Sägen, Hämmern, Malen — ist doch Ehrensache

Nürnberger Nachrichten 21/05/2015
Seite 28
F Donnerstag, 21. Mai 2015
Seite : L04
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Nürnberg
AUS DER STADT
Sägen, Hämmern, Malen — ist doch Ehrensache
200 Mitarbeiter von 17 Nürnberger Firmen hübschen in St. Leonhard/Schweinau Kitas, Schulhöfe oder Jugendtreffs auf
VON TIMO SCHICKLER
freude, künftig „Mensch ärgere Dich
nicht“ mit ihren Klassenkameraden
zu spielen. Sonst nämlich ist ihr Gegner nur der Papa, „mit dem spiele ich
das oft nach seiner Arbeit“. „Arbeit“
ist das Spielfeld-Malen für sie nicht,
vielmehr ist es schön, mal nicht in die
Klasse zu gehen. „Und in die Arbeit“,
ergänzt Huber schnell.
Er ist mit drei Kollegen von SWZ
auf dem Pausenhof aktiv, einer davon
ist der Geschäftsführer. Den ausnahmsweise mit Hammer und Bohrer
zu sehen, „ist schon schön“, finden die
Mitarbeiter. Ihr Chef bastelt am anderen Ende des Hofs nämlich an einem
Fußballtor. Oder genauer gesagt an
zwei Toren und einer Torwand. Hilfe
bekommt er dabei von mehreren Schülern, die begeistert zupacken. Einer
sägt gerade mit viel Eifer. „Macht richtig Spaß“, findet er.
Die Spiele können beginnen — zumindest auf dem Pausenhof der Mittelschule St. Leonhard. Dort warten Fußballtore und überdimensionale Brettspiele, seit 200 Firmenmitarbeiter dort
und in anderen Einrichtungen mit Kindern angepackt haben. Ehrensache.
Nein, Viki ärgert sich nicht. Im Gegenteil: Sie freut sich. Denn ihr Lieblingsbrettspiel kann Viki, eigentlich
Viktoria, künftig in ihrer Schule spielen. In groß, auf dem Pausenhof. Dort
auf dem Boden leuchtet nun ein
„Mensch ärgere Dich nicht“-Spielfeld, in Rot, Blau, Grün und Gelb.
Und das auch dank Viki. Die
schwingt beim Aufmalen des Spielfelds den Pinsel, gemeinsam mit
Jochen Huber. Die beiden sind schon
nach kurzer Zeit ein eingespieltes
Team. Und sie sind kreativ. Statt den
vorgezeichneten Punkt kompliziert
gelb auszumalen, basteln sie eine
Schablone, schütten Farbe hinein und
verteilen sie. „Manchmal hat man halt
einen Geistesblitz“, lacht Huber.
Geistesblitze sind allerdings auch
Teil seines Berufs. Der hat nämlich
nichts mit Farbe und Pinsel zu tun:
Jochen Huber arbeitet bei der Werbeagentur SWZ. Heute aber tauscht er
seinen Platz am PC gegen Malerei.
Huber ist einer von 200 Mitarbeitern
von 17 verschiedenen Firmen, die
beim vierten „Corporate Volunteering
Tag“ mitmachen. Im Rahmen des Netzwerks „Unternehmen Ehrensache in
Aktion 2015“ greifen sie zu Pinsel,
Hammer, Lineal oder Säge.
Zweiter Impuls
Zum zweiten Mal in Folge sind sie
dabei in St. Leonhard/Schweinau unterwegs, in 18 verschiedenen Einrichtungen, von Kita über Jugendtreff bis
eben zu Schulen. Warum wieder hier?
Als „zweiten Impuls für das Initiierte“, sagt Uli Glaser, der das Projekt
für die Stadt begleitet. Schließlich ist
es „sinnstiftend und nachhaltig, Angefangenes zu Ende zu bringen“.
Viki und Jochen Huber sind mit Rahmen und Eckfeldern schon fertig. Die
Fünfklässlerin ist schon voller Vor-
Zeit „freischaufeln“
Nikolas Skawantzos hält derweil
das Stück Holz. Auch er sitzt sonst im
Büro, ist zum ersten Mal beim „Unternehmen Ehrensache“ im Einsatz. Die
Frage, ob er handwerklich begabt ist,
beantwortet er mit einer Gegenfrage:
„Sind Sie noch da, wenn das Tor fertig ist?“ Wahrscheinlich nicht. „Dann
auf jeden Fall“, sagt und er grinst.
Skawantzos arbeitet bei der KPMG.
Das Unternehmen mit 160 Mitarbeitern stellt heuer zehn Freiwillige, die
sich die Zeit für das Projekt allerdings
„freischaufeln“ mussten, weiß Thomas Eberle. „Mai ist unsere Hauptgeschäftszeit.“ Trotzdem ist die Firma, bei der auch Eberle arbeitet, wieder dabei, schon seit zehn Jahren organisiert er für seinen Arbeitgeber soziale Projekte mit. Dass heuer mit 200
Freiwilligen ein neuer Rekord aufgestellt wird, wundert ihn nicht. Die Mitarbeiter sind gerne dabei.
Das gilt auch für Angestellte von
N-Ergie, Deutscher Bank, Strabag,
Siemens oder Schwan Stabilo. Letztere stellen mit 36 Ehrenamtlichen den
größten Posten. Die Unternehmen helfen beim Stadtteilprojekt übrigens
nicht nur mit Zeit: 10 000 Euro gibt’s
obendrein für Material und mehr.
Und zum Schluss? Wird eine Runde
Wer will fleißige Handwerker sehen? Der ist beim „Corporate Volunteering Tag“ in Nürnberg richtig. Dort wird gesägt (ein
Fußballtor; oben), gemalt (ein Brettspiel; unten mit Viki und Jochen Huber rechts) oder gebastelt. Alle Fotos: Giulia Iannicelli gespielt. Ist doch Ehrensache . . .
Einwanderer erzählen aus ihrem bewegten Leben
An der Hörstation des Nürnberger Stadtarchivs können Interessierte den Erinnerungen von Migranten lauschen
Nürnberg gelebt. 250
Herkunft haben alle
von ihnen haben bedrei etwas gemeinreits im persönlichen
sam: Sie sind ZuwanInterview von ihrem
derer in Deutschland
Leben vor, während
und erzählen jetzt
und nach der Zuwanihre Geschichte an
derung erzählt. Die
der neuen Hörstation.
Gespräche, die von
„Persönliche Übereiner halben bis zu
lieferungen erweitern
zwei Stunden dauern,
„Mit einem Jahr nahmen sie mich den normalen Quelsind sowohl mit dem
meint
meiner Mutter weg und ich kam ins lenfundus“,
Mikrofon aufgenomDiefenbaWaisenhaus“, erzählt der heute Michael
men als auch schrift82-jährige Richard S. Auch Mona E. cher, Leiter des Stadtlich festgehalten worberichtet von einer schweren Kind- archivs. Schon 700
den.
heit. Sie wurde 1963 in einem Flücht- Zuwanderer sind im
Ausschnitte
aus
lingslager im Libanon geboren, nach- Rahmen des Nürndrei Interviews kann
dem ihre Eltern aus Palästina vertrie- berger Projekts erfolg- Michael Diefenbacher
man sich derzeit im
ben worden waren. „Ich kam aus ei- reich kontaktiert worner gutbürgerlichen Familie“, erzählt den. Sie alle sind zwischen 1945 und Stadtarchiv anhören. Sie sind zwidie 87 Jahre alte Gisela T. hingegen heute in die Bundesrepublik Deutsch- schen einer halben und vier Minuten
über ihr damaliges Leben im Balti- land gekommen und haben dauerhaft lang. Noch bis Ende Juni erklingen
kum. Doch trotz der verschiedenen oder über einen längeren Zeitraum in die Stimmen von Mona E. aus dem
Die knallgrüne Hörstation im kleinen
Foyer der Norishalle ist nicht zu übersehen. Das Oral-History-Forschungsprojekt „Zuwanderung nach Nürnberg
seit 1945 bis heute“ hat hier seinen
Platz gefunden. Dort wird jetzt über
das Thema Zuwanderung informiert.
Von den Betroffenen selbst.
8760 Stunden hat das Jahr — 7000
Stunden soll das neue Blockheizkraftwerk im Käte-Reichert-Alten- und
Pflegeheim in der Wiesentalstraße
künftig laufen. Damit es sich rechnet.
Der Verbrauch jedenfalls stimmt.
Hat da gerade jemand ein Auto gestartet? Es brummt im Keller des Alten- und Pflegeheims in Johannis, gefolgt von einem konstanten Tuckern.
Der Grund ist das neue Blockheizkraftwerk, das das städtische Energieunternehmen dort installiert hat.
Ab sofort erzeugt das Käte-ReichertPflegeheim der Awo Strom und Wärme selbst — mit Hilfe der N-Ergie.
Die
Bewohner (c)2015
bekommenVerlag
davon
Copyright
nichts mit. Genauso wenig übrigens
wie vom Umbau, lobt Michael Schobelt. Er ist Vorstand des Awo-Kreisverbands. Zwei Wochen hat die In-
Libanon, Gisela T. aus Lettland und
Richard S. aus Schlesien. Sie sind
jedoch nicht die Einzigen, deren Geschichten man an der Hörstation
verfolgen kann. Zehn monatlich wechselnde Themenfelder werden noch bis
März 2016 behandelt und durch Gesprächsausschnitte mit weiteren Interviewpartnern aufgearbeitet. Die Themen folgen dem Weg eines Zuwanderers von seiner ursprünglichen Heimat bis in sein Zuhause in Nürnberg.
Diefenbacher und Steven Zahlaus,
der verantwortliche Mitarbeiter des
Projekts, wollen die Zuhörer zum
Nachdenken bringen. „Zuwanderung
prägt die Identifikation von Bewohnern mit ihrer Stadt“, sagt Diefenbacher. Es sei ein sehr wichtiges Thema, mit dem sich auch die Einwohner
Nürnbergs beschäftigen sollten.
LEA KESTLER
Strom und Wärme selbst gemacht
Blockheizkraftwerk für Pflegeheim: Weil der Verbrauch hoch ist, rechnet es sich
Nuernberger Presse, Ausgabe 21/05/2015
Zur Person
Sandra Müller, seit drei Jahren Vorsitzende des Kreisjugendrings Nürnberg-Stadt, ist bei der Vollversammlung in ihrem Amt bestätigt worden.
Die 35-jährige angehende Lehrerin
für Mathematik und Kunst an Realschulen aus dem Jugendverband
„SJD — Die Falken“ wurde mit 95-prozentiger Zustimmung wiedergewählt.
In ihrer neuen Amtszeit will sie die Bildungs- und Teilhabechancen von
Jugendlichen weiter verbessern und
den Kreisjugendring als Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände wie
als Träger von Jugendeinrichtungen
weiter profilieren. Auch den Kampf
gegen Rechtsextremismus und für ein
friedliches Miteinander der Kulturen
in Nürnberg hat sie sich auf die Fahnen geschrieben. Marketa Kaiser (30
Jahre) bleibt stellvertretende Vorsitzende. Neu im KJR-Vorstand ist der
19-jährige Frederick Wohlleben vom
katholischen Verband BDKJ.
mn
33 Kilowatt und eine thermische Leistung von 70 Kilowatt; die Brennstoffnutzung (Erdgas) ist um 14 Prozent
besser. Oder, um es mit den Worten
von N-Ergie-Kundenmanager Mehmet Beldiran zu sagen: „Davor war’s
ein Auto mit 100 PS und hat acht
Liter verbraucht — jetzt sind es 160
PS und sieben Liter.“
Im Pachtmodell ist für das Altenund Pflegeheim künftig ein monatlicher Betrag für die N-Ergie fällig. Im
Gegenzug gibt’s vom Energieservice
einen Entstörungsdienst. Der entscheidende Punkt aber: Es wird eigener Strom produziert, „zudem umweltschonend“, sagt Schobert.
Mai 21, 2015 6:57 am (GMT +0:00) / Powered
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Gerne warm,
viele Bäder
Und: Es rechnet sich für das Heim.
Da sind sich Awo und N-Ergie einig.
Denn der Eigenbedarf im Alten- und