Eine dicke Münze: Der Grosso – Gros – Groot – Groat – Groschen Weil der entwertete Denar oder Pfennig zu Beginn des 13. Jahrhunderts den Bedürfnissen der wachsenden Städte Oberitaliens nicht mehr genügte, prägten sie eine grössere Münze aus reinem Silber, den Grosso, zu deutsch: dicke Münze. Für Europa wichtig wurde aber der französische Gros tournois, von Ludwig IX. von Frankreich im Jahre 1266 eingeführt. Diese Münze wurde bald europaweit kopiert: im Rheinland als Turnose, in England als Groat, in den Niederlanden als Groot und in Böhmen als Prager Groschen. 1 von 11 www.sunflower.ch Republik Venedig, Enrico Dandolo (1192-‐1205), Grosso (Matapan), nach 1202 Grosso (Matapan) Doge Enrico Dandolo Denomination: Prägeautorität: Venedig 1202 Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: Durchmesser in mm: 2.19 21.100000381469727 Silber Material: Schweizerisches L andesmuseum D ep. ZB Eigentümer: Im 12. Jahrhundert hatte sich die einzige umlaufende Münzeinheit, der Pfennig (oder Denar), fast im gesamten Abendland stark verschlechtert. Gewicht und Feingehalt des Pfennigs hatten kontinuierlich abgenommen; während früher aus einem Pfund Silber 240 Pfennige geschlagen worden waren, wurden nun aus der gleichen Menge Edelmetall immer mehr Münzen gemacht. Zum Teil war das durch den wachsenden Geldbedarf bedingt, denn Handel und Gewerbe blühten. Andererseits wurde in Europa das Silber knapp. Am schlimmsten war Norditalien betroffen, wo der Handel mit der Levante im Gefolge der Kreuzzüge anzog. Deshalb begann man dort im 12. Jahrhundert neue Münzen auszugeben, sogenannte Grossi, deren Gemeinsamkeit darin bestand, dass sie grösser und schwerer waren als die bis dahin üblichen Denari, wie die Pfennige in Italien genannt wurden. Als sich 1202 in Venedig ein Kreuzfahrerheer sammelte, erklärte sich die Stadt bereit, eine Flotte zur Verfügung zu stellen. Dazu mussten neue Schiffe gebaut werden. Zur Bezahlung der benötigten Materialien und zur Bezahlung der Arbeiter liess man Vielfache des Denaro aus guter Silberlegierung prägen. Man bezeichnete sie als Dukaten (ducati argenti), aber bekannter wurden sie als «Grossi» oder «Matapani», was in arabischer Sprache sitzende Figur heisst. Die Vorderseite des Matapans zeigt Jesus auf einem einfachen Thron sitzend, während auf der Rückseite der Stadtheilige Markus zusammen mit dem Dogen von Venedig zu sehen war; der Doge hielt ein Banner. 2 von 11 www.sunflower.ch Heiliges Römische Reich, Republik Verona, Grosso zu 20 Denaren, ca. 1218 Denomination: Grosso zu 20 Denaren Republik Verona Verona Prägeautorität: Prägeort: 1218 1.65 Prägejahr: Gewicht in Gramm: 19.0 Silber Durchmesser in mm: Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Das riesige Heilige Römische Reich bildete beileibe keinen einheitlichen Währungsraum. Im Königreich Sizilien liefen Denare aus Billon sowie Tari und Augustale aus Gold um. Im nördlichen Italien gaben Städte wie Verona, Mailand, Pavia, Venedig und Parma ihre abgewerteten Denare aus. In den deutschen Gebieten dagegen waren es die Feudalherren, die im Auftrag des Kaisers Brakteaten und Dünnpfennige schlagen liessen. Für den Handel war diese Uneinheitlichkeit des Geldwesens ein grosses Hindernis. Die Emission von Grossi aus gutem Silber, die in Norditalien begann, machte deshalb in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts rasch Schule. 3 von 11 www.sunflower.ch Heiliges Römisches Reich, Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-‐1250), Grosso zu 6 Denaren, Mailand Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Grosso zu 6 Denaren Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen Mailand 1249 2.04 Prägejahr: Gewicht in Gramm: 23.0 Silber Durchmesser in mm: Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Oft wurden für die neuen Grossi die gleichen Stempel verwendet, wie für die alten Pfennige. Das ist auch bei dieser Münze der Fall, der einfach ein vergrössertes Pfenniggepräge trägt. Die Umschrift auf der Rückseite nennt den Prägeort, MEDIOLANV(M). Es handelt sich dabei um den ersten Grosso, der in Mailand ausgegeben wurde. Geprägt wurde die Münze gegen Ende der Regierungszeit von Kaiser Friedrich II. im Namen seines Vaters Heinrich VI. Das Monogramm auf der Vorderseite ist HE / RIC / M für Heinrich, die Umschrift lautet IMPERATOR (Kaiser). 4 von 11 www.sunflower.ch Königreich Frankreich, Ludwig IX. (1226-‐1270), Gros Tournois, 1266-‐1270 Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: Durchmesser in mm: Material: Gros tournois König Ludwig IX. von Frankreich Tours 1266 4.22 26.0 Silber Sunflower Foundation Eigentümer: Im Jahr 1266 führte auch der französische König Ludwig IX. eine neue Münze ein: den Gros tournois im Wert von 12 Deniers. Die neue Silbermünze erwies sich sofort als durchschlagender Erfolg. Unter dem Namen Turnose verbreitete er sich über die Grenzen Frankreichs hinaus, und wurde bald in ganz Europa kopiert. Der Gros Tournois stammte aus der Stadt Tours. Die Rückseite zeigte ein Gebäude das eine Mischung war zwischen dem Stadttor von Tours und der dortigen Abteikirche. Den äusseren Rand bildeten zwölf Lilien, die nicht nur dekorativ waren, sondern auch Randbeschneidungen verhinderten. 5 von 11 www.sunflower.ch Palästina, Grafschaft Tripolis, Bohemund VI. (1251-‐1275), Gros, ca. 1270, Tripolis Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: Durchmesser in mm: Material: Gros Graf Bohemund VI. von Tripolis Tripolis 1270 4.83 28.0 Silber Sunflower Foundation Eigentümer: Der Groschen, der in Mitteleuropa im 12. Jahrhundert schnell Verbreitung gefunden hatte und der italienisch «Grosso» und französisch «Gros» genannt wurde, kam über die Kreuzzüge auch in die Kreuzfahrerstaaten. In Tripolis wurde er nach dem Vorbild des französischen Gros Tournois geprägt und hiess entsprechend Gros. Die Vorderseite dieser Münze trägt ein Tatzenkreuz in einem Vierpass. Das Tatzenkreuz wurde auch Templerkreuz oder Kreuzfahrerstern genannt, denn es war das Wappen des Templerordens und fand sich auch auf dessen Fahne. Während der Regierungszeit von Bohemund VI. lief die Zeit der Kreuzfahrerstaaten langsam ab. Sein Fürstentum Antiochia (in Syrien und Teilen der heutigen Türkei) wurde 1268 von den islamischen Mamluken annektiert und Bohemund floh nach Tripolis, wo er bis zu seinem Tod blieb. 6 von 11 www.sunflower.ch Heiliges Römisches Reich, Herzogtum Brabant, Johannes II. (1294-‐1312), Gros tournois, Brüssel Gros tournois Herzog Johann II. Denomination: Prägeautorität: Brüssel 1294 3.79 Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: 26.0 Silber Durchmesser in mm: Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Im Herzogtum Brabant benutzte man für grössere Handelstranksaktionen während langer Zeit englische Sterlinge. Denn einerseits waren die niederländischen Pfennige klein und niedrig bewertet, und andererseits spielte aus England importierte Wolle für die Weber in Flandern und Brabant eine grosse Rolle. Als die niederländischen Münzeherren im 13. Jahrhundert dazu übergingen, eigene Groschenmünzen zu prägen, orientierten sie sich deshalb zunächst an den englischen Münzen: Eingeführt wurden Groschen im Wert von zwei Sterlingen, die sogenannten kleinen Groschen (petits gros). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts kamen dann auch «grosse Groschen» in Umlauf. Die richteten sich nach den französischen Groschenmünzen, den Gros tournois. Ein grosser Groschen hatte den Wert von zwei Dritteln eines kleinen Groschen. Wann die verschiedenen Groschenmünzen genau eingeführt wurden, lässt sich allerdings nicht sagen. 7 von 11 www.sunflower.ch Heiliges Römisches Reich, Senat von Rom, Grosso, 14.-‐15. Jh. Grosso Denomination: Senat von Rom Rom Prägeautorität: Prägeort: 1300 3.45 Prägejahr: Gewicht in Gramm: 24.0 Durchmesser in mm: Silber Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Im 13. Jahrhundert begann man in Rom mit der Prägung von Denarii grossi (dicken Pfennigen). 1254 führte Brancaleone d'Andalo, der damals das Senatorenamt innehatte, eine 3,5 Gramm schwere Silbermünze ein. Sie trug auf der einen Seite eine thronende Roma, die Personifikation der Stadt, und die Umschrift ROMA CAPVT MVNDI (Rom, die Hauptstadt der Welt). Die andere Seite zeigte einen Löwen mit der Legende SENATVS POPVLVS Q. R. (Senat und Volk von Rom). D'Andalos Ausgaben wurden, mit geringen Änderungen, auch von seinen Nachfolgern im römischen Senat weitergeführt. 8 von 11 www.sunflower.ch Heiliges Römisches Reich, Königreich Böhmen, Wenzel II. (1278-‐1305), Prager Groschen, Kuttenberg Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Prager Groschen König Wenzel II. von Böhmen Kutná Hora (Kuttenberg) 1300 3.74 Prägejahr: Gewicht in Gramm: 28.0 Silber Durchmesser in mm: Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Der um 1300 eingeführte Prager Groschen war bei weitem die wichtigste Münze im mittelalterlichen Osteuropa. Der Groschen trug auf der Vorderseite eine Krone, auf der Rückseite den zweischwänzigen böhmischen Löwen. Diese Prager Groschen wurden in grossen Mengen geprägt und verbreiteten sich weit über die böhmischen Grenzen hinaus. Internationale Anerkennung erlangte der Prager Groschen insbesondere durch die Ausbreitung der politischen Macht Böhmens gegen Norden, sowie durch die Tatsache, dass die böhmischen Herrscher Karl IV. und Wenzel IV. später die Kaiserwürde im Heiligen Römischen Reich erhielten. 9 von 11 www.sunflower.ch Frankreich, Bistum Metz, Thierry V. de Boppard (1365-‐1384), Gros Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: Durchmesser in mm: Gros Bischof Thierry V. de Boppard Metz 1365 3 28.0 Silber Material: Sunflower Foundation Eigentümer: Dieser Gros stammt von Thierry V. de Boppard, dem 74. Bischof von Metz. Er zeigt auf der Vorderseite den heiligen Stephan, den Stadtheiligen und Namenspatron der Kathedrale von Metz (franz. Saint Etienne). Solche Gros wurden in Metz von 1365 bis 1383 geprägt; dann verkaufte der sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindliche Bischof sein Münzrecht für 4000 Ecus d'or an die Stadt Metz. 10 von 11 www.sunflower.ch Königreich England, Eduard III. (1327-‐1377), Groat, London Denomination: Prägeautorität: Prägeort: Prägejahr: Gewicht in Gramm: Durchmesser in mm: Groat König Eduard III. von England London 1327 3.12 26.0 Silber Material: Schweizerisches Landesmuseum Dep. ZB Eigentümer: König Eduard III. von England verfolgt ehrgeizige militärische Pläne – sie enden in einem Krieg, der später «der Hundertjährige» genannt wird. Um seine Pläne zu finanzieren, führt Eduard in den Jahren von 1343 bis 1351 eine Münzreform durch. Neben einer neuen Goldmünze, dem Nobel, führte Eduard damals auch ein kostbares, schweres Vier-‐Penny-‐Stück ein, den Groat. Die englische Groschenmümze – das abgebildete Stück zeigt König Eduard III. mit jugendlich gelocktem Haar und riesiger Krone – erlangte bis zu seiner Absetzung im 17. Jahrhundert grosse Bedeutung im englischen Zahlungsverkehr. 11 von 11 www.sunflower.ch
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