Wir lesen intensiv Kl. 9c

WIR LESEN INTENSIV
gefördert von
Freitag, 13. J
Beim Zeitungsprojekt „Wir lesen intensiv“ hat die 9a des Albert-Schweitzer-Gymnasiums
eine eigene Klassenzeitung erstellt. Die 9c befasste sich mit dem jüdischen Leben in Crailsheim.
Von Musik über Sport bis Geschichte
Die Klasse 9a des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Crailsheim teilt sich in sechs verschiedene Ressorts auf
Die Klasse 9a des AlbertSchweitzer-Gymnasiums bekam jeden Tag die aktuelle Ausgabe der Lokalzeitung an die
Schule geliefert. Nach gründlicher Analyse erstellte sie eine
eigene Klassenzeitung.
Crailsheim. Die Klasse 9a des Crailsheimer ASG’s hat am Zeitungsprojekt „Wir lesen intensiv“ teilgenommen. Sie bekam jeden Tag Zeitungen in die Schule geschickt und
nahm diese im Deutschunterricht
bei Angela Wiegand genau unter die
Lupe. Anschließend erstellten die
Schüler mit der Lokalzeitung als Vorlage eine Klassenzeitung, mit eigenen Artikeln zu verschiedenen Ressorts.
Im Feuilleton/Kino wurde über
den Film „Elser“, der für die Klassen
8-KS1 des ASG gezeigt wurde, berichtet. Die Gruppe bewertete diesen Film als interessant und war erstaunt darüber, wie sehr man sich
in den Hauptakteur Georg Elser hineinversetzen konnte.
Eine andere Gruppe befasste sich
mit einem Allgemeinwissenstest,
den sie selbst erstellt hatte. Anschließend befragten die Schüler Erwachsene in der Crailsheimer In-
Crailsheims Oberbürgermeister Rudolf Michl sprach mit (von links) Simon Kleinhanß, Tim Fuchs und Pascal Linke über den Jugendgemeinderat.
nenstadt. Die Fragen befassten sich
mit vielen verschiedenen Themen,
auch fachspezifische Fragen wurden gestellt. Durchschnittlich beantworteten 57 Prozent der Befragten
die zehn Fragen richtig.
Die Schüler des Ressorts Musik interessierte sich vor allem für den
Musikgeschmack von Jugendlichen
und führte dazu eine Umfrage in
verschiedenen Klassen der Mittelstufe durch. Anschließend werteten
diese Redakteure die Ergebnisse
nach Alter und Geschlecht getrennt
aus. Die verschiedenen Altersgruppen nannten als bevorzugte Musikstile Pop und Rap. Alle Befragten hören Musik hauptsächlich mit dem
Handy, Radio oder CDs sind meistens zweitrangig. Ein oft genanntes
Lieblingslied ist „Blank Space“ von
Taylor Swift, vor allem bei den Mädchen. Die Jungen konnten oft kein
spezielles Lieblingslied nennen,
auch wenn sie bevorzugte Interpreten haben. Sowohl Jungen als auch
Mädchen finden Musik persönlich
wichtig.
Während sich die Musikgruppe
hauptsächlich aus Mädchen zusammensetzte, widmeten sich die Jungen mehr dem Sport. Von den Stufen 8 und 9 wollte die Sportgruppe
wissen, welche Sportarten hauptsächlich betrieben werden. Die Jungen nannten zu großen Teilen Fußball, Basketball und Tischtennis.
Mädchen beschäftigen sich meistens mit Tanzen, Joggen oder Tennis. Beide Geschlechter treiben
drei- oder viermal in der Woche
Sport, nur die wenigsten üben ihn
fünfmal oder öfter pro Woche aus.
Nach Überlegungen, was man
zur regionalen Politik machen
könnte, entschieden sich die Schüler des Politik-Ressorts für den Jugendgemeinderat. Hierfür sollten
ein Ratsmitglied und Oberbürgermeister Rudolf Michl interviewt werden. Die Fragen bezogen sich vor allem darauf, ob der Jugendgemeinderat auch die Politik der Stadt Crailsheim beeinflusst oder was er schon
erreicht hat. Abschließend wurde
Politik-Ressort
vor dem Interview
mit dem OB nervös
nach der eigenen Meinung zum Jugendgemeinderat gefragt. Der Kontakt zu OB Michl war schnell hergestellt und die dreiköpfige Gruppe
kam rasch zu ihrem erwünschten Interview. Die Anspannung war zwar
am Anfang groß, doch OB Michl war
sehr herzlich, sodass sich die Nervosität schnell legte. Rudolf Michl erklärte, der Jugendgemeinderat sei
Privatfoto
sehr wichtig, da er den Erwachsenen in der Politik zeige, was Jugendliche bewege, da diese, wie er sagte,
meist einfach zu weit weg von der
Meinung der Jugendlichen seien.
Aktuell sei vom Land auch eine Gesetzesänderung geplant, die den
Einbezug von Jugendlichen in die
kommunale Politik festlegen soll.
Die Schüler des sechsten und letzten Ressorts, Geschichte, schrieb einen Artikel über die Stadt Crailsheim zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Darin geht es vor allem um
die Position der Stadt in der Schlussoffensive der Alliierten und die
Schlacht um Crailsheim.
Das Zeitungsprojekt hat insgesamt allen Schülern der Klasse Spaß
gemacht. Es war interessant, einmal in die Rolle eines Zeitungsredakteurs zu schlüpfen.
Für die 9a des ASG schrieben Ellen
Ott und Simon Kleinhanß.
Als die Nationalsozialisten nach Crailsheim kamen
Stadtarchivar Folker Förtsch berichtet der 9c des ASG über das Leben und die Verfolgung der jüdischen Mitbürger
Eigentlich lebten die Juden wie
ganz normale Leute, bis die
NSDAP an die Macht kam. Daraufhin änderte sich ihr Leben
schlagartig. Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch sprach mit
der 9c des ASG darüber.
Crailsheim. Seit mehr als 700 Jahren sind die Juden fest in unserer
Kultur verankert. In Crailsheim war
es nichts Ungewöhnliches, dass die
Juden ihre Synagoge besuchten und
von 1840 bis 1960 ihre Toten auf
dem jüdischen Friedhof bestatte-
ten. Die Juden in Crailsheim gehörten vor 1933 zum öffentlichen Leben dazu und waren auch im Stadtrat vertreten. Die Familie Goldstein
lebte schon seit 300 Jahren in Crailsheim und Juden haben im Ersten
Weltkrieg für die Deutschen gekämpft, denn die Juden haben sich
als Deutsche gefühlt und waren es
auch in den Augen der anderen
Leute. Es gab in Crailsheim vor allem in der Langen Straße viele jüdische Geschäfte, an die heute allerhöchstens Stolpersteine erinnern.
Durch die Propaganda der Nationalsozialisten wurde dies von einem auf den anderen Tag zunichte
Stadtarchivar Folker Förtsch spricht zu den Schülern der 9c des ASG. Aufmerksam
lauschen die Gymnasiasten den beeindruckenden Ausführungen des Experten.
gemacht. Die jüdischen Geschäfte
litten sehr unter der schnellen Verbreitung des nationalistischen Weltbilds. Juden wurden als Untermenschen bezeichnet. Unter anderem
wollten die Nazis den Leuten einreden, dass die Juden die Städte regieren würden, obwohl nur 2,5 Prozent
der Crailsheimer Bevölkerung jüdisch waren. Des Weiteren wurden
über 1000 Verordnungen, die die Juden einschränkten, verhängt und
Slogans wie ,,Deutsche kauft deutsche Waren bei Deutschen!“ verbreitet. Die jüdischen Mitbürger wurden sowohl im Pass durch ein großes rotes J und den Beinamen Sara/
Israel als auch durch das Tragen des
Judensterns gekennzeichnet.
Schon acht Wochen nach der
Machtergreifung waren die ersten
Nationalsozialisten in Crailsheim,
trieben jüdische Männer auf die
Straßen und misshandelten sie im
Schloss. Es folgten Deportationen,
bis 1942 die letzte in Crailsheim
durchgeführt wurde und in der Lokalzeitung ein Artikel erschien, dass
die Stadt jetzt „judenfrei“ sei.
Die Crailsheimer konnten also
nicht behaupten, sie hätten nichts
gewusst, weil auch der Hausrat der
Juden, die oft Nachbarn und
Freunde gewesen waren, versteigert
wurde und somit eine Rückkehr ausgeschlossen war.
Geschrieben von den Schülern der
Klasse 9c des ASG: Hanna Kurz, Sarah Storz und Jana Tertel
In Crailsheim sind an vielen Stellen sogenannte Stolpersteine zu finden. Sie erinPrivatfotos
nern an jüdische Mitbürger, die in der Nähe dieser Orte lebten.