Bärenkult und Schamanenzauber. Rituale früher Jäger

Kultur
„Bärenkult und Schamanenzauber. Rituale früher Jäger“
bis 28. März 2016
Holzlöffel mit Bärenverzierung. Wurde beim Bärenschmaus der ostsibirischen Niwchen benutzt.
19. Jh. Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg.
I
Foto: Carolin Breckle & Maria Schumann, © rem
n der Frühzeit lebten Mensch
und Tier in enger Symbiose.
Von Jägern und Wildbeutern
der Altsteinzeit bis zu sibirischen
und samischen Völkern der Neuzeit erfuhr man die Tiere als Alter
Ego (das andere Ich) mit verwandter Gestalt und Identität.
Als Medium und Mittler zwischen Mensch und Tier sowie zwischen Diesseits und
Jenseits fungierten „Schamanen“. Ekstase und Trance,
imaginierter Gestaltwandel und Seelenreise waren wesentliche Elemente ihres Wirkens.
Die Ausstellung im Archäologischen Museum Frankfurt zu diesem Thema befasst sich mit Ritualen und
schamanischen Praktiken, die mit zwei herausragenden
Tierwesen des Waldes verknüpft sind: den Bären und
den Geweihträgern. Die kultische Verehrung des aufrecht gehenden und in Höhlen schlafenden Bären gehört
zu den ältesten schamanischen Phänomenen der nördlichen Hemisphäre, die schon von Neandertalern um
80.000 v. Chr. vollzogen und noch im 19. Jahrhundert bei
den Völkern in der gesamten circumpolaren Zone beobachtet und dokumentiert werden konnte. Hier galt er zu-
(5.200 v. Chr.; National Museum of Finland;
© R. Träskelin, National Board of Antiquities 1994).
Schamanische Kopfbedeckung der Nanai. Der Geweihhut schützte
ihn, wenn er die Seele eines Toten in die Geisterwelt führen wollte.
Ende 19. Jahrhundert
Sehen und erleben
Das Archäologische Museum Frankfurt, Karmelitergasse 1,
60311 Frankfurt, lädt die Leser der Senioren Zeitschrift
zu einer exklusiven Führung durch die Sonderausstellung
„Bärenkult und Schamanenzauber – Rituale früher Jäger“
ein. Termin ist der 24. Februar um 15 Uhr. Es führt die Ausstellungskuratorin Dr. Liane Giemsch. Treffpunkt ist das Foyer
des Museums. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine Anmeldung unter der Telefonnummer 069/212-358 96 ist daher
unbedingt erforderlich. Anmeldungen werden vom 16. bis
21. Februar von 10 bis 18 Uhr entgegengenommen.
Die Führung ist kostenfrei, inklusive freiem Eintritt.
red
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Der aus Speckstein gearbeitete Elch-Kopf ist durchlocht und wurde
als obere Bekrönung eines Stabes verwendet, vermutlich in
kultischem Kontext. Der in die Mittelsteinzeit datierte Elch-Kopf ist
damit das älteste Tierkopf-Artefakt Finnlands und wird erstmals in
einer Ausstellung im Ausland präsentiert.
Senioren Zeitschrift 1|2016
gleich als Ahne, Herr des Waldes und Inkarnation des
höchsten Wesens. Im Zentrum des eurasischen Bärenzeremoniells stand das Bärenfest mit der rituellen Tötung,
dem Schmaus und der anschließenden Bestattung des
Bären.
Auch die Geweih tragenden Tiere, Fleischlieferanten
und Sinnbilder zyklisch wiederkehrender Fruchtbarkeit,
werden seit alters verehrt. Der Tanz des Schamanen in
Hirsch- oder Reh-Vermummung wird schon in Höhlenmalereien von etwa 15.000 v. Chr. wiedergegeben und
noch in der Neuzeit praktiziert. Auch hier manifestiert
sich im körperlichen Ritual eine religiös erfahrene animalische Leiblichkeit.
In der Ausstellung werden Bärenkult, Hirschtanz und
Schamanentum durch Höhlenmalereien, archäologische
Funde und Geräte sowie zahlreiche ethnografische Objekte sibirischer und samischer Völker vorgestellt. Höhepunkte sind samische Bärengräber aus dem Norden
Schwedens und Norwegens, Inszenierungen des paläolithischen Höhlenbärenkults, mittelsteinzeitliche Zeugnisse des Hirschtanzes und anderer schamanischer Rituale,
ergänzt von ethnografisch dokumentierten Illustrationen
des Bärenfestes bei Niwchen und Samen.
red
Fotos (2) + Karte: , © Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg
Kultur
Bärenfest bei den ostsibirischen Niwchen um 1850/60. Zeichnung
des deutsch-russischen Ethnografen Leopold von Schrenck.
Während auf den Wandbänken der Bärenschmaus eingenommen
wird, ist in der Raummitte das Fell des Bären samt Schädel in ein
Gestell aufgespannt. So kann der getötete Bär mit dargebrachtem
Fisch in der Gemeinschaft mit am Fest teilnehmen.
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du darfst ja mitkommen!“
Hausführung jeden Mittwoch, 14 Uhr und jeden 1. Samstag im Monat, 14 Uhr
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Die Seniorenresidenz
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