Nostalgie und Überraschungen: BScene

Musikfestival
Freitag
04.03.2016
Nostalgie und Überraschungen:
BScene-Präsidentin Jennifer Jans
über die Jubiläumsausgabe. Seite
Nr. 10
Fr. 5.–
HAPPY
BIRTHDAY
BSCENE
ANZEIGE
Foto: Nils fisch
Unternehmenssteuerreform III
Eva Herzog über den Kampf um
den Wirtschaftsstandort Basel. Seite
6
36
Basel erleben mit dem
Pro Innerstadt Geschenkbon
Einkaufen, staunen und geniessen
proinnerstadtbasel.ch
INHALT
3
Unternehmenssteuerreform III Foto: istock/nils fisch
Steuerparadiese locken Schweizer Firmen. Eva Herzog erklärt, wie Basel vorsorgt,
damit die USR III die grossen Unternehmen nicht vom Rhein wegtreibt.
Durchsetzungsinitiative Foto: keystone
Georg Kreis: Wir sollten uns nicht
an politischen Schmutz gewöhnen.
Iris Müller
Bestattungen
Kulturflash
Kultwerk
Zeitmaschine
Wochenendlich
Sie, er, es
Impressum
TagesWoche10/16
Seite
6
Wahlen Baden-Württemberg Foto: keystone
Seite
26
S. 4 Grosser Rat
S. 30
S. 41
S. 43
S. 44
S. 45
S. 46
S. 46
Der grüne Ministerpräsident hat
sogar bei der CDU Anhänger.
Seite
31
Ein halbes Jahr vor den Wahlen
wechselt das Grüne Bündnis die
halbe Fraktion aus. Die Rochade in
letzter Minute soll den Neuen den
Seite
Bisherigen-Bonus bescheren.
14
EDITORIAL
PORTRÄT
Was fehlt, ist die Sicht aufs Ganze
Christian Degen
Chefredaktor
Iris Müller
Z
uerst die gute Meldung: Der Schweizer
Wirtschaft geht es nicht schlecht. Sie ist
letztes Jahr um 0,9 Prozent gewachsen.
Dies obwohl sie den «Frankenschock» verdauen
musste. Das deutet darauf hin, dass unsere Wirtschaft solide aufgestellt ist.
Und nun die weniger gute Nachricht: Der
Wirtschaftsstandort steht unter Druck. Das Verhältnis zur EU ist ungeklärt, der Franken wird
nicht über Nacht schwächer und das Vertrauen
ins Staatswesen durch extreme Forderungen wie
die Durchsetzungsinitiative untergraben.
Die Sorge um den Standort teilen viele Politiker. In der laufenden Parlaments-Session soll
deshalb eine Sonderdebatte dazu stattfinden.
Doch die braucht es nicht wirklich. Statt reaktiv
in Aktionismus zu verfallen, sollten die Volksvertreter lieber vorausschauend und ganzheitlich
die Problemstellen des Standorts angehen.
Wohin es führt, wenn wir zu lange warten,
zeigt die Unternehmenssteuerreform III. Sie ist
staubtrocken, aber enorm wichtig. Es geht im
Grundsatz um Folgendes: Die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) übt seit Längerem Druck aus, die
Steuerprivilegien für Grosskonzerne wie Roche
oder Novartis abzuschaffen. Die Schweiz hat
dies wie schon beim Bankgeheimnis so lange
­ignoriert, bis der Druck zu gross geworden ist.
Um den Standort attraktiv zu halten, hat man nun
ein neues Privilegiensystem entwickelt, um
wichtigen Firmen eine Alternative zu bieten.
Der Nationalrat diskutiert diese aufgezwungene Reform am 16. März. Doch bereits im
­Vorfeld lobbyiert fast jeder Politiker für seine
Auftraggeber und will da und dort eine Sondervergünstigung herausholen. Es geht aber nicht
um Einzelinteressen oder Parteipolitik, sondern
um die Attraktivität der Schweiz als Wirtschaftsstandort. Hier ist die Sicht aufs Ganze gefragt.
tageswoche.ch/+oi3b9×
4
von Olivier Joliat
Ein gutes Buch macht für Iris Müller
nicht bloss sein Inhalt hinaus. In
ihrem Kleinbasler Buchladen verlegt
sie deshalb literarische Perlen, die auf
alle Sinne wirken.
A
m Anfang ihres Traums stand ein
Schock: Erst musste für lange
Zeit jeder Kleinbasler über den
Rhein, wenn er ein Buch kaufen
wollte. Und dann, als Iris Müller ihren
Buchladen «Müller Palermo» an der Bärenfelserstrasse aufmachte, eröffnete zur selben Zeit gleich ums Eck ein zweiter Laden:
der «Kosmos» an der Klybeckstrasse.
Ein Kampf um Kundschaft sollte dennoch nicht aufkommen. «Schnell realisierten wir beide, dass sich unsere Nischenangebote perfekt ergänzen», sagt Müller. Die
Nähe des «Kosmos» entpuppte sich für sie
gar als glücklicher Zufall: «Die Kundschaft
der vielen kleinen Modegeschäfte und Plattenläden hier im Quartier geniesst es ja
auch, zwischen den ausgewählten Angeboten zu stöbern. Das regt an und weckt die
Lust, Neues zu entdecken.»
Weiterlesen, S. 6
Wie Basel um seine
Firmen kämpft
tageswoche.ch/
+w2bxj
Wie Mode aus Papier
Im Laden ist in ihren Augen Mode und
Literatur sowieso fast dasselbe. «Auch meine Kunden sind vor allem an Neuheiten interessiert», sagt Müller. «Ein Buch, das lange liegt, kann man verramschen.»
Mit seinen luftig gefüllten Regalen im
lichtdurchfluteten Raum passt «Müller Palermo» denn auch zu den trendigen Shops
im Quartier. Viel mehr jedenfalls als zu nostalgisch verbrämten Erinnerungen an muffelige Schmökerstuben. Was sie hier auslegt, sei ausschliesslich ihre «persönliche
Auswahl» an Büchern. Belletristik, ein paar
Sachbücher und einige besonders schöne
Neuauflagen.
Müller weiss zu jedem Buch viel zu erzählen, und zwar nicht nur über den Inhalt.
Die neue Ausgabe von Michael Glawoggers
«69 Hotelzimmer» etwa, die ein Berliner
Kleinverlag herausgegeben hat: dieser Satz,
dieser Farbverlauf! – da kommt die gelernte
Typografin ins Schwärmen. Für sie ein gelungenes Beispiel, ­warum sich das digitale
Buch nie vollends durchsetzen wird.
Stimmt das Papier, ist für Müller schon
das Blättern ein Genuss. Für manche mag
Papier bloss ein Buchstabenträger sein. Für
die studierte Papierkuratorin ist es Kunst.
Einzigartig sei das, «was die Japaner in
Handarbeit aus und mit Papier machen».
Dort achte man das Material so sehr, dass
die Verpackung für ein kleines Geschenk,
TagesWoche10/16
Iris Müller ist bis in die letzte Faser in schöne Bücher vernarrt.
so kunstvoll gefalzt und umhüllt, oft weit
wertvoller sei als das Geschenk selbst: «Die
Wertschätzung für den Beschenkten wird
dort über die Verpackung kommuniziert»,
erzählt sie, «nicht über den Inhalt.»
Gespräche mit Geschenkejägern
Eine Auswahl solch exquisiter Papierschöpfungen hat Müller von ihrem letzten
Japanbesuch mit- und ins Angebot genommen. Praktisch für jeden Geschenkejäger –
laut Müller rund ein Drittel ihrer Kunden.
Kundschaft, die sie schätzt, nicht nur wegen der festen Kaufabsicht: «Mit ihnen entwickeln sich immer tolle Gespräche, wenn
sie das passende Buch suchen.» Und genau
darum hat sie damals «Müller Palermo» eröffnet. «Hier will ich meine Leidenschaft
für Bücher weitervermitteln.»
TagesWoche10/16
Ihr Geld verdient Müller von Montag bis
Mittwoch als Bibliothekarin im Kunstmuseum. Dann wird umgeblättert. «Wenn
ich donnerstags Richtung Laden ziehe,
gehe ich nicht zur Arbeit. Es fühlt sich mehr
an, als würde ich nun zu meinen Büchern
gehen und dort tolle Leute treffen.»
So wird bei den Gesprächen auch mal
ein Kaffee aus der Maschine gedrückt oder
eine Flasche Nero d’Avola entkorkt, die sie
im untersten Tablar der letzten Gestellecke
lagert. Der Wein ist die einzige offensichtliche Reminiszenz an das P
­ alermo im
Namen – aber nicht die unsympathischste.
In ihrem «zweiten Wohnzimmer» verbringt Müller nun alle Wochenenden. Am
Sonntag läuft immer viel, «wahrscheinlich
weil die Leute dann Musse für Bücher und
Gespräche haben.» Und immer regelmässi-
Foto: Nils Fisch
ger organisiert sie am Weekend literarische
Anlässe aller Art in ihrem Laden.
Da fehlt ihr hie und da fast die Zeit, um
selbst mal wieder entspannt ein Buch im
Bett zu lesen. Und die beiden Töchter müssen ihre Mutter nun halt im Laden besuchen. «Als sie ausgezogen sind, musste ich
mich neu orientieren. Nach kurzer Krise
wurde mir klar, dass ich jetzt aktiv die Buchwelt antreiben will – und nicht wie bislang
nur als Rädli darin drehe.»
Es gibt Bücher, die haben Müllers Leben
geprägt, manche sogar verändert. Doch
auch wenn es für sie beim Lesen «fast schon
religiöse Momente» gebe, die Lösung für
ihren jüngsten Lebenswandel hat sie nicht
in einem Ratgeber gefunden. «So was lese
ich nicht.»
tageswoche.ch/+o4zer
×
TagesWoche10/16
Unternehmenssteuerreform III
Die Unternehmenssteuerreform III krempelt den
Wirtschaftsstandort Basel um. Der Kanton plant
deshalb bereits für die Zeit nach der Mega-Reform.
WIE BASEL
UM SEINE
FIRMEN
KÄMPFT
Kommt die Reform, geht dann die Roche? Der Kanton will seine Firmen nicht an Steueroasen wie Irland verlieren.
TagesWoche10/16
foto: nils Fisch
von Jeremias Schulthess
die USA, heute die OECD, der Zusammen- Unternehmen mit der TagesWoche darüschluss der Industrieländer, die Druck auf ber sprechen wollte. Einzig der Steuerchef
as Finanzdepartement bereitet die Schweiz ausüben.
eines grossen Pharma-Unternehmens erden Umbau von Basel vor. Es
Die Reform schafft Steuerprivilegien klärt sich zu einem Hintergrundgespräch
geht nicht um Hochhäuser oder ab – und führt gleichzeitig neue Privilegien bereit.
Strassen, sondern um ein neues ein, damit grosse Konzerne nicht abwanSteuersystem. Eines, das den Wirtschafts- dern. Bei bestimmten Unternehmen kann
standort Basel und damit die ganze Stadt das dazu führen, dass sie nach der Reform
umkrempelt.
mehr Steuern bezahlen. Andere zahlen hinZum Team, das im Finanzdepartement gegen weniger. Unter dem Strich verlieren
den Umbau organisiert, gehört auch Sven Bund und Kantone j­ edoch nach aktuellem
Michal. Als akademischer Mitarbeiter Stand 1,4 bis 2 Milliarden Franken.
durchpflügt er die Datenberge der SteuerVon der USR III betroffen sind Holdings,
verwaltung und jagt Simulationen durch Domizil- und gemischte Gesellschaften,
den Rechner. Immer mit der Frage: Was be- die heute einen steuerlichen Sonderstatus
deutet die Unternehmenssteuerreform III haben. Die Privilegien für diese Unterneh(USR III) für Basel?
men sind historisch gewachsen.
Die gewaltige Reform wird derzeit im
Diskretion um Sonderstatus
Nationalrat behandelt. Noch ist sie zwar
D
weit ­davon entfernt, eingeführt zu werden.
Trotzdem beschäftigt sie schon heute unzählige Mitarbeitende bei den Steuer- und
Finanzbehörden.
Es hat bislang zum Erfolgsmodell der
Schweiz gehört, Firmen mit Steuerprivilegien anzulocken. Das soll sich nun ändern.
Die USR III ist eine Zäsur, vergleichbar mit
dem Fall des Bankgeheimnisses. Was 2009
über Nacht geschah, zieht sich dieses Mal
über mehrere Jahre hin. Damals waren es
Welche Unternehmen einen Sonderstatus haben, ist indes nicht öffentlich bekannt. Die Steuerverwaltung Basel-Stadt
rückt diese Daten nicht heraus, die Interessenverbände bemühen sich um Diskretion.
Bei einigen Unternehmen ist allerdings
klar, dass sie einen Sonderstatus haben.
Zum Beispiel Roche, Novartis und Syngenta. Bei anderen ist es anzunehmen.
Das Thema scheint delikat zu sein. So
delikat, dass keines der angeschriebenen
Wenn die Privilegien
wegfallen, müssten
Konzerne wie Roche
theoretisch bis zu doppelt
so viel Steuern bezahlen.
Doch so weit wird es nicht
kommen.
Es sollte jedoch ein Gespräch werden,
das keinerlei Hintergründe beinhaltet. Als
ich mein Smartphone auf den Tisch lege,
fragt der Steuerchef forsch, was ich da
­mache. Danach schielt er alle zwei Minuten
zur Pressesprecherin rüber, die alles pro­
tokolliert.
Der Steuerchef bleibt auf Allgemeinplätzen, erklärt die Grundzüge der Reform.
Und am Ende heisst es dann doch, die AusTagesWoche10/16
9
Schöne Steuerprivilegien gäbe es auch in Delaware.
sagen sollten besser nicht in der Zeitung
stehen. Der Konzern wolle sich nicht politisch exponieren.
Aus dem Gespräch geht aber hervor:
Das Unternehmen verfolgt die politische
Entwicklung sehr genau. Man steht in engem Kontakt mit Finanzdirektorin Eva
Herzog und ihrem Departement.
Verständlich: Es geht um Millionen-­
Beträge, die das Unternehmen jedes Jahr
an den Kanton zahlt. Basel-Stadt nahm von
2009 bis 2011 zirka 700 Millionen Gewinnsteuern pro Jahr ein, ungefähr 400 davon
kamen von ganz wenigen privilegierten
Unternehmen. Rund 15 Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Kantons bezahlen also allein Roche, Novartis und Co.
Wenn die Steuerprivilegien wegfallen,
müssten grosse Pharma-Konzerne wie Roche oder Novartis bis zu doppelt so viel
Steuern abliefern – theoretisch. Denn so
weit wird es nicht kommen.
Würden diese Firmen wegziehen und
ihre Steuererträge wegfallen, fehlt Geld für
Lehrer, Polizisten und Sozialarbeiter. Was
passiert, wenn ein Kanton seine Ausgaben
zurückfährt, lässt sich exemplarisch im
Kanton Baselland betrachten.
TagesWoche10/16
«Unser Ziel ist, dass die betroffenen
­ nternehmen nach der UnternehmensU
steuerreform III in etwa gleich viel Steuern
zahlen wie vorher», sagt Finanzdirektorin
Eva Herzog. Sie ist diejenige, die sich in der
kantonalen Finanzdirektorenkonferenz für
einen neuen Mechanismus stark machte,
der die Unternehmen in der Schweiz halten
soll: die Patentbox, die bereits viele euro­
päische Länder kennen und die international akzeptiert ist (siehe Box).
Die internationalen Konzerne sind in
Basel-Stadt meist Pharma-Unternehmen,
die von der Patentbox profitieren würden.
Deshalb bestehe hier ein enger Zusammenhang zwischen Neu-Privilegierten und AltPrivilegierten, sagt Herzog.
Ordentliche Steuersätze senken
Neue Privilegien als Kompensation für
alte Privilegien – das stimmt jedoch nur bedingt. Denn die USR III wird kein Nullsummenspiel. Vielmehr wird sie bei Bund und
Kantonen zu Steuerausfällen führen. Die
Höhe der Ausfälle hängt von den Elementen ab, die am Schluss drinstehen werden.
Wie hoch die Steuerausfälle in BaselStadt sein werden, ist unter anderem von
foto: istock/nils fisch
Sven Michal und seinen Kolleginnen und
Kollegen im Finanzdepartement abhängig.
Aufgrund ihrer Berechnungen entscheidet
die Finanzdirektorin, welche Massnahmen
sie nach der Reform trifft. Die Kantone dürfen die Gewinnsteuersätze autonom fest­
legen, auch die Dividendenteilbesteuerung
könnten die Kantone erhöhen.
Fest steht bereits heute: Die ordentlichen Steuersätze für Unternehmen werden
sinken. Damit will Herzog erreichen, dass
die grossen, bislang privilegierten Unternehmen nicht massiv mehr Steuern zahlen.
Die Finanzdirektorin nimmt in Kauf, dass
damit alle Unternehmen weniger Steuern
zahlen und ein Loch in der Kantonskasse
entsteht. Das Dilemma der linken Finanz-
Die Patentbox
ist ein steuerliches Instrument, über
das die Erträge aus geistigem Eigentum
(Patenten) tiefer besteuert werden.
Unternehmen, die Patente im Inland
erworben haben, zahlen damit weniger
Gewinnsteuern. Länder wie Belgien,
Frankreich, England und Italien kennen diese Steuerabzüge bereits.
direktorin geht so: Entweder sie senkt die
Steuersätze und verliert Einnahmen, oder
sie belässt die Sätze und riskiert, dass diejenigen Unternehmen abwandern, die am
meisten Geld in die Kantonskassen spülen.
«Zentral ist für uns, ob ein Unternehmen
viele Arbeitsplätze bei uns hat, ob Wertschöpfung entsteht», sagt Herzog. «Wenn
eine Briefkastenfirma verschwindet, spielt
das für den Standort keine grosse Rolle.
­Davon gibt es in Basel-Stadt ohnehin nur
wenige.»
Noch offen ist, was der Nationalrat mit
der USR III anstellt. Die vorberatende
Kommission hat die Reform bereits auf den
Kopf gestellt. Eine Kommissionsmehrheit
hat Änderungen vorgeschlagen, die Steuerausfälle bis zu zwei Milliarden Franken
nach sich ziehen würden.
Am 16. März entscheidet der Nationalrat.
Gut möglich, dass die bürgerliche Mehrheit die Änderungen gutheisst.
falschen Rädchen im Steuersystem, ein
Grosskonzern, der Basel verlässt – und das
Wirtschaftswachstum stagniert oder geht
zurück. Was das Finanzdepartement da organisiert, ist nichts weniger als die Zukunft
von Basel. ×
Statt Unternehmensreform III verstehen
Sie immer noch nur Bahnhof? Dann
schauen Sie sich online das Erklärvideo
zur Mega-Reform an:
· tageswoche.ch/+w2bxj
Wohlstand der Zukunft
Dann wäre ein Referendum von SP und
Grünen wahrscheinlich. Die Mega-Reform
würde vertagt, die Steuerprivilegien aber
dennoch abgeschafft, indirekt von den
OECD-Ländern, sagt Herzog (wie das geht,
erklärt sie im Interview auf Seite 12).
Michal sagt: «Die Reform ist ein wichtiges Element, das die Wirtschaftsentwicklung der nächsten zehn oder zwanzig Jahre
prägen wird.» Ein Fehltritt, ein Drehen am
USR III
Reform um
Reform – eine
Chronologie
1997
Unternehmenssteuerreform I
Bundesrat und Parlament führten eine
Reihe von Steuererleichterungen für
Unternehmen ein, um den Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen. Zum
Beispiel schafften sie die Kapitalsteuer
ab und führten Steuererleichterungen
für Holdinggesellschaften ein.
2008
Unternehmenssteuerreform II
Auch die zweite Reform sollte Unternehmen entlasten. Linke kritisierten indes, es
seien in erster Linie Grossaktionäre, die
von dem Paket profitierten. Im Zentrum
stand die Besteuerung von Dividenden,
die gesenkt werden sollte. Die Stimm­
bevölkerung sagte im Februar 2008 an
der Referendumsabstimmung äusserst
knapp Ja zu der Vorlage. Während der
Lieber am Rhein als in Neuseeland: Damit damalige FDP-Finanzminister Hans-­
Rudolf Merz im Vorfeld der Abstimmung
von 80 Millionen Franken Steuerausfällen gesprochen hatte, lagen die effektiven
Mindereinnahmen in Milliardenhöhe.
2009–2014
Steuerstreit mit der EU
Die EU rügte die Schweiz wegen ihrer
Spezialregeln für bestimmte Gesellschaften. Kritikpunkt war der Sonderstatus
von Unternehmen (zum Beispiel Holdinggesellschaften), die nach Auffassung
der EU-Länder ordentlich besteuert
werden müssten. Es drohten Steuerausfälle von mehreren Milliarden Franken.
Allein in Basel-Stadt hätten Ausfälle in
Höhe von bis zu 400 Millionen gedroht,
erklärte die Finanzdirektorin Eva Herzog
2012. Das Thema dominierte die Treffen
und Verhandlungen zwischen der
Schweiz und der EU. Schliesslich willigte
die Schweiz ein, die Steuerprivilegien
für Holding-, Domizil- und gemischte
Gesellschaften abzuschaffen.
2012
OECD schreitet ein
Die OECD, der Zusammenschluss der
westlichen Industriestaaten, brachte das
Projekt Beps (Base Erosion and Profit
Shifting) auf den Weg, das Steuervermeidungstricks internationaler Grosskonzerne einen Riegel schieben sollte. Firmen
wie Apple oder Starbucks gerieten in die
Kritik, dass sie ihre Gewinne ins Ausland
verlagerten und so kaum Steuern zahlten.
Apple versteuerte seine Gewinne mit
rund 2 Prozent, wo sonst Steuern im
zweistelligen Prozentbereich üblich sind.
Beps wollte Steuerschlupflöcher auf
internationaler Ebene schliessen.
2014
September: Vernehmlassung zur
Unternehmenssteuerreform III
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf
schickte den Entwurf zur USR III in die
Vernehmlassung. Darin gab sie die
grundsätzliche Richtung vor: Die Privilegien für Holding-, Domizil- und gemischte Gesellschaften sollten abgeschafft,
dafür die Patentbox eingeführt werden.
Im Paket enthalten waren unter anderem
folgende Massnahmen: die zinsbereinigte
Gewinnsteuer, die Anpassung der Kapitalsteuer, die Abschaffung der Emissionsabgabe auf Eigenkapital und eine Kapitalgewinnsteuer auf Wertschriften. Mit dem
Bündel an Massnahmen versuchte
Widmer-Schlumpf in einem ersten Schritt,
die Haltung von Kantonen und Verbänden zu eruieren. Die Steuerausfälle beim
TagesWoche10/16
11
Novartis bleibt, nimmt SP-Finanzdirektorin Eva Herzog auch ein Loch in der Kantonskasse in Kauf.
Bund bezifferte der Bundesrat zu diesem
Zeitpunkt auf 1,7 Milliarden Franken.
2015
Juni: Bundesrat legt Botschaft vor
Nach den Stellungnahmen der Kantone
und Verbände passte der Bundesrat die
Vorlage an und legte am 5. Juni die Botschaft vor. Das Grundgerüst blieb gleich,
einzelne Massnahmen fielen jedoch aus
der Vorlage raus. So die Kapitalgewinnsteuer, die etwa 300 Millionen Franken in
die Bundeskasse gespült hätte. Des
Weiteren wollte der Bundesrat die Dividendenteilbesteuerung erhöhen – von 50
auf 70 Prozent, gedacht als Kompensation für die Steuerausfälle. Und die zinsbereinigte Gewinnsteuer strich der Bundesrat aus der Vorlage als Reaktion auf
Klagen der Kantone, dadurch würden zu
hohe Steuerausfälle entstehen. Die Ausfälle beim Bund hätten sich laut Schätzung des Bundesrats nun auf 1,3 Milliarden Franken belaufen.
2015
Dezember: Ständerat behandelt
die Reform
Am Grundgerüst rüttelte der Ständerat
nicht. Kurz vor Legislaturende brachte
TagesWoche10/16
er – noch in der alten Zusammensetzung –
nur wenige Änderungen an: Die Kantone
sollten etwas mehr Einnahmen vom
Bund erhalten (zusätzlich etwa 153 Millionen Franken pro Jahr) als Kompensation
dafür, dass sie die Unternehmenssteuern
senken müssten. Die Dividenden-Teil­
besteuerung setzte der Ständerat von 70
auf 50 Prozent hinunter. Unter dem
Strich hätten die Beschlüsse des Ständerats den Bund etwa 25 Millionen Franken
zusätzlich gekostet.
2016
Februar: Nationalratskommission berät die Reform
Die Wirtschafts- und Abgabekommission
des Nationalrats (WAK-N) stellte die
Vorlage auf den Kopf. Die Kommission
schlug vor, die zinsbereinigte Gewinnsteuer in die Vorlage aufzunehmen. Diese
Massnahme ermöglichte Steuerrabatte
für Unternehmen, die sich in Ausfällen
für den Bund in Höhe von 270 Millionen
niederschlagen würden. Ausserdem
schlägt die Kommission vor, die Emissionsabgabe auf Eigenkapital abzuschaffen
(Stempelsteuer), was beim Bund zu
Steuerverlusten von etwa 230 Millionen
führen würde. Dieser Teil soll jedoch in
einer separaten Vorlage behandelt werden. Zudem hat die Kommission eine
Tonnage-Tax in das Paket aufgenommen,
foto: istock/nils fisch
die in der Schweiz ansässige Schifffahrtsgesellschaften entlasten würde. Über die
Inputförderung sollen die Kantone in
Zukunft auch Forschungsinvestitionen
im Ausland als Steuerabzüge geltend
machen, so die Haltung der WAK. Um zu
verunmöglichen, dass Unternehmen gar
keine Gewinnsteuern bezahlen, schlägt
die Kommission eine Entlastungsbremse
vor, welche die Kumulation der Steuervorteile auf 20 Prozent begrenzen würde.
Die zusätzlichen 153 Millionen für die
Kantone lehnt die Kommission ab. Mit
diesen Massnahmen würden die gesamten Steuerausfälle beim Bund auf etwa
1,45 Milliarden Franken steigen.
2016
März: Nationalrat behandelt
die Reform
Am 16. März wird der Nationalrat die Vorschläge der WAK-N behandeln. Wenn die
Änderungsvorschläge durchkommen,
geht das Geschäft zurück in den Ständerat zur Differenzbereinigung.
tageswoche.ch/+ 79fbs
×
Unternehmenssteuerreform III
12
Regierungsrätin Eva Herzog kämpft an vorderster Front für die
Reform. Im Interview sagt sie, wie weit sie dafür gehen würde.
«Ein Scheitern
der Reform wäre übel»
von Jeremias Schulthess
E
va Herzog ist im Dilemma: Die
linke Finanzdirektorin vertritt
eine Reform, die Bürgerliche ver­
mehrt für ihre liberale Agenda
nutzen. Denn Herzog hat die Unterneh­
menssteuerreform III (USR III) massge­
bend mitgeprägt. Jetzt ist der Nationalrat
daran, Steuerentlastungen in das Paket ein­
zubauen, die zu massiven Ausfällen bei
Bund und Kantonen führen würden.
Dennoch sei die Reform wichtig, sagt
Herzog, gerade für Basel-Stadt, wo viele
Steuererträge von internationalen Firmen
stammen, meist aus der Pharma-Branche.
Die Firmen, welche die Reform betrifft,
­machen mehr als ­50 Prozent der Gewinn­
steuererträge in Basel-Stadt aus.
«Wenn sich die Welt auf
ein neues Steuersystem
einigt, kann die Schweiz
nicht so tun, als ob sie
nicht dazugehört.»
Frau Herzog, durch die USR III sollen
der Schweiz bis zu zwei Milliarden
Franken Steuereinnahmen entgehen.
Ist das für Sie noch vertretbar?
Wenn wir nur einen Teil des Pakets um­
setzen würden, nämlich die Statusgesell­
schaften abschaffen, dann müssten diese
ordentlich besteuert werden. Das würde für
die betroffenen Unternehmen eine massiv
höhere Steuerrechnung bedeuten – Sie
können sich vorstellen, was dann passiert.
Die Unternehmen würden ihren
Standort ins Ausland oder in andere
Kantone verlegen.
Jedenfalls können wir das nicht riskie­
ren. Also, was tun? Es gibt zwei Möglich­
keiten. Entweder wir führen neue privile­
gierte Besteuerungen ein, zum Beispiel
eine Patentbox. Oder man senkt die Steuer­
sätze. Ich meine, wenn wir die allgemeinen
Steuersätze senken, führt das zu Einnahme­
ausfällen. Denn dann bezahlen alle weniger
Steuern, auch das KMU von nebenan. Ich
finde, es sollte eine Mischung sein. Einer­
seits Gewinnsteuersätze senken, anderer­
seits neue und international anerkannte
Privilegien einführen, die den Forschungs­
standort auf lange Frist attraktiv belassen.
Und das Austarieren muss so sein, dass die
öffentliche Hand ihre Aufgaben weiterhin
finanzieren kann.
Wie kommen denn die hohen Steuerausfälle zustande?
Die Mindereinnahmen kommen nicht
von jenen Unternehmen, die heute privile­
giert sind. Diese zahlen zum Teil sogar
­etwas mehr nach der Reform. Die Steuer­
ausfälle resultieren daraus, dass die Sätze
für alle gesenkt werden und beispielsweise
ordentlich besteuerte KMU plötzlich weni­
ger Steuern zahlen.
Nun hat die Wirtschafts- und Abgabekommission des Nationalrats weitere
Massnahmen in die Reform eingebaut,
die weitere Steuerausfälle bei Bund
und Kantonen verursachen würden.
Was sagen Sie dazu?
Akzeptabel finde ich es nicht, was die
Kommission beschlossen hat. Noch ist es
aber zu früh, das zu bewerten, noch ist das
Paket nicht definitiv. Die Kommission hat
die zinsbereinigte Gewinnsteuer in das
­Paket aufgenommen. Diese habe ich immer
bekämpft. Dafür ist andererseits auch eine
Entlastungsbegrenzung drin. Das war ein
Vorschlag der Kantone: Die Kumulation
von Steuervorteilen bei Unternehmen
­dürfen nicht zu einer zu tiefen oder gar zu
einer Null-Besteuerung führen. Diese
Mass­nahme ist immerhin drin, damit
konnten wir das Schlimmste verhindern.
Ist das Ihre rote Linie? Falls die Entlastungsbegrenzung rausfällt, würden Sie
auch ein Referendum gegen die
Reform befürworten?
Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht sagen, ob ich ein Referendum unter­
stützen würde oder nicht. Zuerst muss ich
das Gesamtpaket kennen. Die Parteien dro­
hen damit.
Zum Beispiel Ihre eigene Partei, die SP.
Richtig. Die Entlastungsbegrenzung
muss drin bleiben. Für mich ist das ein
­wesentlicher Punkt, der gegen ein Referen­
dum spricht. Eine gewisse Entschlackung
der Vorlage muss zudem noch stattfinden.
Der Ständerat hat sich bereits in einigen
Punkten annehmbarer zur Reform geäus­
sert. Nun hoffe ich noch auf die Differenz­
bereinigung zwischen Nationalrat und
Ständerat.
Was passiert, wenn das Referendum
kommt und die Reform an der Urne
scheitert?
Das wäre übel. Die Statusgesellschaften
werden ohnehin abgeschafft, da die OECD,
also die Gemeinschaft der Industriestaaten,
diese Privilegien nicht mehr toleriert. Für
die Abschaffung braucht es uns eigentlich
gar nicht.
TagesWoche10/16
13
Eva Herzog will nicht riskieren, dass Pharmafirmen abwandern – etwa ins steuergünstige Luxemburg.
Inwiefern kann die OECD diese Privilegien im Schweizer Steuersystem
abschaffen?
Die Unternehmen werden diesen Status
nicht mehr wollen, wenn sie im internationalen Umfeld Nachteile daraus ziehen. Im
Ausland würden sie dann einfach höher
­besteuert, da die OECD-Länder das Steuerprivileg nicht mehr akzeptieren. Der internationale Druck könnte so weit zunehmen,
dass sie den Status von sich aus aufgeben.
Anders gesagt: Wenn sich die Welt auf
ein neues Steuersystem einigt, kann die
Schweiz nicht so tun, als ob sie nicht dazugehört.
« Was klar ist: Wenn wir
nichts tun, dann verlieren
wir ­sowieso.»
Was würde das für Basel bedeuten?
Wenn die Steuerstatus wegfallen, müssten wir die heute privilegierten Unternehmen ordentlich besteuern. Zunächst würden sie eine befristete Übergangslösung,
einen sogenannten Step-up, erhalten. Das
heisst, sie zahlen uns eine Zeit lang immer
noch gleich viel Steuern. Jedoch: Als Nebenwirkung, die noch wenig beachtet wird,
müssten wir in den Nationalen Finanzausgleich als Kanton viel mehr einzahlen als
TagesWoche10/16
heute. Ergo würden sich die Belastungen
erhöhen, nicht aber die Steuereinnahmen.
Kurz: Für uns wäre es finanziell gesehen
sehr schlimm, wenn die Reform scheitert.
Man müsste sofort eine neue Vorlage auf
Bundesebene durchführen, das ­allerdings
würde einen Moment dauern.
Wie kann man verhindern, dass die
Reform scheitert?
Im Moment will jeder dem anderen den
Schwarzen Peter zuspielen. Die Bürgerlichen sagen, die Linke sei schuld, wenn sie
das Referendum ergreift. Gleichzeitig überladen sie die Reform mit unnötigen Massnahmen – wie zum Beispiel die Tonnage
Tax, die nun völlig am Ziel vorbei schiesst.
Zudem will die Kommission die Forschung
im Ausland subventionieren, hat die zinsbereinigte Gewinnsteuer wiederaufgenommen, auch soll die Emissionsabgabe in
­einer Parallelvorlage abgeschafft werden,
und das Paket enthält kein einziges Element der Gegenfinanzierung. Damit provozieren die Bürgerlichen ein Referendum
der Linken. Es wäre so einfach gewesen, ein
sachlich gutes Paket durchzubringen. Und
nun dieser Übermut der bürgerlichen
Mehrheit in der Wirtschaftskommission.
Wie hoch werden die Steuerausfälle in
Basel-Stadt sein, wenn die Reform
eingeführt ist?
Eine genaue Angabe ist nicht möglich,
da das Paket noch gar nicht feststeht. Wir
foto: istock/nils fisch
rechnen mit Steuerausfällen. Diese hängen
jedoch stark davon ab, wie viel Kompensationszahlungen wir vom Bund erhalten.
Was können Sie denn zum jetzigen
Zeitpunkt sagen?
Wir erstellen statische Berechnungen,
führen Simulationen durch. Zum Beispiel
wie hoch die Steuereinnahmen sind, wenn
wir die Steuersätze um so und so viel senken. Diese Simulationen machen aber erst
dann wirklich Sinn, wenn wir alle Elemente
der Vorlage kennen. Im Falle der internationalen Firmen sind die dynamischen
­Effekte enorm. Diese Firmen können ihre
Investitionsentscheide so fällen, dass einmal Basel begünstigt ist, dann wieder Boston oder Schanghai oder auch Zug. In diesem Feld bewegen wir uns. Stellen wir die
Weichen richtig, gewinnen wir als Kanton
und als Standort viel. Stellen wir sie falsch,
dann geht es in die umgekehrte Richtung,
in ein Negativszenario. Was jedoch klar ist:
Wenn wir nichts tun, dann verlieren wir
­sowieso.
Was ist also zu tun?
Unsere Zielvorgabe lautet deshalb, die
­Unsicherheit nehmen und die Steuerbelastung der grossen Firmen, die unsere Region prägen, etwa gleich belassen. Vielleicht
zahlen sie nach der Reform sogar etwas
mehr – wesentlich ist, dass sie und ihre
Arbeitsplätze hier bleiben.
tageswoche.ch/+ ab5su
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14
Wahlen BS 2016
Beim Grünen Bündnis kommt es im Basler Parlament vor den
Gesamterneuerungswahlen zur grossen Rochade. Beinahe die
halbe Fraktion wird ausgewechselt.
Alles neu beim Grünen
Bündnis im Grossen Rat
von Yen Duong
S
esselrücken beim Grünen Bündnis:
Vor den Gesamterneuerungswahlen im Herbst kommt es in der
13-köpfigen Grossratsfraktion zu
markanten Veränderungen. Denn gemäss
Kantonsverfassung gilt für den Grossen
Rat eine Amtszeitbeschränkung von vier
Legislaturen, wobei eine angebrochene Legislatur als ganze gezählt wird. Politiker,
die das Maximum erreicht haben, müssen
anschliessend vier Jahre aussetzen. Wer
also vor Februar 2005 dazukam, ist dieses
Jahr nicht mehr wählbar.
Besonders heftig trifft es die BastA!. Für
sie kommt diese Regelung einem Aus im
Grossen Rat gleich: Bei den Wahlen am ­
23. Oktober dürfen gleich vier von total fünf
Grossratsmitgliedern nicht mehr für das
­Basler Parlament kandidieren. Über die
Klinge springen müssen Brigitta Gerber,
Patrizia Bernasconi, Heidi Mück und Urs
Müller. Einzig Nationalrätin Sibel Arslan
dürfte nochmals kandidieren – sie will aber
nicht. Somit springen bei der BastA! alle
Aushängeschilder über Bord.
Bei den Grünen darf Eveline Rommerskirchen wegen der Amtszeitbeschränkung
nicht mehr antreten, zudem tritt Mirjam
Ballmer aus persönlichen Gründen zurück.
«Es verlassen insgesamt sieben Personen
den Grossen Rat, die sehr viel für Rot-Grün
geleistet haben», sagte Tonja Zürcher,
­ o-Präsidentin der BastA!, am Dienstag vor
C
den Medien.
Die kommenden Grossratswahlen werden für die BastA! kein Spaziergang. Das
weiss auch Co-Präsidentin Heidi Mück:
Seit über einem Jahr beschäftige man sich
mit der Frage, wie es mit der Partei im Grossen Rat weitergehen soll, sagte sie.
Zwei Frauen, vier Männer
Die Strategie: Bis auf Brigitta Gerber
werden sämtliche BastA!-Parlamentarier
vor­zeitig aus dem Grossen Rat zurücktreten und für Nachrückende Platz machen.
Dies, damit die Neuen im Herbst mit dem
Label «bisher» antreten können, was die
Nachrücker: Beat Leuthardt, Raphael Fuhrer, Tonja Zürcher, Harald Friedl, Beatrice Messerli und Daniel Spirgi (v.l.)
foto: Yen Duong
TagesWoche10/16
Wahlchancen erhöht. Bei den Grünen tritt
Eveline Rommerskirchen Ende Mai zurück, Mirjam Ballmer Ende März.
Und so sehen die Wechsel im Detail aus:
– Für Sibel Arslan rückt im März Beatrice
Messerli (1952) nach. Sie ist Erziehungs rätin und Gewerkschaftlerin. Ihre
Schwerpunkte sieht sie in Bildung,
Gleichstellung und Gewerkschaft.
– Auf Urs Müller folgt Beat Leuthardt
(1956) im April. Er ist Co-Geschäftsleiter
des Mieterinnen- und Mieterverbandes
Basel-Stadt und erst seit einem halben
Jahr Mitglied der BastA!, sieht sich je doch nicht als «Parteisoldat». «Ich trete
in grosse Fussstapfen und bin unbere chenbar beim Politisieren», sagt er.
– Für Mirjam Ballmer rückt im April
Tonja Zürcher (1983) nach. Sie ist Ge schäftsleiterin des WWF Aargau und
Co-Präsidentin der BastA!. Ihre Schwer punkte: Umwelt, Verkehr, Stadtentwick lung und Wohnungsnot. Sie kandidierte
vor vier Jahren auf der Liste des Jungen
Grünen Bündnisses.
– Auf Patrizia Bernasconi folgt Daniel
Spirgi (1962) Anfang Juni. Er ist Experte
in Gesundheitsfragen und arbeitete un ter anderem für die Caritas und Ärzte
ohne Grenzen. Seine Schwerpunkte:
Gesundheit, Migration, Soziales.
– Heidi Mück macht Anfang Juni Platz für
Harald Friedl (1972), der Vizepräsident
der Grünen Basel-Stadt und Leiter der
Fachstelle ABC-Vorsorge Basel-Stadt ist.
Seine Schwerpunkte: Umwelt, Gewerk schaft, Soziales.
– Auf Eveline Rommerskirchen folgt
Anfang Juni Raphael Fuhrer (1986),
Doktorand und wissenschaftlicher Mit arbeiter an der Professur für Verkehrs planung der ETH Zürich. Seine The
men: Umwelt, Verkehr, Sozialpolitik.
Er kandidierte vor vier Jahren auf der
Liste des Jungen Grünen Bündnisses.
BastA! zeigt sich optimistisch
«Wir haben grosse Wechsel vor uns. Ich
finde aber, dass uns die Nachfolgeregelung
gelungen ist», so Mück. Dass die Rücktritte
erst jetzt kurz vor Ende der Legislatur folgen, begründet die potenzielle Regierungsratskandidatin damit, dass die Klärung der
Nachfolgeregelung so lange gedauert habe.
Ob die Linksaussenpartei mit dieser
Strategie ihre fünf Sitze im Grossen Rat halten kann, ist fraglich, zumal die Nach­
rückenden nicht viel Zeit haben, sich im
Grossen Rat einen Namen zu machen – und
der Partei infolge des Verzichts von Sibel
Arslan Zugpferde fehlen.
Im schlimmsten Fall droht der BastA!
nach den Wahlen der Fall in die Bedeutungslosigkeit. Tonja Zürcher mag gar
nicht erst daran denken: «Wir werden eher
zulegen als verlieren. Der vergangene Abstimmungssonntag hat gezeigt, dass das
Potenzial von Rot-Grün in Basel noch nicht
ausgeschöpft ist.»
tageswoche.ch/+76b9q×
TagesWoche10/16
15
Wahlen BS 2016
Wer mit dem «bisher»-Label antritt, ist so
gut wie gewählt. Frühzeitige Rücktritte
zahlen sich für die Parteien deshalb aus.
Bisherige haben viel
grössere Wahlchancen
von Andrea Fopp
I
nsgesamt 7 ihrer 13 Vertreterinnen
und Vertreter im Grossen Rat wechseln die Grünen und Basta! im Grossen Rat aus (siehe Seite 14). Alles
Grossräte, die eigentlich bis Ende Legislatur gewählt wären und noch bis im Januar
2017 weiter politisieren dürften. Doch mit
Ausnahme von Brigitta Gerber tun alle von
ihnen das, was Politiker zumindest in solchen Fällen gerne tun: Sie treten zurück,
und zwar bereits jetzt.
Für sie dürfen weniger bekannte Politikerinnen und Politiker aus den eigenen
Reihen nachrücken. Der Vorteil davon ist
der: Die Nachrückenden erhalten an den
Wahlen im Herbst den Zusatz «bisher» auf
den Wahlzetteln.
Im Jahr 2012 schafften
78 von 85 Bisherigen die
Wiederwahl. Von den
Neulingen wurden nur
3 Prozent gewählt.
Dass diese Strategie durchaus Sinn
macht, zeigt eine Auswertung des Statistischen Amtes Basel-Stadt: Bisherige haben
viel grössere Chancen gewählt zu werden
als Neulinge.
Bei den Wahlen 2012 wählte die Basler
Stimmbevölkerung 100 Grossräte. Damals
traten 85 Bisherige zur Wiederwahl an, 78
davon wurden gewählt, erklärt Nathalie
Grillon vom Statistischen Amt.
Neulinge bleiben meist draussen
Neulinge haben dagegen viel geringere
Chancen, den Sprung in den Grossen Rat
zu schaffen. Im Jahr 2012 gelang nur drei
Prozent der Kandidaten ohne bisheriges
Mandat der Sprung ins Parlament.
Auch bei den Grossratswahlen im Jahr
2008 hatten Bisherige deutlich grössere
Chancen. Damals wurden über drei Viertel
der Bisherigen wiedergewählt. Von den
Neuen schafften es nur zwei Prozent.
Die Wahlen von 2008 und 2012 sind allerdings nicht direkt vergleichbar, da im
Jahr 2008 mehr Bisherige antraten. Der
Grund: Auf die 2009 beginnende Legislatur
hin wurde das Parlament von 130 auf 100
Sitze verkleinert und die Amtszeit von drei
auf vier Legislaturperioden erhöht.
Rücktritt lohnt sich
Dennoch zeigen die Zahlen klar: «Die
mit Abstand grössten Aussichten auf einen
Wahlerfolg haben Bisherige, die zur Wiederwahl antreten.» So steht es im Bericht
des Statistischen Amts.
Für Parteien lohnt es sich also, wenn
Grossräte am Ende ihrer Amtszeit vorzeitig
zurücktreten und Neulingen Platz machen,
die ohne Wahl nachrücken. Und das wird
auch fleissig gemacht. Von den 85 bisherigen Kandidaten war bei der Wahl 2012 ein
Viertel seit weniger als vier Jahren im Grossen Rat – und demnach bereits während
der Legislatur nachgerückt.
tageswoche.ch/+bevy1×
Süsse Versuchung: Frittiertes Hefegebäck tritt mit hübscher Fassade gegen den Trend zum Gesund-Food an.
Fast Food
Dunkin’ Donuts hat in Basel die erste Filiale in der Schweiz
eröffnet. KFC will bald nachstossen. Doch Branchenkenner
räumen amerikanischem Fast Food schlechte Chancen ein.
Rosa ist nur
der Zuckerguss
von Renato Beck
E
s ist das vielleicht bizarrste Kulturphänomen unserer Zeit: Lässt
sich irgendwo eine Weltmarke
nieder, schlägt eine irritierend
grosse Anzahl Menschen vor den Pforten
ihr Lager auf, um vor allen anderen im
­Laden zu stehen. In Basel geschah das
l­ etztmals, als der Apple Store an der Freien terkaffee angestossen haben: Zahlreiche
Strasse aufging. Und nun also auch, als Medien veröffentlichten Bilder der WarteDunkin’ Donuts die angekündigte Schweiz- schlange. Bessere Promo geht nicht. Dass
die Macher der frittierten Teigkringel die
Offensive in Basel einläutete.
Die drei Jungunternehmer hinter Dun- Leute mit einer Aktion geködert hatten –
kin’ Donuts Schweiz dürften abends eher die ersten Kunden erhielten eine Jahresmit Schampus als mit dem hauseigenen Fil- ra­tion Donuts kostenlos – ging dabei unter.
TagesWoche10/16
17
(auf mittlerweile 160) stabil. Burger King
Schweiz veröffentlicht keine Zahlen, dürfte
aber mit ähnlichen Problemen zu kämpfen
haben.
Leo Egloff hat die Systemgastronomie
der Verpflegungskette Marché aufgebaut
und war in der Konzernleitung von Möven­
pick. Heute berät er Gastrofirmen in der
Schweiz. Egloff sagt: «Dunkin’ Donuts wird
in Ruhe dahinsterben. Darauf hat in der
Schweiz keiner gewartet. Vielleicht finden
das die Jungen im ersten Moment originell,
doch gegen Kafi und Gipfeli haben Donuts
mittelfristig keine Chance.»
Food-Angebote stetig wachsen. Gesunde
und vollwertige Lebensmittel, bei denen
Herkunft und Herstellung nachvollzogen
werden können, sind auch im Fast-FoodBereich immer mehr gefragt.»
«Wer seinen Betrieb
professionell führt,
hat in Basel Chancen.»
Maurus Ebneter
Sprecher Basler Wirteverband
Wie verzweifelt ist McDonald’s?
Auch Kentucky Fried Chicken (KFC)
plant den Eintritt in den Schweizer Markt.
Man sei in verschiedenen Städten die Lage
am sondieren, teilten die US-Hähnchen­
panierer, die ihre Produkte gerne kübel­
weise an den Konsumenten bringen, un­
längst mit. Erst 2004 hatte sich KFC genau
wie Pizza Hut noch wegen Erfolglosigkeit
aus der Schweiz zurückgezogen.
Für bewährte ausländische Fast-FoodKetten sei es schwierig, im gesättigten
Schweizer Markt Fuss zu fassen: «Zahlrei­
che neue Konzepte, die den Bedürfnissen
der Gäste nach gesundem Essen Rechnung
tragen, bringen Bewegung in den FastFood-Markt und erhöhen den Konkurrenz­
druck.» Gemindert werden die Erfolgs­
aussichten durch einen grundsätzlich
rückläufigen Markt. Von Jahr zu Jahr
­würden die Schweizer weniger Geld für
auswärtiges Essen ausgeben.
Dieselbe Beobachtung hat auch Maurus
Ebneter gemacht, Sprecher des Basler
­Wirteverbands: «Die Besucherfrequenz an
gewöhnlichen Tagen ist stark gesunken.
Das ist nur an Toplagen anders, aber
Astrid Haida, Sprecherin Gastrosuisse
dort sind die Mietpreise kaum bezahlbar.»
Den neuen Fast-Food-Importen räumt
Egloff glaubt auch jetzt nicht an einen er gleichwohl Chancen ein. «Wer seinen
Erfolg von KFC: «Die Leute, die das planen, Betrieb professionell führt und mit einem
kennen offenbar den Schweizer Markt klaren Konzept operiert, hat in Basel
nicht. Die Konsumenten hier wollen Quali­ durchaus Chancen.»
tät, sie wollen frische, eigene Produkte und tageswoche.ch/+f1tpw×
nichts, das vom Band kommt.»
Erkannt hat das Vorreiter McDonald’s,
der in der Schweiz seit einigen Jahren auf
Racletteburger, Buletten im Bürli und
­ähnlich eidgenössisch angehauchte neue
Produkte setzt. Ob damit der Niedergang
gestoppt werden kann, bleibt fraglich.
­Egloff meint: «Das ist eine Verzweiflungstat.
Damit werden die Prinzipien der System­
gastronomie – überall dasselbe in der der­ ANZEIGE
selben Qualität – gebrochen.»
Dazu kommt, dass im Fast-Food-Seg­
ment neue Anbieter Raum gewinnen, die
mit Eigenkreationen und ohne vorbelas­
tetes Image einer US-Billigmarke authen­
Fr 04.03. / Sa 05.03. je 20:00
tischer auftreten können. Hier sieht Egloff
Schwerpunkt Musiktheaterformen
Chancen für neue Restaurants: «Wer krea­
«Moby_D. Eine Männermelancholie»
tiv ist und eine hohe Qualität garantieren
Wolfgang Heiniger
kann, wer vom Kaufmännischen eine
­Ahnung hat, aber auch von der Gastro­
So 06.03. / Mo 07.03. je 20:00
nomie, dem stehen in der Schweiz die
«Ville étrange» – Ensemble Phœnix Basel
­Türen offen. Es gibt einige Schweizer, die
Mi 09.03. 20:00
machen das sackstark.»
Der Start ist Dunkin’ Donuts geglückt,
doch leuchtend rosa sind nur die zucker­
überzogenen Backwaren, die Zukunft ist
es eher nicht. Bis 2022 will die US-Kette
30 Filialen in der ganzen Schweiz eröffnen.
Spruchreif sind erst mal drei, und die Geld­
geber dürften genau hinschauen, wie sich
diese entwickeln, bevor sie weitere Millio­
nen in die Hand nehmen.
«Donuts haben gegen
Kafi und Gipfeli keine
Chance.»
Leo Egloff, Gastroberater
1990 standen noch Tausende Menschen
im ersten McDonald’s hinter dem frisch
­gelüfteten Eisernen Vorhang in Moskau
an, um in die grosse Freiheit zu beissen.
Heute versprechen die einstigen Kultur­
exportschlager aus den USA vor allem
­einen erhöhten Cholesterinspiegel, Karies
Auch Fast Food soll heute gesund sein
und ein steigendes Diabetesrisiko.
In den USA kämpfen fast alle Fast-FoodÄhnlich beurteilt das der Branchenver­
Klassiker, von McDonald’s über Dunkin’ band Gastrosuisse. Zwar essen immer
Donuts bis zu Kentucky Fried Chicken, mit mehr Schweizer in Schnellrestaurants –
sinkenden Marktanteilen. In der Schweiz der Anteil stieg von 16,6 Prozent 2012 auf
ist das nicht anders. Die Besucherzahlen 17,9 Prozent 2014 –, profitieren würden aber
des Branchenführers McDonald’s waren eher nicht die globalen Multis, sagt Gastro­
2014 rückläufig, der Umsatz blieb nur dank suisse-Sprecherin Astrid Haida: «Tatsache
einem weiteren Ausbau des Filialnetzes ist, dass die Ansprüche der Gäste an FastTagesWoche10/16
«MAGMAHolliger» – Swiss Chamber Concerts
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T 061 683 13 13
«Die Ansprüche der Gäste
an Fast-Food-Angebote
wachsen stetig.»
18
Mustermesse
Die Muba wird 100. Die Massen
zieht sie nicht mehr an. Trotzdem soll
die Traditionsmesse weiterleben.
Ein Bundesrat
kommt
jedes Jahr
Einst ein Publikumsmagnet: Muba 1957.
foto: Staatsarchiv Basel/Privatarchiv MCH Group
von Dominique Spirgi
E
s ist eine spezielle Geschichte:
Mitten im Ersten Weltkrieg initiierte der damalige Direktor der
Allgemeinen Gewerbeschule,
der belgische Künstler Jules de Praetere,
die Gründung einer Warenmesse für
die kriegsgeplagte Schweizer Wirtschaft.
1917 schlug damit die Geburtsstunde der
Schweizer Mustermesse, die in diesem Jahr
ihre 100. Ausgabe feiern kann.
100 Jahre sind ein stolzes Jubiläum, das
die Messe-Verantwortlichen auch standesgemäss begehen möchten. Sie werden dies
an der Muba selber tun, deren Eröffnung
dieses Jahr auf den 15. April fallen wird.
Und sie taten dies bereits jetzt mit der Vernissage zum schön aufgemachten und anregend zu lesenden Jubiläumsbuch mit
dem Titel «Im Takt der Zeit» und zu einer
Plakatausstellung in der Innenstadt. Die
Messe-Verantwortlichen, das sind an
vorderster Front die MCH Group, aber
auch der Kanton Basel-Stadt, der vor hundert Jahren massgebliche Geburtshilfe
geleistet hat.
100 Jahre sind auch ein beachtliches
­Alter, das man dem eigentlichen Geburtstagskind Muba ansieht, während die Unter-
19
nehmensgruppe, die daraus entstanden ist,
blendend aufgestellt ist. Seit Jahren schon
ist der ideelle Status der «Mutter aller Messen» um einiges höher als ihre wirtschaftliche Bedeutung.
«Eine Konsumgütermesse wie die Muba
hat heute längst nicht mehr die Bedeutung,
die sie einst hatte», sagt Ueli Vischer, langjähriger Verwaltungsratspräsident der
MCH Group AG. «Die Güter, für die man
früher an die Muba pilgerte, sind heute im
Internet oder in gängigen Einkaufszentren
günstiger und einfacher zu bekommen.»
Messe-CEO René Kamm bezeichnet die
Muba im Jubiläumsbuch als «Anachronismus». «Mit Messeveranstaltungen, die
exakt auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sind, erreichen wir unsere Kundschaft viel besser», ergänzt er gegenüber
der TagesWoche.
Die lukrativen Bereiche ausgelagert
Musterbeispiel für eine auf eine spezifische Zielgruppe zugeschnittene Veranstaltung ist die Weltmesse Baselworld. Als
Schweizer Uhrenmesse und später Europäische Uhren- und Schmuckmesse war
sie lange integrierter Teil der Muba und
später eine parallel dazu geführte Messe.
Heute ist sie das klar von der Muba abge-
trennte Flagschiff der MCH Group, dem
sich alle anderen Veranstaltungen quasi
unterzuordnen haben.
Neben der Uhren- und Schmuckmesse
verlor die Muba mit der Zeit auch weitere
Fachbereiche – etwa die Swissbau und die
Internationale Fachmesse für die Holzbearbeitung «Holz».
Institution, die wir uns auch aus Imagegründen leisten können und wollen», gibt
Kamm im Jubiläumsbuch zu Protokoll.
Auf Anfrage der TagesWoche sagt der
Messe-CEO, dass doch noch mehr als nur
Nostalgie hinter der Weiterführung der
Mustermesse steckt. «Es kommen weit über
100 000 Besucherinnen und Besucher, solange dies anhält, wird es die Muba auch
Die Muba heute
weiterhin geben», erklärt Kamm. Ob die
Die Muttermesse ist von ihren Kindern Muba dereinst auch ihren 125. Geburtstag
übertrumpft worden und in der Hierarchie wird feiern können, wollte Kamm aber
der Messeveranstaltungen weit nach unten nicht sagen.
gerutscht. Was sich alleine schon daran
«Noch immer erscheint jedes Jahr ein
zeigt, dass sie im Kalender regelmässig hin- Bundesrat zu Eröffnung», ergänzt Verwalund hergeschoben wird.
tungsratspräsident Vischer. Und fügt pragDer grosse Publikumsmagnet ist die matisch hinzu, dass die MCH Group unter
«anachronistische» Mustermesse also dem kommerziellen Aspekt in einer Woche,
längst nicht mehr. Ihre erste Ausgabe, die in der sonst nichts los ist, eine Messehalle
im Stadtcasino und einer Halle des Badi- füllen könne.
schen Bahnhofs stattfand, vermochte noch
Nur noch die Rundhofhalle
300 000 Besucherinnen und Besucher anzulocken. 2015 waren es noch rund 132 000,
Es handelt sich dabei um die Rundhofüber 30 000 Besucherinnen und Besucher halle oder Halle 2, welche die Muba, die
sich einst über das gesamte Messeareal
weniger als im Jahr zuvor.
Die Verantwortlichen wollen die gute ­erstreckte, heute noch belegt. Und den
alte Mustermesse aber trotzdem nicht ab- Messeplatz, wie Muba-Kommunikationsschreiben. Noch nicht zumindest. «Rein leiter Simon Dürrenberger ergänzt. Es ­
­finanziell rechnet sich die Muba kaum wird die letzte Messe sein, die Dürrenbermehr. Aber die Muba ist eine Tradition und ger begleiten wird. Im Oktober 2015 teilte
die MCH Group mit, dass sich Dürren­
berger und die Messeleiterin Kay Schmid,
die nur gerade zwei Jahre im Amt war,
­verabschieden.
Wer Schmids Nachfolge übernehmen
wird, wollte Dürrenberger noch nicht
­sagen. «Die Nachfolge für die Leitung der
Muba konnte verpflichtet werden und startet am 1. April. Auf Wunsch des aktuellen
Arbeitgebers, der den personellen Abgang
erst im Laufe des Monats März kommunizieren wird, können wir die Neubesetzung
noch nicht bekannt geben», sagt er.
Organisiert wurde die Jubiläumsaus­
gabe von einem achtköpfigen Team unter
Claudia Guyaz, der Leiterin der Fach- und
Publikumsmessen am Standort Basel. Ein
leichtes Spiel war dies offensichtlich nicht.
«Man spürt in der Akquisition für die Muba
2016, dass die Firmen verschiedener Branchen unter Druck sind und Marketing­
ausgaben sehr genau abgewogen und überdacht werden», so Dürrenberger. «Unser
Team ist jedoch mit Hochdruck und guten
Argumenten daran, die wenigen noch verfügbaren Flächen zu verkaufen.»
tageswoche.ch/+ cfyh6 ×
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20
Religion
Die Basler Landeskirchen erleben einen Exodus von
biblischem Ausmass. Es laufen ihnen die Schäfchen in
Scharen davon.
Das Schweizer Mekka
der Konfessionslosen
von Dominique Spirgi
D
ie traditionellen Landeskirchen
verlieren Mitglieder. Das ist
von Basel bis Chiasso und von
St. Gallen bis Genf der Fall.
Aber in keinem Kanton ist der Anteil an
Konfessionslosen so gross wie im Kanton
Basel-Stadt. Weil hier ein ländliches Umfeld fehlt, verwundert das nicht weiter.
Doch auch im Städtevergleich nimmt Basel
eine einsame Spitzenposition ein.
Laut einer Erhebung des Bundesamts
für Statistik für das Jahr 2014 zählen 45 Prozent der Baslerinnen und Basler über dem
15. Altersjahr zu den Konfessionslosen. In
absoluten Zahlen: 65 622 Menschen. Mit
38,6 und 32 Prozent weisen die Städte Genf
und Zürich weniger Konfessionslose aus.
Und noch tiefer liegen diese Zahlen in der
Stadt Bern (26 Prozent) sowie in Luzern
und Winterthur mit jeweils 23 Prozent.
Die beiden Landeskirchen verlieren in
Basel Jahr für Jahr zahlreiche Mitglieder.
Die Evangelisch-reformierte Kirche verlor
innert zehn Jahren über 8000 Schäfchen:
So sank ihr Mitgliederbestand zwischen
2005 und 2015 von 36 872 auf 28 581 Gläubige. Bei der Römisch-katholischen Kirche
siehts kaum besser aus, wo der Bestand im
selben Zeitraum von 32 715 auf 27 481 sank.
Bei der Römisch-katholischen Kirche
sind die Steuern nach Auskunft des Informationsbeauftragten Matthias Schmitz im
schweizerischen Vergleich niedrig. Trotzdem hat auch die Römisch-katholische Kirche viele Austritte zu verzeichnen. «Ein
Grund dafür könnte sein, dass die Kirchensteuern in Basel deutlicher ins Auge fallen
als anderswo in der Schweiz», sagt Schmitz.
«Basel-Stadt ist nämlich einer der wenigen
Schweizer Kantone, in dem die Kirchensteuer durch die Kirchen selber und nicht
im Rahmen der normalen Steuerrechnung
von den kantonalen oder kommunalen
Behörden erhoben werden.»
Konfessionslos ist nicht gottlos
Auch Thiriet glaubt, dass der Kirchenaustritt in Basel dadurch rein äusserlich
leichter fällt als in anderen Kantonen: Weil
hier die öffentlich-rechtliche Kirche seit
der Trennung von Kirche und Staat von 1911
nur noch mit separater Rechnung Steuern
einziehen dürfe, könne sich heute jeder
und jede überlegen, «ob er mit diesem Betrag nicht doch lieber 14 Tage Badeferien in
Teneriffa machen will», sagt er.
Der hohe Anteil an Konfessionslosen
bedeutet aber nicht, dass diese Menschen
nicht an Gott glauben oder gar keine reliAbschreckende Rechnung
giöse Orientierungen hätten. Das nationaRoger Thiriet, Informationsbeauftrag- le Forschungsprogramm «Religiöse Geter der Evangelisch-reformierten Kirche meinschaften, Staat und Gesellschaft» kam
Basel-Stadt, führt den hohen Anteil an Kon- 2011 zum Schluss, dass es in der Schweiz
fessionslosen vor allem darauf zurück, dass nicht viele sogenannte säkulare Personen
Basel-Stadt ein Stadtkanton ist: «Wenn gibt, also Menschen, die mit Religion überStädte ein ländliches Hinterland haben, in haupt nichts am Hut haben.
dem die Kirchenzugehörigkeit noch stärDafür aber sei der Anteil der Menschen
ker verankert ist, senkt das im kantonalen am Anwachsen, die ein distanziertes VerSchnitt die Zahl der Konfessionslosen.»
hältnis zur Religion haben. «Ob katholisch,
Fehlendes Umland sorgt laut Thiriet reformiert oder konfessionslos: Für diese
auch für wirtschaftliche Problemlagen: Distanzierten, wie sie die Forschenden
«Die reformierte Kirche Basel-Stadt muss nennen, ist die Religion zwar meist ein Teil
höhere Kirchensteuern einfordern als die des Lebens, spielt aber keine wichtige RolKirche in einem landgestützten Kanton, le», heisst es im Themenheft zur «Religiowas dann auch vermehrt zu Austritten sität der Christen in der Schweiz».
führt», sagt er.
tageswoche.ch/+ll5fz×
21
Flüchtlinge
Der Staat greift durch: In der Matthäuskirche wurden am Donnerstagmorgen
acht Asylsuchende festgenommen.
Polizei beendet
Besetzung
von Michel Schultheiss und Jeremias
Schulthess
D
ie Polizei nahm am Donnerstagmorgen acht Asylsuchende fest,
die sich in der Matthäuskirche
aufhielten. Die Gruppe «Wir
bleiben», bestehend aus Aktivisten und
Asylsuchenden, hatte sich vor vier Wochen
in der Kirche niedergelassen. Die Polizeiaktion kommt einer Räumung gleich.
Um etwa 8.30 Uhr seien mindestes
16 Polizisten in die Kirche eingedrungen
und hätten acht Asylsuchende festgenommen, schreiben die Aktivisten in einer
Medienmitteilung. «Den anwesenden Unterstützenden verweigerten die Beamten
jegliche Informationen.»
Das Justizdepartement schreibt, die
Kontrollen seien «ruhig und ohne Zwischenfälle» verlaufen. Sechs Personen seien Asylsuchende gewesen, die nach dem
Dublin-out-Verfahren behandelt werden.
Das bedeutet, dass diese Personen ausgeschafft werden, da sie in einem anderen
Dublin-Staat bereits registriert wurden und
ihren Asylantrag dort stellen müssen.
Die beiden weiteren Festgenommenen
hatten keine gültigen Identitätspapiere bei
sich. Das Migrationsamt nehme in diesen
Fällen weitere Abklärungen vor. Drei
Schweizerinnen und Schweizer, die ebenfalls kontrolliert wurden, «droht eine Verzeigung wegen Diensterschwerung», teilt
das Justizdepartement mit.
Breite Bewegung ausgelöst
Matthäuskirche: Die einen laufen den
Kirchen davon, die anderen werden im
foto: keystone
Gotteshaus verhaftet.
Nach den Festnahmen beriefen die Aktivisten von «Wir bleiben» eine Medienkonferenz ein. Dort zeigten sich die Unterstützer enttäuscht über den Kirchenrat. Dieser
habe «den Ball an die Behörden weitergespielt». Es sei ihnen jedoch klar, dass der
Kirchenrat mit seiner Unterstützung nicht
viel hätte bewirken können. Eine der Aktivistinnen betonte, es gehe nicht darum,
eine Auseinandersetzung mit der Kirche zu
suchen: «Der Konflikt besteht nicht so, wie
dies in den Medien dargestellt wird.» Zudem habe es im Unterstützerkreis einige
Leute mit kirchlichem Hintergrund.
Christoph Albrecht, Leiter der katholischen Universitätsgemeinde, der als Sympathisant vor Ort war, sagt: «Obschon es
kein Kirchenasyl mehr gibt, sollte es doch
auf symbolischer Ebene respektiert werden.» Das Kirchenasyl sei ein ungeschriebenes Gesetz.
Die Aktivisten sagen: «Wir wollen weiterhin auf solidarische Alternativen aufmerksam machen.» Die Besetzung habe
eine «breite Bewegung» ausgelöst. Über
100 Sympathisanten seien beteiligt gewesen. Ein engerer Kreis von etwa 50 Menschen sei regelmässig vor Ort gewesen, beispielsweise, um Essen zu bringen.
Ob die Unterstützer auch nach dem
­Polizeieinsatz in der Kirche bleiben werden,
lassen sie noch offen. Sie lassen aber durchblicken, dass dies keinen Sinn mehr
­machen würde.
tageswoche.ch/+wjnoy×
Nachtleben
Hipster statt
Huren
von Yen Duong
D
as Basler Rotlichtmilieu ist im Wandel: Nach der Etablierung der Hipsterbar «Renée» im Klingental 18
zieht es nun auch die Macher des «Grenzwerts» ins Milieu-Areal. Sie werden im
Sommer an der Ochsengasse 17 eine weitere ­Location eröffnen. Das bestätigt Cécile
Grieder, Betreiberin des «Grenzwerts».
Geplant sind eine Bar und ein Restaurant mit 40 bis 50 Plätzen. «Der Name des
Lokals und die Details stehen noch nicht
fest. Wir arbeiten derzeit noch am Konzept», so Grieder. Die Eröffnung sei jedoch
auf Anfang Juni geplant.
In der Liegenschaft an der Ochsengasse 17 war bis vor Kurzem die Kontaktbar
«Venezia» beheimatet. Darüber befindet
sich ein Bordell, allerdings nicht mehr lange: Der Liegenschaftsbesitzer plant eine
Umnutzung und will aus dem Bordell möblierten Wohnraum machen. Mit der Renovation soll Anfang 2017 begonnen werden.
Geplant war die Expansion laut Grieder
nicht. «Wir haben nicht aktiv nach einer
weiteren Location gesucht, vielmehr hat es
sich einfach so ergeben.» Der Besitzer der
Liegenschaft an der Ochengasse sei auf sie
zugekommen. «Wir mussten schon dreimal
überlegen, ob wir wirklich etwas im Milieu
eröffnen wollen. Die Vorteile überwiegen
aber – und eine Vergrösserung kann nicht
schaden.» Sie freue sich, ein neues Projekt
aufgleisen zu können, sagt Grieder, die erst
letzten Sommer das «Grenzwert» an der
Rheingasse 17 neu eröffnet hat.
Ein zweites «Grenzwert» soll es aber
nicht geben. «Es wird etwas komplett Neues, auch wenn man sicher unseren Stil
erkennen wird», sagt Grieder. So werde es
«garantiert» keine weissen Wände geben.
Mit der geplanten Umnutzung der Liegenschaft an der Ochsengasse 17 verlieren
die Sexarbeiterinnen innert kurzer Zeit im
Milieu eine weitere Bleibe. Derzeit wird das
Gebäude im Klingental 18 in eine «normale
Nutzung überführt», nachdem sich Anwohner immer mehr an den Prostituierten gestört hatten. Die acht Wohnungen im oberen Geschoss werden renoviert und zu
Wohnraum umgenutzt.
Prostitution wird verlagert
Da der Konkurrenzdruck gestiegen ist,
buhlen die Sexarbeiterinnen zunehmend
aggressiv um Kunden – teilweise auch ausserhalb der erlaubten Zone Ochsengasse,
­Webergasse und Teichgässlein. Beim Kanton ist man schon seit Längerem um eine
«wohnverträgliche Situation» im Milieu
bemüht.
Laut Viky Eberhard von Aliena, der Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe,
sind Umnutzungen unerfreulich für die Arbeiterinnen, da sie ihren Platz verlören. Die
Prostitution werde durch die Umnutzung
nicht abnehmen, sondern nur verlagert.
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Zahl der Woche
22
227
von TagesWoche
D
ie Basler Kantonalbank (BKB) hat
den Konzerngewinn im vergangenen Jahr deutlich um rund 13 Prozent auf 227,1 Millionen Franken gesteigert.
Ohne die einmaligen Kosten für die Einigung im Steuerstreit mit Deutschland wäre
das Ergebnis noch höher ausgefallen.
Denn diese Einigung belastet das Ergebnis mit knapp 39 Millionen Euro. Der
­Geschäftserfolg liegt mit 118,4 Millionen
Franken deshalb um 4 Prozent tiefer als im
Vorjahr. Ohne diesen Sondereffekt wäre
das operative Ergebnis mit 158,3 Millionen
Franken um rund 28 Prozent höher ausgefallen als 2014.
Vom guten Geschäftsergebnis profitieren auch die Kapitalgeber der BKB. Mit
­einer Ablieferung an den Kanton BaselStadt von 70 Millionen Franken leistet die
Bank einen um 9,4 Prozent höheren Beitrag
als im Vorjahr. Auch die Inhaber von BKBPartizipationsscheinen kommen bei einer
konstant hohen Dividende von 3,10 Franken in den Genuss einer attraktiven Dividendenrendite von 4,5 Prozent.
tageswoche.ch/+44pjp×
Gesehen von Tom Künzli
Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 41-Jährige wohnt in Bern.
TagesWoche10/16
Historisches Museum
Kutschen
müssen
WC weichen
von Karen N. Gerig
V
ier Jahre ist es her, da erreichte uns
die Nachricht, dass das Historische
Museum Basel (HMB) sein «Museum für Pferdestärken», das damals offiziell
und im heutigen Volksmund immer noch
Kutschenmuseum heisst, aus Kostengründen geschlossen werden müsse. Ein privater Verein namens Hü-Basel sprang damals
in die Bresche, damit die Kutschensammlung in der alten Scheune im Botanischen
Garten in Brüglingen bleiben konnte.
Und nun das: Die Christoph Merian Stiftung (CMS) meldet im Zuge der Umbaupläne in Brüglingen Eigenbedarf für die Ein gewichtiger Posten auf der Haben-Seite: Breel Embolo. Foto: keystone
Scheune an. 35 Jahre lang hatte die CMS
dem HMB das Ausstellungsgebäude für die FC Basel
Team im Achtelfinal. Und damit das VermöPräsentation der Sammlung unentgeltlich
gen entscheidend einbricht, müssten beispielsweise durch schwere Verletzungen
zur Verfügung gestellt. Per 31. Januar 2017
die Marktwerte der Spieler in den Keller
müssen die rund 50 ausgestellten Schlitten
fallen. Denn die Transferrechte machen
und Kutschen nun definitiv ihren Platz in
als stille Reserven den grössten Teil des
den Meriangärten räumen.
Vermögens aus.
Hü-Basel sucht neuen Standort
Um auf die Zahl von 81,9 Millionen zu
kommen, braucht Werthmüller den SportInfrastrukturanpassungen seien nötig,
sagt Toni Schürmann, Mediensprecher der
chef Georg Heitz, der die Spieler einschätzt.
CMS, da im Süden des Areals bestehende von Samuel Waldis
«Nicht zu konservativ», teilt Werthmüller
Gebäude nach den Umbauarbeiten nicht
den rund zwei Dutzend Presseleuten mit,
mehr zur Verfügung stünden. Im Klartext:
ie Bühne gehört an diesem Montag- «aber auch nicht zu euphorisch», präzisiert
In die Scheune kommen WCs und Duschen
nachmittag Stephan Werthmüller. Heitz von den hinteren Reihen des Medienfür die Angestellten der Meriangärten
Dem Mann, der mitverantwortlich zentrums.
­sowie Unterbringungsmöglichkeiten für dafür ist, dass andere eine Bühne auf dem
Embolo tiefer eingestuft
Rasen haben. Als Finanzchef bringt er OrdGerätschaften.
Ab Oktober 2016 werden deshalb die nung in die Geldflüsse der FC Basel 1893 AG
Die Transfersumme, die der Finanzchef
Fahrzeuge des Historischen Museums und präsentiert die Zahlen des Geschäfts­ für Breel Embolo eingesetzt hat, sei jedennicht mehr zugänglich sein. Rund 16 000 jahres 2015. «Mit einem Lachen, was nicht falls weniger hoch als die Spekulationen.
Besucher hatte das Museum zuletzt jähr- selbstverständlich ist», wie er sagt.
Sprich: tiefer als die Zahl von 30 Millionen,
Selbstverständlich vielleicht nicht, aber die für den 19-jährigen Nationalspieler
lich gezählt. Die Objekte werden den notwendigen konservatorischen Massnah- dass die Zahlen auch heuer beeindrucken, ­herumgereicht wird.
men unterzogen und ins Museumsdepot überrascht kaum. Werthmüller kann nach
Trotzdem ist Embolo der gewichtigste
den 105 Millionen aus dem Jahr 2014 zwar Posten in den Transferrechten und damit
überführt, meldet das HMB.
Der Verein Hü-Basel, so das HMB weiter, keinen weiteren Rekordumsatz präsentie- mitverantwortlich dafür, dass der Kuchen
mache sich auf privater Basis für einen neu- ren: 13 Millionen weniger, also 92 Millionen einmal mehr grösser geworden ist.
en Standort zur Präsentation und Belebung Franken, hat der FCB im vergangenen Jahr
Schon 2011 sorgte die eigene Jugend­
der Fahrzeuge stark. Das letzte Wort eingenommen. Doch die Zufriedenheit des abteilung für einen Ausschlag nach oben
scheint also noch nicht geschrieben und 59-Jährigen rührt ohnehin von einer ande- (42,7 Millionen), als Xherdan Shaqiri und
ren Grösse: Noch nie hatte der FCB so viel Granit Xhaka im Kader standen, bevor sie
gehört.
2012 in die Bundesliga wechselten. 2013
tageswoche.ch/+1g6bq× Vermögen wie 2015.
101,3 Millionen Franken stehen auf der ­erreichte der FCB mit 66,7 Millionen FranHaben-Seite. Sie setzen sich zusammen aus ken den nächsten Rekord. Vor allem dank
zwei realen Grössen – dem Eigenkapital ­Mohamed Salah, der 2014 für geschätzte
(10 Millionen) und den Rückstellungen 20 Millionen zum FC Chelsea transferiert
(9,4) – sowie dem geschätzten Umfang der wurde.
Transferrechte (81,9). Diese Grössen seien
Dass die Vermögenswerte nach einem
für ihn «extrem wichtig», sagt Werthmüller, Rekordjahr jeweils leicht sinken, ist für
«weil sie aufzeigen, welche Kraft wir haben, Werthmüller nicht entscheidend. Für ihn
ein schlechtes Jahr aufzufangen. Auch ist erfreulich, dass die Tendenz steigend
wenn 2016 alles schiefgehen sollte, wäre ist, und dafür gibt es einen Grund: «Wir
das für uns noch immer kein Drama.»
konnten uns immer international präsenEs wird kaum alles schiefgehen. Die tieren, deswegen ist der Wert der Spieler
Meisterschaft verläuft einseitig zugunsten gestiegen», erklärt er.
des FCB, in der Europa League steht das tageswoche.ch/+02ahh×
So wertvoll
war das Kader
noch nie
D
TagesWoche10/16
Bildstoff
360°
tageswoche.ch/360
Tokio
Wofür der Spinosaurus seinerzeit
jene Dornfortsätze
der Rückenwirbel
brauchte, weiss
man 65 Millionen
Jahre nach seinem
Aussterben noch
immer nicht genau.
Ist fürs Zusammensetzen aber auch
nicht so wichtig.
Hauptsache keine
Ikea-Anleitung.
Reuters/Yuya Shino
Genf
Darf der moderne
Mann einer Schönheit noch einen
Drink spendieren?
Unbedingt, glaubt
offenbar Ferrari,
und baut entsprechend weiterhin
auf grosszügige
Gentlemen. Und so
trinkt das jüngste
Modell auch noch
nach alter Schule:
15 Liter auf
100 Kilometer.
Reuters/
Denis Balibouse
Durban
Im Südosten von
Südafrika gabs mal
einen See. Bald
weiss das keiner
mehr. Der letzte
Zeuge ist vor nicht
allzu langer Zeit
verstorben.
Reuters/
Rogan Ward
Hollywood
Die Oscar-Trophäe
ist 34,29 cm gross,
wiegt 3,856 Kilo
und glänzt mit
ihrer 24-karätigen
dünnen Goldhaut
fast so sehr wie
der alte Rocky als
Nebendarsteller:
in «Creed» oder
auf dem roten
Teppich.
Reuters/
Lucas Jackson
Delhi
Die indische Metropole ist auch
Smoghauptstadt.
Im Januar brachte
sie es auf Werte,
die sogar die von
Peking übertrafen.
Und weil schlechte
Vorbilder rasch
Nachahmer
­finden, denkt sich
dieser Affe jetzt:
Wozu brauchen
wir schon Bäume?
Reuters/
Cathal McNaughton
TagesWoche10/16
Nach dem 28. Februar
Die ewigen Ausländer-Vorlagen lenken
von inneren Problemen ab, die uns mehr
beschäftigen sollten.
Rechte
­Störmanöver
26
von Georg Kreis
K
önnen wir nun mit dem Ausgang
der Abstimmung zur Durchsetzungsinitiative zufrieden sein?
Ja und nein. Das Ja braucht
­eigentlich keine längere Begründung. Positive Würdigung ist in inhaltlicher wie
­prozeduraler Hinsicht möglich.
Die positiven Inhalte hat Justizministerin Sommaruga am Sonntagabend auf den
Punkt gebracht: Verteidigung des Rechtsstaats, schützender Einbezug «unserer»
­Secondos und Secondas, Relativierung der
Reichweite von Volksvoten. Der «Souverän» darf nicht auch noch Parlament und
Gericht spielen.
Aus lokaler Sicht kann man mit Genugtuung feststellen, dass es der Zeitung, die
den Namen der Region Basel beansprucht,
einmal mehr nicht gelungen ist, mit einer
Kampagne die Haltung der Region zu bestimmen. Basel-Stadt stand mit 70,2 Prozent Nein-Stimmen – Somm hin oder her –
an der Spitze der Ablehnung.
Die Initiativen der SVP verschandeln nicht nur das Panorama, sondern auch die politische Landschaft der Schweiz.
foto: keystone
27
Beim Prozeduralen ist zu würdigen,
dass sich die Zivilgesellschaft und vor
­allem jüngere Mitbürgerinnen und Mitbür­
ger – endlich – gegen die rechtsnationalen
Zumutungen zur Wehr gesetzt und dass
wichtige Exponenten der Wirtschaft –
ebenfalls endlich – gemerkt haben, dass
Verteidigung der Individualrechte auch
von wirtschaftlichem Interesse ist.
Höchst erfreulich ist die Erfahrung,
dass die traditionelle und zugleich fort­
schrittliche Schweiz siegen und dass
der r­ evolutionäre Rechtspopulismus in
Schach gehalten werden kann; dass nun
der Bann gebrochen ist und die rechtschaf­
fene Schweiz nicht mehr wie ein gelähmtes
Kaninchen vor der SVP-Schlange kauert.
Die sogenannte Volkspartei hat kein Abo
auf den sogenannten Volkswillen.
Der Bezeichnung «revolutionärer
Rechtspopulismus» ist noch beizufügen:
Ein SRF-Kommentator hat den 28. Februar
als Sieg der liberalen Kräfte über die
­konservativen Kräfte gedeutet. «Liberal»
mag stimmen, aber «konservativ» ist ein­
deutig falsch und eine nicht untypische
Fehleinschätzung.
Es gab zu viel billiges
Lob auf den Gottesdienst
der gelebten direkten
Demokratie.
Gerade Altkonservative hatten starke
Gründe, eine derart das gegebene Staatsge­
füge und die Menschenrechte missachten­
de Initiative abzulehnen. Zudem verhalten
sich auch Rote, Grüne, farbige Regen­
bogen-Menschen konservativ, wenn sie die
guten Errungenschaften von gestern und
vorgestern verteidigen.
Warum jetzt nicht rundum zufrieden, ja
glücklich sein? Durchaus berechtigt ist die
etwas martialisch daherkommende Mah­
nung, dass nur eine Schlacht und nicht der
Krieg gewonnen sei. Es gab aber auch zu
viel selbstgefälliges Schulterklopfen und
billiges Lob auf den Gottesdienst der geleb­
ten direkten Demokratie.
Auf zu leichte Weise beruhigt und sich
an der schönen Stimmbeteiligung orientie­
rend, kamen viele gerne zum Schluss: Siehe
da, unser System funktioniert doch präch­
tig! Trotz des Resultats vom vergangenen
Wochenende braucht es aber die von den
staatspolitischen Kommissionen beider
Räte vorgeschlagenen Reformen!*
Getrübte Freude
Die derzeitige Zufriedenheit geht teil­
weise in die von der SVP vorgespurte Rich­
tung, dass es nichts Besseres gebe als ein
kräftiges Volksvotum. So betrachtet, müss­
te man der SVP fast dankbar sein, dass sie
der Schweiz zu einer erfreulichen Mobili­
sierung verholfen hat: zur «höchsten
Stimmbeteiligung seit 23 ½ Jahren» oder
zur «höchsten Stimmbeteiligung in diesem
Jahrhundert» (das noch ziemlich am An­
TagesWoche10/16
fang steht). Diesem Frohsinn sind drei
len sie in Aussicht – wenn es nötig erscheint
beziehungsweise passt –, mit weiteren
• Erstens wäre es sehr zu wünschen ge­ Durchsetzungsinitiativen aufzuwarten.
wesen, wenn diese Bewährungsprobe gar
Wir sollten uns auch einen kurzen histo­
nicht nötig gewesen wäre, wenn die SVP rischen Rückblick leisten: Noch im März
ihre Finger davon gelassen und wenn ins­ 2014 wollte der Nationalrat mit Hilfe der
besondere das Parlament die Initiative gar FDP- und CVP-Kräfte die Ausschaffungsnicht erst zugelassen hätte. Jetzt musste initiative voll um- oder durchsetzen, das
eine Volksmehrheit den Job machen, den heisst ohne Härtefallklausel. Es brauchte
eigentlich die Eidgenössischen Räte hätten den als konservativ eingestuften Ständerat,
um dies zu verhindern.
übernehmen müssen.
• Zweitens muss man sehen, dass die Aus­
schaffungsinitiative der SVP zu einem Ge­
setz mit teils fragwürdigen Bestimmungen
geführt hat. Insbesondere der Sozialhilfebe­
trug, sofern nicht von Inländern b
­ egangen,
kann ein Ausschaffungsgrund sein, man
­erwartet jetzt allgemein und ­ungerührt 4000
Ausschaffungen pro Jahr statt 500.
• Drittens hat das vergiftende Gerede von
den «kriminellen Ausländern» leider über­
Für das damalige Fehlverhalten der
haupt nicht aufgehört. Noch am Abstim­ ­politischen Mitte gab und gibt es zwei Erklä­
mungsabend und in den darauf folgenden rungen: Entweder glaubte sie in ihrer Fehl­
Tagen konnte man insbesondere von den einschätzung, den jetzt sich ganz anders
Abstimmungsverlierern, aber auch von den offenbarenden Volkswillen respektieren zu
beflissenen Abstimmungssiegern gebets­ müssen. Oder das Fehlen der Härtefallklau­
mühlenhaft hören, dass ­Ausländer-Mörder, sel hat sie, weil sie innerlich SVP-infiziert
Ausländer-Vergewaltiger, Ausländer-Ein­ war, einfach zu wenig gestört. Vielleicht
brecher die ganze Härte des neuen Geset­ finden diese Kräfte nach dem 28. Februar
zes zu spüren bekämen. Bezeichnender­ wieder auf den richtigen Pfad zurück.
weise stellte FDP-Präsident Philipp Müller
Wir sollten uns auch daran erinnern:
eine «pfefferscharfe» Umsetzung des neu­ Vor dem 28. Februar gab es die dem CVPen Ausländer-Strafgesetzes in Aussicht.
Ständerat Pirmin Bischof zugeschriebene
Es zeigt sich, dass unabhängig vom nun Äusserung, dass es gar nicht so schlecht sei,
als historisch bezeichneten Sieg über die wenn ein Grossteil der Bevölkerung «mit
ausländerfeindliche Vorlage der auslän­ dem Bauch» abstimme. Denn: «So verhin­
derfeindliche Diskurs weiterläuft und dert sie, dass die Elite mit einer falschen
die Verlierer diesbezüglich die Gewinner Idee in eine falsche Richtung rennt.»
sind. Das war im Übrigen bereits vor dem
Das ist SVP-Gerede aus CVP-Mund.
28. Februar für die Initianten ein «positiver» Ausser dem uns allen wichtigen Bauch gibt
Ertrag des Abstimmungskampfes. Die Aus­ es auch noch das Herz und einen Kopf mit
länder werden generell problematisiert, Sinn für Verhältnismässigkeit. Übrigens
und die Ausländerfeinde dienen sich bei muss man sich fragen: Wie kann einer der
­ihrer Gefolgschaft generell als Wächter letztes Wochenende in Einsiedeln versam­
der Nation an – was sich bei den nächsten melten SVP-Mannen die Hoffnung aus­
Wahlen wieder auszahlen wird.
sprechen, dass die im nahen Kloster domi­
zilierte Maria auf seiner Seite stehe?
Sieger sind die Verlierer
So erfreulich das Resultat vom 28. Feb­
Dem SVP-Präsidenten ist leider zuzu­ ruar ist, die Schweiz sollte ohne solche
stimmen, wenn er frohlockt: «Wir haben ­Siege auskommen. Man bedenke, wie viel
schon vor dem Abstimmungssonntag viel Energie und Ressourcen in diesen Kampf
erreicht.» Was der Brunner Toni aber nicht gesteckt werden mussten und wie viel
gesagt hat: Dass er dies mit einer Hasskam­ Schaden die Vorlage angerichtet und bei
pagne erreicht hat und mit dem fortgesetz­ uns eine ungute Gewöhnung an den politi­
ten Schüren negativer Vorurteile gegenüber schen Schmutz (man denke auch an die
einem festen Teil der Wohnbevölkerung, Plakate) gebracht hat.
der zugleich doch ein anständiger und vita­
Vielleicht nicht beabsichtigt, aber im
ler Teil des Landes ist.
­Effekt darauf hinauslaufend, lenken diese
Ungetrübt kann die Freude bei genau­ ewigen Ausländer-Vorlagen auch von unse­
em Hinschauen nicht sein: Die absoluten ren inneren Problemen ab, zum Beispiel
Zahlen der Ja-Stimmen sind kaum zurück­ vom kaum vom Fleck kommenden Land­
gegangen, in 12 Kantonen hat die Zahl der schaftsschutz, von der «brennenden» Ener­
Befürworter sogar zugenommen. Und die­ giefrage, von der schwachen Harmonisie­
se Kräfte werden sich jetzt nicht einfach in rung des zu föderalistischen Bildungs­
Luft auflösen. Die Verlierer haben es präch­ wesens und so weiter und so weiter.
tig verstanden, ihre Niederlage in einen tageswoche.ch/+tu1sh×
Sieg umzudeuten.
Sie fordern laut, dass man ihrer momen­ * Soeben erschienen von Georg Kreis
tanen Minderheitenposition voll Rech­ (Hg.): «Reformbedürftige Volksinitiative.
nung trage, und tun damit das, was sie ihren Verbesserungsvorschläge und GegenGegnern nicht einräumen, wenn diese in argumente», NZZ-Libro, Zürich 2016,
der Minderheit sind. Und unbelehrbar stel­ 156 Seiten.
­Tatsachen entgegenzuhalten:
So erfreulich das Resultat
auch ist, die Schweiz
sollte ohne solche Siege
auskommen.
Online
tageswoche.ch/
themen/
Georg Kreis
Abstimmung 28. Februar
28
Nach dem knappen Nein zur Ehe- und Familien-Initiative der
CVP werden bereits neue Lösungen herumgereicht.
Gibt es bald ­separate
Steuern für Ehepartner?
von Jeremias Schulthess
D
ie Überraschung des Abstimmungssonntags ging beinahe
unter: Die CVP-Initiative gegen
die Heiratsstrafe wurde knapp
abgelehnt, nachdem Umfragen über Wochen ein stabiles Ja vorausgesagt hatten.
Basel-Stadt lehnte die Initiative gar mit
61 Prozent ab – kein anderer Kanton sagte
so deutlich Nein.
Das Problem, dass bestimmte Ehepaare
schlechtergestellt sind als unverheiratete
Paare, bleibt vorerst bestehen. Was passiert
nun? Finanzminister Ueli Maurer kündigte
bereits vor der Abstimmung an, dass der
Bundesrat eine Vorlage ausarbeiten werde,
die sich dieses Problems annimmt.
Wie das gehen könnte, deutete er bereits
an: via Individualbesteuerung. Das würde
bedeuten, dass Ehepaare nicht mehr gemeinsam Steuern zahlen, sondern separat.
Für die Baselbieter CVP-Nationalrätin
­ lisabeth Schneider-Schneiter ist das keine che Einkünfte fliessen welchem Partner zu,
E
Option. «Die Individualbesteuerung wäre die Beseitigung krasser Ungleichheiten
ein Bürokratiemonster und wird von den zwischen Einverdiener- und ZweiverdieKantonen abgelehnt.»
nerpaaren – alles Fragen, die nicht leicht zu
Die Kantone äusserten sich bereits beantworten sind.»
­kritisch gegenüber dem Modell. Mit dem
Die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne
neuen System müssten sie für alle Ehepaare Feri findet, diese Fragen könnten im Detail
die Steuererklärungen doppelt erledigen. beantwortet werden, wenn das Modell erst
Ausserdem müssten die Steuererklärungen einmal auf dem Tisch liege. «Die Indivigenauer überprüft und abgeglichen wer- dualbesteuerung ist der einzig richtige Weg,
den, um zu verhindern, dass b
­ eispielsweise zu einem gerechten Steuersystem zu gelanKinderabzüge bei Ehepartnern doppelt gen, das die heutigen Familienrealitäten
verbucht werden.
abbildet.»
Verheiratete Paare sollen nicht einfach
«Der einzig richtige Weg»
als Paket, sondern individuell besteuert
Auch CVP-Ständerat Peter Hegglin sieht werden, so Feri. Der administrative Aufin der Individualbesteuerung neue Proble- wand, den die separaten Steuererklärunme, die zu lösen wären. «Zum Beispiel: gen mit sich brächten, könne problemlos
Wo werden Kinderabzüge zugewiesen, wie bewältigt werden. «Die Steuererklärungen
regelt man eine Gütertrennung, was pas- werden bereits heute vielfach elektronisch
siert mit selbstständig Erwerbenden, wel- ausgewertet, das wird in Zukunft noch
­zunehmen.»
Der Basler SVP-Nationalrat Sebastian
Die Individualbesteuerung könnte das Problem der Heiratsstrafe lösen. foto: keystone
Frehner hat die Initiative gegen die Heiratsstrafe unterstützt. Er denkt aber, dass «es
nun langfristig in Richtung Individual­
besteuerung gehen» werde. «Es gibt kein
Modell, das für alle gerecht ist. Deshalb
muss es darum gehen, möglichst die gesellschaftliche Realität zu berücksichtigen.»
Ob die Individualbesteuerung gerecht ist
oder nicht, hänge vom Modell ab. «Ich
kann es heute noch nicht beurteilen», sagt
Frehner.
Der Nationalrat berät die Individualbesteuerung bereits am 10. März. Die Finanzkommission hat eine entsprechende Motion eingereicht. Die Individualbesteuerung
bleibt ein Modell, das die Heiratsstrafe aus
dem Weg räumen könnte. Bei der bürgerlichen Mehrheit im Nationalrat hat das
­Modell jedoch einen schweren Stand.
tageswoche.ch/+x0o7l×
TagesWoche10/16
29
Politik und Prominenz
Viele Promis vermeiden politische Aussagen, um niemanden
zu verprellen. Knackeboul will aber wissen, was Musiker,
Sportler und Moderatoren zu aktuellen Fragen zu sagen haben.
aktiv. Wenn das so weitergeht, erleben wir
hier eine Rückkehr zur tatsächlich gelebten
­direkten Demokratie.
D
Wie viel Politik verträgt die Kunst?
Diese Entwicklung ist unter anderem
abhängig von öffentlichen Personen, die
sich äussern. Ich wurde kürzlich gefragt:
Wie viel Politik verträgt die Kunst? Ich antwortete mit: Die Frage ist eher: Wie wenig
verträgt sie? Doch viele sehen das anders.
Wenn ich mich auf Facebook oder sonst wo
politisch äussere, heisst es immer öfter:
«Blib du gschider bi dire Musig!»
Dieser Satz macht mich doppelt wütend.
Knackeboul ist Rapper, Beatboxer
Erstens, weil jeder, der meine Musik auch
nur ansatzweise kennt, weiss, dass ich darund Publizist.
in schon immer politische und geselltageswoche.ch/+rngvl
schaftliche Themen behandelte. Und zweitens, weil hier so eine klare Schublade
Teil will Bligg, der Erfinder der «Volks­ «Musik» gemacht wird. Ein Musiker macht
musigg» und mehrfacher Platin-Alben-­ ­Musik, etwas mit Melodie und so, und
Besitzer, nicht verlieren. Deshalb rettet er ­damit hat es sich. Wehe, er verlässt den für
sich in der Live-Sendung, in der er die Fra- Musiker festgelegten Bereich!
ge gestellt kriegt, mit einer Notlüge oder
­einer zuvor mit dem Management abgesprochenen Salamitaktik.
er Rapper Bligg hat Ende Januar in einem Interview in der
Sendung «Glanz & Gloria» auf
die Frage, was er von der Durchsetzungsinitiative hält, geantwortet: «Ich
habe mich zu wenig mit der Materie befasst
und somit keine Meinung dazu.»
Viele Leute reagierten empört, andere
fanden die Empörung über diese Antwort
schockierend. Ein Künstler könne sich
schliesslich selbst entscheiden, ob er sich
politisch äussern wolle oder nicht. Viele
fanden sogar, es sei lästig, wenn Künstler
und andere öffentliche Personen sich zu
politischen Themen äussern.
Nun, so wie es Bliggs gutes Recht ist, seine Meinung nicht zu äussern, ist es mein
gutes Recht, dieses Verhalten feige zu finden. Bligg ist ein Musiker und ein Texter.
Songs leben davon, dass der Künstler PhäVerhaltensgestörte Prominenz
nomene beobachtet und diese in Text und
Ton wiedergibt, deutet, vereinfacht, verOder noch besser: Cervelat-Promi-Takschleiert, romantisiert, spiegelt und insze- tik. Es handelt sich dabei um eine Verhalniert. Viele Künstler sind wie Schwämme, tensstörung, die grosse Teile der nationadie Tag für Tag Impressionen aufsaugen len Prominenz befallen hat. Profisportler
und sich dann nachts in schummrigen dürfen sich nicht äussern, weil sie ihre
Räumen in Songs, Bildern, Texten und Per- Sponsoren verärgern könnten, Moderatoren dürfen sich nicht äussern, weil sie das
formances ausdrücken.
Publikum nicht beeinflussen sollen, Leute
aus dem Dienstleistungs-Sektor dürfen
sich nicht äussern, weil ihr Arbeitgeber keine Kunden verlieren will, und der normale
Bürger sollte sich nicht äussern, weil er keine Ahnung von Politik hat.
Das Problem ist: Politik ist Alltag, Politik
Bligg konnte die Diskussionen, die Pla- bestimmt über das Wertesystem unserer
kate, den Streit gar nicht ignorieren. Natür- Gesellschaft oder umgekehrt. Sie hat mit
lich hat er sich mit dem Thema befasst. uns ganz persönlich zu tun, mit unseren
­Natürlich hat er sich eine Meinung gebildet. Mitmenschen und unseren Nachfahren.
Das Problem ist also nicht die fehlende Gerade in Zeiten globaler Instabilität und
Meinung oder die Weigerung, sie zu äus- grassierender Verunsicherungen würde
sern, sondern die Lüge, keine Meinung zu ich gerne wissen, was meine Mitmenschen,
haben. (Fairnesshalber: Nachdem ihn ein meine Vorgesetzten, meine Vorbilder denModerator des Jugendsenders Joiz auf ken. Und zwar ehrlich.
­Facebook angegriffen hatte, reagierte Bligg
Wenn sich niemand äussert, weil er niebeleidigt, stellte aber klar: «Du weisst genau, manden verärgern will, ist das äusserst
dass ich Nein stimmen werde.»)
­ärgerlich, eigenartig oder sogar verantwortungslos. Spätestens während des AbstimNotlügen aus Marketing-Kalkül
mungskampfs zur DSI hat ein Wandel stattWieso wollte Bligg zunächst nicht ver- gefunden. Die Leute haben gemerkt, dass
raten, wo er steht? Meine Vermutung: Mar- die Politik ganz konkreten Einfluss auf ihr
keting! Ein erschreckend grosser Teil der Leben und das ihrer Mitmenschen hat.
Schweizer hat die Durchsetzungsinitiative Deshalb übernehmen immer mehr Menund andere fragwürdige Vorstösse der so- schen aus der Bevölkerung Verantwortung,
genannten Volkspartei befürwortet. Diesen äussern sich und sind dadurch politisch
Ich würde gerne wissen,
was meine Mitmenschen
denken. Und zwar ehrlich.
TagesWoche10/16
Überlassen wir die
Kommentarspalten
nicht den beleidigten
Leberwürsten.
Lassen wir uns nicht von diesem
Quatsch beirren! Musiker, Bäcker, Pilotinnen und alle anderen: Lasst uns diskutieren
und streiten – öffentlich, am Küchentisch
und auf dem Stimmzettel. Überlassen wir
das Politisieren nicht den Polterern und die
Kommentarspalten nicht den beleidigten
Leberwürsten. Solange wir Rassismus,
­Sexismus und Xenophobie nicht mit Meinung verwechseln, sollte jeder seine
­Ansichten äussern.
Ich persönlich finde sogar: In Zeiten
schrecklicher Kriege und von Menschen in
Not in unserer Nähe müssten sich öffentliche Personen für Solidarität mit diesen
Menschen aussprechen und plumpen Rassismus anprangern.
Also, lieber Bligg, wieso nächstes Mal
nicht ungefähr so antworten? «Ich finde,
­jeder sollte sich seine Meinung selbst bilden, aber ich persönlich stimme bei dieser
wichtigen Initiative …»
×
30
Bestattungsanzeigen
Basel-Stadt und Region
Basel, Trauerfeier im
engsten Kreis.
Chenaux-Müller,
Frieda, von Ecuvillens/FR, 17.06.1930–
21.02.2016, St. JohannsRing 122, Basel, wurde
bestattet.
Cortese, Elisa,
aus Italien, 31.05.1933–
28.02.2016, Riehenring
105, Basel, Trauerfeier:
Arlesheim
Mittwoch, 09.03.,
Saladin-Kunz, Lucie,
13.30 Uhr, Friedhof
von Duggingen/BL,
am Hörnli.
03.11.1921–29.02.2016,
Bromhübelweg 15,
Coster-Walliser, Ruth
Stiftung Obesunne,
Bertha, von Basel/BS,
Arlesheim, Trauer18.10.1939–15.02.2016,
feier: Dienstag, 08.03., Horburgstr. 54, Basel,
14.00 Uhr, AbdanTrauerfeier: Freitag,
kungshalle Friedhof
04.03., 10.30 Uhr,
Bromhübel, ArlesFriedhof am Hörnli.
heim.
Eckert, Roland, von
Basel/BS, Leibstadt/
Basel
AG, 07.05.1958–
Armbruster-Eggli,
26.02.2016, GrellingerTheo, von Basel/BS,
07.09.1931–20.02.2016, str. 78, Basel, Urnenbeisetzung: Freitag,
Horburgstr. 54, Basel,
04.03., 14.40 Uhr,
Trauerfeier: Freitag,
04.03., 13.30 Uhr Fried- Friedhof am Hörnli.
hof am Hörnli.
Gubler-Kummer,
Frieda, von Bäretswil/
Ashkuri-Heck, Sabah
ZH, 04.06.1932–
Yousif, von Küss18.02.2016, Hirzbrunnacht/SZ, 07.10.1936–
nenstr. 50, Basel,
27.02.2016, Kleinwurde bestattet.
hüningeranlage 23,
Basel, wurde bestattet. Haag, Ruth Margrit,
von Neuhausen am
Baud-Bader, Maria,
Rheinfall/SH,
von Basel/BS,
15.09.1925–19.02.2016,
16.12.1919–21.12.2015,
Nonnenweg 3, Basel,
Alemannengasse 42,
Basel, wurde bestattet. wurde bestattet.
Hofer, Francine Erika,
Biener-Allemann,
von Basel/BS,
Silvia Hulda, von
13.03.1946–16.02.2016,
Basel/BS, 17.02.1938–
Steinentorstr. 13,
20.02.2016, RudolfBasel, wurde bestattet.
str. 15, Basel, wurde
bestattet.
Hüppi, Anton Othmar,
von St. Gallenkappel/
Böhm, Gudrun, von
SG, 02.05.1930–
Basel/BS, 20.11.1939–
22.02.2016, Rixheimer- 26.02.2016,
St. Johanns-Ring 122,
str. 15, Basel, Trauerfeier im engsten Kreis. Basel, Trauerfeier im
engsten Kreis.
Bolzern-Pfister,
Alfred, von Kriens/LU, Jakob, Robert, von
15.05.1940–22.02.2016, Langnau im Emmental/BE, 05.10.1950–
Burgfelderstr. 67,
Basel, wurde bestattet. 17.02.2016, Pfeffingerstr. 35 , Basel, wurde
Borgeaud, Oscar
bestattet.
Joseph, von CollomJeck-Weingartner,
bey-Muraz/VS,
03.07.1935–23.02.2016, Sonja, von Basel/BS,
20.11.1930–29.02.2016,
Rixheimerstr. 35,
General GuisanBasel, Trauerfeier:
Str. 44, Basel, TrauerDienstag, 08.03.,
feier: Dienstag, 08.03.,
15.00 Uhr, christkath.
14.00 Uhr, PaulusDorfkirche Allschwil.
kirche.
Buri-Prandi, Cristina,
Jutzeler, Monique
von Basel/BS,
13.09.1920–23.02.2016, Georgette, von
Därstetten/BE,
St. Alban-Vorstadt 83,
Basel, wurde bestattet. 23.04.1927–18.02.2016,
St. Jakobs-Str. 201,
Ceramella, Pia, von
Basel, wurde bestattet.
Basel, 09.03.1953–
26.02.2016, Wattstr. 12,
Allschwil
Axt, Edmund Erwin,
von Basel/BS,
29.06.1914–20.02.2016,
Lerchenweg 54, Allschwil, Trauerfeier
und Beisetzung:
Freitag, 04.03.,
14.00 Uhr, Besammlung Kapelle Friedhof
Allschwil.
Leupi-Pasteur,
Simone Aline,
von Luzern/LU,
29.02.1924–25.02.2016,
Rosentalstr. 56, Basel,
wurde bestattet.
Leuzinger, Maja
Gisela, von Glarus/GL,
Netstal/GL,
18.06.1950–21.02.2016,
Dorfstr. 26, Basel,
wurde bestattet.
LindenmannLehmann, Johann
Adolf, von Basel/BS,
25.05.1923–06.02.2016,
Birmannsgasse 19,
Basel, wurde bestattet.
Lüönd-Maurer,
Gaston Josef, von
Basel/BS, 07.12.1927–
26.02.2016, St. JohannsRing 122, Basel, wurde
bestattet.
Mergenthaler, Lilly,
von Rheinfelden/AG,
04.03.1932–21.02.2016,
Röschenzerstr. 21,
Basel, wurde bestattet.
Mittelmann-Denzer,
Oskar, von Basel/BS,
26.08.1913–23.02.2016,
Leimenstr. 67, Basel,
wurde bestattet.
Müller, Gaudenz,
von Basel/BS, Bubendorf/BL, 22.11.1965–
22.02.2016, Müllheimerstr. 41, Basel,
wurde bestattet.
Rohde-Vögelin,
Eberhard, von Basel/
BS, 16.07.1938–
20.02.2016, Kannenfeldplatz 5, Basel,
wurde bestattet.
Rossini, Carla Maria,
von Valcolla/TI,
04.10.1950–26.02.2016,
Sternengasse 27, Basel,
wurde bestattet.
Rufener-Heinzelmann, Eugen, von
Blumenstein/BE,
12.02.1937–22.02.2016,
Gundeldingerstr. 431,
Basel, wurde bestattet.
Schacht-Flaig, Hannelore, von Basel/BS,
20.05.1935–01.03.2016,
Rudolfstr. 39, Basel,
Trauerfeier: Montag,
07.03., 11.30 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Stähelin-Kistler,
Charlotte Gertrud,
von Basel/BS,
02.03.1919–18.02.2015,
Alemannengasse 107,
Basel, wurde bestattet.
Stalder-Baur, Edeltraud, von Basel/BS,
08.01.1951–24.02.2016,
Rosentalstr. 29, Basel,
Trauerfeier im engsten Kreis.
Stebler-Aegerter,
Heidi, von Basel/BS
Zullwil/SO, 17.04.1931–
24.02.2016, Im Rankhof 4, Basel, wurde
bestattet.
Steiner-Hirth,
Johanna, von Dürrenäsch/AG, 26.12.1928–
18.02.2016, Zürcherstr. 143, Basel, wurde
bestattet.
Stocker-Gietl, Maria
Walburga, von Basel/
BS, 04.10.1938–
24.02.2016, Im Burgfelderhof 35, Basel,
Trauerfeier: Freitag,
04.03., 15.30 Uhr,
Friedhof am Hörnli.
Strahm, Helena Margherita, von Basel/BS,
10.04.1957–20.02.2016,
Davidsbodenstr. 42,
Basel, wurde bestattet.
Tenger-Doppler,
Alfred, von Basel/BS,
29.04.1924–20.02.2016,
Gellertstr. 138, Basel,
wurde bestattet.
Thommen-Teuscher,
Elisabeth, von Basel/
BS, 06.06.1917–
23.02.2016, St. AlbanVorstadt 85, Basel,
wurde bestattet.
Urban-Ramseier,
René Emil, von Basel/
BS, 25.07.1944–
29.02.2016, Rudolfstr. 39, Basel, Trauerfeier: Dienstag, 08.03.,
10.30 Uhr, Friedhof
am Hörnli.
Wild-Rohrer, Rita
Rosa, von Basel/BS,
18.12.1925–21.02.2016,
Dornacherstr. 37,
Basel, wurde bestattet.
Wyss-Monnier,
Elsbeth, von Basel/BS,
14.05.1925–19.02.2016,
Hebelstr. 47, Basel,
Trauerfeier: Freitag,
04.03., 14.00 Uhr,
St. Margarethenkirche, Binningen.
Zinck-Senn, Robert,
aus Frankreich,
27.01.1943–25.02.2016,
Rämelstr. 3, Basel,
Trauerfeier: Dienstag,
08.03., 11.30 Uhr,
Friedhof am Hörnli.
Birsfelden
Christener-Stoffel,
Virginia, von Oberdiessbach/BE,
26.08.1922–23.02.2016,
Fröschenweg 8, Birsfelden, Abdankung:
Freitag, 04.03.,
14.00 Uhr, Besammlung Friedhof Birsfelden.
Muttenz
Geleick, Horst,
von Muttenz/BL,
29.08.1920–25.02.2016,
Tramstr. 83, APH Zum
Park, Muttenz, Urnenbeisetzung: Freitag,
04.03., 14.00 Uhr,
Friedhof Muttenz.
Widemair, Markus,
von Lausen/BL,
21.03.1960–20.02.2016,
Hofackerstr. 2, Muttenz, wurde bestattet.
Ormalingen
Nussbaum, Max,
von Mirchel/BE,
13.02.1928–28.02.2016,
Hauptstr. 65, Ormalingen, Bestattung:
Mittwoch, 09.03.,
14.30 Uhr, Friedhof
Ormalingen.
Reinach
Bohny, Philippe,
von Frenkendorf/BL,
07.05.1955–17.02.2016,
Sonnenhofring 14,
Reinach, wurde beigesetzt.
de Lange-Tschanz,
Heidi, von Sigriswil/
BE, 17.07.1935–
26.02.2016, Keltenweg 46, Reinach,
Trauerfeier und
Urnenbeisetzung:
Mittwoch, 09.03.,
10.30 Uhr, Friedhof
Fiechten, Reinach.
Dettli-Spillmann,
Heidi, von Sufers/GR,
07.09.1926–26.02.2016,
Aumattstr. 79, Reinach, Trauerfeier und
Urnenbeisetzung:
Mittwoch, 09.03.,
14.00 Uhr, Friedhof
Fiechten, Reinach.
Feigenwinter-Faller,
Anna, von Reinach/
BL, 05.05.1924–
27.02.2016, Aumattstr. 79, Reinach, Trauerfeier und Urnenbeisetzung: Dienstag,
08.03., 14.00 Uhr,
Friedhof Fiechten,
Reinach.
Gschwind-Tscheppe,
Paul, von Therwil/BL,
22.12.1940–23.02.2016,
Neueneichweg 6,
Reinach, Urnenbeisetzung im engsten
Familienkreis.
Ramuz-Rohrer,
Martha, von Sullens/
VD, 11.10.1928–
23.02.2016, (Aufenthalt
in Reigoldswil, APH
Moosmatt), Reinach,
Urnenbeisetzung im
engsten Familienkreis.
Walt, Werner,
von Eichberg/SG,
23.08.1938–29.02.2016,
Aumattstr. 11, Reinach,
Urnenbeisetzung im
engsten Familienkreis.
Riehen
Eppenberger-Wehrle,
Fritz Walo, von Basel/
BS, 17.01.1939–
23.02.2016, Chrischonaweg 113, Riehen,
Trauerfeier: Freitag,
04.03., 14.00 Uhr,
Kapelle Wolfgottesacker.
Müller, Kurt Erwin,
von Basel/BS,
22.03.1939–19.02.2016,
Lörracherstr. 108,
Riehen, wurde
bestattet.
Nussbaumer, Regina,
von LüterkofenIchertswil/SO,
25.11.1923–26.02.2016,
Schützengasse 66,
Riehen, Trauerfeier:
Montag, 07.03.,
14.00 Uhr, Gemeinde
der Mennoniten
Schänzli, Pestalozzistr. 4, Muttenz.
Zils, Nina Marianne,
aus Deutschland,
29.04.1924–16.02.2016,
Inzlingerstr. 230, Riehen, wurde
bestattet.
laufend aktualisiert:
tageswoche.ch/todesanzeigen
TagesWoche10/16
Um gegen Kretschmann (rechts) zu punkten, müsste Guido Wolf (CDU) sich von Parteichefin Merkel distanzieren.
foto: keystone
Wahl in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg will die CDU zurück an die Macht.
Das wird ihr kaum gelingen, denn der grüne Ministerpräsident
Winfried Kretschmann kommt sogar in der Union gut an.
Die CDU hat schon
fast verloren
von Franz Schmider
A
m Ende kommt es ganz hart für
Guido Wolf, den Spitzenkandidaten der CDU. Mehr als eine
Stunde lang haben zwei Redakteure der «Badischen Zeitung» ihn befragt
und versucht, ihn auf Positionen festzu­
legen. Wolf hat sich routiniert aus der
TagesWoche10/16
Affäre gezogen, war elegant im Ungefähren
­geblieben.
Dann meldet sich das Publikum zu Wort:
«Was soll ich wählen, wenn ich mit der
Flüchtlingspolitik von Angela Merkel nicht
einverstanden bin?», will eine Frau wissen.
Anschliessend erhebt sich ein Mann: «Was
soll ich wählen, wenn ich Frau Merkels
­ olitik unterstützen will?» Das Publikum
P
lacht, der befragte Politiker schluckt leer.
Dass Guido Wolf auf beide Fragen die
gleiche Antwort gibt – «natürlich CDU pur» –
erstaunt nicht. Es ist Wahlkampf und Wolf
will in die Villa Reitzenstein in Stuttgart, wo
32
der Ministerpräsident des Landes residiert
und wo nach Wolfs Überzeugung ein
Christdemokrat amten sollte. Dass sich
dort seit fünf Jahren ein Grüner breitmacht,
ist für einen aufrechten Unionsmann ein
Betriebsunfall der Geschichte, der korrigiert werden muss. Die nächste Chance
dazu kommt am 13. März, dann wird der
Landtag neu gewählt.
Den Grünen loszuwerden wird allerdings nicht einfach. Zumal da dieses leidige Flüchtlingsthema in der Welt ist und
dazu die Bundeskanzlerin mit ihrer Wirschaffen-das-Politik. In Angela Merkel, jahrelang das Zugpferd der Union, sehen viele
in der Partei zunehmend eine Belastung.
Sich von der eigenen Parteivorsitzenden zu
distanzieren verbietet sich für einen loyalen Menschen wie Wolf, zumal angesichts
der Verdienste Merkels.
und verlässlich. Er strahlt weniger den Willen zur Macht aus, als dass er die Last verkörpert, welche die Verantwortung mit sich
bringt.
Wenn das Modewort authentisch auf jemanden in der Politik zutrifft, dann auf
Kretschmann. Gefragt, ob Marokko, Tunesien und Algerien nicht doch zu sicheren
Herkunftsländern erklärt werden sollten,
sagt Kretschmann: «Ich weiss es nicht, ich
muss das prüfen und bewerten und mal in
Ruhe darüber nachdenken. Denn das hat ja
Konsequenzen.» Da ist einer, der es sich
nicht leicht macht.
Wie Teufel ist Kretschmann in seiner
Wertehaltung eher konservativ, aus seiner
studentischen Kampfzeit beim Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW)
hat er sich bewahrt, keinem Streit aus dem
Weg zu gehen. Er legt sich mit alten Weg­
gefährten wie der Lehrergewerkschaft
Der Grüne betet für Merkel
oder den Gegnern des neuen Stuttgarter
Aber es rumort an der Basis, auch das ist Hauptbahnhofes ebenso an wie mit jenen
Wolf nicht entgangen. Er spüre die wach- Naturschützern, die Fledermäuse und
sende Ungeduld, sagt er. Seither setzt er ­Auerhähne gegen den Bau von Windrädern
sich vorsichtig von der Bundeskanzlerin ab. in Stellung bringen.
Zuletzt forderte er Kontingente für die Einreise von Flüchtlingen, eine Obergrenze –
also genau das, was Merkel ablehnt. Das
Grundrecht auf Asyl kenne keine Obergrenze, lautet ihr Bekenntnis.
Das verbindet Merkel mit Winfried
Kretschmann, dem grünen Amtsinhaber in
Baden-Württemberg. Er bete jeden Tag für
sie, bekannte der bekennende Katholik unlängst. Er werde sie nach Kräften unterstützen, sagt er. Das ist natürlich ein Stich ins
Herz vieler Christdemokraten. Sie nennen
«Wenn wir den Klimawandel nicht verKretschmann mittlerweile einen Stalker hindern, gibt es hier überhaupt keinen
und haben jetzt sogar die Kanzlerin aufge- ­Lebensraum mehr für Auerhühner», konfordert, sich vom grünen Ministerpräsi- terte er bei einer Diskussion einen Vogelschützer. Solche Auftritte bringen ihm
denten zu distanzieren.
Die Politik steht Kopf in Deutschland in Respekt ein, auch bei Konservativen. Bei
diesen Wochen, ganz besonders gilt dies alledem regiert er mit ruhiger Hand. (Mehr
für Baden-Württemberg, wo die Nervosität zu Kretschmann lesen Sie im Porträt auf
nochmals grösser ist. Bei der Landtagswahl der Seite gegenüber.)
2011 sackte die CDU nach 58 Jahren DauerIm Herbst beschloss die CDU deshalb
herrschaft auf 39 Prozent ab und verlor die an einer Strategiesitzung, der Name
Regierungsmehrheit im Parlament an die Kretschmann solle im Wahlkampf im besvon den Grünen geführte Koalition.
ten Fall gar nicht fallen. Das geht nun nicht.
Bei den Christdemokraten schrieb man Denn in diesem Wahlkampf wird nicht über
das den besonderen Umständen jener Wo- die Politik des Landes debattiert, sondern
chen zu: Der Streit um den Stuttgarter über die Flüchtlingskrise gestritten. Und
Bahnhofsneubau war gerade eskaliert, es dabei ist Kretschmann für die Bundeskanzgab hässliche Bilder eines Polizeieinsatzes lerin ein verlässlicher Gesprächspartner,
gegen Bürger, in Fukushima brannten zwei Unterstützer und Brückenbauer zu andeWochen vor der Wahl auch noch ein paar ren Milieus.
Atomreaktoren durch.
Die Flüchtlingsfrage dominiert
Zudem führte 2001 mit Stefan Mappus
ein konfrontativer Dickkopf die Regierung,
Dabei steht am 13. März nicht zur Entder die Sehnsucht nach einem Landesvater scheidung an, wie das Land künftig mit
so gar nicht bediente. Die nun ablaufende Flüchtlingen umgehen wird. Denn es beLegislatur war für die CDU eine Phase der trifft nicht die Kompetenz der Länder. Die
Besinnung und Neuaufstellung, um 2016 sind zuständig für Bildungspolitik und
wieder den angestammten Platz an den P­olizei, für Hochschulen und Teile des VerSchalthebeln der Macht einzunehmen.
kehrs, für Naturschutz und Energie, den
Und jetzt das: Winfried Kretschmann Bau von Gefängnissen und Krankenhäuerfreut sich mit einer Zustimmungsquote sern. Es fehlt nicht an Themen in der Lanvon 72 Prozent einer Beliebtheit im Land, despolitik. Doch all dies tritt zurück hinter
dass gegen ihn keine Wahl zu gewinnen ist. die Flüchtlingsfrage.
Die Gründe dafür sind vielfältig. KretschDas führt auch dazu, dass aus dem Wettmann ist ruhig und besonnen, verbindlich streit der vier im Landtag vertretenen Par-
Die CDU beschloss,
der Name Kretschmann
solle im Wahlkampf gar
nicht fallen. Doch das
geht nun nicht.
Weiterlesen
Eine Auslegeordnung zu den
Parlamentswahlen in BadenWürttemberg
finden Sie
online:
tageswoche.ch/
+owzzv
teien sowie der Linken und der AfD ein
Zweikampf zweier Spitzenkandidaten
­geworden ist. Auch sackt die SPD nach dem
historisch schlechten Abschneiden vor
fünf Jahren mit 23 Prozent weiter ab, sie
darf laut Umfragen noch mit etwa 16 Prozent rechnen. Und die FDP wird zwar wieder die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, aber
von einem zweistelligen Resultat wie noch
2006 kann sie nur träumen.
Konsequenzen für ganz Deutschland
Die Wahl in Baden-Württemberg könnte weitreichende Konsequenzen haben.
Zum einen ist nicht mehr ausgeschlossen,
dass die Grünen die CDU überholen und
erstmals in einem Landesparlament stärkste Kraft werden. Damit müsste die CDU als
Juniorpartner in eine Koalition eintreten –
was Wolf bereits ausschloss.
Da alle Parteien eine Zusammenarbeit
mit der AfD ablehnen, könnte die Regierungsbildung schwer werden. Zudem wird
am 13. März auch in Rheinland-Pfalz gewählt. Schafft es die CDU nicht mindestens
in einem der Länder, wieder den Ministerpräsidenten zu stellen, könnte es innerparteilich sehr eng werden für Angela Merkel.
tageswoche.ch/+4viy2×
Spezielle Ethik der Verantwortung: Winfried
33
Wahl in Baden-Württemberg
Der freie Mensch habe die Pflicht, sich in
den Lauf der Dinge einzumischen: «Die einzige Verabredung, die unsere Freiheit mit
der äusseren Welt hat, ist das Jetzt.» Die
­Geschichte kennen, aber nicht darin weiterleben. Und nicht von der Zukunft schwärmen, sondern die Gegenwart gestalten.
Nicht dass diese Rede in Deutschland
gross beachtet worden wäre. Aber in ihr legt
Kretschmann dar, wofür er steht. Er hat gegen den Bau des Tiefbahnhofes in Stuttgart
gekämpft. Aber nachdem die Volksabstimmung anders ausgefallen war, legte er der
Bahn keine Steine mehr in den Weg. Dafür
musste er sich von einstigen Weggefährten
böse Worte gefallen lassen. Er sehe sich in
seinem Amt auch an Beschlüsse gebunden,
die er nicht teile, sagt Kretschmann.
Das gilt auch für ein Thema, das bei seivon Franz Schmider
ner Klientel besonders emotional diskutiert
wird. Das Land hat im vergangenen Jahr
ätten die Bürgerinnen und Besuch in der Schweiz hat Kretschmann an doppelt so viele abgelehnte Asyl­bewerber
Bürger in Baden-Württemberg der Universität Zürich eine Rede gehalten, abgeschoben wie im Jahr 2014. Lokale Initidie Möglichkeit, den Minister- die auf besondere Weise deutlich macht, ativen werfen der grün-roten Regierung
präsidenten direkt zu wählen, was ihn bewegt, was ihn zur Politik ge- Verrat an alten Idealen vor. Kretschmann
die Sache wäre gelaufen: 72 Prozent der bracht hat und was die Grundlage seines hält dagegen, er sei dem Rechtsstaat verMenschen sähen den amtierenden Win- Handelns ist. Es ist seine spezielle Ethik der pflichtet. Zugleich setzt er ein Zeichen und
fried Kretschmann gerne weiter im Amt. Verantwortung.
holt 1000 jesidische Frauen nach BadenDer erste grüne Ministerpräsident in
Württemberg, die von IS-Terroristen drangKünftigen Generationen verpflichtet
Deutschland findet nicht nur im rot-grünen
saliert und missbraucht wurden. Alle KosMilieu Unterstützung. Selbst ansonsten
Kretschmann setzte sich in dem Vortrag ten, auch für die psychologische Betreuung,
treue CDU-Wähler unterstützen ihn.
mit der Schweizer Philosophin Jeanne übernimmt das Land.
Wer diese enorme ­Zustimmung verste- Hersch auseinander, mit ihrem Begriff von
Kretschmann ist selbst Lehrer und
hen will, muss nach Zürich schauen. Dort Freiheit, ihrem Verständnis von der Verant- ­Gewerkschafter. Aber mit keiner Gruppe
hat Kretschmann im September 2012 eine wortung des Einzelnen für das Gemein­ ­geriet er so über Kreuz wie mit ihnen. Er
Art Regierungserklärung abgegeben. Nicht wesen, aber auch den Pflichten, die sich aus könne nun mal den Landeshaushalt nicht
im Sinne eines Arbeitsprogramms, dessen der Freiheit ergeben. «Es gibt keine Freiheit in Ordnung bringen und Schulden abbauVorstellung gehört in das Parlament. Beim ohne Verantwortung», zitierte er Hersch. en und den grössten Posten, die Gehälter,
aussparen. Und er könne bei den Gehältern
Kretschmann setzt auch Beschlüsse um, die gegen seinen Willen fielen. foto: keystone nichts kürzen, wenn er die grösste Gruppe,
die Lehrer, ausnehme. Dafür wurde er bei
Gewerkschaftstagen ausgepfiffen. Er lenkte zwar in einigen Punkten ein, blieb aber
seiner Linie treu: Das sei seine Pflicht gegenüber künftigen Generationen.
Ministerpräsident Kretschmann geniesst
in der Bevölkerung grossen Rückhalt. Das
verdankt er vor allem seinem Rückgrat.
Das Volk würde den
Unverbiegbaren wählen
H
Lokale Initiativen werfen
der grün-roten Regierung
Verrat an alten Idealen vor.
Kretschmann hält
dagegen, er sei dem
Rechtsstaat verpflichtet.
Diese Grundhaltung hat dem Ministerpräsidenten im Laufe der Jahre viel Respekt und Wertschätzung eingebracht.
Wertschätzung auch in dem Sinne, dass da
jemand regiert, der über ein solides Wertefundament verfügt, über einen Kompass.
Und der sich danach richtet – ohne sich
durch kurzfristige Stimmungen von seinem Kurs abbringen zu lassen. Und da dieser Kurs zudem eher grün-konservativ ist,
scheint er für die Mehrheit besonders gut
zu dem Land zu passen.
tageswoche.ch/+fr00z×
34
Netflix
Einst ein Start-up, heute der Retter des Fernsehens?
Netflix wagte ein Experiment, und fast alle haben gewonnen.
Wie und warum, schildert unser Autor.
Die Revolution
des Fernsehens hat
einen Namen
Im Pantheon: «House of Cards» brachte Netflix einen Grosserfolg.
foto: keystone
von Nik Frankenberg
I
m Fernsehen läuft aktuell das beste
Programm aller Zeiten. Das liegt
nicht etwa daran, dass bei den Sendern plötzlich Mut und Kreativität
aus den Wänden sickern. Vielmehr hat
der Begriff «Fernsehen» den Rahmen
der raumdominierenden Flimmerkiste
gesprengt und bedeutet heute etwas ganz
anderes.
Wir sitzen zwar immer noch mit glasigem Blick vor einem Bildschirm und ignorieren jegliche Forschungsergebnisse zur
Wichtigkeit von ausreichendem Schlaf.
Aber wir haben ein gewisses Mass an Freiheit zurückgewonnen. Wir bestimmen, was
läuft, wann es läuft und auf welchem Gerät,
haben eine immense Auswahl an hochwertiger Unterhaltung und müssen dabei nicht
einmal Werbung ertragen.
Serien erobern den Thron
Grossen Anteil daran hat Netflix, der
Streaming-Dienst mit Sitz im kalifornischen Los Gatos. 1997 gegründet, baute das
Start-up-Unternehmen einen florierenden
DVD-Postverleih auf und setzte zehn Jahre
später auf das Streamen von Filmen übers
Internet per Flatrate.
Einige Fehlentscheide später darf
man auch dank der glücklich schlafenden
Konkurrenz resümieren, dass insgesamt das
meiste richtig gemacht wurde: Heute verfügt Netflix über 74 Millionen Abonnenten,
44 Millionen davon in den USA, der Rest in
bald 200 Staaten weltweit. Optimistischen
Prognosen zufolge, werden die Nicht-USAbonnenten 2017 in der Überzahl sein.
TagesWoche10/16
35
Im Gegensatz zur Musikbranche, die
nach wie vor mit der unentgeltlichen Verfügbarkeit ihres Produktes hadert, nahm
die Filmindustrie die innovativen Verbreitungstechnologien des Internets ernst und
sass an den Verhandlungstisch.
Netflix konnte sich so schon früh die
Senderechte an einem umfangreichen
Film- und Serienkatalog sichern. Von den
grossen TV-Netzwerken noch gnädig belächelt, etablierte sich Netflix rasch als Archiv
abgelaufener Staffeln aktueller Serien.
Und siehe da: die Emanzipation des
Kunden lohnte sich, offenbar zahlt man
durchaus gerne für Inhalt auf dem Netz, sofern der Preis für Benutzerfreundlichkeit
tiefer ist als der empfundene Stress beim
mühsamen Suchen in den dubiosen Hinterhöfen des Internets. Bald machte Netflix
30% des Downstream-Internet­verkehrs der
USA aus, rund doppelt so viel wie Youtube.
Danach begann man, das Feld auch künstlerisch von hinten her aufzurollen.
Illegale Downloads und eine hilflos innovationsfeindliche Hollywood-Industrie
hatten das Kino des westlichen Kulturkreises im neuen Jahrtausend in eine kreative
Sackgasse getrieben. Unter der heimlichen
Führung des Pay-TV-Senders HBO erkämpften sich Serien zunehmend den
Thron packenden Storytellings und holten
punkto Bildqualität und Spezialeffekte
zunehmend auf.
Im Gegensatz zur
­Musikbranche nahm die
Filmindustrie die neuen
Technologien ernst.
Spannungsbögen zogen sich nun über
5 x 12 Stunden statt 90 Minuten und
­kamen vermehrt als ganzes Paket daher,
sei es nach Ablauf der regulären, klassisch wöchentlichen Ausstrahlungs-­
Frequenz in einer DVD-Box oder illegal
aus dem Netz.
Wer zum Beispiel die Urmutter aller
­Super-Serien, die «Sopranos», verpasst
­hatte oder als Nicht-Amerikaner gar nicht
erst angeboten bekam, fand die kompletten
sechs Staffeln entweder bald bei Ex Libris
oder auf diversen Downloadportalen. Eine
Woche später kroch man mit geröteten
­Augen ins Tageslicht zurück und bemühte
sich standhaft, den neu angeeigneten NewJersey-Slang wieder loszuwerden.
Und so ging es weiter mit der Bestatterfamilie von «Six Feet Under», der Baltimore-Parabel auf die hässliche Seite des
amerikanischen Traums in «The Wire»,
Jack Bauers brachialem Antiterrorkampf in
«24», «Breaking Bad», «Mad Men», «Homeland» und so weiter.
Netflix hatte aufgepasst, sich seine
­Notizen gemacht und beschloss ein neues
Wagnis: die erste eigene Grossproduktion.
Für den Preis eines mittleren HollywoodBlockbusters wurden zwei Staffeln von
«House of Cards» quasi im Sack gekauft
TagesWoche10/16
und nach Produktionsende jeweils komplett ins Netz gestellt. Das unmässige
«Binge-Watching» (Komaglotzen) hatte auf
einmal den Segen des Urhebers und wurde
endgültig salonfähig.
Dass die David Fincher/Kevin SpaceyKollaboration von Publikum und Kritikern
prompt in den Pantheon der besten Serien
aller Zeiten erhoben wurde, war nicht nur
Glück: Netflix bewies ungewohntes Vertrauen und überliess den Machern den
­Final Cut. Mit ein Grund, warum diese
mit ihrem Projekt nicht bei einem anderen
Mitbieter landeten.
Netflix bleibt werbefrei
Netflix hatte ein Echtzeit-Legalisierungs-Experiment durchgeführt, und (fast)
alle hatten gewonnen: Die Zuschauer bekamen tolle Unterhaltung ohne Werbeun­
terbrechung, kreative Köpfe konnten ihre
Ideen verwirklichen und Netflix selbst wurde zu einem ernstzunehmenden Player der
Unterhaltungsindustrie. Überspitzt gesagt:
Dieser Coup verdeutlichte, wie Fernsehen
nach fast drei Jahrzehnten des allgemein
akzeptierten, aber auch hilflos beobachteten Niedergangs wieder anfing, Sinn und
Spass zu machen.
Als Neo-Produzent sieht sich Netflix
heute mit neuen Konkurrenten konfrontiert. Hulu, das Kooperations-Videoportal
von NBC, ABC und FOX, oder Amazon
­Prime, das die Unterhaltungs-Flatrate als
Bonus im Premium-Liefer-Abo integriert.
Vor allem aber ist es der bereits erwähnte
Pay-TV-Kanal HBO («Game of Thrones»,
«True Blood», «Homeland»), der mit doppelt so vielen Global-Abonnenten und neuerdings vergleichbaren Streaming-Angeboten ein ähnliches Portfolio mitbringt,
angesiedelt irgendwo zwischen Produzent
und Verteiler.
Um inhaltlich mitzuhalten, investiert
Netflix massiv in neue Produktionen. Dank
dem Frauenknast-Drama «Orange Is the
New Black», Kokain-Papst Pablo Escobars
halb in Spanisch gesprochener Biografie
«Narcos», der True-Crime-Doku «Making A
Murderer» oder der etwas nervigen Westcoast-Hipster-Romanze «Love» hält sich
das Image eines Unterhaltungs-Davids,
dem Qualität und Experimentierfreudigkeit
am Herzen liegen und der ­anders ist. Tatsächlich pfeift Netflix auf die altertümlichen
Instrumente seiner Goliath-Konkurrenz: Es
bleibt werbefrei und veröffentlicht keine
Einschaltquoten (Ratings).
Irritierendes Quoten-Embargo
Auch HBO spielte in seinen Anfangsjahren den «No ratings, just content»-Underdog. Manche Mitarbeiter sollen hinter vorgehaltener Hand jenen Zeiten nachtrauern,
als man selbst noch anders war als der Rest.
Bei den klassischen Networks wie ABC,
NBC, CBS oder FOX haben Ratings eine
wirtschaftliche Kontrollfunktion, mit
­direkter Wirkung auf den weiteren Verlauf
einer Serie.
Gute Ratings treiben Werbeeinnahmen
nach oben und erhöhen damit den Markt-
wert einer Serie, ihrer Schauspieler und
­ihrer Entwickler. Die Schattenseiten dieses
Systems: wirtschaftlicher Erfolgsdruck,
der eine gelobte Serie nach einer Staffel
­unter den Erwartungen rasch ins Archiv
befördert, oder Werbekunden, die inhaltlichen Einfluss nehmen, um ihre Zielgruppe
nicht zu vergraulen.
Ganz offiziell verweigert Netflix just aus
diesem Grund den eigenen Filmemachern
den Ratings-Einblick. Chief Content Officer Ted Sarandos sagt dazu, man wolle die
kreative Arbeit nicht mit unnötigem Druck
belasten.
Die Ratings-Verweigerung irritiert die
Branche, weil alle Mitwirkenden davon abhängig sind, dass ihre Arbeit wirtschaftlich
quantifiziert werden kann. Im Allgemeinen
akzeptiert man das Verhalten aber noch: Es
handle sich um eine noch junge Verbreitungstechnologie, die sich mit steigender
Etablierung sowieso irgendwann den üblichen Vorgängen zu unterwerfen habe.
Netflix verweigert
­Regisseuren den RatingsEinblick, um sie nicht mit
Zahlen zu belasten.
Vereinzelt wird geunkt, Netflix halte mit
der Schweigetaktik auch seine scheinbar
schiefen Finanzen geheim. Medienanalyst
Michael Pachter sieht eine tickende Zeitbombe, es werde zu viel investiert. Ohne
eine markante Preiserhöhung drohe
ein Rückgang der hochgelobten OriginalProduktionen.
Der wahre Kern des Quoten-Embargos
liegt aber wohl im Wert der Viewerdaten
für Netflix selbst: Neue Produktionen werden anhand konkreter Zahlen in Auftrag
gegeben und sollen massgeblich dafür
­verantwortlich sein, dass praktisch jede Eigenproduktion der letzten Jahre zu einem
Hit wurde.
Es klingt logisch: Lass die Leute selber
bestimmen, was sie schauen wollen, und
dann gib ihnen mehr davon. Darin liegt
­diese Revolution des Fernsehens, die eigentlich keine sein sollte. Bleibt zu hoffen,
dass dieser Balanceakt zwischen Innovation und Massentauglichkeit nachhaltig
funktioniert und das Angebot vielseitig
und mutig bleibt.
tageswoche.ch/+bvxp0×
36
20 Jahre BScene
Was hat die Jubiläumsausgabe zu bieten? ­Vereinspräsidentin
Jennifer Jans und der Medienverantwortliche Fabio Gfeller über
Club- und Bandauswahl, Festivalstrategie und Konzertgagen.
«Wir wollten den
Nostalgiefaktor
erhöhen»
von Marc Krebs
W
as 1997 mit dem Untertitel
«Songtage der Region Basel» begann, ist zum festen
Bestandteil der hiesigen
Festivallandschaft gewachsen. BScene
steht für zwei Nächte, in denen jeweils ein
paar Tausend vorwiegend jüngere Menschen an Konzerte pilgern. Was hat die
­Jubiläumsausgabe zu bieten? Wie positioniert sich das Festival? Und wie kommt
die Auswahl zustande? Das haben wir Jennifer Jans (28 Jahre, Programmleiterin
und Vereinspräsidentin) und Fabio
Gfeller (23 Jahre, Medienverantwortlicher) gefragt.
20 Jahre BScene: Das weckt Erwartungen. Ist das Programm spezieller als
sonst?
Jans: Ich glaube schon, ja. Nebst mehreren Plattentaufen jüngerer Künstler präsentieren wir in diesem Jahr auch einige
Bands, die Teil der langen Geschichte der
BScene sind. Zum Beispiel die Lovebugs,
die schon beim allerersten Festival auf­
traten. Sie geben an der BScene ihr erstes
Konzert seit ungefähr zwei Jahren und werden nebst Klassikern auch ein paar neue
Songs ihres kommenden Albums spielen,
was uns sehr freut. Auch zu erwähnen
­wären Shilf, die ebenfalls 1997 erstmals an
der BScene auftraten.
Heisst das, dass nicht nur eine Jury die
Musik ausgewählt hat, sondern auch
der Vereinsvorstand?
Jans: Genau. Wir haben speziell für
das 20. Jubiläum eine Wunschliste erstellt
und die Bands direkt angefragt. Für den
runden Geburtstag der BScene wollten
wir g
­ ewisse Bands unbedingt dabeihaben.
Welche Aufgabe hatte denn die Jury?
Jans: Keine leichte – sie musste aus
430 Anmeldungen eine Auswahl treffen.
In den ersten BScene-Jahren war die
­Anzahl der Bewerbungen noch bei 140.
Das heisst, immer mehr Musiker und
Bands möchten an der BScene spielen.
Jans: Ja, genau.
Am Anfang war das Festival nur mit
lokalen Acts programmiert. Dass Sie
heute mehr Anmeldungen erhalten,
erklärt sich sicher auch durch die
Öffnung des Festivals.
Jans: Richtig. Heute erhalten wir Bewerbungen aus der ganzen Schweiz und auch
TagesWoche10/16
«Hätte die goldenen Zeiten gern miterlebt.» Bei der Erstausgabe der BScene war Jennifer Jans erst achtjährig.
TagesWoche10/16
Foto: nils fisch
38
Online
Was, wann, wo?
Orientierungshilfe
im BSceneProgramm finden
Sie online:
tageswoche.ch/
2kjha
Jans: Im Vergleich zu anderen Festivals
zahlen wir eine sehr gute Gage.
Was heisst das, eine sehr gute Gage?
Jans: BScene begann mit Gratis-Gagen,
mittlerweile zahlen wir im Schnitt 100
Franken pro Musiker. Natürlich könnte
man sich noch mehr wünschen. Es geht
­dabei aber um die Plattform und nicht
­darum, viel Geld zu machen.
Aber Sie machen ja auch grosse Einnahmen an den Kassen.
Jans: Doch muss man sehen, dass wir
dafür auch sehr grosse Auslagen haben.
Der Vereinsvorstand arbeitet zwar ehrenamtlich, aber wir betreiben eine Geschäftsstelle, kommen nebst Gagen auch fürs
­Catering, die passende Technik oder eine
Clubpauschale auf. Alles, was eingenommen wird, investieren wir in die nächste
Ausgabe des Festivals.
Was bringt die Geschäftsstelle?
Gfeller: Eine Professionalisierung des
Festivals und der Vereinstätigkeit.
Läuft das Festival durch die Professionalisierung nicht Gefahr, weniger zu
überraschen?
Jans: Wir versuchen, immer wieder zu
überraschen. In diesem Jahr etwa gibt es
­einen grossen BScene-Chor, der sich aus
dem Basler Stimmbänder Chor, dem Beizenchor, dem Singvoll Chor und weiteren
singfreudigen Personen zusammensetzt.
Sie haben A-cappella-Versionen von Basler
Popsongs einstudiert. Ihr Auftritt in der
­Kasernen-Reithalle ist der grosse Opener
des Festivals.
Jennifer Jans und Fabio Gfeller: «Die BScene ist heute ein Begriff.»
Foto: Nils fisch
Zu den beständigen Programmpunkten gehört der Grand Beatbox Battle.
von internationalen Bands. Der Grossteil
Ein Politikum ist noch immer die
Jans: Richtig. Dieses Jahr findet er im
der Anmeldungen kommt aber noch
Ausweitung des Programmes auf
Volkshaus statt. Die Beatboxer sind ja eine
internationale Bands.
immer aus der Region.
verschworene Gemeinschaft …
Gfeller: Wir haben dieses Jahr ­bewusst
Jans: Die letzten Jahre haben gezeigt,
Gfeller: Das ist ein riesiger Event, nebst
mehr regionale Musiker engagiert als in dass wir mit dieser Strategie auf dem richti- den Weltmeisterschaften der grösste Anden Vorjahren. Hinzu kommt, dass sich gen Weg sind, dass die Durchmischung lass für diese Szene. Und auch für Aussenstehende sehr interessant mitzuverfolgen.
auch immer mehr regionale Bands bei der auch vom Publikum begrüsst wird.
BScene bewerben. Früher liessen sich
Aber notwendig wäre das nicht.
Auf Youtube erreicht BScene dadurch eine
manche Bands bitten oder verpassten es,
­Festivals gibt es viele, einzigartig
grosse Ausstrahlung, der grösste Teil der
Anmeldefristen einzuhalten. Das hat sich
macht die BScene die lokale Szene.
internationalen Besucher kommt für
zum Positiven verändert.
Jans: Und auf die möchten wir auch nie ­diesen Beatbox Battle. Aber wir hoffen
Die Bands sind zuverlässiger
verzichten. Von den 60 Slots sind nur vier ­natürlich, dass auch Szenenfremde dort
g
­ eworden?
an internationale und zehn an nationale reinschauen, das Volkshaus liegt ja an der
Jans: Könnte man daraus schliessen, Acts gegangen. Der Rest ist regionaler BScene-Street.
ja. BScene ist heute allen ein Begriff – und ­Herkunft. Wir möchten einen Austausch
Was meinen Sie mit der «BScenedie Plattform möchten viele Bands gerne ermöglichen.
Street»?
nutzen.
Gfeller: Wir wollten in diesem Jahr eine
Sie müssen keinen Kniefall mehr
Strecke schaffen, die acht Bühnen beinhalmachen bei einigen Bands?
tet. Vom Hirscheneck bis zur Lady Bar, die
Jans (lacht): Nein, nicht wirklich. Wobei
wir vor ihrem Ende noch einbinden wollten. Im Vergleich zu früheren Ausgaben
die BScene das auch nie wirklich machen
verzichten wir dafür auf Satelliten. Ziel ist
musste, so weit ich weiss.
es, den Besuchern kurze Wege zwischen
Aber es gab schon Bands, die sich im
Jahr 2016 bitten liessen?
den Lokalitäten zu ermöglichen. Das FestiJans: Klar. Aber wer das war, ist nicht von
val-Feeling, dass von Club zu Club gepilgert
grosser Bedeutung.
Jennifer Jans
wird, wollten wir wieder verstärken.
Ach, kommen Sie!
Sind die Leute denn nicht mehr so
lauffreudig?
Nein.
Gfeller: Und das Publikum anregen, das
Wie ist denn das Verhältnis von Anfraso Basler Bands entdeckt. Und umgekehrt.
Gfeller: Ich bin zu jung, um das mit den
gen und Eingaben?
Aber wenn Sie auf die internationalen
ersten zehn Jahren BScene vergleichen zu
Bands verzichten würden, könnten Sie können. Aber es ist sicher so, dass es nicht
Gfeller: Mehr als die Hälfte der Bands
den regionalen Bands, die das Herz
wurde von der Jury ausgewählt, die Minderimmer einfach war, die Leute dazu zu kriedes Festivals bilden, bessere Gagen
heit haben wir vom Vereinsvorstand ­direkt
gen, nicht den ganzen Abend im gleichen
zahlen. Oder nicht?
kontaktiert.
Club zu bleiben.
«Von 60 Slots sind nur
vier an internationale
und zehn an nationale
Acts gegangen.»
TagesWoche10/16
39
Popförderung
Sie haben die Kleinbasler Achse
erwähnt, von der Lady Bar bis zum
Hirschi. Das Union aber ist heuer
nicht Teil der BScene. Warum nicht?
Gfeller: Es wäre bezüglich der Kapazität
zu viel gewesen. Das Union hat einen gros­
sen Saal, ebenso die Kaserne und das Volks­
haus. Wir wollten uns da nicht überneh­
men. Dafür ist der Jazzcampus Club wieder
dabei.
Jans: Ebenso die 8Bar, die auch schon
BScene-Stätte war. Die Lady Bar ist zum
ersten und gleich auch letzten Mal dabei. von Marc Krebs
Und nicht zu vergessen ist das Atlantis, das
ein Comeback feiert.
m Montagabend wurden sich die
Dass das Atlantis wieder Teil der
Mitglieder des regionalen Musi­
BScene ist, gehört zu den schönen
kernetzwerks und Förderers
Überraschungen.
RFV bewusst, warum es diesen
Gfeller: Das war auch unser Ziel. Wir 1994 gegründeten Verein braucht: Klar, da
wollten damit den Nostalgiefaktor erhö­ sind die Bandbusse, mit denen Musiker
hen. Schon mein Vater ging jeweils ins Tausende Kilometer zurücklegen, da sind
­Atlantis.
die Beiträge an Album- und Videoproduk­
Jans: Wir hätten die goldenen Zeiten na­ tionen und Tourneen. Aber da ist auch die
türlich gerne miterlebt. Und als wir uns ganze Arbeit im Hintergrund – und der
überlegten, wie wir das Nachtigallenareal gute Draht ins Rathaus.
mit der Kaserne verbinden könnten, da
Geschäftsführer Tobit Schäfer schilder­
kam uns das Atlantis in den Sinn.
te an der Jahresversammlung in der Kuppel,
wie man sich letztes Jahr gegen eine Kür­
zung der Gelder wehren musste. Der Regie­
rungsrat hatte vor, dem RFV künftig pro
Jahr 25 000 Franken weniger zu überweisen.
Diesen Betrag hatte der RFV bislang ans
einstige Tochterfestival BScene gespendet.
Da BScene neu direkt vom Swisslos Fonds
unterstützt wird, dachte sich der Regie­
rungsrat wohl, diese Sparmassnahme wür­
Fabio Gfeller
de wenig Staub aufwirbeln.
Doch hatte man die Rechnung ohne die
Gfeller: Und die Atlantis-Geschäftsleite­ Pop-Lobbyisten gemacht: Mit Tobit Schä­
rin Claudia Danuser war sehr motiviert und fer (SP) ist der RFV im Grossen Rat vertre­
hatte Lust, mitzumachen.
ten, mit Daniel Stolz (FDP) sitzt zudem ein
Ihr müsst aber eure Generation für den ebenso gut vernetzter, bürgerlicher PoliAbstecher ins -tis begeistern können.
tiker im RFV-Vorstand.
Jans: Ich glaube nicht. Von der Kuppel
Schäfer empörte sich über das Vorzur Kaserne liegt das Atlantis ja mehr oder haben der Regierung, bei einer verhältnis­
weniger auf dem Weg. Und ich glaube, dass mässig schwach finanzierten Kultursparte
viele in unserem Alter wissen, dass das den Sparstift anzusetzen. Und veranschau­
ein Kultschuppen ist und eben gerade neu­ lichte dies den Mitgliedern mit einem Ver­
gierig darauf sind, dort einmal ein Konzert gleich: Während der RFV in den letzten Jah­
zu erleben.
ren stets mit gleich wenig Geld operieren
Gibt es auch im Handling Neuerungen musste, sei das Kulturbudget Basel-Stadt
im Jahr 2016?
von 2011 bis 2014 um insgesamt fünf Millio­
Jans: Ja, wir haben das Kassensystem nen Franken gestiegen. hinterfragt und den ganzen Abwicklungs­
Erfolg im Lobbying für Fördergelder
prozess verbessert, sodass die Leute nicht
mehr lange Schlange stehen müssen. Im
Er amüsierte die Anwesenden mit einer
letzten Jahr konzentrierten wir die Kassen Grafik, die zeigte, dass städtische Popför­
noch aufs Kleinbasler Kasernenareal, nun dergelder gerade mal 0,3 Prozent der ge­
gibt es unter anderem auch am Claraplatz samten Kulturausgaben ausmachen: Der
eine Kasse, vis-à-vis des Volkshauses.
RFV erhält von Basel-Stadt jährlich 390 000,
Gfeller: Und man kann jetzt in jedem die anderen Institutionen mehr als 120 Mil­
Club das Vorverkaufsticket gegen ein Bän­ lionen Franken. «Aber ausgerechnet bei
uns wollte der Basler Regierungsrat spa­
deli umtauschen.
tageswoche.ch/+g0bb4× ren», kommentierte Tobit Schäfer. «Das
konnte zum Glück abgewendet werden.» Schäfer lobbyierte erfolgreich und
konnte im Stadtbasler Parlament einen
grossen Erfolg für einen verhältnismässig
kleinen Betrag verbuchen. 83 von 100
Grossrätinnen und -räten stellten sich auf
die Seite der Poplobby und stimmten gegen
die geplante Kürzung.
Der RFV beweist Muskeln im Lobbying
und verstärkt den Vorstand mit Musikern.
Gehör für Hip-Hop und Techno
A
«Wir wollten den
Besuchern kurze Wege
zwischen den Lokalitäten
ermöglichen.»
TagesWoche10/16
Dadurch kann der RFV mit 25 000 Fran­
ken neue Projekte in Angriff nehmen. Wel­
che dies sind, will der Verein nun bei einem
Mitgliederworkshop im April evaluieren.
Der Vorstand erhofft sich Inputs aus der
Szene zu bestehenden und allenfalls
erwünschten neuen Angeboten.
Damit bestätigt der RFV den Eindruck,
dass er offen ist für Anregungen von innen
und aussen – und auch für Kritik. So setzte
er sich doch 2015 auf den heissen Stuhl, um
zu Vorwürfen und Vorurteilen Stellung zu
nehmen.
Neu bestimmten DJs den Takt mit
Einen Denkanstoss gab Cla Nett vor ei­
nem Jahr am gleichen Ort. Damals ergriff
der Gründer der Lazy Poker Blues Band das
Mikrofon und bemerkte ein bisschen
­besorgt, dass von sieben Vorstandsmitglie­
dern des RFV nur noch zwei aktive Musiker
seien, der Rest Funktionäre. Tatsächlich
waren die Musiker im Jahr 2015 stark unter­
vertreten, seit der Kündigung von Dänu
Siegrist auch auf der Geschäftsstelle.
Der Einwand von Nett stiess auf offene
Ohren: Da mit Tino Krattiger (Veranstalter
Im Fluss) und Esther Roth (Kulturmanage­
rin) zwei Vorstandsmitglieder ihren Rück­
tritt gaben, nutzte der Vorstand die Mög­
lichkeit, um zwei Aktivposten in der Basler
Musikszene ins Ehrenamt zu hieven: Mit
Isabella Zanger, als Musikerin bekannt
­unter ihrem Pseudonym Herzschwester, ist
erstmals eine DJane im RFV-Vorstand ver­
treten. Und mit Tobias Gees, der als DJ
Johny Holiday unter anderem bei Brand­
härd an den Tellern steht, hat neu auch der
Hip-Hop eine Stimme im Verein.
Gees hatte in der jüngeren Vergangen­
heit den RFV für seine Rock-Schlagseite
kritisiert. Nun wird er in die Pflicht genom­
men. Gut so. Bei seiner Vorstellung koket­
tierte er denn auch damit, was sein Ziel sei:
Aus dem RFV einen Rap-Förderverein zu
machen. Der warme Begrüssungsapplaus für die
beiden neuen Vorstandsmitglieder zeigte,
dass die stilistische Auffrischung auf Wohl­
wollen stösst. Ebenfalls Grund zur Freude
bietet die Frauenquote, sind doch nun drei
von sieben Vorstandsmitgliedern weiblich.
tageswoche.ch/+g39wb×
Missbrauch in der Kirche
40
In der gleichen Nacht, in der ein Film über M
­ issbrauch in der
katholischen Kirche den Oscar gewinnt, muss sich einer der
höchsten Vatikanvertreter zum g
­ leichen Thema verantworten.
Das Drama hinter
dem Oscar
Hartnäckige Recherche: «Spotlight» zeigt die Aufdeckung eines Missbrauchsskandals in der Diözese Boston.
von Julius Müller-Meiningen
F
ilmproduzent Michael Sugar
wählte bei der Oscar-Preisverleihung in Los Angeles deutliche
Worte: «Papst Franziskus, es ist
Zeit, Kinder zu schützen und das Vertrauen
wiederherzustellen!» Sugars Drama «Spotlight» über die Aufklärung Dutzender Fälle
von Missbrauch und ihrer Vertuschung in
der Diözese Boston hatte da gerade den
­Oscar als bester Film gewonnen.
«Das ist das grösste Geschenk, das wir
­bekommen konnten», sagte David Ridsdale darauf in Rom und meinte damit die
Aufmerksamkeit für sein Lebensthema.
Ridsdale ist selbst ein Missbrauchs-Betroffener. Als Kind war er in Australien von
seinem Onkel, einem Priester, vergewaltigt worden.
«Null Toleranz»
Mit einem knappen Dutzend anderer
Betroffener ist Ridsdale nach Rom gekommen, um die Aussagen von Kardinal
George Pell vor einer australischen Regierungskommission mitzuverfolgen.
2013 wurde Pell von Papst Franziskus
zum Präfekten des neu geschaffenen
Wirtschaftssekretariats sowie in einen
neunköpfigen Kardinalsrat berufen.
­Damit ist er einer der ranghöchsten Vertreter in der Vatikanhier­archie. Nun ­sagte
er per Videoschaltung in einem römischen Hotel aus. Pell wird ­vorgeworfen,
foto: © Open Road Films
Betroffene missachtet und Missbrauchstäter, darunter den Onkel Ridsdales,
­gedeckt zu haben.
Der ehemalige Erzbischof von Melbourne und Sydney, der laut ärztlichem
­Attest herzkrank ist und deshalb nicht nach
Australien fliegen kann, bestreitet diese
Vorwürfe. Seine Aussage ist aber auch im
Hinblick auf die jüngst wiederholte Ankündigung von Papst Franziskus von Bedeutung, beim Thema Missbrauch «null Toleranz» walten zu l­assen. Franziskus sagte
erst vor wenigen Tagen, ein Bischof, der
­einen des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen überführten Priester in eine
andere Pfarrei versetze, sei verantwortungslos. «Es ist besser, dass er zurücktritt»,
sagte der Papst.
Konkret wird Pell vorgeworfen, in seiner
Zeit als Priester und Vikar in der australischen Diözese Ballarat (1973–1984) sowie
später als Weihbischof von Melbourne
s­eine Hand schützend über Missbrauchstäter gehalten zu haben. David Ridsdale
­behauptet, Pell, der gut mit seinem Onkel
Gerald Ridsdale befreundet war, habe ihm
seinerzeit Schweigegeld angeboten. Pell
bestreitet das.
Bei seiner ersten Aussage räumte Pell
«enorme Fehler» der Kirche in Australien
beim Umgang mit Missbrauchstätern aus
dem Klerus ein. Teilweise gestand der
74-Jährige auch eigene Nachlässigkeiten.
Er sei früher geneigt gewesen, eher einem
Priester zu glauben, wenn dieser den Vorwurf des Missbrauchs dementiert habe.
Er wolle «nicht das Unhaltbare verteidigen», sagte Pell, welcher der australischen
Regierungskommission für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch zugeschaltet war.
Der Kardinal sagte unter Eid aus und
machte auf konkrete Nachfragen Gedächtnislücken geltend. Über die Haltung der
Kirche sagte er jedoch: «Der Instinkt war
damals, die Institution, die Gemeinschaft
der Kirche vor Schande zu schützen.» Pell
bestritt allerdings, von Priesterversetzungen zur Vertuschung von Missbrauch
­erfahren zu haben.
Angekündigtes Vatikan-Tribunal
Insgesamt liegen der australischen Regierungskommission 853 Anzeigen gegen
die Priestervereinigung der Christian Brothers vor, die vor allem in Bildungseinrichtungen tätig waren. 281 Mitglieder dieser
Gemeinschaft wurden beschuldigt. Die
­Fälle trugen sich vor allem in den Staaten
Tasmanien oder Victoria zu.
Missbrauchs-Betroffene zweifelten zuletzt öffentlich am Aufklärungs-Willen
des Papstes. Peter Saunders, wegen seiner
öffentlichen Kritik beurlaubtes Mitglied in
der päpstlichen Kommission für Kinderschutz, warf Franziskus eine «PR-Kampagne» vor. Saunders kritisierte insbesondere,
dass das im vergangenen Juni angekündigte Vatikan-Tribunal für die Verurteilung
von Bischöfen, die Missbrauch vertuschen,
bis heute nicht existiere.
tageswoche.ch/+jpwc5×
KULTUR
FLASH
Musikfilm
Vom Lärm
zum Klang
«Die Schweiz ist bekannt für Pünktlichkeit,
Höflichkeit und leises Auftreten – nicht für
bombastische Töne und chaotische Stadtkompositionen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es erstaunlich, wie viele innovative
Klangkünstler hier leben», meint die Regisseurin Gitta Gsell zu ihrem neuen Film
«The Melody of Noise». Sie muss es wissen:
­Monatelang reiste sie durch die Schweiz
und spürte Geräuschetüftler auf, die mit
selbst gebauten Instrumenten neue Musikwelten erforschen. Im kult.kino atelier
kann man an der Vorpremiere die Protagonisten gleich persönlich kennenlernen und
mit der Regisseurin diskutieren.
×
Sonntag, 6. März, 11.15 Uhr.
kult.kino atelier, Theaterstrasse 7,
Basel. www.melody-of-noise.ch
Lesung
Flüchtlinge im
Literaturhaus
Das Literaturhaus Basel startet eine Reihe,
die sich der Flüchtlings­thematik literarisch
nähert: Mit ausgewählten Erzählungen bieten die Lesungen mit dem «Tatort»-­
bekannten Schauspieler Thomas Sarbacher Einblicke in die Kultur und Gesellschaft ­jener Menschen, die bei uns unter
dem Begriff Flüchtling einseitig wahrgenommen werden. Den Anfang machen
­Erzählungen aus dem Band «Frühling in
der Asche» von Sakarija Tamer aus Syrien. ×
Lesung mit Thomas Sarbacher,
Mittwoch, 9. März, 19 Uhr.
Literaturhaus Basel, Barfüssergasse 3,
Basel. www.literaturhaus-basel.ch
41
BASEL
Steinenvorstadt 36
Kinoprogramm
•DEADPOOL FR: 21.00
CAPITOL 12.45—SA/SO: 10.15
•ZOOMANIA – 3D [6/4 J] •GLORIA kitag.com 13.00/15.30—FR/SO/DI: 18.00—
SA: 15.00 E/d
D
[16/14 J]
14.00/17.15/20.30 E/d/f
•THE REVENANT E/d/f [16/14 J]
14.00/17.15/20.30
Basel und Region
04. bis 10. März
KULT.KINO ATELIER
Theaterstr. 7
kultkino.ch
•KEEPER FR/SA/MO-MI: 12.00 F/d
[12/10 J]
•WHEREE/dTO INVADE NEXT [ 12/10 J]
ANZEIGEN
12.10
•MELODY OF NOISE [10/8 J]
FR/SA/MO-MI: 12.15
Dialekt/d/f
SO: 11.15
SO: MIT GITTA GELL, BRUNO SPÖRRI
UNTER DER LEITUNG
VON ERIC FACON
•JANIS:
LITTLE GIRL BLUE E/d/f [12/10 J]
FR/SA/MO-MI: 12.20
•THE DANISH GIRL [12/10 J]
FR/SA/MO-MI: 13.45—FR: 21.30—
E/d/f
SA-MI: 20.30
•DAS TAGEBUCH DER
[12/10 J]
ANNE FRANK 14.00—FR-DI: 18.15/20.45—
MI: 19.00 D
MI: 19.00 ANSCHL. GESPRÄCH
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(STIFTUNGSRAT ANNE FRANK
FONDS BASEL) UND B. BONJOUR
(GESCHICHTSLEHRER)
•SUFFRAGETTE [12/10 J]
FR/SA/MO-MI: 14.00/20.40—
FR/SA/MO/DI: 18.20—
SO: 13.30/18.00/20.15 E/d/f
•LA LOIF/dDU MARCHÉ [16/14 J]
14.15
•HEIDI Dialekt
[0/0 J]
14.30
•NICHTS
PASSIERT [14/12 J]
16.00 D
•SCHELLEN-URSLI [6/4 J]
FR/SA/MO-MI: 16.10
SO: 15.45 Dialekt
•CHOCOLAT [12/10 J]
16.15/18.45/21.10 F/d
•VIRGINIsländisch/d
MOUNTAIN [12/10 J]
16.30
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[8/6 J]
16.45/21.00 E/d
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[0/0 J]
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Konditionen an der Kinokasse und online erhältlich.
pathe.ch/basel
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SA: 17.30
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[12/10 J]
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[12/10 J]
SO: 20.00
MO: 21.00
MI: 18.00
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[10/8 J]
MI: 21.00
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D
Dialekt
FR: 23.00—SA/MO/MI: 20.00
FR: 18.00
FR/SO/DI: 20.00—
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SA/MO/MI: 17.00—SA: 23.00 E/d/f
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•DER GEILSTE TAG [12/10 J] •ZOOMANIA [6/4 J]
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FR: 22.45—SA: 23.00
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SO: 11.30
FR/SO/DI: 13.50/20.15—
•LES SAISONS
[6/4 J] MO/MI: 17.00 E/d/f
SO: 14.00 D
•THE HATEFUL EIGHT [16/14 J]
FR/SO/DI: 17.00—FR: 23.20—
KULT.KINO CAMERA
SA: 14.30/22.20—
E/d/f
Rebgasse 1
kultkino.ch MO/MI: 13.50/20.15
•ZOOMANIA
– 3D [6/4 J]
E/d/f
•DER GROSSEDialekt
SOMMER [6/4 J] SA: 17.45
D
14.00/18.30
SA: 20.00
•MUSTANG Ov/d/f
[12/10 J]
REX
14.15/18.45
•TRUMBO E/d/f
[12/10 J] Steinenvorstadt 29
kitag.com
16.00/20.30
CHF
[12/10 J]
[16/14 J]
FR/SA/MO-MI: 18.00 D
•ALS DIE SONNE
•ZOOMANIA – 3D [6/4 J]
– 3D [0/0 J] FR-SO: 20.30—MI: 15.30 D
[12/10 J] •ROBINSON CRUSOE
VOM HIMMEL FIEL SA/SO/MI: 13.30 D
SO: 10.40 D/Jap/d/f
•ZOOMANIA [6/4 J]
•Opera –
•BE AWARED AND SHARE
SA/SO: 15.30—MO-MI: 20.30 D
Metropolitan Opera New York: •ALVIN UND DIE CHIPMUNKS:
SO: 11.00
ANSCHLIESSEND GESPRÄCH
[0/0 J] ROAD CHIP MANON LESCAUT
[6/4 J]
MIT TEILNEHMERN DES
SA: 18.55 E
SA/SO/MI: 13.30 D
HILFSPROJEKTS, REGISSEUR
•UNSERE WILDNIS
[6/4 J] •THE DANISH GIRL [12/10 J]
OMID TASLIMI UNTER DER LEITUNG
SO: 11.00 D
SO: 11.00 E/d/f
VON S. HOFER. DIE HÄLFTE
•HEIDI Dialekt
[0/0 J]
DER EINNAHMEN GEHT
PATHÉ PLAZA
SO: 18.00
AN DAS HILFSPROJEKT.
FR: 19.15—SA-MI: 18.00
•EL ABRAZO
DE LA SERPIENTE
Ov/d
UNLIMITIERTES
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FR: 22.50—SA/SO: 10.40—
SA: 23.00—MO/MI: 20.30 D
FR/SO/DI: 20.30—SA/SO: 11.30—
MO/MI: 18.00 E/d/f
•SPOTLIGHT [12/10 J]
FR/MO/DI: 12.50—
FR/SO/DI: 15.30/20.50—
MO/MI: 18.10 D
FR/SO/DI: 18.10—
SA/MO/MI: 15.30/20.50 E/d/f
•CHOCOLAT [12/10 J]
15.30—FR/MO/DI: 13.00—
FR/SO-MI: 20.30—SA/SO: 10.30—
SA-MI: 18.00 D
FR: 18.00 F/d
•HAIL, CAESAR! [8/6 J]
FR/SA/MO-MI: 13.00—
FR/DI: 15.30—FR/SA: 22.45—
SA/MO/MI: 18.00—SO: 20.20—
DI: 20.30 D
FR/SO/DI: 18.00—SA/MO: 20.20—
MO: 15.30—MI: 20.30 E/d/f
•DEADPOOL [16/14 J]
13.20/15.45—FR/SO/DI: 18.10—
FR: 22.50—SA/SO: 11.00—
SA/MO/MI: 20.30 D
FR/SO/DI: 20.30—
SA/MO/MI: 18.10—SA: 22.50 E/d/f
•DIRTY GRANDPA [16/14 J]
18.10/20.30—
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[6/4 J] •DEADPOOL •ABOVE AND BELOW E/d[12/10 J] ROAD CHIP 19.00—SO: 12.30
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•CHOCOLAT [12/10 J]
•ZOOMANIA [6/4 J] •LE GENOU DE CLAIRE [12/10 J] SO: 10.30 F/d
TagesWoche10/16
andere seiner Frauengeschichten. Als die
Platte 1968 erschien, war die Affäre bereits
vorbei, aber ihr Duft schwebte noch umher.
Vor allem in «Bonnie and Clyde», einem
Film, der die Geschichte des Gangsterpaares als amour fou par excellence modellierte.
Daneben schaffte es mit der CharlestonNummer «Comic Strip» nur ein weiteres
Duett der beiden auf das Album. Bardots
Rolle in «Comic Strip», die kaum über
Kiekslaute hinausgeht, deutet an, dass ihr
­Gesangstalent für kaum mehr als erotisiertes Hauchen ausreicht – in Solonummern
wie «Harley Davidson», die Gainsbourg für
die blonde Schönheit schrieb, wurde es
überdeutlich.
Erster zensierter Nummer-eins-Hit
«Bonnie and Clyde»: Schauspielern lag Bardot mehr als singen.
foto: getty images
Kultwerk #220
Serge der Grosse: Das französische
Chanson wäre nicht dasselbe ohne
seine Meisterwerke wie «Initials B. B.».
Das orgiastische
Duett zweier Ikonen
von Andreas Schneitter
C
hansons schreiben, die starke
Wahrlich eine Geschichte aus schüchFrauen schmachten lassen. So ternen Bubenträumen, die aber in Gainsmeisselte der französische bourgs Leben seine Erfüllung fand.
­Comic-Zeichner Joann Sfar vor
Eine Amour fou par excellence
sechs Jahren sein märchenhaftes Filmdenkmal für den vielleicht grössten, ­sicher
Bevor er selbst zum Star wurde, schneiaber ikonischsten aller Chansonniers.
ten ihm seine Chansons Mitte der 1960erVom Knaben Lucien Ginsburg, der Jahre Brigitte Bardot in die Laken, «BB»,
schon als Kind ein ungewöhnliches Interes- die aufregendste aller Männerfantasien
se an erwachsenen Frauen zeigte, bis zu sei- ­jenes Jahrzehnts. «Mein Liebster, setz dich
nen Gefährtinnen Jane Birkin und Bambou, ans Piano und schreib mir das schönste
die seine Töchter hätten sein können, zeigte ­aller Liebeslieder», sagt sie in Sfars Film zu
Sfars Film Gainsbourg als Meister der aph- ihm. Und Gainsbourg erhebt sich nackt aus
rodisierendsten aller Künste. Ein anfäng- dem Bett und tut wie ihm geheissen.
lich aufgrund seiner Physiognomie kom«Initials B. B.» heisst das Album, das aus
plexbeladenes musikalisches Genie, das an der Bindung Bardot–Gainsbourg erwuchs,
den Klaviertasten zum Frauenheld wurde.
die sich ebenso wenig verfestigte wie viele
TagesWoche10/16
Meister Gainsbourg machte sich diesen
Mangel zunutze – und rückte mit einem
Chanson raus, das wie kein anderes mit
ihm verwuchs: «Je t’aime … moi non plus».
Bekannt und berüchtigt wurde das Lied mit
der schunkeligen Gitarre und der vor Süsse
schmelzenden Orgelmelodie erst 1969 mit
Jane Birkin, die Bardot als Duettpartnerin
sowohl im Bett wie am Mikrofon beerbte
und die Ballade mit jenen Stöhnlauten verzierte, die das Lied zum Skandal und
schliesslich zu Gainsbourgs grösstem internationalem Erfolg werden liess. «Je
t’aime … moi non plus» war die erste zensierte Nummer eins der britischen Charts.
Geschrieben allerdings hatte Gainsbourg das Lied für sich und Bardot – und
nur weil sich das Supermodel in jenen Jahren in einer Ehe mit dem Jetsetter Gunter
Sachs befand, die es zu retten galt, blieb die
Originalversion der Ballade fast 20 Jahre
unter Verschluss. Erst 1986 war Bardots
Liebeszischen erstmals zu hören, als sie
sich bereits seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
So kam das Album «Initials B. B.» ohne
das spektakulärste Produkt der Affäre
zweier französischer Ikonen aus. Die Platte
bildete als wichtigstes Scharnier im Übergang von Gainsbourgs Jazz-Anfängen hin
zum Pop dennoch ein Schlüsselwerk in der
musikalischen Entwicklung des Chansonniers. «Bonnie and Clyde» fand sich 1994
im frankophonen Hip-Hop wieder, als MC
Solaar es für seinen stilbildenden Hit «Nouveau Western» sampelte.
Mit «Bloody Jack» bewies Gainsbourg,
wie offen er für die neuen Rhythmen des
Rock war, das Titelstück mit der erhebenden Dvorak-Melodie ist noch heute eines
seiner einflussreichsten Lieder, das zuletzt
in der Person von Iggy Pop einen der
­unwahrscheinlichsten Anhänger fand. Ein
Punkpate, der sich dem Grandseigneur des
Chansons zuwendet – wenig könnte stärker
verdeutlichen, wie anschlussfähig Gainsbourg auch 25 Jahre nach seinem Tod am
2. März 1991 noch ist.
tageswoche.ch/+3dbnt×
43
44
Zeitmaschine
Als die Fernsehnächte noch ein offizielles Ende hatten,
hatte auch der Tag danach eine Chance.
Das unbeliebteste Bild der
Fernsehgeschichte
von Hans-Jörg Walter
W
em ist das noch nie passiert?
Man angelt sich spätabends
durchs Fernsehprogramm,
bleibt an einer interessanten
Sache hängen und verpasst es, am Ende
abzuschalten oder weiterzuzappen.
Es folgen dümmliche Werbespots, man
steckt sie weg, die schlecht moderierte
Nachrichtensendung ebenso. Und schon
stolpert man um ein Uhr nachts in einen
dieser Filme. Könnte womöglich schon
auch noch spannend sein. Und ist das nicht
der, den ich schon seit einer Ewigkeit end­
lich einmal schauen wollte?
Irgendwo zwischen Halbschlaf und
­Nirwana gerät die Ausschalttaste nun kom­
plett aus dem Bereich des Erreichbaren. Zu
müde, um die Glotze auszuschalten, zu
schlaff, um die Zähne zu putzen, aber doch
wach genug für die schmerzende Gewiss­
heit: Ei, was wird das morgen für ein mise­
rabler Tag.
Vor 30 Jahren wurde man vor solchen
nächtlichen Unglücken programmgemäss
verschont. Die Fernsehanstalten machten
mitternachts zu, am Wochenende um zwei.
Fertig Programm. Aus und Ende. Nur noch
eine Kalibrierungstafel mit Senderkürzel. Frühstücks-TV: Im Schweizer Farbfern­
Obendrein ein penetranter Sinuston in sehen fliegt man endlos im Kampfjet über
Mono, der einen zum sofortigen Abschal­ die Alpen oder kurvt als Lokführer kreuz
ten summte. Oder zum Umschalten. Nur, und quer durch die Eidgenossenschaft.
um auf einem anderen Sender noch rasch
Pausenlose Freiheit
die Landeshymne zu erwischen, bevor
auch dieser Kanal in einem verpixelten
Im Bayerischen Rundfunk läuft die
«Space Night», wo Weltraumaufnahmen
Testbild erstarrte.
Gewiss, die Nachteulen unter den Fern­ aus Nasa- und ESA-Beständen zu elektroni­
sehkonsumenten wussten sich schon da­ scher ­Musik dahinflimmern. Und auf ei­
mals ins Elend zu stürzen. Sie spulten sich nem anderen deutschen Sender darf sogar
mit Videokassetten durch die Nacht.
ein dummes Brot mit einer eigenen Sen­
dung Nacht und Nerven töten.
Das Ende der Nachtruhe
Inzwischen steht längst wieder eine
In jedem Quartier gab es eine Videothek, technische Revolution auf dem Programm.
wo man für eine Handvoll Fränkli ein paar Das klassische Fernsehen ereilt das Schick­
Filme ausleihen konnte. Oder man schaute sal der Quartiervideotheken. Jeder schaut
Sendungen, die man aufgenommen hatte, nur noch, was er will und wann er will. Die
nicht selten inklusive Sendeschluss. Und Konserven, mit denen die Fernsehsender
so findet sich heute auf Youtube so man­ jeweils die Zeitlücken zwischen den Liveches Nachtprogramm vergangener Tage.
Sendungen füllten, sucht und findet der Zu­
Mit dem Aufkommen des Privatfern­ schauer im sozialen Netzwerk seiner Wahl,
sehens Mitte der Achtzigerjahre hatte aber auf Netflix und artverwandten Internet­
auch der Sendeschluss langsam sein Ende plattformen. Und somit dürfte bald wirk­
erreicht. Das Nachtprogramm war geboren. lich Sendeschluss sein für die Sender. Eben,
Selbst die öffentlich-rechtlichen Sender ex­ Senderschluss.
perimentierten jetzt mit der Zeit bis zum tageswoche.ch/+7q0ro×
Gute Nacht: Dieses Bild half einst vielen rechtzeitig ins Bett. TagesWoche10/16
45
Holzhaus auf dem Weg zum Lauenensee. foto: jeremias schulthess
Wochenendlich in Turbach
Oberhalb des Nobel-Ski-Resorts Gstaad befindet sich
das Bauerndorf Turbach. Der Ort versprüht Kuhromantik
abseits von Promis in Pelzmänteln.
Alpkäse und High Society
von Jeremias Schulthess
D
as Restaurant Sunne-Stübli,
ein Dorflädeli und etwa zehn
Häuser – mehr ist da nicht im
Dorfkern von Turbach. Es ist
die Antithese zum Highlife-Resort Gstaad,
das nur zehn Minuten Autofahrt entfernt
ist. Während internationale Promis unten
in Gstaad von einem Luxusgeschäft
zum nächsten promenieren, liegt oben in
Turbach der Käse vor dem Bauernhaus –
mit der Aufschrift «Selbstbedienung».
Das «Büssli» fährt neunmal täglich hoch.
Wer den Fahrer um Rat fragt, erhält eine
Antwort in urchig-melodischem Kauderwelsch, das nur berndeutsche Muttersprachler in Gänze verstehen. Kein Wunder, sind doch ausländische Gäste – Basler,
Zürcher oder Stadtberner – hier eher selten
und werden zuweilen beäugt, als seien sie
mehr geduldet als erwünscht.
Einschränkung des Bustaktes haben sich
die Turbacher erfolgreich gewehrt – es sind
Probleme, die viele Bergdörfer kennen.
Nach dem Znacht führen uns die Gastgeber durchs Haus. Im Keller lagern Käselaibe («Jaja, auf die Mäuse müssen wir
­aufpassen»), im Wohnzimmer hängt der
Familien-Stammbaum («Und das war der
Ur-ur-Grossätti»). Nach einem Abstecher
in den Stall riechen Jacke und Kleider nach
Kuhmist – auch noch eine Woche später.
Am nächsten Tag fahren wir nach Lauenen, wo sich der, auch dank einem Lied der
Band Span bekannte, «Louenesee» befindet. Unterwegs überholen uns zwei Pferdeschlitten. Russische Touristen prosten uns
im Vorbeifahren mit Weisswein zu. Der
Schnee glänzt, im wärmenden Sonnenlicht
plumpsen Eiszapfen von den Felsen.
Der See ist auch bei zwei Grad plus zu­
gefroren. Eingekesselt von steilen BergEin Abstecher in den Stall
hängen, bleibt er meist im Schatten. Eine
Doch wer das Glück hat, Einheimische dicke Schneeschicht verdeckt das Eis. Wer
näher kennenzulernen, der spürt viel Herz- es nicht besser weiss, könnte denken, hier
lichkeit und Gastfreundschaft. Wir sind liege ein Fussballfeld.
bei einem Bauern-Ehepaar eingeladen, das
Am Abend besuchen wir ein Dancing
wir von regelmässigen Ferienaufenthalten in Gstaad. Über die Bildschirme flackern
kennen. Der Mann erzählt, wie man mit Fotos von Gästen, die vor einer Promo­vereinten Kräften die Schliessung des Dorf- Leinwand posieren. Frauen tragen
lädelis verhindern konnte. Auch gegen die High Heels, Männer tief ausgeschnittene
TagesWoche10/16
T-Shirts. Das Publikum ist international,
aber auch die Dorfjugend trifft sich hier
zum Tischfussball und Billard. Der Club
wurde soeben in die Liste der 200 «World’s
Finest Clubs» aufgenommen.
Und so bleibt uns von diesem Ort eine
Mischung aus Bauernromantik und HighSociety-Flair in Erinnerung – hier wächst
zusammen, was nicht zusammengehört.
tageswoche.ch/+el5sl×
Ausschlafen
In Turbach gibt es kein Hotel, aber
Ferienwohnungen zu mieten.
Auskosten
Das «Chesery» in Gstaad bietet
­gehobene Küche (18 Gault-MillauPunkte) – zu gehobenen Preisen
(Fünf-Gänge-Menü für 165 Franken).
Der Club zieht internationale DJs an.
Abfahren
Eine Tageskarte für das Skigebiet
Gstaad-Saanen-Schönried-Saanenmöser kostet für Erwachsene 66 Franken
und deckt alle Bereiche ab. Es gibt
verschiedene Schlittelpisten (Wispile,
Eggli und Zweisimmen).
Impressum
TagesWoche
6. Jahrgang, Nr. 10;
verbreitete Auflage:
10 800 Exemplare (prov. Wemfbeglaubigt, weitere Infos:
tageswoche.ch/+sbaj6),
Gerbergasse 30,
4001 Basel
Herausgeber
Neue Medien Basel AG
Redaktion
Tel. 061 561 61 80,
[email protected]
Die TagesWoche erscheint
täglich online und jeweils am
Freitag als Wochenzeitung.
Chefredaktion/
Geschäftsleitung
Christian Degen
Digitalstratege
Thom Nagy
Creative Director
Hans-Jörg Walter
Redaktion
Karen N. Gerig
(Stv. Chefredaktorin),
Amir Mustedanagić
(Leiter Newsdesk),
Reto Aschwanden
(Leiter Produktion),
Tino Bruni (Produzent),
Mike Niederer (Produzent),
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(Multimedia-Redaktor),
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Yen Duong,
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