27. Januar 2016 Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nationalsozialisten an den europäischen Juden. Auschwitz ist Ausdruck des Rassenwahns und das Kainsmal der deutschen Geschichte. Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. SEMINAR-UND GEDENKSTÄTTE BERTHA-PAPPENHEIM-HAUS EIN LEBEN AUFS NEU Jüdische ´Displaced Persons´ auf deutschem Boden 1945-1948 Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein "DenkTag": Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft. Konzentrationslager - für die braunen Machthaber dienten sie von Anfang an einem simplen Zweck: Hier wurden seit Anfang 1933 alle Andersdenkenden und Gegner des Regimes konzentriert: Kommunisten und Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, oppositionelle Priester und Pastoren, politisch unliebsame Juden, Sinti, Roma und Homosexuelle. Seit 1941 dienten Konzentrationslager der unfassbaren Vernichtung von Millionen Menschen. Die beste Versicherung gegen Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus ist und bleibt die lebendige Erinnerung an und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte. In diesem Jahr wollen wir mit der Ausstellung „Ein Leben aufs NeuJüdische Displaced Persons auf deutschem Boden 1945-1948“ und dem Vortrag von Majer Szanckower: „Aufgewachsen im DP-Lager Föhrenwald“ aufzeigen, welche Bedingungen Überlebende der Shoa direkt nach dem Ende des Krieges in Deutschland vorfanden. DP-Lager Zeilsheim Einladung zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, den 13. Januar 2016 um 10:30 Uhr und zur Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Mittwoch, den 27. Januar 2016 um 19:30 Uhr „Aufgewachsen im DP-Lager Föhrenwald“ Vortrag von Majer Szanckower Musik: Kretschmer-Casselmann-Duo im Alten Goethegymnasium, Hugenottenallee 82, Neu-Isenburg Seminar-und Gedenkstätte BerthaPappenheim-Haus Stadtarchiv Ein Leben aufs Neu Jüdische ´Displaced Persons` auf deutschem Boden 1945-1948 Eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts Fünfzig Jahre nach Kriegsende gedachte man der Opfer des Holocaust, erinnerte sich an das Schicksal der Überlebenden der Konzentrationsund Vernichtungslager. Neun Millionen Menschen nicht deutscher Herkunft befanden sich im Mai 1945 auf deutschem und österreichischem Boden. Sie wurden von den alliierten Behörden mit Lebensmitteln und Unterkunft notdürftig versorgt. Doch, was geschah dann mit ihnen? Wo gingen sie hin? Wie fingen sie ein neues Leben an? Wer hat ihnen dabei geholfen? Kehrten auch die meisten dieser Menschen innerhalb weniger Wochen in ihre Heimatländer zurück, so blieben doch viele Tausende von ihnen in den alliierten Besatzungszonen, darunter rund 70.000 jüdische Überlebende, überwiegend aus Osteuropa. Nach Hause konnten sie nicht, denn ihr Zuhause existierte nicht mehr: ihre Familien, Nachbarn, Freunde waren ermordet worden, ihre Habe zerstört oder geraubt, ihre Wohnungen von anderen bewohnt. Weiterzuwandern, zu Freunden oder Verwandten in die USA oder nach Palästina, war ihnen verwehrt, denn US-Immigrations- und britische Mandatspolitik im Nahen Osten verhinderten dies. So wurden sie zu displaced persons, die in Auffanglagern – DP camps – lebten und warteten, die meisten drei bis vier Jahre. Zu ihnen stießen ab 1946 mehr als 100.000 weitere jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa, zumeist polnische Juden, die Krieg und Holocaust in der Sowjetunion überlebt hatten und nach dem Krieg in Polen erneut mit antisemitischen Pogromen konfrontiert waren. Gemeinsam bauten diese jüdischen DPs (nach ihrer Selbstbezeichnung die She’arit Hapleyta – "der Rest, der entkommen ist") in den von den Besatzungsmächten errichteten Lagern ihr eigenes Gemeinwesen auf, mit Zentralkomitee und örtlichen Selbstverwaltungen, mit Schulen und beruflichen Ausbildungskursen, Zeitungen und Zeitschriften, Theatergruppen und Sportmannschaften. Sie feierten Hochzeit und freuten sich über Neugeborene. Sie schufen sich "a lebn afs nay", ein neues Leben im Übergang in eine ungewisse Zukunft. Einer der Überlebenden, Ephraim Robinson, lebte in einem solchen Displaced Persons-Lager in der amerikanischen Zone und hielt mit der Kamera fest, wie die Menschen allmählich ihre Belange in die eigenen Hände nahmen, den Alltag gestalteten, ein “Leben aufs Neu” wagten. Er dokumentierte nicht nur besondere Veranstaltungen. Er hielt vor allem den Alltag, die Familienereignisse fest: die Hochzeiten, den Brith (Beschneidung des Neugeborenen), den ersten Bühnenauftritt der Tochter, des Sohnes. Er war dabei, als in den Werkstätten, in der Zeitungsredaktion, in der Schule und auf dem Sportplatz gearbeitet, gelernt, gespielt wurde. Und er fing die Stimmung ein, als bedeutende Besucher aus dem Ausland ankamen, unter ihnen Eleanor Roosevelt und David Ben Gurion. Robinsons Photos wurden im DP-Lager Zeilsheim bei Frankfurt aufgenommen; sie hätten in jedem anderen entstehen können. Als Ephraim Robinson 1985 in den USA verstarb, hinterließ er nicht nur viele hunderte Aufnahmen, sondern auch ein Album, das die Geschichte der jüdischen DPs in exemplarischer Weise erzählt. Mittwoch, den 27. Januar 2016 Aufgewachsen im DP-Lager Föhrenwald Ein Zeitzeuge berichtet Vortrag von Majer Szanckower 19:30 Uhr Saal der Musikschule im Alten Goethegymnasium, Hugenottenallee 82, Neu-Isenburg Musik: Kretschmer-Casselmann-Duo Die Geschichte von Majer Szanckowers Familie ist, wie die vieler europäischer Juden, geprägt von Flucht, Exil und Neuanfang. Seine Eltern kamen nach dem Krieg aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Ihre Familien waren im Holocaust ermordet worden, sie selbst hatten alles verloren. Zuflucht fanden sie in den sogenannten Lagern für „Displaced People“, die die Amerikaner im Nachkriegsdeutschland einrichteten. In einem solchen Lager wurde Majer Szanckower 1947 in Berlin geboren. Seine Kindheit verbrachte er in einem Lager in Föhrenwald, wo er umgeben von jiddischer Sprache aufwuchs. 1957 kam er mit seiner Familie nach Frankfurt und lebt dort bis heute. Er ist der Verwalter der jüdischen Friedhöfe Frankfurts. In seinem Vortrag berichtet er über seine ersten Kindheitsjahre im DP-Lager Föhrenwald.
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