Doblina Das Sagenbuch der Stadt Döbeln

Rene Eichelmann
Doblina
Das Sagenbuch der Stadt Döbeln
Inhaltsverzeichnis
Der Gnom in der Bachschenke
Der Alte vom Pferdeberg
Die letzte Stunde
Der böse Zwilling
Unerfüllte Liebe
Späte Reue
Der alte Totengräber
Der Baum der Seelen
Der Hexenkessel
Die Butterbüchse
Das alte Gemälde
Der alte Torwächter
Das blutende Reiterdenkmal
Die schwarzen Männer von Döbeln
Der Wechselbalg
Das Silbergeschenk
Das graue Männchen
Die weinende Wasserfrau
Die wütenden Landsknechte
Die Teufelskirche von Döbeln
Der Teufel entführt eine Braut
Der Teufel versucht eine Nonne zu verführen
Das verfluchte Haus
Die schwarze Nonne
Der Teufel als Fuhrmann
Die stummen Glocken
Die unheimlichen Gäste
Der Wechseltaler
Die unerlöste Jungfrau
Der Scharfrichter von Döbeln
Der Hexer vom Pferdeberg
Der Galgenbaum von Döbeln
Die Totenhand
Das Heiligenbild
Die Kinderengel
Der falsche Schwur
Die blutende Leiche
Der Traum vom Schatz
Der Berggeist
Der Geizhals
Das verfallene Rittergut
Der Zwergenschatz
Der Schatz auf dem Hirtenberg
Die weiße Frau
Das alte Brettspiel
Die eifersüchtige Frau
Die Puppe
Der Totengräber
Der Mann der das Feuer bändigte
Der Schatz
Der Drache des Teufels
Das Holzweib
Die Braut
Der Poltergeist
Der Förster und der Schäfer
Die zwei Alten
Der verliebte Geist von Döbeln
Der Zauberer
Pumphut
Die Eule
Der Kopflose
Der Dämon im Stadtbrunnen
Der versteckte Kirchenschatz
Die Göttin Doblina
Das wohltätige Steinkreuz
Das Omen
Diese Geschichte beginnt mit dem Bau des Gasthauses. Im Jahr 1501 beschloss ein Mann einen
Gasthof zu errichten um den Handelsreisenden ein Obdach zu bieten. Im Bereich der heutigen
Waldheimer Straße wies man dem Mann am alten Handelsweg einen Bauplatz zu. Doch alles was
er versuchte, es wollte keine Mauer halten bzw. brachten Arbeitsunfälle das Bauvorhaben zum
Erliegen. Keiner der Handwerker wollte mehr für den Mann arbeiten, und dieser war verzweifelt
das sein Gasthof nicht fertig wurde.
Er beschloss selber weiter zu bauen und nächtigte auch auf der Baustelle. Eines Abends um
Mitternacht saß der Bauherr am Lagerfeuer, und gab sich seinen Gedanken hin. Da kam eine Alte
aus dem Wald und bat um Obdach. Da sagte der Wirt: Nur was du hier siehst kann ich dir bieten,
aber das will ich gerne teilen. Und so hatte der Mann in der Nacht einen Gast, und er klagte der
Alten sein Leid. Diese nickte zustimmend und versprach sich der Sache anzunehmen. Überlasse
mir für eine Nacht dein Lager und komme am Morgen zurück.
Der Mann befolgte den Rat und die Alte erschuf einen Hexenkreis um Mitternacht. Ihr Lachen
war in den Gassen der Stadt Döbeln zu hören, auf das die Leute tiefer sich in ihre Decken gruben.
Der Mann begab sich am nächsten Tag zur Baustelle und welch ein Wunder es stand ein fertiges
Haus da mit festen Mauern. Die Alte aber war verschwunden, und kam nie wieder. Den Mann
freute das Geschenk und er führte seine Wirtschaft sicher. Einige der Gäste beklagten sich in der
Nacht über Gelächter das durch die Wände zu hören war. Als man der Sache nachging sah man
immer öfter ein magisches Wesen das durch die Wände sprang und lachte. Dabei sang er
folgendes Lied:
Ich bin ein Kind des Glaubens, gezeugt um Mitternacht,
höret ihr mich lachen, erblüht alles in voller Pracht.
Doch wehe wenn ich weine oder klage,
dann befällt diesen Platz unendliche Plage.
Gebt mir ein Obdach, und ihr werdet sehen,
dieses Haus wird nie vergehen.
In der Zeit des Mittelalters erblühte auch der Handel in unserer Stadt. Und genau in dieser Zeit
hat sich folgende Geschichte ereignet. In der damaligen Zeit führten verschiedene Handelswege in
unsere Stadt, der bekannteste davon ist der Pferdeberg. Dort nahmen die Händler den
beschwerlichen Weg bis nach Böhmen auf sich, und schwere Pferdegespanne reich beladen
quälten sich den Berg hinauf. In der Höhe des heutigen Niederfriedhof am oberen Tor, befindet
sich der grüne Stiefel dessen Waldfläche das ganze Land umfasste.
In diesen dichten Eichenwald rasteten die Händler um am nächsten Tag gestärkt weiter zu ziehen.
Auch ein reicher Händler mit seinen Knecht rasteten dort am Lagerfeuer. Plötzlich trat ein alter
Mann aus dem Wald und bat um einen Platz am Feuer. Der Knecht wusste das der Herr geizig
war, und doch sagte er: Ich kann nur teilen, was mir gehört. Der Alte nickte und der Knecht rollte
einen Fetzen Stoff auseinander, der einen alten Käse und einen Kanten Brot enthielt. Dies wenige
teilte der Knecht mit dem Alten und alle wirkten zufrieden. Doch dem Händler war dies nicht
entgangen und er sagte zornig: Du verschenkst mein Essen an jeden Bettler du Nichtsnutz? Aber
gut von mir bekommst du nichts mehr. Soll dein Magen dich lehren was es heißt die Welt durch
zu füttern. Dann sagte der Händler zu den Alten: Geh deiner Wege ,ehe ich die Wachen rufe. Die
Augen des Alten funkelten feuerrot und er sprach folgende Worte aus:
Jeder der sein Letztes mit mir teil, ist vor allen Unglück gefeilt.
Doch man hüte sich, wenn der Geiz den Hals zuschnürt, der bekommt was ihm gebührt.
Mit diesen Worten verschwand der Alte im Wald, und der Händler und der Knecht legten sich
schlafen. Am nächsten Morgen wollte der Knecht seinen Herrn wecken. Doch dieser lag begraben
unter all seinen Waren, und er hatte seinen Geiz mit dem Leben bezahlt. Dem Knecht aber blieb
verschont, und er verließ nie wieder unsere Stadt. Er arbeitete als Markthilfe bis zum Lebensende.
Die nun folgende Geschichte ereignete sich in den Pestjahren die unsere Stadt heimsuchte. Der
schwarze Tod wanderte durch die Gassen und suchte seine Opfer. Aus diesen Grund brachte man
die Kranken in die St. Georgenstrasse, um eine Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden.
In diesen Notlagern versuchte man den Kranken zu helfen oder ihnen das Sterben zu erleichtern.
In diesen Elend befand sich auch ein kleines Mädchen, das von ihrer Mutter getrennt wurde. Das
Mädchen befand sich in der Umklammerung der Krankheit, und Fieberschübe schwächten den
Körper des Mädchens weiter.
Schließlich legte man das Mädchen in ein Sterbezimmer, und es war nun sich selber überlassen. In
der Stunde ihres Todes musste das Mädchen alleine kämpfen bis sie erlöst war. Am nächsten
Morgen fand man sie völlig entstellt auf ihren Krankenlager. In den folgenden Tagen, Monaten
berichteten die Pfleger und Kranken von einem Mädchen das ihnen Mut zuspricht. Ihr Gesicht sei
voller Güte und sie tröstet die Kranken und Sterbenden. Ihr Lachen soll noch heute zu hören sein.
Die folgende Geschichte soll sich im Mittelalter in unserer Stadt zugetragen haben. Denn da lebte
in Döbeln eine brave Familie, die ein kleines Haus in der Brauhausgasse bewohnten. Der Mann
arbeitete als Händler auf dem Niedermarkt, und seine Frau versorgte den Haushalt und die
Kinder.
So wie an jeden Morgen verließ der Mann sein Haus um seiner Arbeit nachzugehen. Die Frau
widmete sich ihren Pflichten, als plötzlich die Haustür aufsprang und der Ehemann sich wortlos
an den Tisch setzte. Die Ehefrau fragte ihren Mann warum er schon wieder da sei, doch dieser
reagierte nur mit einem stechenden Blick.
Die Frau trat ängstlich zurück und war verwirrt. Sie nahm ihre Kinder und setzte sich vor das
Haus um sich zu sammeln. So kannte sie ihren Mann nicht und das machte ihr Angst. Zwei
Stunden später weckte eine vertraute Stimme sie aus ihren Gedanken. Und Frau was hast du
heute zum Mittag? Die Frau schaute hoch und erschrak erneut. Wie konnte das sein, vor ihr stand
ihr Mann. Doch wer war dann in der Hütte?
Der Mann öffnete sogleich die Hütte, und sah sich selber am Tisch sitzen. Der Mann nahm allen
Mut zusammen und fragte seinen Doppelgänger: Wer bist du?
Die Gestalt drehte sich zu dem Mann, und seine Augen funkelten wie glühende Kohlen. Dann
lachte er und verschwand in einer stinkenden Wolke. Der damalige Pfarrer von der Stadtkirche St.
Nicolai segnete das Haus und die Familie, so das die Gestalt nie wieder auftauchte.
In der Zeit als das Döbeln Kloster in voller Blüte stand, ereignete sich folgende Geschichte. Ein
junges Mädchen war vom Orden nach Döbeln versetzt worden um hier ein keusches Leben zu
führen. Dennoch kann man der Liebe keine Befehle erteilen sie passiert einfach.
So kam es das der Pfarrer und die Nonne sich ineinander verliebten, und so zwei Jahre im
Geheimen ein Paar waren. Als die Nonne schwanger war drohte ihr der Orden, das sie entehrt das
Kloster verlassen müsste. Sie könnte nur Gnade erfahren wenn sie ihren Geliebten an die Kirche
verrate. Aber die Nonne blieb standhaft, aber der Pfarrer dankte es ihr mit Verachtung.
Er selbst log um seine Haut zu retten, und sagte der Teufel hätte die Jungfrau geschändet. Als das
Mädchen dies erfuhr brach eine Welt für sie zusammen. Man fand sie am nächsten Morgen
erhängt in ihrer Kammer. Um einen Skandal zu vermeiden wurde das Mädchen mit ihren
ungeborenen Kind an der Klostermauer beerdigt.Das Nonnenkloster brannte zwei Jahre später ab
und der Pfarrer fand nie wieder sein Glück und starb als gebrochener Mann.
Die folgende Geschichte führt uns in das Döbeln 1611. Da lebte ein Pfarrer mit seiner Ehefrau und
drei Kindern. Die Ehefrau betrieb einen erfolgreichen Marktstand mit allerlei Waren des täglichen
Bedarfs. Alles lief also sehr gut im Leben der Beiden, wäre da nicht die Gier nach mehr Besitz. Die
Ehefrau war besessen davon immer mehr anzuhäufen, es konnte nie genug sein.
So brachten Sie es zu einem staatlichen Vermögen, und konnten es sich erlauben auch Geld zu
verleihen. So kam es das eines Tages ein armer Bauer um einen Kredit bei der Ehefrau bat. Als
Pfand bot er ihr das Fleckchen Land was ihn und seine Familie ernährte. Doch der Kredit wurde
mit hohen Zinsen belegt, so das der Bauer alles verlor. Er bettelte um Gnade wenigstens ihm sein
Haus zu lassen, doch die Ehefrau des Pfarrers lies ihn und seine Familie rauswerfen.
Völlig verzweifelt über sein Schicksal blieb dem Bauern noch eine Nacht, um die Stadt zu
verlassen. Als man am nächsten Morgen die Bauernkate räumen wollte fand man die Leichen der
braven Leute. Sie hatten sich vergiftet um ihrer Armut zu entgehen. Die Frau des Pfarrers
erschrak bei dem Anblick und ihr Herz krampfte zusammen. An der Wand stand mit Blut
geschrieben:
Heilig sein heißt Gnade zeigen,
nicht sich an unserer Armut weiden.
Unsere Seelen finden keine Ruh,
erst wenn es schnürt dir den Hals fest zu.
Und die Ehefrau fand kein Glück mit dem Grundstück, im Gegenteil es kostete sie viel Geld. Zum
Schluss wurde es fast verschenkt um weiteres Übel abzuwenden. Die Ehefrau des Pfarrers verfiel
in eine Art Wahnsinn, und erhängte sich im Glockenturm der St. Nicolai Kirche. Der Pfarrer
beschloss den Freitod zu verschweigen damit seine Frau würdig zu Grabe getragen werden
konnte. Als man den Leiche an der Kirche vorbeiführen, erklangen plötzlich die Glocken wie von
Geisterhand.
Und tatsächlich der Pfarrer erblickte den Geist seiner Frau im Glockenturm. Sie lächelte und der
Ehemann erwies ihr einen letzten Dienst, in dem er ihre Seele segnete. Dann erst verschwand ihr
Geist und die Frau fand ihre Ruhe. Auf dem Grabstein soll gestanden haben:
Barmherzigkeit ist eines der größten Werte, die der Mensch besitzt.
Einst lebte in unserer Stadt auch ein alter Totengräber, der nun selbst auf dem Sterbebett lag. Er
selbst hatte keine Familie, nur die Toten hatten ihn begleitet. Doch diese hatte er stets mit Würde
auf ihren letzten Weg begleitet, egal ob arm oder reich. Sie alle verdienten seinen Respekt. Nun lag
er selbst in seinen letzten Zügen, und hatte Angst vor dem was da kommen möge. Der Pfarrer der
St. Nicolai begleitete ihn in seinen letzten Stunden. Was in dieser Nacht passierte, sorgte dafür das
die Haare des Pfarrers über Nacht weiß wurden. Der Totengräber befand sich in einer Art Koma
und zählte die Namen all der Toten auf, die er Zeit seines Lebens zur Erde gelassen hatte.
Gegen Mitternacht machte er seinen letzten Atemzug, und seine Seele löste sich vom Körper. Der
Pfarrer wollte gerade gehen, als er ein Poltern und viele Stimmen aus dem Sterbezimmer hörten.
Als er die Tür öffnete leuchtete ihm ein weißes Licht entgegen, und viele Seelen empfingen den
alten Totengräber in ihrer Runde. Es waren die Toten denen er zu Lebzeiten immer Respekt
erwiesen hat. Der Pfarrer war so gerührt über diese Erscheinung, was seinen Glauben noch
stärkte. Zwei Wochen später war auch der Pfarrer tot, denn nur die sehen das Licht denen es
bestimmt ist.
Diese Geschichte führt uns weit in die Anfänge unserer Stadt zurück. Unsere Stadt war noch jung,
und die Leute hier beteten noch immer zu ihren alten Göttern. Auf dem heutigen alten Friedhof in
Döbeln Ost befand sich laut der Überlieferung, vorher ein alter Druidenorden. Dies war seid der
ersten Besiedlung ein heiliger Ort, der aber mit dem Einzug des Christentum an Bedeutung
verlor.
Doch eines blieb erhalten, die heiligen Bäume von denen man sagte, in den Ästen sitzen die Seelen
der Toten um am Leben weiter teilzuhaben. Mächtige Trauerweiden säumten den heiligen Ort
begleitet von mächtigen Eichen. Ein heidnischer Priester pflegte diesen heiligen Ort, und half den
Suchenden bei dem Kontakt zu ihren Liebsten. Man nannte diesen Ort auch: Der Wald der toten
Stimmen.
So kam durch die Kriegswirren ein Waisenjunge nach Döbeln, und fand Obdach bei dem Priester.
So erhielt er eine Ausbildung und kannte bald schon die Geheimnisse des Ortes. Bald sollte er eine
Prüfung ablegen um sich würdig zu erweisen. Er musste für einen Nacht die Arbeit des Priesters
übernehmen, und alle Seelen in Empfang nehmen, die diesen Ort aufsuchten. Die Nacht brach
herein, und der Junge hockte allein am Feuer. Plötzlich bat eine Frau um einen Platz am Feuer.
Der Junge war hilfsbereit, und wollte sein Essen mit der Frau teilen. Doch die Frau lehnte ab, und
eine reisen Schnittwunde bedeckte ihren Hals.
Was ist passiert fragte die Frau?
Wo ist mein Mann und meine Kinder?
Mir ist so kalt jammerte die Frau, doch dieser Ort zog mich magisch an. Warum bin ich hier? Der
Junge stand auf und sagte der Frau: Nur die Toten finden diesen Ort. Du bist zu mir gekommen,
weil deine Seele noch ruhelos ist. Aber ich werde dir helfen das du deinen Frieden findest. Die Frau
wirkte erleichtert und ihr Abbild wurde geisterhaft. Dann verschwand sie so schnell wie sie
gekommen war.
Am nächsten Morgen erzählte der Lehrling alles seinen Meister. Dieser nickte zufrieden, und diese
machten sich auf die Suche nach der Frau. Mit Hilfe der Stadtwache fand man die Leiche der Frau
im Unterholz. Überall Spuren eines Überfalls, überall Blut. Den Mann der Frau fand man ein
Stück weiter schwerverletzt. Auch die Kinder hatten überlebt, und wurden in Döbeln gesund
gepflegt.
Die Mörder waren bald gefunden, und wurden an Ort und Stelle im Zweiniger Grund enthauptet,
und ihre Überreste verbrannt und in alle Winde verstreut. Denn nicht sollte mehr an dieses
Gesindel erinnern. Der Mann und die Kinder erholten sich bald, und der junge Priester
überbrachte ihm die traurige Nachricht.Wieder saß der Junge am Feuer, als plötzlich der Witwer
mit seinen Kindern aus der Nacht kam. Der junge Priester wurde kreidebleich im Gesicht, den er
wusste nur die Toten fanden diesen Ort. Er fasste sich und bot Ihnen einen Platz am Feuer an.
Plötzlich erschien die Frau am Feuer, und alle fielen sich wortlos in die Arme.
Sie schenkten dem Jungen ein Lachen, und verschwanden in der Nacht, als hätten sie nie existiert.
Am nächsten Morgen erfuhr der Junge, das der Mann mit seinen Kinder den Freitod gewählt
hatte. Sieh es positiv sagte der alte Priester, den Sie kannten ihre Zeit. Und du hast ihnen geholfen
das Tor zu finden, um weiter zu gehen. Man erzählt sich, das die Stimmen der Seelen noch heute
zu hören sind.
Diese Geschichte führt uns in die Zeit der Hexenjagd. Unbarmherzig wurden Menschen verurteilt,
und endeten in den Flammen. Nur weil sie sich der Heilkraut des Waldes und der Kräuter sicher
waren, und ihr Wissen weitergaben. In dieser unruhigen Zeit ereignete sich folgende Geschichte.
Im heutigen Waldstück Bärental lebte einst eine Kräuterfrau, die für ihre Heilkunst sehr geachtet
wurde. In ihren großen Kupferkessel braute sie manchen Trank für allerlei Gebrechen. Eines Tages
war der Burgherr von Döbeln mit seinen Sohn auf Jagd in diesen Waldstück. Sie stellten einen
Hirsch nach der durchs Unterholz zu fliehen versuchte. Der Sohn des Burgherrn verfolgte den
Hirsch bis sein Pferd scheute, und den Jungen abwarf. Dieser fiel mit seinen Kopf auf eine riesige
Wurzel und wurde schwer verwundet.
Schnell brachte man den Jungen in die Stadt, und die besten Ärzte wurden herbei gerufen. Doch
all ihr Wissen versagte, und der Junge stand dem Tode näher als dem Leben. Da erinnerte sich der
Burgherr an das Kräuterweib, und ließ sich zu sich rufen. Die Alte trat vor ihren Burgherrn und
sagte: Ich weiß warum du mich gerufen hast. Lass mich dein Kind sehen.
Der Burgherr führte die Alte in das Zimmer seines Sohnes. Schweres Fieber schüttelte den
geschundenen Körper, und die Alte erkannte den Ernst der Lage. Die Hand der Gevatters liegt
über ihn, ich kann seinen Gestank schon riechen sagte die Alte. Dann sagte sie zum Burgherrn,
ich kann deinen Sohn nicht mehr heilen nur seinen Schmerz wegnehmen. Denn sein Geist ist
schon weitergezogen jenseits von unserer Welt. Der Burgherr war außer sich vor Zorn, und ließ
die Kräuterfrau in das Gefängnis werfen. Ihre Hütte und ihr geliebter Kupferkessel wurden
zerschlagen. Als der Sohn des Burgherrn seinen letzten Atemzug machte, war dies auch das Ende
für die Kräuterfrau. Sie starb in den Flammen und sprach einen Fluch aus.
So wie du mich zerstörst, so soll auch dein Geschlecht enden.
Verstreut in alle Winde, wie mein geliebter Kessel.
Keine stolze Burg wird von deiner Macht zeugen, denn alles wird verzehrt so wie diese Flammen
mich verzehren.
Ist deine Macht verschwunden, so kann auch ich meine Ruhe finden.
Und die Prophezeiung erfüllte sich, der Burgherr wurde in einen kriegerischen Akt enteignet und
getötet. Seine mächtige Burg in Döbeln wurde zerstört und verfiel wie seine Macht. Seine
Nachkommen verließen die Stadt und der schwarze Tod raffte sie alle dahin. Die Burg selber
wurde abgetragen, und deren Steine dienten für Bauarbeiten aller Art. Solange bis kein Stein
mehr zu sehen war. Heute befindet sich dort die Schloßbergschule. Man sagt in mancher
Vollmondnacht tanzt die Kräuterfrau noch auf dem Burgberg. Anderen Leuten ist sie im Bärental
begegnet, stets freundlich und hilfsbereit.
In unserer Gegend oberhalb des Krematorium steht ein alter Baum, der im Volksmund
Butterbüchse genannt wird. Viele Geschichten ranken sich um diesen Baum, einige glauben ein
französischer General hat von dort aus die Schlacht beobachtet im Jahr 1813. Dort an diesen Baum
sei ihm ein graues Männlein begegnet der ihn um etwas zu Essen bat. Doch der General wollte
seine reich gefüllte Butterbüchse nicht teilen, und der Alte verfluchte Ihn und seine Soldaten. Er
sagte zu Ihm:
So wie du mir dein Brot verweigert hast, so werden auch der Erfolg dich verlassen.
Geschlagen wie ein nasser Hund wirst du zurück kehren. Entehrt und arm wie eine Kirchenmaus.
Und sein Schicksal erfüllte sich. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das Heer des Generals
vernichtend geschlagen, und nur wenige kehrten in jämmerlich Zustand nach Frankreich zurück.
Diese Geschichte bezieht sich auf das Schloss Schweta bei Technitz. Hier war ein stolzes
Rittergeschlecht der Herr über die Ländereien, und in der Zeit der Türkenkriege zog man
gemeinsam mit seinen Landesherrn ins Feld. Nun musste die Herrin zu Schweta die Geschäfte
alleine führen, und in mancher ruhigen Stunde vermisste sie ihren Ehemann.
Die Schwester der Herrin bemerkte diese dunklen Gedanken, und beschloss ein Fest auszurichten.
Dies sollte sie ein wenig ablenken von ihren Gedanken. So kam der Abend des Festes und die
Stimmung war auf dem Höhepunkt. Nur die Herrin von Schweta hing ihren Gedanken nach, und
machte sich Sorgen um ihren Ehemann der im Felde lag.
Plötzlich betrat ein Soldat mit silberner Rüstung den Festsaal und trat hinter die Edelfrau. Diese
drehte sich herum und erkannte ihren Mann. Schnell wollte sie ihn umarmen und küssen, doch
plötzlich verschwand das Abbild ihres Mannes. Die Edelfrau lies sofort das ganze Schloss nach
ihren Mann absuchen doch ohne Erfolg.
Wieder verfiel die Herrin von Schweta in diese Schwermut. Zwei Tage später kam ein Bote vom
Schlachtfeld, und brachte die Nachricht vom Sieg über die Türken. Aber er brachte auch die
Nachricht das der Herr zu Schweta in der Nacht des Festes gefallen war. Sein Geist war stark
genug um wieder heim zu finden. Die junge Witwe lies ein Gemälde von diesen Ereignis malen.
Dieses Bild befand sich im Rittersaal des Schlosses. Nach dem Tod der Edelfrau verblasste auch
das Ölgemälde, bis es unansehnlich war. Dann wurde es abgehangen und einen fahrenden
Trödler mitgegeben. Die Herrin zu Schweta hatte nie mehr geheiratet, bis ihr Mann sie holte. In
der Nacht ihres Todes soll sie gelacht haben wie am Tag ihrer Hochzeit. Mit einem Lächeln sei sie
eingeschlafen.
Unsere Stadt Döbeln war durchaus eine wehrhafte Stadt, was auch der Verdienst der Torwächter
war. Und von einem von Ihnen handelt folgende Geschichte. Es lebte einst ein alter Torwächter in
Döbeln der seinen Dienst an einen der Stadttore leistete. Früher hatte er manche Schlacht gegen
den Feind geschlagen, und hatte nun die Aufgabe die Stadt zu schützen.
Es war auch eine unruhige Zeit, das Volk der Hussiten jagte plündernd durch das Land. So kam
es das auch ein Spähtrupp des Kriegervolkes vor den Stadttoren standen. Sie hofften auf leichte
Beute, doch der alte Haudegen lies sich nicht beeindrucken. Er stand wie eine Eiche zum Kampf
bereit.
Die Hussiten schickten zuerst ihre Pfeile, die der Torwächter mit seinen Trupp abwehrte. So wie er
es gelernt hatte wagte er kleine Vorstoße die den Gegner schwächten. Doch der Gegner gab nicht
auf, und die Übermacht war zu groß. Drei Tage verteidigte der Torwächter mit seinen Männern
das Tor, bis dieser tödlich getroffen das Kriegervolk ziehen lassen mussten. Doch diese drei Tage
Ende der Leseprobe von:
Doblina Das Sagenbuch der Stadt Döbeln
Rene Eichelmann
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