Futterbau HS 2015 30.9.15: Bestandesbeurteilung Prof. Nina Buchmann, Institut für Agrarwissenschaften Futterbau – DS2 Bestandesbeurteilung • Variabilität • Vegetationsaufnahmen und deren Auswertung • Pflanzengesellschaften und deren Beurteilung Futterqualität • Wdh.: Parameter schätzen und messen • Beurteilung von Wiesenfutter • Raigrasfähigkeit Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Standort, Vegetation und Bewirtschaftung (AGFF 2009) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Faktoren der Bestandesbeurteilung • Berücksichtigung der räumlichen und zeitlichen Variabilität • Pflanzenaufnahmen: Zusammensetzung, Grasnarbe, Ertragsanteile, Deckung, ökologische Ansprüche der Einzelarten, Pflanzengesellschaft, ökologische Kennwerte (Ellenberg, Landolt), Futterwertzahlen (Klapp) • Standortfaktoren: natürliche Wachstumsbedingungen, v.a. Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens sowie pH Beurteilung von Zusammensetzung, Ertragspotential und Futterqualität Bestandeslenkung (DS 4 und 5) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Formular zur Bestandesaufnahme Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Formular zur Bestandesaufnahme Steht auf http://www.gl.ethz.ch/education/FallSemester/futterbau.html zur Verfügung Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Aber: Variabilität in Raum und Zeit • Räumliche Variabilität • Auswahl relativ homogener Flächen innerhalb Parzelle • Grösse der Aufnahmeflächen • Transekte durch Parzelle • Zeitliche Variabilität • Vegetationsaufnahmen wiederholen • evt. Bestimmung auch im vegetativen Stadium Berücksichtigung v.a. durch experimentelles Design Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Aber: Variabilität in Raum und Zeit • Räumliche Variabilität Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Aber: Variabilität in Raum und Zeit • Räumliche Variabilität Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Aber: Variabilität in Raum und Zeit • Zeitliche Variabilität (Wolf et al. 2011) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Botanische Zusammensetzung • Vegetationsaufnahme: Artinventar, 10-50 m2 (> Minimumareal), evt. stratifiziert (z. B. in 10 cm-Schritten) F Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Ökologische Kennwerte/Zeigerwerte Nach Ellenberg (1950, ..., 1974 bzw. Landolt 1977) • Beurteilung des ökologischen Verhaltens von Grünlandpflanzen in Mischung (Konkurrenz, nicht Reinbestand!) gegenüber wichtigen Standortfaktoren. Nicht Ansprüche, sondern „Zeiger“werte • Ellenberg: anhand einer 9-teiligen Skala (Feuchtezahl: 1 – 12). Unklares oder indifferentes Verhalten: x. Landolt: meist nur 1 - 5 • Bsp. Lolium perenne Plantago major Trifolium repens Lichtzahl 8 8 8 Temperaturzahl 5 x x Kontinentalitätszahl 3 x x Feuchtezahl 5 5 x Reaktionszahl x x x Stickstoffzahl 7 x 7 (Futterwertzahl 8 2 8) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Funktionelle Gruppen (FG): Definition Gruppierung von Arten, • die auf bestimmte Kombinationen von Umweltfaktoren (z. B. Störungsregime) in ähnlicher Weise reagieren („functional response groups“), • die ähnliche Effekte auf ökosystemare Prozesse (z. B. N-Kreislauf) haben („functional effect groups“), • die einen Cluster innerhalb eines Raumes der Arteigenschaften ergeben (multivariate Statistik), d. h. ohne a priori- Klassifikation, • nicht auf phylogenetischen Beziehungen basierend, Anwendung von FG reduziert die enorme Vielfalt/Komplexität auf wenige übersichtliche Gruppen (z. B. in der Modellierung), erlaubt mechanistische Erklärung des Einflusses von Arten auf ökosystemare Prozesse (z. B. Produktivität, Nährstoffkreislauf, Nahrungsketten). Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Charakteristische funktionelle Gruppen (Peeters 2004, S. 21ff) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Charakteristische funktionelle Gruppen (Peeters 2004, S. 21ff) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Vegetationskartierung Von der Vegetationsaufnahme und die Pflanzengesellschaft über die Artenliste zur Vegetationskartierung. z.B. Lolio-Cynosuretum cristati. Englisch-Raigras-Weisskleeweide (Reutlinger 2004) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Pflanzengesellschaft und Standort Ökogramm für die submontane Stufe (650 – 900 (1000) m NN) daher kaum noch Grasland „eigene“ Pflanzengesellschaften, da Grasland nicht umgebrochen (Ellenberg 1996, S. 787) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Pflanzengesellschaft und Standort Ökogramme für die submontane Stufe (650 – 900 (1000) m NN) daher kaum Grasland Skript zu Pflanzengesellschaften (siehe Grasland-Web) (Ellenberg 1996, S. 787) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Gedüngte Naturwiesen: Fromentalwiese Submontane Stufe (wird im Bergland verdrängt durch Goldhaferwiese) (Ellenberg 1996, Dietl et al. 1998, WSL 2003) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Gedüngte Naturwiesen: Fromentalwiese • Charakteristische Kräuter: Margerite, Rotklee • bei mäßiger Düngung (< 10 t Mist J-1) Ertrag: 6 – 8 t TS ha-1 J-1 • späte Mahd, erst ab Mitte Juni (Bodenheu zur Versamung) • evt. Herbstweide Submontane Stufe gehört zu den Fettwiesen (nach Dietl), weitere Ausbildungsformen für frische und feuchte Standorte! (Ellenberg 1996) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Bewirtschaftete Grasland-Gesellschaften: Wiesen (Voigtländer und Jacob 1987, S. 106) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Grasland-Gesellschaften in Europa Braun-Blanquet 1964 CORINE Datenbank der EU (seit 1991), gekoppelt an Fernerkundungsdaten (Peeters 2004; S. 12) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 CORINE-Datenbank: Schweiz Für die Schweiz seit 1998 verfügbar http://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/geographic-view-of-corine-land-cover-clc90-switzerland Landschaftstypologie Schweiz (Szerencsits et al. 2009) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Ertragsanteilschätzung Nach Klapp und Stähelin • Prozentschätzung der Biomasse im Gelände, getrennt nach Gräsern, Leguminosen und Kräutern, evt. auch artspezifisch Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Schätzung des Deckungsgrades Nach Braun-Blanquet • Schätzung der Deckung (Dominanz) in Flächenprozent mit 7-teiliger Skala auf Artebene r = nur wenige Individuen (n = 1 – 5), sehr geringe Deckung + = wenig vorhanden, geringe Deckung 1 = reichlich vorhanden, aber < 5 % der Aufnahmefläche 2 = 5 – 25 % der Aufnahmefläche oder sehr zahlreiche Individuen, die < 5 % der Fläche bedecken 3 = 25 – 50 % der Fläche bedeckend 4 = 50 – 75 % der Fläche bedeckend 5 = 75 – 100% der Fläche bedeckend • Kann also > 100 % sein!! Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Schätzung des Deckungsgrades in % Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Was ist der „Ertrag“? Vorsicht! „Netto“ ≠ „Netto“ (in t Trockensubstanz pro Hektar; t TS ha-1) (z. B. in MJ Netto-Energie-Laktation pro Hektar; MJ NEL ha-1) (Buchgraber und Gindl 2004, S. 49) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Erheben von Ertrag und Qualität Ertrag • Bruttoertrag: Erträge von Wiesen und Äckern (in t Trockensubstanz pro Hektar; t TS ha-1) • Nettoertrag: Kennzeichnung von Weideleistungen, Bezugsgrösse ist Tier, d. h. Milchproduktion oder Rindermast (z. B. in MJ Netto-Energie-Laktation pro Hektar; MJ NEL ha-1) Qualität • Feldmethoden: Schätzung im Gelände (vgl. Kartierung) • Labormethoden: Messung von Inhaltsstoffen Prof. Nina Buchmann | 24.9.14 Futterqualität schätzen und messen • • • • • Welche Parameter? Wie messen? Wie variabel? Wovon abhängig? Beurteilung? V Öko- und Ertragsphysiologie Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 1 Stärkeeinheit = Nettoenergiegewinn von 1 g verdaulicher Stärke Ertrag und Qualität = f(Entwicklungsstadium) Mit dem Alter steigt zwar der Ertrag, nicht aber die Futterqualität: Protein- und Nährstoffgehalte nehmen ab, aber strukturelle KH nehmen zu. Abnahme nach Halmentwicklung: ca. 0.3 – 0.5 % pro Tag. (Buchgraber und Gindl 2004, S. 60) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Futterwertzahlen schätzen Nach Klapp (1949, ..., 1971) • Beurteilung der Arten nach Futterwert, Schmackhaftigkeit/Beliebtheit beim Vieh, Anteil wertvoller Organe, Zeitdauer der Vollwertigkeit, Zulässiger Bestandsanteil, Nutzbarkeit (z.B. Bröckelverluste), Schädlichkeit, Giftigkeit • Geeignet für Bestandesbewertung, Ermittlung von Bewirtschaftungsunterschieden (basierend auf Tabellen) • Höchstwertige Arten: Wertzahl von 8 • Wertlose, nicht gefressene Arten: 0. Giftige Arten: -1 (abh. von Bestandsanteil bis -3 bei > 10 %) • Berechnung für Bestand: Σ (Ertragsanteile x Wertzahl) / 100 • Bsp.: Borstgrasrasen 1.48 – 2.88 Kalktrockenrasen 2.38 – 3.44 Glatthaferwiesen 5.01 – 6.15 Weidelgrasweiden 5.89 – 7.55 Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Gute und schlechte Gräser, Kräuter, … (Peeters 2004, S. 21ff) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Beurteilung von Wiesenfutter … Abhängig von Arteninventar und Entwicklungsstadium 1. Ebene: Nährwert Schätzung oder Analyse der Gehalte an Rohfaser, Proteinen, Energie, Nährstoffen, Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen, etc. (AGFF 1996) Arteninventar aufnehmen (AGFF 2007) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Entwicklungsstadium bestimmen (AGFF 2007) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Tabellen zum Nährwert von Wiesenfutter Mit Entwicklung: NEL APD APDN RP RF vOS ↓ ↓ ↓ ↓ ↑ ↓ (AGFF 2000) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Beurteilung von Wiesenfutter in der CH 1. Ebene: Nährwert Schätzung oder Analyse der Gehalte an Rohfaser, Proteinen, Energie, Nährstoffen, Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen, etc. 2. Ebene: Futterwert (Wert als Futter für Tier) Nährwert (d.h., Inhaltsstoffe), plus Schmackhaftigkeit, Futteraufnahme, Bekömmlichkeit. (AGFF 1996) Verdaulichkeit und Futteraufnahme bla (Pearson und Ison 1997, S. 131) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Bewertung von Futterpflanzen (AGFF 1996) Prof. Nina Buchmann | 23.9.15 Beurteilung von Wiesenfutter in der CH 3. Ebene: Futterbaulicher Wert (Wert und Eignung für die Graslandbewirtschaftung) Nährwert, Futteraufnahme, Eignung für bestimmte Nutzungsart (z. B. Weidenutzung, Grünfutter-, Silage-, Heubereitung, ..), Standorteignung, Dauerhaftigkeit, Winterhärte, Regenerationsvermögen, möglicher Ertrag. (AGFF 1996) Standorteignung: Raigrasfähigkeit? Prof. Nina Buchmann | 23.9.15
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