Frage vom 04.05.2015, F 2127 Betreff: Der Andrang auf Schülerplätze in Gymnasien übersteigt in Frankfurt das Angebot und führt zu großer Unzufriedenheit bei den Zuweisungen der Schüler. Für das Schuljahr 2015/16 haben etwa 500 Viertklässler keinen Platz auf einem ihrer drei Wunsch-Gymnasien bekommen. Hierüber sind viele Eltern empört, das Elternrecht auf Schulwahl ihres Kindes würde so ausgehebelt. Nun werden diese Schüler unter anderem an das neue Gymnasium in Nied verwiesen. Viele dieser Schüler stammen aus dem Frankfurter Norden. Kritisiert wird der weite Schulweg zu dem Gymnasium. Ich frage den Magistrat: Ist es politisch gewollt, dass viele Schüler weite Schulwege in Kauf nehmen sollen? Antwort des Magistrats: Stadträtin Sarah Sorge: Sehr verehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren, lieber Herr Lange, lieber Herr von Wangenheim, lieber Herr Mund, liebe Frau Pauli! Ich erlaube mir, auf die Fragen in der gebotenen Kürze zu antworten, auch wenn es bei dem Thema gerade hoch hergeht. Wir haben die Thematik noch als Tagesordnungspunkt auf der Tagesordnung I und dort dann die Gelegenheit, das Thema länger zu debattieren. Zur Frage von Herrn Lange: Aufgrund der Situation für die Schülerinnen und Schüler, gerade aus den nordöstlichen Stadtteilen, wird es so sein, dass noch in diesem Jahr eine Buslinie zum vorläufigen Standort des Gymnasiums Nied in Höchst ihren Betrieb aufnehmen wird. Dadurch wird sich die Fahrzeit der Schülerinnen und Schüler aus den nordöstlichen Stadtteilen genauso wie aus der Stadtmitte deutlich verkürzen. Wie wir das genau organisieren, können wir erst dann diskutieren, wenn wir wissen, welche Schülerinnen und Schüler betroffen sind. Dann können wir schauen, welche Haltepunkte für diese Schülerinnen und Schüler Sinn machen. Zudem sieht der Entwurf des Schulentwicklungsplans die Gründung eines weiteren Gymnasiums vor, des sogenannten neuen neuen Gymnasiums. Hier wird mit Hochdruck nach einem verkehrsgünstig gelegenen Standort möglichst im Norden der Stadt gesucht. Zur Frage der Elternberatung in den Grundschulen von Herrn von Wangenheim: Es ist keineswegs so, dass die Elternberatung dazu führen wird, dass dadurch die Nachfrage nach Gymnasialplätzen befriedigt werden kann. Bei den anhaltend wachsenden Schülerzahlen, so wie wir sie hier vorfinden, wird die Elternberatung alleine nicht ausreichen, da auch die Gesamtschulen an Kapazitätsgrenzen stoßen werden. Der kommende Schulentwicklungsplan sieht aus diesem Grund neben dem neuen Gymnasium Nied sowohl ein weiteres Gymnasium als auch weitere Gesamtschulen in Frankfurt vor. Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 1 Zur Frage von Herrn Mund: Weite Schulwege sind sicherlich nicht wünschenswert. Das ist in Frankfurt auch nur in seltenen Fällen der Fall. Ziel des Magistrats ist es selbstverständlich, Schulwege so kurz, so sicher und natürlich auch so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Da die Fahrzeit eines der Hauptargumente einiger Eltern ist, sich gegen das Gymnasium Nied zu entscheiden, soll nun - wie eben vorgetragen - ein Bus eingerichtet werden mit dem Ziel, die Fahrzeit für die Kinder zu minimieren. Zur Frage von Frau Pauli muss ich ein klein wenig ausholen: In Frankfurt gibt es 31 Schulen, die einen gymnasialen Bildungsgang anbieten. Genau genommen haben wir zwölf Integrierte Gesamtschulen, zwei Kooperative Gesamtschulen und 17 Gymnasien. Die Schulen sind von den Eltern unterschiedlich stark angewählt worden, und zwar alle Schulen. Es gibt sowohl gut angewählte Gymnasien wie auch gut angewählte Gesamtschulen, und es gibt sowohl weniger gut angewählte Gymnasien wie auch weniger gut angewählte Gesamtschulen. Vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen Zügigkeit und Kapazität können einige Schulen einen Teil der Schülerinnen und Schüler nicht aufnehmen, die allerdings gerne auf diese Schule gehen möchten. Der Magistrat hält es nicht für zielführend, die Anzahl der Schulwünsche nebeneinander aufzulisten, weil die Schulen dadurch in einer sehr irreführenden Art und Weise miteinander verglichen werden könnten. Die Anzahl der Schülerinnen- und Schülerwünsche könnte als Ranking der Qualität von Schulen in dem Sinne missverstanden werden, dass Schulen mit hohen Anwahlzahlen gute Schulen und Schulen mit geringeren Anwahlzahlen schlechtere Schulen seien. Solch ein Schulranking wäre missverständlich und aus meiner Sicht nicht gut für alle Schulen. Sicher hat die Anwahl von Schulen mit der von den Eltern angenommenen Qualität der Schulen zu tun. Genauso aber werden Schulen in dicht besiedelten Stadtteilen in Innenstadtnähe von mehr Eltern angewählt als Schulen in Randgebieten der Stadt. Auch ein Ganztagsangebot, das Schulprofil, die Größe oder die Zügigkeit einer Schule spielen eine Rolle. Gerade vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Zügigkeit hält es der Magistrat für nicht sinnvoll, die Zahlen der Aufnahmewünsche zu nennen, die nicht berücksichtigt werden können. Denn Schulen mit sechs parallelen Klassen können deutlich mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen, als Schulen mit vier oder fünf parallelen Klassen und müssten beispielsweise bei gleicher Anmeldezahl weniger Ablehnungen aussprechen. Man kann allerdings an den Schulwünschen der Eltern einige Trends ablesen. Schulen im Innenstadtbereich werden deutlich stärker angewählt, als Schulen in Randgebieten der Stadt. Gymnasien liegen bei den absoluten Zahlen tendenziell vor der Mehrheit der Gesamtschulen, wobei ein Gymnasium mit sechs Zügen deutlich mehr Plätze im gymnasialen Bildungsgang zur Verfügung stellt, als beispielsweise eine vierzügige Integrierte Gesamtschule. Gleichzeitig gibt es aber auch Integrierte Gesamtschulen, bei denen die Anzahl der Elternwünsche für den gymnasialen Bildungsgang deutlich über den Elternwünschen der meisten Gymnasien liegt. Natürlich hat der Magistrat das Ziel, Schulen so zu profilieren, dass sie von den Eltern angenommen werden, gerade die, die von den Eltern weniger stark angewählt werden. Ein Instrument dafür wird auch der Schulentwicklungsplan sein, der in einem breiten Beteiligungsverfahren entwickelt worden ist. (Beifall) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die erste Zusatzfrage kommt von Herrn Lange, danach folgt Herr Mund. Ich mache darauf aufmerksam, dass bei vier Fragen insgesamt acht Zusatzfragen möglich sind. Bitte schön, Herr Lange! Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 2 Stadtverordneter Robert Lange, CDU: (Zusatzfrage) Ist es nicht so, dass die Wertung, die Sie befürchten, auch durch Fußabstimmungen, das heißt, durch stadtteilnahe Wünsche zu werten sind und nicht durch qualitative Unterschiede? Ist es möglich, auch an nördlichen Schulen zusätzliche Klassen zur Verfügung zu stellen? Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Wir haben in den vergangenen Monaten, wie auch schon in den letzten Jahren, selbstverständlich geprüft, ob es möglich ist, an unseren Gymnasien zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. In dem Rahmen, in dem das möglich war, nämlich für elf Klassen, haben wir das auch getan. Aber damit ist alles ausgereizt, weil wir an den Gymnasien nicht ausreichend Platz zur Verfügung haben. Neben der aktuellen Raumsituation müssen wir auch berücksichtigen, dass fast alle unserer Gymnasien wieder von G8 auf G9 zurückgegangen sind. Das heißt, wir können die Schulen jetzt nicht so voll werden lassen, dass dann auf einmal, wenn die 13er, die vorher nicht da waren, wieder in der Schule sind, diese oder die neuen Fünftklässler keinen Platz mehr haben. (Beifall) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt von Herrn Mund. Bitte schön! Stadtverordneter Mathias Mund, FREIE WÄHLER: (Zusatzfrage) Frau Stadträtin Sorge, Sie hatten einen kleinen Versprecher, aber dann haben Sie gesagt, dass es selbstverständlich nicht gewünscht ist, dass die Kinder lange Schulwege auf sich nehmen sollen. Es gibt einen Pressebericht von der Frankfurter Rundschau, datiert auf den 22.04.2015, in dem Ihr Referent dahin gehend zitiert wird, dass es für die Schüler zumutbar sei, vom Norden nach Nied zu fahren. Ich würde Sie gerne einmal fragen, wie Sie in diesem Zusammenhang die Aussage Ihres Referenten bewerten? Vielen Dank! Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Grundsätzlich stimmen alle Aussagen meiner gesamten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer, das schon einmal vorangestellt. (Zurufe) Es ist so, dass es in Frankfurt keinen Schulweg gibt, der zu einer Schule X führt, der nicht dem gesetzlichen Rahmen entspricht. Gesetzlich können wir in Frankfurt gar keinen Schulweg generieren, der nicht dem gesetzlichen Rahmen entsprechen würde. Das liegt daran, dass diese Stadt für ihre Fülle und Größe sehr klein ist und wir in anderen Landkreisen beispielsweise sehr viel weitere Schulwege haben. Aber nichtsdestotrotz ist es logisch - das ist auch einer der Gründe, warum wir diskutieren -, beispielsweise bei der Auswahl der Schulen und der Zuteilung der Schülerinnen und Schüler ins Gespräch zu gehen und andere Auswahlkriterien, wie beispielsweise die Wohnortnähe, stärker zu gewichten. Es ist logisch, dass wir bei zehnjährigen oder elfjährigen Kindern darauf achten wollen, dass die Schulwege möglichst kurz sind. Aber der Schulweg alleine kann nicht Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 3 ausschlaggebend sein, weil wir in dieser Stadt viele Schulen mit verschiedenen Profilen haben, und diese Profile auch zum Zuge kommen müssen. Ganz augenscheinlich wird es bei der Bilingualität. Wenn eine Schule Deutsch-Französisch, Deutsch-Italienisch oder welche Sprachen auch immer bilingual anbietet, muss es für alle Schülerinnen und Schüler dieser Stadt gleichermaßen möglich sein, diese Schule besuchen zu können. Das bedeutet, die Länge des Schulwegs kann nicht alleiniges Parameter sein. Es wird in dieser Stadt immer Kinder geben, die einen weiteren Schulweg zurücklegen müssen. Ich persönlich finde auch, dass eine halbe Stunde Schulweg absolut zumutbar ist. Ich sehe aber durchaus auch, dass ein 50 oder 55 Minuten langer Schulweg für zehnjährige Kinder so lange ist, dass wir wie gesagt versuchen, hier mit dem Bus Abhilfe zu schaffen, sodass wir die Schulwege deutlich verkürzen. (Beifall) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt von Herrn von Wangenheim von der FDP-Fraktion. Bitte! Stadtverordneter Stefan Freiherr von Wangenheim, FDP: (Zusatzfrage) Frau Stadträtin, habe ich Sie also bei der Beantwortung meiner Frage richtig verstanden, dass die Presse Ihr Dezernat falsch zitiert hat, als Sie zitiert wurden, dass Sie hoffen, dass durch eine intensivere Beratung die Nachfrage nach Gymnasialplätzen zurückgehen wird? Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Herr von Wangenheim, Sie fragen mich hier Fragen, die Sie sich im Prinzip selbst beantworten können, weil wir uns über diese Fragestellungen schon öfter unterhalten haben. Das sind zwei verschiedene Problemstellungen. Das eine ist, dass die Stadt immer weiter wächst und wir Schulplätze in allen Bereichen brauchen, vor allem aber im gymnasialen Bildungsgang, sowohl bei den Gymnasien als auch bei den Integrierten Gesamtschulen. (Beifall) Deswegen wird alleine die Beratung der Eltern das Problem nicht lösen, weil wir definitiv zu wenig Plätze haben. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Frage der Elternberatung in Bezug auf die richtige Schulwahl für ihre Kinder. Wir haben die Situation, dass wir immer mehr Anmeldungen für die Gymnasien haben, inzwischen 56 Prozent, wir aber, wenn wir die Biografien der Kinder betrachten oder zumindest die Zahlen, die wir über die Gesamtschulen und Gesamtklassen haben, sehen, dass viele dieser Kinder, die in der fünften Klasse auf das Gymnasium gehen, auf den Gymnasien dann eben nicht das Abitur machen. Das ist eine der Sachen, über die wir im Schulentwicklungsplanungsprozess breit diskutiert haben, nämlich wie wir es hinbekommen können, die Schulwahl für die Kinder möglichst passgenau zu gestalten, sodass es beispielsweise keine Demütigungen durch Abschulungen für die Kinder gibt. Es ist unser Ziel, dass wir über die Vielfältigkeit unseres Schulsystems, zum Beispiel über die verschiedenen Möglichkeiten zum Abitur zu kommen, aufklären. Die Gymnasien leisten hier gute und hervorragende Arbeit, haben aber das Problem, dass sie nicht alle Kinder halten können. Die Gesamtschulen leisten gleichzeitig auch hervorragende Arbeit und haben sogar oft mehr Übergänge ab der zehnten Klasse als es Versetzungen in die Oberstufe gibt, Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 4 also mit dem Verweis darauf, dass der Jugendliche gut in die Oberstufe entlassen werden und Abitur machen kann, und zwar oft mehr, als mit Gymnasialempfehlung in der fünften Klasse in die Integrierte Gesamtschule hereingegangen sind. Das ist auch planerisch etwas, was für uns wichtig ist, gerade weil wir einen so großen Bedarf an Schulplätzen haben, dass wir die Kinder den Schulen möglichst passgenau zuordnen. Aber es geht hier wirklich um das Motto des Schulentwicklungsplans, vom Kind her denken. Es ist ein guter Weg und kann für viele Kinder auch der bessere Weg sein, sich erst einmal an einer Integrierten Gesamtschule oder an der Realschule entwickeln zu können, weil sie vielleicht im Alter von zehn Jahren noch ein bisschen verspielt oder an anderen Dingen interessiert sind, und dann in die gymnasiale Oberstufe zu gehen. Es geht hier um eine passgenaue Schulwahl im Interesse unserer Kinder, aber auch im Interesse der Bildung und guter Bildungsabschlüsse. (Beifall) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt von Frau Pauli, LINKE.-Fraktion. Bitte! Stadtverordnete Dominike Pauli, LINKE.: (Zusatzfrage) Frau Sorge, habe ich Sie richtig verstanden, dass beim Erstwunsch der Eltern das Gymnasium etwas vor den Integrierten Gesamtschulen liegt? Wenn das so ist, können Sie die Größenverhältnisse ungefähr in Prozentzahlen verifizieren? Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Beim Erstwunsch der Eltern liegen die Gymnasien deutlich vor den Integrierten Gesamtschulen und vor allen anderen Schulformen, der Wunsch nach einem Gymnasialplatz liegt in dieser Stadt bei 56 Prozent. Es gibt in dieser Stadt aber Gymnasien, die deutlich überangewählt sind, also mehr als Plätze zur Verfügung stehen, genauso wie es mehrere Gymnasien gibt - nicht nur das Gymnasium Nied -, die unter ihren Kapazitäten angewählt sind. Genauso gibt es Integrierte Gesamtschulen, die deutlich überangewählt sind, und es gibt Integrierte Gesamtschulen, die unterangewählt sind. Es hat hier nichts mit der Qualität eines Gymnasiums oder einer IGS zu tun, sondern ist schulspezifisch. Es hat teilweise durchaus etwas - das müssen wir schon auch diskutieren - mit der Qualität der einzelnen Schulen zu tun, aber natürlich beispielsweise auch mit dem Standort. Nehmen wir einmal die Heinrich-Kraft-Schule - ohne dass ich jetzt einzelne Schulen irgendwie schlechtreden will -, die einfach einen Standortnachteil hat, weil es nun einmal in dieser Stadt so ist, dass Fechenheim zwar eigentlich stadtplanmäßig nicht so weit außerhalb liegt, aber irgendwie so einen enklavenmäßigen Standort hat. Das ist eine der Sachen, die wir seit Monaten im Schulentwicklungsplanungsprozess diskutieren, dass wir diese Schulen stärken und Angebote machen, die für die Kinder gut und attraktiv sind, und dass diese Schulen qualitativ besser und auch besser angewählt werden. Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt von Frau Weber von der SPD-Fraktion. Bitte schön! Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 5 Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (Zusatzfrage) Aus dem Kultusministerium war zu hören, dass das Gymnasium in Nied noch nicht genehmigt ist, weil eine plausible Begründung fehlt. (Zurufe) Das ist das, was ich gehört habe. Haben Sie schon Nachricht bekommen, dass Sie eine Begründung nachliefern müssen, und wenn ja, was glauben Sie, wie lange das dauern wird, weil auch noch Lehrer bereitgestellt werden müssen und es schon bald Schulferien gibt? Ist es noch realistisch, dass das Gymnasium zum Schuljahr 2015/2016 aufmachen kann? Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Das ist eine typische Sylvia Weber-Frage. Einfach irgendwelche Vermutungen in den Raum stellen, um die Leute zu verunsichern. (Beifall, Zurufe) Frau Weber, es ist so, dass auch im Land Hessen mehrere Tageszeitungen gelesen werden und die Damen und Herren im Kultusministerium die Situation Frankfurts sehr genau kennen. Das Staatliche Schulamt ist schon seit Monaten dabei, die Schule inhaltlich aufzustellen, das heißt, das Profil der Schule zu entwickeln. Auch das stand schon mehrfach in der Presse. Ich gehe davon aus, dass dieses Gymnasium im Sommer 2015 an den Start geht, und zwar zunächst in der Auslagerung, wie wir immer sagen, was eigentlich Quatsch ist, weil es noch nicht eingelagert war, also zunächst im Provisorium in der jetzigen Auslagerung der IGS West. Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt ebenfalls von Frau Weber. Bitte schön! Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (Zusatzfrage) Das war eine typische Sarah Sorge-Antwort. (Beifall, Zurufe) Sie haben gesagt, es gibt im Schulentwicklungsplan weitere Lösungsvorschläge, das wird alles noch eine Weile dauern, aber Sie würden mir doch sicher recht geben, dass wenn der Schulentwicklungsplan wie gesetzlich vorgesehen schon 2012 eingebracht worden wäre, man dann rechtzeitig hätte Vorsorge treffen können, und dass wir in diese ganze Situation nicht hereingelaufen wären, in der wir heute sind. (Beifall) Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 6 Frau Weber, definitiv Nein. Ein Schulentwicklungsplan, der ein neues Gymnasium beinhaltet hätte, wäre im Jahr 2012 wahrscheinlich vom Kultusministerium nicht genehmigt worden. Ich will versuchen, das einmal zu erklären. Wir haben gewisse Voraussetzungen zu erfüllen, um neue Schulen gründen zu können. Dazu gehören nachweisliche Prognosen. Es ist so, dass sich die Zahlen dieser Prognosen in den letzten Jahren um ein Vielfaches überholt haben. Ich will Ihnen ein Beispiel geben, das das sehr plakativ belegt. Wir hatten im Jahre 2010, das ist nicht so wahnsinnig lange her, eine Bevölkerungsprognose für das Jahr 2020. Die Zahl, die im Jahre 2010 für das Jahr 2020 prognostiziert war, haben wir bereits Ende 2013 überschritten. Daran sehen Sie, wie dynamisch das Wachstum in dieser Stadt ist, das wäre 2012 noch nicht absehbar gewesen. Insofern hätten wir das in einem Schulentwicklungsplan 2012 noch gar nicht abbilden können. Ich muss sagen, dass ich Ihre Nachfrage ein bisschen komisch finde, weil ich mich sehr genau daran erinnere, wer, als ich zu Beginn des Prozesses zur partizipativen Gestaltung des Schulentwicklungsplanes gesagt habe, Moment, eines muss ich vorab sagen, wir brauchen dringend ein neues Gymnasium - aus diesem Grund ist das sozusagen schon eine Vorabentscheidung, bevor wir in diesem partizipativen Prozess gehen -, in diesem Hause diejenige war, die das stark kritisiert und gesagt hat, wir brauchen kein Gymnasium. Das war Sylvia Weber. (Beifall, Zurufe) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die nächste Zusatzfrage kommt von Herrn Stock. Bitte schön! Stadtverordneter Manuel Stock, GRÜNE: (Zusatzfrage) Frau Bildungsdezernentin, können Sie mir zustimmen, da wir beide dem gleichen Ausschuss angehören, dass die FNP am 18.02.2014 sehr treffend über eine Debatte berichtet hat? In dem Artikel heißt es: „Ob dies allerdings ein neues Gymnasium ist,“ was wir brauchen, „daran zweifelte gestern Abend Sylvia Weber von der SPD.“ Zitat: „Ich halte es für sinnvoller, bestehende Gesamtschulen mit einer gymnasialen Oberstufe zu erweitern.“ Haben Sie auch in Erinnerung, dass diese Aussage gefallen ist, wie sie in der FNP abgedruckt ist, und dass sie in dem gesamten Prozess sogar öfters gefallen ist? Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Ich habe jetzt nicht jeden Artikel der FNP der letzten Jahre präsent, aber die inhaltliche Aussage, das habe ich gerade schon erwähnt, ist mir durchaus präsent. Diese Aussage ist nicht nur an diesem Tag im Ausschuss für Bildung und Integration gefallen, sondern Frau Weber hat des Öfteren für die SPD gesagt, dass es eine Zumutung ist, hier vorab ein Gymnasium neu zu gründen, wir sollten den Prozess doch erst einmal abwarten und Gesamtschulen seien doch sowieso die bessere Lösung. (Beifall, Zurufe) Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Die letzte Zusatzfrage kommt von Frau Weber. Bitte schön! Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 7 Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (Zusatzfrage) Frau Sorge, wenn Sie zitieren, dann bitte richtig. Es ging mir damals vor allen Dingen darum, dass Sie hier erstens (Zurufe) den Schulentwicklungsplan zu spät vorgelegt haben, und dass Sie dann vorab Entscheidungen treffen, (Zurufe) die in dem Beteiligungsprozess keine Rolle mehr gespielt haben. (Zurufe) Ich möchte das nur einmal richtigstellen, damit hier nicht falsch zitiert wird. (Zurufe) Frau Sorge, ich weiß auch, dass Sie im Prinzip mit mir einer Meinung sind, dass grundsätzlich das pädagogische Konzept von Gesamtschulen das bessere ist. So etwas Ähnliches haben Sie vorhin auch gesagt. Die Situation ist jetzt nur eine andere. Man wird wohl im Lichte der aktuellen Situation auch aktuell reagieren können. Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Frau Weber, ich erinnere an den Hinweis des Stadtverordnetenvorstehers, dass die Fragen und Zusatzfragen kurz und prägnant zu fassen sind. Bitte schön! Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (fortfahrend) Wir haben nachher zu diesem Thema noch einen Tagesordnungspunkt. Geben Sie mir recht, dass das pädagogische Konzept von Gesamtschulen das für die Kinder bessere Konzept ist? Ich denke immer daran, dass die GRÜNEN sagen, man muss vom Kind her denken. Geben Sie mir auch recht, … Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Es ist nur eine Zusatzfrage gestattet! Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (fortfahrend) … dass in der aktuellen Notsituation entsprechend schnell gehandelt werden muss, … Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 8 Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Frau Weber, bitte kommen Sie zum Ende. Stadtverordnete Sylvia Weber, SPD: (fortfahrend) und was sind Ihre Pläne dazu? Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Baier: Entschuldigung, ich muss noch einmal für alle unsere Regeln für Zusatzfragen in Erinnerung rufen, die wohl vergessen worden sind. Die Zusatzfragen müssen kurz und prägnant sein und dürfen nur eine Frage enthalten und keine großen Reden. Vor allem dürfen sie nicht mit einer zweiten und dritten Zusatzfrage kombiniert sein. Diese Regelung steht auch in der Geschäftsordnung, die Sie kennen. Frau Sorge, Sie haben das Wort. Stadträtin Sarah Sorge: (fortfahrend) Im Prinzip lautet diese Zusatzfrage auch, ob ich mit Frau Weber der Meinung bin, dass Integrierte Gesamtschulen das bessere Konzept sind. Die Antwort lautet ganz klar: Nein. Ich bin davon überzeugt, dass Integrierte Gesamtschulen ein hervorragendes Konzept haben. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass Gymnasien ein gleichwertig hervorragendes Konzept haben. Mein Interesse ist, so wie wir es in dieser Stadt in den letzten Jahren sehr gut hinbekommen haben und wie es im Land gerade durch den Bildungsgipfel auch versucht wird, dass wir endlich von diesem unsäglichen Schulformstreit wegkommen. (Beifall) Wir sind gut beraten, die Gymnasien in ihrer Qualität, in der Qualität ihrer Arbeit und auch in der guten Ausbildung der Kinder und der Jugendlichen wahrzunehmen und anzunehmen und alle gut zu beraten, egal welcher Couleur, genauso wie wir gut beraten sind, die gute Arbeit unserer Integrierten Gesamtschulen oder generell der Gesamtschulen wahrzunehmen. Ich glaube, dass wir in der bildungspolitischen Frage, und vor allem in dem Weiterbringen unserer Schulen zu mehr Qualität, gemeinsam sehr viel besser vorankommen würden, wenn wir endlich akzeptieren würden, dass die Frage nicht lautet, IGS auf der einen und Gymnasium auf der anderen Seite, sondern dass wir sagen, beide Schulformen sind gute Schulformen. Wir sollten gemeinsam das Interesse haben, die guten Gymnasien weiterzuentwickeln und die weniger guten zu guten Gymnasien zu entwickeln sowie die guten Integrierten Gesamtschulen weiterzuentwickeln und die weniger guten Integrierten Gesamtschulen zu guten Integrierten Gesamtschulen weiterzuentwickeln. (Beifall) Antragstellende Person(en): Stadtv. Mathias Mund Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 9 Vertraulichkeit: Nein Letzte Aktualisierung des Sachstandes: 10.06.2015 Seite: 10
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