HandelsblattNr. 245 vom 18.12.2015 Seite 014 Unternehmen & Märkte Salz für die Welt Der Dax-Konzern K+S hat große Pläne. Der Gewinn der Salz-Sparte soll sich bis 2020 verdoppeln. Außerdem will Vorstand Mark Roberts dazukaufen. Spätestens 2018 kommt die Hälfte der weltweiten Salznachfrage aus Asien. Mark Roberts K+S-Vorstand, zuständig für den Geschäftsbereich Salz Wachstumsraten in China abschwächen sollten, so bliebe die Salznachfrage dennoch auf einem sehr hohen Niveau.“ Die langfristigen Megatrends seien weiter intakt und werden die erwartete Nachfrage unterstützen, meint er. Dazu gehören eine weiter zunehmende Industrialisierung, steigende Einkommen und eine vermehrte Nachfrage nach höherwertigen Gesundheitsleistungen. PR Verschiffung: Der Transportweg darf aus Kostengründen nicht zu lang sein. ► Viel Potenzial sieht das Unternehmen in Asien. ► Der Kontinent ist größter Abnehmer des Rohstoffs. Maike Telgheder Frankfurt D ass es Mitte Dezember noch wenig winterlich ist, macht Mark Roberts, Chef der Salzsparte von K+S, nicht nervös. „Die Wintersaison hat doch gerade erst begonnen“, sagt er mit Blick auf das Auftausalzgeschäft des Kasseler DaxKonzerns. „Die Preise bewegen sich auf einem für uns guten Niveau, und die Nachfrage nach Auftausalz war auch in diesem Herbst überdurchschnittlich“, sagt der 52-jährige Amerikaner, der die Geschäftseinheit Salz von K+S seit Oktober 2012 führt. Roberts hat die Aufgabe, in seiner Sparte den Gewinn im Zeitraum 2014 bis 2020 zu verdoppeln. Der Konzern, der in diesem Jahr durch die Übernahmepläne des kanadischen Kali-Konkurrenten Potash Corporation of Saskatchewan in den Fokus von Investoren rückte, macht zwar fast die Hälfte seines Umsatzes im Bereich Salz. Das Kalium- und Magnesi- um-Geschäft ist aber grundsätzlich ertragreicher: In den ersten neun Monaten dieses Jahres lieferte die Kali- und Magnesiumsparte eine operative Marge von fast 27 Prozent, die Salzsparte lag bei 15,4 Prozent. Hier will Roberts aufholen: 2020 soll die Salzsparte ein operatives Ergebnis (Ebit) von 250 Millionen Euro erreichen, nach 118 Millionen im Jahr 2013 und 173 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Allerdings gilt der Wert bereinigt um Wintereffekte. Denn nach einem guten Geschäft mit Auftausalz in Nordamerika zum Anfang dieses Jahres ist K+S schon heute nicht mehr weit von dem Ziel entfernt: In den ersten neun Monaten erreichte die Salzsparte bereits ein Ebit von 228 Millionen Euro. Jobabbau im großen Stil ist im Zuge des Effizienzprogramms in der rund 5 000 Mitarbeiter starken Sparte nicht geplant. „Vereinzelt kam es bereits oder kann es in Zukunft zu Stellenreduzierungen kommen“, sagt Roberts. Die Salz-2020-Strategie sei eindeutig auf eine fundamentale Verbesserung des Produktions- und Marktabsatzes ausgerichtet, mit der die Sparte ihr Ergebnis nachhaltig steigern wolle, betont der Manager. Viele verschiedene von Mitarbeitern entwickelte Initiativen sollen dazu beitragen. K+S ist seit der Übernahme des US-Salzherstellers Morton Salt im Jahr 2009 größter Salzproduzent der Welt und mit über 30 Standorten auf drei Kontinenten präsent. Ein nahezu weißer Fleck für die K+S-Sparte ist aber die Region Asien-Pazifik. Gerade in Asien sieht Roberts noch sehr großes Potenzial. Spätestens 2018 werde von dort knapp die Hälfte der weltweiten Salznachfrage kommen – und Roberts würde dort gerne zukaufen. „Wir prüfen derzeit mehrere Optionen, mit denen wir an diesem Wachstum in Zukunft nachhaltig teilhaben können“, so Roberts. Ob das Unternehmen dabei an Akquisitionen von Vertriebsgesell- schaften oder auch Lagerstätten denkt, lässt der Manager offen. Man ziehe alle Optionen in Betracht, sagt er nur. Speziell China ist für K+S sowohl im Bereich Speisesalz als auch bei Salz für die Pharma- und Chemieindustrie sehr interessant. Beim Speisesalz können ausländische Unternehmen in China nur gemeinsam mit inländischen aktiv sein. K+S betreibt als einziger Anbieter über seine nordamerikanische Gesellschaft Morton Salt ein Joint Venture mit Shanghai Salt. Im markenbewussten China vertreibt K+S die blauen Dosen von Morton Salt. Die Marke mit dem „Umbrella Girl“, die in den USA jedes Kind kennt, wird nach Aussage von Roberts auch in China immer beliebter und erlaubt dem Konzern, Premiumpreise zu erzielen, sagt Roberts. Hohen Bedarf sieht der Manager in der Pharma- und Chemieindustrie in China. Die Spezialsalze, die die Industrie für die Herstellung ihrer Produkte braucht, gelten als margenstark. „Um hier konkurrenzfähig anbieten zu können, darf der Transportweg aber aus Kostengesichtspunkten nicht zu lang sein“, erklärt Roberts. Auch ein Grund, warum sich K+S in der Region umschaut. Eine schwächere Wirtschaft in China macht Roberts derzeit keine Sorgen: „Auch wenn sich die Einen Übernahmevorschlag von Potash Corp. hatte das K+S-Management im Sommer unter anderem auch deswegen zurückgewiesen, weil man das Salzgeschäft nicht angemessen in dem angebotenen Preis von 41 Euro je Aktie widergespiegelt sah. Nachdem Potash seine Übernahmepläne zurückgezogen hatte, sackte der K+S-Kurs allerdings deutlich ab und dümpelt seitdem um die Marke von 24 Euro. Auch Roberts sieht das Salzgeschäft nicht ausreichend im Kurs gewürdigt: „Der Salzbereich liefert heute bereits starke Cashund Ergebnisbeiträge zum Ergebnis der K+S-Gruppe.“ 2020 soll der Vorsteuergewinn (Ebitda) auf mehr als 400 Millionen Euro steigen. Würde man die in der Salzindustrie übliche Bewertung ansetzen, entspräche das bereits rund 70 bis 80 Prozent der heutigen Marktkapitalisierung der K+S-Gruppe, sagt Roberts. Auch Analyst Markus Mayer von der Helvea Baader Bank rechnet vor, dass das Salzgeschäft, gemessen an der amerikanischen Konkurrenz, für einen Wert von rund 20 Euro pro K+S-Aktie stehen müsste. „Das ist allerdings ein theoretischer Wert, der vielleicht in einem extrem langen Anlagezeitraum realisiert werden kann“, sagt er. Denn nach seiner Einschätzung werden die Märkte in den nächsten ein bis zwei Jahren weiterhin das Augenmerk auf das Kaligeschäft richten und die Frage, wie sich die Überkapazitäten auf den Preis auswirken werden. K+S-Vorstand Roberts sieht den Fokus auf den Bereich Kali- und Magnesiumprodukte sportlich: „Das spornt uns an, die Bedeutung unseres Bereiches für das gesamte Unternehmen in Zukunft zu steigern.“ © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Dieses Dokument ist lizenziert für [email protected], uB46398v. Alle Rechte vorbehalten. © Handelsblatt print. Download vom 18.12.2015 08:52 von archiv.handelsblatt.com. HandelsblattNr. 245 vom 18.12.2015 Seite 015 Unternehmen & Märkte K+S Rohstoffkonzern expandiert Aber Umweltprobleme belasten den Standort Deutschland. U Lagerstätte „Legacy“ in Kanada treibt die Nettoverschuldung des 3,8 Milliarden Euro Umsatz schweren Konzerns weiter nach oben. Per Ende September betrug sie mit 2,2 Milliarden Euro das 2,1-Fache des operativen Gewinns vor Abschreibungen (Ebitda) und lag damit oberhalb des von K+S favorisierten Zielkorridors des 1,0- bis 1,5-Fachen. Am Kalistandort in Deutschland steht der Konzern seit Jahren in der Kritik von Umweltschützern. Im Kali-Bergbau entstehen K+S-Vorstand Roberts: Finanzieller Spielraum begrenzt. Salzabfälle, die der Konzern sowohl über den Fluss Werra entsorgt als auch im Erdreich versenkt. Kritiker fürchten um die Grundwasserqualität und die Artenvielfalt in der Natur. K+S hat jedoch mehrere Gerichtsverfahren für sich entscheiden können, weil der Konzern Genehmigungen für die Entsorgung hatte. Aufgrund einer Anzeige der Gemeinde Gerstungen ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, ob die Entsorgung legal war. Das Regierungspräsidium Kassel prüft zugleich, ob eine neue Genehmigung zur Entsorgung erteilt wird. tel K+S m sich unabhängiger von den Schwankungen im Kaligeschäft zu machen, hatte der K+S-Konzern 2009 für rund 1,1 Milliarden Dollar den US-Salzhersteller Morton Salt erworben. In der Salzsparte, die seit Oktober 2012 von Mark Roberts geführt wird, macht das Auftausalz mehr als 40 Prozent des Umsatzes aus. Daneben spielt Speisesalz eine große Rolle. K+S liefert Salz auch an die Industrie – als Rohstoff zur Herstellung von Kunststoffen, Papier, Glas und Mobiltelefonen. Für große Zukäufe in der Salzsparte ist der finanzielle Spielraum von K+S aber begrenzt. Die milliardenschwere Erschließung der Kali- © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. 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