Ideensammlung zum IMPULSE Beitrag „Beratung“

Harald Hopp, Thomas Lenz, Gerd M. Müller-Priewe
Unterrichtsberatung als zentraler Baustein in der Lehrerausbildung
1. Beratungsaufgaben des Lehrers
Neben Erziehen, Unterrichten, Beurteilen, Innovieren sowie Planen und Organisieren gehört Beraten zu den zentralen Aufgabenfeldern von Lehrerinnen und Lehrern. Die Beratungsaufgaben können entweder nach dem Adressatenkreis der Beratung (Schüler, Eltern, Lehrer) oder nach den
Beratungsaufgaben (pädagogisch-psychoLernstörungen
Übergangsempfehlungen
logische Beratung, Schullaufbahnberatung,
Lernberatung
Unterrichtsberatung, Organisations- und
BerufsPädagogischorientierung
Konflikte
Systemberatung) kategorisiert werden. Die
Schullaufbahnpsychologische
beratung
Beratung
Beratung von Referendarinnen und
usw.
VerhaltensReferendaren im Rahmen ihrer Ausbildung
störungen
ist
eine
wichtige
Aufgabe
von
Beratung
usw.
Seminarlehrerinnen und Seminarlehrern
sowie von Mentorinnen und Mentoren, da
usw.
Organisations-/
Unterrichtsnur hierdurch die kontinuierliche EntwickSystemberatung
beratung
usw.
lung von Lehrerkompetenzen und somit
Beratung von
eine optimale Ausbildung der Referendare
Referendaren
Kollegiale
Schulentwicklung
Unterrichtsberatung
gewährleistet wird.
Abb. 1: Beratungsaufgaben des Lehrers
2. Überlegungen zum Begriff Beratung im Kontext der Lehrerbildung
Im Rahmen der Ausbildung an Seminar und Schule trägt Beratung zur pädagogischen Professionalisierung und damit zur Qualitätssicherung in der Lehrerausbildung bei. Beratung findet statt in
Form von Beratungsgesprächen nach Unterrichtsstunden, kollegialer Fallberatung oder Ausbildungsgesprächen. Seminarlehrer und Mentoren lassen hierbei den Referendaren nicht nur transparentes Feedback und Bestätigung, sondern auch individuelle, konstruktive Kritik zukommen.
Damit dies gelingen kann, ist es wichtig, das eigene Verständnis von Beratung sowie notwendige
Voraussetzungen für gelingendes Beraten zu klären.
2.1. Unser Beratungsverständnis
Unterrichtsberatung im Rahmen des Vorbereitungsdienstes basiert in der Regel nicht auf dem
Grundsatz der Freiwilligkeit. Seitens der Referendare kann dies daher – bezogen auf Beratungsergebnisse – zu Akzeptanzproblemen führen. In der Praxis der Lehrerausbildung weist Kommunikation häufig Beratungscharakter auf, bisweilen unbewusst oder einfach zufällig, oft beabsichtigt und
gezielt. Ein solch weites Beratungsverständnis integriert den ermutigenden Blick als körpersprachliches Signal ebenso wie den erwünschten, bewusst erteilten Rat.
Nicht-direktive und direktive Beratung
In den Gesprächen im Anschluss an einen Unterrichtsbesuch treten Referendar und Berater über
den gehaltenen Unterricht in einen Dialog, in dem sie sich über das Gesehene verständigen, Probleme analysieren und Alternativen erörtern. Die Sache bildet den Mittelpunkt. Aufgabe der Berater
in diesem Prozess ist es, die Sach- und Beziehungsebene angemessen zu berücksichtigen, die
Balance zu wahren zwischen nicht-direktiver und direktiver Beratung.
Nicht-direktive Beratung fördert Selbstbestimmung und Selbstverantwortung, sie bietet Hilfe zur
Selbsthilfe. Dies ist insofern von Bedeutung, da viele pädagogische Probleme komplex sind und
sich nicht durch einfachen Rückgriff auf bisweilen gewünschte rasche Lösungen oder Rezepte
klären lassen. Einsichtige und an der jeweiligen Person orientierte Lösungen benötigen Zeit, um
„zu wachsen“. Die am Beratungsprozess Beteiligten sollten dies mit Blick auf Qualität und Nachhaltigkeit der zu erarbeitenden Lösungsansätze berücksichtigen.
Direktive Beratung orientiert sich
am Wunsch der Referendare,
Empfehlungen und Ratschläge
quasi als Rezepte zu erhalten. Eine
gering ausgeprägte Entscheidungskompetenz eines Referendars kann
diese Grundhaltung verstärken.
Andererseits können fachliche oder
didaktisch-methodische Notwendigkeiten Formen der direktiven Beratung erforderlich machen, um klar
die Punkte aufzuzeigen, die es
noch zu erarbeiten oder zu optimieren gilt. Auch zeitökonomische Aspekte erlauben nicht immer das
intensive Abwägen von Alternativen, die den Referendar zu einem
„Aha-Erlebnis“ führen.
Abb. 2: Beratung im Spannungsfeld zwischen direktiver und nicht-direktiver Beratung
Beide Formen der Beratung haben also ihre Berechtigung und es ist wichtig, dass Berater den
Entwicklungsstand des Referendars und den jeweiligen Zeitpunkt im Verlauf der Ausbildung im
Blick haben.
Beratung und Beurteilung
Die Beratungssituation in der Ausbildung ist eine Begegnung zwischen zwei oder mehr Personen
(Seminarlehrer, Mentor, Schulleiter), die gerade in dieser Situation nicht frei ist von einem – wenn
auch nur latenten – Bewusstsein der Statusunterschiede, von einem je spezifischen Rollenverständnis, von Weisungsbefugnis und ritualisierten Formen im Umgang und in der Sprache. Tatsächlich stellt sich die Frage, inwieweit die Bereiche Beraten und Beurteilen getrennt werden können und ob einer vom Referendar nicht selten gewünschten „Standortbestimmung“ durch eine Positionierung der Berater Rechnung getragen werden kann oder sogar getragen werden soll. Im
Hinblick auf unsere Wahrnehmungen und „Beratungserfahrungen“ denken wir, dass es beim zweiten Unterrichtsbesuch in aller Regel möglich und sinnvoll ist, im Sinne einer „verdichteten Subjektivität“, wie es Reinhold Miller formuliert, das Gespräch im Ergebnis dem Beurteilungs- und Bewertungskontext zuzuordnen.
2.2. Voraussetzungen für gelingende Beratung
Die Akzeptanz der Beratung wächst mit der Transparenz der ihr immanenten Prozesse. Der Berater kann jedoch nur das transparent machen, was in seinem Bewusstsein geklärt ist. Das bedeutet
zum Beispiel, dass der Berater für sich Klarheit geschaffen haben muss, welches Beratungskonzept er seinem Handeln zugrunde legt, welche Vorstellung er von der Gesprächssituation hat oder
welche persönliche Wertorientierung im Hinblick auf Unterricht und Erziehung seine Subjektivität
prägt. Und: Der Ausbilder als Berater muss seine Kompetenzgrenzen kennen und diese wahrnehmen, wenn im besonderen Fall therapeutischer Rat und spezielle Hilfe angezeigt sind.
Beratung bezieht ihre Kompetenzen aus drei Kompetenzfeldern (vgl. Abb. 3): Handlungskompetenz, Wissenskompetenz, Persönlichkeitskompetenz. Abhängig von der jeweiligen Beratungssituation wird die eine oder andere Kompetenz im Vordergrund stehen. Die personale Kompetenz betrachten wir als übergeordnet:
- Wissenskompetenz bezieht sich einerseits auf die Beratungstätigkeit selbst (Wissen um Theorien und Modelle der Beratung), auf der anderen Seite auf die fachlich-inhaltliche Dimension
(fachdidaktische Problemstellungen und Lernprozesse). Der Berater ist Experte für fachliche
Fragen sowie für Fragen des Lernens und Erziehens.
- Handlungskompetenz meint „das Handwerkszeug der Beratung“, d.h. die Gestaltung der Beratungssituation genauso wie die Fähigkeit zur Diagnose (beobachten, beschreiben, interpretieren,
prognostizieren, …) und zur kompetenten Gesprächsführung (Kommunikationstechniken wie aktives und Anteil nehmendes Zuhören, Ich-Botschaften, spiegeln, lenken, zirkulär fragen, Feedback geben, …).
- Persönlichkeitskompetenz verweist auf eine zugrunde liegende Haltung, bei der sich die Person des Beraters am Menschenbild der humanistischen Pädagogik und Psychologie (z.B. Ruth
Cohn, Carl Rogers, Thomas Gordon) orientiert. Sie legt Wert auf die grundlegenden Prinzipien
Echtheit, Wertschätzung und Empathie:
- Echtheit bedeutet, dass der Berater über die Fähigkeit verfügt, sich in Beratungssituationen
(selektiv) authentisch zu verhalten, also nicht fassadenhaft und undurchsichtig. Auffassungen
und Absichten, ggf. auch Gefühle bringt er deutlich zum Ausdruck.
- Wertschätzung ist die Fähigkeit, dem Referendar mit emotionaler Wärme, Rücksicht und Respekt zu begegnen – gerade auch dann, wenn Auffassungen nicht übereinstimmen.
- Empathie heißt die Fähigkeit, sich in die emotionale Situation, das innere Erleben des Referendars, in dessen konzeptionelle Überlegungen, Ideen und Absichten einfühlen zu können.
Persönlichkeitskompetenz
Eine solche personenzentrierte Grundhaltung
ermöglicht es, den Blick auf individuelle Stärken,
Möglichkeiten
und
Ressourcen
der
zu
Beratenden zu richten und gibt Gelegenheit,
diese zu würdigen. Referendare möchten die
Erfahrung des Beraters nutzen und erwarten
Beratung
konstruktive Kritik und Hilfestellung. In einer
kooperativen Beratungssituation geht der Berater
vom Konzept her nicht direktiv vor. Vielmehr kann
Wissens‐
Handlungs‐
er „zuhören“, priorisiert nicht die Defizite, sondern
kompetenz
kompetenz
setzt geeignete Impulse, damit der Referendar
„Fehler“ selbst entdeckt und im Optimalfall
Abb. 3: Beratungsdreieck
„eigene“ Lösungen und Alternativen findet. Die
Prinzipien Empathie und Wertschätzung erfordern dabei keineswegs den Verzicht auf Ratschläge.
Der Berater berücksichtigt in angemessener Form in der entsprechenden Situation das Bedürfnis
des Referendars, nicht alles entwickeln zu wollen. In diesem Fall verzichtet er darauf, Fehler zu
suchen und vorschnell zu analysieren. Entscheidend ist hierbei die Beziehungsebene.
Damit diese besondere Form der Beratung gelingen kann, werden besondere Herausforderungen
an die Kompetenzen des Beraters gestellt. Er kennt die Wirkung seines Sprachverhaltens sowie
wichtige Beratungstechniken und weiß, dass er diese in Gesprächssituationen auch gezielt einsetzen kann. Das Arbeiten an der eigenen Beratungskompetenz kann zum Beispiel die Beschäftigung
mit folgenden Themenfeldern bedeuten:
Wahrnehmung;
Selbstwahrnehmung
Reflexion der eigenen
„mentalen Modelle“
und „blinden Flecken“
Institutionelle
Rahmenbedingungen;
Zieldimensionen
Gesprächsführung;
Verfeinerung von
Gesprächstechniken
Abb. 4: Verbesserung der eigenen Beratungskompetenz
Fachliche und fachdidaktische Kompetenz
3. Beratung im Rahmen der Lehrerausbildung
3.1. Die Bedeutung der Unterrichtsberatung
Ein Blick auf die Ausbildungsabläufe eines angehenden Lehrers verdeutlicht die Funktion und
Bedeutung der Beratung im Gesamtkontext der Lehrerausbildung. In der Regel verfügen die Studenten nach Abschluss ihres Studiums an der Hochschule zu Beginn ihres Vorbereitungsdienstes
über ein geringes Maß an praktischer Unterrichtserfahrung. Bis zum Ende der ersten Phase des
Vorbereitungsdienstes vor den Sommerferien sollen sich die erforderlichen Kompetenzen aber
soweit entwickeln, dass der Referendar eigenverantwortlichen Unterricht übernehmen kann. Am
Ende des Referendariats im darauf folgenden Jahr soll der Referendar im 2. Staatsexamen seine
Berufsfähigkeit nachweisen. Dieser Prozess bedarf einer intensiven Begleitung durch die Mentoren und durch die Lehrbeauftragten des Seminars. Ihr gemeinsames Ziel ist die Professionalisierung und Entwicklung einer umfassenden Handlungskompetenz, die den Referendar letztlich zu
einer erfolgreichen Umsetzung der Vorgaben des Bildungsplanes im Rahmen seines Lehrauftrags
an einer Realschule befähigt.
Beobachtungssituationen und Hospitationen spielen eine zentrale Rolle auf dem Weg zur angestrebten Professionalisierung. Sie sind nach unserem Verständnis die unverzichtbare Basis für
eine zielgerichtete, konstruktive Beratung. Im Zusammenspiel von Ausbildung am Seminar und
Ausbildung an der Schule gilt es, die verschiedenen Ausprägungen von Beratung voneinander
abzugrenzen: Die begleitende, alltägliche Unterrichtsberatung („Stundennachbesprechungen“)
wird in der Regel durch die Mentoren geleistet. Diese sind damit unmittelbare Ansprechpartner für
die Anwärter in der täglichen Begleitung. Ihre Tätigkeit erhält dadurch eine besondere Dimension
und Verantwortung. Die Beratung im Rahmen von Unterrichtsbesuchen durch Ausbilder des Seminars hat demgegenüber eher punktuellen Charakter, greift aber gerade deshalb z.B. durch das
Einbeziehen ausführlicher Unterrichtsentwürfe auf zusätzliche Aspekte des Unterrichtens zu (vgl.
Planungskompetenz, analytische Fähigkeiten, Reflexionskompetenz, etc.).
Auch wenn Beratung im eigentlichen Sinne – vor allem unter dem Aspekt der Prozessbegleitung –
andere Intentionen verfolgt als Beurteilung, so führen die Ausbildungsvorgaben und die sich daraus ergebenden Entscheidungen teilweise zu einer Überlappung der beiden Pole Beratung und
Beurteilung (vgl. Abb. 5). Die Prozessbegleitung durch Mentoren, Schulleiter und Seminarlehrer
endet nicht mit dem Ablauf des ersten Ausbildungsabschnittes im Juli. Allerdings müssen schulische Ausbilder und Seminarausbilder rechtzeitig vor den Sommerferien eine fundierte, einvernehmliche Entscheidung bezüglich des eigenverantwortlichen Unterrichts der Anwärter im neuen
Schuljahr treffen.
Februar:
Beginn des
Referendariats
Schule
Juli:
Entscheidung über
eigenverantwortlichen
Unterricht
Unterstützung und Begleitung durch Beratung
Eingangsvoraussetzungen nach
dem Studium
Seminar
Abb. 5: Beratung im Rahmen des ersten Ausbildungsabschnitts
3.2. Erwartungen der Referendare an Beratung
Es ist nicht überraschend, dass Referendare mit Beginn ihres Vorbereitungsdienstes konkrete
Vorstellungen und Erwartungen über die Bedeutung und Funktion von Beratung im Rahmen ihrer
Ausbildung entwickeln oder schon entwickelt haben. Auszüge aus einer aktuellen schriftlichen Befragung von Referendaren des Kurses 26 unterstreichen dies auf eindrückliche Weise.
Referendarinnen und Referendare fühlen sich dann "gut beraten", wenn …
- die Beratung kritisch, aber konstruktiv ist;
- gemeinsam Alternativen entwickelt werden;
- positive wie auch negative bzw. verbesserungswürdige Aspekte angesprochen und begründet
werden;
- konkrete Tipps und Hilfestellungen im Sinne einer Prozessbegleitung und Weiterentwicklung
von Kompetenzen gegeben werden;
- sachlich-fachlich und pädagogisch-erzieherisch kompetente Anregungen sich gegenseitig unterstützen;
- eine offene Gesprächsatmosphäre angestrebt wird, in der sie sich und ihre Vorstellungen zur
Planung und Gestaltung von Unterricht ernst genommen fühlen;
- sie eine konkrete Rückmeldung zum derzeitigen Entwicklungsstand erhalten (was letztlich die
Vereinbarung von Entwicklungszielen impliziert, an denen die Anwärter einen Fortschritt ablesen und festmachen können);
- Beratung überhaupt stattfindet;
- Beratung nicht in der Öffentlichkeit des Lehrerzimmers, sondern in einer vertrauensvollen Umgebung erfolgt;
- angemessene Rahmenbedingungen zu einer fruchtbaren Gesprächsatmosphäre beitragen.
- der aktuelle Stand in der Ausbildung berücksichtigt wird;
- keine "perfekten Stunden" erwartet werden, sondern der Anwärter auch bewusst und reflektiert
experimentieren kann, um so sein Erfahrungsrepertoire zu erweitern.
Die Zusammenschau dieser Angaben erlaubt eine Grundsensibilisierung für Kernproblematiken in der Beratung. In einem „richtigen“, ausbalancierten Verhältnis von Nähe und Distanz erwarten Referendare in der Regel keine beschönigenden Aussagen. Sie wissen um die Notwendigkeit
von offenen und ehrlichen Rückmeldungen, die einen Beitrag leisten zu ihrer professionellen Entwicklung, ohne auf einer persönlichen Ebene diskreditiert zu werden. Die ausgewogene Berücksichtigung der Pole Sachorientierung (Professionalisierung im didaktisch-methodischen Bereich)
und Personenorientierung (Lehrerpersönlichkeit, erzieherisches Verhalten) wird von den jungen
Kollegen nicht nur als bloßes Lippenbekenntnis eingefordert, weil sie um die Bedeutung des Zusammenhangs zwischen fachlichen und methodischen Kompetenzen einerseits und Aussagen
und Anregungen zur Entwicklung ihrer Lehrerpersönlichkeit andererseits wissen. Durch eine klare
Trennung der Sachebene von der Persönlichkeitsebene ist Beratung damit nie verletzend, nicht
einseitig. Sie ist im Kern aufbauend, nicht vernichtend, geht auf die Selbsteinschätzung des Referendars ein und versucht eine Balance herzustellen zwischen Fremdeinschätzung und eigener
Wahrnehmung (Stärken betonen, Schwächen thematisieren). Beratung ist somit Teil eines Unterstützungssystems an Schule und Seminar, das aber nur dann seine volle Wirksamkeit entfalten
kann, wenn Erwartungen und aus der Sache begründete Qualitätsansprüche bezüglich guten Unterrichts transparent gemacht werden. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Beziehung
zwischen Mentor und Referendar durch bestimmte Konstellationen beeinflusst wird. Als Beispiele
seien Faktoren wie Alter, Geschlecht, Berufserfahrung, persönliche Präferenzen in der „Wertigkeit“
der Fächer, Denkschemata und Herangehensweisen an Planungen genannt. Zu diesen Kernproblematiken zählen aber auch eher formale Rahmenbedingungen, wie die Wahl eines geeigneten
Raumes, der Zeitpunkt der Beratung sowie deren Dauer und Umfang.
3.3. Faktoren für gelingende Beratung
a) Unterrichtsbeobachtung und Dokumentation als Grundvoraussetzung für Beratung
Unterrichtshospitationen sind für Referendare ein wichtiger, vielleicht sogar der zentrale Baustein,
der die Entwicklung berufsspezifischer Kompetenzen unterstützt. Um dieser Ausbildungsfunktion
gerecht zu werden, setzt sich die Unterrichtsbeobachtung im Idealfall aus 4 Teilaspekten zusammen (vgl. Abb. 6):
I. Phase der Vorbereitung und Planung der Beobachtung
II. Verfahren zur Beobachtung
III. Dokumentation und Auswertung der Beobachtung
IV. Nachbereitung
Basiskompetenz ist dabei die Beobachtungsfähigkeit. Weitere Kompetenzen bauen darauf auf und
verdichten so die Qualität der Beratung: diagnostische Kompetenz, Beobachtungs- und Beurteilungskompetenz, kommunikative Kompetenz, usw.
zu I) Aspekt: Vorbereitung und Planung
Eine ergiebige Beobachtung bedarf der gründlichen Vorbereitung, in der Regel auch der Vertrautheit mit der Unterrichtsplanung. Mögliche Fragestellungen sind dabei:
- Welche Fragen/Hypothesen will ich mit der Beobachtung klären?
- Unter welchen Rahmenbedingungen wird die Beobachtung stattfinden?
- Welche Theorien und Modelle kann ich für die Klärung meiner Fragen nutzen?
- Was genau soll unter welcher Perspektive beobachtet werden?
- Welches Beobachtungsverfahren soll eingesetzt werden?
- Wie sollen Beobachtungen dokumentiert werden?
Vorbereitung von Unterrichtsstunden (Prozessplanung)
- Anleitung
- Beratung
- Genaue Vorbesprechung
- Anregungen, Tipps, Hilfen (auch bzgl. Medien)
Meth. Vorgehen
Medien
Ziele
Inhalte
Sozialformen
L-S-Verhalten
Durchführung des Unterrichts
Phasen / Teilschritte
Erfolgssicherung
Impulse
Nachbesprechung
Referendar
(Reflexion)
-
Unterrichtsbeobachtung
Dokumentation
Unterrichtsanalyse
Reflexion:
Vorbereitung = Soll
Unterricht = Ist
Mentor
(Beratung)
Abb. 6 Unterrichtshospitation im Kontext von Planung – Durchführung – Reflexion von Unterricht
zu II) Aspekt: Verfahren der Beobachtung
Im Rahmen der Unterrichtshospitation kommt der direkten Beobachtung die Hauptbedeutung zu,
wenngleich Sekundärmaterialien wie Dokumente, Hefte, Arbeitsblätter als Indikatoren für eine indirekte Beobachtung häufig unterstützend herangezogen werden. In der Beobachtung sind grundsätzlich 2 Verfahrensweisen zu unterscheiden:
- Freie (spontane) Beobachtung: Sie verläuft oft zufällig, selektiv und unstrukturiert, es wird beobachtet, was in der aktuellen Situation besonders auffällt.
- Gebundene (planmäßige) Beobachtung: Diese Form geht in der Regel stärker theoriegeleitet
vor und lenkt mit klar umrissenen, festgelegten Fragestellungen die Konzentration auf definierte Ausschnitte oder Teilaspekte.
zu III) Aspekt: Dokumentation
Gängige Dokumentationsverfahren sind
- Erfassung quantitativer Daten (z.B. Lehrer-Schüler-Interaktion, Häufigkeit von Lehrerfragen)
- Schätzskalen (z.B. Mitarbeitsbereitschaft)
- Protokoll als
… narratives Protokoll (unstrukturierte Fixierung der Beobachtung)
… Wortprotokoll (wortgetreue Fixierung von Äußerungen)
… teilstrukturiertes Protokoll (Fixierung des Geschehens anhand vorab festgelegter Aspekte)
zu IV) Aspekt: Nachbereitung, Aussprache, Beratung
Eine aus der Beobachtung entstehende theoriegeleitete Reflexion führt zur Klärung von ausgewählten Leitfragen:
- Tragen die Beobachtungsergebnisse zur Klärung meiner Fragestellungen bei?
- Kann ich meine Beobachtungsintention realisieren?
- Welche zusätzlichen Aspekte haben sich durch die Beobachtung ergeben?
- Gibt es weitergehende Aspekte zu klären, die in Zusammenhang stehen mit der Beobachtung
(spezifische Rahmenbedingungen, situative Gegebenheiten, besondere Umstände etc.)?
- Welche subjektiven Aspekte verbinde ich mit der Beobachtung (persönliche Erfahrungen im
Beobachtungsfeld, Stimmungen, Emotionen etc.)?
- Auf welche Theorien, theoretischen Konzepte oder Modelle kann ich zur Analyse, Interpretation oder vertiefenden Reflexion zurückgreifen?
b) Beziehungsebene
Für das Gelingen der Beratung ist die Beziehungsebene
zwischen Berater und Referendar von großer Bedeutung. Das
„richtige“ Verhältnis von Distanz und Nähe entsteht auf der
Basis einer positiven Beziehung, aus der heraus ein
konstruktives Gesprächsklima angestrebt wird, in dem beide
Seiten Gelegenheit haben zur Äußerung eigener Eindrücke und
Gefühle. Positives und Gelungenes wird hervorgehoben und
gewürdigt, kritische Aspekte werden sachlich und offen erörtert.
c) Problemfindung versus Lösungsvorgabe
Beratung bewegt sich zwischen den Polen Problemfindung und
Lösungsvorgabe. Die aktive Einbeziehung und Einbindung der
Referendare in die Überlegungen fördert und ermöglicht eigene
Erkenntnisse und Einsichten oder gar „Aha-Erlebnisse“.
Abb. 7: Quelle GEW Seminar und
Hilfestellungen werden angeboten, ohne die EigenverantworPraxis Heft 1 - Titelbild
tung zu reduzieren.
d) Ressourcenorientierung
Hinter der Grundhaltung der Ressourcenorientierung des Beraters verbirgt sich die Überzeugung,
dass der Referendar neben all seinen Defiziten und Schwächen auch über Stärken und Ressourcen verfügt. Diese Ressourcen gilt es in der Gesprächssituation zu mobilisieren. Vor allem auf
Stärken kann man aufbauen. Zudem liefern diese Ausnahmen immer auch Hinweise auf Lösungen. Die zu beratende Person zeigt sich oft kooperativer und ist eher bereit, über vorhandene
Schwächen oder Defizite zu reden.
e) Lösungsfokussierung
Eine zu ausgeprägte Problemfokussierung lähmt oft jede Initiative und Handlung und fördert Hilflosigkeit und Resignation. Demgegenüber bedeutet Lösungsfokussierung, im Gesprächsprozess
darauf zu achten, nur so viel Zeit und Aufmerksamkeit auf das Problem zu verwenden, wie unbedingt notwendig ist zur Konstruktion von Lösungsschritten. Ein „Wühlen im Problem, ein Wühlen im
Fehler“ beansprucht den überwiegenden Teil der Gesprächszeit, so dass für Lösungskonstruktionen zu wenig Zeit verbleibt. Die Problembetrachtung ist also nur insofern von Interesse und Nutzen, als sie Hinweise zur Problemlösung gibt (Vorschlag: 20 % Problemanteil – 80 % Lösungsanteil).
f) Orientierung an Qualitätskriterien für guten Unterricht
Grundsätzlich gilt es bei der Beratung die beiden Pole Personenorientierung (Lehrerpersönlichkeit,
erzieherisches Verhalten, Klassenführung, Reflexionsfähigkeit, …) und Sachorientierung (z.B. didaktische Fundiertheit, Zielgerichtetheit und Strukturiertheit, methodische und mediale Entscheidungen) zu berücksichtigen. Neben subjektiven Theorien ist hierbei die Orientierung an Qualitätskriterien für guten Unterricht hilfreich (vgl. Abschnitt 4). Sowohl durch die Vorgabe einer Liste an
Qualitätskriterien wie auch durch die isolierte Betrachtung einzelner Probleme besteht jedoch die
Gefahr, dass der Unterricht in seiner Gesamtheit in den Hintergrund gedrängt wird. Da das Ganze
stets mehr als die Summe der Einzelteile ist, gilt es in der Beratungssituation zunächst die Unterrichtssequenz als Einheit zu sehen und zu würdigen. Andererseits ermöglicht die Konzentration auf
ausgewählte Schwerpunkte eine Prozessbegleitung, die unmittelbar an der Ausgangslage des
jeweiligen Referendars ansetzt.
g) Angemessener Zeitrahmen
Die qualifizierte Führung eines Beratungsgesprächs erfordert einen angemessenen Zeitrahmen.
Die 5-Minuten-Pause reicht dafür nicht aus, sondern es empfiehlt sich, ein festes Zeitfenster dafür
einzuplanen (z.B. eine gemeinsame Hohlstunde als Besprechungsstunde). Dies kann auch für
notwendige Planungen oder Vorbesprechungen genutzt werden.
4. Qualitätskriterien für die Beratung von Unterricht – ein Unterstützungsinstrument für
Mentorinnen und Mentoren
4.1. Ziele und Aufbau der Qualitätskriterien
Unterricht ist ein komplexes, ganzheitliches Geschehen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Um ihn der Beobachtung und Beratung zugänglich zu machen, ist neben einer ganzheitlichen Betrachtung auch eine analytische Betrachtung sinnvoll und notwendig. Hierfür ist die
Formulierung von Qualitätskriterien für zentrale Aspekte des Unterrichts hilfreich (siehe Abb. 8).
Die Formulierung der Qualitätskriterien orientiert sich sowohl an Erkenntnissen der empirischen
Unterrichtsforschung als auch an didaktisch-methodischen Erfahrungen, die Unterricht positiv beeinflussen.
1. Personale
Kompetenz und
Interaktion
8. Besondere
fachdidaktische
Aspekte
7. Unterrichtsreflexion
2. Klassenführung
Qualitätskriterien
für die Beratung
von Unterricht
6. Methodische
und mediale
Entscheidungen
3. Schülerorientierung
4. Didaktische
Fundiertheit
5. Zielgerichtetheit und
Strukturiertheit
Abb. 8: Qualitätskriterien im Überblick
Im Rahmen der Ausbildung am Seminar haben die Qualitätskriterien die nachfolgend dargestellten
Funktionen. Die Qualitätskriterien
- fördern die Auseinandersetzung über die Qualität von Unterricht zwischen allen an der Ausbildung Beteiligten;
- vermitteln für alle an der Ausbildung Beteiligten eine Grundlage für die Beratung der Referendare;
- schaffen gegenüber Referendarinnen und Referendaren Transparenz über Kriterien, die
Grundlage professionellen Lehrerhandelns und guten Unterrichts sind;
- verdeutlichen im Einzelfall angezeigte Entwicklungsmaßnahmen;
- bilden im Rahmen der gesamten Ausbildung auch die Grundlage für die Bewertung und Beurteilung von Unterricht bei Prüfungslehrproben;
- sind eine Orientierungsgrundlage für die notwendige fachspezifische Konkretisierung und Ausweitung der Kriterien in den Fächern und Fächerverbünden.
Die Handreichung mit den Qualitätskriterien birgt allerdings die Gefahr, dass sie als Checkliste zur
quantitativen Erfassung einzelner Merkmale verwendet wird. Es wurde daher bei der Konzeption
bewusst auf eine Einstufungsskala verzichtet und stattdessen Raum für schriftliche Einschätzungen bzw. Anmerkungen gegeben.
Abb. 9: Beispiel für eine Hospitationskarte zum Standard „Personale Kompetenz“
Die Qualitätskriterien für die Beratung von Unterricht können auf der Homepage des Staatlichen
Seminars für Didaktik und Lehrerbildung (Realschulen) heruntergeladen werden:
www.realschullehrerseminar.de
4.2. Hospitationskarten – ein Vorschlag zum praktischen Umgang mit den Qualitätskriterien
Die Qualitätskriterien beschreiben Lehrerkompetenzen, die im Rahmen der Ausbildung an Seminar
und Schule (weiter)entwickelt werden sollen. Bei den beratenden Unterrichtsbesuchen durch den
Seminarlehrer werden in der Regel fast alle Kriterien in die ausgewählten Beratungsschwerpunkte
integriert, da diese Besuche eine Sonderstellung im Rahmen der Ausbildung einnehmen.
Die Anwendung der Qualitätskriterien im Unterrichtsalltag erfordert dagegen eine Schwerpunktsetzung bzw. eine Auswahl von Kriterien, die insbesondere vom Zeitpunkt im Rahmen der Ausbildung
und vom Entwicklungsstand des betreuten Referendars abhängt. Dabei können folgende Entscheidungskriterien hilfreich sein:
- Die personale Kompetenz und Interaktion (Kriterium 1) sowie die Professionalität in der Klassenführung (Kriterium 2) sind zu Beginn der Ausbildung besonders in den Blick zu nehmen.
Beide Qualitätskriterien hängen sehr eng mit der Lehrerpersönlichkeit zusammen und bilden
daher die entscheidende Grundlage für unterrichtliches und erzieherisches Handeln.
- Die Kriterien 3 bis 7 legen den Schwerpunkt auf die didaktisch-methodischen Kompetenzen
eines Lehrers. Für eine zielorientierte Beratung von Referendaren können für die tägliche Unterrichtsbeobachtung und -beratung einzelne Kriterien ausgewählt werden. Basis hierfür sind
- die bisherigen Beobachtungen und Einschätzungen durch den Mentor und die sich daraus
ergebenden fachlichen bzw. methodischen Entwicklungsmaßnahmen;
- die im Rahmen der Unterrichtsplanung getroffenen Vereinbarungen zwischen Mentor und
Referendar (z.B. Wo soll der Schwerpunkt der Stunde liegen?);
- die vom Referendar für die Stunde gewünschten Beratungsschwerpunkte.
Grundlage der Unterrichtsberatung sind die schriftliche Vorbereitung des Referendars (Verlaufsskizze), die grundsätzlich für jede Unterrichtsstunde anzufertigen ist, sowie die gesehene Stunde.
Um die Praktikabilität der Qualitätskriterien für die Beratung von Unterricht für den alltäglichen
Gebrauch durch Mentoren zu erhöhen, sind die einzelnen Standards in Form von Hospitationskarten gestaltet, die Raum für entsprechende Notizen geben (vgl. Abb. 9).
Beim Einsatz der Hospitationskarten
sind folgende Aspekte zu beachten:
- Notwendige Voraussetzung für
eine qualifizierte Beratung sind die
Unterrichtsbeobachtung durch den
Mentor und die dabei gemachten
Notizen (Stundenprotokoll).
- Auf der Basis der Beobachtungen
werden vom Mentor Beratungsaspekte ausgewählt, die er zeitnah
mit dem Referendar bespricht.
Hierbei ist es wichtig, auf konkrete
Situationen in der Stunde Bezug
zu nehmen und ggf. zusammen
mit dem Referendar Handlungsalternativen zu entwickeln.
- Es kann erkenntnisreich sein, die
Beobachtungen des Mentors mit
der Selbsteinschätzung durch den
Referendar (vgl. Abb. 10) zu vergleichen. Ein solcher Abgleich von
Fremd- und Selbsteinschätzung
gewährleistet eine gemeinsame
Basis für die Unterrichtsnachbesprechung und Beratung.
Abb. 10: Selbsteinschätzungsskala
-
Die Hospitationskarten zu den anderen Standards können ebenfalls auf der Homepage des
Realschullehrerseminars heruntergeladen werden (www.realschullehrerseminar.de).
4.3. Die Bedeutung von Zielvereinbarungen im Rahmen von Beratung
Entscheidend für die Weiterentwicklung des Referendars und für eine Professionalisierung der
Ausbildung sind neben der Verstärkung vorhandener Kompetenzen und der Thematisierung des
Lernzuwachses auch die Formulierung von notwendigen Entwicklungsmaßnahmen und die Vereinbarung von weiteren Arbeitsschwerpunkten. Für die Ausbildung an der Schule ist es daher
wichtig,
- notwendige Entwicklungsfelder auf der Basis des gehaltenen Unterrichts und des Beratungsgesprächs klar zu formulieren;
- Verbesserungsziele und damit verbundene Arbeitsschwerpunkte bzw. Arbeitsaufträge gemeinsam festzulegen;
- Zeiträume zu vereinbaren, in denen der Referendar mit Unterstützung des Mentors an den
Entwicklungsaufgaben arbeitet;
- Rückmeldungen und Kontrollen zu vereinbaren, die eine Weiterentwicklung des Referendars in
den jeweiligen Kompetenzfeldern gewährleisten.
5. Bedeutung der Mentorentätigkeit
Im Rahmen des Vorbereitungsdienstes spielt die Ausbildung der Referendare an der Schule eine
kaum zu überschätzende Rolle. Der Mentor ist Vorbild, Begleiter und Ratgeber bei der Ausprägung
berufsrelevanter Kompetenzen des Referendars. Zur Unterstützung und Qualifizierung der Mentoren besteht regelmäßiger Kontakt mit den Seminarlehrern im Zusammenhang mit beratenden Unterrichtsbesuchen. Ergänzend bietet das Seminar ein breites Fortbildungsangebot mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen: einführende und fachgebundene Mentorentagungen,
IMPULSE-Workshops und Angebote zu besonderen Themen (z.B. Beratung, projektorientiertes
Arbeiten). Mentoren sind nicht nur für Referendare im Vorbereitungsdienst von ganz zentraler Bedeutung, sondern ihre Funktion reicht weit in die Entwicklung eines Kollegiums und damit der
Schule hinein, kann sich dadurch auch produktiv auf die professionelle Entwicklung von Kollegen
an der einzelnen Schule auswirken. Sie sind deshalb ein relevanter Faktor nicht nur für die Unterrichts-, sondern auch die Personal- und Schulentwicklung.
Die Tätigkeit des Mentors findet in einem jeweils konkreten Schulkontext statt. Damit sie für Referendar und Schule wirksam werden kann, sind die Bedingungen an der Schule und im Kollegium
entsprechend förderlich zu gestalten. Ein Kollegium, das gemeinsam mit der Schulleitung über die
Ausgestaltung, die Professionalisierung des Mentorenamtes und den Umgang mit Referendaren
einen Verfahrens- und Verhaltenskonsens (Auswahl, Kooperation, Gestaltung des Deputats, Entlastung bei besonderen Aufgaben, Qualifizierungsmöglichkeiten) gefunden hat, wirkt besonders
förderlich und entlastend. Belohnung in Form von sozialer Anerkennung und Statusgewinn sind die
eine Seite, eine angemessene Honorierung ist die andere.
Eine Aufwertung der Mentorentätigkeit ist aus unserer Sicht dringend geboten. Bedenkenswert
sind Überlegungen, an Ausbildungsschulen einen „festen Mentorenstamm“ zu installieren. Die
Kollegen könnten kontinuierlich arbeiten und kooperieren sowie gezielter qualifiziert und unterstützt werden. Die im Ausbildungsinteresse liegende enge Verzahnung von Schule und Seminar
würde dadurch erheblich erleichtert.