Ansprache Dr. Günther Bauer

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Ansprache Vorstand Dr. Günther Bauer,
Verleihung des Karl-Buchrucker-Preises am 14. März 2016
Anrede
Zur 16. Verleihung des Karl-Buchrucker-Preises heiße ich Sie alle, sehr
verehrte Damen und Herren, im Namen der Inneren Mission München
herzlich willkommen. Die Preisverleihung feiern wir nun zum 8. Mal im
Studio 1 des Bayerischen Rundfunks, der uns diese schönen Räume
dankenswerterweise wieder mietfrei überlassen hat. Ein herzlicher Dank
geht namentlich an Hörfunkdirektor Martin Wagner, der als Vertreter des
Hauses zu uns sprechen wird. Dankbar sind wir auch für die namhafte
finanzielle Unterstützung durch die Sternstunden des Bayerischen Rundfunks für die Arbeit mit Flüchtlingen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ihnen allen, jedem einzelnen
gilt noch einmal ein herzlicher Willkommensgruß. Gestatten Sie mir aber
eine Reihe von Gästen namentlich zu erwähnen, die uns die Ehre ihrer
Anwesenheit geben.
Ein erster Willkommensgruß gilt den politischen Mandatsträgern. Ich
freue mich die Mandatsträger aus dem bayerischen Landtag: Frau
Stachowitz und Frau Waldmann sowie aus dem Bezirk Oberbayern
Herrn Großmann und für den Stadtrat Frau Zureck und Herrn Mueller
begrüßen zu können.
Von der Exekutive darf ich begrüßen Herrn Bürgermeister Jung und
seine Stellvertreterin Gabriele Riehl aus Eichenau und Frau Farrenkopf.
die Leiterin des Jobcenters München.
Für die Wohlfahrtsverbände darf ich begrüßen: Herrn Prälat Lindenberger, Vorstand des Caritasverbandes der Erzdiözese München und
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Freising und Norbert Huber sowie Rektor Heinrich Götz, Vorsitzender
des diakonischen Rates des Diakonischen Werkes Bayern.
Für unsere Kirche darf ich eine Reihe von Dekanen begrüßen an ihrer
Spitze: Stadtdekanin Barbara Kittelberger, die Landeskirche wird durch
Kirchenrat Schübe vertreten und das Büro des Landesbischofs und des
EKD Ratsvorsitzenden durch Herrn Glufke.
Ich grüße auch herzlich alle Vertreterinnen und Vertreter der Großfamilie
Buchrucker, die seit Jahren die Verleihung des Preises unterstützt.
Auf Herzlichste begrüße ich auch die Vertreter der Presse, unter ihnen
Herrn Dr. Roland Gertz, der Direktor des Evangelischen Presseverbandes.
Für den Aufsichtsrat der Inneren Mission begrüße ich dessen Vorsitzenden Herrn Bornmüller sowie Herrn Gleue und den Ehrenvorsitzenden
Dr. Hofmann.
Auch die Stifter der Preisgelder begrüße ich ganz herzlich Herrn Sven
Heinlein von der Pax Familienfürsorge, Herrn Rainer Rösl von der
Curacon und Herrn Roman Walter von der Evangelischen Bank. Sie
präsentieren ihre Unternehmen im Foyer.
Und schließlich begrüße ich aufs Allerherzlichste die Mitglieder der Jury
und die Laudatoren des heutigen Abends. Sie sind auf dem auf ihren
Plätzen ausliegenden Programm verzeichnet. Der Wert eines Preises
bemisst sich nicht nur nach der Höhe der Preisgelder sondern auch nach
dem Renommee der Mitglieder der Jury. Auf ihre Weise haben sich
bereits Frau Westermeier und Herr Zapf vorgestellt, die uns heute Abend
musikalisch berühren.
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Der Karl-Buchrucker-Preis geht auf einen Impuls seines Schirmherrn,
Bundespräsident a.D. Roman Herzog, zurück. Er ist von großer Bedeutung für den kirchlich-diakonischen Auftrag. Der Karl-Buchrucker-Preis
zeichnet Beiträge in Printmedien und Hörfunk, Filme und künstlerische
Projekte aus. Er zielt somit auf die soziale und diakonische Realität in
der Öffentlichkeit. Er profiliert sozusagen inhaltlich das etwas sperrige
Wort Diakonie. Nicht nur die handwerkliche Qualität der Beiträge spielt
eine Rolle für die Preiswürdigkeit sondern auch die Auswahl der Themen. 63 Bewerbungen aus dem Jahr 2015, davon 42 aus dem Printbereich, sind eingegangen. Alle Beiträge sind gut recherchiert und
widersprechen deutlich dem unsinnigen Vorwurf von der angeblichen
„Lügenpresse“. Vielmehr müssen sich diejenigen der Lüge zeihen
lassen, die den Ruf zum demokratischen Aufbruch: „Wir sind das Volk“
für ihre egoistischen, menschenfeindlichen und rassistischen Aktionen
missbrauchen.
Mehr Bewerbungen hätten wir uns gewünscht aus den Bereichen „Social
Media“ und „Crossmedia“ sowie zum Thema, das in der Auslobung des
Preises genannt wurde.
„Wer verdient an der Not?“ lautete das Thema für den Themenpreis
2015. In der öffentlichen Diskussion geht es bei dieser Frage selbstverständlich nicht darum, dass in der Nothilfe Geld für Lebensmittel, Zelte,
Fahrzeuge, Decken etc. benötigt wird. Hierfür werden auch viele Spenden gesammelt. Und: Die Spendenbereitschaft in Deutschland, insbesondere in München, ist ungebrochen gut und hoch.
Bei der Frage „Wer verdient an der Not?“ geht es auch kaum um gemeinnützige Organisationen, die die Erträge ihrer Arbeit als Organisationen auch wieder für gemeinnützige Zwecke einsetzen müssen.
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Bei der Frage „Wer verdient an der Not?“ geht es vielmehr darum, ob
sich juristische oder natürliche Personen maßlos bereichern oder Mittel
und Methoden einsetzen, die nur als scham- oder rücksichtslos bezeichnet werden können und auch sich nicht scheuen, Gesundheit oder Leben von Flüchtlingen oder anderen Notleidenden aufs Spiel zu setzen.
Wenn man die Frage so zuspitzt, wird in der öffentlichen Diskussion
meist zuerst auf die Schlepper verwiesen, die auch mit kriminellen
Mitteln den Transport von Flüchtlingen besorgen und dabei auch für den
Tod von Menschen auf dem Meer oder in LKW verantwortlich sind. Die
Drahtzieher werden meist nicht zur Verantwortung gezogen. Von der
Polizei gefasst werden (eher) diejenigen, die für ein paar Euro die mit
Menschen vollgestopften Kleinbusse auf den letzten Wegkilometern
fahren. Diese werden inhaftiert, müssen mit negativen Auswirkungen auf
ihr Verfahren als Asylsuchender rechnen und sind oft genug eher Opfer
als Täter.
Wenn die Drahtzieher weit weg sind oder anonym, kann man leicht urteilen. Die Frage wird aber viel kniffliger, wenn man diejenigen zu identifizieren versucht, die sich hier in Deutschland an der Not bereichern. Die
Regierung von Oberbayern und die Landeshauptstadt München können
ein garstiges Lied davon singen, welch horrende Summen für minderwertige Gebäude manchmal gefordert werden. Doch der gewaltige
Druck, Menschen unterzubringen, zwingt die Vertreter der öffentlichen
Hand, auch auf Angebote einzugehen, die sie in normalen Zeiten sofort
in den Papierkorb entsorgt hätten. Da diese Not so schnell nicht zu Ende
gehen wird, wird uns das Thema sicher noch erhalten bleiben.
In diesem Zusammenhang wäre auch die Rolle des Bayerischen Rechnungshofes neu zu bestimmen. Der Rechnungshof darf meines Erachtens nicht nur einzelne Maßnahmen beurteilen und kritisieren. Er hat
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auch zu beurteilen, ob Maßnahmen zwar kurzfristig Spareffekte erbringen, aber langfristig den Steuerzahler viel mehr kosten, weil eben Immobilien in der Not teurer angemietet werden müssen, nachdem sie vorher
verkauft wurden. Und: Die Politik ist für die Politik zuständig und kann
sich nicht auf Vorhaltungen des Rechnungshofes berufen.
Anrede
In diesem Jahr hat sich die Jury schwer getan, einen herausragenden
Beitrag auszuzeichnen. Darum wird der Preis geteilt, weil ein Printbeitrag
und ein Film so gleich hervorragend nebeneinander standen und stehen.
Bei einem sozialen Medienpreis sollte darum nicht wie etwa im Sport ein
Zielfoto entscheiden, dass einer alles und der andere nichts bekommt. In
so einer Situation der Gleichrangigkeit ist es eben „sozial“, zu teilen –
und genau das hat die Jury getan.
Daneben ist ein weiteres Novum am heutigen Abend zu verzeichnen. Ein
Beitrag, nämlich das Buch „Die Hoffnung im Gepäck“ spielt eine Sonderrolle. Es ist eine Sammlung von Texten über Begegnungen von Schriftstellern und Flüchtlingen herausgegeben von Refugio, namentlich von
Cornelia von Schelling und Andrea Stickel. Die Anthologie enthält 18 Geschichten von Flüchtlingen, die aus der Not von Tausenden Einzelschicksale beleuchten, die die menschliche Dimension von Fluchtschicksalen nachvollziehbar machen. Die Schicksale berühren so stark, dass
sie jeden Gedanken an Zäune, Mauern und noch Schlimmeres vertreiben.
Aber wer sollte ausgezeichnet werden? Wem ist die preiswürdige Leistung zuzurechnen? Die salomonische Antwort war: das Buch wird aus
dem Wettbewerb herausgenommen und Refugio erhält für seine Arbeit
mit traumatisierten Flüchtlingen 3.000 €. Die bisherige Zusammenarbeit
und Unterstützung von Refugio werden natürlich unverändert fortgeführt.
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Ich darf die Herausgeberinnen und Herrn Soyer, Leiter von Refugio auf
die Bühne bitten.
Anrede
Bei Refugio und vielen anderen Organisationen setzen sich viele Ehrenund Hauptamtliche für Flüchtlinge in allen Bereichen ein und leben die
Willkommenskultur. Sie geben unserer Stadt das menschliche Gesicht,
von dem in der Welt gesprochen wird. Dafür kann man allen nur von
Herzen danken!
Bevor wir in der Liturgie des Abends fortfahren, gestatten Sie mir bitte
noch zwei Anliegen zu erwähnen.
Zunächst möchte ich Herrn Johannes Geiger, Mitglied der Jury, der heute seinen 82. Geburtstag feiert, aufs Herzlichste gratulieren. Er gehört
der Jury des Karl-Buchrucker-Preises von Anbeginn an. Er hat aber darum gebeten, mit dieser Preisverleihung sein Amt niederlegen zu dürfen.
Darum gehen die herzlichsten Geburtstagswünsche von hier nach Jerusalem, wo er mit seiner Frau und seinen Freunden feiert.
Sodann bitte ich die Crew der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe
Feldkirchen hier nach vorne, damit sie sehen können, wer uns heute
Abend bekocht und bedient. Seit 1992 leitet Herr Achim Weiss die Geschicke des Hauses und hat damit den größten Teil seiner Dienstzeit
schon hinter sich. Er ist nämlich im vergangenen Dezember 60 Jahre
geworden und darum wollen wir ihn auch heute in besonderer Weise mit
seiner Crew feiern.
Dr. Günther Bauer