TITANIC Die Geschichte vom Großen, der unterging und vom Kleinen, der erfolgreich war. Ein Seminar im Rahmen der deGUT 2010 Hans-Jürgen Buschmann Buschmann & Buschmann Strategie Organisation Mediation Buschmann & Buschmann Strategie Organisation Mediation TITANIC - ein Lehrstück 1. Die ultimative Katastrophe 2. Wie kommt es zu solchen Katastrophen? 3. Nichts von der TITANIC gelernt? 4. Was können kleine Unternehmen daraus lernen? 1. Die ultimative Katastrophe Der Untergang 15. April 1912 02.20 Uhr Ortszeit Die TITANIC sinkt im Nordatlantik 1522 Menschen gehen mit dem Schiff unter nur 705 Menschen werden gerettet Lufttemperatur: 0°C Wassertemperatur: - 1°C Die Signale der Katastrophe 13. April 1912 - 27 Stunden vor der Kollision 22.30 Uhr entgegenkommende „Rapahannoek“ funkt, dass sie bei Durchquerung eines großen Eisfelds beschädigt wurde 14. April 1912 09.00 Uhr „Caronia“ warnt vor Eisbergen auf 42° N, 49° bis 51° W 11.40 Uhr Kriegschiff „Noordam“ meldet viel Eis in gleicher Position 13.42 Uhr „Baltic“ meldet Eisberge und Treibeis auf 41° N, 50° W, ca. 250 sm vor der TITANIC - Meldung wird Kapt. Smith übergeben, der gibt sie dem Reedereipräsid. Ismay, der steckt sie in die Tasche! 13.45 Uhr Kriegsschiff „Amerika“ meldet großen Eisberg auf auf 41,5° N, 50° W, die Meldung wird nicht an die Brücke weitergegeben! 19.30 Uhr Drei Funksprüche mit Warnungen vor Eisbergen auf 42° N, 49° W - der Kapitän nimmt an einem Abendessen der 1. Kl. teil. Eis ist ca. 50 sm voraus, bei einer Geschwindigkeit von 21,5 kn ist das in ca. 2,5 Std.! 21.20 Uhr Kapitän Smith geht zu Bett - (unfassbar!) 22.00 Uhr „Mesaba“ warnt vor starkem Packeis und Eisberg auf 41,5° bis 42° N, 49° bis 50,5° W der Funkspruch wird übersehen 22.00 Uhr Meerwassertemperatur sinkt unter 0° C! 22.55 Uhr 10 bis 19 sm nördlich liegt die „Californian“ vor Packeis fest und funkt Warnung an die sichtbare TITANIC, wird rüde unterbrochen: „Halten Sie sich raus! Sie stören!.“ 23.30 Uhr Der verärgerte Funker der „Californian“ schaltet sein Gerät ab und geht ins Bett. Die TITANIC ist von der „Californian“ und der Brückenwache deutlich sichtbar 23.40 Uhr Die TITANIC kollidiert mit einem Eisberg 2. Wie kommt es zu solchen Katastrophen? Was war die Ursache für den Untergang der TITANIC? War es der gerammte Eisberg? War es die Geschwindigkeit der TITANIC? War es die Konstruktion des Schiffes? Nein! Nein! Nein! Die wirklichen Ursachen: • das totale Versagen der Schiffführung • der Zusammenbruch eines führungsunfähigen Kommunikationssystems • der absolute Glaube an (technische) Überlegenheit • das Gefühl, alles zu beherrschen - die totale Sicherheit • die Blindheit vor Risiken und warnenden Signalen Wie kommt es zu solchem Fehlverhalten? Es sind nicht äußere Bedingungen oder fremde Mächte, die uns scheitern lassen - wir sind es selbst durch unsere Denkblockaden: bewusstes Denken (Probleme lösen) wird von unbewussten Komponenten beeinflusst • selektive Wahrnehmung der Außenwelt • Bevorzugung bestätigender Informationen und deren Überschätzung • Verdrängung von Warnsignalen aus Angst vor Veränderung • keine Unterscheidung zwischen Fähigkeiten und Glück • Erfolg verführt zu linearem Denken Lehren aus dem Fall TITANIC Elementare Lehren sind: jede Katastrophe und jede Krise sendet lange vorher einen stetig dichter werdenden Strom von Signalen voraus Krisen- und Katastrophenabwehr besteht aus: • Sensibilität für das rechtzeitige Erkennen von Signalen • Mut zu notfalls „ungewöhnlichen“ Kursänderungen • Entschlossenheit solche Kursänderungen sofort umzusetzen Die Krisenverlaufskurve 3. Nichts von der TITANIC gelernt? Der Fall IBM 1965 System 360 - Sensation auf dem Markt - Größe, Leistung 1970 Weltmarktanteil über 70% - Forderungen von Konkurrenten und Kartellbehörden nach Zerschlagung in kleine Gesellschaften der Traum ist aus - den Tod vor Augen Umsatzeinbruch um 4,2 Mrd. $ auf 65 Mrd. $, Verlust 2,8 Mrd. $ 1991 Rettungsmaßnahmen Reduzierung der Mitarbeiter: Reduzierung Prod.-Kapazität: 1986 1994 407.000 200.000 1985 - 1992 - 40% Der Fall IBM Alles wird in den Strudel mitgerissen! IBM Deutschland: Abbau Mitarbeiter von 38.000 auf 14.000 in 6 Jahren Kosten für Abfindungen, Sozialplan, Rückstellungen der Personalreduzierungen 1,8 Mrd. $ Ursachen: • schwere strategische Fehler der gesamten Führung • zuerst Negation von PC, Workstations, Mini-Computer, dann viel zu spätes Reagieren • viel zu lange Abhängigkeit von Großrechnern • viel zu späte Erkenntnis, dass Geld nicht mit Blech (Hardware) sondern mit Gehirn (Software, Dienstleistungen) verdient wird 4. Was können kleine Unternehmen daraus lernen? 1. Grundsatz zur Krisenabwehr Was ist die beste Krisenabwehr? Sie selbst!!! Niemand kennt Ihre Produkte, Leistungen besser - als Sie. Niemand kennt Ihre Kunden besser - als Sie. Niemand kennt Ihre innere Verfassung besser als Sie. Niemand! kein Steuerberater kein Unternehmensberater kein Bankberater Aber: Rat einholen von erfahrenen Experten ist überlebensnotwendig - Markt-, Technologie-, Finanzexperten. 2. Grundsatz zur Krisenprävention Sensibilität für Risikosignale schärfen - Erkennen früher Signale trainieren Was sind frühe Signale? • Unzufriedenheit von Kunden (abfragen) • Qualitätsprobleme (überprüfen) • stagnierende, sinkende Umsätze entgegen dem Plan • zu geringer Auftragsvorlauf (laufend registrieren) • Motivationsprobleme bei mir selbst oder bei den Mitarbeitern • Angstgefühle, Gefühl unentrinnbarer zu hoher Belastung • keine neuen Ideen mehr, das Marktfeld gibt zu wenig her Fassen wir alles zusammen Größe ist kein Ausweis von Erfolg und Sicherheit - wer klein ist, ist beweglicher, schneller, sensibler. Alle dargestellten Katastrophen und Krisen hatten ihre Ursachen im Handeln von Menschen, nicht im Versagen von Instrumenten. Instrumente sind notwendig, um die eigene Position und das Umfeld zu bestimmen, erst daraus können sinnvolle Entscheidungen getroffen werden. Krisenprävention ist keine Geheimwissenschaft von promovierten BWLern oder Finanzexperten - Krisenprävention kann jeder! Fähigkeit zur Selbstkritik und Sensibilität für schwache Signale zeichnen den erfolgreichen Navigator/Unternehmer aus. Werden Sie erfolgreich! Das Beste zum Schluß Eric Tabarly erfolgreichster französischer Hochseesegler und Gewinner zahlreicher Ozeanregatten „Wenn Du ein Rennen verlierst, kannst Du sicher sein, etwas falsch gemacht zu haben.“
© Copyright 2024 ExpyDoc