Gerhard Grüß - TU Bergakademie Freiberg

Fakultät für
Mathematik und Informatik
Gerhard Grüß (1902–1950)
Rektor in schwierigen Zeiten
1902
1920
1925
1925
1926
1927
1928
1934
1935
1939
1944
1946
1950
Gerhard Christian Grüß wird am 16. März in Berlin geboren
Studium an der Technischen Hochschule Berlin
Diplomhauptprüfung in Mathematik
Studium der Mathematik und Physik in Göttingen
Assistent am Institut für Angewandte Mathematik an der
Technischen Hochschule Berlin
Promotion zum Dr.-Ing. mit einer mathematischen Arbeit
Habilitation für reine und angewandte Mathematik
Vertretungsprofessor für Bauingenieur-Mathematik in Stuttgart
ordentlicher Professor für Mathematik und
darstellende Geometrie an der Bergakademie Freiberg
zusätzlicher Lehrauftrag für Technische Mechanik
Vorlesungsverbot, Einziehung zur Wehrmacht
bis 1947 gewählter Rektor der Bergakademie Freiberg
am 20. Mai 1950 in Freiberg gestorben
Aufrecht durch die Nacht deutscher Geschichte
Aus religiös-moralischen Gründen war er kein Mitglied der NSDAP und lebte in „innerer Emigration“. Als für den Sport
verantwortlicher Professor äußerte er Bedenken, als es um einen Aufmarsch von 600 politischen Leitern zum Gelöbnis „auf
den Führer“ am 20. April 1944 auf dem Sportplatz „Akademische Kampfbahn“ ging. Daraufhin wurde im Namen des
Senats der Bergakademie gegen ihn ein Untersuchungsverfahren „wegen NS-parteifeindlicher und judenfreundlicher
Haltung“ eingeleitet. In Folge erhielt er Vorlesungsverbot und wurde als 43-Jähriger zur Wehrmacht eingezogen.
Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrte er „schwarz über die Zonengrenze“ nach Freiberg zurück und setzte sich
mit aller Kraft für die Demokratisierung der Bergakademie ein. Grüß war Gründungsmitglied der CDU in Freiberg,
Vorsitzender des Kreisverbandes und der Fraktion im Stadtrat. 1949 legte er seine Funktionen nieder und trat aus der CDU
aus, da sich seine Hoffnung auf eine demokratische Entwicklung in Ostdeutschland nicht erfüllte.
Neben verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten zu
• Tschebyscheffschen Geweben,
• Schwerpunktsbestimmung gekrümmter Stäbe
beliebigen Querschnitts,
• der Begründung d. Parallelismus v. Levi-Civita,
• der Funktionalgleichung der Seilkurve,
hat Gerhard Grüß auch zwei Bücher verfasst:
• Variationsrechnung, 1938,
• Differential- und Integralrechnung, 1949.
Die Grüßsche Ungleichung (Math. Z. 39(1935), 215–226)
Die Grüßsche Ungleichung ist seit dem Jahr 2000 wieder Gegenstand intensiver mathematischer Forschungen.
Zitierungen der Grüßschen Ungleichung.
250 Jahre Bergakademie Freiberg — 250 Jahre Mathematik-Professur