Seite 1 Vorderladerschießen VORWORT Vorderladerschießen ist etwas für Individualisten. Es gibt unzählige Varianten und Motivationen für dieses schöne Hobby. Dabei zählt natürlich die Faszination der alten historischen Technik, die unerwartet hohe Präzision der Waffen, die Genauigkeit und die erstaunlichen ballistischen Kenntnisse der frühen Feuerwaffenhersteller und Schützen! Es macht Freude zu Sammeln und es ist eine Augenweide die ästhetischen Stilmittel der alten Jagd-, Militär- und Sportwaffen zu betrachten, wobei die Funktion und das Design oft eine erstaunliche, elegante und anmutige Einheit bilden. Es ist das pure Vergnügen mit Schwarzpulver zu schießen und besonders natürlich zu treffen! Es ist das Gefühl von Lebendigkeit, von Aktivität, vom Prozedere, ein wenig Mystik und eben der Ursprünglichkeit. Es funkt, es kracht, es qualmt und es riecht! Ein wenig wie “Ritter, Tod und Teufel”. Da ist es natürlich auch ein großer Spaß, dass man sein “Schätzchen” nach dem Schießvergnügen ordentlich reinigt und pflegt. Viele binden sich so weit ein, die Mittel zum Schießen, wie Geschosse, Schusspflaster, Reinigungsmittel und Fette selbst herzustellen. Dadurch kommt man dieser Technik ganz nahe, so, dass man fast eine Beziehung zu dem historischen Jagd-, Militär- oder Sportgerät aufbaut. Nicht zuletzt macht es immer wieder größte Freude auf Jagdschießständen die verblüfften Gesichter der Jäger zu sehen, wenn ein guter Steinschloss- oder Perkussionsschütze die Schützen mit modernen Feuerwaffen freihand schlägt! Und natürlich kommt für viele noch die Tradition dazu, die Lust am Verkleiden und der Spaß auf den Spuren von Landsknechten, Piraten, Jägern, Trappern, Cowboys und historischen alpenländischen Sportschützen in authentischer Kleidung zu wandeln. Ich wünsche allen für ihr Hobby viel Vergnügen Mit Pulver und Blei Burkhard Dedendorf Start Um loszulegen muss man Mitglied in einem Schützenverein sein, der die Vorderladersparte anbietet. (“Schnuppern” ist da natürlich möglich). Dort muss man regelmäßig an den Schießübungen teilnehmen. Das ist Notwendig, da man für das Laden eines Vorderladers einen Sprengstofferlaubnisschein § 27 des Sprengstoffgesetzes benötigt.Für diesen muss man ein Bedürfnis nachweisen. Dieses erfolgt mit dem regelmäßigem Training. Ferner braucht man ein aktuelles Führungszeugnis. Damit bekommt man die Zulassung zu einem Kurs, den man bestehen muss. Hier werden einem alle Erfordernisse und Fertigkeiten die zum Führen und Laden eines Vorderladers erforderlich sind, wie auch die gesetzlichen Bestimmungen zur Lagerung von Schwarzpulver beigebracht! Deshalb gehe ich hier nicht weiter darauf ein. Mit dem Zeugnis geht man zum Landkreis und beantragt / bekommt den ersehnten Sprengstofferlaubnisschein. Es ist von großem Vorteil, wenn man schon Schießkenntnisse in einem Schützenverein erworben hat. Besonders das Schießen mit Luftdruckwaffen ist zum Erlernen des Schießens (und Treffens) empfehlenswert. Seite 2 Erstausstattung ° Ein ordentliches Sportgerät. (Gewehr oder Pistole) wer billig kauft, kauft zweimal und zu teuer! Da gehe ich später noch näher drauf ein. ° Laderöhrchen, durchsichtig in einer Box (1x20ziger und 1x 50ziger) °Spektiv zur Scheibenbeobachtung, Pulverfüllrohr, Geschossstarter / Gummihammer, Ladestab, °Dosiergerät für Pulver ( kann auch ein verstellbares Pulvermaß sein) °Waffen-, Munitionsschrank °Geschosse, Pulver, Zündmittel, Schusspflaster, Fette, Öl, Reinungungs- und Pflegemittel Das Sportgerät Das Perkussionsgewehr ist die gebräuchlichste Waffe. Da gibt es die Militärgewehre und die Freigewehre für die 100m Liegenddisziplinen, diverse Jagdgewehre und die reinen Scheibengewehre für die 50m Stehendfreihanddisziplin. Mit offener Visierung, also Kimme und Korn, und geschlossener Visierung, also Dioptervisierung. Leichter zu zielen und zu regeln ist mit der Dioptervisierung. Da muss man schauen, welche Art zu einem passt. Die verbreiteste Art und zugleich anspruchvollste zu schießen ist die Stehendfreihanddisziplin. Jagdgewehre. Longrifle, Mountainrifle und Hawken, wie es die amerikanischen Trapper hatten, Jägerbüchsen, aus Europa. Diese Gewehre sind verhältnismäßig leicht. 3-4 Kilo. Meistens mit einem Stecherabzug. Übliche Kaliber von .36 - .54. , aber es gibt auch viel kleinere und größere, je nach Zweck (Eichhörnchen oder Elefant). Oft mit offener Visierung, seltener, aber mit zunehmender Tendenz mit einer Dioptervisierung. Der Schaft ist schlank, mit geringer Neigung, Lauf meistens relativ dünnwandig (außer Hawken) Solche Gewehre sind gute Allrounder, auch gut auf 100m liegend als Freigewehr. Reine Scheibengewehre. Alpenländische Standstutzer, amerikanische Unterhammergewehre. Diese Gewehre sind schwer, 5,5-über 8Kilo, mit starker Schaftneigung, meistens mit Schafthaken und Handpilz. Fast nur mit Dioptervisierung. Alpenländische Scheibenbüchsen haben immer einen, teils aufwendigen, Stecherabzug, amerikanische Unterhammergewehre verfügen über einen sehr feinen, trocken auslösenden Direktabzug. Kaliber üblicher Weise zwischen .36 und .45. Als Sportgerät konzipiert. Zeigt hier seine technische Überlegenheit! Ausgewogene Balance, starker Lauf, der nicht so schnell flimmert und verzieht, sehr hohe Visierlinie, dadurch aufrechter Stand des Schützen, fast immer ein großer Tellerdiopter, zur optimalen Zielerfassung, ein reiner “Spitzensportler” aus der Perkussionszeit 1830-1870 Dienstgewehre, ehemals militärisch geführte Waffen ab Kal. 54. Offene Visierung, 100m Liegenddisziplin. Die Waffen sind recht ähnlich, ob Springfield aus Amerika oder Enfield aus England, da muss man schon genauer hinsehen, das Würthemberger Vereinsgewehr und der Schweizer Feldstutzen sehen etwas anders aus. Freigewehr, da ist alles was die Technik zu bieten hat erlaubt, ein typscher Vertreter ist das Rigby aus England und amerikanische frühe Benschrest Büchsen Seite 3 Das Steinschlossgewehr Jägerbüchsen, die Jägerbüchse, ursprünglich aus Deutschland. Großes Kaliber, .54 aufwärts. Vollschaft. Stecherabzug. Gezogener Lauf. Lauf relativ kurz. Verhältnismäßig schwer.Starkes schnelles Steinschloss. Ausgewogene Balance. Präzise zu schießendes Gewehr. Englische Jagdgewehre, (Mortimer) Halbschaft. Trockener Direktabzug, Highend Steinschloss, mit Rolle, Kette und Regendeckel, schneller geht ein Steinschloss nicht. Ausgewogen, wurde damals auch gerne als Sportgerät in Adelskreisen benutzt Longrifles, Amerika. Großer Einfluss deutscher Büchsenmacher. Wurde auf die Bedürfnisse der Waldläufer optimiert. Der (sehr) lange Lauf hatte zum Schluss ein verhältnismäßig kleines Kaliber (.45-.50) . Der lange Lauf sollte das Pulver besser ausnutzen und die Präzision erhöhen. Ausgewogene Balance, kräftiges schnelles Steinschloss.Hatten fast ausnahmslos offene Visierungen. (Diopter ist neuerdings bei 100m liegend wie auch 50m stehend freihand DSBzugelassen) Scheibenbüchsen reine Scheibengewehre gab es wohl, besonders im alpenländischem Raum. Kaum als Replik zu haben (Ausnahme Standstutzer von Pedersoli) mit schon fast allem, was ein Standstutzer zu bieten hat. Es fehlt nur der echte Handpilz. Der extrem dicke Lauf verzögert etwas die Zündung. Visierung wie Jägerbüchse Militärgewehre Musketen, eigene Disziplin. Glatte Läufe. Sehr große Kaliber! (.60-.75) Visierung nur Hilfskorn, keine Kimme Welches Gewehr für wen? Da gibt es keine Empfehlung. Nur soviel: es sollte auf Anhieb Freude bereiten. Allgemein gilt: Wer erfolgreich schießen möchte, braucht ein ordentliches Sportgerät. Aus dem ganz billigem Preissegment ist selten etwas ganz großes gekommen. Die Läufe sind zwar nicht so schlecht, (von der Präzision her gesehen,) wie allgemein behauptet wird! (Meine Billigst-JukarSteinschlossbüchse aus den `70zigern hält aufgelegt durchaus die Neun, aber wirklich wettkampftauglich ist sie nicht!) Dazu gehört mehr: Der Schaft muss passen! Der Lauf schießt, der Schaft trifft! Faustregel zum Schaft: vom der Armbeuge bis zum leicht gekrümmten Abzugsfinger messen. Das ist in etwa die richtige Länge vom Schaftende(In der Wölbung) bis zum Abzug! Ist also relativ einfach am Objekt zu testen: Schaftende in die Armbeuge und schauen wo der Abzugsfinger ist! Ferner sollte der Schaft so gekrümmt sein, das man relativ Aufrecht das Ziel anvisieren kann. Wer Scheiben schießen möchte, sollte sich die Erfahrung der alten Büchsenmachermeister zu nutze machen. Führend waren hier die Alpenländer, besonders die Schweizer. Nach deren Prinzipien werden auch heute noch Wettkampf- Scheibengewehre gebaut. Jagdgewehre sind Allrounder. Wenn so ein Gewehr sehr gut sitzt, ist es durchaus wettkampftauglich und ebenbürtig! (Ich benutze in der Steinschlossdisziplin einen leichten Kompromis: eine custom Hawken. Passender, stark geneigter Schaft, hohes Gewicht, 5,2Kg , relativ kleines Kaliber .45, nicht zu langer, 83cm, Lauf. Highend Steinschloss mit Rolle, Kette und regendichter Pfanne) Wenn man sich nicht ganz sicher ist, ist man gut beraten sich am Markt eine hochwertige gebrauchte Wettkampfwaffe zu erwerben, gut wenn der Vorbesitzer in etwa die gleiche Größe hatte und erfolgreich war!. Das hat den Vorteil, dass dieses Gerät sauberst eingeschossen ist, mit passenden Ladedaten und Geschossen, und dass man, beim evtl. Fehlkauf, das Sportgerät ohne großen Wertverlust wieder verkaufen kann. (Pflegliche Behandlung vorausgesetzt, und vorausgestzt, dass das gute Stück nicht schon total verbraucht wurde) Coyright: Burkhard Dedendorf
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