Vortrag Trauer Akutklinik Urbachtal

Trauer und ihre Bewältigung
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Trauer und ihre Bewältigung
Jede Therapie ist auch Trauerarbeit
Trauer und ihre Bewältigung
Trauer ist keine Krankheit
- kann aber krank machen
Definition Trauer
- Trauer ist die natürliche Reaktion auf Verlust
- Trauer ist ein Prozess von höchster Wichtigkeit
für die Gesundheit des Menschen
Ziel: ein neues Selbst-und Weltverständnis
Erklärungsmodelle der Trauer
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1. Phasenmodell der Trauer
Nicht - Wahrhaben - Wollen
aufbrechende Emotionen
Suchen, Finden
Sich-Trennen
Ziel: Neuer Selbst-und Weltbezug
emotionale Energie wird von dem Toten abgezogen.
Der Verlust ist dann verarbeitet, wenn die emotionale
Bindung aufgehoben ist.
Erklärungsmodelle der Trauer
2. Bindungstheorie
- übernimmt die psychodynamischen Ansichten und
- Trauer wird als Produkt universaler Bindung
verstanden
Idee: in der Trauer verändert sich die Bindung
Erklärungsmodelle der Trauer
3. Biologische Perspektive
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Trauer ist biologisch angelegt.
Sie löst Prozesse aus, die das Überleben gefährden.
Idee: Die Neurotransmitter werden durch den
Trauerprozess beeinflusst und gefährden die
physische und psychische Gesundheit
( Schwächung des Immunsystems, vermehrte Ausschüttung von
Stresshormonen (Corticosteroiden) , Verringerung der
Samenproduktion bei männlichen Wesen, Appetitverlust,
Schlafstörungen, sozialer Rückzug, absichtliche Selbstverletzung)
Erklärungsmodelle der Trauer
4. „Continuing bonds“- Theorie
- Kontrollierte und ritualisierte Trauer
- Erinnerungskultur
Idee: Die Bindungen bestehen weiter. Aufgabe ist es
dem Verlust eine neue Bedeutung zu geben.
Erklärungsmodelle der Trauer
5. Duales Prozess-Modell der Trauer
Verbindung der verschiedenen Modelle
Ziele: Integration des Verlustes
Orientierung auf neue Lebensziele
Trauer als Reaktion
auf Verlust und Trennung 1
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Tod von nahestehenden Menschen
Verlust des Partners/der Partnerin durch Trennung
oder Scheidung
Trauer von Adoptierten, die ihre Herkunftsfamilie
nicht kennen/nicht sehen dürfen
Trauer über das Nicht-Kennen von
Familienangehörigen.
Kinderlosigkeit
Trauer als Reaktion
auf Verlust und Trennung 2
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Verlust von Arbeitsplatz
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Verlust Heimat oder vertrauter Umgebung
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Verlust von Idealen, Ideal-Bildern, Lebensplänen,
Hoffnungen
Verlust von Tieren
Trauer 1
Trauer kann man nicht behandeln - sie ist keine
Krankheit
Trauer ist ein komplexes Gefühl
( lebensfördernd / lebenshemmend)
Trauer erfasst den Menschen in seinem ganzen
Wesen („ total pain“)
Trauer beschränkt sich nicht auf Todesfälle
Trauer 2
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Unterschiedliche Stärke derTrauer
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Ungleichzeitigkeit der Trauer / der Trauerprozesse
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Unterschiedlichkeit derTrauer
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Geschlechtsspezifische, Altersspezifische Unterschiede:
z.B.: Männer: schaffen die Trauer eher weg
Kinder trauern anders
Trauer 3
Trauer ist eine angeborene emotionale Fähigkeit
- ist schmerzhaft
- kann ein innerer und äußerer Reifungsprozess sein
- Ende einer sinnerfüllten Beziehung
Der körperliche Ausdruck ist dazu oft weinen
Trauer hat viele Gesichter 1
Normale Trauerreaktionen
- Traurigkeit
- Schock /Erstarrung
- Zorn
- Befreiung
- Angst
- Hilflosigkeit
- Verlassenheit
- Erleichterung
- Einsamkeit
- Müdigkeit
- Frustration
- Betäubung
- Schuld und Selbstbeschuldigung
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Trauer hat viele Gesichter 2
Unterschied zwischen Trauer und Depression
Depression ist
Gefühlsarmut und Gefühlsunfähigkeit
Trauer hat viele Gesichter 3
Körperliche Empfindungen
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Leeregefühl im Magen
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Beklemmung in der Brust
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Zugeschnürt sein in der Kehle
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Überempfindlichkeit gegen Lärm
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Atemlosigkeit,Gefühl von Kurzatmigkeit
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Muskelschwäche
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Energiemangel
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Mundtrockenheit
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Ein Gefühl der Depersonalisation (... unwirklich)
Trauer hat viele Gesichter 4
Verhaltensweisen
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Appetit und Schlafstörungen
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Geistesabwesendes Verhalten
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Soziales Sich -Zurückziehen
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Vermeiden von Erinnerungen
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Suchen/ Rufen/ Seufzen/ Weinen
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Ratlose Überaktivität
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Kult mit Objekten aus dem Besitz des Toten
Trauer hat viele Gesichter 5
Gedanken
Unglaube
Nicht-Wahrhaben-Wollen
Verwirrung
Intensive Beschäftigung mit dem Toten
Gefühl der Anwesenheit der verstorbenen Person
Gesichts und Gehörhalluzinationen
Die komplizierte Trauer
Die komplizierte Trauer ist das Produkt eines
Aufschauklungsprozesses der natürlichen
Trauerreaktion
(Trauer und Trauma)
Aufschauklungsmodell der
komplizierten Trauer
Modell der Krankheitsentstehung bei
Verluststress
Risikotrauer 1
Vor Eintritt
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frühere Faktoren
Andere Verluste? Mehrere schwere
Verlusterfahrungen?
Frühere psychische Erkrankungen vor allem
Depression
Lebenskrisen vor dem Verlust und wie auf sie
reagiert wurde
Risikotrauer 2
Vor Eintritt
Die Beziehung zum Verstorbenen
-Verwandtschaftsgrad (,Kind, Ehegatte,
PartnerIn,Geschwister, Eltern..)
- Art der Beziehung (abhängige Beziehung,
symbiotische Beziehung, ambivalente Beziehung)
- Ausmaß der Ambivalenz? (Liebe/Hass)
Risikotrauer 3
Bei Eintritt
Belastende Todesumstände (Trauma)
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Plötzlich..., unerwartet...
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Verlust eines Kindes
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Suizid
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Unfälle,Mord (vgl.PTBS)
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Leichnam kann nicht geborgen werden
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Vermisst – die Frage um Leben und Tod bleibt offen
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Vertrieben
Risikotrauer 4
Bei Eintritt
- Geschlecht (Frauen sind mehr gefährdet als
Männer, vor allem beim Tod eines Kindes)
- Alter
- Familienstand (verwitwet? Sind Kinder da? Alter
der Kinder)
- Persönlichkeit
Risikotrauer 5
Bei Eintritt
- Gesundheitszustand (einschließlich Abhängigkeit
von Drogen, Alkohol etc)
- Sozioökonomischer Status (z.B. finanzielle
Situation bei jungen Witwen mit Kindern)
- Kulturelle und religiöse Faktoren, die die Trauer
beeinflussen
Risikotrauer 6
Nach dem Verlust
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Soziale Unterstützung oder soziale Isolation
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Unterstützung in der Familie/ Freundeskreis
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Genügend Raum für die Trauer
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Gibt es neue Lebenschancen/ -perspektiven
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Wenn Trauer nicht gezeigt werden darf oder
verheimlicht werden muss, weil sie vom sozialen
Umfeld nicht akzeptiert wird.
Die kompliziert verlaufende Trauer
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Die chronische Trauer
Die verzögerte oder gehemmte Trauer (bei einem
späteren oft geringeren Verlust kann die
verdrängte Trauer massiv aufbrechen.
Die übertriebene Trauer (über einen längeren
Zeitraum nicht mehr Handlungsfähig bzw. extrem
eingeschränkt
Die larvierte Trauer (Symptome psychischer oder
physischer Art, die aber vom Trauernden nicht
mit der Trauer in Verbindung gebracht werden)
Die komplizierte Trauer
Anzeichen von Vermeidung u.
Anpassungsprobleme
- Gefühl zu stark allein zu sein;innerlich leer zu sein
- exzessives Vermeiden von Personen,Plätzen und
Aktivitäten, die mit dem Verlust in Verbindung
stehen- unübliche starke Schlafschwierigkeiten
- Verlust des Interesses an Arbeit, sozialen
Aktivitäten, Erziehung und soziale
Verpflichtungen in maladaptiven Ausmaß
Bedingungen für günstige
Trauerverläufe
eigene Einstellung zu Tod und Sterben und Verlust
Selbstkritisch reflektieren
Umgang mit Gefühlen
Umgang mit Zeit
Umgang mit dem Körper
Lebensstrategien („Coping-Strategien“)
Soziale Beziehungen
1.Klärung
- Einsicht in problematische Überzeugungen
- Orientierung über die Trauer und deren Symptome
- Normalisierung erlebter Gedanken und Gefühle
- motivationale Klärung
- Neuorientierung mittels narrativer Techniken
2.Bewältigungsorientiertes Vorgehen
- Konfrontation mit stark vermiedenen Reizen
- Veränderung problematischer Kognitionen und
Einstellungen
- Training sozialer Kompetenzen
- Ermöglichung von korrektiven Erfahrungen
- Genusstraining (Selbstbelohnungstraining)
- Achtsamkeitstraining
3. Recourcenaktivierung
- Aktivierung sozialer Kompetenzen
- Aktivierung positiver Gefühle und Erfahrungen
- Aktivierung sozialer Netzwerke
- positive Erfahrung mit verstorbener Person oder
Verlust herstellen
4. Problemaktivierung
- Thematisieren und Symbolisieren des Verlustes
- schmerzhafte Gefühle ansprechen und mittels
Übungen mit solchen konfrontieren
- der Trauer Ausdruck geben
- Rekonstruktion der Beziehung
- Die Transformation der Beziehung fördern
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Richtungen in der Trauertherapie
- Hypnosystemische Trauerarbeit.
( Kachler Roland )
Die Arbeit mit komplizierten, somatisierenden
und traumaassoziieten Trauerverläufen
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IADC - Induced After Death Comunication
( Allan Bottkin)
Idee: Die Verbindung löst Blockaden, die den
Sinn haben Schmerz zu vermeiden
Eine Technik, die auf EMDR aufbaut.
Trauer und ihre Bewältigung
Vielen Dank
für
Ihre Aufmerksamkeit
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