Werkstatt-Rundbrief 2016_01 - Solidar

Solidarwerkstatt
für ein freies, solidarisches, neutrales und
weltoffenes Österreich
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WERKSTATT-Rundbrief Nr. 1/2016
(15.1.2016)
1) Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flüchtlinge! - Teil 1: Nein zum EPA-Freihandelsabkommen!
2) Staatsschutzgesetz: Auf dem Weg zur EU-Superdatenbehörde
=> Aktionen gegen das geplante Staatsschutzgesetz am 21.1. (Linz) und am 23.1.2016 (Wien)
3) Bildungsdemo am 2.2.2016: Gemeinsame Schule! Demokratische Schule! Mehr Geld für Bildung!
4) Vortrag Helga Kromp-Kolb: Klimaschutz braucht Verkehrswende!
5) Werkstatt-Radio: Rechtsextreme, Verfassungsfeinde, deutschnationale Burschenschafter als Kader
in der FPÖ
6) Er ist und bleibt da! - Erfolgreicher Widerstand gegen die Installierung des Smart Meters
7) Werkstatt-Radio Dez 2015 zu Ernährung und Landwirtschaft: Feinkostladen Österreich?
8) Euro-Regime: Die deutsche Bundesbank, die GÖD und die Benya-Formel
9) Neue Initiative: arbeitslos.selbstermächtigt
10) Weiter Veranstaltungen und Kampagnen
11) Werkstatt-Materialien und weitere Hinweise
zitiert:
" A Mensch möcht im i bleibn, a klein`s Geheimnis möcht i hobn."
(Wolfgang Ambros - passend zur drohenden Beschlussfassung des Staatsschutzgesetzes am
27.1.2016)
(1) Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flüchtlinge! - Teil 1: Nein zum EPAFreihandelsabkommen!
Das EU-Freihandelsdiktat EPA (European Partnership Agreement) ist
die sicherste und dauerhafteste Grundlage, um die Existenz von
vielen Millionen Menschen zu ruinieren und viele von ihnen zur
Flucht zu zwingen. Gerade die Jungen - Afrika hat einen Jugendanteil
von 60% - werden dadurch um jede Zukunftsperspektive betrogen
werden - ein Verbrechen ohne absehbares Ende.
Das EPA (EconomicPartnership Agreement) ist ein seit 2003 von der EU
gefordertes Freihandelsabkommen mit den 77 AKP-Staaten (Afrika-Karibik-Pazifikstaaten außer
Kuba), davon 48 Subsahara-Staaten, allesamt ehemalige europäische Kolonien. Im Juni 2000 wurde
in Cotonou/Benin das Cotonou-Assoziierungsabkommen von allen damaligen EU-Mitgliedsstaaten
und den Mitgliedsstaaten der AKP-Gruppen unterzeichnet. Basis für die daraus folgenden EPAVerhandlungen war Art. 36 des Cotonou-Abkommens, in dem es heißt:
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen werden mit den AKP-Ländern abgeschlossen, die sich in der
Lage sehen, dies zu tun, in dem von ihnen als angemessen empfundenen Umfang und im Einklang
mit dem von der AKP-Gruppe festgelegten Verfahren und das unter Berücksichtigung der regionalen
Integration in der AKP-Gruppe.
Das klingt zunächst gut, doch hinter dieser Maske wird ausschließlich mit der „Teile und
herrsche“-Strategie gearbeitet
Während hierzulande die Debatte über TTIP in vollem Gange war, fanden die Vorgänge außerhalb
Europas kaum Beachtung, obwohl die AKP-Staaten bereits seit 2004 von der EU-Kommission mit
dem EPAs-Freihandelsdiktat unter Druck gesetzt werden. Wie in TTIP & Co ist dieses
Freihandelsabkommen nach demselben Muster gestrickt. Enthalten ist ebenfalls die Öffnung von
Dienstleistungssektoren und ein umfassender Investorenschutz mit Investor-Staat-Schiedsverfahren.
Darüber hinaus gibt es die sogenannte „Stillstandsklausel“, die bedeutet, dass Zölle auf einem
bestimmten Stand einfach eingefroren werden können. Die „Klausel zur nationalen Behandlung“
besagt, dass Produkte aus Afrika nicht anders behandelt werden dürfen als Produkte aus der EU. Das
heißt, es gibt keinen Schutz mehr für die regionalen Produkte. Die „Meistbegünstigten-Klausel“
bedeutet, dass afrikanische Länder zuerst die EU konsultieren müssen, wenn sie bessere
Handelsbeziehungen mit anderen Partnern eingehen wollen. Mit dieser Klausel versucht die EU im
Wettbewerb andere (USA, BRICS-Staaten,…) auszustechen. Das Fatale bezüglich TTIPs gegenüber
den AKP-Staaten und anderer Schwellenländern ist, dass sie gezwungen werden, sich den
Freihandelsstandards und Normen der Mächtigen anzupassen. Wie der frühere EUHandelskommissar Karel De Gucht sagte: „Wir Europäer müssen globale Standards setzen damit es
nicht andere für uns tun.“
Selbstermächtigung und eigenständige Entwicklungsschritte werden nicht zugelassen
In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Bevölkerung Afrikas ein Bewusstsein entwickelt, aus dem
heraus sich Kräfte der Selbstermächtigung, zur Überwindung der Kolonialzeit und deren Folgen
herausbilden konnten, die eigene Projekte und Ziele anstrebten. Dessen Weiterentwicklung wurde
immer wieder von imperialen Mächten mit allen Mitteln unterbunden. Die Ablöse erfolgte meist durch
Militärs, die wiederum in europäischen Schulen ausgebildet wurden. Das sind jene, die das
Kolonialsystem verinnerlicht hatten und deren Privilegien nutzten. Jene, die den ausländischen
Konzernen Tür und Tor öffneten, die Länder möglichst billig zu plündern und sich Grund und Boden
anzueignen ohne Rücksicht auf Bevölkerung und Umwelt. Das sind die beliebtesten Geschäftspartner
auch der europäischen Konzernmächte. (Wobei die völkerrechtswidrige Bombardierung Libyens und
dessen Folgen, auch für die Anrainerstaaten insbesondere Mali und Nigeria ein eigenes Thema des
Verbrechens mit europäischer Vormachtstellung ist!).
Seit den 1980iger Jahren wurde durch die Liberalisierung und „strukturelle Anpassungsprogramme“
bereits eine fatale Marktöffnung erreicht. Wir alle kennen die Berichte und Bilder aus Westafrika und
Kamerun von der Überschwemmung der dortigen Märkte mit billigstem, hochsubventionierten
Hühnerkleinteilen, mit Trockenmilch, Tomatenpaste etc. aus der Überproduktion der EU-Länder. Die
Geflügelproduktion in Ghana ist damals total zusammengebrochen, bis zu 100.000 Arbeitsplätze sind
verloren gegangen, die Existenz tausender Kleinbauern wurde zerstört. Kamerun wehrte sich mit
hohen Importzöllen, eine Option, die mit dem EPA nicht mehr möglich ist. Im Vergleich: deutsche
Schlachtereien exportierten im Jahr 2000 lediglich 5.000 Tonnen, im Jahr 2012 bereits knapp 43
Millionen Tonnen Hähnchen an Staaten südlich der Sahara(1). Mit EPAs soll nun die neoliberale
Ausbeutung zugunsten der EU-Eliten und zum Ruin der Völker Afrikas einbetoniert werden. Die
schwächeren Nationalökonomien Afrikas wären dann dem EU-Freihandelsregime schutzlos
ausgeliefert. Durch den Abbau der Zölle auf ca. 80% der Waren, durch ein Verbot von Exportsteuern
auf Rohstoffe würden die Staatshaushalte enorme Einnahmen verlieren. Der Aufbau von
staatseigenen Industrien und die regionale Integration in allen Beziehungen werden dadurch
erschwert oder gänzlich verhindert.
Menschen und Regierungen in Afrika leisten seit Jahren Widerstand
Die von der EU diktierte Frist, die EPA sollen bis 1.1.2008 in Kraft treten, konnte durch viele
Verhandlungsschwierigkeiten und den daraus erwachsenden Widerstand nicht eingehalten werden.
Dr. Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (Heidelberg): „Die EUKommission verfügt über einen Riesenapparat, um in verschiedenen Regionen gleichzeitig zu
verhandeln und hat die Kapazitäten zur Durchschlagskraft. Diese Stärken haben wir nicht. Die EU
wollte uns Verhandlungsexperten zur Verfügung stellen. Diese von der EU bezahlten Experten wollten
wir nicht. Das würde bedeuten, dass die EU mit sich selbst verhandelt. Der aktuelle Präsident, damals
(2009) Handelsminister von Namibia, machte darauf aufmerksam, dass die AKP-Unterhändler von
den EU-Verhandlern respektlos behandelt wurden. Wir wollen keine Praktiken die uns in die
Kolonialzeit zurückführen.“
Nach dem Scheitern bis zur 1. Frist wurde eine 2. Frist bis Oktober 2014 gesetzt. Der Terror seitens
der EU gegenüber den AKP-Staaten erreichte in diesem Zeitraum ein enormes Ausmaß. Wie
vertraglich ausgemacht, wurde durch den anhaltenden Widerstand nicht mehr regional verhandelt,
sondern einzelne Staaten unter Druck gesetzt, insbesondere die wirtschaftlich stärkeren. Auf Kenias
Exporte wurden solange 30% Strafzölle verhängt, bis sie zum Aufgeben gezwungen waren, da die
ArbeiterInnen nicht mehr bezahlt werden konnten, weil die Waren nicht mehr exportiert werden
konnten und verdarben. Mit der Androhung von Strafen wie diesen wurden auch andere Länder
erpresst, Staaten gegeneinander ausgespielt und mit verlogenen Hilfsangeboten weichgekocht. Die
AKP-Staaten, die kein vollwertiges oder vorläufiges EPA unterzeichnet oder angewandt haben, haben
ab 1.Oktober 2014 den bevorzugten Zugang zum EU-Markt verloren.
Auf Grund dieser schamlosen Vorgangsweisen sind bereits viele AKP-Staaten eingeknickt. Der
Widerstand seitens der Regierungen hat immerhin seit 12 Jahren angehalten und einige weigern sich
noch weiterhin. Der Widerstand in der Zivilgesellschaft Afrikas ist ungebrochen, die Orientierung wird
sich nun auf die Verhinderung der Ratifizierungen in den nationalen Parlamenten richten.
Selbst der Ratifizierungsablauf wurde aufs Schärfste durchkalkuliert
In den EU-Mitgliedsstaaten müssen alle Nationalstaaten dieses Abkommen unterzeichnen und
ratifizieren, weil die (völlig unzureichenden) Kompensationsmaßnahmen, wie im Falle Westafrikas,
von allen EU-Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt werden. Für die AKP-Staaten wurden diese
Prozesse anders geregelt. Im Falle Westafrikas (ECOWAS) müssen nur 2/3 der Mitgliedsstaaten
ratifizieren, damit es in Kraft treten kann. Da zeitgleich (Jänner 2015) aber auch die schon lange
geplante westafrikanische Zollunion verabschiedet wurde, wird es für die Nicht-Unterzeichner
zunehmend schwerer werden, ihre Märkte gegen EU-Importe zu schützen, die im Rahmen der
Zollunion eingeführt werden(2). Mit dieser 2/3 Ratifizierung werden blockierende Staaten, wie Nigeria,
umgangen. Nigeria stellt mehr als die Hälfte der Bevölkerung und Wirtschaftskraft der
Westafrikanischen Gemeinschaft (16 Länder) dar. So werden Staaten unter dem Druck der EU
gegeneinander ausgespielt, wirtschaftlich ruiniert und neuer Zündstoff für Konflikte gelegt.
FAIRhandel statt Freihandel - wirkliche Partnerschaftsabkommen auf gleicher Augenhöhe!
Warum nicht einmal den Spieß umdrehen und die Handelsvereinbarungen- und abkommen, wie in
diesem Fall, von den AKP-Staaten bestimmen lassen, statt durch das Großmachtstreben der EUEliten immer neue Fluchtursachen zu schaffen! Die EU-Politik produziert durch diese
Freihandelsregime die Flüchtlinge, lässt diese ohne Gewissensbisse jämmerlich auf den tödlichen
Pfaden durch die größte Wüste der Welt zu Tode kommen, liefert sie den von ihnen an die Macht
geputschten Terrormilizen in Libyen aus oder lässt sie mit Beihilfe von Frontex im Meer ertrinken.
Diese EU-Politik errichtet tödliche Zäune und Mauern an den EU-Außengrenzen, die verhindern
sollen, dass die Flüchtlinge zu jenen kommen, die sie um ihre Existenz und Zukunft beraubt haben.
Um Fluchtursachen wirklich zu bekämpfen fordern wir von der österreichischen Bundesregierung und
dem Nationalrat Ablehnung aller EPA-Verhandlungen!
Ein entschiedenes NEIN zu allen Ratifizierungen der EPAs-Abkommen!
Johanna Weichselbaumer
Quellen:
(1) http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59231, (2)
http://www.zenithonline.de/deutsch/wirtschaft/a/artikel/zeit-zu-handeln-004423/
(2) Staatsschutzgesetz: Auf dem Weg zur EU-Superdatenbehörde
Frankreich praktiziert eine extensive Überwachung seiner BürgerInnen.
Die Terroranschläge in Paris konnten dadurch nicht verhindert werden.
Doch die EU-Regierungen nutzen jetzt diese Anschläge, um die
Bespitzelung EU-weit auszubauen. Zielperspektive: ein EU-Geheimdienst
nach dem Muster der NSA bzw. CIA. Dazu passt auch das von der
österreichischen Regierung für 2016 geplante neue Polizeiliche
Staatsschutzgesetz (PStSG).
Dem Engagement
zivilgesellschaftlicher Bewegungen
für unsere Grund- und
Freiheitsrechte ist es zu verdanken,
dass dieses Bespitzelungsgesetz
bislang noch nicht im Parlament
verabschiedet werden konnte. Das
PStSG würde tief in unsere Grundund Freiheitsrechte eingreifen u.a.:
•
•
•
•
Körperschaften öffentlichen
Rechts, Behörden,
Beförderungsunternehmen
(Fluglinien, ...),
Telekommunikationsdienste
und sonstige Dienstanbieter
werden zur Kollaboration
bei der Bespitzelung mit
dem Bundesamt verpflichtet,
Bespitzelung ohne richterliche Kontrolle erlaubt
bezahlte V-Leute, also Spitzel, sollen in Gruppen eingeschleust werden
die von BürgerInnen gesammelten Daten sollen bis zu sechs Jahre gespeichert werden
können.
Ein solches System schafft Misstrauen und öffnet Anschwärzung, Vernaderung und Verleumdung Tür
und Tor, die Kriminalisierung politischen Engagements droht. Richtersprecherin Yvonne Summer:
„Man muss sich vorstellen, dass dieses Gesetz Eingriffe in das Kommunikationsgeheimnis erlaubt, die
nach der bisher gültigen Strafprozess-Ordnung nicht einmal mit einem Gerichtsbeschluss für zulässig
erklärt werden können“.
„Schrecklichste Spionagemaschine“
Während BürgerrechtlerInnen und NetzwerkaktivistInnen das Recht auf Anonymität verteidigen,
wollen Politiker, Geheimdienste und Unternehmen Menschen im Internet in zunehmendem Maß
identifizieren und beobachten. Unsere Daten von Smartphones, Facebook, Twitter, Google sowie
Zahlung mit Kundenkarten sind für Datenhandelsfirmen als auch Geheimdienste heißbegehrte Ware.
Mit jedem Facebook „like“, werden wir gläserner, lässt es doch klare Rückschlüsse auf persönliche
Vorlieben, politische Einstellung und sexuelle Orientierung zu. Facebook und Amazon zögern nicht
lange mit Behörden zu kooperieren, da kann es fatal sein, wenn wir aufgrund falscher Rückschlüsse
in der falschen Schublade des Überwachungssystems gelandet sind. Schon der Whistleblower Julian
Assange meinte: „Facebook ist die schrecklichste Spionagemaschine, die jemals erfunden wurde.
Hier haben wir die weltweit umfassendste Datenbank über Menschen, ihre Beziehungen, ihre Namen,
ihre Adressen, ihre Standorte, ihre Angehörigen und die Kommunikation untereinander, und das alles
ist den US-Geheimdiensten zugänglich.“
Nun soll darauf auch die europäische Polizeibehörde Europol diesen Zugriff bekommen, denn nach
dem Beschluss des EU-Innenausschusses im November darf die „Hinweisstelle zur
Internetüberwachung“, die der europäische Polizeibehörde (Europol) unterstellt ist, künftig auch
unsere Daten von Firmen wie Facebook, Google oder Twitter verarbeiten .
Im Kern geht es der europäischen Polizeibehörde um einen Auskunftsanspruch für Bestands- und
Nutzungsdaten vor allem bei Betreibern sozialer Netzwerke. Facebook etwa müsse bei einem
Hinweis von Europol verpflichtet sein, die Fahnder über weitere Konten und Profile aufzuklären, die
eine mit einer bestimmten IP-Adresse verknüpfte Person habe, heißt es in dem Papier von Ende
September, das der Tagesspiegel jetzt an die Öffentlichkeit brachte.
Immer mehr Macht für Europol
Seit dem 1. August 2015 ist die Europol-Internetüberwachungseinheit IRU im Einsatz, die ab Jänner
2016 dem neuen „Europäischen Zentrum zur Terrorismusbekämpfung“ unterstellt wird. IRU
identifiziert Internetinhalte von Terroristen oder gewaltbereiten Extremisten, stellt Löschanfragen an
die Unternehmen, auf deren Servern diese Inhalte liegen, und unterstützt nationale Behörden bei der
Analyse. Einem Papier des Anti-Terrorbeauftragten der EU von Anfang Oktober 2015 zufolge hat die
IRU seit August 500 Löschanfragen gestellt, in 90 Prozent erfolgreich.
Europol koordiniert die Arbeit der nationalen Polizeibehörden Europas im Bereich der
grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität (OK) und soll den Informationsaustausch zwischen
den nationalen Polizeibehörden fördern. Sie analysiert eingehende polizeiliche Informationen von dort
und speichert diese in der eigenen Analysedatenbank „Europol Information System“ (EIS), wo sie mit
vorhandenen Einträgen abgeglichen werden. Die angeschlossenen Kriminalämter der Mitgliedstaaten
können das EIS auch selbst abfragen. Verarbeitet werden beispielsweise Namen, Telefonnummern,
Mailadressen und Mails, DNA-Daten oder Informationen aus der Internetauswertung. Bei Europol sind
auch rund 20 Analyseprojekte zu unterschiedlichen Themen angesiedelt, die jeweils über eigene
Datensammlungen verfügen. Auch diese werden bei jeder Datenlieferung automatisch abgefragt.
Europol schlägt vor, dass der Zugriff auf weitere nationale Anti-Terror-Einheiten ausgeweitet werden
könnte. Bei der rückwirkenden Analyse verdächtiger Finanzströme will Europol ein neues EchtzeitSystem für Benachrichtigungen einführen. Europols Datenbestände würden auch an das neue EURegister für Passagierdaten gekoppelt.
Europol erhält immer mehr Befugnisse und ist so auf dem Weg zu einer immer schwerer
kontrollierbaren Daten-Superbehörde, worauf auch die steigende Zahl der MitarbeiterInnen schließen
lässt. Hatte sie 2001 noch 323, sind es Jahr 2014 schon 912.
Vorratsdatenspeicherung 2.0?
Nach dem EuGH-Urteil, dass die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung den Datenschutz
verletzt, überzogen und grundrechtswidrig ist, wurde 2014 die Vorratsdatenspeicherung (VDS) in
Österreich wieder abgeschafft. Befürchtungen von BürgerrechtlerInnen, NetzaktivistInnen und NGOs,
die VDS würde in versteckter Form wieder auftauchen, bewahrheiten sich zusehends. Als Folge der
Attentate von Paris begegnet uns der Geist der VDS in Form der EU-Richtlinie zur
Fluggastdatenspeicherung (Passanger Name Record – PNR), nach der alle Daten 10 x länger als in
der VDS gespeichert werden und im geplanten österreichischen Staatsschutzgesetz, nach dem sie
sogar 12x länger gespeichert werden dürfen.
Sobald das EU-Parlament 2016 der EU-weiten Passagierdatenerfassung zustimmt, werden alle Daten
von Fluggästen in die und aus der EU (verpflichtend) sowie innereuropäisch (freiwillig) - mindestens 5
Jahre ein halbes Jahr unter Klarnamen (unmaskiert) uns danach viereinhalb Jahre unter
Pseudonymen (maskiert) - gespeichert.
Maskieren bedeutet dabei, dass unsere Flugdaten, Informationen über Zahlung, unser Gepäck,
Essenswünsche, Kontakte, medizinische Information, Mailadresse, Handynummern, Informationen
über unser Leihauto Auto und Hotel usw. nur ausgeblendet, nicht aber gelöscht oder unzugänglich
gemacht werden. Sie bleiben vollständig erhalten. Maskiert bis eine Behörde sie braucht oder nur bis
zum nächsten Flug des Passagiers, wonach sie dann wieder für ein halbes Jahr im Klarnamen
aufscheinen. Vielflieger scheinen dann wohl sehr lange mit Klarnamen auf.
Fluggesellschaften werden verpflichtet, ihre PNR-Daten an eine zentrale Sammelstelle zu übermitteln,
die jedes Land einrichten muss. Dort werden die PNR-Daten mit jenen aus anderen polizeilichen
Datenbanken abgeglichen, also gerastert, um bislang unbekannte Verdächtige zu identifizieren, die
dann von den zuständigen Behörden genauer überprüft werden.
Sie fragen nach Datenschutz? Dem Datenschutzbeauftragten kommt nach Artikel 9, Abs.4 der
Richtlinie eine reine Datenvermittlerrolle zu. Ein Austausch von Daten mit den Behörden und Diensten
anderer Länder soll möglich sein. In Österreich ermöglicht diesen Austausch und den Zugriff auch für
Geheimdienste das geplante Staatsschutzgesetz. Und wie bei diesem wird dafür auch bei der PNR
die Gerichtsbarkeit systematisch umgangen.
EU-Spionagestelle IntCen als europäische CIA?
„Im Zuge der Entwicklung einer Sicherheits- und Verteidigungspolitik braucht Europa einen
gemeinsamen Nachrichtendienst“; „Sollte die EU militärisch intervenieren wollen“, dann müsse „die
Versorgung der politischen und militärischen Führung Europas mit verlässlicher, umfassender
Analyse gesichert“ sein, ist bereits 1996 in der Fachzeitschrift „Internationale Politik“ zu lesen. Das
Begehren ist also nicht neu, nur konnten sich bisher die Befürworter noch nicht durchsetzen. Nun,
nach den Anschlägen in Paris, bekommen diese wieder Wind unter den Flügeln und der Ruf nach
dem Ausbau von IntCen zu einem vollwertigen EU-Geheimdienst inklusive operativer Spionage wird
wieder lauter.
Im Kern besteht das Intelligence Analysis Centre (IntCen) seit 1999 und ist beim Europäischen
Auswärtigen Dienst angesiedelt. Es verschafft der Außen- und Militärpolitik der EU eine
nachrichtendienstliche Grundlage. Neben 70 Mitarbeitern finden sich dort auch Vertreter der
nationalen Geheimdienste aus den EU-Mitgliedstaaten. IntCen arbeitet mit anderen EU-Stellen
zusammen, insbesondere mit der Geheimdienststruktur, die beim EU-Militärstab (EU Military Staff,
EUMS) angesiedelt ist (Intelligence Division, IntDiv). Offiziell darf IntCen keine operative Spionage
betreiben und verwendet Berichte der nationalen Geheimdienste, soweit sie zur Verfügung gestellt
werden, sowie öffentliche Quellen zur Analyse.
Staatsschutzgesetz – Vorarbeit für EU-Geheimdienst?
Durch das PStSG wird die Weitergabe von Daten von Österreich an ausländische Geheimdienste
erleichtert werden. Denn dann dürfen auch Informationen von Sicherheitsorganisationen sowie von
Organen der Europäischen Union zur Bespitzelung verwendet und Daten im Zuge der internationalen
polizeilichen Amtshilfe auch an diese übermittelt werden. Dieses Staatsschutzgesetz soll wohl
mithelfen, die Spitzeldienste EU-weit zu verknüpfen und auf Perspektive einen zentralisierten EUGeheimdienst nach dem „Vorbild“ der USA zu schaffen. Erinnern wir uns an Edward Snowdens
Enthüllungen, wonach die Geheimdienste der EU-Staaten bereits jetzt ihre BürgerInnen kaum
weniger bespitzeln als die NSA!
Es drohen immer weitere Eingriffe in unsere Privatsphäre, in unser Recht auf Meinungsäußerung und
Versammlungsfreiheit. Um
unabhängig und frei seine
Meinung äußern und
demokratische Rechte leben
zu können, Ideen und
Innovationen für unser aller
Zukunft erarbeiten und
denken zu können, bedarf es
eines Umfeldes frei von
überbordender Überwachung
und Bespitzelung sowie frei
von Misstrauen. Man kann
Benjamin Franklin nicht oft
genug zitieren: „Wer Freiheit
für Sicherheit aufgibt, wird am
Ende beides verlieren.“
Eveline Steinbacher
27.12.2015
Das Staatsschutzgesetz soll am 27. Jänner in den Nationalrat kommen. Zeigen wir unseren Widerstand dagegen! Nein zu diesem Bespitzelungsgesetz! ÎDo, 21. Jänner 2016, Mahnwache gegen das Staatsschutzgesetz, 16.30 bis 17.30 Uhr, Taubenmarkt/Linz ÎSa, 23. Jänner 2016, Lichtermeer gegen Überwachung, 18.30 Uhr, vor dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (Kreuzung Rennweg, Landstraßer Hauptstraße, 1030 Wien)
Mehr dazu:
https://netzpolitik.org/2015/eu-einigt-sich-auf-fluggastdatenspeicherung/
https://richtervereinigung.at/wp-content/uploads/delightful-downloads/2015/12/2015_PStSG2.pdf
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Big-Brother-Awards-Austria-Doppelsieg-fuer-
Staatsschutzgesetz-2854809.html
http://fm4.orf.at/search?q=Staatsschutzgesetz&sort=date_desc&submit.x=0&submit.y=0
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4878332/Staatsschutz_Richter-sehen-Mogelpackung
http://www.heise.de/tp/artikel/44/44706/1.html
https://www.staatsschutz.at/
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1308&Itemid=77
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/ME/ME_00110/
http://www.anwaltaktuell.at/home/%C3%B6rak/
http://www.europarl.europa.eu/news/en/news-room/20151130IPR05456/Europol-deal-on-newpowers-to-step-up-EU-police-cooperation-and-fight-terrorism
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1386&Itemid=1
(3) Bildungsdemo am 2. Februar: Gemeinsame Schule! Demokratische Schule!
Mehr Geld für Bildung!
Bildung ist ein Menschenrecht! Am 2. Februar 2016 veranstaltet die
überparteiliche "Bildungsinitiative OÖ" eine Demonstration für eine
Bildungsreform im Interesse der Betroffenen mit dem Motto: Gemeinsame
Schule! Demokratische Schule! Mehr Geld für Bildung!
Dienstag, 2. Februar 2016, Treffpunkt: 16.30, Musiktheater (Volksgarten),
Abmarsch: 17.00
Bildung ist ein Menschenrecht!
Für eine Bildungsreform im Interesse der Betroffenen!
Seit Jahrzehnten verdient die österreichische Bildungspolitik – allen Beteuerungen der
Entscheidungsträger zum Trotz – diesen Namen nicht mehr. Es geht nur noch um zwei Dinge:
Verwertbarkeit und Budgetschonung. Das im November 2015 vorgestellte „Reform-Konzept“ der
Bundesregierung setzt diesen Trend nicht nur fort, es verschärft ihn noch. Nicht nur, dass alle seine
Maßnahmen unter Finanzierungsvorbehalt stehen. Es denkt „Bildung“ fast nur mehr in den Kategorien
Kosten und Nutzen, Steuerung und Kontrolle. Tatsächlich sollte es aber um die
Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen gehen, die dort lernen und heranwachsen, und um sinnvolle
Rahmenbedingungen für die, die dort arbeiten.
Für eine wirkliche Bildungsreform, die diesen Namen auch verdient, bedarf es also einer
grundlegenden Trendumkehr! Die Kinder einer demokratischen, zukunftstauglichen Gesellschaft
brauchen keine Screenings, Scans und Dauertestungen und auch keine Laufzettel auf ihren Köpfen
(„Bildungskompass“), sondern genügend Zuwendung und Betreuung von bestens ausgebildeten
PädagogInnen und die Bereitstellung von genügend Zeit und Raum und vielfältigem Angebot.
Eine Bildungsreform im Interesse der Betroffenen muss also zum Ziel haben:
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eine gemeinsame Schule aller in Österreich lebenden Schulpflichtigen mit hochqualitativem
ganztägigem Betreuungsangebot und einer Finanzierung, die die Vorteile einer solchen
Schule auch wirklich zur Geltung kommen lässt.
eine demokratische Schule, deren Schulgemeinschaften in Eigenverantwortung arbeiten, die
von befristet gewählten Leitungsteams geführt werden, und in denen möglichst viele
Entscheidungen in gemeinsamer Planung von SchülerInnen und LehrerInnen fallen.
kostenlose vorschulische Einrichtungen, die die bestmögliche Förderung und Betreuung
bieten können, was auch die akademische Ausbildung aller PädagogInnen in diesem Bereich
nötig macht.
Wir fordern daher ein Ende der restriktiven Budgetpolitik, um diese Forderungen umsetzen zu
können. Die Bundesregierung hat für die Bereitstellung aller erforderlichen Mittel zu sorgen, die den
sozialen Gegebenheiten und den konkreten Aufgaben am jeweiligen Standort entsprechen und die
Umsetzung einer zeitgemäßen Pädagogik ermöglichen.
Bekanntlich geht die Einkommens- und Besitzschere immer weiter auseinander. Wir fordern eine
entsprechende Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens und der gesamtgesellschaftlichen
Wertschöpfung. Auch die Interessensvertretungen und Gewerkschaften sind aufgefordert, sich mit all
ihrer Mobilisierungskraft für die genannten Ziele einzusetzen.
Wir fordern von der oö. Landesregierung und dem oö. Landtag die Blockadepolitik in
Bildungsfragen zu beenden, und sich für diese Forderungen auf Bundesebene einzusetzen.
Bildungsinitiative OÖ
Die oberösterreichische Bildungsinitiative OÖ wird unterstützt von:
Aktion Kritischer SchülerInnen OÖ
Gewerkschaftlicher Linksblock OÖ
Kritische Unabhängige LehrerInnen-Initiative-kuli-UG
ÖH der öffentlichen Pädagogischen Hochschule
Österreichische LehrerInnen-Initiative/Unabhängige GewerkschafterInnen ÖLI-UG
Solidarwerkstatt
Sozialistische Jugend OÖ
Verband Sozialistischer StudentInnen Österreichs
und weiteren an Bildung interessierten Einzelpersonen und Gruppierungen
siehe alle UnterstützerInnen: https://www.facebook.com/events/1676866709262654/
(4) Video von Vortrag Kromp-Kolb: Klimaschutz braucht Verkehrswende!
Am 25.11.2015 lud die "Initiative Verkehrswende jetzt!" die renommierte Klimaforscherin Prof. Dr.
Helga Kromp-Kolb (Boku Wien) zum Vortrag "Klimaschutz braucht Verkehrswende!" ein. Hier das
Video von der Veranstaltung
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=51&Itemid=71
=> Das nächste Treffen der Initiative Verkehrswende jetzt findet am Mo, 18.1.2016stattt (18 Uhr,
Veranstaltungsraum Waltherstraße 15, 4020 Linz). Alle, die sich auch im neuen Jahr für eine
umweltfreundliche Verkehrswende in OÖ einsetzten wollen, sind dazu herzlich eingeladen.
(5) Werkstatt-Radio: Rechtsextreme, Verfassungsfeinde, deutschnationale
Burschenschafter als Kader in der FPÖ
Ein Gespräch mit dem Buchautor Hans Henning Scharsach.
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=75&Itemid=107
=> Hinweis: Anlässlich der Burschenschaftsbälle finden antifaschistische Demonstration statt: am
23.1. in Graz (17 Uhr, Mariahilfer Platz), am 29.1. in Wien (17 Uhr, Schottentor/Universität) und
6.2.2016 in Linz (16.30, Bahnhofsvorplatz)
(6) Er ist und bleibt da!
Eigentlich gibt es ein gesetzlich verbriefte Recht auf Opting-Out
beim Smart Meter, also das Recht diese neuen Messgeräte, die
Privatsphäre und Gesundheit gefährden, zu verweigern. Doch
dieses Rechte wurde bislang von den Stromkonzernen konsequent
ignoriert. Doch nun hat zum ersten Mal eine Kundin erfolgreich
Widerstand gegen die zwangsweise Installierung des Smart Meters
geleistet. Der analoge Ferris-Zähler ist und bleibt da.
Er ist da. Dreht lautlos seine Runden und misst den Verbrauch, ohne
jemals selber Strom zu brauchen. Er gefährdet keine Gesundheit, auch
nicht die Geldbörse. Er kennt nur den Stromverbrauch, anderes will er
nicht wissen. Er ist und bleibt der analoge Ferraris Stromzähler. So auch bei einer
oberösterreichischen Stromkundin, die bei ihrer zuständigen Stromgesellschaft der Energie AG/Netz
OÖ ihren ausdrücklichen Willen bekannt gab, den Ferraris-Stromzähler behalten zu wollen – anstelle
des aus vielen Gründen hochproblematischen Smart Meters. Die Stromkundin berief sich dabei auf
§83 Abs. 1 im Elektrizitätswirtschafts und –organisationsgesetz ElWOG 2010, der allen
Strombezieher/innen das Recht auf „Opting Out“, also Ablehnung eines Smart Meter Zähler (und nicht
nur eine mögliche Funktion) einräumt:
"Im Rahmen der durch die Verordnung bestimmten Vorgaben für die Installation intelligenter
Messgeräte hat der Netzbetreiber den Wunsch eines Endverbrauchers, kein intelligentes Messgerät
zu erhalten, zu berücksichtigen".
Ähnlich wie schon bei vielen anderen, die ein solches Opting Out verlangten, teilte die Energie AG
brieflich mit, dass es unmöglich sei, den analogen Ferraris-Zähler zu behalten, der Smart Meter werde
zwingend installiert. Auf diese Ignoranz reagierte die Frau (Name und Anschrift der Redaktion
bekannt) mit einem Akt von Zivilcourage: Sie teilte dem Stromkonzern mit, dass sie lieber auf die
Stromlieferung verzichte als sich einen Smart Meter aufzwingen zu lassen. Diese „smarten“
Stromzähler gefährden bekanntlich die Privatsphäre ebenso wie die Gesundheit.
Daraufhin geschah das bisher Einzigartige und Unvorstellbare. Der mächtige
Stromversorgungskonzern Energie AG/Netz OÖ interpretierte zum ersten Mal den Gesetzeslaut des
Opting Out in kundenfreundlicher und gesetzeskonformer Weise. Laut schriftlicher Mitteilung an die
Stromkundin wird der analoge Ferraris Zähler bis zum nächsten Eichtermin lautlos weiter seine
Runden drehen, ohne dabei Energie zu verschleudern. Damit ist es nach jahrelanger
Aufklärungsarbeit gelungen, einen Stromkonzern davon zu überzeugen, dass der gesetzlich verbriefte
Wille einer Kundschaft, umzusetzen sei. Da mit jeder Stromrechnung die Eichung der analogen
Ferraris-Zähler mitbezahlt wird, entsteht die Verpflichtung, diesen wieder zu montieren, wenn die
Kundschaft es will. Oder gegebenen Falls stromlos zu werden. Doch damit wird gegen ein Gesetz
verstoßen, welche eine Opting Out Regelung beinhaltet.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr auf, dass ein Kundenwunsch auf Opting Out möglich ist. Leider
muss dieser sehr beharrlich dem Stromkonzern mitgeteilt werden. Aber ein Lerneffekt ist offensichtlich
möglich, damit der Analoge Ferraris weiter für alle Stromkunden da bleibt, um nichts und niemanden
zu gefährden.
Aber trotzdem: Nehmen wir uns ein Beispiel an den Niederlanden, denn dort wird den Menschen kein
Smart Meter aufgedrängt. Das ist unser eigentlicher Wille, welcher von der Politik umgesetzt werden
soll.
Rudolf Schober
(10.1.2016)
Ö Dossier „Smart Meter – Nein Danke!“ auf www.solidarwerkstatt.at
(7) Euro-Regime: Die deutsche Bundesbank, die GÖD und die Benya-Formel
Ein Kommentar des Sozialwissenschaftlers Albert F. Reiterer
(Personenkomitee Euroexit gegen Sozialabbau ).
In meinen Sysiphos-Bemühungen beim Aufräumen von Unterlagen und
Daten fiel mir ein Blatt aus der NZZ vom 2. August 2014 in die Hände. Da
wies der Journalist höchst missbilligend auf ein Interview des
Bundesbank-Präsidenten (im devoten Österreich heißt dies ja nicht mehr
Präsident, sondern Gouverneur) in der FAZ hin. Der habe
Lohnerhöhungen in Deutschland in der Größenordnung von 3 %
befürwortet. Also tauchte ich in die Ordner meines Computers und wurde auch schnell fündig.
überschlagsmäßig aus mittelfristig knapp 2 % Preisanstieg und 1 % trendmäßigen
Produktivitätswachstum." Im zugehörigen Artikel auf S. 5 wird noch präzisiert: "3 % Tarifanstieg als
Richtwert" sei das, was die auf "Stabilität" verpflichtete Bundesbank vertreten könne.
Es ist schon erstaunlich. Für Österreicher: Der deutsche Bundesbank-Präsident steigt auf die alte
Benya-Formel ein, welche in Österreich längst ad acta gelegt ist. Die Bundesbank, die vielleicht
härtest-konservative Institution der BRD, befürwortet also die Verteilungsformel für den
Klassenfrieden. Damit steht sie auf dem Standpunkt, den einige prominente Keynesianer seit
Längerem vertreten und sogar als politischen Tabu-Bruch betrachten.
Im GÖD-Magazin wiederholt dagegen der Herr Neugebauer das, was er schon vorher hat plakatieren
lassen. Erst jammert er ein wenig über die seit vielen Jahren fallende Lohnquote. Aber drei Sätze
weiter versucht er, den letzten Abschluss als Erfolg zu verkaufen: Nicht nur die Inflationsrate habe
man heraus verhandelt, sogar fast ein Drittel des Produktivitätsgewinns! Wenn das kein Erfolg ist! Ihm
fällt nur nicht auf: Damit muss die Lohnquote notwendig weiter deutlich sinken.
Aber die eigentliche Katastrophe ist: Der Herr Neugebauer ist vielleicht der militanteste
Gewerkschafter in Österreich. An ihm könnten sich die Herren Foglar, ÖGB-Präsident, und seine
Kollegen von da abwärts, nur ein Beispiel nehmen.
Zurück zur Deutschen Bundesbank! Die deutschen Gewerkschaften haben diese Äußerung des Herrn
Weidmann zurück gewiesen. Sie wissen wohl, warum. Und ausnahmsweise kann man dies auch gut
verstehen. Dies ist ein ziemlich frecher Versuch, die sogenannte Tarif-Autonomie auszuhebeln. Der
oberste Wirtschafts- und Geld-Bürokrat gibt vor, wie hoch die Löhne sein sollen. Diesmal sagt er: 3 %.
Das nächste Mal möchte er vielleicht, dass die Löhne sinken. Damit hätte er beste Chancen auf Erfolg
im deutsch-europäischen Institutionen-Gefüge.
Ich möchte nochmals wiederholen: Nach der Benya-Formel hätten die Lohnsteigerungen dieses
Herbstes in Österreich etwa 2,6 % betragen müssen. Tatsächlich war es etwa die Hälfte. Die Folgen
kennen wir gut genug. Eine der Folgen besteht darin, dass Österreich inzwischen zu jenen Ländern
gehört, wo es relativ am meisten Superreiche gibt, very high networthindividuals, wie das heute heißt.
Das ist kein Geheimnis. Das kann man in den diversen Wealth Reports nachschlagen, wie sie
mittlerweile ja in vielfacher Anzahl vorhanden sind: von der Allianz-Gruppe, der Boston Consulting
Group, Cap Gemini, der UBS – ich habe wahrscheinlich eine Reihe solcher Rankings noch
übersehen.
(8) Neue Initiative: arbeitslos.selbstermächtigt
Eine neue Initiative, ein neuer Verein von und für Arbeitslose Menschen.
Am 22. Dezember 2015 gründeten wir auf einem Linzer Weihnachtsmarkt
den Verein „Arbeitslos.selbstermächtigt“. Die Gründungsversammlung war
am 8. Jänner 2016 und es wurden die Vereinsfunktionen gewählt.
Was heißt für uns „selbstermächtigt“?
Selbstermächtigung heißt, dass wir uns als Betroffene selbst für unsere
Interessen einsetzen, anstatt darauf zu warten, dass es andere für uns
tun. Wir handeln dabei in Abstimmung und Solidarität mit anderen
Betroffenen und immer mit Blick auf das gemeinsame Wohl aller.
Wie organisieren wir uns?
Grundlage unserer Arbeit sollen Regionalgruppen sein. Diese sollen von einer Koordinierungsgruppe
unterstützt und miteinander vernetzt werden. Wir wollen Kontaktpersonen in möglichst alle Gremien
entsenden, die sich mit arbeitsmarktpolitischen Themen befassen oder für diese zuständig sind.
Aktivitäten von uns waren:
- Frühstück für Arbeitslose beim AMS Linz (Kaffee und Kuchen)
- Umfrage zum Thema Arbeitslosigkeit bei den Kandidaten zur LT-Wahl 2015 in OÖ
- Teilnahme am Tag der Arbeitslosen in Linz, Martin Luther-Platz
- Gestaltung eines Informationsfolders
- Unterstützung des ÖGB bei der Gründung eines Themenforums „Arbeitslosigkeit“
- Vorbereitung für eine Vereinsgründung
Was wir von der Politik fordern:
- Erhöhung des Arbeitslosengeldes
- Keine Anrechnung des PartnerInnen-Einkommens bei der Notstandshilfe
- Einrichtung einer gesetzlichen unabhängigen Arbeitslosenanwaltschaft
- Abschaffung der Bezugssperren
- Die Entscheidung über Aus- und Weiterbildungen muss bei den Betroffenen liegen
Was sind unsere Ziele:
Arbeitslose und alle Menschen ohne bezahlte Arbeit
•
•
•
sollen eine dauerhaft gesicherte Lebensgrundlage haben
sollen keine BittstellerInnen mehr sein
sollen nicht diskriminiert werden
E-Mailadresse: [email protected]
Internet: www.selbstermaechtigt.at
Facebook: arbeitslos.selbstermächtigt.
Wenn jemand bei uns mitarbeiten will oder eine Regionalgruppe bilden will, würden wir uns sehr
freuen.
Wir unterstützen arbeitslose Menschen.
Johann Linsmaier
15.1.2016
(10) Weitere Termine & Kampagnen
Fr, 22. Jänner 2016, 15 Uhr
Treffen der Bildungsinitiative OÖ
Ort: Volkshaus Dornach/Auhof, Linz (Restaurant)
Sa, 23. Jänner 2016, 16 Uhr
Jägerball-Demo
Treffpunkt: Landstraße/Ecke Bismarckstraße, Linz
Di, 26. Jänner 2016, 16.30 Uhr
Kleines Antifa-Netzwerk-Treffen
Volkshilfe, Stockhofstraße 40, 4020 Linz
Di, 26. Jänner 2016, 19 Uhr
„Gegen den Strom“
Lesung mit Franz Sieder
Pfarrheim Pinkafeld
Mi, 10. Feburar 2016, 16.30 Uhr
Selbstbestimmung statt Wartelisten!
Aktion der Plattform für bedarfsgerechte Persönliche Assistenz OÖ
Ort: Martin Luther Platz, Linz
Solidarwerkstatt-Kampagnen
Smart Meter - Nein Danke!
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1294&Itemid=98
Werkstatt-Radio: Smart Meter, der Spion in Ihrem Haushalt. Die Sendung mit hintergründigem zum
Smart Meter hier nachhören.
Hochschulen für den Frieden
Ja zur Zivilklausel! Nein zur Kriegsforschung
Nähere Informationen:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1131&Itemid=80
Drohnen-Krieg - Nein Danke!
http://www.solidarwerkstatt.at/Forum/KeineDrohnen.php
MINUS 10%: Mehrwertsteuer auf Wohnungsmieten und Betriebskosten abschaffen!
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1192&Itemid=1
Parlamentarische Bürgerinitiative: "FAIR-HANDEL(n) statt
FREI(?)HANDEL!"http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1128&Ite
mid=1
Aktuelle Termine aufwww.solidarwerkstatt.at
(11) Werkstatt-Materialien und weitere Hinweise
In der Solidarwerkstatt zu bestellen:
Buch: "Gegen den Strom - Politische Predigten und Reden von Franz Sieder"
Franz Sieder ist Betriebsseelsorger aus Amstetten, ein Pfarrer, der sich seit Jahrzehnten an der Seite
der ArbeiterInnen und Benachteiligten in unserer Gesellschaft, an der Seite der Gewerkschaften und
der Friedensbewegung engagiert. Nähere Informationen zu diesem Buch hier:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1177&Itemid=50
Buchbestellungen an: [email protected] bzw. T 0664-1540742
DVD: Auf den Spuren des antifaschistischen Widerstands im Salzkammergut
Rudi Schober führt uns in seinem Filmdokument in einer Zeitreise zum Widerstandsnest „Igel“ der
antifaschistischen Widerstandsgruppe „Willi-Fred“ auf der Rettenbacher Alm bei Bad Ischl. Referent:
Dr. Wolfgang Quatember (Widerstandsmuseum Ebensee).
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1176&Itemid=1
PACE-Fahnen
60x90 EUR 15,Aufkleber:
Pickerl der Solidarwerkstatt für eine "Volksabstimmung über TTIP, CETA, TiSA" Holt euch euer
Pickerl - sagen wir NEIN zu Freihandelsabkommen! Fordern wir: Fairhandel(n) statt Frei(?)handel!
Format: A6quer
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=30&Itemid=50
Mehr dazu im Dossier: FAIR-HANDEL(n) statt FREI(?)HANDEL!
Smart Meter - Nein Danke!
Format: 9,5 cm rund
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=view&id=1296&Itemid=50
Bestellungen auf Spendenbasis an: [email protected]
Werkstatt-Blatt - die Zeitung der Solidarwerkstatt
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aus dem Inhalt der aktuellen Ausgabe:
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Musik: CDs von WanDeRer und Hans Breuer können in der Solidarwerkstatt zum Vorzugspreis von
15,- Euro erworben werden.
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Broschüren:
- Der Euro und die EU - Zur Politischen Ökobnomie des Imperiums, pad-Verlag, Albert F. Reiterer,
EUR 5,- Denkwende - Zur "Schlacht um den Euro", pad-Verlag, Albert F. Reiterer, EUR 5,Mehr Bücher und Materialien:
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=30&Itemid=50
Bestellungen an: [email protected]
Weitere Hinweise:
Diskussionen und Gastkommentare siehe
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=65&Itemid=92
LeserInnenbriefe siehe
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Werkstatt-Radio - Radio der Solidarwerkstatt auf Radio FRO. Hier zum Nachhören:
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