotionalen Vorspannung steht in einem positiven Zusammenhang mit Item 42 „Mein Verlangen nach ihm/ihr ist grenzenlos“ (p = ,003, r= 0,51), Item 15 „Ich denke fast ununterbrochen daran, mit ihm/ihr zusammen zu sein“ (p = ,002, r= 0,52), Item 25 „Den/die ich liebe, steht im Mittelpunkt des „öffentlichen Interesses“ (p = ,006, r= 0,49) und Item 36 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe“ (p = ,001, r= 0,55). 6.2.3.3 Betrachtung von Subgruppen mit obsessiven Verhaltensweisen Um Unterschiede zwischen unerfüllt verliebten Probanden, die obsessive Verhaltensweisen an den Tag legen, und ihren in dieser Hinsicht unauffälligen Mitprobanden herauszufiltern, wurden anhand des Zustimmungsgrades zu aussagekräftigen Items drei Subgruppen gebildet. Keine der Subgruppen unter- 33 scheidet sich in Bezug auf demographische und beziehungsassoziierte Merkmale signifikant von der Restkohorte. 6.2.3.3.1 Psychopathologische Veränderung Probanden, die der Aussage „Seit ich ihn/sie Liebe, hat sich alles verändert (z.B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung)“ überdurchschnittlich stark zustimmten, wurden der Subgruppe „Psychopathologische Veränderung“ zugeordnet (n=5). Sie sind im Vergleich zum Rest der UEV (n=28) manischer und neigen signifikant weniger zum freundschaftlichen Liebesstil Storge. Sie haben signifikant öfter das Gefühl der Wunschpartner habe nur an ihnen Interesse und suchen oft seine Nähe. Auch sind sie signifikant öfter wütend und dabei auch impulsiv aggressiv. Die Ergebnisse sind in Tabelle 14 abgebildet. Item U p MSS 27,000 ,030 Storge (Stanine) 30,000 ,035 „Er/sie interessiert sich nur für mich“ 22,500 ,022 „Ich suche sehr oft seine/ihre Nähe“ 25,500 ,034 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ macht mich wütend“ 20,000 ,015 20,500 ,008 „Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe“ Tabelle 14: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Psychopathologische Veränderung“ (n=5) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=28). 6.2.3.3.2 Erotomanie Grundlegend lässt sich festhalten, dass nur ein kleiner Prozentsatz der unerfüllt verliebten Probanden erotomane Tendenzen zeigt: so gaben jeweils ca. 17% an, der Wunschpartner stehe in der Öffentlichkeit oder erwidere ihre Liebe, beides grundlegende Charakteristika der Erotomanie (Clérambault 1942). Die Probanden, die der Aussage „Den/die ich liebe, steht im Mittelpunkt des „öffentlichen Interesses„ überdurchschnittlich stark zustimmen, wurden in die Subgruppe „Erotomanie“ eingeteilt. Entgegen unserer Erwartung gibt es keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Item „Er/Sie liebt mich“. Sie haben jedoch signifikant öfter das Gefühl sich bremsen zu müssen, um den Wunschpartner nicht 34 zu überfordern. Andererseits sind sie der Meinung, derjenige wüsste noch nicht von ihrer Liebe. Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 15 (S. 34). Item „Ich muss „langsamer vorgehen“, weil er/sie sonst von meiner großen Liebe „übermannt“ wird“ „Er/sie weiß noch nicht, dass ich ihn/sie liebe“ U p 12,500 ,014 10,000 ,008 Tabelle 15: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Erotomanie“ (n=5) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=28) 6.2.3.3.3 Stalking Probanden die einer oder mehreren der folgenden Aussagenüberdurchschnittlich stark zustimmen, wurden der Subgruppe „Stalking“ zugeteilt: „Ich rufe ihn/sie an, ohne mich zu melden – nur um seine/ihre Stimme zu hören“ , „Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung“, „Ich beobachte ihn/sie oft, ohne dass er/sie es bemerkt“ und/ oder „Ich folge ihm/ihr oft, ohne dass er/sie es bemerkt“. Sie sind manischer als die restlichen unerfüllt verliebten Probanden. Auch sind diese Studienteilnehmer stärker davon überzeugt, alles über den Wunschpartner zu wissen, halten sich oft in dessen Nähe auf und machten ihm viele Geschenke. Die Ergebnisse sind in Tabelle 16 dargestellt. Item U p MSS 45,500 ,045 „Ich mache ihm/ihr viele Geschenke“ 39,500 ,035 „Ich weiß alles über ihn/sie“ 36,000 ,023 „Ich suche sehr oft seine/ihre Nähe“ 36,500 ,025 Tabelle 16: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Stalking“ (n=7) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=26). 35 7 Diskussion 7.1 Vergleich der glücklich verliebten und der unerfüllt verliebten Probanden Die vorliegende Studie dient dem Vergleich glücklich und unerfüllt verliebter Probanden. Erstes Ziel war es, Einflussfaktoren auf die Realisierung einer Beziehung herauszuarbeiten. 7.1.1 Bindungsstil 7.1.1.1 Unerfüllt verliebte Probanden In vorausgegangenen Studien wurde bereits gezeigt, dass Personen mit ängstlich-vermeidenden Bindungsstil am ehesten unerfüllte Liebe erfahren (Aron et al. 1998). Dies können wir im Umkehrschluss bestätigen. Die unerfüllt verliebten Probanden weisen einen ängstlich-vermeidenden Bindungsstil auf. Dementsprechend erreichen sie im RSQ erhöhte Werte der Skala 1 Angst vor Trennung und der Skala 2 Angst vor Nähe. Sie streben einerseits nach einer engen emotionalen Bindung (Steffanowski 1999), andererseits steht ihnen ihre Angst verletzt zu werden beim Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen im Weg. Die Vermutung liegt nahe, dass sich diese Probanden aufgrund „ihres negativen Selbstbildes als nicht liebenswert“ empfinden (Steffanowski 1999, S. 79). Eine Angst, die durch ihr Fehlendes Vertrauen (Skala 3) und die damit einhergehenden Zweifel an der eigenen Akzeptanz durch andere bestärkt wird (Steffanowski 1999). Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl sind darüber hinaus durch ihren unsicheren Bindungstyp weniger in der Lage, in Beziehungen adäquat zu „geben und zu nehmen“. Ihre Unsicherheit sabotiert so zusagen ihren Wunsch nach einer Beziehung (Acevedo and Aron 2009). Auch fühlen sich ängstlich gebundene Personen eher zu ebenfalls ängstlich Gebundenen hingezogen (Brumbaugh et al. 2014). Durch diese Vorselektion der Wunschpartner wird das Zustandekommen einer Beziehung erschwert. 36 7.1.1.2 Glücklich verliebte Probanden Die glücklich verliebten Probanden verfügen über einen anklammernden Bindungsstil. Auch diese Kohorte erreicht erhöhte Werte der Skala 1 Angst vor Trennung, was wiederum den Wunsch nach engen emotionalen Bindungen in Kombination mit der Angst verlassen zu werden, indiziert. Die Ergebnisse der Skala 1 Angst vor Nähe liegen dagegen unterhalb des Cut-offs und sind signifikant niedriger als die der unerfüllt verliebten Probanden. Die glücklich verliebten Probanden zeichnen sich also durch eine größere Fähigkeit aus, den Wunsch nach Nähe zu zeigen und zu verwirklichen. Sie verfügen über eine „Leichtigkeit in der Herstellung zwischenmenschlicher Nähe“ (Steffanowski 1999, S. 79). Ihre nur minimal erhöhten Werte der Skala 3 Fehlendes Vertrauen implizieren im Vergleich mit den unerfüllt verliebten Studienteilnehmern eine generell „positivere Erwartungshaltung“ (Steffanowski 1999, S. 80) gegenüber anderen Menschen. 7.1.2 Persönlichkeit 7.1.2.1 Neurotizismus Die optimistische Grundhaltung der glücklich verliebten Probanden spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Persönlichkeitstestung wieder: ihr Resultat in der Dimension Neurotizismus liegt signifikant unter dem Mittelwert der Kontrollgruppe der Studie von Andresen (Andresen 2002) und nimmt mit zunehmendem Alter weiter ab. Eine schwache Ausprägung dieses emotional instabilen Merkmales wurde in anderen Studien bereits mit einer positiveren Wahrnehmung mehrdeutiger Verhaltensweisen des Partners assoziiert (Finn et al. 2013). Darüber hinaus korreliert Neurotizismus negativ mit emotionaler Stabilität und „companionate love“, einer auf gleichen Interessen und Zielen basierenden, stabilen Liebe (Fehr and Broughton 2001). Insgesamt wird eine niedrige Ausprägung von Neurotizismus mit größerer Zufriedenheit und einem höherem Intimitätslevel in Beziehungen assoziiert (White et al. 2004). Ein niedrigeres Maß an Neurotizismus im Vergleich zur Normkohorte wirkt sich also positiv auf die Verwirklichung einer Beziehung aus. 37 7.1.2.2 Offenheit Unsere Ergebnisse zeigen eine signifikant stärkere Ausprägung der Dimension Offenheit der glücklich verliebten Probanden. Ein größeres Maß an Offenheit für Erfahrungen geht generell mit einer „open-mindness“, einer unkonventionellen, „alternativen und individualisierten Grundhaltung“ (Andresen 2002) einher. Diese wörtlich offenere Grundhaltung zeigt eine ähnliche Ausrichtung wie die bei der Untersuchung der Bindungsstile in Kapitel 7.1.1 (S. 35) gefundene generell „positivere Erwartungshaltung“ (Steffanowski 1999, S. 80) der glücklich verliebten Probanden in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Der Einfluss von Offenheit auf bestehende Beziehungen stellt sich in der Literatur durchmischt dar. Wie White (White et al. 2004) bereits darstellte, wurde einerseits ein negativer Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit, -stabilität (Karney and Bradbury 1995) und -dauer (Shaver and Brennan 1992) festgestellt. Andererseits wurde Offenheit positiv mit dem romantischen Liebesstil Eros assoziiert (Middleton 1993). Bei den von uns untersuchten Kohorten scheint eine starke Ausprägung von Offenheit nicht mit einem spielerischen Lebens- und Liebesstil, sondern mit einer höheren Bereitschaft zu fester Bindung einherzugehen. 7.1.3 Liebesstil 7.1.3.1 Eros Die glücklich verliebten Probanden zeigen eine signifikant höhere Ausprägung des Liebesstils Eros als die unerfüllt verliebten Studienteilnehmer. Dieser Zusammenhang lässt sich unabhängig von der Dauer des unerwiderten Interesses feststellen. In Studien wurde dieser ursprünglich als körperlich-sexuell angelegte Liebesstil mit weiteren positiven Beziehungsaspekten verknüpft. So wurde die ausgeprägt körperliche Anziehung des Partners und hoch emotionale Seite (Davies 1996) von Eros positiv um eine tiefer gehende gegenseitige Kompatibilität und die Zufriedenheit mit der Zweisamkeit ergänzt (Jonason and Kavanagh 2010). Darüber hinaus korreliert Eros positiv mit emotionaler Stabilität (Heaven 2004, Mallandain and Davies 1994) und einem starkem Bekenntnis zur Beziehung (Mallandain and Davies 1994). In ebenfalls positivem Zusammenhang steht dieser Bindungsstil mit dem in einer Beziehung herrschenden Vertrauen, 38 der vorhandenen Bindungsstärke und der Bereitschaft sich zu öffnen (Bierhoff et al. 1993). Eros wurde von Heaven 2004 positiv mit engen Bindungsstilen und negativ mit ängstlichen Bindungsstilen assoziiert (Heaven 2004). Dieser Zusammenhang konnte in dieser Studie in der Art reproduziert werden, dass die anklammernd gebundene, glücklich verliebte Kohorte eben signifikant stärker zu Eros tendiert als die ängstlich-vermeidend gebundenen unerfüllt Verliebten. Der romantischste Liebesstil wurde wiederholt mit einem hohem Maß an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl assoziiert (Davies 1996, Hendrick and Hendrick 1986, Mallandain and Davies 1994), ein Zusammenhang der unserer Interpretation des Selbstwertgefühls der Probanden auf Grund ihres Bindungsverhaltens entspricht (s. Kapitel 7.1.1, S. 35). Eros repräsentiert die verschiedensten, positiven Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen und wirkt sich positiv auf die Realisierung dieser aus. 7.1.3.2 Agape Ebenfalls signifikant höhere Werte erzielen die glücklich verliebten Teilnehmer bei dem Liebesstil Agape. Wie Eros korreliert Agape positiv mit dem in einer Beziehung herrschenden Vertrauen und der Bindungsstärke sowie der Bereitschaft, sich dem Partner zu öffnen (Bierhoff et al. 1993). Hier erhält der oben postulierte positive Aspekt von Offenheit im romantischen Zusammenhang eine zusätzliche, selbstlose und partnerzentrierte Ausrichtung (vgl. Kapitel 7.1.2.2, S. 37). Der altruistische Liebesstil Agape stellt die Sorge um den Partner in den Mittelpunkt der Beziehung. Das eigene Verhalten ist von Selbstlosigkeit geprägt und die Beziehungsdynamik wird hauptsächlich „von Zielen und Gefühlen des Partners“ (Bierhoff et al. 1993) bestimmt. Darüber hinaus korreliert Agape positiv mit der Beziehungsdauer und der mit dem Partner verbrachten Zeit (Hammock and Richardson 2011). Agape wirkt sich dementsprechend positiv auf die Initialisierung einer Beziehung aus. 7.1.3.3 Pragma Die Ergebnisse des Liebesstils Pragma der unerfüllt verliebten Kohorte liegen signifikant über dem Mittelwert der Vergleichskohorte von Andresen (Andresen 2002). Auch weisen die seit maximal 25 Monaten unerfüllt verliebten Studienteilnehmer einen signifikant stärkere Ausprägung von Pragma als die glücklich verliebten Probanden auf. Pragma verbildlicht einen pragmatische Einstellung 39 zu romantischen Beziehungen die auf „Kompatibilität und gegenseitige Bedürfnisbefriedigung“ (Bierhoff et al. 1993, S. 7) abzielt. Liebe wird als Investition verstanden, um sekundäre Ziele zu erreichen (Bierhoff et al. 1993). Dabei ist zu beachten, dass Personen mit starker Ausprägung von Pragma nicht auf kurzfristige Bedürfnisbefriedigung abzielen. Sie suchen vor allem Partner, die Voraussetzungen für eine langfristige Beziehung mitbringen (Hammock and Richardson 2011). Andere Studien argumentieren, dass Pragma in der Realität eher freundschaftliche Tendenzen als romantische Liebe misst (Graham 2011). Die unerfüllt verliebten Probanden wären demnach nicht im klassischen Sinn in den Wunschpartner verliebt, sondern entscheiden sich eher rational auf Grund äußerer Faktoren für ihn. Es zeigen sich weitere Zusammenhänge in der Literatur, die indirekt unseren Ergebnissen entsprechen: Pragma ist positiv mit Ordnungsliebe und einem ängstlichem Bindungsstil assoziiert, in unserer Studie Merkmale der unerfüllt Verliebten. Zusätzlich besteht ein negativer Zusammenhang mit Abenteuerlust, Fantasie und der Dimension Offenheit (Heaven 2004). Dies sind Eigenschaften, die eher den glücklich Verliebten entsprechen. Ein hohes Maß an Pragma geht einher mit einer eher rational geprägten Partnersuche und dem narzisstisch gefärbten Wunsch, eigene sekundäre Bedürfnisse zu befriedigen - eine Haltung, die sich als erfolgsmindernd bei der Initialisierung von Beziehungen erweist. 40 7.2 Unerfüllt verliebt – besondere Merkmale, Subgruppen und die Frage nach obsessivem Verhalten Das zweite Ziel dieser Studie ist es die Persönlichkeitsstruktur unerfüllt verliebter Personen genauer zu untersuchen. Zum einen, um die festgestellten Unterschiede zu den glücklich gebundenen Probanden weiter zu verfolgen. Zum anderen, um mögliche psychopathologische Veränderungen zu detektieren und ihr Verhalten auf obsessive Tendenzen zu überprüfen. 7.2.1 Besondere Eigenschaften der unerfüllt Verliebten im Vergleich mit den glücklich Verliebten Die von uns getesteten unerfüllt Verliebten sind weniger leidenschaftlich und manisch als ihre glücklich verliebten Mitprobanden. Die Leidenschaft nimmt mit steigendem Alter weiter ab und mit ihr die Anzahl der schriftlichen Kontaktversuche. Dieses Ergebnis entspricht der Idee, dass das Maß an zwanghafter Fixierung (engl. obsessiveness) auf den Partner und die (Wunsch-) Beziehung mit der Kenntnis des Partners zusammenhängt und deshalb in realen Beziehungen größer ist als in noch nicht realisierten (Bringle et al. 2013). In weiteren Studien wurde ein genereller Zusammenhang zwischen tatsächlicher persönlicher Interkation und der wahrgenommenen Intensität der Emotionen festgestellt (Berscheid 2007). Auch in unserer Studie zeigen unerfüllt verliebte Probanden, die leidenschaftlicher sind, stärkere manische Tendenzen. Je öfter sie mit dem Wunschpartner interagieren, desto stärker kommen neben diesen manische Attributen auch vermehrt aufdringliche und aggressive Verhaltensweisen zum tragen und die Probanden empfinden die Beziehung als emotional aufwühlender (Vergleiche Kapitel 6.2.3.1, S. 28). Wie in der Literatur bereits beschrieben (Bringle et al. 2013, Regan 1998), kommt es mit zunehmender Interaktion also zum Anstieg positiver wie negativer Gefühle und damit auch zur Annäherung an das emotionale Konstrukt der glücklich Verliebten. Diese Angleichung der Kohorten durch verstärkte Interaktion findet sich in Bezug auf die Liebesstile nur in Ansätzen: Agape, der altruistische Liebesstil, geht mit vermehrten schriftlichen Kontaktversuchen einher. Gleichzeitig könnte dies aber auch darauf hin deuten, dass tendenziell eher selbstlos ausgerichtete 41 unerfüllt Verliebte das Bedürfnis des Wunschpartners nach mehr Distanz verstärkt wahrnehmen und auch erfüllen, indem sie statt dem direkten den schriftlichen Kontakt suchen. Ein Zusammenhang zwischen einem rücksichtvolleren Verhalten gegenüber dem Wunschpartner und den Liebesstilen zeigt sich auch bei Eros und Storge. Eros, der romantischste aller Liebesstile und Unterscheidungsmerkmal zwischen den Kohorten, geht mit einem weniger bedrängenden Verhalten einher. Storge, der freundschaftliche Liebesstil steht in einem engen Zusammenhang mit zurückhaltenderen Liebesbeweisen und -erklärungen. Entgegen der Erwartung und im Gegensatz zu Studien, in denen ein Zusammenhang zwischen Depressivität und unerwiderter Liebe gefunden wurde (Bringle et al. 2013, Fiske 1991, Smith and Hokland 1988) zeigen die unerfüllt Verliebten keine depressiven Tendenzen. Entsprechend der oben erwähnten Zunahme von Emotion mit persönlicher Interaktion wächst bei den unerfüllt verliebten Probanden mit zunehmenden manischen Tendenzen und der damit einhergehenden stärkeren Kontaktsuche aber auch die Ausprägung von Depressivität und aggressive Verhaltensweisen (vgl. Kapitel 6.2.3.1, S. 28 und Kapitel 0, S.31). 7.2.2 Emotionales Konstrukt der unerfüllt verliebten Kohorte Insgesamt präsentieren sich die unerfüllt verliebten Probanden in unserer Studie emotional aufgewühlt und teilweise ambivalent. So sind sehr leidenschaftliche Probanden der Meinung den idealen Partner gefunden zu haben, für den sie eine tiefe, weit mehr als körperliche Liebe empfinden. Sie sind aber auch aufgebracht über den unerwiderten Status der Beziehung und fordern eine positive Antwort. Dieser Forderung nach positiver Resonanz verschaffen sie mit gesteigerter physischer Nähe Nachdruck. Dies zeigt sich auch unbewusst, so korreliert ein hohes Maß an Leidenschaft mit manischen Zügen und dem verabsolutierenden Liebesstil Mania. Der von Mania geprägte Liebende neigt einerseits dazu den Partner zu idealisieren, andererseits übergeht er dessen Wünsche um das eigene Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit zu erfüllen und monopolisiert ihn aus Angst verlassen zu werden (Bierhoff et al. 1993). Auch die unerfüllt verliebten Probanden dieser Studie zeigen Verhaltensweisen die- 42 ser Art, die einem positiven Zusammenhang mit Mania stehen (s. Kapitel 6.2.3.1, S. 28 ff.): Sie suchen vermehrt die Nähe und Aufmerksamkeit des Wunschpartners, auch über Dritte; sie neigen dazu ihn zu bedrängen und dabei seine Wünsche zu ignorieren und empfinden große Wut über die Zurückweisung, teils kombiniert mit einem erhöhten Aggressionspotential. Probanden, die vermehrt Kontakt mit dem Wunschpartner suchen, glauben vermittelt durch die Wahrnehmung nonverbaler Signale und Liebesbeweise an eine tiefe, einzigartige und vor allem gegenseitige Liebe. Dies führt soweit, dass sie sogar von einem exklusiven Interesse des Wunschpartners an ihnen ausgehen. In vorherigen Studien wurde bereits auf die selektiv positive Wahrnehmung er- bzw. entmutigender Verhaltensweisen durch Wunschpartner aufmerksam gemacht (Baumeister et al. 1993, Sinclair and Frieze 2005). Unerfüllt Verliebte seien von ihren Zielen, Wünschen und Bedürfnissen derart geblendet, dass sie die Signale des Wunschpartners einseitige oder sogar falsch interpretieren (Baumeister et al. 1993). In dieser Studie zeigen einige unerfüllt Verliebte, die sich stark durch nonverbale Signale des Wunschpartners ermuntert fühlen, zusätzlich die Tendenz auch das Unverständnis des eigenen sozialen Umfelds vermehrt auszublenden (vgl. Kapitel 6.2.3.2.2, (S. 31 ff.), insbesondere in Bezug auf den negativen Zusammenhang zwischen Item 2 und Item 34). Die von Baumeister postulierte Wahrnehmungsverzerrung der unerfüllt Verliebten und die daraus resultierende Fehlinterpretation erstreckt sich in dieser Studie also über den Wunschpartner hinaus auf weitere Personen. 7.2.3 Untersuchung auf obsessive Verhaltensweisen Wie in Kapitel 6.1.2.2, (S. 24) aufgeführt, gaben die unerfüllt verliebten Probanden ihrerseits nur geringfügig obsessive, aufdringliche oder belästigende Verhaltensweisen an. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Sinclair und Frieze bei der oben bereits erwähnten Studie (s. Kapitel 3, S. 5 ff.). Auch dort wurde nur selten von Überwachung, Diebstahl oder Einschüchterung und so gut wie nie von Aggressionen berichtet (Sinclair and Frieze 2005). Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass diese Selbsteinschätzung nicht der Wirklichkeit oder zumindest dem Empfinden des Wunschpartners entspricht. So wurde in verschiedenen Studien gezeigt, dass Menschen, Täter wie Opfer generell dazu neigen, 43 die eigenen Handlungen in einem besseren Licht zu sehen (Davis et al. 2000, Dunn 1999, Tjaden et al. 2000), und sich selbst möglichst positiv darzustellen (Sinclair and Frieze 2005). Darüber hinaus gab es in unseren Testergebnissen Hinweise auf potenziell pathologische Persönlichkeitseigenschaften der unerfüllt verliebten Kohorte. Ein ängstlicher Bindungsstil wurde als positiver Einflussfaktor auf das „unwanted pursuit behaviour“ (engl., „unerwünscht werbendes Verhalten“) identifiziert (Dutton and Winstead 2006), wobei dieser Zusammenhang nur bei aufdringlichen, nicht aber aggressiven oder potentiell strafbare Handlungen besteht (Dutton and Winstead 2006). Ferner wurde Pragma als gewinnorientierter, eigennütziger Liebesstil positiv mit folgenden Persönlichkeitszügen assoziiert (Jonason and Kavanagh 2010): Narzissmus, dem Gefühl von Überlegenheit und einer generellen Anspruchshaltung sowie „Machiavellianism“, einer manipulativen, moralfreien Grundhaltung (Paulhus and Williams 2002). In der vorliegenden Studie zeigen Probanden mit obsessiven Tendenzen diese auf unterschiedliche Art: sie geben an, den Wunschpartner häufig anzurufen, zu beobachten und unbemerkt zu verfolgen, seine/ihre Dinge zu stehlen, sowie Wut und Aggressivität zu empfinden. Je stärker die Probanden an einem Gefühl der Erwartungsspannung leiden, bei dem jede Kleinigkeit bedeutungsvoll wird, umso aufgebrachter sind sie und beschäftigen sich obsessiv gedanklich mit dem Wunschpartner. Zusätzlich sehen sie diesen vermehrt als Objekt des öffentlichen Interesses, ein Aspekt der auf Erotomanie hin deutet (Kelly 2005). Um Probanden herauszufiltern, die verstärkt obsessive Verhaltenseisen zeigen, wurden wie in Kapitel 6.2.3.3 (S. 32) beschrieben weitere Subgruppen gebildet. 7.2.3.1 Psychopathologische Veränderung Probanden mit einer pathologisch hohen emotionalen Vorspannung zeigen im Vergleich zu den restlichen unerfüllt verliebten Probanden verstärkt manische Tendenzen (vergleiche Kapitel 6.2.3.3.1, S. 33). Sie suchen vermehrt die Nähe des Wunschpartners und glauben auf einzigartige Weise sein Interesse zu wecken. Dies ist ein Hinweis auf eine verzerrte Fremd- und Selbstwahrnehmung, in der eine potentielle Ursache für die Aufrechterhaltung des unerwiderten Interesses steckt. Sie sind wütender und als Resultat potentiell aggressiv 44 und verfügen über eine schwächere Ausprägung des Liebesstils Storge. Ein niedriges Maß an Storge wurde bereits positiv mit „problematischem Streitverhalten“ wie „anschreien, sich abfällig äußern“ (Bierhoff et al. 1993, S.33) korreliert. Es ist also anzunehmen, dass sich die Anspannung der Probanden auch in pathologischen Kommunikationsmustern manifestiert. 7.2.3.2 Erotomanie Bei der Betrachtung der oben aufgeführten Korrelationen fallen gewisse erotomane Züge der Probanden ins Auge, z.B. die Wahrnehmung nonverbaler, ermutigender Gesten des Wunschpartners. Deshalb wurden Probanden, die ihren Wunschpartner als „öffentlich wichtig“ bezeichnen und damit, wie in Kapitel 6.2.3.3.2 (S. 33) dargestellt, ein Merkmal der Erotomanie aufweisen (Clérambault 1942), genauer untersucht. Diese Probanden gingen vermehrt davon aus, der Wunschpartner wisse noch nichts von ihrer Liebe. Dies entspricht dem Krankheitsbild der Erotomanie in dem Sinne, dass die Betroffenen überzeugt sind, der Wunschpartner hätte sich zunächst „von der Ferne“ in sie verliebt (Segal 1989), unabhängig davon, ob sie diese Liebe erwidern (Ellis and Mellsop 1985). Darüber hinaus hatten sie verstärkt das Gefühl, sich bremsen zu müssen, eine Facette, die die „intensive Natur“ der erotomanen Liebe widerspiegelt (Clérambault 1942, Kelly 2005). Entgegen unserer Erwartung gab es keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Item „Er/Sie liebt mich“. Der Glaube an die gegenseitige Liebe ist einer der Kernaspekte der Erotomanie (Dressing and Foerster 2010). Dies deutet entweder auf eine eher schwache Ausprägung erotomaner Tendenzen oder Verzerrung des Ergebnisses auf Grund der kleinen Kohortengröße (n= 5) hin. 7.2.3.3 Stalking Die Items, die als Grundlage für die Auswahl dieser Subgruppe genutzt wurden, entsprechen dem Konzept des in Kapitel 3 (S.5) erwähnten „unerwünscht werbenden Verhalten“. Diese kann in einer klar unerwiderten Beziehungssituation potentiell bereits als Vorform von Stalking gewertet werden (Cupach and Spitzberg 2004, Langhinrichsen-Rohling et al. 2000) und führen teilweise zu ausgeprägteren Stalkingverläufen (Spitzberg and Cupach 2003). Kohorten, die 45 hauptsächlich aus Universitätsstudenten bestehen, neigen generell eher zu Verhaltensweisen, die noch als Aufdringlichkeit und noch nicht als rechtlich relevantes Stalking bezeichnet werden können (Davis et al. 2012). Wie Kapitel 6.2.3.3.3 (S. 34) beschrieben zeigen Teilnehmer dieser Studie, die derartige Verhalten an den Tag legen, zeigen zusätzlich manische Tendenzen und sind überzeugt, alles über den Wunschpartner zu wissen. Sie suchen vermehrt seine Nähe und machen ihm Geschenke. Während diese Probanden also durchaus gewisse Verhalten zeigen die unter dem Begriff „Stalking“ fallen, z.B. das unerwünschte Eindringen in die Privatsphäre des Wunschpartners (Dressing et al. 2002), gibt es wie in ähnlichen Studien keinen Hinweis auf Drohungen oder Übergriffe (Purcell et al. 2001) oder anders geartetes aggressives Verhalten (Meloy and Gothard 1995). 46 7.3 Kritische Würdigung In der vorliegenden Studie wurden zum Zeitpunkt der Datenerhebung erstmals unerfüllt verliebte Personen auf eine breite Auswahl persönlicher, verhaltensund beziehungsassoziierter Merkmale hin untersucht und mit glücklich verliebten Probanden verglichen. Neben dieser umfassenden Fragestellung zeichnet sich die Studie durch ihr kontrolliertes Design aus: die Stichprobe ist per se und in ihren gebildeten Subgruppen homogen hinsichtlich des Alters, des Geschlechts, der Ausbildungsdauer und der Ethnizität. Bei den eingesetzten Untersuchungsinstrumenten handelt es sich um international anerkannte und standardisierte Verfahren, die valide und reliabel die interessierenden Facetten der Liebe und die damit zusammenhängende Eigenschaften abbilden. Die Datenerhebung und Auswertung erfolgte strikt nach den zugehörigen Manualen. Und die Qualität der Daten wurde statistisch wie auch durch stichprobenartige Quelldatenverifikation kontrolliert. Unter erhebungsmethodischen Aspekten ist zu betonen, dass Verliebtheit und Liebe ein latentes Konstrukt darstellt, das nicht direkt beobachtbar ist, sondern nur indirekt über ihre subjektiven Indikatoren gemessen werden kann. Solche Selbstauskünfte bergen stets die Gefahr von Antworttendenzen. Insbesondere bei Fragen, die auf unerfüllte Liebe bzw. Stalking abzielen, muss also mit einem Antwortverhalten im Sinne der sozialen Erwünschtheit gerechnet werden. So zeigen verschiedene Studien, dass Täter wie Opfer in Bezug auf Stalking generell dazu neigen, die eigenen Handlungen aus einer für sie selbst vorteilhafteren Sicht wahrzunehmen (Davis et al. 2000, Dunn 1999, Tjaden et al. 2000) und sich selbst möglichst positiv darzustellen (Sinclair and Frieze 2005). In diesem Sinne wäre es interessant, in weiterführenden Studien auch die Wunschpartner der unerfüllt verliebten Personen zu befragen. Insgesamt wäre es aus statistischer Sicht auch wünschenswert, weitere Probanden zu rekrutieren, um mit einem größeren Stichprobenumfang die statistische Aussagekraft vor allem in den Teilfragestellungen zu erhöhen. 47 Im Zuge einer weiteren Datenerfassung besteht darüber hinaus die Möglichkeit die statistischen Methoden auszuweiten. Denkbar wäre eine Strukturgleichungsanalyse (SGA; (Weiber and Mühlhaus 2014)), welche statistische Verfahren zur Untersuchung komplexer Beziehungsstrukturen zwischen manifesten und/oder latenten Variablen umfasst. Derart ermöglicht sie die quantitative Abschätzung von Wirkungszusammenhängen. Da die SGA darauf abzielt, a-priori formulierte Wirkungszusammenhänge in einem linearen Gleichungssystem abzubilden und dabei die Modellparameter so zu schätzen, dass die zu den Variablen erhobenen Ausgangsdaten möglichst gut reproduziert werden, ist ein größerer Stichprobenumfang sinnvoll. 48 8 Zusammenfassung Es können folgende Persönlichkeitseigenschaften als Einflussfaktoren auf die Initiierung von Beziehungen postuliert werden: zum einen bestätigt sich der bereits publizierte positive Einfluss von Eros und Agape und der negative Einfluss unsicherer Bindung auf Beziehungen. Zum anderen erweist sich eine starke Ausprägung von Offenheit als förderlich für den Aufbau einer romantischen Beziehung. Dieser Zusammenhang bedarf in Anbetracht der nicht eindeutigen Forschungslage sicherlich weiterer Untersuchung. Es gilt heraus zu finden, ob sich dieser positive Effekt nur auf die Initiierungsphase beschränkt, und wie sich Offenheit auf den längeren zeitlichen Verlauf einer Beziehung auswirkt. Ein hohes Maß an Neurotizismus kann, wie in der Literatur beschrieben, eine existierende Beziehung schädigen (Fehr and Broughton 2001, Finn et al. 2013, White et al. 2004). Zusätzlich zeigt sich in unserer Studie, dass sich ein im Vergleich zur Normbevölkerung niedriges Maß positiv auf die Realisation einer Beziehung auswirkt. Dies bestätigt Figuerdos Theorie, dass Menschen sich einen Partner mit einer möglichst geringen Ausprägung von Neurotizismus wünschen (Figueredo et al. 2006). Möglicherweise sind die unerfüllt Verliebten also nicht außerordentlich unfähig eine Beziehung einzugehen, sondern die glücklich Verliebten besonders beziehungsfähig, nicht nur im Vergleich zu ihren unerfüllt verliebten Mitprobanden, sondern auch zur Normalbevölkerung. Die unerfüllt Verliebten zeigen sich in ihrer Partnerauswahl deutlich von sekundären Interessen geprägt. Es scheint als würde der durch Pragma vermittelte Wunsch nach einem repräsentablen und nützlichen Partner ihren Blick für einen aussichtsreichen Kandidaten trüben. Ängstlich gebundene Personen zeigen vermehrt die Tendenz, sich zu einen potentiellen Partner trotz seines ebenfalls unsicheren Bindungsstils hingezogen zu fühlen, wenn dieser einen hohen sozialen Status ausweist (Brumbaugh et al. 2014). Dieses Zusammenspiel einer pragmatischen, berechnenden Herangehensweise bei der Partnerwahl und einer unsicheren Bindung findet sich auch bei den unerfüllt Verliebten unserer Studie. Die Persönlichkeitsunterschiede der 49 Probanden beschränken sich also nicht auf die kommunikative und emotionale Fähigkeit die Beziehungssituation mit dem Wunschpartner einvernehmlich zu lösen, um den passageren Zeitraum unerfüllter Liebe hinter sich zu lassen. Sie manifestieren sich bereits bei der Partnerwahl, wodurch die Realisierung der Beziehung von Beginn erschwert ist. Im Zuge der genaueren Untersuchung der unerfüllt verliebten Kohorte gab es keine Hinweise, dass diese Probanden sich ihrer pragmatischen Ausrichtung bewusst sind. Sie präsentieren sich äußerst verliebt, leidenschaftlich und aufgewühlt. In der weiteren Auswertung fällt jedoch die Diskrepanz zwischen wahrgenommener und im Vergleich zu den glücklich Verliebten tatsächlich empfundener Leidenschaft auf. Auch wenn sich die unerfüllt Verliebten mit zunehmender Interaktion an das emotionale Konstrukt der glücklich Verliebten annähern, bleiben Unterschiede bestehen. Es fehlen ihnen Aspekte einer tiefen romantischen und selbstlosen Liebeseinstellung. Die emotionale Ambivalenz der unerfüllt Verliebten zeigt sich dagegen sowohl bei der Messung mit Hilfe der Visuellen Analog Skalen als auch in Form von Einzelergebnissen bei der Erhebung des Bindungsstils oder der Liebesstile. Sie sind hin und her gerissen zwischen der tiefen Liebe zum Partner und dem eigenen Wunsch nach mehr Nähe, Beachtung und positiver Rückkopplung. Sie zeigen in unserer Studie zudem die Tendenz, nicht nur die Signale des Wunschpartners, sondern auch die der eigenen Umgebung fehl zu interpretieren. Diese fehlerhaften Interpretation (non)verbaler Signale führt zu einer Angleichung der Selbst- und Fremdvorstellung, wodurch der unerfüllt Verliebte unbewusst das Dilemma, zwischen den eigenen und den eigentlich damit nicht übereinstimmenden Bedürfnissen des Wunschpartner wählen zu müssen, reduziert (Baumeister et al. 1993, Steck et al. 1982). Die unerfüllt verliebten Probanden zeigen in dieser Studie nur wenig obsessive Tendenzen. Es kommt allenfalls zu aufdringlichen Verhaltensweisen im Sinne eines „unwanted pursuit behaviour“, nicht aber zu aggressivem Stalking. 50 9 Literaturverzeichnis Acevedo, B. P. and Aron, A. (2009) Does a Long-Term Relationship Kill Romantic Love? Review of General Psychology, 13(1), pp. 59-65. Andresen, B. (2002) Hamburger Perönlichkeitsinventar (HPI), Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag für Psychologie. Aron, A., Aron, E. N. and Allen, J. (1998) Motivations for unreciprocated love. Personality and Social Psychology Bulletin, 24(8), pp. 787-796. Balmer, A. S., Oswald, M. E., Ermer, A. and Guldimann, A. (2014) Correlation between post-relationship harassment, break-up context, attachment and commitment [Der zusammenhang zwischen belästigung des ex-partners, trennungskontext, bindungsstil und commitment gegenüber der beziehung]. 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Itemnummer nunterdurchschnittlich in % ndurchschnittlich in % nüberdurchschnittlich in % MW s 9 6,45 48,39 45,16 66,52 27,60 24 16,13 35,48 48,39 68,06 32,24 42 6,45 45,16 48,39 67,68 26,03 27 12,90 45,16 41,94 66,64 28,84 40 20,00 63,33 16,67 63,94 27,76 15 9,68 58,06 32,26 59,19 26,91 38 29,03 54,84 16,13 32,10 25,23 39 25,81 54,84 19,35 47,52 28,26 31 25,81 48,39 25,81 50,45 29,54 41 12,90 48,39 38,71 63,94 27,76 2 25,81 41,94 32,26 53,71 32,22 Er/sie interessiert sich nur für mich 3 35,48 45,16 19,35 41,84 30,88 Es wird Zeit, dass er/sie meine Liebe öffentlich erwidert 28 32,26 35,48 32,26 45,13 36,80 Ich suche sehr oft seine/ihre Nähe Menschen, die ich kenne, wissen von meiner Liebe zu ihm/ihr Mein Verlangen nach ihm/ihr ist grenzenlos Ich bin enttäuscht/traurig, dass es mit uns noch nicht geklappt hat Er/sie liebt mich Ich denke fast ununterbrochen daran, mit ihm/ihr zusammen zu sein Seit ich ihn/sie Liebe, hat sich alles verändert (z.B. selbst Kleinigkeiten sind nun bedeutungsvoll, Gefühl der Erwartungsspannung) Wir sind füreinander bestimmt – daran gibt es keine Zweifel Meine Liebe zu ihm/ihr hat nichts mit Sex zu tun, sondern zeugt von seelischer Verbundenheit Er/sie erfüllt in jeder Hinsicht meine Wunschvorstellungen Er/sie beweist mir mit Blicken und Gesten seine/ihre Liebe 62 Ich schreibe ihm/ihr sehr oft Briefe, e-Mails und/oder 6 32,26 38,71 29,03 46,61 33,60 Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ macht mich wütend 20 35,48 32,26 32,26 45,13 36,80 Ich weiß alles über ihn/sie: 7 35,48 54,84 9,68 37,55 25,80 Unsere Liebe beruht auf Gegenseitigkeit 1 38,71 25,81 35,48 50,42 36,00 Ich beobachte ihn/sie oft, ohne dass er/sie es bemerkt 8 45,16 35,48 19,35 36,94 30,295 26 41,94 38,71 19,35 39,10 33,45 Ich zeige ihm/ihr deutlich, wie sehr ich ihn/sie liebe 19 45,16 41,94 12,90 33,10 29,33 Ich rufe ihn/sie sehr oft an 5 45,16 38,71 16,13 36,84 32,29 Er/sie weiß noch nicht, dass ich ihn/sie liebe 37 54,84 22,58 22,58 33,81 38,69 Ich muss „langsamer vorgehen“, weil er/sie sonst von meiner großen Liebe „übermannt“ wird 18 54,84 38,71 6,45 31,61 29,14 25 56,67 26,67 16,67 30,13 32,10 34 58,06 22,58 19,35 32,58 36,92 12 58,06 29,03 12,90 30,94 32,86 SMS: Ich bin mir sicher, bald mit ihm/ihr ein Liebespaar zu werden Den/die ich liebe, steht im Mittelpunkt des „öffentlichen Interesses“ Andere Menschen können meine Liebe zu ihm/ihr nicht verstehen Er/sie gibt sich mir gegenüber abweisend, obwohl er/sie eindeutige Liebessignale sende Ich benehme mich auffällig, damit er/sie mich bemerkt 10 54,84 32,26 12,90 34,52 29,65 Meine Liebe zu ihm/ihr ist v.a. sexueller Natur 30 54,84 45,16 - 21,87 17,90 17 61,29 32,26 6,45 20,87 24,56 Ich weiß von allen Menschen, mit denen er/sie Kontakt hat 63 Es ist unerträglich für mich, dass keiner von unserer Liebe weiß Ich mache ihm/ihr viele Geschenke Ich berühre ihn/sie oft „beiläufig“, ohne dass er/sie es bemerkt Ich versuche über Dritte (Freunde/Familie), seine/ihre Zuneigung zu gewinnen Seine/ihre Ablehnung mir gegenüber zeigt, dass ich mich mehr um ihn/sie bemühen muss Er/sie genießt ein hohes soziales Ansehen (z.B. Professor, Chefarzt, Rockstar) 13 63,33 26,67 10,00 26,13 30,04 4 64,52 29,03 6,45 14 64,52 32,26 3,23 23,74 23,74 21 67,74 25,81 6,45 24,42 29,88 29 70,97 19,35 9,68 21,87 24,60 32 74,19 16,13 9,68 19,97 30,96 Ich habe mir ein „Andenken“ von ihm/ihr „geklaut“ 23 74,19 19,35 6,45 17,77 29,36 Ich stehe sehr oft vor seiner/ihrer Wohnung 11 80,65 19,35 - 11,35 19,33 Ich folge ihm/ihr oft, ohne dass er/sie es bemerkt 16 83,87 12,90 - 11,06 21,57 Ich war mit ihm/ihr schon einmal liiert 33 83,33 3,33 13,33 15,17 33,24 35 87,10 9,68 3,23 6,967 19,00 36 90,32 - 11,13 28,21 22 93,55 - 5,90 14,52 Ich rufe ihn/sie an, ohne mich zu melden – nur um seine/ihre Stimme zu hören Seine/ihre „Hinhaltetaktik“ hat mich schon einmal so wütend gemacht, dass ich Dinge beschädigt habe Ich habe ihm/ihr ausgefallene Liebeserklärungen gemacht (z.B. Plakat, Graffiti, Radio) 9,68 6,45 Tabelle 17: Ergebnisse der visuellen Analogskalen zur Unterscheidung wahnhafter Tendenzen der unerfüllt verliebten Probanden. Ein Ergebnis zwischen 0% und 24 % wurde als „unterdurchschnittlich“, zwischen 25% und 75 % als „durchschnittlich“ und zwischen 76% und 100% als „überdurchschnittlich“ bezeichnet. Weitere Angabe in Mittelwerten (MW) und Standardabweichung (s). 64 11 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Übersicht der verwendeten Tests .................................................... 11 Tabelle 2: Verwendung der Tests in den verschiedenen Fragebögen ............. 11 Tabelle 3: Anzahl der Probanden in den Kohorten glücklich verliebt (GV) und unerfüllt verliebt (UEV). .................................................................................... 15 Tabelle 4: Alter (Mittelwerte) der Probanden in Jahren, aufgeteilt in die Kohorten glücklich verliebt (GV) und unerfüllt verliebt (UEV)........................................... 15 Tabelle 5: Vergleich zwischen glücklich verliebten (GV) und unerfüllt verliebten (UEV) Probanden in Bezug auf das frühere Beziehungsverhalten. .................. 16 Tabelle 6: Vergleich zwischen glücklich verliebten (GV) und unerfüllt verliebten (UEV) Probanden in der Bewertung früherer Beziehungen und der grundlegenden Vorstellung zu Treue in einer Beziehung. ................................ 16 Tabelle 7: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) in folgenden Tests: Passionate Love Scale (PLS) (E. Hatfield & Sprecher, 1986), Manie Selbstbeurteilungsskala (MSS) (Krüger, Bräunig, & Shugar), Beck Depressions-Inventar II (BDI II) (Hautzinger et al. 2006) .................................................................................... 19 Tabelle 8: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) im Relationship Scales Questionnaire (RSQ) (Bassler 2001) ....................................................................................... 19 Tabelle 9: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten (GV) und der unerfüllt verliebten (UEV) Kohorte gemessen mit dem Hamburger Persönlichkeitsindex (HPI) (Andresen, 2002). Signifikante Abweichungen sind hervorgehoben. ................................................................................................ 20 Tabelle 10: Ergebnisse (Mittelwerte) der glücklich verliebten Probanden (GV) und der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) des Marburger Inventar der Liebesstile (MEIL) (Bierhoff, Grau, & Ludwig, 1993). Signifikante Abweichungen 65 sind hervorgehoben. Vergleichskohorte Die (MW V) zum und Vergleich die aufgeführten Mittelwerte Standardabweichungen (s) der wurden entsprechend dem Geschlechterverhältnis der beiden Kohorten mit den in den Testmanualen vorgegebenen geschlechtsabhängigen Werten der Vergleichsstichprobe berechnet. ...................................................................... 20 Tabelle 11: Ergebnisse ( Mittelwerte) des RSQ der Subgruppen der unerfüllt verliebten Probanden (UEV) in den Skalen des Relationship Scales Questionnaire (RSQ) (A. Steffanowski, Oppl, M., Meyerberg, J., Schmidt, J., Wittmann,W.W., Nübling, R., 2001).................................................................. 23 Tabelle 12: Hoch signifikante und signifikante Ergebnisse des Testvergleichs innerhalb der unerfüllt verliebten Kohorte. ........................................................ 28 Tabelle 13: Hoch signifikante Ergebnisse der Korrelation der VAS mit den weiteren genutzten Tests innerhalb der unerfüllt verliebten Kohorte. ............... 30 Tabelle 14: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Psychopathologische Veränderung“ (n=5) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=28). ................................................................................................ 33 Tabelle 15: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Erotomanie“ (n=5) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=28) ........ 34 Tabelle 16: Signifikante Ergebnisse des Vergleichs der Subgruppe „Stalking“ (n=7) mit der restlichen unerfüllt verliebten Kohorte (n=26). ............................ 34 Tabelle 17: Ergebnisse der visuellen Analogskalen zur Unterscheidung wahnhafter Tendenzen der unerfüllt verliebten Probanden. Ein Ergebnis zwischen 0% und 24 % wurde als „unterdurchschnittlich“, zwischen 25% und 75 % als „durchschnittlich“ und zwischen 76% und 100% als „überdurchschnittlich“ bezeichnet. Weitere Angabe in Mittelwerten (MW) und Standardabweichung (s). ......................................................................................................................... 63 66 12 Abkürzungsverzeichnis α Signifikanzniveau ANOVA Varianzanalyse BDI II Beck Depressions-Inventar II bzw. beziehungsweise d.h. das heißt et al. et alii (und andere) f. (ff.) folgende (fortfolgende) GV glücklich verliebte Probanden HPI Hamburger Persönlichkeitsinventar MEIL Marburger Einstellungsinventar der Liebesstile max. Maximum min. Minimum MSS Manie-Selbstbeurteilungsskala MW Mittelwert MR mittlerer Rang N Umfang der gesamten Stichprobe n (n%) absoluter (relativer) Umfang von Teilpopulationen p Signifikanz PLS Passionate Love Scale PR Prozentrang r Korrelations-/Regressionskoeffizient RSQ Relationship Scales Questionnaire RW Rohwert s Standardabweichung S. Seite s. siehe u.a. unter anderem UEV unerfüllt verliebte Probanden VAS Visuelle Analogskalen vgl. vergleiche vs. versus z.B. zum Beispiel 67 13 Danksagung Herrn Prof. Dr. J. Kornhuber danke ich für die Möglichkeit, an der der Romantic Love Studie der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikum Erlangen mitarbeiten zu dürfen und im Rahmen dessen diese Arbeit durchführen zu können. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Betreuerin Dr. Tanja RichterSchmidinger, für die hervorragende wissenschaftliche Betreuung, ihr Wissen und ihre Geduld während der statistischen Auswertung und ihr großes Engagement, das mir die Anfertigung dieser Arbeit wesentlich erleichtert hat. Zudem gebührt mein Dank den Mitarbeitern der Romantic Love Studie, besonders Dr. Christina Stößel und Dr. Christiane Mühle für praktische Ratschläge während der Rekrutierungsphase und Hilfestellung bei der Auswertung der Fragebögen. Den weiteren Doktoranden der Romantic Love Studie danke für die freundliche und effektive Zusammenarbeit bei der Rekrutierung und Betreuung der Probanden. Zudem danke ich den Probanden für die Teilnahme an der Studie. Schließlich möchte ich mich bei meinen Eltern und meiner Schwester für ihre moralische und tatkräftige Unterstützung in allen Lebenslagen bedanken.
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