voller Torjäger

Auf dem Sprung
Auf dem Sprung
sche an den Haken zu bekommen sei wie
Tore zu schießen. Einfach – wenn man es
richtig macht.
Temperamentvoller Torjäger
Dennis Eckert ist in seinem ersten Jahr
bei der U19 gleich durchgestartet und
nun schon auf dem Sprung in Borussias
U23. Der 18-Jährige verfügt über
einen ausgeprägten Torinstinkt,
in manchen Situationen gehen allerdings noch die Emotionen mit ihm durch
Dennis Eckert an einem seiner Lieblingsplätze in Mönchengladbach: Dem Volksgarten mit dem Restaurant Salinas.
Foto: Borussia.
Er kennt hier jedes Gericht. Dennis Eckert muss die Speisekarte des Salinas nicht lesen. Er sitzt nach dem Vormittagstraining der U19 auf der Terrasse des Restaurants und blickt in den
Mönchengladbacher Volksgarten. Etliche Mittagspausen hat er
hier verbracht. „Das Restaurant gehört den Inhabern meiner Beraterfirma, deswegen verbringe ich hier meine Mittagspausen“,
sagt Eckert. Am Tisch sitzt ein 18-Jähriger, der genau weiß, was
er will: Jetzt erst einmal Nudeln an Currysoße mit Gambas und
später eine Karriere als Torjäger.
Im Sommer 2013 war Eckert von der U16 der Alemannia aus
Aachen in den Fohlenstall gewechselt. Und hat in zwei Spielzeiten seitdem schon mächtig Eindruck hinterlassen. „Ich hatte damals auch andere Angebote, aber Borussia hat mich überzeugt“,
sagt Eckert. Vor allem U17-Trainer Thomas Flath hat der VfL es zu
verdanken, dass Eckert sich für die Ausbildung am Niederrhein
entschied. „Er hat in einem ersten persönlichen Gespräch erst
einmal meine Schwächen aufgezählt und mir gesagt, wo und
wie er mich besser machen will. Das hat mir imponiert. Ich habe
ihm viel zu verdanken“, erinnert sich der Stürmer, der dieses
Vertrauen mit 18 Toren in 20 Spielen für die U17 zurückzahlte.
Nach seiner ersten Saison rückte er in die U19 auf und war als
jüngerer Jahrgang sofort Stammspieler. „Er hat sich darüber
selbst gewundert“, sagt sein Trainer Arie van Lent. „Aber er ist
ein fleißiger Stürmer mit einem guten Torinstinkt. Ein extrem
interessanter Junge.“ Nun gehört er zu den Älteren in der U19, ist
aber schon wieder auf dem Sprung: Die Vorbereitung hat Eckert
inklusive Trainingslager zu großen Teilen bereits mit Borussias
Regionalliga-Mannschaft bestritten.
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Als wäre es abgesprochen, ruft während des Essens U23Trainer André Schubert an. Eckert soll nach dem U19-Training
am Morgen am Nachmittag bei der U23 trainieren. Auch
Schubert hat viele lobende Worte für den Spieler übrig:
„Er hat sich bislang sehr gut bei uns präsentiert. Dennis
arbeitet sehr konzentriert im Training, nimmt alles auf,
was man ihm mitgibt und zeigt eine große Einsatzbereitschaft.“ Und Borussias Nachwuchsdirektor Roland
Virkus sagt über den Angreifer: „Der Ecki ist ein guter
Typ. Er hat einen echten Torriecher und arbeitet auch
viel für die Mannschaft. Er ist jetzt auf dem Weg zur U23,
wird dort öfter mittrainieren. Wir werden ihn auf jeden
Fall weiter fördern.“
Dass der „Ecki“ Talent hat, ist schon länger bekannt. Die Liebe zum Fußball wurde dem Sohn einer
Spanierin und eines beinahe Profi-Torhüters in die
Wiege gelegt. In Bonn geboren zieht Eckert mit seinen
beiden älteren Brüdern und den Eltern bald nach Köln-Pulheim
und beginnt als Vierjähriger beim SC Pulheim mit dem Kicken.
Mit zehn Jahren macht er ein Probetraining beim 1. FC Köln und
wird auch genommen. Er ist stets Kapitän seiner Jugendmannschaften, bis er in der U15 Trainer bekommt, mit denen er nicht
gut auskommt. Er wechselt zu Alemannia Aachen, wo damals
sein älterer Bruder schon kickt und wird dort schließlich von
Borussia entdeckt. „Ich bin total froh, dass ich mich für Borussia
entschieden habe. Es gibt nur wenige Vereine in Deutschland,
bei denen die Bedingungen so gut sind wie hier“, sagt Eckert,
der neben dem Fußball Angeln als sein liebstes Hobby angibt. Fi-
Steckbrief
Er sagt, was er denkt –
und manchmal zu viel
Dennis Eckert
Eckert ist geradeaus. Einer, der ehrGeburtstag:
9. Januar 1997
Geburtsort:
Bonn
lich sagt, was er denkt. Auch auf die
Nationalität:
deutsch
Frage, ob er für seine FC-Vergangenheit
Größe & Gewicht: 1,81 Meter, 79 kg
bei den Teamkollegen nicht die ein oder
Bei Borussia seit: 2013
andere Frotzelei über sich ergehen lassen
Spiele für
muss, bleibt er dabei: „Ich bin dort aufBorussia:
U19 (Saison 2014/15):
gewachsen, wohne immer noch bei mei21 (12 Tore),
nen Eltern in Köln und mag naturgemäß
U17 (Saison 2013/14):
auch diese Stadt. Dafür gibt es von den
20 (18 Tore)
Mannschaftskollegen schon mal einen
Spruch. Aber wenn der FC gegen BorusStand: 23. Juli 2015
sia spielt, will ich natürlich, dass Borussia
gewinnt.“ Der Drang, gewinnen zu wollen, ist bei Eckert in jedem zweiten Satz
Stärkung vor dem Nachmittagstraining: Dennis Eckert
zu spüren. Wenn es mal nicht läuft wie
bei seinem ersten Interview-Termin überhaupt.
gewünscht, kann er richtig aus der Haut
Foto: Borussia.
fahren. „Dann geht der Spanier in mir
mit mir durch“, sagt Eckert und schiebt
direkt hinterher: „Ich weiß, dass das eine Schwäche von mir
ist, und ich das auf dem Platz im Griff haben muss. Da habe
ich auf jeden Fall aus der vergangenen Saison meine Lehren
gezogen.“ Da hatte er kurz vor dem Saisonfinale bei
einem Nachwuchsturnier in Düsseldorf den Schiedsrichter beleidigt und war danach für vier Spiele in
der Junioren-Bundesliga gesperrt worden. Arie van
Lent bestätigt: „Er kann ausrasten, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. In diesem Fall hat das ihm
und der Mannschaft sehr geschadet. Mit ihm
in den letzten Spielen wären wir vielleicht
noch Meister geworden.“ Daran erinnert,
schaut Eckert ein wenig beschämt auf
seinen Teller. Es war ihm eine Lehre,
und er will es besser machen.
Für diese Saison hat er sich einiges vorgenommen. Er macht im
Versicherungsbüro seines Vaters
ein Jahrespraktikum, was ihm die
zeitliche Flexibilität gibt, die er für
zwei Trainingseinheiten am Tag
oder Sonderschichten braucht.
„Ich will körperlich noch stärker werden, dafür mehr Zeit
im Kraftraum verbringen.“
Eckert weiß, dass er seine 1,81
Meter, die er jetzt schon in
jeden Zweikampf wuchtet,
im Aktivenbereich noch
Auf dem Platz gibt der
kantige Angreifer alles für
seine Mannschaft.
Foto: Borussia.
mehr einbringen muss. „Ich bin Stürmer, wie soll ich sonst die
Bälle halten und mich durchsetzen?“ Dass er das als U19-Spieler
schon sehr gut kann, bescheinigt ihm sein Trainer: „Er kann den
Ball mit dem Rücken zum Tor verteilen, ist aber auch in der Lage,
einen Gegenspieler mit seiner Geschwindigkeit zu überspielen.“
Eckert müsse sich zwar auch taktisch noch verbessern, sei aber
eben ein Instinktfußballer.
„Ich weiß auch nicht“, sagt der Offensivmann selbst. „Manchmal ahne ich irgendwie, wo der Ball hinkommen könnte. Dann
bin ich da und mache ihn rein.“ Ein echter Torjäger eben. Seine
Vorbilder waren Fernando Torres und Didier Drogba. „Echte
Legenden“, wie er sagt. Aktuell schwärmt er für Luis Suárez
vom FC Barcelona, und das, obwohl er eigentlich zu Real Madrid
hält. „Vielleicht, weil ihm mit dem Beißen auch manchmal eine
Sicherung durchbrennt“, sagt er augenzwinkernd und lacht. Da
ist er wieder, der 18-Jährige, der sich selbst gut reflektiert, und
der weiß, was er will. Auch für Borussias Champions LeagueAuftritt: „Ich wünsche mir drei Hammer-Gegner, denn gegen
die würden wir dann ja auch in der Youth League spielen. Das
wird super.“
MATTHIAS RECH
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