Staatsfonds für die Schweiz wird salonfähig

Datum: 01.07.2015
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Erscheinungsweise: 2x wöchentlich
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Seite: 12
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Staatsfonds für die Schweiz wird salonfähig
SCHWEIZ Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz bricht eine Lanze für ein stärkeres Engagement des Staats. Der Bundesrat wird die Frage «in aller Offenheit» prüfen.
THOMAS WYSS
D>.e Idee eines Schweizer Staats-
fonds wird salonfähig - solange
nicht die Devisenreserven der
Nationalbank dafür eingesetzt werden.
Nachdem der Bundesrat soeben mit
einem Postulat aufgefordert wurde, eine
breite Auslegeordnung zu machen, hat
Raiffeisen -CEO Pierin Vincenz in dieser
Woche das Swiss International Financial
Forum (SIFF) in Bern genutzt, für einen
solchen Fonds eine Lanze zu brechen.
Patrick Odier, Präsident der Bankiervereinigung, kann der Idee ebenfalls positive Seiten abgewinnen.
Bislang waren die Fronten klar:
Nationalbank und Wirtschaftsdachverband Economiesuisse waren klar gegen
einen Staatsfonds. Credit-Suisse-Präsident
Urs Rohner mahnt zur Vorsicht. Die UBS
lässt ihren Chefökonomen Andreas Höfert
(auch in der FuW) für die Idee weibeln,
Vertreter von Vontobel und Pictet äusserten sich in der Vergangenheit positiv.
Jetzt kommt Bewegung in die Sache.
«Wir werden die Fragen des Staatsfonds
und der möglichen Investitionen prüfen»,
versprach Finanzministerin Eveline Widmer- Schlumpf, als der Ständerat vor zehn
Tagen ein entsprechendes Postulat von
Ständerat Konrad Graber überwies. «Nun
können der Bundesrat und die Verwaltung
eine breite Auslegeordnung zu diesem
Thema vornehmen», erhofft sich Ständerat Graber im Gespräch mit der FuW.
Investment als Chance
Unterstützung erhält Konrad Graber nun
von Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz: «Im
Nachhinein kann man sagen, es wäre
schön gewesen, hätten wir 2008/2009
einen Staatsfonds gegründet.
Damit
hätten wir einiges finanzieren können,
was es bei uns in der Schweiz zu sanieren
gibt.» Einen global aktiven Schweizer
Staatsfonds sieht er als grosse Chance. «Er
Prominenter Fürsprecher für Staatsfonds: Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz.
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anders, zur Finanzierung der Infrastruktur
würde Investitionen in andere Unter- Keine Tabus
nehmungen und in andere Regionen der Dem pflichtet Patrick Odier, Präsident der in der Schweiz, hat Patrick Odier jedoch
Welt erlauben. Damit würde auch der Weg Bankiervereinigung bei. Er sieht Möglich- nichts - im Gegenteil. «Das finde ich sehr
geebnet für die eigene Exportindustrie.» keiten für die Finanzbranche: «Die Fi- wünschenswert, denn wir sind in Sachen
Seiner Meinung nach darf man das nanzinstitute könnten gemeinsam eine Infrastruktur in der Schweiz nicht so effizient, wie wir glauben.»
Thema nicht aus einer «spekulativen, Entscheidung treffen, Geld zur Verfügung
PierinVincenz will sich in der Frage der
anschauen, zu stellen, so dass man die besten Talente
sondern muss einen Staatsfonds als für diese Investitionen an sich ziehen Finanzierung des Fonds nicht festlegen
globale Wirtschaftsförderung sehen: «Da kann.» Der Anlagebedarf der Pensions- lassen. «Man könnte das auch unabhängig von der Geldpolitik machen. Aber in
entstehen Kontakte und Netzwerke, die - kassen und der AHV könnte dabei berückwie bestehende Fonds wie jener von sichtigt werden. «Es darf kein Tabu sein, welchem Anlagevehikel die Reserven der
Singapur zeigen - für ihre eigenen Inter- über solche Fragen nachzudenken», sagte Nationalbank oder mindestens Teile
davon sind, kann über einen Staatsfonds
essen und für die eigenen Unternehängstlichen»
Perspektive
Patrick Odier am SIFF in Bern.
mungen eingesetzt werden.»
Was die Finanzierung und die InvestEin solcher Fonds ist für PierinVincenz ments eines solchen Fonds betrifft, hat
auch Chance und Herausforderung für Patrick Odier klare Vorstellungen. «In der
den Finanzplatz Schweiz: Das Manage- laufenden Diskussion werden die Idee
geregelt werden.» Der Raiffeisen-CEO, der
schon bald das Präsidium der HelvetiaVersicherung übernimmt, plädiert dafür,
solche Fragestellungen «etwas dyna-
mischer» anzugehen. Dieser Meinung
ment eines solchen Fonds sei auch eine eines Staatsfonds und eines Nationalscheint auch Bundesrätin WidmerWissensfrage. «Wir haben in der Schweiz
bankfonds vermischt. Ich bin entschieden
über Jahre ein Know-how aufgebaut, das gegen einen Nationalbankfonds, denn das
wir einsetzen können.»
wäre das falsche Instrument.» Gegen
einen Fonds, ob er Staatsfonds heisst oder
Schlumpf zu sein. «Wir werden diese
Fragen in aller Offenheit angehen und die
Vor- und Nachteile darstellen», versprach
sie im Ständerat.
Staatsfonds ist nicht gleich Staatsfonds
Viele Leute diskutieren über einen Staatsfonds für die Schweiz, aber nicht alle
sprechen vom gleichen. Sowohl was die
Finanzierung eines solchen Fonds wie auch
die möglichen Investitionen betrifft, gibt es
grosse Unterschiede. Zur Finanzierung: Lange
Zeit wurde diskutiert, einen Teil der Devisenreserven der Nationalbank in einen Staatsfonds überzuführen. Vontobel-CEO Zeno
Staub und Pictet-Partner Renaud de Planta
plädierten in einem vielbeachteten Beitrag
vor drei Jahren dafür, ein Viertel der damaligen Devisenreserven, also rund 100 Mrd. Fr.,
in einen entsprechenden Fonds zu legen
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und die Gelder breit anzulegen. Heute konzentrierte sich die Frage der Finanzierung darauf, das Tief- oder Negativzinsumfeld für die
Ausgabe langfristiger Obligationen zu nutzen.
In einem soeben im Ständerat an den
Bundesrat überwiesenen Postulat ist von 30
bis 50 Jahren die Rede. Zudem bestehen
auch Ideen, die Gelder aus den Sozialwerken in der einen oder anderen Form zu
involvieren. Was die Anlagemöglichkeiten
betrifft, so wird einerseits über strategische
Engagements in ausländische Gesellschaften,
andererseits über notwendige Investments in
TW
die Schweizer Infrastruktur diskutiert.
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