Leistung, Anerkennung, Wertschätzung

Leistung, Anerkennung, Wertschätzung Johanna Márquez, Susanne Glischke, Luisa Kleinemas & Catherine Schilling 1 Ablauf •  Leistungsbegriff •  Leistungsbewertung •  Umgang mit Leistung an der ESBZ •  Arbeitsphase: Bewertungsbögen •  Diskussion 2 Leistungsbegriff •  vielfälOg verwendbar •  ambivalent geprägt •  geprägt durch Ansprüche der GesellschaQ an das Individuum 3 Leistungsbegriff nach Kla8ki „Leistung als Ergebnis und Vollzug einer zielgerichteten TäOgkeit, die mit Anstrengung und ggf. Selbstüberwindung verbunden ist und für die Gütemaßstäbe anerkannt werden.“ 4 Entwicklung des Leistungsbegriffs •  historisch-­‐etymologisch: „leistjan“ -­‐ einer Spur folgen •  „sich einer Erwartung unterwerfen und dieser entsprechen“ 5 •  Historisch: Erfindung des Leistungsprinzips emanzipatorischer Gewinn •  Kant (1779): Möglichkeit, dass „ein jeder nach Talent, Fleiß und Glück eine jegliche Stellung eines Standes müsse erlangen können“. •  Abgrenzungskriterium zwischen etablierten sozialen PosiOonen 6 Individuell-­‐psychische Dimension •  Leistung als persönliches Erleben des eigenen Könnens, Austausch mit anderen •  Gütemaßstäbe anderer sind von Bedeutung •  Leistung braucht einen Kontext, der herausfordert und das Gelingen möglich macht 7 Leistung -­‐ eine zwiespältige Kategorie 8 Leistungsbewertung •  Schule: nur anhand von Maßstäben und Bezugsnormen •  tradiOonelle Formen: Klassenarbeiten, Tests, mündliche Noten (Überprüfung von Lernergebnissen) •  Konkurrenzprinzip 9 Soziale Bezugsnorm •  individuelle Leistung wird im Kontext mit den Leistungen der Gruppe beurteilt •  Rangfolge •  Auswahlentscheidungen 10 Individuelle Bezugsnorm •  beurteilt persönliche Lernfortschrime •  Bedeutung des Lernfortschrimes ist wichOger als Ergebnis des Arbeitsprozesses 11 12 Sachliche Bezugsnorm Inwieweit genügen Leistungen inhaltlichen und sachlichen Anforderungen? 13 Anforderungsbezogener Bewertungsmaßstab •  ergänzt den individuellen Bewertungsmaßstab •  wird durch Vergabe von Noten verdeutlicht, •  Lernziele und jeweilige Anforderungen werden individuell ausgewählt •  Auswahl von Lernzielen und Bewertung von Leistungen obliegt den LehrkräQen 14 Bekannte Problematik •  Dieselben Schüler_innen erhalten verschiedene Noten an verschiedenen Schulen •  Verschiedene Lehrer_innen geben gleichen Arbeiten unterschiedliche Noten •  Der_dieselbe Lehrer_in gibt zu verschiedenen Zeiten der gleichen Arbeit unterschiedliche Noten 15 Neue Formen der Leistungsbewertung 16 Neue Formen der Leistungsbeurteilung in den Sekundarstufen I und II Bohl, Torsten: 2001 •  erweiterter Lernbegriff: •  Wechsel der Haltung gegenüber Lernens: •  nicht mehr das reine Transmiqeren fachlich-­‐inhaltlichen Wissens •  SuS lehren, mit der gesellschaQlichen “InformaOons-­‐ und Wissensflut” umzugehen • 
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eigenes Wissen managen können wissen, welche Mengen verarbeitbar sind wissen, wo das Wissen verfügbar ist in der Lage sein, Auswahlentscheidungen zu treffen und InformaOonen kriOsch zu beurteilen. (BBWFT 1997/89) 17 •  eröffnet den Blick für weitere Kompetenzen •  personale und soziale Kompetenzen werden als zentral bezeichnet 18 Konkretisierung des erweiterten Lernbegriffes inhaltlichfachlicher
Lernbereich
methodischstrategischer
Lernbereich
sozialpersönlicher
kommunikativer Lernbereich
Lernbereich
•  Wissen
•  Exzerpieren
•  zuhören
•  Verstehen
•  Nachschlagen •  Argumentieren •  ein realistisches
Selbstbild
entwickeln
•  Erkennen •  Struktieren
•  Fragen
•  Werthaltungen
aufbauen
•  Urteilen
•  Organisieren
•  Diskutieren
•  Kritikfähigkeit
entwickeln
•  Planen
•  Integrieren
•  Selbstvertrauen
entwickeln
verändert auf der Grundlage von Klippert !994, v. Saldem 1997, Feiks/Krauß 1992
19 Konsequenzen •  Lerninhalte werden zugunsten der Vermimlung übergeordenter Kompetenzen reduziert • 
à Auswahl der Lerninhalte wird wichOger •  Es muss ein konzepOonell schlüssiges Zusammenspiel der vier Lernbereiche angestrebt werden •  dabei heißt aber nicht: •  methodisch – strategisches Lernen = freies Arbeiten •  inhaltlich – fachliches Lernen = lehrkraQzentrierte und stofforienOerte Arbeitsphase •  à Aufgabe der LehrkraQ, die persönliche Bildung der SuS hervorzubringen (?) •  das Bild der SuS muss sich vom Objekt zum Subjekt wandeln •  funkOoniert nur, wenn Zielsetzung und Sinn für die SuS klar ist 20 Mögliche Umsetzungsvarianten •  veränderter Fachunterricht •  ProjektorienOertes Vorgehen •  Wöchentliche Blockstunden für offene Lernformen •  Eine vollständige Umstrukturierung des Unterrichts 21 Leistungsbeurteilung muss sich verändern •  der erweiterte Lernbegriff kann mit tradiOoneller Leistungsbeurteilung nicht erfasst werden •  Klippert (2000) fordert: •  “Wenn von den SchülerInnen verstärkt Methoden-­‐, KommunikaOons-­‐ und Teamkompetenz eingefordert und entsprechende Fähigkeiten und FerOgkeiten vermimelt werden, dann kann die Leistungsmessung nicht länger auf schriQliche Überprüfung und punktuelle Abfragen im kogniOven Bereich reduziert werden.” •  mögliche AlternaOven: •  verbale Beurteilungen •  Lernentwicklungsberichte •  Beobachtungsbögen •  DokumentaOonsformen (z.B. Porwolio, Selbsteinschätzungen, etc.) 22 Probleme: •  SuS brauchen beurteilungsfreie Zonen, um sich zu enwalten, •  denn Fehler sind prädikOv für Lernerfolg: •  experimentelle Studien mit Erwachsen (Heimbeck, Frese, Sonnentag und Keith, 2003; Zapf, Frese und Brodbeck, 1999) zeigen: •  Personen, denen es in Trainingsphasen ausdrücklich erlaubt war, Fehler zu begehen, erzielen in Testphasen deutlich bessere Leistungen als Personen, welche in Trainingsphasen dazu angehalten waren, Fehler zu vermeiden •  also: konstrukOver Umgang mit Fehlern Information von Dr. habil. Lysann Zander
23 weitere Probleme: •  gesellschaQlicher Blick auf Benotung übt Druck auf die LehrkraQ aus •  Möglichkeit, auch alternaOve Leistungsbeurteilung anzuerkennen? 24 Pädagogischer Leistungsbegriff nach Jürgens (1992), Grunder und Bohl (2001) 1) Leistungs gründet auf einer vertrauensvollen Beziehungsstruktur 2) Leistung ist subjektbezogen und individuell 3) Leistung ist solidarisch 4) Leistung ist vielfälOg, sie ist produkt-­‐ und
prozessorienOert 5) Leistung ist auf systemische Unterstützung angewiesen 6) Leistung ist nicht werwrei (beschreibbar) 7) Leistung bedarf der KommunikaOon und Reflexion 8) Leistung unterliegt einer Fremd-­‐ und Selbsturteilung 25 objektive Bewertung (?) •  Studie in 126 Klassen
(14
Schulen, 3332 SuS)
•  Lernbemühungen der SuS als
Einschätzungen von der Lehrkraft
erhoben
•  Freundschaftsnetzwerke von SuS
erhoben
•  Resultate:
•  Lehrkräfte schätzen
Freundschaften falsch ein
•  ungeachtet der tatsächlichen
Leistungen, wurden Personen aus
einem Netzwerk ähnlicher bewertet
26 Projektunterricht mögliches Beispiel:
nach Bastian et.al (1997) •  Widersprüche in der Praxis: Projektunterricht
“aus Fehlern lernen”
Förderung von inhaltlichen,
arbeitsmethodischen und
sozialen Fähigkeiten •  à
traditioneles Schullernen vs.
möglichst fehlerfreie Arbeit gängige Fomen der
Leistungsbewertung
Rolle der Lehrenden muss sich ändern prozessbezogene Orientierung
ergebnisfixierte Orientierung
Lernprozess ist langfristig auf
Kooperation zwischen
Lernenden und Lehrenden
angelegt
Lehrkraft als “Kontrolle”
27 Leistungsbeobachtung und Leistungsbeurteilung im Projektunterricht •  Kernfrage: •  Wie bewertet man Menschen, die eine inhaltliche Fragestellung oder ein Sachproblem enwalten, Lösungswege suchen und die Erfahrungen dieses Prozesses anderen zu vermimeln versuchen? •  mögliche Schwerpunkte (müssen transparent sein!): •  Sachkompetenz •  arbeitsmethodische Kompetenz •  soziale Kompetenz •  mögliche Instanzen (müssen transparent sein!): • 
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Projekmagebuch der LehrkraQ Projekmagebuch der SuS MetakommunikaOon des Projektprozesses … 28 mögliche Beurteilungsformen •  Gruppenbeurteilung: •  Gruppennote Stellungnahme durch die Gruppe Bsp.: Gruppenergebnis: 10 Punkte Gruppenmitglieder: 5 Notenpool: 50 Punkte à müssen in der Gruppe verteilt werden 29 mögliche Beurteilungsformen •  Einzelarbeit: •  Selbsteinschätzung: •  ProblemaOk: • 
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Muss gelernt werden! Kriterien kleinschriqg und genau formulieren Kriterien müssen vorher klar abgrenzbar sein Bsp: Rückmeldebogen 30 ESBZ 31 Konzept der ESBZ 32 Quelle: Logbuch der ESBZ Tutorenprinzip •  jede Schülerin und jeder Schüler hat einen Tutor bzw. eine Tutorin •  wöchentliche Tutorengespräche in der 7.-­‐9. •  besonderes Vertrauensverhältnis •  Thema ist alles, was die SuS beschäQigt 33 Logbuch 34 Quelle: Logbuch der ESBZ Logbuch 35 Quelle: Logbuch der ESBZ Logbuch 36 Quelle: Logbuch der ESBZ Logbuch 37 Quelle: Logbuch der ESBZ Logbuch 38 Quelle: Logbuch der ESBZ Logbuch 39 Quelle: Logbuch der ESBZ Bilanzierungs-­‐ und Zielgespräche •  finden immer zum Halbjahr stam •  es nehmen der/die Schüler/in, die Eltern und der/die Tutor/in teil •  das alte Halbjahr wird besprochen und für das neue Halbjahr werden Ziele gesetzt •  der/die Schüler/in stehen immer im Mimelpunkt des Gesprächs 40 41 Quelle: Logbuch der ESBZ Vollversammlung •  gibt Zeit für gegenseiOge Wertschätzung unter den Schülerinnen und Schülern •  manchmal wird auch einer LehrkraQ gedankt 42 Arbeitsphase 43 Impulse für die Arbeitsphase •  Welche Art von Leistung wird bewertet/
wertgeschätzt?
•  Handelt es sich um eine objektivere Bewertung/
Wertschätzung als im traditionellen System?
•  In welchem Rahmen bieten sich solche
Bewertungs-/Einschätzungsbögen an, wo
machen sie wenig Sinn?
•  Welche SchülerInnen profitieren eventuell
besonders davon? Gibt es Situationen, in denen
sich diese Bewertung nicht eignet?
•  …
44 Diskussion 45 Quellen BASTIAN, J.; GUDJONS, H. ua (Hrsg.): Theorie des Projektunterrichts, 1997. BECK, Erwin (Hg.). Eigenständig lernen. UVK, Fachverl. für Wiss. u. Studium, 1995. FEIKS, Dietger; SCHMIDT, MarOn H. Das Leistungsproblem in Gesellscha< und Schule. Hochschulverl., 1981. FLITNER, Andreas. Reform der Erziehung. Impulse des, 1992, 20. Jg., S. 77. FUCHS, Eginhard. Individuelle Bewährung in der Schule: Jahresarbeiten und schuleigene Abschlussprüfung. Die Rudolf Steiner Schule Ruhrgebiet: Leben, lehren, lernen in einer Waldorfschule. Eine freie Schule sieht sich selbst. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1976. FURCK, Carl-­‐Ludwig. Das pädagogische Problem der Leistung in der Schule. Beltz, 1975. 46 GRUNDER, Hans-­‐Ulrich; BOHL, Thorsten (Hg.). Neue Formen der Leistungsbeurteilung in den Sekundarstufen I und II. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2001. HUBER, Ludwig. Leistung in der Schule. Rückblicke in die Geschichte-­‐Fragen an die Gegenwart. na, 2002. KLAFKI, Wolfgang. Probleme der Leistung in ihrer Bedeutung für die Reform der Grundschule. Die Grundschule, 1975, 10. Jg., S. 527-­‐532. LIETZMANN, Walter. Über die Beurteilung der Leistungen in der Schule. Teubner, 1927. PARADIES, Liane; WESTER, Franz; GREVING, Johannes. Leistungsmessung und-­‐ bewertung. Cornelson Scriptor, 2005. 47 PREUß, Eckhardt. Leistungserziehung, Leistungsbeurteilung und innere Differenzierung in der Grundschule: Bausteine moderner Grundschularbeit; Anregungen und Hilfen. Julius Klinkhardt, 1994. SACHER, Werner; RADEMACHER, Stephan. Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen: bewährte und neue Wege für die Primar-­‐und Sekundarstufe. Julius Klinkhardt, 2009. STEGLICH, ChrisOan; KNECHT, Andrea. Studious by associaOon? Effects of teacher’s amunement to students’ peer relaOons. Zeitschri< für Erziehungswissenscha<, 2014, 17. Jg., Nr. 5, S. 153-­‐170. WINTER, Felix (Hg.). Leistung sehen, fördern, werten: neue Wege für die Schule. Klinkhardt, 2002. 48 Arbeitsbögen 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61