Mittel, glücklicher zu sein

Donnerstag, 5. November 2015 / Nr. 256
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Neue Zuger Zeitung
Die «Neue Zuger Zeitung»
veröffentlicht auf dieser Seite
Berichte von Vereinen und
Organisationen aus Zug.
DIES&DAS
Mittel, glücklicher zu sein
So funktionierts
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KAPPEL Namhafte Referenten
haben über den Wirtschafts­
zuwachs, Reichtum und
das Glücklichsein diskutiert.
«Wachstum macht glücklich!» Mit die­
ser Feststellung eröffnete Wirtschafts­
professor Bruno S. Frey pointiert die
Vortragstrilogie im Rahmen des Zyklus
Wirtschaft und Werte des Forums Kirche
und Wirtschaft der Katholischen Kirche
Zug, die am Abend des 29. Oktobers im
gut besetzten Kappeler Gemeindesaal
zu hören war. Frey beliess es aber nicht
bloss beim Rezitieren von Umfrageer­
gebnissen zur Korrelation zwischen Ein­
kommen und Lebenszufriedenheit. In
einer Umfrage wollte der quirlige Wirt­
schaftsprofessor auch von den Anwesen­
den wissen, wie glücklich sie denn seien
auf einer Skala von 1 bis 10. Ein un­
terhaltsamer Einstieg in die Materie, der
keine grossen Abweichungen von den
Studienergebnissen zu Tage förderte. Im
weltweiten Vergleich zählt die Schweizer
Bevölkerung neben Isländern, Kanadiern
und Skandinaviern zu den glücklichsten.
Die amüsierten Zuhörerinnen und Zuhö­
rer im Kappeler Gemeindesaal waren
sogar noch eine Spur zufriedener als der
Durchschnitt der Schweizer. Gemäss
Studie sind in der Schweiz lebende
Menschen mit einem Haushaltseinkom­
men zwischen 8000 und 10 000 Franken
im Monat am glücklichsten mit einer 8,4
auf der Skala. Darüber sinkt die Rate
geringfügig. Selbst darunter ist in der
Schweiz niemand todunglücklich. Leute
mit Einkommen unter 2000 Franken
monatlich beurteilen ihr Glücklichsein
noch immer mit einer 7,6.
Glück nicht nur vom Geld abhängig
Gemäss Frey zeigt das, dass Glück
nicht allein vom Geld abhängig ist.
Interessante Runde: Fachstellenleiter Christoph Balmer (links) mit den Referenten
Bruno S. Frey, Markus Koch, Simon Jäggi und Moderator Erwin Koller.
PD
Genetische Voraussetzungen, Gesund­
heit, Sozialisation, Wirtschaft, Kultur,
Religion, Politik, Institutionen und das
Lebensalter beeinflussen unser subjek­
tives Glücksempfinden ebenso. Dem­
nach ist man zwischen 40 und 50 am
unglücklichsten, während man in der
jugendlichen Unbekümmertheit und vor
allem im Alter am glücklichsten ist.
Der Leiter des Ressorts Wachstum
und Wettbewerbspolitik im Staatssekre­
tariat für Wirtschaft (Seco), Simon Jäggi,
erklärte, wie Wachstum entsteht, wie
man es misst und weshalb es wichtig
ist. Er beantwortete die Frage nach dem
Sinn des Wirtschaftswachstums mit we­
niger Armut, mehr Wohlstand, mehr
Freizeit und Glück, besserer Verarbei­
tung von Strukturwandeln und weniger
sozialen Konflikten. Trotzdem sei die
Wachstumskritik seit Jahrzehnten prä­
sent. Die These: Eine wachsende Wirt­
schaft übernutze und zerstöre unsere
natürlichen Grundlagen. Das Wachs­
tumsstreben solle deshalb aufhören, da
es uns bereits gut gehe und das Wachs­
tum (bzw. die Ressourcen) ohnehin
endlich seien.
Wegweisende Zukunftskonzepte
Wie die Entwicklung der Zukunft aus­
sehen könnte, darüber referierte der
Betriebswirtschaftsmanager Markus
Koch. Anhand der globalen Zahlen sieht
er die Sharing Economy als nächste
grosse Wirtschaftsrevolution. Internatio­
nal tätige Unternehmen wie der Taxi­
dienst Uber, die Schlafplatzvermittlung
Airbnb und die Online­Auktionsplatt­
form Ebay hätten traditionell ausgerich­
tete Konkurrenzunternehmen finanziell
bereits überflügelt. Möglich wurde die
rasant wachsende Wohnungs­, Güter­,
Dienstleistungs­ und Autoteilet erst
durch die digitale Revolution, sagte Koch.
Koch stellte in Aussicht, dass sich
beispielsweise mit dem selbst fahrenden
Auto, das dereinst auf unseren Strassen
verkehren werde, auf einen Schlag zahl­
reiche Probleme lösen würden. So ent­
fiele rund ein Drittel des Verkehrs in
Städten, der nur durch die Parkplatz­
suche entstehe. Die jährliche Kilometer­
leistung von Autos in Privatbesitz, die
üblicherweise während 23 von 24 Stun­
den herumstehen, würden mit Car­
Sharing markant steigen und die Kosten
pro gefahrenen Kilometer sinken. Damit
könnte die Anzahl Fahrzeuge reduziert
und so die Ressourcen geschont wer­
den – ohne Komforteinbusse.
FÜR DAS FORUM KIRCHE UND WIRTSCHAFT:
MARTIN PLATTER