Dr. Matthias Herrle: Qualitative Verfahren videobasierter Unterrichtsforschung Do, 07.10.2015 & Fr, 08.10.2015 | 10:00-17:00 Uhr | PH Karlsruhe Um etwas über Eigenheiten des alltäglichen Geschehens hinter geschlossenen Klassenzimmertüren zu erfahren, ist es notwendig, Beobachtungsdaten zu generieren. Einen besonderen Erkenntnisgewinn verspricht man sich in diesem Zusammenhang von Videomitschnitten. Mit ihnen gerät das Agieren einer Pluralität an Personen in den Blick, die nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihr Gesicht, ihre Hände, ihre Körperhaltung und Positionierung im Raum als Äußerungsressourcen nutzen und auf die Gestaltung des Geschehens im Unterricht einwirken. Erkennbar werden so eine Vielzahl an gleichzeitig auftretenden und sich von Moment zu Moment verändernden Phänomenen. Was zunächst als vorteilhaft erscheint, stellt sich allerdings schnell als Problem heraus, wenn es um die Frage geht, worauf man beim Anschauen von Videoaufzeichnungen und ihrer weiterführenden Analyse den Fokus richten soll – und wie die zu treffenden Entscheidungen methodisch angeleitet und methodologisch reflektiert werden können. Um in Auseinandersetzung mit den in bestimmter Weise erhobenen Videodaten Relevanzsetzungen, Sinn- und Bedeutungszuschreibungen der beobachteten Akteure nachzuzeichnen, stellen sich für qualitativ-rekonstruktiv ausgerichtete Ansätze, je nach gegenstandstheoretischer Grundorientierung und Erkenntnisinteresse, ganz unterschiedliche Anforderungen (vgl. Herrle/Dinkelaker 2015). Vor dem Hintergrund der Skizzierung methodischer Varianten im Umgang mit diesen Anforderungen werden im Workshop interaktionsanalytische bzw. mikroethnographische Verfahren (vgl. Erickson 1992) kennengelernt und ausprobiert. Sie ermöglichen es, strukturelle Muster und Ordnungen in Interaktionszusammenhängen zu rekonstruieren, die das Alltagsgeschehen in Unterrichtssettings kennzeichnen (vgl. Herrle 2013). Der Workshop findet an zwei aufeinander folgenden Tagen statt. Am ersten Tag werden Fragen der Datenerhebung thematisiert und es wird ein Überblick über Zugänge videographischer Unterrichtsforschung vermittelt. Zudem werden methodische Vorgehensweisen kennengelernt und erprobt, die dazu geeignet sind, sich einen Überblick über den Ablauf von Unterrichtsinteraktionen zu verschaffen. Am zweiten Workshop-Tag werden Varianten der Datenaufbereitung illustriert und methodische Vorgehensweisen kennengelernt bzw. ausprobiert, die dazu geeignet sind, feingliedrige Interaktionsordnungen zu rekonstruieren, die daraus resultieren, dass Personen auf dem Weg der Produktion und des sequentiellen aneinander Anschließens von Äußerungen ihrem Agieren wechselseitig Sinn und Bedeutung zuschreiben. Qualitative Verfahren videobasierter Unterrichtsforschung – Teil I: „Überblicke“ (07.10.2015) - Aspekte der Datenerhebung - Ansätze der Datenanalyse im Überblick - Methoden I: Segmentierungsanalyse Qualitative Verfahren videobasierter Unterrichtsforschung - Teil II: „Einblicke“ (08.10.15) - Möglichkeiten der Datenaufbereitung - Methoden II: Sequenzanalyse Es besteht die Möglichkeit, an nur einem der beiden Termine teilzunehmen – wobei eine Teilnahme am zweiten Workshop-Tag Grundkenntnisse über interaktionsanalytische bzw. mikroethnographische Verfahren voraussetzt. Im Zweifelsfall können Sie sich gerne an den Workshop-Leiter wenden ([email protected]). Es besteht an beiden Tagen die Gelegenheit, die vorgestellten Verfahren an eigenem oder vom Workshop-Leiter bereitgestelltem Datenmaterial zu erproben. Bitte bringen Sie einen Laptop mit DVDLaufwerk, Kopfhörer, geladenem Akku, ggf. Netzteil mit. Erforderliche Software: vlc-player, PowerPoint (o.ä.). Erickson, F. (1992): Ethnographic Microanalysis of Interaction. In: LeCompte, M. D./Millroy, W. L. /Preissle, J. (Hrsg.): The Handbook of Qualitative Research in Education. San Diego: Acad. Press, S. 201–225. Herrle, M. (2013): Mikroethnographische Interaktionsforschung. In: Friebertshäuser, B./Seichter, S. (2013): Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung. Weinheim: Beltz Juventa, S. 119–152. Herrle, M./Dinkelaker, J. (2015): Qualitative Analyseverfahren in der videobasierten Unterrichtsforschung. In: Rauin, U./Herrle, M./Engartner, T. (Hrsg.): Videoanalysen in der Unterrichtsforschung. Methodische Vorgehensweisen und Anwendungsbeispiele. Weinheim: Beltz Juventa, (im Erscheinen). Dr. Matthias Herrle Arbeitsbereich Videoforschung Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) Goethe-Universität Frankfurt | Campus Bockenheim | HPF 153 | 60629 Frankfurt/M. Tel. +49 69 798 23307 | Fax +49 69 798 23841 e-mail: [email protected] www.researchgate.net/profile/Matthias_Herrle/ Organisatorische Hinweise der PH Karlsruhe: Teilnahmegebühr: für zwei Tage: für einen Tag: 50 Euro für Mitglieder aller Pädagogischen Hochschulen 70 Euro für externe Teilnehmende 30 Euro für Mitglieder aller Pädagogischen Hochschulen 50 Euro für externe Teilnehmende Der Raum wird den Teilnehmenden vorab mitgeteilt. Für Fragen kontaktieren Sie vorab Herrn Wörmann ([email protected], Tel. 0721/9254989). Verbindliche Anmeldungen sind bis zum 1. Oktober 2015 ausschließlich an [email protected] zu senden. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung und die Zahlungsanweisung. Senden Sie hierzu folgende Daten: • • Name, Hochschule, Emailadresse Teilnahme: Beide Tage; nur erster oder nur zweiter Tag Berücksichtigen Sie bitte bei etwaigen Hotelbuchungen die Stornobedingungen: Für den unwahrscheinlichen Fall eines Ausfalls des Workshop können wir Ihnen keine Stornogebühren erstatten.
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