Magazin "Kiteboarding"

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ZERREISSR OBE
109
Bis sie denn mal reißen, interessiert sich kaum ein Kiter fi.ir seine Leinen.
Doch wäre unser Sport in seiner jetzigen, radikalen Ausführung ohne sie
kaum möglich. Wir erklären, wie Kiteleinen entstehen und haben getestet,
was die Wunderschnüre aus Dyneema aushalten
Ganz gemächlich bewegt sich der Kolben zurück,
lediglich die Motorengeräusche lassen den brachialen Kraftaufwand vermuten, mit dem hier zu
Werke gegangen wird. Dann Peng - mit Ausrufezeichen und dargestellt wie im Comic. Der eigentliche Riss der Leine, er klingt wie ein heftiger Peitschenhieb. Geht direkt ins Ohr. Ohne Lärmschutz
ist das kaum zu ertragen. Die Faser hat es in sich,
die in einem Stahlkoloss von einer Testapparatur vor
eine Zerreißprobe gestellt wird. Heutzutage sind alle
Kiteleinen aus Dyneema, einer synthetischen Hightech-Faser aus dem Chemielabor. Geflochten und in
16 Millimeter starker Ausführung hat eine Dyneema-Leine eine Reißfestigkeit von über 25 Tonnen.
Mit ihr könnte man einen vollbesetzten Reisebus
anheben.
Mit den Schnüren, wie sie zu Beginn des Kitens verwendet rvurden, hat das rein gar nichts mehr gemeinsam. Albert Pennings erfand Dyneema zwar bereits
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1963, doch der Wundenverkstofi rvu¡de erst
im |ahr
1990 durch den niederländischen Chemiekonzern
DSM kommerziell angeboten. Da hatten die Brüder
Bruno und Dominique Legaignoux schon zahlreiche
Tests hinter sich. Mit abenteuerlichen Leinenkonstruktionen. 1984, bei ihrem allerersten Praxistest an
der bretonischen Küste, standen die Erfinder des
Tubekites vor einem großen Problem: reißfeste, dehnungsarme und dünne Leinen, die dazu auch noch
schwimmen, gab es nicht mal eben im Segelladen
oder Surfshop von nebenan zu kaufen. Also flochten sie Angelsehnen zusammen, was erstaunlich
gut funktionierte. Hätte man ihre selbst gebastelten
Leinen zum Bruchlast-Test in die anfangs erwähnte
Foltermaschine eingespannt, sie hätten sich lvie eine
zu rveich gekochte Nudel verhalten. Wie gut, dass
die beiden französischen Tüftler auf Wasse¡skiern
unterwegs und somit noch meilenweit von ersten
Kiteloops entfernt waren.
TECHNIK
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Leintn-speziol
KtÊboanling
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SO ENTSTEHT E!N E KITELEIN
Bei der Herstellung von Kiteleinen prallen Welten aufeinander:
fahrhunderte altes Handwerk trift auf einen hochmodernen, synthetischen Rohstoff. Dass ein Garn in geflochtenem Zustand erheblich fester wird, lvussten schon die Erbauer der Pyramider-r im alten
Ägypten. Erste Flechtmaschinen gehen auf das 17. Jahrhundert
zurück, Ende des 19. lahrhunderts markierten von Wasserkraft
angetriebene Flechtmaschinen in vielen Gegenden den Beginn der
Industrialisierung. Im Jahr 1854 nahm die Seile¡ei Liros ihre Produktion auf, erster Abnehmer der Naturfaserseile aus Sisal war die
Landrvirtschaft. Der Firmenname setzt sich aus den beiden Anfangsbuchstaben des ursprünglichen Unternehmenssitzes im nordbayerischen Lichtenberg und des Nachnamens von Gründer Georg Rosenberger zusammen. Mittlerweile rverden irn knapp zehn Kilometer
entfernten Berg bei Hof in einer hochmodernen Produktionsstätte
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ausschließlich Kunstfaserseile hergestellt: zu 50 Prozent für den
Segelsport, zu 40 Prozent für die Industrie (Forstwesen, Theater,
Automobilzulieferer, Fitnessgeräte etc.) und zu zehn Prozent für
den Flugsport, worunter Leinen für Fallschirm- und Gleitschirmflieger und eben für das Kiten fallen. Der Familienbetrieb in fünfter
Generation bietet immer noch den Ausbildungsberuf des ,,Seilers"
an. Nur die eigene Reeperbahn am historischen Standort in Lichtenberg ist nicht mehr aktiv. Hier haben Reepschlàger, ganz wie früher
auf Harnburgs gleichnamigen Roten Meile, auf einer Länge von 300
Metern schrvere Schiffsseile per Hand geschlagen, sprich verflochten. Der industrialisierten Flecht-Variante durfte KITEBOARDING
in der Produktion von Liros beirvohnen. Außerdem haben wir viel
erfahren über den Rohstofl der Kiten überhaupt möglich gemacht
4. FLECHTEN
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/etzt kommt ein uraltes Verfahren zum
Einsatz, das vom Prinzip seit übe¡ 300 Jah-
ren Anr.vendung findet. Zunächst muss
bestimmt lverden, aus lvie vielen Zrvi¡-
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nen die Leine bestehen soll. Das kann von
vierfach über sechs- und achtfach bis zu
32-facher Flechtung gehen. Die einzelnen
Spulen werden je nach geforderter Flechtung auf sogenannte Klöppel gestülpt, den
Spulenträgern einer Flechtmaschine. Auf
ihnen und unter dem mittig über ihnen liegenden Flechtpunkt tanzen sie im Kreis und
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hat: Dyneema.
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drehen sich zusätzlich wie eine Gruppe Derwische jerveils um ihre eigene Achse. Da die
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Klöppel sich sowohl im als auch gegen den
Uhrzeigersinn bewegen, entsteht aus zrvei
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entgegengesetzten Bewegungen
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mit über Kreuz
liegenden
Zwirnen. Lediglich zusammenged¡ehte Seile
ultrahohem Molekulargewicht in einem Lösungsmittel zu einer gelartigen Masse gelöst und mit hohen Geschwindigkeiten durch Spinndüsen gepresst und versponnen. Abe¡ erst durch das anschließende
Verstrecken erhält die Faser ihre hohe Festigkeit und geringe Dehnung.
Bei diesem so wichtigen Verfahren werden die Fasern über eine Reihe
von Rollen geführt, die sich jeweils immer schneller drehen. Dadurch
richten sich die Molekülketten parallel zur Faserrichtung aus und die
dafür,
geschenkt werden muss. Das und die Tatsache, dass Liros auch Kleinstmengen bedient
und sich auf individuelle Lösungen spezialisie¡t hat, sind Gründe für das Festhalten am
Standort Deutschland.
hat und das Verfahren von Liros streng geheim ist, haben wir hier
keinen Einblick erhalten. So viel ist jedoch bekannt: Beim ,,Heat
Faser wird um ein Vielfaches ihrer Länge verstreckt. Liros greift
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aufein
Garn des niederländischen Chemieriesen DSM zurück, das den Markennamen ,,Dyneema' trägt. HMPE-Garn wird auch vom US-amerikanischen Unternehmen Honepvell unter dem Namen ,,Spectra"
angeboten. Dyneema ist bekannt für seine sehr hohen Festigkeitswerte
und dafür, äußerst beständig gegenüber Abrieb, UV-Strahlen und
Feuchtigkeit zu sein. Es findet sich in Fischernetzen, schusssicheren
Westen der New Yorker Polizei und in Seilen der Forstindustrie wieder. Es gibt sogar Levis-)eans, die von Dyneema-Fäden zusammenge-
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halten werden. Dyneema wird auf Rollen bei Liros angeliefert.
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Stretch System' genannten Vorgang wird die Leine erhitzt und das
Dyneema abermals verstreckt. In diesem Schritt wird außerdem das
sogenannte ,,Coating" aufgebracht, das die Leine vor Abrieb etwa
durch Muscheln schützen soll. Da die Moleküle auf der Dynee_
ma-Oberfläche derart perfekt angeordnet sind, können sie keine
Farbe aufnehmen und lediglich mit Farbpigmenten beklebt werden.
Je nach Güte dieser Verbindung hãlt die Farbe bei einigen Herstel_
lern besser oder schlechter. Das ist gut daran zu erkennen, ob sich
die Handflächen nach dem Auslegen der Leinen gefárbt haben.
7. QUALTTÄTSSTCHERUNG
Stichprobenartig gelangen alle Leinen in das-
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selbe hauseigene Prüfla-
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itr dem auch wir
unsere Tests durchgebo.,
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führt haben. Hier werden
Leinen aus allen Bereichen von zwei Ingenieuren nach DIN-Norm auf
Herz und Nieren geprüft.
Schließlich haben Leinen
vor allem im Flugsport
allerhand Verantwortung
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zu tragen.
2.ZWIRNEN
3. SPULEN
6. KOMMISSIONIEREN
- vom Prinzip ähnlich wie ein
Bündel Haare zum Zopf - mehrfach gedreht. Es handelt sich um
die einfachste Form der Garnveredelung und den ersten Schritt zur
Verbesserung der Reißfestigkeit, die um etwa 20 Prozent steigt.
In diesem Arbeitsschritt werden die Zwirne aufSpulen gebracht. Auf
diesen Rollen können die Zwirne im nächsten Schritt leichter weiterverarbeitet werden.
Lose in Tonnen geschichtet kommen die Leinen in die letzte pro_
duktionshalle, wo sie auf Plastikspulen gewickelt und für den Verkaufvorbereitet werden. Bereits hier wird eine erste eualitätskont_
rolle vorgenommen, indem der Spuler jede Leine durch seine Hand
laufen lässt und auf Unebenheiten überprüft. Eine Aufgabe, die eine
Maschine nicht leisten kann.
Hierbei wird das Garn maschinell
ist der Grund
Erst in dieser Phase rverden die Leinen dehnungsarm, verlieren also
an Reck. Da jeder Leinenhersteller seine eigene Veredlungsmethode
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1. ROHSTOFF
Als Grundlage für die meisten Kiteleinen dient ein synthetisches Garn
aus hochmodularem Polyethylen (HMPE), das im ,Gelspinnverfahren' hergestellt wird. Dabei wird Polyethylen, gewonnen aus ErdöI, mit
ein diago-
lungsmöglichkeiten
warum jede Maschine von einem Facharbeiter manuell eingestellt rverden muss
und warum der Fertigung viel Beachtung
5. VEREDELN
*
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nales Geflecht
rverden auch geschlagene Seile genannt. Im
Gegensatz zu den meisten Leinen aus dem
Segelsport, etrva für Schoten und Fallen,
besitzen die allermeisten Kiteleinen keinen
Mantel. Ihr Geflecht ist innen hohl und
besitzt keine Einlage. Lediglich RRD setzr
auf einen Dyneema-Mantel und -Kern.
Die Winkel, in dem die Zwirne zueinander
liegen, können ebenso variieren wie deren
Anzahl und Dicke. Die Vielzahl an Einstel-
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TECHNIK
Ltintn-spc:ial
VERSUCHSAUFBAU
Alle Tests lvurden im Prüflabor des Leinenherstellers Liros und im Beisein von KITEBOARDING-Redakteur Sören Gehlhaus durchgeführt. Es wurden ausschließlich Leinen von neuen, originalverpackten Bars verrvendet.
1. BRUCH
Eine etwa sieber-r Meter lange Probe wird zrvischen zrvei Roller-r eir-rgespannt, deren Mel-rrfachwindungen ein Lösen der Leinen während des
Versuchs verhindern. Eine der Rollen sitzt auf einem Messschlitten,
der von einem Hydraulikzylinder langsam angezogen wird. Dieser
Messstand kann eine Kraft von 25 Tonnen aufbringen. Die Kraft, die
den Knali und damit den Riss auslöst, rvird bei Seilen und in der Hebetechnik ùblich in Dekanervton angegeber.r. Da die Vorsilbe ,,Deka" im
Griechischen für die Zahl zehn steht, haben wir es mit einer Kraft zu
tun, die einen zehn Kilogramm schweren Gegenstand innerhalb von
einer Sekunde auf eine Geschwindigkeit von ein m/s beschleunigt.
Untel Einbeziehung der mittleren Erdbeschleur.rigung von 9,81 m/s2
kann eir.r Seil mit einer Bruchlast von 350 daN ungefáhr 350 kg tragen.
im Vergleich zum Gewicht
der Leine gesehen werden. Schließlich würde ein Kite an besonders
reißfesten aber schweren Leinen bei wenig Wind noch nicht einrnal
starten. Bei identischer-r Flug- und Steuerleinen wurde nur eine Leine
getestet, bei unterschiedlicher Ausführung haben rvir pro Hersteller
zrvei Leinen eingespannt. Immer ir-r mehreren Messreihen.
Dieser Wert muss bei Kiteleinen imrner
2.DEHNUNG
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Eine Leinenprobe wird zwischen zwei Klernmblöcken eingeklemmt
und wieder durch den Hydraulikzylinder auf Spannung gebracht.
Diesmal wird zusätzÌich die Längenänderung aufgezeichnet. Die
Probe wurde bis zu einer Kraft von 45 Dekanervton belastet. Die
Differenz in der Leinenlänge zwischen der ersten und der zweiten
Kraftspitze ergibt einen realistischen Wert, der die rvechselhafte
Belastung von Steuerleinen wieder spiegelt.
Die auch Reck genannte schleichende Verlängerung einer Leine
wirkt sich rvie folgt aus: Bei Leinen mit hohem Reck sinkt die
Reaktionsfähigkeit des Kites. So sagt man: je reckarmer die Leine,
desto schneller und unmittelbarer setzt de¡ Kite Lenkbefehle um.
Wobei zu diesem Punkt erwähnt werden muss, dass einige Kiter
ihre Leinen bervusst etwas ,,softer" rvählen. Sie nutzen deren Dehnung als eine Art Stoßdän-rpfer in Böen und ziehen das harrnonische, rvenn auch langsamere Flugbild einem direkten, womöglich
etlvas hektischeren vor.
3. ENDVERBINDUNG
Dieser Test sagt etwas über die Güte der
Endverbindung aus. In unserem Test gab es
drei Varianten: mit einem Schlauch überzogen und vernäht oder gespleißt, was generell
aufwändiger ist und teilweise noch zusätzlich vernäht wird. Diese Arbeiten rverden
in den allermeisten Fällen in Fernost beim
Bar-Produzenten durchgeführt. Sie können
durchaus Einfluss auf die Reißfestigkeit
einer Kiteleine haben. Denn die ist nur so
stark wie das schrvächste Glied in der Kette.
IG'tafunrding
TECHNIK / Leinen-Sleziat
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srs
LEINENTEST
TYP
CABR I N HA
CORE
CORE PRO
CRAZYFLY
FTYSURFER F.ONE
NAISH
NORTH
Eurocord DHPS300
Liros DC300
Liros Tectanium
Liros DC300
Liros DC30l/DC20l
(Flugleine/
unbekannt
unbekannt
Teufelberger FL
,
RRD
SLINGSHOT
unbekannt
/
unbekannt
(Flugleine/
Steuerleine)
Steuerleine)
Steuerleine)
(Flugleine
1,88
L,64
1,66
1,78
r,29 1O,89
r,5511,56
1,52
r,66
1,74
2,421r,r3
1'55
1,5
1,45
1,5
1,251I
t,4lr,s
t,45
1,4
1,6
r,81r,25
BRUCHLAST
425 dAN
39O
453 daN
392 daN
324l r9s daN
27s I 292 daN
247 daN
327 daN
233 daN
285 / 236 daN
FESTIGKEITS.
2,3
2,3
2,7
2,2
2,s 12,3
r,8/r,9
1,6
2
1,3
r,o 12,5
GEWICHT
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DURCHMESSER
rn mm
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NENNWERT
114
æt@æffiffi,
daN/Gewicht/ 100
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(Verhältnis von Bruchlast zu Gewicht)
1i:3:+ ¡l¡ìii.l
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?"
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lt,t4
0,84
0,68
0,15
0,89
0,67 1o,83
2,O5
Probe konnte nicht
eingespannt werden, da
Coating zu glatt
299
396
385
301 / 185
242 I 228
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DEHNUNG
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0,93
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r,3l
0,68 / 0,96
204
329 I 2s3
bei 45 daN in %
BRUCHLAST
ENDVERBINDUNG
in daN
Einlage bricht zuerst, dann Mantel
EÑ
ANMERKU
NGEN
. CoatingfÌirbt sehr starkab
. Endverbindungummantelt und vern¿iht, Pigtails
. Endverbindung
ge-
spleißt und vernäht,
Pigtails
. Endverbindung
ge-
spleißt und vernäht,
Pigtails
. Endverbindung ummantelt und vernäht
.
Flug- und Steuerleinen unterscheiden
sich stark
. Endverbindunggespleißt undvernäht
.
Flugleineeng,
. Endverbindung
Steuerleine weit
ummantelt und
geflochten
vernäht
. festes Coating
. hoherVerschleiß
der Klemme beim
. Endverbindung
ummantelt und
vernifüt
.
an
Bruchlasttest
.
Endverbindung
ummantelt und
vernäht, Kunststoffmantel um Nahtende
.
Dyneema-Mantel
und -Einlage
Endverbindung
ummantelt und
vernäht, Pigtails
.
Flug-undSteuerleinen unterscheiden
sich stark
.
Endverbindung
ummantelt und
vernäht, Pigtails
TECHNIK I
Rteboarding
Leinen-spezißt
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FAZIT LEINENTEST
SCHNELLER ANLEINEN
RAPTOR PRO
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Matchu Lopes erklärt, wie Leinensalat verhindert
und das Anleinen um ein Vielfaches beschleunigt
werden kann.
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FREERIDF/FREi : YLE,
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Das Board wird komplett mit Dura Footpads, euick Fix
ll Footstraps, einer Handle und Razor Finnen.
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CRAZYFLYSHOP.DE
LEINEN-MYTHEN
Dyneema ist zweifelsohne ein Wunderwerkstofi, bedarf
scuI.P 2015
aber einiger Pflege um tatsächlich die von uns ermittel-
FRFERIDE.]FREE.-qTYI F
ten Werte auf Dauer auch in der Praxis zu zeigen. Was
wirklich Sinn macht und ü¡arum Leinen auf Dauer eher
> BRUCHTAST
Alle Leinen halten, was sie versprechen. In den meisten Fällen
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sind sie sogar ùberdimensioniert, aus einem simplen Grund.
Schließlich legen wir unsere Leinen am Strand und nicht unter
Laborbedingungen aus. Mit 195 Dekanewton, das entspricht
ungefáhr einer Belastbarkeit von 200 Kilogramm, hat die Steuerleine von Fþurfer den vermeintlich niedrigsten Wert erzielt.
Doch die Bruchlast muss immer auch im Verhältnis zum
Gewicht und Durchmesser der Leine gesehen werden. Und da
hat Fþurfer die mit Abstand dùnnste und damit am wenigsten
Windwiderstand erzeugende Leine im Programm. Die höchste
Bruchlast hat die Tectanium-Leine von Core. An einer einzigen
Steuerleine könnte ein Gegenstand von 450 Kilogramm getragen werden. Auf diesen Wert wird man beim Kiten, selbst mit
dem allerhártesten Megaloop nicht kommen.
> ENDVERB¡NDUNGEN
Erstaunlich ist, dass die Endverbindungen in den meisten Fdllen
eine niedrigere Brucilast haben als die Leine an sich. Häufig liegt
das an den schlecht, beim Zusammensetzen der Bar in Fernost
durchgeführten Nahtverbindungen. Bei der einfachsten und am
weitesten verbreiteten Methode wird das einmal umgelegte Ende
von einem Mantel ùberzogen, der wiederum vernäht wird. Das
schützt die Leine vor Abrieb beim häufigen An- und Abknüpfen. Ausfälle gab es bei F-One und Slingshot, bei denen sich die
Nfüte lösten. Besonders aufüvändig und reißfest ist die gespleißte
Variante, bei der die Leine ineinander verwoben wi¡d.
> DEHNUNG
Dass sich Dyneema-Leinen dehnen, kann nie ganz
unterbunden werden. Dass sie sich nachhaltig dehnen, also mit der
Zeit dauerhaft länger werden, kommt so gut wie gar nicht vor.
Warum jede Ba¡ von ZeitzuZeit dennoch neu abgelängt werden muss, erkld¡en wir weiter unten im Punkt ,,Schrumpferf'.
Lediglich die Leinen von RRD betrift das Schrumpf-Phänomen
weniger, da sie als einzige einen Mantel haben, der die geflochtene Einlage vor dem Eindringen von Sand oder Staub schùtzt.
Wie stark sich eine Leine während des Flugs dehnt, ist da schon
interessanter. Denn das ist auch immer eine Stilfrage. Manch
einer mag es nachgebend und möchte ùber die Leinen Böen
abfedern. Andere mögen besonders reckarme Leinen wie die
Tectanium-Leinen von Core, die jede kleìnste Barberùhrung in
eine Reaktion des Kites verwandeln und schneller ein abgehacktes Flugbild verursachen können.
rctrd
kürzer als länger werden.
Preis für 9m Kite, nur für Kite.
> AUSWASCHEN
Dyneema istvöllig unempfindlich gegenüber Salzwasser, da es
chemisch inert ist, also kein Wasser aufrrehmen kann. Theoretisch gesehen können Saþkristalle, die du¡ch getrocknetes
Salzwasser entstehen, einen Abrieb-Efiekt erzeugen. Das ist
aber zu vernachlässiçn. Viel wichtiger ist das Auswaschen im
Hinblick auf das Entfernen von Sand, Steinen oder Muschelstücken. Denn die können, einmal zwischen den Leinen angesiedelt,
durchaus empfindliche, mechanische Schädigungen verusachen - etwa, wenn versandete Bars achtlos ins Boardbag gestopft
werden.
KOSTE NTOSER UERSAND
FÜR ALLE PRODUKTE
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> uv-sTR^HtuNG
Generell schädigt W-Strahlung jeden Kunststoff, da es zu
oxidativen Prozessen an der Oberfläche komml Im Gegensatz zu
den meisten Metallen, bei denen die Abgabe von Elekfronen zu
Problemen wie Rost füh¡en kann, ist Dyneema extrem widerstandsfähig. Der Einfluss aufdie Bruchfestigkeit und Lebensdauer ist minimal. Es gibt aber Hochleistungsfasern wie Aramide
(2.8. Kevlar), die schnell UV-Schädigungen davon tragen.
FOTOS: REEMEDfA
Im Sommer 2012habe ich einige Monate auf Sardinien verbracht. Welch eine traumhafte Insel! Dort hing ich mit meinem
Teamkollegen und Local Sandro Pisu ab. Als unsere Freundschaft enger wurde, weihte er mich in seine geheime Methode
> KNOTEN
des Leinenaufwickelns ein. Seitdem erhält meine Bar
Knoten sind bei hochfesten Faserstoffen wie Dyneema die
absoluten læinenkiller. Natürlich gibt es unterschiedliche, zum
Teil sogar sehr Seil schonende Knoten. Aberjeng die durch
Unachtsamkeit in die Leinen geraten, können die Bruchlast im
schlimmsten Fall auf ein Viertel der linearen Bruchlast reduzieren. Das beste Rezept gegen Knoten ist sorgfältiges Außchießen
(siehe rechæ) und regelmäßþr læinen-Check
diese Sonderbehandlung. Das spart Zeit, denn beim Abwickeln
immer
muss ich nicht extra durch die Leinen laufen. Ich kann als
Letzter meinen Kite aufpumpen und dennoch der Erste auf dem
Wasser sein. Ziemlich schlau, oder?
.
> UND SO GEHT'S
Das Wichtigste zu Beginn: die Leinen nicht abknüpfen! Als Erstes musst du deine Bar bis kurz vor den Tips aufwickeln. Dann
> SCHRUMPFEN
Fùr viele Kiterhat es den A¡schein, dass sich ihre Leinen mit
der Zeit verlängern. Das stimmt nicht Dyneema-Leinen haben
beginnst du, die Flugleinen zu lösen und die Schlaufen jeweils
um deine Daumen zu legen. Jetzt kommen die Steuerleinen.
Achte auf die Farben! Die linke, rote Steuerleine geht durch die
die negative Eigensdraft, sich zu verkürzen. Das bezieht sich im
Kiten aber hauptsächlidr aufdie Steuerleinen, da die Flugleinen
permanent unter Spannung stehen und somit gefühlt länger
werden. Es sind aber die Steuerleinen, die bis zu 20 Zentimeter
schrumpfen können und ein Ablängen des gesamten Barsystems erforderlidr machen. Dabei schrumpfen sie nicht wi¡klich,
sondern werden dicker. Und das passiert, wenn sich bei aufgebrochener Beschichtung Staub- oder Sandkörner zwischen die
Flechtung legen.
linke, rote Flugleine. Und umgekehrt.Ziehe die Knoten an und
wickle die Leinen so auf, dass keine der Leinen sich ineinander
verfångt oder verdreht. Das ist besonders wichtig, da die ganze
Prozedur sonst umsonst war. Mein Tipp: Behalte das Knotenbündel während du die Leinen aufwickelst im Mund. Dieses
Foto haben wir aber auf Wunsch des Fotografen weggelassen.