Juni 2015 MeteoSchweiz Klimabulletin Juni 2015 08. Juli 2015 Die Schweiz erlebte den viertwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Über die ganze Schweiz gemittelt erreichte der Temperaturüberschuss 1.8 Grad im Vergleich zur Norm 1981–2010. Die sehr unterschiedliche Gewittertätigkeit brachte entsprechend unterschiedliche Niederschlagssummen. Während auf der Alpensüdseite und im Genferseegebiet zum Teil nur rund die Hälfte der normalen Junimenge fiel, gab es in der Ostschweiz regional 150 bis 190 Prozent der Norm. Anhaltende Wärme in der ersten Juniwoche Der Juni 2015 startete mit sonnigem Hochdruckwetter. Die Tagesmittel-Temperaturen lagen während der ersten Juniwoche in der ganzen Schweiz deutlich über der Norm 1981–2010. Die grössten Überschüsse von verbreitet 5 bis 8 Grad, vereinzelt gar über 9 Grad, gab es zwischen dem 03. und 07. Juni. Die Tagesmaximum-Temperaturen erreichten beidseits der Alpen 30 bis 33 Grad. Die hochsommerliche Wärmeperiode endete mit kräftigen Gewittern verbunden mit Starkniederschlägen und Hagel. Besonders heftig traf es am 06. Juni das Aaretal zwischen Thun und Bern und am 07. die Region von der Innerschweiz über das Reusstal bis ins Limmattal. Die starken Gewitterregen führten lokal zu Überschwemmungen. Eine Bisenlage brachte anschliessend vom 08. bis 10. Juni kühlere und zum Teil stark bewölkte Verhältnisse. Auf der Alpennordseite sanken die Tagesmittel-Temperaturen verbreitet 1 bis 3 Grad unter die Norm 1981–2010, auf der Alpensüdseite und in den Bergen blieben sie meist 1.5 bis 3.5 Grad darüber. Nochmals viel Wärme zur Monatsmitte Mit der Umstellung auf eine Südwestlage floss vom 11. bis am 14. Juni feucht-warme, zu Gewittern neigende Mittelmeerluft zu den Alpen. Die Tagesmittel-Temperaturen stiegen verbreitet 3 bis 5 Grad, in den Föhngebieten 6 bis knapp 8 Grad über die Norm. Auf der Alpensüdseite brachte die Südwestströmung zunehmend Staubewölkung mit Niederschlag, und die Tagesmittel-Temperaturen lagen nur noch wenig über oder sogar etwas unter der Norm. Die Tagesmaximum-Temperaturen erreichten im Norden nochmals 28 bis 30 Grad, im Süden 27 bis 29 Grad. Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 2 Extreme Gewitterniederschläge In der feuchtwarmen Luftmasse entwickelte sich am 14. Juni in der ganzen Schweiz eine intensive Gewitteraktivität. Besonders heftige Gewitterniederschläge gab es dabei in der Ostschweiz zwischen Winterthur und Bodensee. In wenigen Stunden fielen hier 40 bis 110 mm Regen, was lokal massive Überschwemmungen nach sich zog. Am Messstandort Güttingen wurden mehrere Niederschlagsrekorde gebrochen. Innerhalb einer Stunde fielen 54.7 mm Regen. Der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 1999, ebenfalls am 14. Juni registriert, erreichte hier 48.9 mm. Mit den 54.7 mm wurde die fünft höchste Stundensumme im Schweizerischen Mittelland gemessen, seit 1981 die automatische Niederschlags¬messung eingeführt wurde. Innerhalb von drei Stunden gingen am Messstandort Güttingen 69.6 mm nieder. Das lässt den bisherigen 3Stunden-Rekord von 51.4 mm vom 14. Juni 1999 weit hinter sich. Auf der Ebene der Tagessumme (Morgenmessung bis Morgenmessung) ergab sich schliesslich mit 109 mm ebenfalls ein neuer Rekord. Der bisherige Rekord von 86.9 mm stammt vom 7. August 1978. Tagessummen sind am Messstandort Güttingen seit 1976 verfügbar. Zu guter Letzt wurde auch im Bereich des 10-Minuten Intervalls ein Spitzenwert erreicht. Gefallen sind in Güttingen am 14. Juni 2015 innerhalb von 10 Minuten maximal 20.8 mm. Dieselbe Menge gab es hier am 30. Juli 1993. Der nächst tiefere Wert vom 27. September 2013 liegt bei 15.9 mm. Ein sehr seltenes Ereignis Die während des Gewitters vom 14. Juni 2015 gemessenen Niederschlagsmengen stellen für den Messstandort Güttingen ein sehr seltenes Ereignis dar. Alle erreichten Extremwerte, von der 10-Minutensumme über die Stunden- und die 3-Stundensumme bis hin zur Tagessumme, sind gemäss den vorliegenden extremwertstatistischen Analysen nur alle 50 bis 100 Jahre zu erwarten. Anhaltend kühl und regnerisch, in den Bergen Schnee Vom 15. bis zum 23. Juni war die Witterung vorwiegend tiefdruckbestimmt und die Tagesmittel-Temperaturen blieben mehrheitlich unter der Norm 1981–2010. Mit dem Durchzug einer Kaltfront aus Nordwesten sank die Schneefallgrenze am 18. gegen 2500 m hinunter, in der anhaltenden feuchtkühlen Nordwestströmung am 20. Juni im Osten sogar unter 2000 m. Die Tagesmittel-Temperaturen lagen am 20. und 21. auf der Alpennordseite verbreitet 3 bis 4.5 Grad, vereinzelt auch 5 bis 6 Grad unter der Norm. Die Tagesmaximum-Temperaturen erreichten im Osten nur noch 17 bis 19 Grad, im Westen mit mehr Sonne 21 bis 24 Grad. Auf der Alpensüdseite hingegen gab es mit Nordwind und deutlich mehr Sonne bis 26 Grad. Eine weitere Kaltfront aus Nordwesten liess die Tagesmittel-Temperaturen am 23. Juni im Norden abermals 2.5 bis 4.5 Grad unter die Norm sinken. Die Tagesmaximum-Temperaturen blieben dabei im Norden meist unter 20 Grad, während auf der Alpensüdseite, wiederum mit Nordwind, sommerliche 27 bis 28 Grad gemessen wurden. Wieder sonnig und warm Ab dem 24. Juni kehrten mit zunehmendem Hochdruckeinfluss die sommerlichen Verhältnisse zurück. Bis am 29. erreichten die Tagesmaximum-Temperaturen auf der Alpennordseite 25 bis 29 Grad, auf der Alpensüdseite 30 Grad. Heiss wurde es am 30. Juni mit verbreitet 29 bis 31 Grad, in Genf mit 32 und im Wallis mit 32 bis 33 Grad. MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 3 Der Juni ist der Monat der Lindenblüte Während der sehr warmen ersten Monatshälfte begann die Blüte der Sommerlinden mit einem Vorsprung von rund 9 Tagen auf das Mittel von 1981-2010. Ende Juni wurden blühende Sommerlinden bis gegen 1000 m ü. M. und im Tessin bis 1100 m ü. M. beobachtet. Im Vergleich mit dem Mittel von 1981–2010 fallen die Blühtermine der Sommerlinde in die Klassen normal bis sehr früh. Die etwas später blühenden Winterlinden begannen ab der zweiten Monatshälfte zu blühen. Diese Beobachtungen hatten nur noch einen Vorsprung von rund 4 Tagen auf das Mittel und fanden mehrheitlich zu einem normalen Zeitpunkt statt. Der Grund dafür war die kühlere Witterung ab dem 15. Juni, welche die Vegetationsentwicklung leicht bremste. In Höhenlagen zwischen 600 und 1200 m ü. M. blühte der Schwarze Holunder in der ersten Junihälfte rund eine Woche früher als im Mittel. Diese Beobachtungen lassen sich den Klassen normal bis sehr früh zuordnen. In den Bergen zwischen 1000 und 1800 m ü. M. blühten in der ersten Junihälfte die Margeriten und die Fichten trieben ihre Nadeln. Der Vorsprung der Margeriten betrug rund eine Woche auf das Mittel, währen die Fichten mehrheitlich zu einem normalen Zeitpunkt beobachtet wurden. Monatsbilanz Über die ganze Schweiz gemittelt war der Juni 1.8 Grad zu mild im Vergleich zur Norm 1981–2010. Im landesweiten Mittel war es der viertwärmste Juni seit Messbeginn 1864. In der Westschweiz, im Wallis und am westlichen und zentralen Alpennordhang erreichte der Monatsüberschuss zwischen 1.7 und 2.2 Grad. In den übrigen Gebieten bewegte sich die Juni-Temperatur meist zwischen 1.2 und 1.8 Grad über der Norm. Auf Grund der sehr unterschiedlichen Gewittertätigkeit gab es über die Schweiz verteilt sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen. Auf der Alpensüdseite und im Genferseegebiet fielen regional nur zwischen 30 und 70 Prozent der Norm 1981–2010. Sonst lagen die Werte verbreitet zwischen 60 und 120 Prozent der Norm. In der Nord- und Ostschweiz fielen regional aber auch 140 bis 190 Prozent der normalen Junisummen. Die Sonnenscheindauer erreichte in der Westschweiz 110 bis 130 Prozent der Norm 1981–2010. In der übrigen Schweiz gab es meist Werte zwischen 100 und 120 Prozent der Norm. Monatswerte an ausgewählten MeteoSchweiz-Messstationen im Vergleich zur Norm 1981‒2010. Norm Abw. % Langjähriger Durchschnitt 1981‒2010 Abweichung der Temperatur zur Norm Prozent im Verhältnis zu Norm (Norm = 100%) MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 4 Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer im Juni 2015 Messwerte absolut Abweichungen zur Norm Monatsmitteltemperaturen (°C) Abweichung der Monatsmitteltemperatur von der Norm Monatliche Niederschlagssumme (mm) Monatliche Niederschlagssumme in % der Norm % der maximal möglichen monatlichen Sonnenscheindauer Monatliche Sonnenscheindauer in % der Norm Räumliche Verteilung von Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer im Berichtsmonat. Dargestellt sind absolute Werte (links) und Abweichungen zum klimatologischen Normwert 1981‒2010 (rechts). MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 5 Witterungsverlauf im Juni 2015 Täglicher Klimaverlauf von Lufttemperatur (Mittel und Maxima/Minima), Sonnenscheindauer, Niederschlag und Wind (Böenspitzen) an den Stationen Bern-Zollikofen und Zürich-Fluntern. Die mittlere Lufttemperatur ist als Abweichung zum klimatologischen Normwert 1981‒2010 dargestellt. Zusätzlichen zu den gemessenen Tageswerten sind auch Rekorde eingezeichnet (diese können je nach Parameter unterschiedliche Referenzperioden haben, vgl. Beschriftung rechts). Ein Tagesrekord ist mit einem offenen () und ein Monatsrekord mit einem gefüllten Kreis () gekennzeichnet. Fehlende Werte haben einen Stern (). Ausführliche Erläuterungen zu den Grafiken sind am Schluss des Berichts zu finden. MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 6 Täglicher Klimaverlauf von Lufttemperatur (Mittel und Maxima/Minima), Sonnenscheindauer, Niederschlag und Wind (Böenspitzen) an den Stationen Basel-Binningen und Engelberg. Die mittlere Lufttemperatur ist als Abweichung zum klimatologischen Normwert 1981‒2010 dargestellt. Zusätzlichen zu den gemessenen Tageswerten sind auch Rekorde eingezeichnet (diese können je nach Parameter unterschiedliche Referenzperioden haben, vgl. Beschriftung rechts). Ein Tagesrekord ist mit einem offenen () und ein Monatsrekord mit einem gefüllten Kreis () gekennzeichnet. Fehlende Werte haben einen Stern (). Ausführliche Erläuterungen zu den Grafiken sind am Schluss des Berichts zu finden. MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 7 Täglicher Klimaverlauf von Lufttemperatur (Mittel und Maxima/Minima), Sonnenscheindauer, Niederschlag und Wind (Böenspitzen) an den Stationen Genève-Cointrin und Sion. Die mittlere Lufttemperatur ist als Abweichung zum klimatologischen Normwert 1981‒2010 dargestellt. Zusätzlichen zu den gemessenen Tageswerten sind auch Rekorde eingezeichnet (diese können je nach Parameter unterschiedliche Referenzperioden haben, vgl. Beschriftung rechts). Ein Tagesrekord ist mit einem offenen () und ein Monatsrekord mit einem gefüllten Kreis () gekennzeichnet. Fehlende Werte haben einen Stern (). Ausführliche Erläuterungen zu den Grafiken sind am Schluss des Berichts zu finden. MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 8 Täglicher Klimaverlauf von Lufttemperatur (Mittel und Maxima/Minima), Sonnenscheindauer, Niederschlag und Wind (Böenspitzen) an den Stationen Lugano und Samedan. Die mittlere Lufttemperatur ist als Abweichung zum klimatologischen Normwert 1981‒2010 dargestellt. Zusätzlichen zu den gemessenen Tageswerten sind auch Rekorde eingezeichnet (diese können je nach Parameter unterschiedliche Referenzperioden haben, vgl. Beschriftung rechts). Ein Tagesrekord ist mit einem offenen () und ein Monatsrekord mit einem gefüllten Kreis () gekennzeichnet. Fehlende Werte haben einen Stern (). Ausführliche Erläuterungen zu den Grafiken sind am Schluss des Berichts zu finden. MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 9 Erläuterung zu den Grafiken ausgewählter Messstationen Rote/blaue Säulen: Tägliche Mitteltemperaturen im Berichtsmonat über/unter dem Mittelwert der Normwertperiode Obere graue Stufenkurve: Höchste Tagesmitteltemperaturen der betreffenden Tage seit Beginn der Datenreihe Obere und untere schwarze gestrichelte Linie: Standardabweichung (= mittlere Schwankung) der Tagesmitteltemperatur in der Normwertperiode Schwarze Linie: Mittelwert der Tagesmitteltemperaturen der betreffenden Tage in der Normwertperiode Untere graue Stufenkurve:Tiefste Tagesmitteltemperaturen der betreffenden Tage seit Beginn der Datenreihe Norm: Langjähriger Durchschnitt (1981-2010) der Monatstemperatur in Grad C Graue Säulen: Tägliche Maximum- und Minimumtemperaturen (obere/untere Säulenbegrenzung) im Berichtsmonat Obere graue Stufenkurve: Höchste Maximumtemperatur der betreffenden Tage seit Beginn der Datenreihe Obere Schwarze Linie:Mittlere Maximumtemperaturen der betreffenden Tage in der Normwertperiode Untere Schwarze Linie: Mittlere Minimumtemperaturen der betreffenden Tage in der Normwertperiode Untere graue Stufenkurve: Tiefste Minimumtemperaturen der betreffenden Tage seit Beginn der Datenreihe Gelbe Säulen: Tägliche Besonnung im Berichtsmonat Schwarze gestrichelte Linie: Maximal mögliche tägliche Sonnenscheindauer am Messstandort Summe: Aktuelle Monatssumme der Sonnenscheindauer in h Norm: Langjähriger Durchschnitt (1981-2010) der Monatssumme in h Grüne Säulen: Tägliche Niederschlagssummen (7 Uhr bis 7 Uhr Folgetag) im Berichtsmonat Graue Stufenkurve: Grösste Regensumme (7 Uhr bis 7 Uhr Folgetag) an dem betreffenden Tag seit Beginn der Datenreihe Summe: Aktuelle Monatssumme des Niederschlags in mm Norm: Langjähriger Durchschnitt (1981-2010) der Monatssumme in mm Lila Säulen: Tägliche Windspitze Graue Stufenkurve: Höchste Windspitze an dem betreffenden Tag seit Beginn der Datenreihe MeteoSchweiz – Klimabulletin Juni 2015 MeteoSchweiz, 08. Juli 2015 Das Klimabulletin darf unter Quellenangabe „MeteoSchweiz“ ohne Einschränkungen weiterverwendet werden. http://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/gegenwart/klima-berichte.html Zitierung MeteoSchweiz 2015: Klimabulletin Juni 2015. Zürich. MeteoSchweiz Operation Center 1 CH-8058 Zürich-Flughafen MeteoSvizzera Via ai Monti 146 CH-6605 Locarno Monti MétéoSuisse 7bis, av. de la Paix CH-1211 Genève 2 MétéoSuisse Chemin de l’Aérologie CH-1530 Payerne T +41 58 460 91 11 www.meteoschweiz.ch T +41 91 756 23 11 www.meteosvizzera.ch T +41 22 716 28 28 www.meteosuisse.ch T +41 26 662 62 11 www.meteosuisse.ch 10
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