Begeisterung für russischen Klassizismus

Datum: 27.11.2015
Bieler Tagblatt
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Abo-Nr.: 833009
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Begeisterung für russischen Klassizismus
Konzert Es war lang und
anspruchsvoll, das dritte
Sinfoniekonzert. Das Bieler
Orchester und die Weltklasse-Solisten Maria
Milstein und Gary
Hoffman haben grossartige Leistungen gezeigt.
Einerseits ist es eine Rückkehr des spruchsvollen Stück nicht alles nach
Komponisten zur «Neuen Einfachheit»,
die vor allem melodisch geprägt und verständlich sein sollte, andererseits ist das
Konzert gespickt mit höchsten Schwierigkeiten. Beides - die melodischen Ele-
Wunsch und man hätte sich auch zuweilen mehr Emphase gewünscht. Namentlich zu Beginn wirkte der Solist eher zurückhaltend. In den Variationen des letzten Satzes konnte er sich jedoch sowohl
mente im ersten und zweiten Satz, der melodisch wie auch virtuos durchsetzen
tänzerische Elan im dritten Satz und die und erntete, wie die Violinistin zuvor,
raschen Arpeggien, Sprünge und auch frenetischen Beifall.
feinen Umspielungen meisterte die Solistin mit stupender Technik und grosser Fröhlicher Inhalt
Nach der Pause wurde die 9. Sinfonie von
Überzeugungskraft.
Dmitri Schostakowitsch aus dem Jahre
Zu verdanken gewesen ist die hochkarä1945 aufgeführt. Ein Werk von fast klassiFrenetischer
Beifall
tige Besetzung am Konzert des Sinfonieorchesters Biel Solothurn wohl auch der Das zweite, noch fast gewichtigere Werk schem Zuschnitt und eher fröhlichen InZusammenarbeit mit der Chapelle Musi- war das Sinfonische Konzert (oder Kon- halts, das allem Pathos bewusst aus dem
Wege geht. Das Werk ist für das Orchester
cale Reine Elisabeth in Brüssel. Das Konzertante Sinfonie) für Violoncello und - sowohl die Streicher wie auch die Holzzert wird denn auch am 12. Dezember, inOrchester op. 125 von Prokofiev. Die drei bläser mit beträchtlichen Schwierigsofern es aus Sicherheitsgründen mögSätze des für den Cellisten Mstislaw keiten angereichert.
lich ist, in der belgischen Hauptstadt im
Rostropovitsch komponierten Werks Unter der straffen und gleichzeitig paRahmen des Music Chapel Festival wiesind sehr ausgedehnt mit einer Gesamt- ckenden Führung von Kaspar Zehnder
derholt.
dauer von über 40 Minuten. Der Solist zeigte das Orchester wie in den vorangebeginnt,
wie im Violinkonzert mit breit henden Werken seine Qualitäten. Die
Rückkehr zur «Neuen Einfachheit»
angelegten melodischen Passagen, wird Sinfonie geriet sehr effektvoll und verAuf dem Programm standen Werke der
aber im Verlauf durch enorm schwierige fehlte die Wirkung auf das Publikum
zwei wichtigsten russischen KomponisPassagen, etwa eine ausgedehnte Soloka- nicht, obwohl nach dem überraschenten der Sowjetzeit im 20. Jahrhundert,
denz im zweiten Satz, stark gefordert. den Schluss der Beifall zunächst nur zöSergej Prokofiev und Dimitri SchostakoDer Solist Gary Hoffman gehört heute zu gerlich einsetzte. Ein hoch interessantes
witsch. Die in Moskau geborene, in Amsden Top-Cellisten und er konnte durch Konzert mit russischem Klassizismus,
terdam und London ausgebildete, in
Brüssel preisgekrönte Violinistin Maria das Werk und sein Spiel die Zuhörer in das ein erstaunlich zahlreiches PubliMilstein spielte das zweite Violinkonzert seinen Bann ziehen. Allerdings geriet kum anlockte und auf viel Zustimmung
op. 63 von Prokofiev.
ihm und dem Orchester in diesem an- stiess. Daniel Andres
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Maria Milstein: Mit viel Elan und stupender Technik. Tanja Lander
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