Kommissar Günther Oettinger Digitale Wirtschaft und Gesellschaft

Jill Cousins, Executive Director
www.europeana.eu
Koninklijke Bibliotheek
Prins Willem-Alexanderhof 5
Postbus 90407, 2509 LK Den Haag
Tel: +31 (0)70 314 0952
Email: [email protected]
Kommissar Günther Oettinger
Digitale Wirtschaft und Gesellschaft
Europäische Kommission
Rue de la Loi / Wetstraat 200
1049 Brüssel
Belgien
cc: Vizepräsident Andrus Ansip, Digitaler Binnenmarkt.
cc: Kommissar Tibor Navracsics, Bildung, Kultur, Jugend und Sport
27 Oktober 2015
Offener Brief zur Urheberrechtsreform und dem Online-Zugang zum Kulturerbe
Sehr geehrter Herr Kommissar Oettinger,
cc: Vize-Präsident Ansip, Kommissar Navracsics,
Europas öffentliche Kulturerbe-Einrichtungen prägen und beeinflussen maßgeblich unser Leben,
weil sie konkurrenzlosen Zugang zu Information, Kultur und einer gemeinsamen Geschichte bieten.
Sie fördern Wissen, Bildung und Forschung, und sie unterstützen die Schaffung neuer kultureller
Inhalte.
Im digitalen Zeitalter hat sich die Art und Weise, wie wir kulturelle Inhalte teilen und nutzen,
grundlegend verändert. Die Einschränkungen im Europäischen Urheberrecht jedoch bremsen die
volle Entfaltung dieses Potentials. Was dazu führt, dass unsere Institutionen über große
Sammlungen verfügen, die mit öffentlichen Geldern aufgebaut und gepflegt werden, die sie aber nur
schwer der Öffentlichkeit online zugänglich machen können.
Die Europäische Kommission wird Ende des Jahres neue Regelungen für das Urheberrecht
vorschlagen, als Teil ihrer Strategie zur Schaffung eines Digitalen Binnenmarkts. Wir, die
unterzeichnenden Direktoren Europäischer Museen, Bibliotheken und Archive unterstreichen die
Notwendigkeit, das Urheberrecht anzupassen, um einen einfacheren und verstärkten Zugang zu
Europas reichem Kulturerbe zu ermöglichen. Der Erfolg eines Digitalen Binnenmarkts hängt von
Anpassungen in eben solchen zentralen Bereichen ab.
Das EU-Parlament hat in dem im Juni veröffentlichten Evaluierungsbericht der aktuellen
Urheberrechtslinie diesen Sachverhalt eindeutig bekräftigt, unmittelbar beeinflusst von einer breiten
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Koalition von Kulturerbe-Einrichtungen, die sich für eine Modernisierung des Urheberrechts
aussprechen. Das Europäische Parlament fordert, dass künftige Vorschläge der Kommission für
eine Urheberrechtsreform an das digitale Zeitalter angepasste Regelungen für Bibliotheken,
Archiven und Museen enthalten, die es uns erlauben mit unseren Nutzern verstärkt online zu
interagieren. Europeana existiert, weil sie Raum für Zusammenarbeit und den Austausch kultureller
Inhalte schafft, und deshalb unterstützen wir die Forderungen des Berichts.
Eines möchten wir deutlich machen: Wenn wir Urheberrechts-Regelungen fordern, die uns eine
umfassende Präsentation unserer Sammlungen auch online ermöglichen, dann heißt das nicht,
dass wir Regelungen fordern, die es den Urhebern, Verlegern und anderen Vermittlern unmöglich
machen, von ihrer kreativen Arbeit zu leben.
Wir möchten online Zugang zu solchen Werken in unseren Sammlungen ermöglichen, die nicht
länger aktiv von den Urhebern oder Rechtsnachfolgern verwertet werden. Schafft man OnlineZugang zu Werken, die über andere Distributionswege nicht mehr erhältlich sind, so unterstützt man
die Urheber und als auch die Entstehung neuer kreativer Werke.
Unsere Institutionen stehen vor dem Dilemma, dass sie urheberrechtlich geschützte Werke
bewahren, deren Nutzungsrechte – wenn überhaupt - nur mit großem Zeitaufwand eingeholt
werden können, sie andererseits aber die Erwartungen der Öffentlichkeit nach Online-Zugang
erfüllen sollen.
Ein Urheberrecht, das einen Großteil unserer Sammlungen in physische Museen, Archive und
Bibliotheken verbannt, die nicht immer einfach zu erreichen sind, nützt niemandem. Darüberhinaus
spiegelt ein solches Urheberecht nicht die legitimen Erwartungen Europas, und widerspricht den
kultur-und bildungspolitischen Zielen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten.
Es wird Europa stärken, wenn wir den traditionell öffentlich geförderten Zugang zu unserem
physischen kulturellen Erbe auch in einem dynamischen digitalen Raum präsentieren.
Wir fordern die Europäische Kommission auf, unsere Anliegen im kommenden Gesetzesvorschlag
zum Urheberrecht aufzugreifen. Entsprechend den Empfehlungen des EU-Parlaments vom Juli
2015, muss der Vorschlag eine Verbesserung der existierenden Schrankenregelungen für
Bibliotheken, Archive und Museen beinhalten. Diese Verbesserungen sollten es unseren
Institutionen ermöglichen, auch ohne Erlaubnis der Rechteinhaber Online-Zugang zu jenen
Sammlungen zu gewähren, die nicht länger aktiv verwertet werden oder über kommerzielle
Distributionswege erhältlich sind.
Wir freuen uns, gemeinsam mit der Kommission und allen anderen Interessensvertretern einen
urheberrechtlichen Rahmen zu schaffen, der sicherstellt, dass das Kulturerbe von allen genutzt und
genossen werden kann; der sowohl die Rolle der Institutionen stärkt, die Werke anderer zu teilen
und zugänglich zu machen, zugleich aber auch die legitimen Interessen der Urheber und Verleger
wahrt, die maßgeblich den kulturellen Austausch unterstützen und befeuern.
Mit freundlichen Grüßen
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Jill Cousins, Executive Director, Europeana Foundation
Mikkel Bogh, Director, National Gallery of Denmark
Dr. Maria Inês Cordeiro, Director-General, National Library of Portugal, Portugal
Kaat Debo, Director, MoMu, Belgium
Björn Jordells,Director General, Swedish National Archives, Chair of Digisam, Swedish National
coordination of digitisation, digital preservation and digital access to cultural heritage
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Monique Kieffer, General Director, National Library of Luxembourg
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Dr Lily Knibbeler, Director-General of the Koninklijke Bibliotheek, The Netherlands
Erland Kolding Nielsen, Director General, The Royal Library, Copenhagen University, Denmark
Juhani Kostet, General Director, National Board of Antiquities, Finland
Svend Larsen, Chief Executive,The State and University Library Denmark, Denmark
Diane Lees CBE, Director-General, Imperial War Museum/Chair of the National Museum Directors'
Council, UK
Prof. Dr Patrick Lefèvre, Bibliothèque royale de Belgique, Belgium
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Dragoş Neagu, President, National Association of Public Libraries and
Librarians in Romania (ANBPR)
Elisabeth Niggemann, Director-General, Deutsche Nationalbibliothek, Germany
Prof.Dr.Dr.h.c.mult. Hermann Parzinger President, Prussian Cultural Heritage Foundation
Wim Pijbes, General Director, Rijksmuseum Amsterdam
Pier Paolo Poggio, Scientific Director,Fondazione Luigi Micheletti, Brescia, Italy
Claudia Şerbănuţă, General Director, Romanian National Library
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Sorina Stanca, Director, Cluj County Library, Romania
Karel Velle, General Director, National Archives, Belgium
Gian Luca Farinelli, Director Cineteca di Bologna, Italy
Keine digitale Unterschrift erhalten
Marens Engelhard - General Director, National Archief, The Netherlands
Keine digitale Unterschrift erhalten
Edwin van Huis, General, Director Naturalis Biodiversity Center, Leiden, The Netherlands
Keine digitale Unterschrift erhalten
Jan Müller, CEO Netherlands Institute for Sound and Vision, Netherlands
Keine digitale Unterschrift erhalten
Massimo Negri, Director ,EMA - European Museum Academy, The Hague,The Netherlands
Keine digitale Unterschrift erhalten
Adriana Szekely, President, Romanian Librarians Association (ABR)
Keine digitale Unterschrift erhalten
Andris Vilks, Director, National Library of Latvia
Keine digitale Unterschrift erhalten
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