PRESSE-INFORMATION - Sachsen

PRESSE-INFORMATION
Magdeburg, September 2015
Krieg – eine archäologische Spurensuche
Weltweit einzigartige Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte
47 tote Soldaten in einem Massengrab, gehoben als tonnenschwerer Erdblock aus dem
Boden bei Lützen, wo 1632 eine der verlustreichsten Schlachten des 30-jährigen Krieges
tobte. Das präparierte Massengrab steht im Zentrum der internationalen
Sonderausstellung „Krieg“, die vom 6. November 2015 bis 22. Mai 2016 im
Landesmuseum für Vorgeschichte gezeigt wird. Doch die archäologische Spurensuche
führt noch weiter zurück bis zu den Anfängen kriegerischer Auseinandersetzungen in der
Steinzeit. Aus dem gesamten Europa sind bedeutende Funde der archäologischen
Kriegsforschung in Halle/Saale zusammengetragen und ausgestellt.
Schlachtfeldarchäologie ist erst in jüngster Zeit in Deutschland aktuell. Somit ist die
Hallenser Ausstellung die erste, die dem Phänomen „Krieg“ umfassend auf
archäologischem Wege nachspürt. Und sie ist die erste weltweit, in der Opfer des 30jährigen Krieges so gezeigt werden, wie sie aufgefunden wurden. Die 47 Skelette
einfacher Soldaten einer protestantischen Fußtruppe stammen aus einem Massengrab
mitten auf dem damaligen Schlachtfeld. Es wurde innerhalb des seit 2006 international
durchgeführten Forschungsprojektes „Schlachtfeldarchäologie Lützen“ entdeckt.
Insgesamt etwa 3500 Funde aus dem Schlachtgeschehen erzählen ihre eigenen
Geschichten von dem Kampf zwischen den katholischen kaiserlichen Truppen unter
Albrecht von Wallenstein und dem Heer des protestantischen Schwedenkönigs Gustav II.
Adolf, der hier persönlich in den Kampf zog und tödlich verwundet wurde.
Die großen Namen gingen in die Geschichtsbücher ein. Mittels der spektakulären Funde
aber kann in der Ausstellung erstmals der Fokus auf die einfachen Leute gelenkt werden:
Auf jene, die in den Fuß- oder Reitertruppen kämpften und gleichsam auf die, die im
Hinterland Brot mahlen, Bier brauen und ihre Tiere schlachten mussten, um die Soldaten
beider Heere zu versorgen – und obendrein Plünderungen über sich ergehen lassen
mussten. Entsprechende Ausstellungsstücke stammen unter anderem aus Latdorf bei
Bernburg – dort befand sich ein Soldatenlager – und von der Wüstung eines überfallenen
Gehöftes bei Lödderitz.
An zentraler Stelle im Lichthof des Museums wird das präparierte Massengrab stehen –
senkrecht aufgerichtet und von beiden Seiten zu betrachten.
Es wurde 2011 als 6x7 Meter großer und 54 Tonnen schwerer Block geborgen. In zwei
Lagen übereinander waren die gefallenen Soldaten geschichtet – ihre Schädel sind
durch Schwerthiebe gespalten, in ihren Knochen stecken Musketenkugeln. Sie wurden
Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6 39104 Magdeburg Telefon +49 (0) 391/568 99 63 Telefax +49
(0) 391/568 99 51
Presse: Friederike Süssig-Jeschor Telefon +49 (0) 391/568 99 85 Mobil +49 (0) 151/52 62 64 68 E-Mail: [email protected]
und Frauke Flenker-Manthey Telefon +49 (0) 391/568 99 71 Mobil +49 (0) 151/52 62 64 69 E-Mail: [email protected]
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ausgezogen und geplündert, bevor die Bauern Ackerboden über sie warfen, damit
irgendwann wieder Getreide oder Kartoffeln hier wachsen konnten.
Etwa 2800 Bleikugeln wurden innerhalb des Forschungsprojektes mittels
Metalldetektoren systematisch geborgen. Sie werden vor dem Massengrab als eine Art
Munitionsteppich ausgebreitet.
Die Männer – mehrheitlich zwischen 20 und 30 Jahre alt – stammten aus Finnland,
Estland, Tschechien, Österreich, Kroatien oder Schottland. So international, wie die
Söldnertruppe angeheuert war, so länderübergreifend war auch die konzeptionelle
Zusammenarbeit in Vorbereitung der Ausstellung. Aus Stockholm kommen
beispielsweise das Schwert und die noch erhaltene lederne Reitjacke, die König Gustav
II. Adolf während der Schlacht bei Lützen trug. Das präparierte Pferd Wallensteins
„Amore mio“ tritt seine Reise vom tschechischen Cheb nach Halle an.
Aus insgesamt 62 europäischen Museen und Sammlungen kommen Ausstellungsobjekte
– Waffen, Skelette mit Verletzungsspuren, bildhafte Darstellungen wie Felsbilder sowie
historische Texte. Allesamt lassen sie Rückschlüsse zu, seit wann es in der Menschheitsgeschichte Kriege gibt. Von wirklich kriegerischen Auseinandersetzungen sprechen
Archäologen ab der Jungsteinzeit. Die Menschen wurden sesshaft, was mit Besitz und
Macht einherging. Von da an entwickelten sich Kriegswaffen, Kriegstechniken, Kriegsstrategien, auch Kriegskunst; selbstredend der Krieger selbst als ein spezialisierter
(Berufs)Stand. Aus jener Zeit stammen sowohl die ersten Funde von Schutzanlagen in
Form von Mauern, Wällen und Gräben als auch die ersten Massengräber mit Getöteten.
Zahlreiche 3200 Jahre alte Skelette aus der Bronzezeit wurden auf dem ältesten
Schlachtfeld Europas im Tollensetal bei Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern
entdeckt. Zwischen den Toten mit eingeschlagenen Schädeln lagen noch gut erhalten
die Holzkeulen. Diese spektakulären Funde werden im Landesmuseum für
Vorgeschichte zum ersten Mal öffentlich präsentiert.
Sonderausstellung
Krieg - Eine archäologische Spurensucht
6. November 2015 bis 22. Mai 2016
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Richard-Wagner-Str. 9, 06114 Halle /Saale
Weiter Informationen www.landesmuseum-krieg.de
Kontakt:
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Landesmuseum für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Straße 9
06114 Halle (Saale)
Tel. 0345/5247-312
[email protected]
Text: Kathrain Graubaum
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BU: Noch liegt das Massengrab aus dem 30-jährigen Krieg in der
Restaurationswerkstatt. Restauratorin Christine Leßmann (Mitte) und die Archäologen
Anja Grothe und Michael Schefzik besprechen den Transport in die Ausstellung, wo die
beiden Teile zu einem ganzen zusammengeschoben und aufgestellt werden.
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