„Schneller Zaun“ im Test

Technik
Für einen
sicheren Strom­
fluss vom
Weidezaungerät
wünschen sich
unsere Tester
eine Klemm­
vorrichtung für
dicke Drähte.
–
„Schneller Zaun“ im Test
Mit der schwarzen Kurbel werden die vier Litzen gespannt und aufgerollt. Auf die untere Litze lässt sich bei Rindern verzichten.
Schnell und ohne Werkzeug soll sich das mobile Weidezaunsystem
von Gallagher aufbauen lassen. Ob das stimmt, hat top agrar getestet.
U
nter dem Arm Weidezaunstangen, in den Händen Zange sowie
Hammer und über die Schulter
noch eine Rolle Litze geworfen. So voll
bepackt macht es wenig Spaß, regelmäßig Weideparzellen abzustecken.
Fertig vormontiert:Wesentlich einfa-
cher gehen soll das mit dem mobilen
Zaunsystem Smart Fence von Gallagher,
mit dem Zäune bis zu 100 m Länge aufgestellt werden können. Es besteht aus
vier Litzen, die in zehn Weidezaunstangen eingefädelt und auf einer Haspel
aufgerollt sind. Weil alles fertig vormontiert ist, soll die Handhabung beim Aufund Abbau einfach und ohne Werkzeug
möglich sein, verspricht der Hersteller.
Ein Betrieb aus Norddeutschland hat es
für uns getestet.
Im zusammengebauten Zustand
macht das Zaunsystem einen aufgeräumten und kompakten Eindruck: An
der ersten Stange, an der sich auch die
Haspel zum Aufrollen der Litzen befindet, sitzt eine Leiste, in der die restlichen neun Zwischenpfosten „geparkt“
werden – hier wackelte bei unserem
Testmodell nichts. An einem Griff lässt
sich der Zaun bequem tragen.
Die letzte Stange aus dem Magazin, an
R 30
top agrar 9/2013
der alle vier Litzen zusammenlaufen,
wird beim Aufbau des Zauns zuerst gesetzt. Weil sie nur etwa 17 cm in den Boden eingestochen werden kann, aber den
gesamten Zug beim Spannen der Litze
aufnehmen muss, wird sie zusätzlich mit
einem Spannfaden und einem Erdnagel
im Boden verankert.
Dann läuft man mit der Haspel-Stange los und setzt sie ans andere Ende des
Zauns. Dabei rollen die vier Litzen von
der Haspel ab. Die Haspel-Stange muss
ebenfalls mit einem Spannseil gesichert
werden. Jetzt nur noch die Zwischenstangen im passenden Abstand am Zaun
ausrichten, die Litzen spannen, die Haspel mit einer Befestigungsschraube sichern und der Zaun ist aufgebaut.
mit der Handkurbel ist recht mühselig,
weil die Haspel keine Übersetzung hat.
Hinzu kommt, dass die 5 kg schwere
Haspel-Stange dann am „langen Arm“
getragen werden muss, um gleichzeitig
kurbeln zu können. Das ist auf Dauer
etwas ermüdend, merkten unsere Tester
an. Daher reichen zum Abbauen fünf
Minuten nicht aus.
Offenbar hat das auch Gallagher erkannt und bietet für 13,99 € Aufpreis
ein Adapterstück für den Akkuschrauber an, das an der Haspel befestigt wird
und mit dem der Abbau schneller gehen
soll. Für weitere 14,99 € gibt es außer-
Abbau braucht Übung:Mit etwas
• Weideparzellen lassen sich
Übung schafft eine Person den Aufbau
eines 100 m langen Zauns in fünf Minuten. Auch 90°-Winkel können aufgestellt werden, dafür verfügt jede zweite
Zwischenstange ebenfalls über eine
Spannleine. Stabiler ist es aber, wenn
die Stangen am Zaunende an einen
festen Pfahl angebunden werden, so die
Erfahrung unserer Tester.
Etwas kniffeliger ist der Abbau des
Zauns. Denn das Aufrollen der Litze
Schnell gelesen
mit dem Smart Fence schnell
und einfach abstecken.
• Das Aufrollen der Litze per
Handkurbel ist aufwändig.
• Der Kunststoffzaun eignet
sich für zahme Rinder, Schafe
oder Ziegen.
• Ohne Zubehör wie Tragegurt
und Akkuschrauber-Adapter
kostet das System 224 €.
Links: Die
Zwischenstangen
lassen sich auf
der Leiste sauber
parken.
Fotos: Gronau
Mitte: Bei zu
starker Spannung
kann sich die
letzte Stange
verbiegen.
+
–
dem einen Tragegurt. Mit beidem war
unser Testexemplar nicht ausgestattet.
Jede Litze hat eine eigene Rolle auf
der Haspel. Diese können sich unabhängig voneinander auf der Welle drehen.
So werden die Litzen gleichmäßig aufgerollt: Ist ein Faden zu stramm, bleibt
die jeweilige Rolle stehen, bis die anderen Fäden nachgespannt sind.
Hin und wieder kam es vor, dass sich
die Litze zwischen zwei Rollen klemmte. Wer hier nicht aufpasst, muss dies
mit etwas „Fummelarbeit“ beheben.
Nicht zu stark spannen!Auch sollten
die Litzen nicht zu stark gespannt werden. Ansonsten verbiegt sich die letzte
Stange wie ein Flitzebogen und kann
möglicherweise sogar brechen. Hier
+
schlugen unsere Tester vor, sie künftig
aus Metall zu fertigen, damit sie stabiler
ist. Denn wie der Rest des Smart Fence
besteht auch sie nur aus Kunstoff.
Durch mehrere Ösen in den Stangen
können die Litzen in verschiedenen Höhen eingefädelt werden. Auf Rinderweiden reichen zwei Litzen jedoch aus, zumal der untere Draht auch in seiner
höchsten Position immer noch Kontakt
zum etwa 25 cm hohen Gras hatte.
An der letzen Stange befindet sich eine
Metallklemme, an der alle Litzen mitei­
nander verbunden sind und an die das
Weidezaungerät angeschlossen werden
soll. Unser Test-Team hätte sich noch eine Klemmvorrichtung gewünscht, mit
der auch dicker Weidezaundraht zur
Strom­übertragung sicher befestigt wer-
Rechts: Die
einzelnen Rollen
können sich
un­abhängig
voneinander auf
der Welle drehen.
Der orangene
Faden dient zur
Stabilisierung.
den kann. Gallagher empfiehlt, hier mit
Krokodil-Klemmen zu arbeiten.
Gut für Portionsweiden:Das Abste-
cken von Portionsweiden funktionierte
im Test gut, allerdings hatten die Kühe
ausreichend Respekt vor dem Zaun. Für
Schafe oder Ziegen kommt das System
auch in Frage, bei wilden Rinderherden
dagegen weniger. Denn weil es fast nur
aus Kunstoffteilen besteht, ist bei ausbrechenden Tieren Bruch möglich.
Sind die Parzellen länger als 100 m,
muss man weiterhin mit Weidezaunstangen und Draht auf die Weide
oder in einen zweiten Smart Fence investieren. Allerdings ist ein Gerät mit
224 € inkl. MwSt. nicht ganz günstig. Tjade Gronau
top agrar 9/2013
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