Jahresprogramm 2015 - Kunstmuseum Luzern

ausstellungen
exhibitions
2015
28.02. 21.06.
28.02. 22.11.
Sharon Lockhart Milena, Milena
Von Angesicht zu Angesicht
Füssli, Böcklin, Rondinone und andere
07.03. 31.05. Pushwagner in Kooperation mit Fumetto – Int. Comix13.06. 09.08. Jeroen Geel Mons Fractus /
Festival Luzern
in Kooperation mit Kommission Bildende Kunst Stadt Luzern
Diamonds Always Come in Small
Packages 14.08. 13.09. Soundzz.z.zzz...z
in Kooperation mit Lucerne Festival 16.09. 20.09. Emma Smith
16.10. 18.10. Performancepreis
School for Tourists
Schweiz 31.10.2015 31.01.2016 Michael Buthe
(1944-1994) Retrospektive
31.10.2015 31.01.2016 Sviluppo - Parallelo
05.12.2015 31.01.2016 JAHRESAUSSTELLUNG ZENTRALSCHWEIZER KUNSTSCHAFFEN, KABINETTAUSSTELLUNG
Jeremias Bucher
04.07. 11.10.
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Editorial / Editorial
«Kommunizierende Röhren» bezeichnen
in der Physik ein System oben offener,
unten miteinander verbundener Gefässe,
in denen unabhängig von Volumen, Form
und verschlungenen Verbindungswegen
homogene Flüssigkeiten denselben Pegel
aufweisen. Siphons oder Wassertürme
funktionieren nach diesem Prinzip. Die
Wendung «kommunizierende Röhren»
ist so schön, dass sie von der Philosophie
entliehen wurde, um verwandte, gleichzeitige, doch voneinander unabhängige
Ereignisse zu bezeichnen. Kommunizierende Röhren sind in diesem Sinne glücklicherweise auch im Kunstmuseum Luzern verlegt: Von Angesicht zu Angesicht
fordert die diesjährige Sammlungspräsentation mit menschlichen Bildnissen
zum Dialog auf, während Sharon Lockharts Ausstellung Milena, Milena thematisiert, inwiefern die zeitgenössische
Kunst überhaupt noch Porträts schafft,
die uns berühren.
Hans Schärer, Madonna (Äbtissin), 1983, Mischtechnik, Öl, Mörtel,
Steine und Glas auf Pavatex, 98,5 × 86,5 cm, Kunstmuseum Luzern,
Depositum der Bernhard Eglin-Stiftung, © Erben Hans Schärer /
Pro Litteris, Zürich 2014
Auch von Michael Buthes Retrospektive
zur Ausstellung Sviluppo – Parallelo ziehen sich kommunizierende Röhren. Die
beiden unterschiedlichen Formate spüren spirituellen, politischen und intellektuellen Konzepten nach. Der Künstler
Urs Lüthi installiert seine kommunizierenden Röhren ab Sommer im neuen
Foyer: Seine Arrangements imitieren die
Aufgaben des Kunstmuseums, nämlich
sammeln, ausstellen, bewahren und vermitteln. Das so gestaltete Foyer ist ein
weiteres nach oben offenes, nach unten
aber hoffentlich mit unserem Publikum
verbundenes Gefäss! Hier untersuchen
wir den Stand homogener Flüssigkeiten,
also gemeinsame Interessen, die Lust an
Verwandtschaften, Differenzen und alles
was zu lebendigen Begegnungen gehört.
In physics, ‘communicating vessels’ refer
to a system of containers open to the top
and connected at the bottom, in which
homogeneous fluids, regardless of volume, form and serpentine conduits, show
the same level. Objects such as siphons
and water towers follow this principle.
The term ‘communicating vessels’ is of
such elegance that it has been borrowed
by philosophy to refer to related, simultaneous though independent events. Fortunately we also find communicating vessels in this sense at Kunstmuseum Luzern:
This year’s presentation of the collection
Von Angesicht zu Angesicht challenges us
to engage in dialogue with human portraits, while Sharon Lockhart’s exhibition Milena, Milena addresses the question of the extent to which contemporary
art still produces touching portraits.
Communicating vessels also run from
Michael Buthe’s retrospective to the exhibition Sviluppo – Parallelo. The two
different formats trace spiritual, political and intellectual concepts. This summer, the artist Urs Lüthi will install a communicating vessel in the new foyer: his
arrangements imitate the tasks of the art
museum, namely collecting, exhibiting,
preserving and communicating. The foyer, arranged in this way, is another vessel which is open to the top and hopefully connected to our public in its base!
Through this we examine the state of
homogeneous fluids in the sense of common interests, the desire for connections,
distinctions and all other lively encounters.
Fanni Fetzer, Direktorin / Director
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
28.02. 21.06.
Sharon Lockhart
Milena, Milena
Wer ist Milena? Für die amerikanische
Künstlerin Sharon Lockhart (*1964) ist
sie eine spezifische Freundin, für das
Publikum steht das Mädchen Milena exemplarisch für einen jungen Menschen,
der sich trotz widriger Lebensumstände
behauptet. Sharon Lockhart, die mit
Milena während eines Filmprojekts in
Łódź, Polen, Freundschaft geschlossen
hat, porträtiert das Waisenmädchen auf
dem Weg vom Kind zur Erwachsenen.
Dabei plaudert die Künstlerin die Geheimnisse des Teenagers nicht aus, sondern setzt die individuelle Geschichte in
einen grösseren kulturellen Kontext.
Die aussergewöhnliche Freundschaft zwischen Milena und Sharon Lockhart ist
Ausgangspunkt der Ausstellung im Kunstmuseum Luzern. Die Künstlerin interessiert sich generell für Menschen und
Orte, die vergessen oder übersehen werden. Für ihre Projekte wird sie Teil von
deren Alltag und Leben und schafft in
minimalistisch gehaltener Ästhetik berührende Porträts von Individuen und
sozialen Gruppen. Sharon Lockhart bedient sich für ihre Installationen, Fotografien und Videos dabei Strategien und
Methoden der Dokumentation, Anthropologie oder Soziologie.
Who is Milena? For the American artist
Sharon Lockhart (b. 1964) she is a specific friend, for the public the girl Milena
stands as an example of a young person
asserting herself in spite of adverse conditions of life. Sharon Lockhart, who became friends with Milena during a film
project in Łodź, Poland, portrays the orphan girl’s transition from childhood to
adolescence. The artist, however, does
not give away the teenager’s secrets, but
puts the individual story in a larger cultural context.
in Kooperation mit / in cooperation with
CCA Ujazdowski Castle, Warschau, Bonniers
Konsthall, Stockholm
Vernissage 27.02., 18.30 Uhr
Opening 27.02., 6.30 p.m.
The remarkable friendship between
Milena and Sharon Lockhart is the starting point of the exhibition at Kunstmuseum Luzern. The artist is generally interested in humans and places that have
been forgotten or overlooked. For her
projects she becomes part of the people’s everyday life, and creates touching
portraits of individuals and social groups
while applying minimalist aesthetics.
For her installations Sharon Lockhart
uses photographs and videos, as well as
strategies and methods of documentary,
anthropology and sociology.
kuratiert von / curated by Adam Budak,
Fanni Fetzer
Sharon Lockhart, Milena, Jaroslaw, 2013/2014, Fotografie, courtesy the
artist, neugerriemschneider, Berlin, Gladstone Gallery, New York and
Brussels, and Blum & Poe, Los Angeles © Sharon Lockhart 2013/2014
Die Ausstellung wird unterstützt von / the exhibition is supported by Landis & Gyr Stiftung.
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
28.02. 22.11.
Von Angesicht zu Angesicht
Füssli, Böcklin, Rondinone und andere
Die diesjährige Sammlungspräsentation
versammelt Eingeborene, Madonnen,
Akte und Helden. Die Ausstellung ist
der menschlichen Figur gewidmet, dem
frühesten Thema der bildenden Kunst
vielleicht überhaupt. Selbstporträts, mythologische Figuren im barocken Gewand, die schlanken Gestalten Nackter,
schwarze Geistermasken oder Schweizer
Trachtenfiguren stehen neben Kinderbildern und repräsentativen Porträts.
Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Filme erzählen von
Menschen und ihrer Epoche. Von Angesicht zu Angesicht steht aber auch das
Publikum. Vis-à-vis dieser Menschendarstellungen drängen sich die grossen
Fragen des Lebens auf: Wer sind wir,
woher kommen wir, wohin gehen wir?
Die thematisch gegliederten Räume vermitteln eine kleine Geschichte der Figurendarstellung und des Porträts. Dabei
ist – entsprechend den Beständen der
Sammlung des Kunstmuseums Luzern –
Schweizer Kunst stark präsent.
This year’s presentation of the collection
brings together local figures, Madonnas,
nudes and heroes. The exhibition is devoted to the human being, one of the earliest themes in visual arts. Self-portraits,
mythological figures in baroque garb, the
slender forms of nudes, black ghost-masks
and traditional Swiss costumes hanging
side by side with tableaus of children and
distinguished portraits. Likewise does
the public stand face to face with paintings, drawings, sculptures, installations
and films, that tell the stories of people
and their era. The biggest of life’s questions arise with reference to these depictions of human beings: Who are we, where
do we come from, where are we going?
The thematically organized rooms convey a brief history of the depiction of figures and the portrait. At the same time –
in accord with the holdings of the collection of Kunstmuseum Luzern – Swiss art
has a strong presence in the exhibition.
Vernissage 27.02., 18.30 Uhr
Opening 27.02., 6.30 p.m.
Die Ausstellung wird unterstützt von der / the
exhibition is supported by Luzerner Kantonalbank.
kuratiert von / curated by Heinz Stahlhut
Arnold Böcklin, Bildnis des Sohnes Arnoldo, 1861, Öl auf Leinwand, 30 × 29 cm,
Kunstmuseum Luzern, Depositum der BEST Art Collection Luzern
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
07.03. 31.05.
Pushwagner
In kooperation mit / in COOPERATION with
Fumetto — Int. Comix-Festival Luzern
Morgens und abends schlucken alle Einwohnerinnen und Einwohner von Soft
City eine «Soft Pill», die sie apathisch,
aber arbeitsam macht und ihre Träume
instrumentalisiert. Pushwagner (*1940)
entwirft in seinem Meisterwerk Soft City
eine Gesellschaft, die mittels eines minutiös strukturierten Alltags in Endlosschlaufe kontrolliert wird. Die nie enden
wollenden Häuserfluchten, Autoreihen
und Fliessbänder sind mit Tusche bis
ins letzte Detail ausgeführte, bitterböse
Kommentare auf die durchorganisierte
kapitalistische Arbeitswelt. Effizienz
und Standards anstatt Freude und Fantasie prägen den Alltag der Menschen in
seinem Werk. Ästhetisch lehnen sich die
Arbeiten des norwegischen Künstlers bei
der Pop Art an – was einen wunderbaren
Kontrast zum kritischen Inhalt seiner
Zeichnungen schafft. Präzise und ironisch
verführt der Künstler das Publikum dazu,
die Tristesse hinter seinem überwältigenden Kosmos zu erkennen. Im Kunstmuseum Luzern wird Pushwagner erstmals in der Schweiz gezeigt.
Every morning and evening all inhabitants of Soft City take a ‘Soft Pill’ that
makes them apathetic though hard-working, and exploits their dreams. In his masterpiece Soft City Pushwagner (b. 1940)
designs a society, controlled by a meticulous structured everyday life, put into
a loop. The apparently endless rows of
houses, cars and assembly lines are bitterly furious commentaries on the strictly organised world of capitalist labour.
Efficiency and standards rather than joy
and fantasy form the everyday life of people in his work. Aesthetically, the Norwegian artist’s works borrow from Pop Art
– which makes for a wonderful contrast
with the critical content of his drawings
and animated films. With precision and
irony, the artist seduces the public to recognise the sadness that lies in his overwhelming cosmos. At Kunstmuseum Luzern, Pushwagner is being shown for the
first time in Switzerland.
Vernissage 07.03., 11.00 Uhr
Opening 07.03., 11.00 a.m.
kuratiert von / curated by Jana Jakoubek
Pushwagner, Detail aus: Soft City, 2008, Tusche auf Papier © Pushwagner / No Comprendo Press, Oslo 2008, Pro Litteris Zürich 2015
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Ausstellungen / Exhibitions
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13.06. 09.08.
Jeroen Geel
Mons Fractus
in Kooperation mit / IN COOPERATION WITH
Kommission Bildende Kunst Stadt Luzern
Ist das Stein, Gips oder bloss Knetmasse? Es sieht aus wie Marmorkuchen! Der
Luzerner Jeroen Geel (*1976) befasst sich
seit längerem mit den Möglichkeiten des
Stuckmarmors und gestaltet damit massive Platten, die von weitem wie abstrakte
Gemälde erscheinen und leicht nostalgisch anmuten. Von nahem entwickeln
sie eine ganz eigene physische Qualität
und verraten ansatzweise ihre Machart:
Nach altem Handwerk werden eingefärbte
Gipsteige miteinander verknetet, in Scheiben geschnitten, wieder zusammengefügt und nach dem Aushärten geschliffen.
Der Ausstellungstitel Mons Fractus, lateinischer Name des Pilatus, verweist auf
Geels Interesse für seine unmittelbare
Umgebung und Faszination für Mythen
und Geschichten.
Die Stadt Luzern veröffentlicht jährlich
eine Monografie in der Publikationsreihe
Junge Kunst. Für Band 11 wählte die Kommission Bildende Kunst Stadt Luzern
Jeroen Geel aus. Anlässlich dieser Publikation zeigt der Künstler seine aktuellen
Arbeiten im Kunstmuseum Luzern.
Is that stone, plaster or just modelling
clay? It looks like marble cake! For a
long time Lucerne artist Jeroen Geel
(b. 1976) has been studying the possibilities of stucco marble, using it to make
massive slabs which, seen from a distance, look like abstract paintings, with
a slight nostalgic tinge. From close they
develop a unique physical quality and
reveal the way they were made: following
an old technique, different dyed plaster
doughs are kneaded, cut into slices, put
back together and being polished after
hardening. The exhibition entitled Mons
Fractus, the Latin name of Mount Pilatus, refers to Geel’s interest in his immediate surroundings and his fascination
for myths and stories.
Vernissage 12.06., 18.30 Uhr
Opening 12.06., 6.30 p.m.
kuratiert von / curated by Lena Friedli
Each year the city of Lucerne publishes
a monograph in the series entitled Junge
Kunst. For Volume 11, the Kommission
Bildende Kunst Stadt Luzern chose Jeroen
Geel. On the occasion of this publication the artist is showing his most recent
works at Kunstmuseum Luzern.
Jeroen Geel, Bildmarmor 14, 2012, Stuckmarmor, 22 × 31 × 1,5 cm, courtesy the artist
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
04.07. 11.10.
Diamonds Always Come
in Small Packages
Die Architektur des Kunstmuseums lädt
dazu ein, gross, grösser, grosszügig,
grossformatig bespielt zu werden. In der
diesjährigen Sommerausstellung geschieht jedoch paradoxerweise genau das
Gegenteil: Die internationale Gruppenausstellung bringt kleine, kleinste und
kleinteilige Kunstwerke zusammen. Statt
Materialschlachten und überwältigenden
Formaten begegnet das Publikum Kleinoden. Manchmal ist der Blick fast überfordert, weiss nicht, wo zuerst hinschauen, und entdeckt immer wieder Neues.
Dann wieder ist die Kostbarkeit kaum zu
erkennen, denn ein Diamant im Rohzustand ist unscheinbar und verrät erst bei
genauerem Hinsehen seinen Wert.
The architecture of the Kunstmuseum
invites to exhibit and think in large, extensive, and exorbitant scales. Paradoxically, however, in this year’s summer exhibition the exact opposite is about to
happen: the international group exhibition is bringing together small, tiny, minutely detailed objects. Rather than huge
installations and overwhelming formats
the public discovers little gems and jewels. Sometimes the gaze is almost swamped, doesn’t know where to look and
keeps encountering new things. On the
other hand the treasure somehow is barely recognisable, because a diamond in
its rough state is unimpressive and only
reveals its value on closer inspection.
Spektakuläre Gesten dominieren nur
scheinbar die zeitgenössische Kunst,
denn der Besuch in Ateliers verrät das
Gegenteil: kleine Objekte, kostbare Ansammlungen winziger Dinge, zarte Preziosen und detailreiche Recherchen überall! So vereint die Ausstellung nicht einfach, was Gold ist und glänzt, sondern
sowohl kleine Schätze, Kuriosa und Miniaturen wie auch simple Ideen, einfache
Gesten, schnelle Einfälle und minimale
Interventionen.
Spectacular gestures only seem to dominate the contemporary art, because a
visit to the artists’ studios shows the opposite: small objects, valuable collections of tiny things, delicately precious
items and detailed research everywhere!
In this way the exhibition does not just
bring together what is gold and gleams,
but also small treasures, curiosities and
miniatures as well as simple ideas, modest gestures, swift ideas and minimal
interventions.
Vernissage 03.07., 18.30 Uhr
Opening 03.07., 6.30 p.m.
kuratiert von / curated by Fanni Fetzer
Alicja Kwade, Bordsteinjuwelen (Die 100 Auserwählten), 2008, 100 in Berlin gefundene Strassensteine unterschiedlicher Grössen,
geschliffen und im klassischen Facettenschliff poliert, courtesy the artist and Johann König, Berlin
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
14.08. 13.09.
SOUNDZZ.Z.ZZZ...Z
In kooperation mit / in cooperation with
lucerne festival
Kunstmuseum Luzern und Lucerne Festival interessieren sich für die Verknüpfungen und vielfältigen Beziehungen
von bildender Kunst und Musik, von
visuellem Ausdruck und Klang. Deshalb
fördern Kunstmuseum Luzern und Lucerne Festival die Schnittstelle der beiden Kultursparten gezielt mit einem
Wettbewerb. Mit grosser Neugier verfolgen beide Institutionen neue, unkonventionelle Projekte, die sich sowohl im
Bereich der bildenden Kunst wie auch
in der Musik verorten lassen. Der Wettbewerb Soundzz.z.zzz...z richtet sich an
junge, vielversprechende Künstlerinnen
und Künstler, die zum Thema «Humor»
ein Projekt an der Schnittstelle von Musik und bildender Kunst entwickeln. Das
gesuchte Projekt soll ephemer, performativ, aktionistisch sein. Das von der Jury
ausgewählte Projekt wird während des
Lucerne Festival in den Räumlichkeiten
des Kunstmuseums Luzern realisiert. Die
Form des Projekts ist offen: Es kann sich
um eine Intervention, eine Aktion, eine
Performance, eine Aufführung, um ein
sich während des Festivals entwickelndes
Konzept, eine Reihe von Auftritten oder
eine andere Art von Ereignis handeln.
Kunstmuseum Luzern and Lucerne Festival explore the correlations in visual art
and music, visual expression and sound.
Therefore both institutions encounter
and promote the interface between the
two artistic practices with a competition.
With great curiosity, Kunstmuseum Luzern and Lucerne Festival will be pursuing outstanding, new and unconventional
projects that fall within both fields. The
competition Soundzz.zzz...z aims to attract young, emerging artists to develop
works under the notion of ‘humor’, operating at the interface of music and visual art. The projects are supposed to be
ephemeral or performance-based. The
pieces selected by the jury will be realized in the exhibition space of the Kunstmuseum, over the duration of Lucerne
Festival. The projects can take any format such as interventions, events, performances, concepts developing and growing over time, series of appearances or
any other kind of live events.
kuratiert von / curated by Fanni Fetzer,
Lena Friedli
Allora & Calzadilla, Stop, Repair, Prepare: Variations on Ode to Joy for a Prepared Piano, 2008,
Prepared Bechstein piano, pianist (Amir Khosrowpour, depicted), 101,5 × 165 × 215 cm,
Photo: David Regen, © Allora & Calzadilla, courtesy Gladstone Gallery, New York and Brussels
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
16.09. 20.09.
Emma Smith
School for Tourists
2015 feiert die Zentralschweiz 200 Jahre
Gastfreundschaft. Das Kunstmuseum
Luzern nimmt diesen Impuls auf und präsentiert die School for Tourists der britischen Künstlerin Emma Smith (*1981).
School for Tourists untersucht Formen
sowie soziale Bedingungen des Tourismus.
Was bedeutet es, zu einem Ort zu gehören oder Einheimische zu besuchen? In
einem mehrtägigen Workshop arbeitet
die Künstlerin vor Ort an einem besseren
Verhältnis zwischen Touristinnen, Touristen einerseits und der lokalen Bevölkerung andererseits.
Unter Emma Smiths Anleitung werden
durch Bewegung, Diskurs und Aktion
neue Perspektiven für das sensible Verhältnis von Gast und Gastgeber, Fremden und Einheimischen entwickelt. Dabei wird auf das Gehen als Methode der
Raumerfahrung fokussiert: Zu Fuss unterwegs teilen sich Touristinnen, Touristen und lokale Bevölkerung Aufbruch
und Ankunft, Wege und Raum. School
for Tourists trägt damit zu einem nachhaltigen Austausch zwischen Gästen und
Gastgebern bei: eine Einladung, das
Kunstmuseum Luzern auf neuen Wegen
zu erkunden.
In 2015 the region of Central Switzerland celebrates 200 years of hospitality.
Kunstmuseum Luzern is taking up this
incentive and presents the School for
Tourists by British artist Emma Smith
(b. 1981). School for Tourists examines
both forms and social conditions of tourism. What does it mean to belong to a
place, to be a guest or a native? In a
workshop lasting several days the artist
will be working on the spot to develop
a better relationship between tourists
and the local population.
Under Emma Smith’s guidance participants will use movement, discourse and
action to develop new perspectives for
sensitive relations between guest and
host, foreigners and locals. The workshop also focuses on strolling as a method to explore space: by foot, tourists
and the local population share points of
departure and arrival, as well as paths
and space. School for Tourists thus contributes to a lasting exchange between
guests and hosts and offers to explore
Kunstmuseum Luzern in new ways.
kuratiert von / curated by Susanne Kudorfer
Postkartenmotiv Vierwaldstättersee (Detail), © Photoglob Zürich
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
16.10. 18.10.
Performancepreis Schweiz
The artist is present, heisst es bei der
grossen Performancekünstlerin Marina
Abramovic. Mit diesem Satz ist aber
auch perfekt beschrieben, was eine Performance auszeichnet: Ein Kunstwerk
wird live und vor Publikum von einer
Künstlerin, einem Künstler aufgeführt.
Raum und Zeit verschmelzen dabei. Übrig bleibt allenfalls die Dokumentation
des Dargestellten.
Derzeit erlebt die Performance einen
regelrechten Hype, auch in der Schweiz.
Die lebendige und vielseitige Szene wird
gefördert durch den Performancepreis
Schweiz: Der gesamtschweizerisch ausgeschriebene Wettbewerb wird jährlich
durchgeführt und bietet eine adäquate
Plattform mit breiter Öffentlichkeit. An
dem mehrtägigen Anlass werden Performances gezeigt, von einer Fachjury beurteilt und mit dem Performancepreis
Schweiz ausgezeichnet. 2015 beherbergt
das Kunstmuseum Luzern diesen bedeutenden Anlass und umrahmt ihn mit einem vielseitigen Programm. Luzern wird
so einige Tage lang zum Mittelpunkt der
Schweizer Performanceszene.
The artist is present entitles a piece and
documentary film by the great performance artist Marina Abramovic. The
phrase also describes what distinguishes
a performance: a work of art that is being presented live and in front of an audience by the artist him- or herself. Space
and time merge. What remains is the
documentation of what has been shown.
Performancepreis Schweiz ist eine Kooperation
der Kantone / is a cooperation of the cantons
Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt, Luzern und der
Stadt /and the city of Genf.
Rahmenprogramm mit / accompanying programme with
ApresPerf, Kommission Bildende Kunst Stadt
Luzern, Kunsthalle Luzern, Master Art in
Public Spheres & Art Teaching / CC Kunst &
Öffentlichkeit HSLU-D&K, migma Performance,
o.T. Raum für aktuelle Kunst Luzern, performanceABEND Teiggi, sic! Raum für Kunst, Südpol
Performance is booming, not only in
Switzerland. The lively and diverse scene
is fostered by the Performancepreis
Schweiz: the competition, that invites
contestants from all parts of Switzerland, is held annually, offers a proper
platform for live art and is supported by
a widespread public. The event, which
lasts several days, presents numerous
performances, that are being judged by
a group of experts and a winner gets
awarded with the Performancepreis
Schweiz. In 2015 this important occasion is being held at Kunstmuseum Luzern, accompanied by an extensive public program. For several days Lucerne
will thus become the centre of the Swiss
performance scene.
Silvia Isenschmid, Wintergarten © Eliane Rutishauser / Performancepreis Schweiz 2013
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
31.10.2015 31.01.2016
Michael Buthe (1944-1994)
Retrospektive
«Meine Sonne ist für mich, wie alle
Bilder, ein Gebrauchsgegenstand zum
Sehen, zum Fühlen, zum Träumen, zum
Sich-etwas-Klarmachen», beschreibt
Michael Buthe sein wiederkehrendes,
zentrales Motiv. Mit leuchtenden Farben oder strahlendem Gold sammelt der
Künstler im Rund dieses Himmelgestirns
die gesamte Welt, ja den ganzen Kosmos
ein. Michael Buthe kennt keine Berührungsängste: Ausgehend vom deutschen
Informel und der amerikanischen Minimal Art begeistert er sich für aussereuropäische Kulturen, setzt dem kühlen
Konzept des Minimalismus ausgeprägte
Sinnlichkeit entgegen und verführt das
Publikum ebenso zu spirituellen wie zu
gesellschaftlichen Fragen.
Das Schaffen des Weltenwanderers, der
sich auf vielen Reisen Kunst und Alltag
Afrikas und des Orients erschloss, ist in
der Sammlung des Kunstmuseums gut
vertreten. Die Retrospektive versammelt archaisch wirkende Assemblagen,
leuchtende Papierarbeiten und intensiv
bearbeitete Leinwände, Collagen und
Gemälde in Gold. Mit Installationen, die
in ihrer Üppigkeit alle Sinne des Publikums ansprechen, wird auch Michael
Buthes räumliches Arbeiten greifbar.
‘For me my sun is, like all paintings, a
functional object for seeing, for feeling,
for dreaming, for understanding.’ In
these words Michael Buthe describes his
central, recurrent motif. With bright colours or gleaming gold, the artist collects
the whole world, in fact the whole cosmos, within the circle of this heavenly
body: taking his lead from German Informal Art and American Minimal Art he
is fascinated by non-European cultures,
counters the cool concept of Minimalism
with pronounced sensuality, and seduces
the viewer into asking spiritual as well as
social questions.
The work of the globetrotter, who discovered the art and life of Africa and the
Far East on many trips to those areas,
is well represented in the collection
of Kunstmuseum Luzern. Since then
many more of his works have entered
the collection. The retrospective brings
together archaic-looking assemblages,
brightly coloured works on paper and
intensively treated canvases, collages
and paintings in gold. Michael Buthe’s
spatial work also becomes accessible
through installations which, in their opulence, address all the viewer’s senses.
Vernissage 30.10., 18.30 Uhr
Opening 30.10., 6.30 p.m.
Die Ausstellung wird unterstützt von / the exhibition is supported by Artclub Luzern.
kuratiert von / curated by Heinz Stahlhut
Michael Buthe, Weltkarte, um 1970, Collage (auf Textil, auf Leichtschaumplatte), Kunstmuseum Luzern,
Leihgabe aus Privatbesitz © Pro Litteris, Zürich
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
31.10.2015 31.01.2016
Sviluppo
Parallelo
Wie lassen sich Gedanken visualisieren
und wie erst die Flüchtigkeit von Prozessen? Visualisierte Denkprozesse und
Processi di Pensiero hiessen 1970 zwei
Gruppenausstellungen im Kunstmuseum
Luzern, anhand derer Jean-Christophe
Amman Gemeinsamkeiten und Differenzen der Kunstszenen in der Schweiz
und Italien aufzeigte. Sviluppo – Parallelo nimmt die beiden Ausstellungen als
Ausgangspunkt für ein experimentelles
Projekt. Auch 2015 gilt das ganze Interesse dem vermeintlich Marginalen, wenn
die Forschungsplattform Stella Maris mit
dem Programm von Radio Tramontana
den Ausstellungsraum des Kunstmuseums erobert.
Sviluppo – Parallelo stellt Werke der
1970er-Jahre aus der Sammlung des
Kunstmuseums Luzern nicht einfach
aus, sondern reagiert auf die Ikonen von
damals mit heutigen Performances, Konzerten, Vorträgen und Diskussionen:
Sind die Ideen und Konzepte der 1970erJahre heute noch aktuell und gültig? Was
ist geblieben, was ist staubig geworden,
was lässt sich in die Gegenwart übersetzen, was können wir von damals lernen?
How to visualise thoughts, or even the
fleetingness of processes? Visualisierte
Denkprozesse and Processi di Pensiero
two group exhibitions by Jean-Christophe
Ammann at Kunstmuseum Luzern in
1970, revealed the parallels and differences of the art scenes in Switzerland
and Italy. Sviluppo – Parallelo takes both
exhibitions as a starting point for an experimental project. In 2015 the research
platform Stella Maris takes over the exhibition space of Kunstmuseum Luzern
with the programme of Radio Tramontana and again spotlights processes and
the assumingly marginal.
Vernissage 30.10., 18.30 Uhr
Opening 30.10., 6.30 p.m.
kuratiert von / curated by Noah Stolz, in
Zusammenarbeit mit / in cooperation with Radio
Tramontana
Sviluppo – Parallelo is not just exhibiting works from the 1970s from the collection of Kunstmuseum Luzern, but
reacting to the icons of those days with
contemporary performances, concerts,
lectures and discussions to question the
following: Are the ideas and concepts of
the 1970s still relevant today? What has
remained, what has become dusty, what
can be translated into the present, and
what can we learn from the past?
Urs Lüthi, My Face behind Ecky’s Face, 1973, Fotografie auf Leinwand,
90 × 70 cm, Privatsammlung Zürich
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Ausstellungen / Exhibitions
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Ausstellungen / Exhibitions
05.12.2015 31.01.2016
jahresausstellung zentralschweizer kunstschaffen
kabinettausstellung Jeremias Bucher
Orte sind wichtig. Wo wir herkommen,
wo wir hingehen, wo wir leben und arbeiten ist auch in einer globalisierten Welt
nie nebensächlich. Darum präsentiert
das Kunstmuseum Luzern alljährlich in
einer jurierten Ausstellung Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zur Region.
Die Jahresausstellung Zentralschweizer
Kunstschaffen bietet den Besucherinnen
und Besuchern einen Einblick in das vielfältige künstlerische Schaffen ihrer Umgebung und den Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihr Werk prominent
einem grossen Publikum vorzustellen.
Ungeachtet ihrer programmatisch lokalen Verwurzelung mobilisiert die Jahresausstellung ein Publikum, das über die
regionalen Grenzen hinausgeht.
In der Kabinettausstellung kann jährlich
eine Künstlerin, ein Künstler aus der Region dem Publikum einen vertieften Einblick ins eigene Schaffen ermöglichen.
Oftmals handelt es sich dabei um die ersten Einzelausstellungen von jüngeren
Kunstschaffenden oder ein vermeintlich
vertrautes Werk einer bekannten Künstlerin, eines bekannten Künstlers kann
unter neuer Perspektive entdeckt werden.
Places matter. Even in a globalized world
it is important where we come from,
where we go to, where we live and work.
Therefore Kunstmuseum Luzern presents every year an exhibition with artists who share a close connection to the
region. The Jahresausstellung Zentralschweizer Kunstschaffen offers insights
into the diversity of artistic production
in the regions surroundings, and gives
artists the opportunity to present their
work prominently to a wide audience.
Regardless of its conceptual local rootage, the annual exhibition mobilises a
public beyond regional boundaries.
Vernissage 04.12., 18.30 Uhr
Opening 04.12., 6.30 p.m.
kuratiert von / curated by Heinz Stahlhut
Kabinettausstellung kuratiert von / curated by
Lena Friedli
Die Ausstellung wird unterstützt von den
Zentralschweizer Kantonen / the exhibition is
supported by the Central Swiss cantons Luzern,
Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri, Zug und / and
Luzerner Kantonalbank.
Every year an artist from the region is
given the chance to present a rather bigger glimpse of his or her own work to the
public in a dedicated cabinet exhibition.
This usually states the first solo exhibition of an emerging artist, or it offers the
chance to discover an assumingly familiar work by a well known artist from a
new perspective.
Jeremias Bucher, Moment I, 2014, Sofa, 170 × 170 × 300 cm, courtesy the artist
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Kunstgesellschaft Luzern
Il museo siamo noi
Werden Sie Mitglied! / Become a member!
Das Kunstmuseum Luzern sammelt, bewahrt, präsentiert und vermittelt Kunst.
Je mehr Mitglieder die Kunstgesellschaft
Luzern hat, desto besser kann das Kunstmuseum Luzern diese anspruchsvollen
Aufgaben erfüllen. Ohne die rund 2'200
Mitglieder der Kunstgesellschaft sind die
vielfältigen Ausstellungen, das abwechslungsreiche Begleitprogramm, die Erweiterung der Sammlung und die fundierten
Publikationen nicht realisierbar. Denn
die 1819 gegründete Kunstgesellschaft
Luzern ist die rechtliche Trägerin des
Kunstmuseums Luzern. Sie setzt sich für
ein lebendiges Kunstmuseum Luzern ein.
Ob im Gespräch, bei Ideen oder Projekten, immer bemüht sich das Kunstmuseum um grosse Offenheit. Das Kunstmuseum Luzern ist ein Ort der Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Gegenwart. Die Mitglieder der Kunstgesellschaft Luzern sind das direkte Umfeld
des Kunstmuseums und prägen diese Diskussionen wesentlich mit. Sie sind das
Kunstmuseum Luzern – il museo siamo
noi: Werden auch Sie Mitglied der Kunstgesellschaft Luzern!
freier Eintritt ins Kunstmuseum Luzern sowie
zahlreiche weitere Kunstinstitutionen der Schweiz;
Ermässigung auf Publikationen und Editionen;
exklusive Veranstaltungen für Mitglieder
Kunstmuseum Luzern collects, preserves,
exhibits and mediates art. The more members Kunstgesellschaft Luzern has, the
better the institution can perform these
demanding duties. It is only thanks to the
support of Kunstgesellschaft Luzern with
its 2'200 members that the celebrated
exhibitions, the diverse public program,
the expansion of the collection and the
funded publications are even possible.
Founded in 1819 Kunstgesellschaft Luzern is the legal basis of Kunstmuseum
Luzern.
Whether in discussions, the development
of ideas or projects, the museum always
strives for great openness and marks a
place of engagement with important contemporary topics. The members of Kunstgesellschaft Luzern are the immediate
environment of the Kunstmuseum and
make a considerable contribution to these
discussions. You are the museum – Il museo siamo noi: Become a member!
free entrance to Kunstmuseum Luzern as well as
many other art institutions across Switzerland;
discounts on publications and editions, exclusive
events for members only
Ausstellungsansicht Revolution: John Chamberlain, Ida Ekblad, Christine Streuli Kunstmuseum Luzern, 2013, Foto: Georg Anderhub
Öffnungszeiten
Opening hours
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Mittwoch 10 bis 20 Uhr
Montag geschlossen, ausser an Feiertagen
Tuesday to Sunday 10 a.m. until 5 p.m.
Wednesday 10 a.m. until 8 p.m.
Monday closed, except on holidays
geöffnet an allen städtischen Feiertagen
am 24., 25., 31. Dezember 2015 nur bis
16 Uhr geöffnet
open on all public holidays
on 24, 25, 31 December 2015 open only
until 4 p.m.
Führungen
Public tours in German
Mittwochs um 18 Uhr
Sonntags um 11 Uhr
Wednesday at 6 p.m.
Sunday at 11 a.m.
europaplatz 1, 6002 luzern, switzerland
Tel. +41 41 226 78 00, [email protected]
www.kunstmuseumluzern.ch