Mehrkanal-Prozesse Volles Haus – in Freiburg und Hannover B ei ungewöhnlich warmen Temperaturen empfingen zwei der führenden Outputsoftware-Häuser ihre Anwender zum jährlichen Herbstkongress, um sie zusammenzubringen, sie zum Austausch zu bewegen und ihnen die neuesten Entwicklungen vorzustellen. 2. und 3. November: Expertentag von kühn & weyh in Freiburg Der Expertentag von kühn & weyh war ausgebucht. Erstmals gab es mehr Anmeldungen als Plätze. Der Veranstalter hat das erklärte Ziel, die Menge der Teilnehmer in einem Rahmen zu halten, der den Austausch untereinander fördert, indem der Anonymität wenig Raum geboten wird. Schon 1990 hat das heute 35-jährige Unternehmen, der Erfinder von M/Text, die Kunden zusammengebracht, auf dem später so benannten Expertentag war es jetzt das 15. Mal. Als Top-Thema stand die Digitalisierung der Kundenkommunikation auf der Agenda, und diesem Anspruch wurde der Kongress gerecht. „Alles, was mit Software abgebildet werden kann, wird auch mit Software abgebildet werden“, leitete Geschäftsführer Klaus Ganter das Thema ein. „Damit beginnt das Zeitalter des Kunden: Er weiß, dass wir viele Daten von ihm gespeichert haben, und er erwartet, dass wir ihm damit einen Mehrwert bieten. Wir müssen in der Lage sein, ihm passgenaue Angebote zu machen, und diese sollen so aufbereitet sein, dass er sie auf einem beliebigen Device empfangen kann.“ Postmaster-Magazin (7) In der ersten Novemberwoche fanden die Anwenderforen von kühn & weyh und SET statt. Elektronische Kommunikation in Aktion Hierzu gab es Impulse, Referenzen zu konkreten Anwendungen, zur Integ ration in die Prozesse sowie – ganz besonders interessant – einen Fachvortrag, der verschiedene Probleme bei der Umsetzung von HTML5 in der E-MailKommunikation behandelte: Volkmar Friauf von kühn & weyh berichtete aus der Entwicklung, mit welchen Überraschungen man rechnen muss, weil E-Mail-Programme das schöne Layout, das problemlos gedruckt werden kann, völlig verhunzen: Tabellen werden zerlegt, Logos verfälscht; Gmail entfernt gar sämtliche CSS-Informationen … Aufwändige Tests haben gezeigt, dass Inline-Styles funktionieren, doch dabei Klaus Ganter: „Der Kunde von heute erwartet, dass wir ihm mit den gespeicherten Daten einen Mehrwert bieten.“ Postmaster-Magazin 12/2015 31 Mehrkanal-Prozesse wird mehrfache Redundanz erzeugt, und das Datenvolumen wächst. Hier ist also noch einige Entwicklungsarbeit nötig. Bereits heute realisiert wird die sichere E-Mail-Kommunikation aus M/Text heraus bei der Arag, worüber Christian Bienert referierte: „Wenn unsere Kunden als Antwort auf eine E-Mail einen Brief bekommen, haben sie kein Verständnis dafür. Es muss elektronisch gehen, aber verschlüsselt.“ So wurde das Projekt ElKuKo – elektronische Kundenkommunikation – geboren und mit kühn & weyh und SySS erfolgreich umgesetzt. Es ist eine einmalige Registrierung notwendig, dann können die Kunden jederzeit bereit gestellte PDFDokumente über einen Link in der EMail herunterladen. „15 Prozent unserer Kunden aus dem Pilotprojekt nutzen das Angebot schon und erhalten ihre Post nur noch elektronisch.“ Print on Demand mit PDF/VT Ein weiteres wichtiges Thema war PDF/ VT, worin der Gastgeber einen neuen Standard sieht: Es habe Potenzial in verschiedenen Bereichen, jedoch nicht den Anspruch, AFP zu ersetzen. In enger Zusammenarbeit mit Canon wurde die Möglichkeit der Produktion mit dem Format für den variablen Transaktionsdruck umgesetzt, wobei kühn & weyh die Datenaufbereitung in M/ und Canon die Produktion mit Prismaproduction übernimmt. Dabei wurden zum Beispiel das Interface und die Rip-Performance verbessert, weil wiederkehrende Elemente jetzt nur noch einmal eingebunden werden müssen. Schnell war mit der Volkmar Friauf weiß genau, wo die Schwächen bei HTML5-Dokumenten liegen. 32 Postmaster-Magazin 12/2015 DAK auch ein Kunde gefunden, der das PDF/VT-Projekt umsetzen wollte. Die Krankenversicherung hatte in der Ausschreibung des TexterstellungsSystems die Broschürenfertigung on Demand mit PDF/VT gefordert, wie Outputmanager Jörg Kuchta berichtete. Heute kann die DAK kontextbezogen bunte Beilagen zusteuern, Broschüren on Demand personalisieren, „und das funktioniert ohne Konvertierung und ohne Qualitätsverlust“. bereit- statt zustellen“ auf die Fahne geschrieben. „Die Sesshaftigkeit geht zurück, wir werden wieder zu Nomaden“, verkündete Geschäftsführer Dr. Bernd Huber. „Vor zwei Jahren gab es eine Milliarde Touristen und 171 Millionen Geschäftsreisen – und es werden immer mehr. Die Menschen wollen ihre Dokumente unterwegs bearbeiten und sie nicht stapelweise zu Hause vorfinden.“ Dieser Herausforderung sieht sich SET gegenüber. Expertentag für und von Kunden Ein Thema am Rand, doch nachdrücklich betont, war PDF/UA, für dessen Nutzung sich kühn & weyh stark macht: Kunden können ihre Dokumente kostenlos barrierefrei machen und damit ihre elektronische Korrespondenz mit einem Mehrwert versehen. „Der Einsatz von PDF/UA liegt mir sehr am Herzen, nutzen Sie es!“, appellierte Ganter. Mit Vorträgen außer von der DAK und der Arag auch von der Schweizer Krankenversicherung Sanitas, dem TalanxKonzern und der MCE Bank hatten die Kunden von kühn & weyh außerordentlich großen Anteil an der Gestaltung des Programms. Hunderte neuer Funktionen sind im vergangenen Jahr entwickelt worden. Zu einem großen Teil gehen sie direkt auf Kundenwünsche zurück. Klaus Ganter versprach: „Die Prozesse werden immer komplexer, und unser Anspruch ist, sie im System so einfach wie möglich zu gestalten.“ 4. und 5. November: Posy OutputForum von SET in Hannover Mit mehr Teilnehmern denn je veranstaltete SET das Posy OutputForum. Das strukturierte Programm behandelte ungezählte Neuentwicklungen an der Posy-Software entlang der ganzen Dokumentenprozess-Kette: Aufbereitung, Optimierung, Produktion, Versand, Abrechnung und die übergreifende Steuerung und Überwachung. Natürlich steht auch bei SET das Thema Digitalisierung weit oben auf der Agenda. Ganz im Sinne der künftigen Kommunikation, von der keiner weiß, wie sie genau aussehen wird, weil sich Verhaltensmuster so schnell ändern, hat sich SET als Konzept „Dokumente Dr. Bernd Huber: „Durch unsere Entwickler lassen wir das Produkt selbst sprechen.“ Ein papierbasiertes Modell, das Zukunft hat, sei der Druck im Zielgebiet. Dafür müsse ein Unternehmen wie SET den Closed Loop auch über alle entfernten Schritte sicherstellen. Für die OutputFactory bedeuten diese digitalen und hybriden Entwicklungen, dass neben dem Batch auch Modelle für Einzelkorrespondenz integriert werden müssen. Frischer Wind bei SET Die produktspezifischen Vorträge wurden überwiegend vom SET-Entwicklerteam gehalten – ausnahmslos junge, engagierte Menschen und überraschenderweise samt und sonders brillante Redner. Selten gerät die Vorstellung von neuen Produktfeatures so erfrischend wie in Hannover, und SET präsentiert sich damit als topmodernes Unternehmen. „Durch unsere Entwickler lassen wir das Produkt selbst sprechen“, kommentierte Huber diesen Umstand nicht ohne Stolz. Nicht nur über Neuheiten berichteten die Entwickler; Niklas Walter erzählte quasi aus dem Nähkästchen, wie SET Innovationen fördert. Dazu setzen sich die Entwickler zu einem so genannten Ship Mehrkanal-Prozesse It Day zusammen, ein Konzept, das sie selbst bei einer Fortbildung kennen gelernt haben. Hier probieren sie einen Tag lang etwas aus, was ihnen Spaß macht – und konzentrieren sich dabei auf Posynahe Spielereien. Dabei entstehen Prototypen von Features, die anschließend in das Produkt einfließen und den Kunden angeboten werden, beispielsweise die Tooltips, die sich Anwender nun selbst Hans-Peter Niesyt hat eine hohe Qualität in den Dokumentenprozessen der Allianz erreicht. bedarfsgerecht gestalten können. Im Anschluss an den Ship It Day wird die restliche SET-Belegschaft eingeladen, um sich die Ergebnisse in fünfminütigen Präsentationen anzusehen und die beste Entwicklung davon zu küren. Qualität bei der Allianz In die Prozessketten-Agenda gliederten sich Partnervorträge von IBM, der Schweizerischen und der Deutschen Post ein, außerdem ein Anwendervortrag von der Allianz. Dieser kam von IT-Projektleiter Hans-Peter Niesyt und handelte von den Qualitätsvorteilen, die das Druckzentrum mit Posy ProductionManagement erzielt. Mit der Mobile-Variante beispielsweise werden jetzt auch handkuvertierte Sendungen für den lückenlosen Nachweis erfasst. Für die Qualitätssicherung produziert man im Datenstrom Testsendungen mit geschwärzter Anschrift, die ausgesteuert werden, damit man zweifelsfrei feststellen kann, ob Schnitt, Lochung und Druckbild korrekt sind. Außerdem wurden SLA-Definitionen eingeführt mit Uhrzeiten, Warnzeiten und anderem, so dass man anhand der Tagesauswertung belegen kann, warum ein SLA nicht eingehalten werden konnte. Doch der Nutzen setzt schon viel früher an; Niesyt: „Man erfährt automatisiert und rechtzeitig, wenn etwas aus dem Ruder läuft.“ Anwender gestalten die Entwicklungen mit Michael Schippmann berichtet über die Arbeit im Posy Guide. Auch die Anwendergruppe Posy Guide stellte ihre Arbeit aus dem vergangenen Jahr vor. Zu Recht ist SET auf diese engagierten Kunden ebenso stolz wie auf die eigenen Leute, denn es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, so nah mit den Anwendern zusammenzuarbeiten und Rückmeldung zur Usability einzelner Module und zur zielgerichteten Weiterentwicklung der Gesamtlösung zu erhalten. Eine wichtige Erkenntnis aus dem Guide, die der stellvertretende „Chairman“ Michael Schippmann vorstellte, war, dass immer mehr Anwender mit der javabasierten Posy OutputFactory arbeiten und zufrieden die Möglichkeiten nutzen, selbst einzugreifen, wenn sie es brauchen. Outputmanagement wird Kommunikationsmanagement Digitalisierung ist ganz offensichtlich der Schrittmacher in beiden Unternehmen – bei kühn & weyh prägte sie das Programm sogar noch stärker und konkreter als bei SET. Hüben wie drüben weiß man, dass das Papier so schnell nicht verschwinden wird, doch den Herausforderungen durch den massiven Einfluss auf das Outputmanagement muss man sich schon heute stellen. Die nächsten Termine für beide Anwendertreffen wurden schon bekannt gemacht: Der 16. Expertentag findet am 7. und 8. November wieder in Freiburg statt, und in zeitlich unmittelbarer Nähe das 23. Posy OutputForums am 3. und 4. November in Hannover – ausnahmsweise donnerstags und freitags, damit die Guide-Zusammenkunft traditionell am Vortag nicht auf Allerheiligen fällt. ak Weitere Informationen: www.kwsoft.de www.set.de Postmaster-Magazin 12/2015 33
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