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TRENDREPORT NETZ
INNOVATIONEN FÜR EINE DIGITALE WELT
Strukturstudie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO im Rahmen des Wettbewerbs »Ausgezeichnete Orte
im Land der Ideen« 2015 der Initiative »Deutschland – Land der Ideen«
und der Deutschen Bank
Im Auftrag der Deutschen Bank analysierten Experten des Fraunhofer IAO die Gewinnerprojekte des diesjährigen Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ und beleuchteten die Innovationskraft digitaler Ideen in Deutschland. Es ergibt sich ein „Zukunftsspiegel“ für die vernetzte Welt – und damit auch ein Blick in die Zukunft Deutschlands.
TRENDSTUDIE
Stadt, Land, Netz!,
der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« 2015
der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und der Deutschen
Bank
Steffen Braun
Constanze Heydkamp
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
in Stuttgart
Projektnummer: 262765
Projektpartner: Deutsche Bank AG
Abstract
Die vorliegende Trendstudie entstand im Rahmen des Wettbewerbs »Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen« mit dem Jahresthema »Stadt, Land, Netz! – Innovationen für
eine digitale Welt«. Sie umfasst qualitative und quantitative Analyseergebnisse, die aus
den eingereichten Projektunterlagen der 100 Siegerprojekte sowie einer zusätzlich
durchgeführten Online-Umfrage hervorgehen.
Die qualitativen Ergebnisse werden anhand von fünf Dimensionen zusammengefasst:
wissenswert – Wissen als globale Ressource
netzfähig – Kompetenzen für eine digitale Welt
klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen
grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo
wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten
Die quantitativen Ergebnisse werden in einer sogenannten Systemanalyse aufbereitet.
Sie umfassen die Themenbereiche Akteure, Projektqualifizierung, Rahmenkontext,
räumliche Verortung und Projektwirkung. Die Analyse ergibt, dass Unternehmen die
Haupttreiber innovativer Ideen in der virtuellen Welt sind, sowohl als Projektinitiatoren
wie auch als Projektpartner. Außerdem kommt insbesondere wissenschaftlichen
Einrichtungen im Wettbewerbsjahr 2015 eine besondere Bedeutung zu. Trotz der
hohen Abhängigkeit von dauerhafter Förderung bestätigen die ausgezeichneten
Projekte ihren Erfolg anhand der relativ kurzen Umsetzungsdauer und mittleren
Projektlaufzeiten. Die Preisträger aus dem Jahr 2015 weisen darüber hinaus eine starke
wirtschaftliche Ausprägung auf: Durch Digitalisierung und Automatisierung sollen
meist Zeit- und Kosteneinsparungen ermöglicht werden. Nach eigener Angabe der
Preisträger befassen sich die Projekte vorrangig mit der Vernetzung von Akteuren und
Systemen. Die Auswertung gibt außerdem Aufschluss über die projekttreibenden
Faktoren: Das Erlangen eines Wissensvorsprungs durch Monitoring und Prognosen
sowie der Erwerb von Medienkompetenzen in Zusammenhang mit den neuen
Informations- und Kommunikationstechnologien machen dabei das Wettbewerbsjahr
aus.
Weiterhin nimmt die Trendstudie einen Vergleich zwischen den Wettbewerbsjahren
2013, 2014 und 2015 vor und ermöglicht eine Gegenüberstellung aktueller
Projektideen aus Stadt, Land und digitaler Welt. Eine Gemeinsamkeit aller drei
Wettbewerbsjahre ist bspw. die hohe Übertragbarkeit der Projektideen auf andere
Räume bei hoher Personenabhängigkeit. Weiterhin haben die Projekte eine relativ
kurze Umsetzungsdauer gemein. Unterschiede ergeben sich bspw. in den adressierten
Zielgruppen, die von den innovativen Lösungen profitieren.
Nicht zuletzt werden in der Trendstudie die sechs Bundessieger näher beleuchtet und
Zukunftsvisionen abgebildet. Folgende Handlungsempfehlungen für die zukünftige
Entwicklung lassen sich aus der Trendstudie 2015 ableiten:
Digitale Medienkompetenz als Pflichtveranstaltung der Aus- und Weiterbildung
Zeitgemäße Unternehmenskulturen etablieren
Bring-your-own-device Lösungen für Schulen
Komplexität im Umgang mit der digitalen Welt abbauen
Die Reduktion des digitalen Fußabdrucks bewerkstelligen
Innovationshubs für digitale Lösungen im ländlichen Raum schaffen
Simulationsverfahren durch Virtual Reality fördern
Städte als Datenquellen durch kommunale Hand nutzen
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
3 | 50
Inhalt
Abstract ............................................................................................................................ 3
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... 5
1
1.1
1.2
1.3
Hintergrund und Motivation ........................................................................... 6
Jahresthema »Stadt, Land, Netz!« ....................................................................... 6
Die Rolle des Wettbewerbs in der digitalen Welt .................................................. 7
Methodisches Vorgehen ...................................................................................... 8
2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
Inhaltliche Dimensionen im Wettbewerbsjahr 2015 ...................................... 9
wissenswert – Wissen als globale Ressource ......................................................... 10
netzfähig – Kompetenzen für die digitale Welt ................................................... 11
klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen .......................................... 13
grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo ................................................... 14
wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten ................................. 15
3
3.1
3.2
3.3
3.4
Systemanalyse der prämierten Projekte ......................................................... 17
Die Akteure: Wer gestaltet die virtuelle Welt? ...................................................... 17
Die Projektqualifizierung: In welchem Status befinden sich die Siegerprojekte? .... 18
Der Rahmenkontext: Wie entstehen Innovationen in der virtuellen Welt?............. 20
Die räumliche Verortung von Projekten: Wo werden Lösungen für die digitale
Welt eingesetzt? .................................................................................................. 22
Die Projektwirkung: Welche Effekte ergeben sich für die Gesellschaft? ................ 22
3.5
4
4.7
4.8
Vergleich der Wettbewerbsjahre »Stadt, Land, Netz!«, »Innovationen
querfeldein« und »Ideen finden Stadt« .......................................................... 24
Projektinitiatoren und Projektpartner in Stadt, Land und digitaler Welt ................ 25
Zielgruppen der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt ............................ 26
Ziele von Kooperationen in Stadt, Land und digitaler Welt ................................... 27
Umsetzungsdauer der Projekte in Stadt, Land und digitaler Welt ......................... 28
Projektlaufzeiten bis zur Teilnahme am Wettbewerb ............................................ 29
Räumlicher Kontext und Übertragbarkeit der Projektideen in Stadt, Land und
digitaler Welt ....................................................................................................... 30
Der Ressourcenbegriff in Stadt, Land und in der digitalen Welt ............................ 31
Zusammenfassung der Vergleichsanalyse ............................................................. 32
5
5.1
5.2
5.3
Innovationspfade für die digitale Welt........................................................... 34
Potenzialbewertung der sechs Bundessieger ........................................................ 34
Visionen für die digitale Welt 2025 ...................................................................... 40
Handlungsempfehlungen für die digitalen Welt von Morgen ............................... 44
6
Literatur- und Quellenverzeichnis ................................................................... 47
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verteilungshäufigkeiten der Dimensionen ..................................................... 9
Abbildung 2: Initiatoren und Projektpartner der ausgezeichneten Projekte ......................... 17
Abbildung 3: Umsetzungszeitraum der Siegerprojekte von der initialen Projektidee bis
zur ersten Umsetzung in Form eines Projekts....................................................... 18
Abbildung 4: Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb ......................................... 19
Abbildung 5: Gründe für das Zustandekommen eines Projekts ........................................... 20
Abbildung 6: Projektangebot der ausgezeichneten Projekte ............................................... 21
Abbildung 7: Projekttreibende Faktoren; Angaben in Prozent ............................................. 23
Abbildung 8: Übersicht über Datengrundlagen der unterschiedlichen Begleitstudien .......... 24
Abbildung 9: Organisationsrechtsformen der ausgezeichneten Projekte und ihrer
Partner im Vergleich ............................................................................................ 25
Abbildung 10: Die Zielgruppen im Vergleich ....................................................................... 26
Abbildung 11: Die Umsetzungsdauer von der ersten Projektidee bis zur Überführung in
die Praxis im Vergleich......................................................................................... 28
Abbildung 12: Die Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb im Vergleich ............. 29
Abbildung 13: Selbsteinschätzung der Übertragbarkeit einer Projektidee ............................ 31
Abbildung 14: Vergleichende Tabelle über die zentralen Ergebnisse der Systemanalysen
für die Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015 ............................................................ 33
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Hintergrund und Motivation
1
Hintergrund und Motivation
Es wird heute davon gesprochen, dass »ein Gegensatz zwischen ‚realer‘ und ‚virtueller‘
Welt« (Die Bundesregierung 2015) nicht länger existiert. Einen Ursprung hat dies
maßgeblich in den technologischen Entwicklungen über die vergangenen Jahrzehnte
hinweg. Sie ermöglicht z.B. die Umwandlung von analogen in digitale Signale (Duden
2015). Aber ohne die rasant angestiegene Rechnerleistung bei gleichzeitiger
Verkleinerung der Geräte wären die heute erkennbaren Ausmaße der Digitalisierung
wohl nicht denkbar gewesen: Während 1943 ein Markt von mehr als fünf Computern
– die damals ganze Zimmer einnahmen – weltweit selbst von Fachexperte Watson als
absurd wahrgenommen wurde, besitzt heute fast jedes Kind in Deutschland ab dem
14. Lebensalter einen kleinen Computer namens Smartphone. Die Erschwinglichkeit
spielt für diese Entwicklung eine ebenso große Rolle wie die Benutzerfreundlichkeit.
Auch die Intelligenz der Geräte nimmt zu: IBM brachte 2011 bspw. einen nach Watson
benannten Rechner heraus, der die komplexe englische Sprache nachempfinden kann
und einen Menschen im Spiel Jeopardy schlug (IBM Deutschland GmbH 2015). Diese
technischen Entwicklungen ermöglichen im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen
Trends eine alle Lebensbereiche der Menschen umfassende Digitalisierung: Wir kaufen
im Internet Produkte und Dienstleistungen ein, halten Kontakt per Social Media,
besuchen Online-Fortbildungen, bauen zunehmend automatisierte Fahrzeuge und sind
zu jeder Zeit und nahezu überall erreichbar. Dieses veränderte Verhalten hat wiederum
Auswirkungen auf unser Leben und das Lebensumfeld, z.B. durch erhöhten
Güterverkehr, neue Arten der Kriminalität oder die Inklusion von immobilen
Bevölkerungsgruppen. Vor allem die kurze Zeitspanne, in welcher sich diese
Entwicklungen in der Vergangenheit abspielten, deutet auf die gesellschaftliche
Bedeutung dieses Umbruchs hin. »Was noch vor kurzem Zukunftsvision war, ist heute
in Deutschland alltäglich und aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken«
(Die Bundesregierung 2015). Da dieses Entwicklungstempo auch in Zukunft nicht
abreißen wird, gilt es künftige Veränderungen frühzeitig aufzuspüren und
mitzugestalten.
1.1
Jahresthema »Stadt, Land, Netz!«
Mit viel Kreativität, Leidenschaft und Einfallsreichtum entwickeln Menschen in ganz
Deutschland Projekte, die eine Bühne verdienen, auf der sie wahrgenommen werden.
Mit der Auszeichnung dieser Ideen machen die Initiative »Deutschland – Land der
Ideen« und die Deutsche Bank die Innovationskraft kreativer Köpfe sichtbar. Seit 2006
wurden bereits 2.855 Projekte prämiert. Dieses Jahr steht der Wettbewerb zum dritten
Mal im Zeichen eines Jahresthemas: »Stadt, Land, Netz! – Innovationen für eine digitale
Welt« zeichnet im Jubiläumsjahr 2015 insgesamt 100 innovative Ideen im Zeichen der
Digitalisierung aus. Damit schließt sich das Jahresthema ideal an die vorangegangenen
Wettbewerbsjahre 2013 und 2014 an, die unter den Themen »Ideen finden Stadt« und
»Innovationen querfeldein« Lösungen auszeichneten, welche es mit den
Herausforderungen urbaner bzw. ländlicher Regionen in Deutschland aufnahmen.
Mithilfe der durch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
begleitend zum Wettbewerb ausgearbeiteten Trendstudie wird eine ausführliche
Analyse der Projektinhalte und -hintergründe ermöglicht. Die Trendstudie ordnet die
100 prämierten Projekte in ihren nationalen und internationalen Kontext ein und
identifiziert Entwicklungstrends innerhalb des Wettbewerbs. Weiterhin werden
Handlungsbedarfe aufgezeigt, die aus den Analyseergebnissen hervorgehen. Ein
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Vergleich der vergangenen drei Jahre schafft zudem Erkenntnisse hinsichtlich
Gemeinsamkeiten und unterschiedlichen Innovationsstrategien in den drei räumlichen
Ebenen auf.
Hintergrund und Motivation
1.2
Die Rolle des Wettbewerbs in der digitalen Welt
Die Grundsätze der deutschen Digitalpolitik »Wachstum und Beschäftigung«,
»Vertrauen und Sicherheit« sowie »Zugang und Teilhabe« (Presse- und
Informationsamt der Bundesregierung 2015) weisen enge Verknüpfungen zum Thema
Wettbewerb auf. Aufgrund der Komplexität der Sachverhalte ist keine klare Trennung
zwischen den Auswirkungen des Wettbewerbs auf die einzelnen Grundsätze möglich –
vielmehr handelt es sich dabei um Gegebenheiten, die sich zeitlich weiterentwickeln
und dadurch Pfadabhängigkeiten und Korrelationen mit anderen Entwicklungen
aufweisen:
Durch die bereits seit einigen Jahrzehnten als Trend thematisierte Internationalisierung
z.B. dehnt sich der adressierte Markt vieler Unternehmen auf globale Maßstäbe aus
und schafft somit neue Anforderungen an die Produkte, Dienstleistungen und
Prozesse, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Dabei stellt die
Innovationsfunktion eine der wichtigsten Funktionen des Wettbewerbs an sich dar:
Durch Innovationen wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesichert. Das
Streben des einen Wettbewerbers animiert auch die Bemühungen des Anderen,
wodurch ein Innovationsanreiz geschaffen wird, welcher Fortschritt hervorbringt
(Aberle 1992: 17f.). Eine Voraussetzung für den Erfolg der Internationalisierung ist
dabei der schnelle virtuelle Datentransfer über die Distanzen der Kontinente hinweg,
welcher unter anderem durch die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht wird. Für
die heutigen und zukünftigen Mitarbeiter bedeutet diese Entwicklung ebenfalls einen
erhöhten Wettbewerb: Der Pool an Arbeitskräften weitet sich für viele Branchen auf
eine globale Ebene aus. Auch die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)
werden davon erfasst. Bereits heute beschäftigt die IKT-Branche in Deutschland etwa
900.000 Menschen. Nach Angaben der Bundesregierung schaffen 1.000 IKTArbeitsplätze darüber hinaus 941 weitere Stellen. Die Bedeutung einer guten
fachspezifischen
Ausbildung
und
der
Zugang
zu
lebenslangen
Weiterbildungsmaßnahmen werden anhand dieser Zahlen sichtbar. Es kann also
zusammengefasst werden: Wird die Welt durch digitale Medien kleiner, wird der
Wettbewerb, d.h. das Streben danach, einen Markt zu beherrschen, zwischen den
Akteuren größer.
Weiterhin ist ein erstrebenswertes Ziel in unserer heutigen Wissensgesellschaft, ein
Wissensmonopol zu erlangen. Dies liegt darin begründet, dass in der digitalen Welt aus
Daten gehaltvolle Informationen generiert werden können, die einen
Wettbewerbsvorsprung ermöglichen. Die Marktforschung mittels Social Media Profilen
ist nur eines von vielen anschaulichen Beispielen dafür, welcher Wert Daten im Zeitalter
des Wissens beigemessen wird. Insbesondere die Fortschritte in der Auswertung
unstrukturierter Daten tragen dazu bei, neue Datenquellen zu erschließen. In dieser
Hinsicht verschmelzen Arbeitswelt und privates Alltagsleben immer stärker miteinander.
Fragen nach Datensicherheit und Datenschutz sowohl für einzelne Personen als auch
für Unternehmen gewinnen in diesem Rahmen an Bedeutung. Die digitale Welt bietet
vor diesem Hintergrund eine Vielzahl an Herausforderungen, welchen es zu begegnen
gilt.
Der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« trägt in diesem Kontext in
zweierlei Hinsicht zur Stärkung der Wettbewerbskraft bei: Er ermöglicht eine
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Hintergrund und Motivation
bevölkerungsnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung durch die
Präsentation konkreter Anwendungen, die das Leben und Arbeiten in einer digitalen
Welt prägen. Außerdem liefert das Wettbewerbsformat nicht nur Innovationsanreize,
sondern motiviert darüber hinaus zu zukünftigem Engagement.
1.3
Methodisches Vorgehen
Die vorliegende Trendstudie untergliedert sich in mehrere Teilanalysen. Die
Auswertungen basieren auf den eingereichten Unterlagen der 100 prämierten Projekte
und einer Nacherhebung mittels Online-Umfrage. Sie werden kombiniert mit
weiterführenden Recherchen sowie internationalen Referenzen, der Kompetenz und
fundierten Fachkenntnissen des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO, das bereits im dritten Jahr in Folge den Wettbewerb
»Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« wissenschaftlich begleitet. Die vorliegende
Studie unterteilt sich in folgende Bausteine:
Zunächst werden die 100 prämierten Projekte qualitativ hinsichtlich ihres Inhalts mittels
der Methode des permanenten Vergleichs (Grounded Theory) kategorisiert. Daraus
resultieren fünf thematische, stark abstrahierte Dimensionen. Sie spiegeln die
Trendströmungen innerhalb des Wettbewerbs wider und werden durch den Abgleich
mit weltweiten Entwicklungen in einen übergreifenden Kontext eingebettet. Die
Ergebnisse werden in Kapitel 2 vorgestellt.
In Kapitel 3 werden die ausgezeichneten Projekte mithilfe von quantitativen
Fragestellungen auf übergeordnete kausale Wirkungszusammenhänge untersucht. Das
Ergebnis ist die sogenannte Systemanalyse. Als Datengrundlage dienen die mit der
Teilnahme am Wettbewerb eingereichten Projektunterlagen aller 100 Siegerprojekte.
Sie werden ergänzt durch die Ergebnisse der Online-Umfrage, an welcher 40 der 100
Preisträger teilnahmen.
Weiterhin wird in Kapitel 4 ein Vergleich zwischen den diesjährigen Siegerprojekten
mit innovativen Ideen für die digitale Welt und den Siegerprojekten der vergangenen
zwei Jahre mit den Schwerpunkten Stadt und ländlicher Raum vorgenommen. Dieser
Analysebaustein stützt sich sowohl auf die Ergebnisse der quantitativen Systemanalyse
als auch auf die qualitativen Dimensionen. Bedeutsam für den Vergleich ist auch die
Vergleichbarkeit des methodischen Vorgehens und der eingesetzten Fragestellungen.
Aufgrund unterschiedlicher Datengrundlagen können die Ergebnisse aus den
Trendreports 2013-2015 und der im Jubiläumsjahr durchgeführten Langzeitstudie
variieren. Während die Langzeitstudie nahezu ausschließlich auf den Ergebnissen der
Online-Umfrage basiert, die eine subjektive Beurteilung der freiwilligen UmfrageTeilnehmer widerspiegeln, präsentiert der vorliegende Trendreport 2015 ebenfalls
objektive, alle 100 Preisträger umfassende Analysen, welche von den Wissenschaftlern
des Fraunhofer IAO durchgeführt wurden.
Aus den Ergebnissen der Trendstudie werden in Kapitel 5 Visionen für die Digitale
Welt 2025 vorgestellt, welche die sechs Bundessieger hervorheben und
Handlungsempfehlungen integrieren. Die diesjährigen Preisträger zeigen
eindrucksvoll die Bandbreite an Lösungen auf, die es bereits heute für die
Herausforderungen der digitalen Welt gibt – und das über alle Wettbewerbskategorien
und somit über alle gesellschaftlich relevanten Themenbereiche hinweg. Die
aufgezeigten Visionen können in diesem Zusammenhang als Inspiration, die
ausgesprochenen Handlungsempfehlungen als Motivation verstanden werden.
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
2
Inhaltliche Dimensionen im Wettbewerbsjahr 2015
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
Um die zugrundeliegenden thematischen Trends der im Rahmen des Wettbewerbs
prämierten Projekte zu extrahieren, werden die eingereichten Projektunterlagen der
100 Preisträger parallel kodiert und analysiert. Über die Methode des permanenten
Vergleichs werden sie auf Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Handlungsmuster
untersucht. Dadurch ergeben sich zunächst thematische Kategorien, die mehreren
Projekten zugeordnet werden können. In anderen Worten: Sie drücken die Inhalte der
Projekte in einem einzigen Begriff aus. Diese identifizierten Kernvariablen werden in
einem zweiten Schritt der Analyse durch einen iterativen Prozess zu fünf abstrakten
Dimensionen
verdichtet:
»wissenswert«,
»netzfähig«,
»klickbewusst«,
»grenzüberschreitend« und »wandelbar«. Die Dimensionen sind als Trendströmungen
der gegenwärtigen Entwicklung im Kontext der Digitalisierung in Deutschland zu
betrachten. Abbildung 1 zeigt, wie viele der eingereichten Projekte einer jeweiligen
Dimension zugeordnet werden können:
WANDELBAR
35
GRENZÜBERSCHREITEND
43
KLICKBEWUSST
23
NETZFÄHIG
31
WISSENSWERT
63
0
10
20
30
40
50
60
70
Abbildung 1: Verteilungshäufigkeiten der Dimensionen; Angaben in absoluten Zahlen,
n=195 (Fraunhofer IAO 2015a)
Durch die Mehrfachzuordnung ergibt sich eine Gesamtanzahl von n = 195, wobei die
Multidimensionalität der Projekte ein wesentliches Charakteristikum des Wettbewerbs
ist. Einige der Trends lassen sich in Projekten vielfach kombinieren, was sowohl auf die
Komplexität der Sachverhalte als auch auf die Abstraktion der Dimensionen
zurückzuführen ist.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
Beispielprojekte:
E-Installation
OpenHPI
2.1
wissenswert – Wissen als globale Ressource
Thesen:
Der Wert von Wissen nimmt zu – der Wert von Wissen nimmt ab.
Die digitale Welt, ein perpetuum mobile.
PC-Tafel e.V.
Culture-Inclusive.de
Data Driven Sushi
PRECOBS
AX Semantics
Trends:
Digital Divide
User Generated Content
Sharing-Economy
Open Data
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In der digitalen Welt wird es möglich, Wissensmanagement auf eine andere Art zu
betreiben als früher. Die technologischen Entwicklungen verbessern insbesondere seit
der Einführung von Geräten mit hoher Rechenleistung und großen Speicherkapazitäten
die Digitalisierung und Archivierung von Informationen und unterstützen somit die
Weitergabe von Wissen, welche seit jeher eine bedeutsame Rolle in Gesellschaften
spielt. Die generierten Datenmengen entwickeln sich dabei rasant. Bereits heute
existieren bspw. 2,7 Zettabyte an Daten auf digitalen Datenträgern (EMC 2014).
Der Zugriff auf Wissen hat sich ebenfalls stark gewandelt. Was einst über die elterliche
und schulische Erziehung sowie analoge Hardcopies vermittelt wurde, kann heute mehr
oder minder frei zugänglich über das Internet abgerufen werden. Die sogenannten
Digital Natives, die Generationen, die in eine digitale Welt hineingeboren wurden und
selbstverständlich mit ihr umzugehen verstehen, benutzen das Wort »googlen« meist
häufiger, als dass sie sich auf den Weg in eine Bibliothek machen und »nachschlagen«.
Um in Prenskys (2001: 4) Worten zu sprechen: Die neue Generation setzt im Alltag
stärker auf »future content« statt auf »legacy content«. Seit der Veröffentlichung
seines Artikels zum »Digital Divide« zwischen Digital Natives und Digital Immigrants
vor nun mehr als zehn Jahren, hat die Bedeutung der virtuellen Welt weiterhin
zugenommen. Gleichzeitig wächst die Masse an User Generated Content. Durch die
technologischen Möglichkeiten werden Kreativität und Eigenproduktion zwar gefördert
(IEB 2009: 3), doch durch das Fehlen einer anerkannten prüfenden Instanz der
Webinhalte, der Standards für die Quellenangabe im Online-Format, einer
nachvollziehbaren Strukturierung oder einer systematischen Ablage von Informationen
»können Informationen falsch, manipuliert, einseitig oder schlicht veraltet sein«
(Grimme Institut 2012: 2). Der Wert von – vermeintlichem – Wissen nimmt in diesem
Kontext ab. Gleichzeitig steigt der Druck auf Marken, Produkte und Services mit
wachsender Transparenz durch die Beteiligungsökonomie an. Sie stehen unter
ständiger Beobachtung und Bewertung durch die Konsumenten und müssen zukünftig
stärker dialogbasierte Ansätze verfolgen, um ihr Image zu pflegen (IEB 2009: 3). Bereits
2009 kommentierten bspw. 30,4 Prozent bzw. empfahlen 29,4 Prozent Produkte,
Marken oder Dienstleistungen über Web-Blogs (ebd.). Die Strahlkraft dieses generierten
Inhalts ist aufgrund der Charakteristika des World Wide Web selbstverständlich global.
Trotz dieser Entwicklungen gibt es weiterhin Grenzen für den Zugang zu Wissen. In
diesem Zusammenhang setzen sich zahlreiche Projekte dafür ein, ganz im Sinne des
»Sharing-Trends« unterschiedliche Angebote kostenfrei und für Jedermann zur
Verfügung zu stellen, sei es Bildung, Kultur oder Kartenmaterial. Im größeren
gesellschaftlichen Kontext wird diese Entwicklung unter dem sogenannten Trend für
»Open Data« zusammengefasst. Der Begriff wird ursprünglich für Daten aus der
öffentlichen Verwaltung verwendet, die »durch jedermann und für jegliche Zwecke
genutzt, weiterverarbeitet und weiterverbreitet werden können« (bpb 2011). Zugrunde
liegen dieser Entwicklung die weltweiten Transparenzbewegungen, die sich damit
auseinandersetzen, durch mehr Bürgerbeteiligung politisches Handeln effizienter und
demokratischer gestalten zu können (ebd.). Doch auch der Mehrwert für die
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und die Gründung von Unternehmen wird durch
die Offenlegung von Daten erkannt, wie es bspw. die Open Data Plattform in Berlin
zeigt (Fraunhofer FOKUS 2012; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und
Forschung 2015). Die im Wettbewerb ausgezeichneten Projekte nutzen teilweise diese
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Wettbewerb
»Ausgezeichnete
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offenen Daten und bieten auf dieser Basis Dienstleistungen an oder geben eigens
generiertes Wissen online weiter.
Der Zugang für Jedermann hat jedoch auch andere Ausprägungen, und die Einbindung
unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zur Teilhabe am digitalen und realen Leben
spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Technikbezogene Ansätze stellen Familien ohne
Zugang zum Internet bspw. Second-Hand-Computer zur Verfügung. Auf diese Weise
soll einer anderen Form des Digital Divide, dem Unterschied im Zugang zu
Informations- und Kommunikationstechnologie unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen
aufgrund technischer und sozioökonomischer Faktoren entgegen gewirkt werden.
Außerdem wird das Netz im Wettbewerb dazu genutzt, Transparenz über barrierefreie
Kulturangebote zu schaffen, welchen Menschen mit Einschränkungen am öffentlichen
Leben leichter teilhaben lassen. Welche Potenziale der sozialen Interaktion die
Verschmelzung von realer und virtueller Welt für Personengruppen bietet, die nicht in
der Lage sind oder sich nicht in der Lage fühlen, am gesellschaftlichen Leben
teilzunehmen, sind zu erkunden.
Dass der Wert von Wissen nichtsdestotrotz wächst, zeigt der dritte Aspekt dieser
Dimension im Wettbewerb: die datenbasierte Intelligenz. Das vorhandene
Informationsgerüst wird hierbei mit Intelligenz versehen und anwendungsorientiert
miteinander verknüpft. Zugrunde liegt die Tatsache, dass jede Kommunikation
zwischen Mensch und Maschine Datenspuren hinterlässt. Dadurch entstehen immense
Datenmengen. Die Krux besteht darin, die richtigen Informationen aus dem digitalen
Universum herauszufiltern (IDC 2011: 2). Picot & Fiedler (o.J.: 3) identifizieren neue
Marktbedingungen als Auslöser für die wachsende Bedeutung von Wissen. Die
Digitalisierung der Wertschöpfungskette und Virtualisierung der Märkte werden dabei
als treibende Faktoren betrachtet, mit dem Ergebnis einer durchgreifenden
Ökonomisierung aller Daten bis hin zu vollkommen neuen Geschäftsmodellen.
Punktgenaue Diagnose, Simulation und Prognose sind die Prämissen – ob in der
Medizin, der Lebensmittelbranche oder im Bereich intelligente Spracherkennung und ausgabe von natürlicher Sprache.
Die Bedeutung dieser Dimension für den Wettbewerb zeigt sich in der Verortung von
insgesamt 63 der 100 Siegerprojekte im Themenspektrum von »wissenswert«.
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
2.2
netzfähig – Kompetenzen für die digitale Welt
Thesen:
Lebenslanges Lernen bekommt mit dem Aufeinandertreffen von Digital
Natives und Digital Immigrants eine neue Bedeutung.
Zukünftig wird es bereits ab
Identitätsmanagement« geben.
der
Grundschule
ein
Fach
»Digitales
In einer zunehmend komplexeren Welt, in der virtuelle und reale Bereiche immer weiter
miteinander verschmelzen, wird die IT- und Medienkompetenz zu einer zentralen
Fähigkeit. Im Wettbewerb liegt ein Schwerpunkt auf den Zielgruppen Fachkräfte,
Kinder und Jugendliche sowie der Generation 60+. Dabei wird eine neue Form des
Generationenkonflikts zwischen Digital Natives und Digital Immigrants (»Digital
Divide«) hinsichtlich des Verständnisses und der Nutzung von digitalen Medien
thematisiert (IEB 2009: 4). Dem Bitkom (2014) zufolge nutzen z.B. rund 20 Prozent der
6- bis 7-Jährigen Smartphones, mit zwölf Jahren besitzen 85 Prozent sogar ein eigenes.
Während 95 Prozent der Kinder von zehn bis elf Jahren täglich etwa 22 Minuten im
Internet verbringen, sind es bei den 15- bis 18-Jährigen schon 115 Minuten pro Tag.
Videos ansehen, Musik hören, sich über soziale Netzwerke austauschen oder
miteinander chatten, aber auch Recherche für Schule und Ausbildung, sind
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»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
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Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
Beispielprojekte:
Mentorenprogramm
Digitale Helden
Sichere E-Petition
Bildungsinitiative
Onlinerland Saar
Kindersuchmaschine
fragFINN.net
Columba – der digitale
Nachlassdienst
SKIDentity – Elektronische
Identität für Onlinedienste
Trends:
Digital Divide
Neues Lernen
New Work
Flexibilisierung
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regelmäßige Beschäftigungen. Dieses Alltagsverhalten unterscheidet sich eklatant von
dem ihrer Elterngeneration. Die Digital Natives sprechen die Sprache der digitalen Welt
als Muttersprache. Für ihre Eltern und Lehrer als Digital Immigrants ist es »nur« eine
Fremdsprache, die es zu beherrschen gilt. Der Generationenkonflikt scheint
vorherbestimmt. Die Bildungsangebote müssen in diesem Kontext an die veränderten
Bedingungen, Bedürfnisse und Anforderungen – nicht nur aus Sicht der jungen
Generation, sondern auch im internationalen Kampf um Talente – angepasst werden.
Der Trend »Neues Lernen« greift diese Entwicklung auf (Zukunftsinstitut GmbH
2015a).
Der Zugang zu nahezu jeglicher Art von Informationen online stellt gerade Eltern vor
Herausforderungen: Das Herausfiltern von kindgerecht aufbereiteten Informationen ist
eine genauso große Herausforderung wie die Bewusstseinsvermittlung, welche
Auswirkungen online veröffentlichte persönliche Informationen haben. Denn mit
zunehmendem Alter steigt die eigenständige Verbreitung von Inhalten im Netz:
Während unter den 10- bis 11-Jährigen bspw. nur 20 Prozent selbst gemachte Fotos
und 7 Prozent eigene Texte veröffentlichen, sind es bei den 16- bis 18-Jährigen bereits
52 bzw. 20 Prozent (BITKOM 2014). Jeden Monat werden allein 30 Milliarden Inhalte
auf Facebook hochgeladen (EMC 2014; Xu 2014:33). Das digitale
Identitätsmanagement geht allerdings weit über das eigenständige Managen von Social
Media Profilen hinaus. So rechnet bspw. das McKinsey Global Institute mit einem 40prozentigen Anstieg der globalen Daten pro Jahr (McKinsey Global Institute 2011:
VI/21). In diesem Zusammenhang entstehen bei unseren Ausflügen in die digitale Welt
weitaus mehr Informationen im Hintergrund, als wir bewusst veröffentlichen (IDC
2011: 1). Deutlich wird dies bspw. durch personalisierte Werbung im Internet, die
zufällig genau weiß, wohin wir in den Urlaub reisen möchten und auf welchen
Zeitungsartikel wir zuletzt online klickten. Das Entstehen dieser Informationen gestaltet
sich für den Nutzer großenteils intransparent. Zudem entstehen in diesem Kontext
ungeahnte Mengen an »digitalem Müll«. Nach Angaben des EMC (2014) umfasst
dieser bereits 78 Prozent des gesamten Datenvolumens. Die Bereinigung und Filterung
von Informationen wird also zunehmend wichtig. Damit sich das digitale Ich nicht
verselbstständigt, bedarf es demnach aufwändiger Pflege.
Und nicht nur Kinder und ihre Eltern müssen sich mit diesem Wandel
auseinandersetzen, auch Lehrer, Professoren und Unternehmen sehen sich einer
Generation gegenüber, die vollkommen anders denkt und vorgeht, sowie mit
vollkommen anderen Erwartungen und Verhaltensweisen in das Berufsleben startet
(Prensky 2001: 1; Vertical Media GmbH 2015). New Work nennt sich der Megatrend,
der Werte wie Work-Life-Balance, Kreativität oder Immaterialismus dieser neuen
Generation aufgreift und die Veränderung hin zur Wissensgesellschaft prägt
(Zukunftsinstitut GmbH 2015b).
Darüber hinaus gewinnt die digitale Welt aber auch für ältere Generationen an
Attraktivität – u.a. da sie nicht an körperliche Fitness oder physische Orte gekoppelt ist
und im Gegenteil: ein wertvoller Helfer im Alltag sein kann. Als Digital Immigrants
müssen die Älteren jedoch zunächst die Sprache der digitalen Welt erlernen und sich
langsam in ein digitales Leben vortasten.
Fragen nach der Sicherheit in der digitalen Welt sind da nicht weit. Für OnlinePetitionen etwa oder bei Gesundheitsdienstleistungen ist das sichere und eindeutige
Ausweisen von Bedeutung. Projekte zu elektronischen Identitäten nehmen sich dieser
Thematik im Wettbewerb an. Die Bedeutung von sicheren Zugängen wird den
Menschen zunehmend bewusst, im Privaten v.a. durch Online-Banking oder OnlineBezahlung, im Unternehmen durch die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitskräfte
hinsichtlich Ort und Zeit. Die Nutzung von Firmenlaptop oder -handy zu Privatzwecken
hat sich in manchen Unternehmen heute zu einem »bring your own device« entwickelt
und der Zugang zu firmeninternen Informationen und Dokumenten von zu Hause und
unterwegs macht verlässliche Sicherheitssoftware notwendig. Auch durch die neuen
Cloud-Computing Ansätze werden komplexere Sicherheitslösungen gefragt. Derzeit
werden etwa ein Fünftel der weltweit vorhandenen Daten auf Cloud-Basis gehalten –
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
bis 2020 werden es voraussichtlich 40 Prozent der prognostizierten 44 Billionen
Gigabyte sein (EMC Corporation 2014). Nach Angaben von IDC (2011) werden
»gerade einmal die Hälfte der eigentlich schutzwürdigen Daten«, d.h. nur 20 von 40
Prozent tatsächlich abgesichert.
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
2.3
klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen
Thesen:
Welche komplexen Folgen ein Mausklick in der realen Welt hat, wird
zeitversetzt sichtbar.
Beispielprojekte:
KOTT SMART –
intelligente Sanitärtechnik
Ein Bewusstsein entsteht, dass auch in der digitalen Welt nichts kostenlos ist.
Ähnlich wie das seit den 1960er Jahren stetig wachsende Umweltbewusstsein in der
deutschen Bevölkerung, das einer »fundamentalen und dauerhaft bedeutsamen
Gestaltungsaufgabe« (BMUB & UBA 2014: 21) mit »globalen und
generationsübergreifenden« (ebd.: 23) Ausmaßen gleichkommt, thematisiert die
Dimension klickbewusst, welche Auswirkungen die Digitalisierung unseres
wirtschaftlichen und sozialen Lebens nach sich zieht. Dabei werden sowohl
Effizienzgewinne als auch Kosten für Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt.
Auf der einen Seite stehen alle Ergebnisse, die unter dem Stichwort Green IT
zusammengefasst werden: so etwa die Reduzierung von Kosten oder die Verringerung
des CO2-Ausstoßes (BITKOM 2015), bspw. durch sparsamere Geräte. Intelligente Netze
schaffen außerdem Transparenz über aktuelle Verbräuche oder Emissionen. Green IT
leistet damit einen unmittelbaren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Durch gemeinsame
Beschaffung, Precycling, Wiederverwendung und -verwertung sowie Sharing eröffnen
sich weitere Einsparpotenziale (GDU & KPMG 2013; KPMG 2015). Diese Prozesse
werden häufig über Software oder Online-Plattformen gesteuert und kommuniziert.
Das langfristige Ziel ist es, vom bisherigen Grundsatz »take-make-consume and
dispose« wegzukommen und stattdessen einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen.
Dieser beinhaltet auch ein Zero-Waste Ziel, d.h. Abfall überhaupt nicht erst zu
produzieren, wie es bspw. im sogenannten Cradle to Cradle Konzept verfolgt wird
(Cradle to Cradle e.V. 2015). Mit diesem Themenkomplex wird sich 2015 auch die
Europäische Kommission detailliert auseinandersetzen (European Commission 2015).
Auf der anderen Seite entstehen durch unser verändertes digitales Verhalten neue
»Kosten«, welche zunächst einmal transparent und bewusst gemacht werden müssen.
Die Auswirkungen durch die Produktion bestimmter Nahrungs- und Konsumgüter oder
das Mobilitätsverhalten sind in der Bevölkerung bereits teilweise angekommen (BMUB
& UBA 2014: 12ff.), auch wenn das Bewusstsein noch nicht flächendeckend in echte
Verhaltensänderungen für mehr Nachhaltigkeit mündet (ebd.: 48ff.). Im
Zusammenhang mit der Digitalisierung muss dieses Bewusstsein erst noch entstehen:
Wieviel kostet ein Klick? – Das ist eine zentrale Frage, die es künftig zu beantworten
gilt. Für den Nutzer sind die Kosten u.a. durch die Verbreitung von bezahlbaren
Flatrate-Angeboten immer weniger präsent und spiegeln sich in der unbedachten
Speicherung und Versendung riesiger Datenmengen oder den ständig eingeschalteten
elektronischen Geräten wider. Doch gerade im Zusammenhang mit dem digitalen
Wandel kommt dem Energiebedarf eine Rolle für den Umweltschutz zugute. So wächst
beispielsweise gemäß der Umweltbewusstseinsstudie 2014 das Interesse an Ökostrom
in Deutschland und energieeffiziente Geräte sind äußerst gefragt (ebd.: 52f.), doch
mangelt es bislang an Markttransparenz hinsichtlich des Energieverbrauchs (ebd.: 54)
digitaler IT- und Kommunikationsmittel, wie z.B. Computer. Obwohl diese neben
Beleuchtung und Haushaltsgeräten bereits ein Fünftel des CO2-Ausstoßes im privaten
Raum generieren (UBA 2013), herrscht große Unklarheit darüber, welche
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Ecosia – die
Suchmaschine, die Bäume
pflanzt
Vorausschauendes
Energiemanagement im
Forschungs- und
Anwendungszentrum
Blieskastel
Innature – OnlinePlattform für fabrikneue
Sachspenden
Trends:
Green IT
Sharing-Economy
Cradle to Cradle
Neo-Ökologie
13 | 50
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
Auswirkungen das eigene digitale Nutzungsverhalten konkret hat (BMUB & UBA 2014:
22). Ein Eco-Klick-Siegel für nachhaltige Online-Services ähnlich wie die Bio- oder
Fairtrade Siegel (ebd.: 49; MSC 2012) sowie die Berechnung digitaler ökologischer
Fußabdrücke könnte sich in Zukunft zum Standard entwickeln.
Doch der Wettbewerb spiegelt neben Effizienz- und Kosteneinsparungsthemen auch
sozial-ökologische und moralische Inhalte wieder. Wohin führt die Digitalisierung
unsere Gesellschaft? Die diesjährige Bandbreite reicht von Cyber Mobbing über den
Zugang zu problematischen Seiten und Inhalten im World Wide Web bis hin zum
Ausgleich der generierten CO2-Emissionen durch Suchmaschinen.
Ein neuer Megatrend namens Neo-Ökologie beschreibt einen Mix aus »Ökonomie,
Ökologie und gesellschaftlichem Engagement« (Zukunftsinstitut 2015d). Eine Folge ist
sicher, dass sich »einst rein moralische, soziale oder ökologische Fragen
ökonomisieren« (ebd.). Erste Anzeichen dieses Trends kristallisieren sich aus dem
Wettbewerb heraus und lassen auf weitere spannende Projekte in der Zukunft hoffen,
welche an der Schnittstelle zwischen den Kategorien Umwelt, Wirtschaft und
Gesellschaft angesiedelt werden.
2.4
grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo
Beispielprojekte:
Das Stadt-Land-Netz –
Wasser, Strom, Gas und
Internet in einer Trasse
Intelligente Prothese für
mehr Bewegungsfreiheit
Tool+ - “Neue
Datenautobahn für den
Mobilfunk”
Tandemploy – Jobsharing
leicht gemacht
Trends:
New Work
Internet der Dinge
Megatrend Konnektivität
Dezentralisierung
Bündelung von
Angeboten
14 | 50
Thesen:
Es gibt eine Schnittstelle als Universalbedienung für das Leben.
»Einer für alle, alle für einen, aber jeder individuell« heißt das Motto der
dezentralisierten Welt.
Das Verschwimmen von Grenzen zeigt sich in allen Aspekten unseres heutigen Lebens,
angefangen bei der Verschmelzung von Arbeit und Privatem im Sinne des New Work
Megatrends (Zukunftsinstitut GmbH 2015b) bis hin zur Integration unserer
Haushaltsgeräte in ein einziges Steuerungssystem, das bspw. mit dem Smartphone
bedient wird. Vormals getrennte Bereiche werden mehr und mehr miteinander
verbunden und zu neuen Lösungen kombiniert, die einen Mehrwert versprechen. Im
Wettbewerb lassen sich zahlreiche Projekte für integrierte Systemlösungen
wiederfinden, unter anderem in den Bereichen Infrastruktur oder Gesundheit. Silos
abzubauen war schon lange Zeit eine Forderung für die Verwaltung gewesen, die
effizientere Arbeitsabläufe versprach. Nun bietet bspw. eine Pipeline für Internet,
Wasser, Strom und Gas die Möglichkeit mit nur einer Grabung eine Gegend in
Deutschland mit allen grundlegenden Notwendigkeiten zu versorgen, anstatt für jedes
transportierte Gut einen eigenen Prozess anzustoßen und ggf. mehrmals den Boden
aufzureißen. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel aus dem Wettbewerb ist eine
intelligente Prothese, die nicht nur aus den eigenen Bewegungen die besten Abläufe
erlernt, sondern auf das »Wissen« und die Erfahrung von anderen Menschen und
deren Prothesen zurückgreifen kann. Das Internet der Dinge wird diese
Entwicklungen weiter vorantreiben und die Gesellschaft durch den Megatrend
Konnektivität umformen (ebd.: 2015e). Derzeit entwickelt sich das Smartphone zu
einer Universalbedienung im Alltag.
Ein weiterer Trend im diesjährigen Wettbewerb ist die Dezentralisierung. Während
dieser Begriff häufig in Zusammenhang mit der Neuverteilung von Ressourcen und
Zuständigkeiten in Regierungs- oder Verwaltungssystemen genannt wird, dient der
Energiesektor als anschauliches Beispiel aus dem Wettbewerb: Verschiedene
Systemkomponenten, wie z.B. ein Windrad oder Solar-Panels, gewinnen dezentral
Energie, und speisen diese in ein gemeinsames System ein. Sie machen das System
robuster und stärken die Funktionsfähigkeit bei Ausfällen aus einer einzigen Quelle.
Dieser Aspekt ist insbesondere in Zusammenhang mit der Energiewende und den
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Bedenken über die Deckung des Strombedarfs aus regenerativen Quellen zu nennen.
Ausweichmöglichkeiten zu haben und auf diese im Notfall zurückgreifen zu können,
wird z.B. ebenfalls im Projekt »Tool+« bearbeitet. Weitere Anwendungsfelder, die in
diese Dimension gehören und im Wettbewerb ausgezeichnet sind, sind die Telemedizin
oder neue Lernkonzepte, die über Online-Kurse auch von zu Hause aus besucht
werden können und dementsprechend dezentral zur Verfügung stehen.
Des Weiteren wird es bedeutsam, mit zunehmenden Optionen und unterschiedlichen
Systemen Komplexität abzubauen. Deshalb gibt es zahlreiche Projekte, die
verschiedene Funktionen integrieren, wie bspw. das ausgezeichnete Projekt »Display as
a Service – dynamische Verknüpfung von Bildschirmen« veranschaulicht. Oder wie im
Projekt »Tandemploy« die Kombination von zwei Teilzeitstellen zu einem Arbeitsplatz
im Sinne des Jobsharing vollzogen wird.
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
im
2.5
wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten
Thesen:
Unsichtbare Intelligenz umgibt uns, während der Mensch selbst zur
Schnittstelle mit seiner Umwelt wird.
Der Nutzer wird zum Prosumenten.
In Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Richtung
Individualisierung und Flexibilisierung (Zukunftsinstitut GmbH 2015f) fragen wir
zunehmend maßgeschneiderte Lösungen nach. Die Innenausstattung des Autos, die
Arbeitszeiten, die Funktionen einer Software, der Urlaub – nahezu alle Lebensbereiche
sind von diesen Trends geprägt. Modulare Lösungen erobern den Markt und
versprechen dem Nutzer eine persönliche und flexible Zusammenstellung der
individuellen Wünsche und Bedürfnisse. Nutzer werden aufgrund der zunehmenden
Intelligenz der Systeme zukünftig immer stärker unterstützt. Die Systeme lernen unsere
Bedürfnisse und Vorlieben und bieten uns wie selbstverständlich genau das, wonach
wir suchen. Der Konsument greift in diesem Zusammenhang immer stärker in den
Entwicklungs- und Designprozess ein und wird somit zum Prosument. Eine Option,
Informationen in Zukunft für den Nutzer komfortabler aufzubereiten und
Suchergebnisse einfacher gestalten zu können, geschieht z.B. durch die
Standardisierung von Architekturen und Inhalten, wie sie die Vision des semantischen
Webs verfolgt. Das hätte bspw. zur Folge, dass persönliche Informationen aus
Facebook auch für andere Dienste übertragen werden können (McKay 2010: 52f.).
Trotz aller Vorteile steht die Bevölkerung derartigen Herangehensweisen skeptisch
gegenüber, weil sie eine bisher ungekannte Transparenz herstellt: Für den Komfort
zahlen wir mit Informationen, die ein sehr genaues Bild über uns abliefern können –
vor allem, wenn sie aus unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt werden.
Nichtsdestotrotz wird es aufgrund der technischen Möglichkeiten und der
vielversprechenden Mehrwerte für die Anbieter von Online-Leistungen zukünftig mehr
dieser Lösungen geben.
Neben der Filterung geeigneter Ergebnisse und der modularen Zusammenstellung für
den Kunden werden sich adaptive Lösungen auf dem Markt etablieren. Sie stellen
zunächst eine gemeinsame Basis dar, die sich jedoch an die Bedürfnisse und
Gewohnheiten der Nutzer intelligent anpasst. Im Sinne der Resilienz bleibt das
Produkt auf diese Weise bestehen und entwickelt sich ggf. fort. Weiterhin wird die
intuitive Bedienung und Steuerung von Geräten immer wichtiger, was durch
Fortschritte in der Sprach- und Gestensteuerung ermöglicht wird. Schließlich sind
Sprache und Gestik die einfachste Form der Kommunikation für einen Großteil der
Menschen. Berührungslose Computersteuerung oder die mitdenkende Wohnung sind
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Beispielprojekte:
Opening Science – wie
das Internet die Forschung
verändert
City Tree –
Multifunktionale
Grünfläche für die
intelligente Stadt
3-D-Erfassungsroboter
IPO.eye
Ambiact – Stromsensor
für den Hausnotruf
Gestigon – Software für
berührungslose
Computersteuerung
KogniHome – die
mitdenkende Wohnung
Service Fascination –
Interaktive
Verkaufskonzepte für den
Handel
Trends:
Individualisierung
Flexibilisierung
Adaptive Systeme
Intuitives Design
Ubiquitous Computing
15 | 50
Inhaltliche
Dimensionen
Wettbewerbsjahr 2015
16 | 50
im
Anwendungsbeispiele aus dem Wettbewerb, die vor allem vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels häufig auf ihre Potenziale hin diskutiert werden, da sie
Optionen des selbstständigen Lebens für die älteren Generationen versprechen.
Ermöglicht werden diese flexiblen und sich selbst an veränderte Bedingungen
anpassbare Lösungen in großem Maße durch Sensorik, die in unserer Umwelt verbaut
ist. Sie wird zusehends kleiner und integriert sich durch natürliche Materialien, so dass
wir sie im Alltag häufig nicht mehr wahrnehmen. Die Datenerfassung wird damit
allgegenwärtig und wird mit dem Fachwort Ubiquitous Computing beschrieben
(Greenfield 2006). Damit Daten fühlen lernen, müssen die durch Sensoren erfassten
Werte mit einem Sinn belegt werden und in einem weiteren Schritt sogar eine Reaktion
vom System hervorrufen, das sich an die veränderten Umweltbedingungen anpasst.
Anwendungsbereiche im diesjährigen Wettbewerb sind in diesem Zusammenhang die
Prozessoptimierung in der Produktion, die (akute) Gesundheitsversorgung und die
Sicherheit in privaten Haushalten. Diese Lösungen machen den enormen Mehrwert
insbesondere für die älteren Generationen sichtbar, die mit Hilfe intelligenter und
anpassungsfähiger Systeme länger selbstständig wohnen und sozial teilhaben können.
Die allgegenwärtige Datenerfassung und Auswertung wird zudem durch das Internet
der Dinge zunehmen. In diesem Rahmen kommunizieren Objekte miteinander, was
einerseits die Möglichkeiten zur Überschreitung von Systemgrenzen verdeutlicht und
andererseits eine Zunahme des generierten Datenvolumens nach sich zieht: Während
die Kommunikation zwischen Objekten über das Internet heute nur rund zwei Prozent
des weltweiten Datenvolumens ausmacht, sollen es 2020 bereits zehn Prozent sein
(EMC Corporation 2014).
Über diese technischen Aspekte hinaus wird in der Dimension »wandelbar« auch
berücksichtigt, dass das Gesamtsystem sich an veränderte Bedingungen anpassen
muss. Die Entwicklung und Einführung neuer Studiengänge oder die Nutzbarmachung
neuer Möglichkeiten für altbewährte Fachbereiche, z.B. in der Wissenschaft, spielen
hier eine Rolle und greifen erneut den Ansatz von Prensky (2001) der Digital Natives
und der Digital Immigrants auf.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
3
Systemanalyse der prämierten Projekte
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Im Zuge der Systemanalyse werden verschiedene Teilinformationen der im Wettbewerb
eingereichten Projekte gegenüberstellend betrachtet. Dadurch werden übergeordnete
kausale Wirkungszusammenhänge identifiziert und interpretiert. Die Grundlage der
Systemanalyse bildet die quantitative Erfassung sämtlicher Projektinformationen sowie
die Kategorisierung der projektbezogenen Daten. Die Systemanalyse unterteilt sich in
die Bereiche Akteure, Projektqualifizierung, Rahmenkontext, räumliche Verortung und
Projektwirkung.
3.1
Die Akteure: Wer gestaltet die virtuelle Welt?
Unternehmen und Unternehmer sind die Haupttreiber innovativer Ideen in der
virtuellen Welt.
Abbildung 2 ist zu entnehmen, dass Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen
einerseits als Projektinitiatoren und andererseits als Projektpartner den größten
Anteil der Akteure ausmachen. Als Initiatoren werden dabei die Akteure gezählt,
welche ein Projekt zu dem Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«
einreichen und demnach bzgl. der Online-Umfrage angeschrieben wurden. Bei
unspezifischen Angaben fließen die Institutionen, welche als Herausgeber der
Internetpräsenzen aufgeführt sind, als Projektinitiatoren in die Auswertung ein. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass innovative Projektideen sowohl in einem
Unternehmensrahmen entstehen als auch Unternehmen explizit zur Umsetzung einer
Projektidee gegründet werden. Die Analyse der Projektinitiatoren zeigt, dass 22,0
Prozent der Projekte als Einzelunternehmen und weitere 20,0 Prozent als Mischform
organisiert sind. An zweiter Stelle folgen wissenschaftliche Einrichtungen mit 24,0
Prozent und an dritter Stelle eingetragene Vereine mit 9,0 Prozent. Über die Hälfte der
Projekte (57,5 Prozent) gibt per Online-Umfrage an, einen eher nicht-gewerblichen
Nutzen zu verfolgen, die verbleibenden 42,5 Prozent haben eine gewerbliche
Ausrichtung.
Abbildung 2: Initiatoren und Projektpartner der ausgezeichneten Projekte; Angaben in
absoluten Zahlen (Fraunhofer IAO 2015b)
Auch bei den Projektpartnern führen Unternehmen als Organisationsrechtsform.
Wissenschaftliche und öffentliche Einrichtungen folgen hier an zweiter Stelle. Als
Projektpartner gelten von den Projektinitiatoren per Online-Umfrage direkt genannte
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
17 | 50
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Akteure, welche das ausgezeichnete Projekt unterstützen. Die Art der Unterstützung
wird in diesem Rahmen nicht erfragt.
Lösungen für den digitalen Raum sind zwar personenabhängig, aber
hochgradig übertragbar.
Die Bedeutung einzelner Projekte wird anhand ihrer Übertragbarkeit, z.B. auf andere
Regionen, sichtbar. Insgesamt 56 Prozent der 2015 ausgezeichneten Projekte schätzen
ihre Idee als sehr personenabhängig oder personenabhängig ein. Weniger oder nicht
personenabhängig sind lediglich 9,0 Prozent der ausgezeichneten Projekte. Eine
erfolgreiche Projektumsetzung ist demnach eng an das Projektteam gekoppelt. Daraus
lässt sich schlussfolgern, dass das persönliche Engagement und die gute
Zusammenarbeit ausschlaggebend für den Projekterfolg sind. Zum Zeitpunkt der
Teilnahme am Wettbewerb hat ca. die Hälfte der Projekte 1 bis 5 Mitarbeiter und ein
weiteres Drittel 6 bis 10 Mitarbeiter. Diese Gruppengröße deckt sich mit
wissenschaftlichen Ansätzen, die je nach Komplexität der Aufgabenstellung und
Umfang eines Projekts eine ideale Gruppengröße von etwa drei bis zwölf Mitarbeitern
vorschlagen (Kozlowski & Bell 2003). Als Faustregel gilt: Die Größe einer interdisziplinär
zusammenarbeitenden Gruppe sollte sich am Minimum der zur Zielerreichung
notwendigen Mitarbeiter orientieren (Brodbeck & Guillaume 2010).
3.2
Die Projektqualifizierung: In welchem Status befinden sich die
Siegerprojekte?
Trotz der hohen Abhängigkeit von dauerhafter Förderung bestätigen die
ausgezeichneten Projekte im Wettbewerbsjahr 2015 ihren Erfolg anhand der
relativ kurzen Umsetzungsdauer und mittleren Projektlaufzeiten.
Die meisten ausgezeichneten Projekte im Wettbewerbsjahr 2015 (46 Prozent)
entstanden innerhalb eines Jahres nach der initialen Projektidee, weitere 36 Prozent im
zweiten Jahr (siehe Abbildung 3). Die Unterscheidung in 0 bis 6 und 7 bis 12 Monate
innerhalb des ersten Jahres wurde aufgrund der besseren Vergleichbarkeit der
Wettbewerbsjahre in Kapitel 4.4 vorgenommen. Hier zeigen sich deutliche
Unterschiede zwischen den Stadt- und Landprojekten sowie solchen für den digitalen
Raum.
Abbildung 3: Umsetzungszeitraum der Siegerprojekte von der initialen Projektidee bis
zur ersten Umsetzung in Form eines Projekts; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO
2015a)
18 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Die relativ kurze Umsetzungsdauer im Wettbewerbsjahr 2015 könnte auf die rasanten
Entwicklungen zurückzuführen sein, die das Themenfeld »Digitalisierung« prägen.
Während im Jahr 2000 bspw. 29,0 Prozent der deutschen Bevölkerung das Internet
nutzten, waren es 2005 bereits 59,0 Prozent und im Jahr 2010 81,0 Prozent (Statista
GmbH 2015a). Dies geht einher mit verkürzten Produktentwicklungs- und lebenszyklen, welche wiederum große Auswirkungen auf die notwendige
Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit haben. Eine in diesem Kontext beispielhaft
anzuführende Entwicklung ist die zunehmende Ablösung von Desktop-PCs durch
Handhelds seit der Einführung des ersten modernen Smartphones im Jahr 2007. Heute
gibt es diese bereits von zahlreichen Anbietern in unterschiedlichen Modellen und sie
prägen unseren Alltag ungemein. 2015 sollen in Deutschland insgesamt 25,6 Millionen
Smartphones verkauft werden – 2010 waren es lediglich 10,4 Millionen (Statista GmbH
2015b).
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Abbildung 4 verdeutlicht die Projektlaufzeit seit der ersten Umsetzung der Idee im
Rahmen eines Projekts bis zum Zeitpunkt der Teilnahme am Wettbewerb im Jahr 2015.
Mit 35,6 Prozent weisen die meisten der ausgezeichneten Projekte eine Laufzeit
zwischen ein und zwei Jahren auf, bevor sie am Wettbewerb teilnehmen. Insgesamt
geben etwas mehr als die Hälfte der Projekte eine Laufzeit von 2 bis 5 Jahren an,
während 42,2 Prozent bis zur Auszeichnung weniger als ein Jahr gelaufen sind. Für die
zukünftige Entwicklung planen 78 Prozent der ausgezeichneten Projekte im Kontext
des digitalen Wandels eine Erweiterung ihres Projekts und blicken demnach positiv in
die Zukunft.
Abbildung 4: Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb; Angaben in Prozent
(Fraunhofer IAO 2015a)
Nicht zuletzt ist die finanzielle Situation eines Projekts besonders wichtig für die
Bewertung der Projektqualifizierung, aufgrund ihrer Wichtigkeit für die langfristige
Zukunftssicherung und die erfolgreiche Umsetzung einer Projektidee. Als finanziell
selbsttragend schätzen sich immerhin rund ein Viertel der ausgezeichneten Projekte im
Jahr 2015 ein – die Online-Umfrage ließ dabei Mehrfachnennungen zu (n=62).
Auf dauerhafte öffentliche bzw. privatwirtschaftliche Förderung sind immerhin 23,0
bzw. 11,0 Prozent angewiesen. Der große Anteil an öffentlicher Förderung ist in
engem Zusammenspiel mit dem Anteil von wissenschaftlichen Einrichtungen an den
Projektinitiatoren und -partnern im Wettbewerbsjahr 2015 zu sehen. Auch die Inhalte
der Projekte zeugen von zukunftsgerichteten Themen, die aufgrund ihrer Unsicherheit
häufig risikobehaftet sind und daher einer langfristigen Förderung bedürfen.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
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19 | 50
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Technische Lösungen prägen den Innovationsbegriff in der digitalen Welt.
Zahlreiche Indizes behelfen sich bei der Bewertung von Innovationskraft dem Indikator
»Anzahl an Patentanmeldungen«, wie z.B. der Innovationsindex zum Vergleich der
Europäischen Regionen (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2015) oder der
Global Innovation Index (Cornell University et al. 2014). Daher wird dieser Indikator im
Rahmen der unter den ehemaligen Preisträgern durchgeführten Online-Umfrage
ebenfalls erfasst. Im Wettbewerbsjahr 2015 geben 59,0 Prozent der ausgezeichneten
Projekte in diesem Zusammenhang an, dass innerhalb ihres Projekts schützenswertes
geistiges Eigentum entstand. Damit setzt sich das aktuelle Wettbewerbsjahr von allen
vorigen eindeutig ab, die wesentlich weniger Patentanmeldungen verzeichnen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Patente vor allem technische Erfindungen schützen.
Es liegt die Schlussfolgerung nahe, dass das Jahresthema 2015 einen starken
technischen Fokus mit sich bringt. Insbesondere, wenn berücksichtigt wird, dass der
Innovationsbegriff, welcher im Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«
angewendet wird, nicht nur technische Lösungen auszeichnet, sondern auch soziale
sowie kulturelle Komponenten berücksichtigt, ist dieses Ergebnis aussagekräftig.
3.3
Der Rahmenkontext: Wie entstehen Innovationen in der
virtuellen Welt?
In diesem Kapitel werden vor allem solche Ergebnisse vorgestellt, welche nach
Eigenaussage der Projektinitiatoren in der durchgeführten Online-Umfrage die Projekte
vorantreiben.
Die meisten Innovationen entstehen nach Aussage der Preisträger, um einen
gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen.
Auf welche Weise Innovationen entstehen, ist sowohl für die Wissenschaft als auch für
die Praxis spannend. Denn wenn bestimmt werden kann, unter welchen Umständen
besonders gute Innovationen zustande kommen, kann das Vorgehen reproduziert und
Innovation gefördert werden. In diesem Rahmen befasst sich die Online-Umfrage in
einem Abschnitt mit der Frage »Wie kam Ihr ausgezeichnetes Projekt zustande?«. Die
folgende Abbildung 5 zeigt die Gründe für das Zustandekommen der ausgezeichneten
Projekte in absoluten Zahlen. Durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung ergibt sich
eine Gesamtzahl von n = 108 Antworten.
Abbildung 5: Gründe für das Zustandekommen eines Projekts; Angaben in absoluten
Zahlen, n = 108 (Fraunhofer IAO 2015a)
20 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Darauf antworten die meisten der Teilnehmer aus dem Wettbewerbsjahr 2015 (19,0
Prozent) »um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen«. Dicht darauf folgen als
Begründung für das Zustandekommen eines Projekts die Behebung eines Missstands
und die Identifikation eines Markts für eine neue Dienstleistung. Ein Gespür für die
Lebensumwelt und den Zeitgeist aber auch Krisen scheinen in der digitalen Welt
innovationsfördernd, ganz nach dem Motto »Not macht erfinderisch«.
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Im Vergleich zu diesen Ergebnissen werden im Rahmen des Trendreports ebenfalls die
objektiv festzustellenden, projekttreibenden Faktoren analysiert, welche hinter den
ausgezeichneten Projektideen stehen. Diese werden in Kapitel 3.5 im Kontext der
Projektwirkung beleuchtet.
In einer digitalen Welt befassen sich die Projekte nach Angabe der
Projektinitiatoren vorrangig mit der Vernetzung von Akteuren und Systemen.
Des Weiteren wird ermittelt, was die ausgezeichneten Projekte konkret anbieten bzw.
verkaufen. »Vernetzung« sagen 24,0 Prozent der Projektinitiatoren (siehe Abbildung
6). Auch unter den Begriffen, welche die ausgezeichneten Orte 2015 nach
Selbsteinschätzung der Preisträger am besten beschreiben, steht die »digitale
Vernetzung« mit 14 Prozent an erster Stelle. Darauf folgen die Begriffe »OnlinePlattform« (7,0 Prozent), welche als Werkzeug für die Vernetzung dienen kann,
»Wissen(saustausch)« und »Interdisziplinarität« (je 5,0 Prozent), die als Ziele der
Vernetzung zu verstehen sind.
Abbildung 6: Projektangebot der ausgezeichneten Projekte; Angaben in Prozent
(Fraunhofer IAO 2015a)
Um Vernetzung nicht nur als Dienstleistung zu verkaufen, sondern die Vorteile der
Vernetzung auch für sich selbst zu nutzen, sind sowohl der eigene Austausch mit
unterschiedlichen Akteuren sowie die mediale Aufmerksamkeit von großer Bedeutung
für die Bekanntheit und den Erfolg der ausgezeichneten Projekte. Wie die
Langzeitstudie zeigt, gehört die mediale Aufmerksamkeit zu den am häufigsten
genannten Gründen für die Teilnahme am Wettbewerb. Sie macht Kunden, Mitglieder,
Sponsoren oder Teilnehmer auf gute Projekte aufmerksam. In diesem Zusammenhang
ist zu erwähnen, dass 54,5 Prozent der Siegerprojekte aus dem Wettbewerbsjahr 2015
die Auszeichnung durch die Initiative »Deutschland – Land der Ideen« auf ihrer OnlinePräsenz erwähnen. Das Gütesiegel soll den Besuchern der Seiten zeigen, dass das
jeweilige Projekt durch einen anerkannten Wettbewerb für auszeichnungswürdig
befunden wurde. Dies kann als Wertschätzung der Preisträger für den Wettbewerb
»Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« gewertet werden.
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Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
3.4
Die räumliche Verortung von Projekten: Wo werden Lösungen
für die digitale Welt eingesetzt?
Die digitale Welt wird in Großstädten weiter entwickelt und bietet vor allem
deutschlandweite Lösungen.
Der im Rahmen des Wettbewerbsjahrs 2015 adressierte abstrakte Raum namens
digitale Welt ist in der Verortung seines räumlichen Kontexts wesentlich diffiziler als die
Projekte aus 2013 und 2014. Da sich die Projekte, wie im folgenden Kapitel
beschrieben, meist an die breite Bevölkerung richten, weist der größte Anteil der
ausgezeichneten Projekte (40,0 Prozent) eine deutschlandweite oder sogar
internationale Ausrichtung ohne räumliche Schwerpunkte auf. Exemplarisch kann der
Search Engine »Ecosia« genannt werden, der sowohl in ländlichen als auch urbanen,
peripheren und zentralen Orten genutzt werden kann. Darüber hinaus ist die Webseite
auch von anderen Standorten weltweit abrufbar.
Zwar haben die Projektinitiatoren stets einen Organisationssitz – diese sind meist in
Großstädten angesiedelt – von dem aus sie operieren, doch das Angebot ist häufig
nicht an konkrete Orte gebunden. Demnach ergibt die Selbsteinschätzung der
Preisträger, dass 88,0 Prozent der Projektinitiatoren ihre Idee für sehr gut übertragbar
halten.
Vielmehr werden räumliche Einschränkungen bspw. durch die Festlegung auf die
deutsche Sprache vorgenommen. Diese treten in 21,0 Prozent der 100 Siegerprojekte
aus dem Jahr 2015 auf. Auffällig ist die Beschränkung einiger Projekte auf bestimmte
Unternehmenstypen, wie bspw. das produzierende Gewerbe, oder auf Gebäude mit
bestimmten Voraussetzungen, wie einige Smart-Home-Komponenten, aufweisen.
Diese machen immerhin einen Anteil von 16,0 Prozent an allen ausgezeichneten
Projekten im Jahr 2015 aus.
3.5
Die Projektwirkung: Welche Effekte ergeben sich für die
Gesellschaft?
Einen Wissensvorsprung zu erlangen und neue Kompetenzen zu erwerben,
sind projekttreibende Faktoren im Kontext des digitalen Wandels.
Um zu verstehen, welche Auswirkungen sich durch die im Wettbewerbsjahr 2015
ausgezeichneten Projekte für die Gesellschaft ergeben, wird ein Blick auf die
projekttreibenden Faktoren geworfen. Im Gegensatz zu den in Kapitel 3.3 vorgestellten
Gründen für das Zustandekommen eines Projekts, welche von den ehemaligen
Preisträgern selbst im Rahmen der Online-Umfrage beantwortet wurden, werden hier
alle 100 Siegerprojekte aus dem Jahr 2015 objektiv darauf hin analysiert, welches
Problem mithilfe einer Projektidee adressiert wird. Diese projekttreibenden Faktoren
werden in Abbildung 7 sichtbar. Dabei wird unterschieden in primäre und sekundäre
Faktoren, die sich aus der Mehrfachnennung ergeben.
Mit insgesamt 28,6 Prozent wird die reine Option zur Neugestaltung von Prozessen
oder Lösungen durch neue technische Möglichkeiten zur Digitalisierung, d.h. der
Umwandlung von analogen auf digitale Signale, am häufigsten genannt. Dies ist
allerdings ein zu erwartendes Ergebnis im Rahmen des digitalen Wandels, welcher im
eigenen Begriffssinn für die Umwandlung von analogen in digitale Signale steht.
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Systemanalyse
Projekte
der
prämierten
Abbildung 7: Projekttreibende Faktoren; Angaben in Prozent, n = 221 (Fraunhofer IAO
2015b)
An zweiter Stelle folgt der »Wissensvorsprung« durch technologische Unterstützung
mit insgesamt 11,0 Prozent Gesamtanteil. Durch den erzielten Vorsprung können Zeitund Kostenersparnisse verwirklicht werden. Risiken wie Systemausfälle werden im
Rahmen der ausgezeichneten Projekte durch Maßnahmen wie Monitoring und
Prognose reduziert. Die Vorhersagbarkeit von Reparaturen oder Systemausfällen wird
unter anderem innerhalb der Projekte »Viprinet Multichannel Router«, »ResoBridge«
oder »Intelligente Aufzüge« thematisiert. An dritter Stelle folgt der Faktor »neue
Kompetenzen«, die im Zuge der Digitalisierung erworben werden müssen, ob durch
die Mitarbeiter eines Industrieunternehmens (z.B. »Industrie 4.0 – Mehr Produktivität
durch Vernetzung«) Senioren (z.B. »Bildungsinitiative Onlinerland Saar«) oder
Jugendliche (z.B. »#creativecoder{ - Traineeprogramm für kreative Programmierer«).
Die Bedeutung dieses projekttreibenden Faktors wird anhand der Dimension
»netzfähig« deutlich.
Lösungen für den digitalen Wandel dienen der breiten Bevölkerung.
Weiterhin haben die Projekte auch eine große gesellschaftliche Auswirkung durch die
adressierten Zielgruppen. Bürger bzw. die breite Bevölkerung sind mit 27,5 Prozent
Anteil die größte Gruppe, die von den ausgezeichneten Ideen im Jahr 2015 profitiert.
Häufig handelt es sich um solche Lösungen, die für alle Bevölkerungsgruppen einen
Mehrwert generieren, wie z.B. die Projekte »e-Installation« oder »Mobile Retter«
zeigen. In den Projektunterlagen werden oftmals keine konkreten Zielgruppen
ausgewiesen, weil diese entweder noch nicht feststehen oder tatsächlich alle Menschen
mit einer Lösung angesprochen werden.
Weiterhin richten sich insgesamt 19,6 Prozent der Projekte an Unternehmen bzw. den
Einzelhandel. Produzierende Betriebe werden unter anderem durch die
Automatisierung mittels Robotertechnik oder durch die Schulung von Mitarbeitern in
Zusammenhang mit neuen Medien und Aufgaben unterstützt. Das Auslagern
bestimmter Prozesse oder das Erlangen von Zeiteinsparungen, z.B. durch
Softwarelösungen, werden in weiteren Projekten thematisiert, wie z.B. »3YOURMIND«.
Der Einzelhandel profitiert unter anderem von Prognosetools, um stets frische Waren
anbieten zu können, oder von der Verknüpfung von online- und offline-Handel, wie
das Projekt »Service Fascination« demonstriert.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
4
Vergleich der Wettbewerbsjahre »Stadt, Land, Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und »Ideen finden Stadt«
Seit 2013 wird der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«
wissenschaftlich durch das Fraunhofer IAO mit einer Systemanalyse begleitet. Die
Ergebnisse der vergangenen drei Wettbewerbsjahre mit den unterschiedlichen
räumlichen Ausrichtungen, welche anhand der Jahresthemen sichtbar werden, werden
in
diesem
Kapitel
verglichen,
um
gemeinsame
und
unterschiedliche
Innovationsstrategien für den urbanen, den ländlichen und den virtuellen Raum
aufzuzeigen. Dabei muss angemerkt werden, dass aufgrund unterschiedlicher
Datenquellen und Auswertungsmethoden zwischen den seit 2013 jährlich
durchgeführten Trendstudien und der zehn Jahre übergreifenden Langzeitstudie aus
dem Jahr 2015 (siehe Abbildung 8) abweichende Ergebnisse in den unterschiedlichen
Veröffentlichungen zu finden sind: Während die jährlichen Trendreports vorrangig
objektive Analysen über die ausgezeichneten Projektinhalte darstellen, spiegelt die
Langzeitstudie stärker die subjektiven Aussagen der Preisträger wider.
Abbildung 8: Übersicht über Datengrundlagen der unterschiedlichen Begleitstudien
Die Trendstudien bieten die Möglichkeit, die pro Jahr ausgezeichneten 100 Preisträger
im Detail zu analysieren und durch Clusterungsmethoden objektive Aussagen zu den
Projekten treffen zu können. Im Gegensatz dazu umfasst die Langzeitstudie insgesamt
2.855 ehemalige Preisträger, welche aufgrund des zeitlichen Rahmens und der zur
Verfügung stehenden Mittel ausschließlich mittels Online-Umfrage, welche die
subjektiven Meinungen und Einstellungen der ehemaligen Preisträger erfasst und diese
auch in der Ergebnisdarstellung widerspiegelt, ausgewertet werden. Als
Datengrundlage für den nachfolgenden Vergleich dienen daher ausschließlich die
Trendstudien 2013 und 2014.
24 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
4.1
Projektinitiatoren und Projektpartner in Stadt, Land und
digitaler Welt
Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
Unternehmen sind die treibende Kraft in Stadt, Land und digitaler Welt.
Die Belegung des zweiten Rangs durch wissenschaftliche Einrichtungen sticht
im Wettbewerbsjahr 2015 ins Auge.
Wie in Stadt und Land, werden auch in der digitalen Welt die meisten Projektideen in
Form
eines
Unternehmens
umgesetzt.
Abbildung
9
zeigt
die
Organisationsrechtsformen der Projektinitiatoren sowie der -partner unterteilt nach
Wettbewerbsjahren anhand des prozentualen Anteils am jeweiligen Wettbewerbsjahr
auf. Dabei wird ersichtlich, dass sowohl die Summe je Wettbewerbsjahr als auch die
Unterscheidung in Projektinitiatoren und -partner jeweils Unternehmen an erste Stelle
platziert. Zur Umsetzung einer Idee wird demnach oft die Organisationsrechtsform von
Unternehmen gewählt, was für die Instrumente und Abläufe spricht, die mit der
Unternehmensgründung in Deutschland einhergehen. Außerdem werden neue
Projekte auch durch bereits etablierte Unternehmen angestoßen, was darüber hinaus
für die Innovationsstrukturen innerhalb der Organisationen spricht. Insbesondere sind
hier solche Unternehmen hervorzuheben, die für unterschiedliche Projekte bereits eine
Auszeichnung durch »Deutschland – Land der Ideen« und andere
Innovationswettbewerbe erhalten haben.
Abbildung 9: Organisationsrechtsformen der ausgezeichneten Projekte und ihrer
Partner im Vergleich; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014;
Fraunhofer IAO 2015b)
Besonders anhand des Vergleichs unterschiedlicher Organisationsrechtsformen je
Wettbewerbsjahr werden allerdings deutliche Unterschiede zwischen Stadt, Land und
digitaler Welt sichtbar: Während auf dem Land eingetragene Vereine den zweiten Platz
in der Rangfolge nach den Unternehmen einnehmen, sind es in der Stadt öffentliche
und in der digitalen Welt wissenschaftliche Einrichtungen. Insbesondere im Gegensatz
zu dem Wettbewerbsjahr 2013 mit dem Jahresthema »Ideen finden Stadt« haben
wissenschaftliche Einrichtungen 2015 eine schwerwiegende Bedeutung. Hier liegen sie
erst an vierter Stelle nach Häufigkeit. Dies könnte in der Natur der meist technischorientierten Lösungen für den digitalen Raum begründet liegen (siehe Kapitel 3.2),
während die Stadt- und Landprojekte verstärkt auch soziale Innovationen beinhalten
und die neuartige Kombination bestehender Lösungen einschließen.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
4.2
Zielgruppen der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt
Die Räume Stadt, Land und digitale Welt sehen sich unterschiedlichen
Herausforderungen gegenübergestellt. Dies spiegelt sich in den Zielgruppen
wider, welche vorrangig von den Projektideen adressiert werden.
Die folgende Tabelle in Abbildung 10 zeigt eine Übersicht der in den ausgezeichneten
Projekten adressierten Zielgruppen nach Wettbewerbsjahr und Anteilen über 5,0
Prozent. Ganz bewusst macht der Wettbewerb keine diesbezüglichen Vorgaben macht,
um ein breites Spektrum an Ideen zu ermöglichen. Daher lassen sich die eindeutigen
Schwerpunkte hinsichtlich der adressierten Zielgruppen in den unterschiedlichen
Wettbewerbsjahren eindeutig mit den drei Räumen Stadt, Land und digitale Welt sowie
den dort erfahrenen Herausforderungen in Verbindung bringen: Während im urbanen
Raum kommunale Institutionen und Stadtverwaltungen mit einem Anteil von 24,1
Prozent an erster Stelle adressiert werden, sind es im ländlichen Raum mit 36,1 Prozent
die Anwohner, welche direkt von den Projektideen profitieren sollen. Bspw. hatte sich
eine Vielzahl der Projekte aus dem Jahr 2014 zum Ziel gesetzt, das Leben in einzelnen
Ortschaften attraktiver zu gestalten. Auf dem Land spielt dabei die bestehende
Gemeinschaft eine bedeutende Rolle für die Umsetzung von Projektideen, während
sich Projekte, die sich in den Städten an Privatpersonen und Einwohner richten, eher
der initialen Kontaktaufnahme oder der Partizipation widmen. So stehen sich die
Dimensionen »Gemeinsam für unser Dorf« im Jahr 2014 und »Gemeinschaftsbildung«
sowie »Selbstorganisation« im Wettbewerbsjahr 2013 gegenüber. Dass 2014 die
kommunalen Institutionen keine besondere Rolle als Adressaten der Projekte spielen,
könnte durch die finanzielle Lage begründet sein. Während Großstädte wie Köln oder
Berlin in der Regel finanziell in der Lage sind, z.B. eine Software zu beschaffen, sehen
sich insbesondere kleine Kommunen im ländlichen Raum dabei vor Herausforderungen
gestellt.
Anteil
Anteile von
>15 Prozent
Ideen finden Stadt
2013
Innovationen
querfeldein
2014
Kommunale
Institutionen,
Privatpersonen,
Unternehmen
Anwohner,
Landwirte
Breite Bevölkerung,
Unternehmen &
Einzelhandel
Anteile von
10-15 Prozent
Kinder & Jugendliche,
Touristen
Anteile von
5-<10 Prozent
Fachkräfte &
Arbeitnehmer,
Schüler & Studenten,
Beeinträchtigte
Bevölkerungsgruppen
Kinder &
Jugendliche,
Schüler & Studenten
Stadt, Land, Netz!
2015
Kommunen,
Kranke & Menschen
mit Behinderung,
Kinder &
Jugendliche,
Mitarbeiter &
Berufstätige
Abbildung 10: Die Zielgruppen im Vergleich (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014;
Fraunhofer IAO 2015b)
26 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Im Vergleich dazu haben die Projekte für den digitalen Raum mit einem Anteil von 27,5
Prozent die breite Bevölkerung als Zielgruppe. Durch Erleichterungen im Alltag, z.B.
mithilfe von Smart Home Lösungen (z.B. »KogniHome«) oder dem Zugang zu
kostenlosen Online-Bildungsangeboten (z.B. »Hochschulplattform iversity«), werden
dabei Lösungsideen präsentiert, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen
zugutekommen können, die im Rahmen der Projekte allerdings (noch) nicht näher
definiert sind. Dies könnte damit zusammenhängen, dass zunächst die technische
Machbarkeit einer Lösung erprobt wird, bevor konkrete Angebote für unterschiedliche
Zielgruppen darauf aufgebaut werden. Die Dimension »netzfähig« macht die
Reichweite dieser Ausprägung des digitalen Wandels deutlich und zeigt die Bandbreite
an Zielgruppen auf, die von den neuen Lösungen profitieren.
Eine Gemeinsamkeit besteht in der Zielgruppe der Unternehmen sowohl im
Wettbewerbsjahr 2013 als auch 2015. In beiden Jahren geht es vorrangig um das
Erzielen von Effizienzgewinnen für Unternehmen durch die neuen Lösungen. Die
Digitalisierung spielt dabei eine bedeutsame Rolle – bereits 2013 wurde die Dimension
»Querschnittstechnologie IKT« benannt. Interessant ist, dass die Zielgruppe der
Unternehmen bei »Innovationen querfeldein« weniger relevant ist. Stattdessen werden
direkt die Fachkräfte und Arbeitnehmer angesprochen. In diesem Zusammenhang ist
bspw. auch auf die Unterscheidung zwischen »Fachkräften« 2014 und »Mitarbeitern«
2015 hinzuweisen. Die Bezeichnung der Zielgruppen wurde nicht über alle
Wettbewerbsjahre hinweg standardisiert, um durch begriffliche Feinheiten die
Schwerpunkte der unterschiedlichen Jahresthemen aufzuzeigen. Im ländlichen Raum
geht es demnach inhaltlich stärker um das Schaffen von Anreizen für Fachkräfte, um
sich auf dem Land niederzulassen, wie z.B. der Bundessieger in der Kategorie
Gesellschaft 2014 mit dem Projekt »Klasse Allgemeinmedizin – Mentoren für
angehende Landärzte« zeigt. Im Gegensatz dazu unterstützen Projekte 2015 die
bestehende Mitarbeiterschaft in Unternehmen, z.B. im Bereich Automatisierung der
Arbeitsschritte oder durch Weiterbildungen, wie mit dem digitalen Wandel im Rahmen
ihrer Tätigkeit zukünftig umzugehen ist. Hier dienen die Projekte »Weltweite
Vernetzung für effizientere Produktion« oder »3-D-Erfassungsroboter IPO.Eye« als
Beispiele.
Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
4.3
Ziele von Kooperationen in Stadt, Land und digitaler Welt
Kooperationen im digitalen Raum zielen durch die Bündelung von Partnern auf
Skaleneffekte ab, während es in der Stadt um die Herstellung von
Erstkontakten und auf dem Land um den langfristigen und intensiven
Austausch der Nutzer geht.
Im digitalen Raum werden Projekte initiiert, um Kompetenzen zu ergänzen oder
Kontakte zwischen einzelnen Akteuren herzustellen. Die Projektbeispiele »innatura –
Online-Plattform für Sachspenden« oder »Tandemploy – Jobsharing leicht gemacht«
veranschaulichen die Vorteile, die sich aus Skaleneffekten ergeben. Damit ähneln die
diesjährigen Preisträger stärker den Siegerprojekten aus dem Jahr 2013, welche in der
Stadt vor allem dazu dienten, den Erstkontakt herzustellen. Dies wird häufig als
Dienstleistung angeboten. Moderne IKT dienen dabei häufig als Werkzeug. Während
diese Ausprägung im urbanen Raum jedoch als Reaktion auf das Phänomen der
Anonymität und der damit verbundenen Einsamkeit in Großstädten interpretiert wurde
– ein Beispielprojekt war hier »rudirockt«, das gemeinschaftliche Kochevents mit
Fremden online organisiert – verfolgen die Projekte aus dem Jahr 2015 verschiedenste
Ziele und richten sich häufiger an Institutionen anstatt an Einzelpersonen. Auf dem
Land liegt eher die Vermittlung eines Gemeinschaftsgefühls im Vordergrund, wie das
Projekt »Zukunftsdorf Legden« zeigt. Außerdem setzt der ländliche Raum stärker auf
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
die persönliche und langfristig orientierte Vernetzung von Akteuren. Im Mittelpunkt
stehen das gegenseitige Helfen und der analoge Erfahrungsaustausch. So vernetzt z.B.
das Regionalentwicklungsprogramm »entersocial« engagierte Menschen, um die
Entwicklung ihres Dorfes voranzutreiben oder die zentrale Vernetzungsstelle
»Grünlandzentrum«, die Akteure an einen Tisch holt, um bei räumlichen
Interessenskonflikten zu vermitteln.
4.4
Umsetzungsdauer der Projekte in Stadt, Land und digitaler
Welt
Die Projekte aller drei Wettbewerbsjahre weisen insgesamt eine relativ kurze
Umsetzungsdauer von unter einem Jahr auf, wobei Unterschiede innerhalb der
ersten 24 Monate zwischen den Jahren deutlich erkennbar sind.
Abbildung 11 oben zeigt die Umsetzungsdauer der ausgezeichneten Projekte zwischen
2013 und 2015. Es wird deutlich, dass die Projekte im ländlichen Raum am schnellsten
in die Praxis überführt werden. Interessant gestaltet sich die Unterteilung des ersten
Jahres nach Halbjahren, welche in Abbildung 11 unten dargestellt wird.
Abbildung 11: Die Umsetzungsdauer von der ersten Projektidee bis zur Überführung in
die Praxis im Vergleich – Aufteilung nach Jahren (oben); Detaildarstellung der ersten 24
Monate (unten); Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014;
Fraunhofer IAO 2015a)
Hier zeigen sich insbesondere große Unterschiede zwischen den Wettbewerbsjahren
2013 und 2015. Während die Projekte für den urbanen Raum mit 45,2 Prozent
innerhalb der ersten sechs Monate nach der initialen Projektidee umgesetzt werden,
sind es 2015 mit dem Jahresthema »Stadt, Land, Netz!« lediglich 12,5 Prozent. Für die
Monate 7-12 dreht sich diese Verteilung nahezu um. Die überaus schnelle
Reaktionszeit der Stadtprojekte könnte sich aus akuten Herausforderungen für den
urbanen Raum ergeben, welchen zeitnah begegnet werden muss. Oder aber aus den
vorhandenen Strukturen, welche die schnelle Umsetzung ermöglichen, wie z.B. die
räumliche Nähe zu Ämtern und Einrichtungen, die für der Umsetzung einer Projektidee
entscheidend sind.
28 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
4.5
Projektlaufzeiten bis zur Teilnahme am Wettbewerb
»Stadt, Land, Netz!« Projekte stechen durch ihre Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren
bis zur Teilnahme am Wettbewerb ins Auge während Projekte für den
ländlichen Raum besonders lange Laufzeiten aufweisen.
Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
In Abbildung 12 werden die Projektlaufzeiten von der ersten Umsetzung der Projekte
bis zur Teilnahme am Wettbewerb dargestellt. Hier sind tendenziell eher längerfristige
Projektlaufzeiten erkennbar, d.h. Projekte sind durchaus bereits etabliert, bis sie sich
entscheiden, am Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« teilzunehmen.
Dabei weisen die Projekte aus »Innovationen querfeldein« mit insgesamt 57,4 Prozent
Anteil von über zwei Jahren durchaus die längsten Laufzeiten bis zur
Wettbewerbsteilnahme auf. Dies deutet auf sich bereits lange abzeichnende
Themenstellungen in den ausgezeichneten Projekten auf dem Land hin, wie z.B. die
Auswirkungen des demografischen Wandels oder der Abwanderung in urbane
Gebiete. Dabei zeichnet sich die Wichtigkeit der gezielten Auswahl eines Jahresthemas
ab, welches aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft aufgreift. Möglicherweise
fühlten sich Projekte aus dem ländlichen Raum bislang weniger von dem Wettbewerb
»Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« angesprochen oder sie wurden mit dem
Aufruf gar nicht erst erreicht. Eine Analyse der geografischen Herkunft aller ehemaligen
Preisträger könnte darüber Auskunft geben, ob sich diese Vermutungen bewahrheiten.
Diese Fragestellung wurde in der Langzeitstudie allerdings nicht behandelt, da sie eine
detaillierte Auswertung aller 2.855 ehemaligen Preisträger inklusive Kategorisierung der
Raumebene voraussetzt.
Abbildung 12: Die Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb im Vergleich;
Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a)
Die detaillierte Betrachtung der Anzahl an Projekten, welche zum Zeitpunkt der
Teilnahme bereits eine Laufzeit von mehr als zwei Jahren aufzeigen, gibt Aufschluss
über einen wesentlichen Unterschied zwischen den Wettbewerbsjahren: So laufen
Preisträger aus dem Jahr 2015 mit insgesamt 70,0 Prozent besonders häufig zwischen
einem und fünf Jahren – danach ist ein deutlicher Abfall auf 12,5 Prozent zu
verzeichnen. Diese Projektlaufzeiten decken sich bspw. mit gängigen Projektlaufzeiten
von öffentlich geförderten Forschungsprojekten in Deutschland. Der verhältnismäßig
hohe Anteil an wissenschaftlichen Einrichtungen an den Projektinitiatoren und
Kooperationspartnern in diesem Wettbewerbsjahr könnte mit diesen Ergebnissen in
Verbindung stehen.
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Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
4.6
Räumlicher Kontext und Übertragbarkeit der Projektideen in
Stadt, Land und digitaler Welt
Der räumliche Kontext im Wettbewerbsjahr 2015 ist wesentlich komplexer als
in Stadt und Land.
Der im Rahmen des Wettbewerbsjahrs 2015 adressierte abstrakte Raum »digitale
Welt« ist in der Verortung seines räumlichen Kontexts wesentlich diffiziler als die
Projekte aus 2013 und 2014. Bei »Ideen finden Stadt« wurde ermittelt, dass Projekte
bspw. auf Quartiers-, Gesamtstadt- oder Regionalebene entstehen und umgesetzt
werden. Als Beispiele sind hier »Alte Baumwolle – neues Zentrum der Stadt Flöha«,
»Bremen.bewegen.de – Online-Bürgerbeteiligung zum Verkehrsentwicklungsplan
Bremen 2025« und »100% Erneuerbare Energie Regionen« zu nennen. Von solchen
Projekten, welche eine Gesamtstadt adressierten, richteten sich 33,0 Prozent an
deutsche Städte mit mehr als 1 Million Einwohner, wie z.B. Berlin oder Köln. Im Jahr
2014 schufen insgesamt 24,0 Prozent der Projektinitiatoren eigene Regionen, um ihre
Lösung zu verwirklichen. Damit ist bspw. der Zusammenschluss von Ortschaften
gemeint, die keinen administrativen Querschnitt aufweisen, sich z.B. aber über
regionale Identitäten, gemeinsame Herausforderungen oder Pendlerströme verbunden
fühlen. Im Gegensatz dazu richten sich die Projekte für den digitalen Raum sehr viel
stärker an abstrakte Räume, wie bspw. die deutschsprachige Gemeinschaft weltweit,
die eine gewisse Software nutzen kann. Oder aber Gebäude und Infrastrukturen im
privaten und unternehmerischen Bereich, welche durch die neuen Lösungen
intelligenter gestaltet werden. Dabei ist anzumerken, dass die Bezeichnung Gebäude
im Wettbewerbsjahr 2015 Kategorien von Gebäuden meint, die gewisse
Voraussetzungen erfüllen müssen, damit die Anwendung einer Software bspw. sinnvoll
ist, während es bei »Ideen finden Stadt« um konkrete Nutzungskonzepte für
bestehende leer stehende oder von Verfall betroffene Gebäude in Städten und auf dem
Land geht.
Die Projekte aller Wettbewerbsjahre lassen eine hohe Übertragbarkeit zu.
Spannend für die Umsetzungsstärke der ausgezeichneten Projekte ist die Betrachtung
ihrer Übertragbarkeit auf andere Räume (siehe Abbildung 13). Die Projekte aus dem
Jahr 2013 werden von den Projektinitiatoren zu 86,7 Prozent als übertragbar auf
andere städtische Regionen eingeschätzt. Sogar 100 Prozent halten ihre Projektidee
außerdem für übertragbar auf den ländlichen Raum. Dies ist ein überraschendes
Ergebnis, da sich das Wettbewerbsjahr 2013 dem urbanen Raum widmete und
demnach eine höhere Übertragbarkeit auf Städte denn auf ländliche Gebiete vermutet
werden könnte.
Das Jahr 2014 hingegen spiegelt deutlich das Jahresthema wider: 96,3 Prozent der
Projekte halten die Übertragbarkeit ihrer Idee auf ländliche Räume für möglich
(übertragbar und sehr gut übertragbar). Hingegen fällt die Einschätzung der
Übertragbarkeit auf Städte mit 53,7 Prozent wesentlich geringer aus.
Im Gegensatz dazu halten die Preisträger aus dem aktuellen Wettbewerbsjahr ihre
Lösungen für gleichermaßen übertragbar auf städtische wie auf ländliche Gebiete. Das
haben die wesentlich abstrakteren Raumkategorien zur Ursache. Schließlich können
bspw. intelligente Wohnhäuser sowohl in kleinen Ortschaften in einer ländlichen
Umgebung als auch in urbanen Zentren eingesetzt werden. Gleiches gilt für OnlinePlattformen oder Software-Lösungen.
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Orte im Land der Ideen«
Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
Abbildung 13: Selbsteinschätzung der Übertragbarkeit einer Projektidee auf urbane
Räume (oben) und ländlich geprägte Räume (unten); Angaben in Prozent (Fraunhofer
IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a)
4.7
Der Ressourcenbegriff in Stadt, Land und in der digitalen Welt
Im urbanen Kontext ist der Ressourcenbegriff ein mehrdimensionales
Konstrukt im Vergleich zu Land und digitaler Welt.
Eine Definition des Begriffs beschreibt Ressourcen als einen natürlichen Bestand an
etwas, das für einen bestimmten Zweck benötigt wird, vor allem für die
Lebensmittelproduktion oder zur wirtschaftlichen Produktion (Duden 2013). Im Kontext
des Wettbewerbs gibt es über alle drei Jahre zwischen 2013 und 2015 sowohl Projekte,
die stoffliche Ressourceneffizienz im Sinne von Rohstoffen und verarbeiteten Produkten
verfolgen (2013 »Urban Mining – Städte als Rohstoffmine«; 2014 »Optimierte Biokohle
aus agrarischen Reststoffen«; 2015 »KOTT-SMART – intelligente Sanitärtechnik«), als
auch solche, die abstrakte Ressourcen, wie z.B. Wissen und Zeit adressieren (2013 »Tod
an der Mauer – Geschichtsunterricht per App«; 2014 »Gemüseackerdemie«; 2015
»3YourMind – 3D Druck für Industrie und Architektur«).
Ein Unterschied zwischen den Wettbewerbsjahren zeigt sich vor allem in der Anzahl der
Projekte, die sich mit den unterschiedlichen Ressourcen beschäftigen: Im ländlichen
Raum werden tendenziell häufiger Ressourcen genutzt, die viel Raum in Anspruch
nehmen und auf stofflichen biologischen Materialien basieren, wie z.B. die Projekte
»PROGRASS – Bioenergie aus Grünabfällen« oder »SmartRegion Pellworm« zeigen. Im
Zuge der Energiewende werden auf dem Land flächenintensive Konzepte zur
Energieerzeugung, wie z.B. Windkraft, als Chance wahrgenommen. Auch die Stadt hat
erkannt, dass sie Kooperationen mit ihrem Umland eingehen muss, um ihre
nachhaltige Energieversorgung langfristig zu decken (»100ee Regionen:
Energieversorgung in Eigenregie«). Hier werden vorrangig allerdings abstrakte
Ressourcen
adressiert,
die
raumsparend
oder
-unabhängig
sind.
Die
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Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
»ZwischenZeitZentrale« oder »bettervest« können hierfür exemplarisch genannt
werden. In der digitalen Welt liegt immerhin 7,1 Prozent der Projekte die Zeiteffizienz
als projekttreibender Faktor zugrunde. Für wirtschaftliche Zielgruppen, wie bspw.
produzierende Unternehmen oder einen Hafenbetreiber, ergeben sich aus
Zeiteinsparungen, welche häufig durch Automatisierung entstehen, stets
Kosteneinsparungen. Auch die maßgeschneiderten Lösungen, die in der Dimension
»wandelbar« vorgestellt werden, tragen dazu bei, Ressourcen in der digitalen Welt
einzusparen. Die Lösungen passen sich an die Gewohnheiten der Nutzer an und
erzielen dadurch bspw. Energieeinsparungen. Die Projekte, die sich im Jahr 2015 der
stofflichen Ressourceneffizienz widmen, behandeln zum größten Teil Ressourcen,
welche bereits verarbeitet sind und mithilfe der Projekte wiederverwendet werden, z.B.
»SWOP-Team« oder »PC-Tafel e.V. – Computer für Bedürftige«. Damit spielt die
Wiederverwertung allgemein in allen räumlichen Kontexten eine bedeutsame Rolle und
kann als übergreifender Trend identifiziert werden. Dies geht insbesondere mit dem
wachsenden Umweltbewusstsein der Deutschen einher.
4.8
Zusammenfassung der Vergleichsanalyse
Es lässt sich zusammenfassen, dass je nach Raum unterschiedliche Initiatoren und
Kooperationspartner von Bedeutung für die Entwicklung von innovativen
Projektideen sind. Die bedeutende Gemeinsamkeit ist, dass Unternehmen stets den
größten Anteil ausmachen. Insbesondere im Wettbewerbsjahr 2015 ist der Anteil an
wissenschaftlichen Einrichtungen unter den Projektinitiatoren und -partnern auffallend
hoch.
Die Zielgruppen unterscheiden sind je nach Wettbewerbsjahr: Während sich
Stadtprojekte häufig an kommunale Einrichtungen richten, adressieren die
Landprojekte gezielt die Anwohner von Ortschaften im ländlichen Raum und die
Lösungen der digitalen Welt schaffen vorrangig Lösungen für die breite Bevölkerung.
Dies mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch das Ergebnis zeugt für die
Wichtigkeit der gezielten Auswahl von Jahresthemen, welche Herausforderungen
thematisieren, die die Gesellschaft bewegen.
Projekte aus allen drei Wettbewerbsjahren haben eine relativ kurze Umsetzungsdauer
von der initialen Idee bis zur ersten Umsetzung als Projekt. Die Preisträger von »Stadt,
Land, Netz!« fallen durch den großen Anteil an mittleren Projektlaufzeiten von 1 bis
5 Jahren im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsjahren auf, während Landprojekte
häufig Projektlaufzeiten von über fünf Jahren haben. Entsprechend den
vorangegangenen Wettbewerbsjahren lassen die ausgezeichneten Projekte 2015 eine
hohe Übertragbarkeit bei gleichzeitiger Personenabhängigkeit zu.
Der räumliche Kontext im Wettbewerbsjahr 2015 ist wesentlich abstrakter als in
Stadt und Land. Er umfasst nicht nur administrative Strukturen wie Kommunen oder
Kreise, sondern auch Gebäude oder Infrastrukturen und Sprachräume.
Während der Ressourcenbegriff in der Stadt ein mehrdimensionales Konstrukt ist,
konzentriert sich das Land stärker auf stoffliche Ressourcen und die digitale Welt
beschäftigt sich vorrangig mit monetären Ressourcen. Einsparungen sind hier bspw.
durch Automatisierung, Zeiteffizienz oder den veränderten Umgang mit Rohstoffen
erreichbar. Auch wenn die Ressourceneffizienz in allen drei Wettbewerbsjahren
thematisiert wird, gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der projekttreibenden
Faktoren: Bei »Ideen finden Stadt« drehte sich tatsächlich alles um die
Ressourceneffizienz. »Innovationen querfeldein« widmete sich hingegen primär der
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Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Attraktivitätssteigerung von Leben und Arbeiten in ländlichen Regionen. Und »Stadt,
Land, Netz!« unterstützt dabei, einen Wissensvorsprung, z.B. durch Big Data Analysen
und Prognosewerkzeuge, aufzubauen und alle Bevölkerungsgruppen dabei zu
unterstützen, Medienkompetenzen in Zusammenhang mit den neuen, stärker
technisierten Lösung aufzubauen.
Vergleich der Wettbewerbsjahre
»Stadt,
Land,
Netz!«,
»Innovationen querfeldein« und
»Ideen finden Stadt«
Die folgende Tabelle in Abbildung 14 zeigt eine Übersicht über den Vergleich der
Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015.
Indikator
Ideen finden Stadt
2013
Innovationen
querfeldein 2014
Stadt, Land, Netz!
2015
Initiatoren
Unternehmen
43%
Unternehmen
33%
Unternehmen
56%
Projektpartner
Unternehmen
73%
Unternehmen
27%
Unternehmen
34%
3-4
0-4
0-3
Kommunale
Einrichtungen,
Privatpersonen,
Unternehmen
Anwohner,
Landwirte,
Kinder & Jugendliche,
Touristen
Breite Bevölkerung,
Unternehmen &
Einzelhandel
71%
58%
46%
Regionalebene 5%;
33% der Projekte auf
Gesamtstadtebene
sind Städte >1 Mio.
EW
Eigens geschaffene
Region 24%;
Großes Dorf (2.0004.999 EW) 23%
21% begrenzt auf
Deutschland durch
Sprache etc.; 16%
an Gebäude oder
Infrastrukturen
gebunden
Ressourceneffizienz
Attraktivitätssteigerung,
Zukunftsfähigkeit
Wissensvorsprung,
Erwerb neuer
Kompetenzen
Häufigste Anzahl
an Partnern
Zielgruppen
(Anteil >15
Prozent)
Umsetzung
innerhalb des
ersten Jahres
Räumlicher
Kontext
Projekttreibende
Faktoren
Abbildung 14: Vergleichende Tabelle über die zentralen Ergebnisse der Systemanalysen
für die Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015 (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014;
Fraunhofer IAO 2015a; Fraunhofer IAO 2015b)
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
33 | 50
Innovationspfade für die digitale
Welt
5
Innovationspfade für die digitale Welt
In diesem Kapitel werden die sechs Bundessieger zunächst anhand ihrer Potenziale für
die Zukunft der digitalen Welt eingeordnet. Anschließend werden anhand von ihnen
Visionen für die digitale Welt 2025 aufgezeigt. Abschließend werden
Handlungsempfehlungen für den Übergang zur digitalen Welt 2025 formuliert. Die
Visionen können dabei als Inspiration, die Handlungsempfehlungen als Motivation
verstanden werden.
5.1
Potenzialbewertung der sechs Bundessieger
In diesem Kapitel wird jeder der sechs Bundessieger anhand von Relevanz,
Erfolgsfaktoren, Potenzial und Transfermöglichkeiten verortet.
CityTree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt
Kategorie: Umwelt
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Mit weiterhin anhaltenden Urbanisierungstendenzen, einem kontinuierlichen Anstieg
Platzsparende vertikale Wuchsfläche für
des Umweltbewusstseins und der steigenden
Stadtgrün
Forderung nach Partizipation in der
Gestaltung
des
menschlichen
Dient als Sichtbarriere und verbessert
Lebensumfelds, wird die attraktive Gestaltung
die Luftqualität.
urbaner Räume immer wichtiger. Hierzu trägt
z.B. die Fassaden- oder Dachbegrünung bei.
Versteckte Sensoren messen die
Aufgrund des Platzmangels in Städten sind
Luftqualität oder bieten W-LAN.
dabei raumsparende Lösungen gefragt, die
gleichzeitig einen großen Einfluss auf die
Natürliche Materialien wie Pflanzen
Lebensqualität haben.
oder Holz bereichern den Stadtraum.
Zusätzliche Sitzgelegenheiten bieten
Aufenthaltsqualität.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Gerade in Städten sind aufgrund des
Platzmangels multifunktionale
Lösungen gefragt.
Finanzierung wird durch die Nutzung
der Wand als Werbeträger ermöglicht.
Verdunstungskälte bringt Stadtklima
ins Gleichgewicht.
Skalierung auf Häuserfassaden.
In Verbindung mit
Lärmschutzmaterialien können
Zusatzfunktionen ermöglicht werden.
Zusätzliche Aufenthaltsqualität durch
Überdachung, Tisch etc. möglich.
Übertragung auf Haltestellen im ÖPNV.
34 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Telemedizin-Netzwerk für Menschen ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung
Kategorie: Gesellschaft
Innovationspfade für die digitale
Welt
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Die Menschen, die in ländlich geprägten
Regionen
der
Bundesrepublik
leben,
Eindeutige Identifikation des Patienten.
benötigen nicht nur eine Grundversorgung,
sondern auch konkrete Anreize, um periphere
Sichere Datenübertragung in Echtzeit.
und entlegene Gebiete langfristig als Heimat
wahrnehmen zu können. Insbesondere in
Bei akutem Bedarf können konkrete
Zusammenhang mit den demografischen
Maßnahmen eingeleitet werden.
Entwicklungen sind in Deutschland häufig die
peripheren ländlichen Regionen durch einen
Einfache Bedienung des Geräts durch
großen
Anteil
an
älteren
Personen
den Patienten oder eine geschulte
ausgezeichnet. Um ihnen eine optimale
Fachkraft.
gesundheitliche
Versorgung
–
bei
zunehmenden gesundheitlichen und v.a.
Tragekomfort des Geräts.
chronischen Beschwerden – zu ermöglichen,
bieten Telemedizin-Lösungen eine attraktive
Alternative zu stationären bzw. regelmäßigen
Klinikaufenthalten.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Schnellere Genesung im gewohnten
Umfeld statt im Krankenhaus ist
erwiesen.
Bei geeigneten Serverkapazitäten
übertragbar auf andere Krankenhäuser
und Gesundheitszentren.
Diagnose und Monitoring des
Gesundheitszustands auch für
immobile Menschen, z.B. in hohem
Alter.
Auch für urbane Gebiete bietet
Telemedizin Verbesserungen in der
Versorgung, z.B. in der Rehabilitation.
Durchgängiges Monitoring im
Vergleich zu punktuellen Erhebungen,
z.B. auch bei der Überführung von
Patienten vom Krankenwagen bis ins
Krankenhaus.
Erweiterungsmöglichkeit durch AlertSysteme, welche den Nutzer nicht nur
zur Notwendigkeit eines Arztbesuchs
auffordern, sondern bspw. auch auf die
Einnahme von Medikamenten
hinweisen.
Sammlung von großen Datenmengen
für klinische Studien.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
35 | 50
Innovationspfade für die digitale
Welt
Forschungsstelle RobotRecht
Kategorie: Wissenschaft
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Durch
Vernetzung
und
Digitalisierung
erhalten Handlungen immer stärker auch
Fachexpertise der Juristen mit
internationale Auswirkungen. Gleichzeitig
Anwendungsbezug an relevante
nimmt die Komplexität der Sachverhalte zu.
Akteure vermitteln.
Für Laien werden Rechtsfragen daher immer
unverständlicher
und
sie
benötigen
Zeitnah und vorausschauend auf
professionelle Unterstützung. Schließlich
potenzielle Probleme aufmerksam
sollten
risikobehaftete
und
teure
machen.
Entwicklungsvorhaben nicht an rechtlichen
Grundlagen, bspw. zur Erprobung einer
Die Beratungsleistung ist auch für kleine
technischen Erfindung, scheitern. Zudem
innovative Unternehmen oder Initiativen
werden mit voranschreitenden technischen
interessant, die keine eigene
Entwicklungen
derzeit
völlig
neue
Rechtsabteilung aufweisen.
Fragestellungen aufgeworfen, wie bspw. die
rechtliche Schuld bei Unfällen mit vollständig
automatisierten Fahrzeugen. Nicht zuletzt
besitzen v.a. kleine innovative Start-Ups
häufig keine eigene Rechtsabteilung und sind
auf derartige Dienstleistungen angewiesen.
Damit diese Entwicklungen keine Hemmnisse
für Innovation in Deutschland bedeuten,
werden Beratungsleistungen im Fachbereich
Recht immer bedeutsamer.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Neu aufkommende Fragestellungen,
die sich durch die voranschreitende
Digitalisierung und Technologisierung
ergeben, können frühzeitig erfasst und
z.B. in Gesetzesentwürfen
berücksichtigt werden.
Verknüpfung mit urbanen oder
ländlichen Innovationslaboren, wo
Lösungen z.B. großflächig getestet
werden können.
Bei geeigneten Lösungen z.B. direkte
Vermittlung an ein Patentamt.
Die Verknüpfung von Wissenschaft
und Anwendungsbezug ermöglicht
eine effektive Beratung.
36 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Industrie 4.0 – Mehr Produktivität durch Vernetzung
Kategorie: Wirtschaft
Innovationspfade für die digitale
Welt
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Mit dem Begriff Industrie 4.0 wird die vierte
industrielle Revolution beschrieben, deren
Kommunikation zwischen Geräten
Grundlage die Idee eines Internet der Dinge
ermöglicht perfekt aufeinander
ist. Sie steht für die intelligente Vernetzung
abgestimmte Prozesse in der
von technischen Geräten und wurde erstmals
Werkshalle.
1999 als Internet of Things (IoT) bezeichnet.
Seitdem wird der Wandel von einem einzigen
Schulung der Mitarbeiter für den
Personal Computer hin zu vielen verteilten
verbesserten Umgang mit den neuen
Geräten vorangetrieben, die durch ihre
Lösungen als Notwendigkeit für die
standardisierte und teilweise automatisierte
erfolgreiche Anwendung der Lösung.
Kommunikation
untereinander
intelligent
werden. Im Rahmen der Industrie 4.0 wird
Einbeziehung aller Bereiche der
das Konzept auf die Fertigungstechnik und
Fertigung im Werk.
Logistik angewendet. In Deutschland wird sie
durch
die
High-Tech-Strategie
der
Produktivitätssteigerung im Werk
Bundesregierung gefördert.
bereits festgestellt, Ressourceneffizienz
als wichtiger Baustein der Leistungen.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Wissenstransfer auf andere
Standorte und ggf. andere Branchen
ist möglich.
Wandlungsfähigkeit durch EchtzeitKommunikation und automatisierte
Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen.
24h-Produktion nach dem Just-intime-Prinzip wird unterstützt.
Vorbild für andere Werke des
Unternehmens.
Wissensvorsprung gegenüber anderen
Unternehmen, die Interesse an der
Fabrik 4.0 haben – Beratungsleistung.
Werk als abgeschlossene Einheit, wird
zukünftig auch im privaten Umfeld
anzutreffen sein – Integration des
erworbenen Wissens in Geräte für den
Heimgebrauch.
Integration von Kunden und
Geschäftspartnern in Geschäfts- und
Wertschöpfungsprozesse – Crowd
Sourcing Potenziale.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
37 | 50
Innovationspfade für die digitale
Welt
Dauerausstellung »Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme«
Kategorie: Kultur
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Mit der Digitalisierung ist unsere analoge Welt
einem Wandel unterzogen, der nicht mehr
Ein Fokus auf der Zielgruppe Kinder
rückgängig zu machen ist. Durch die
und Familien setzt den Umgang mit
Technisierung wird unsere Welt komplexer
interaktiven Elementen voraus, welche
und Zusammenhänge vor allem für Laien
auch für Erwachsene oder Technikweniger verständlich. Das Heranführen an
begeisterte attraktiv sind.
das
Thema
Digitalisierung
und
die
interessante
und
nachvollziehbare
Die Ausstellung deckt zahlreiche
Aufbereitung der Inhalte erhält in diesem
Aspekte ab, wie z.B. Materialien, aus
Kontext große Bedeutung, um alle Alters- und
welchen Kommunikations- und
Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Dabei
Informationsnetze gemacht sind, und
liegt ein Schwerpunkt auf den vergangenen
beleuchtet die Entwicklungen durchaus
Entwicklungen, die durchaus auch kritisch
auch kritisch.
betrachtet
werden
müssen,
um
die
Auswirkungen zukünftiger Entwicklungen
Technisches Wissen wird durch einen
einschätzen
zu
können.
Analoge
Alltagsbezug spielerisch vermittelt.
Generationen sollen dabei ihre Geschichte
erzählen und von einem Leben ohne virtuelle
Es wird Transparenz über ein sehr
Unterstützung berichten können.
komplexes Thema hergestellt, das alle
Menschen in Deutschland betrifft.
Die jüngste Generation wächst bereits
als Digital Natives heran und wird eine
Welt ohne digitale Medien nicht mehr
kennen.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Historie muss verstanden werden, um
zukünftige Entwicklungen einschätzen
und eigenständige Entscheidungen
treffen zu können, welche Ausmaße
IKT in unserem persönlichen Leben
einnehmen sollen.
Verbindung klassischer Ausstellungselemente mit modernen Inhalten, um
auch die digitalen Generationen an die
Vorzüge von Museen und
Ausstellungen heranzuführen.
38 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Umgestaltung des Angebots aus einer
örtlich gebundenen Ausstellung in eine
Wanderausstellung.
Verlagerung von Ausstellungelementen
in den virtuellen Raum, was die Inhalte
im Sinne der Open Data für alle
zugänglich macht.
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Open Roberta – Spielerisch Programmieren lernen
Kategorie: Bildung
Innovationspfade für die digitale
Welt
Relevanz
Erfolgsfaktoren
Mit dem voranschreitenden digitalen Wandel
werden Kompetenzen im Umgang mit den
Einfacher Zugang zur Plattform von zu
neuen Medien stets wichtiger. Obwohl Kinder
Hause oder aus dem Klassenzimmer
und Jugendliche als Digital Natives eine Welt
über Internet-Browser.
ohne digitale Medien nicht mehr kennen,
müssen sie dennoch erlernen, mit ihnen
Der konkrete Anwendungsbezug hilft
(verantwortungs-)bewusst
umzugehen.
den Kindern und Jugendlichen, die
Hierzu werden neue Bildungsangebote zum
abstrakte Natur des Programmierens
Erlangen notwendiger Kompetenzen und der
spielerisch zu erlernen.
kritischen Betrachtung neuer Lösungen
notwendig.
Insbesondere
für
junge
Jungen wie Mädchen werden durch das
Generationen
ist
ein
spielerisches
Projekt angesprochen.
Heranführen an technische Kenntnisse, wie
auch das Programmieren von großer
Lehrkräfte werden durch die OnlineBedeutung, um ihre Aufmerksamkeit zu
Plattform bei der Vorbereitung und
erlangen und ihr Interesse langfristig zu
Durchführung einer Unterrichtseinheit
wecken. Diese Generationen sind von großer
unterstützt.
Bedeutung auch für die Zukunft Deutschlands
in der Weltwirtschaft. Denn der internationale
Wettbewerbsdruck um gut ausgebildete
Arbeitskräfte steigt stets an und bildet sich in
einer zunehmenden Wissensgesellschaft
immer stärker aus.
Potenzial
Transfermöglichkeiten
Unterschiedliche Schwierigkeitsstufen
des Programmierens können durch die
spielerische Herangehensweise
schnell erlernt werden.
Bereits die Jüngsten erlernen neue
Kompetenzen, was ihnen später auf
dem Arbeitsmarkt als
Schlüsselqualifikationen zugutekommt.
Übertragbarkeit der erworbenen
Kenntnisse ist auch auf andere
Themenbereiche, d.h. abseits von
Robotern, möglich.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Lehrkräfte müssen ebenfalls hinsichtlich
der neu geforderten Kompetenzen
geschult werden.
Open Source Ansätze liefern Potenziale
für den problemlosen und
ortsunabhängigen Einsatz.
Anreize durch Wettbewerbe für Kinder
und Jugendliche unterschiedlicher
Altersklassen und Schwierigkeitsstufen
schaffen.
Kombination mit anderen Bereichen,
wie bspw. Solarantrieb eines
ferngesteuerten Roboterautos.
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
39 | 50
Innovationspfade für die digitale
Welt
5.2
Visionen für die digitale Welt 2025
Bereits die Jüngsten werden in Zukunft mit modernen Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT) vertraut sein und sie als Digital Natives einwandfrei
zu beherrschen verstehen. Neue Medien werden die Schule wie selbstverständlich in
jedem Fach begleiten und v.a. in den jungen Jahren das spielerische Lernen
vorantreiben. Langsam aber sicher werden Lösungen wie Overhead-Projektoren,
Videorekorder und Schiefertafeln der Vergangenheit angehören und stattdessen durch
Smartboards und Tablets abgelöst werden. Die Zahl der Jugendlichen oder Kinder, die
bereits ein Smartphone besitzen, wird weiterhin ansteigen und die Idee des »bring your
own device« auch in Schulen vermehrt zum Einsatz kommen. Lehrer stellen demnach
Plattformen zur Verfügung, die Wissen multimedial vermitteln und die Kinder wählen
sich das Gerät und die Methode, welche für sie persönlich den größten Erfolg
verspricht, selbst aus.
Auf diese Welt müssen Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte vorbereitet werden und
nicht nur die neuen Geräte selbst verwenden können, sondern diese auch so
beherrschen, dass sie ein Vorbild für die Schüler und Kinder in Sachen IT-Kompetenz
werden. In diesem Zusammenhang wächst die Bedeutung von Kompetenzen wie dem
Programmieren oder dem Wissen über die Tücken der digitalen Welt und ihre
Auswirkungen auf gesellschaftliche und soziale Aspekte des Lebens (z.B. Cyber
Mobbing). Die bisherige und voraussichtlich zu erwartende Entwicklungsgeschichte
unserer vernetzten Welt wird dabei ebenso bedeutsam wie das Aufzeigen von
Auswirkungen unseres individuellen oder kollektiven Handelns. Hierzu werden reale
und virtuelle Informations- und Bildungsplattformen für die breite Bevölkerung immer
wichtiger, wie bspw. die Bundessieger »Dauerausstellung Das Netz.« in der
Kategorie Kultur oder »Open Roberta« in der Kategorie Bildung zeigen.
Open Roberta – Spielerisch Programmieren lernen
– Kategorie Bildung
Jedes Kind wird 2025 bereits im Grundschulalter die Grundzüge des
Programmierens kennenlernen – spielerisch versteht sich, unter Anleitung und mit
einem starken Anwendungsbezug. Ob über Online-Plattformen durch die eigenen
Lehrkräfte, eigens für Schulklassen vorbereitete Boxen, die alle wesentlichen
Materialien und Anleitungen beinhalten oder Workshops. Unterschiedliche
Aufgaben je nach Altersklasse und persönlichen Interessen sind zudem weit
verbreitet, um tatsächlich jedes Kind individuell anzusprechen.
Auch wissenschaftliche Analysen über die Verwendung neuer Medien und Geräte in
gewissen Altersgruppen und das Aussprechen von fachlich fundierten Empfehlungen
hinsichtlich der täglichen Verwendungsdauer der Geräte und möglicherweise
notwendige Sperren oder Filter für bestimmte Altersgruppen, werden notwendig sein.
Diese unterstützen Eltern, Pädagogen und Erziehungsberechtigte im Umgang mit den
neuen Möglichkeiten. Denn als Digital Immigrants lernen sie die neue Welt nur Schritt
für Schritt ähnlich einer Fremdsprache kennen und werden von den nachfolgenden
Generationen schnell durch ihren Wissens- und Erfahrungsschatz überholt. Durch die
neu gewonnenen Möglichkeiten werden undurchlässige Strukturen innerhalb des
bildungsbedingten sozialen Aufstiegs abgebaut, alle Bevölkerungsgruppen
angesprochen und auch individuell ideal gefördert.
40 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Dauerausstellung „Das Netz. Menschen. Kabel. Datenströme.“
– Kategorie Kultur
Innovationspfade für die digitale
Welt
In Mitmachmuseen oder interaktiv gestalteten Ausstellungen werden bereits heute
alle Altersgruppen spielerisch an Themen herangeführt, da durch das eigenständige
Ausprobieren Wissen besser gespeichert werden kann, als durch reines Lesen oder
Ansehen. Die Bereicherung von physischen Museen um digitale und virtuelle
Ergänzungen wird Ausstellungen 2025 auch ortsungebunden erlebbar machen, z.B.
über Online-Plattformen, die zukünftig auch Erlebnisse in 3D ermöglichen. Open
Knowledge ist das Stichwort, welches Akteure aus dem kulturellen Bereich vor neue
Herausforderungen stellt, denn die Finanzierung der Angebote muss weiter
gewährleistet sein, auch wenn die Aufbereitung der Inhalte anspruchsvoller und der
Zugang kostenlos werden soll. Von Bedeutung ist dabei neben traditionellen
Inhalten aus den Naturwissenschaften, kulturellen Artefakten oder geschichtliche
Schwerpunkte im Jahr 2025 immer mehr auch die Darstellung aktueller
gesellschaftlicher Entwicklungen und politischer Inhalte.
Die Bedeutung von Bildung und Fachexpertise wird in unserer Wissensgesellschaft
weiter anwachsen. Dies hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: Die Menschen
müssen mit neuen Technologien, Geräten und Prozessen umgehen. Wandel prägt den
Alltag – sind es Software-Updates oder auf Echtzeit-Informationen angepasste Abläufe.
Darauf muss nicht nur vor dem Berufseinstieg gut vorbereitet, sondern auch
währenddessen stets weitergebildet werden (siehe Bundessieger »Industrie 4.0«).
Virtuelle Klassenzimmer und Fernstudiengänge werden daher weiter an Bedeutung
gewinnen, die zeit- und ortsungebunden wahrgenommen werden.
Industrie 4.0 – Mehr Produktivität durch Vernetzung
– Kategorie Wirtschaft
Intelligent miteinander kommunizierende Geräte ermöglichen im Jahr 2025 perfekt
aufeinander abgestimmte Prozesse, die Wartezeiten und Fehlproduktionen
ausschließen. Just in time erhält damit eine neue Bedeutung und insbesondere eine
stärker ressourcenschonende Komponente. Entgegen der gängigen Meinung,
Automatisierung schaffe lediglich Kosteneinsparung durch die Einstellung von
Arbeitsplätzen, gestaltet sie Prozesse effizienter und unterstützt die Mitarbeiter bei
der täglichen Arbeit. Selbstverständlich wandelt sich der Arbeitsalltag vieler Berufe in
Zukunft und die Arbeit wird wissensbasierter als früher. Gleichzeitig erkennen
Arbeitgeber jedoch immer mehr die Verantwortung für ihre Angestellten und deren
lebenslangen Bildungsweg und unterstützen sie dabei tatkräftig. Corporate Social
Responsibility geht jedoch über den Mitarbeiter hinaus und umfasst zukünftig
vermehrt auch Bereiche wie Kultur oder adressiert die unmittelbaren Anwohner.
Unter den Stichworten Industrie 4.0 und Smart Homes hält das Internet der Dinge
Einzug in Wirtschaft und Privatleben und vernetzt Geräte intelligent miteinander, um
eine standardisierte und teilweise automatisierte Kommunikation zu ermöglichen.
Produktivitätssteigerungen und Ressourceneffizienz gelten als Vorteile der vernetzten
Welt – der Mensch steht allerdings weiterhin im Mittelpunkt. Durch die
voranschreitende Automatisierung richten sich Arbeitsplätze immer stärker auf geistige
statt körperliche Arbeit aus. Dies ermöglicht einerseits die Inklusion von körperlich
beeinträchtigten Bevölkerungsgruppen, z.B. durch flexible Arbeitsmodelle. Allerdings
ergeben sich aus den veränderten Bedingungen ebenfalls Konsequenzen für die
Gesundheit der Bevölkerung. Chronische Probleme wie Rückenschmerzen oder aber
Adipositas werden durch fehlende körperliche Aktivität im Ausgleich zum langen Sitzen
ebenso vermehrt auftreten wie die Diagnose Burnout durch mehr und mehr
ungeregelte Arbeitsmodelle bei steigenden Anforderungen an die Berufstätigen.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
41 | 50
Innovationspfade für die digitale
Welt
Die Fitness-Gegenbewegung zu diesen sich bereits heute abzeichnenden
Entwicklungen wird 2025 durch den Einsatz von Sensorik und neue Self-TrackingLösungen weiterhin bestehen. Auch der Wellness-Trend wird durch das stetige
Verschmelzen von Privatleben und Arbeitszeit aufrechterhalten. Die völlige
Abgeschiedenheit von Nachrichten, E-Mails, Internet oder Handyempfang wird zum
neuen und erstrebenswerten Erlebnis. Raum und Zeit erhalten durch die OfflineDimension neue bzw. wiederentdeckte Qualitäten. Und Wellness erhält eine stärker
gesundheitsorientierte Komponente. Dieser 2025 weitergeführte und durch die
voranschreitende Digitalisierung stets angetriebene Trend erstreckt sich jedoch weit
über Fitness und Gesundheit hinaus und verdeutlicht damit auch die
Komplexitätszunahme in nicht-technischen Bereichen des Alltags: Bio- und Ökosiegel
sowie das Interesse an regionalen Produkten lassen im weitesten Sinne auf ein
zunehmendes Umweltbewusstsein schließen. Nach und nach erstreckt es sich über alle
Aspekte unseres Lebens, angefangen bei Fragen der Gewässergüte und
Energieeffizienz, über Mobilität und die Aufenthaltsqualität von städtischen
Grünflächen, bis hin zum Konsumverhalten. Dabei entwickeln sich bipolare
Ausprägungen, die von gleichgültiger Verschwendung bis hin zu abstinenter Suffizienz
reichen. Die Bereitstellung einer transparenten Berichterstattung und vertrauensvollen
Bewertung von Produkten und Handlungen erhält in diesem Kontext eine Hauptrolle,
welche vor allem unabhängigen Initiativen zugesprochen wird.
Telemedizin-Netzwerk für Menschen ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung
– Kategorie Gesellschaft
2025 wird jeder Deutsche, egal wo er wohnt, lebt und arbeitet, eine ideale
Gesundheitsversorgung erhalten. Telemedizin-Lösungen machen es möglich und
umfassen die Vorsorge, akute Behandlung und Rehabilitation. Dabei spielt die
eindeutige Identifizierung und sichere Übertragung von Daten eine wesentliche Rolle
für den Erfolg der Anwendungen. Die Usability ist nicht ausschließlich, aber dennoch
in großem Maße insbesondere auf die Verwendung durch ältere Menschen
ausgerichtet, welche geringe Vorkenntnisse in der Bedienung komplexer technischer
Geräte mitbringen und verhältnismäßig längeren Einarbeitungszeiten benötigen als
jüngere Bevölkerungsgruppen. Intuitive Lösungen werden daher auch in der
Anwendung von Gesundheitslösungen immer bedeutsamer.
Von der Vernetzung und Technisierung profitieren die Menschen jedoch auch in ihrem
Privatleben und in der Freizeit. Denn zukünftig werden nicht nur Industrieanlagen und
Fertigungshallen vernetzt sein, sondern auch Wohnungen und Fahrzeuge bzw. der
Mensch mit unterschiedlichsten Geräten in seinem Umfeld. Insbesondere für ältere
oder kranke Menschen bietet dies neue Potenziale, um ein selbstbestimmtes Leben zu
führen und soziale Integration zu erleben. Vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels in Deutschland und der damit wachsenden Gruppe der Alten und
Hochbetagten, wird die Bedeutung dieser neuen Möglichkeiten deutlich. Intelligente
Wohnungen unterstützen dabei nicht nur die darin wohnenden Menschen, sondern
auch Angehörige oder Pfleger, z.B. durch Meldemechanismen, wenn der Herd
unangemessen lange eingeschaltet ist oder der intelligente Teppich einen Sturz
erkennt. Weiterhin werden Gesundheitsleistungen auch für das Monitoring von
chronischen Krankheiten oder die Rehabilitation in allen Altersgruppen möglich, wie
der Bundessieger »Telemedizin-Netzwerk« verdeutlicht. Diese werden auch
notwendig, da trotz weiter voranschreitender Urbanisierungstendenzen auch der
periphere ländliche Raum nicht unberücksichtigt bleiben darf, aufgrund seiner
Bedeutung für die biologische und kulturelle Vielfalt in Deutschland. In dispers
besiedelten Gebieten mit einer geringen Fachärztedichte werden solche Anwendungen
besonders benötigt, um die Grundversorgung sicher zu stellen. Weiterhin werden
Telemedizin-Anwendungen z.B. auch zur kontinuierlichen Messung des
Blutzuckerspiegels oder des gesundheitlichen Zustands nach einer Herztransplantation
42 | 50
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
eingesetzt. Die durch ständig am Körper getragene Geräte erfassten Daten werden
sicher an das zuständige Krankenhaus gesendet und ausgewertet. Beim Überschreiten
gewisser Schwellwerte nimmt man entweder Kontakt zum Patienten auf oder leitet
direkt die Überführung ins Krankenhaus ein. Ähnliche Lösungen gibt es auch für die
Rehabilitation, welche nachweislich in der gewohnten häuslichen Umgebung
wesentlich schneller vonstattengeht, als in Reha-Einrichtungen. Dabei spielt allerdings
nicht nur das technische Monitoring und die Auswertung der Daten eine wichtige
Rolle, sondern ebenfalls der direkte Kontakt mit dem Arzt, der Feedback zu
Unterrichtseinheiten und Genesungsfortschritt gibt. Dies wird 2025 oftmals per VideoChat erledigt, um Fahrt- und Wartezeiten zu verringern.
Innovationspfade für die digitale
Welt
Die technische Erschließung unseres Privatlebens und unserer Umgebung bei
gleichzeitig ansteigendem Umweltbewusstsein, lassen das Interesse der Bürger an
Transparenz und Mitbestimmung steigen. Graue Betonwüsten gehören einer anderen
Zeit an, die Zukunft wird lebenswert. Das Projekt »CityTree« greift diesen Aspekt auf:
Grüne Wände, Fassaden und Hausdächer sind nur der Anfang. Öffentliche Flächen
werden zu einem Großteil auch in Eigenregie und über finanzielle Beteiligung von den
Bürgern (z.B. durch Crowdfunding) attraktiv gestaltet. Die Städte bleiben lebendig
durch ihre engagierten Bewohner.
CityTree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt
– Kategorie Umwelt
Multifunktionalität spielt 2025 eine bedeutsame Rolle, sowohl bei der Nutzung der
wertvollen Ressource Raum, als auch bei Geräten. Das Smartphone vereint bspw.
Haustelefon, Mobiltelefon, PC, Fotoapparat, Datenspeicher, W-LAN Hotspot, etc. –
und zukünftig noch vieles mehr. Die Multifunktionalität von Geräten wird zudem
unterstützt durch die Verschmelzung von Technik und natürlichen Materialien.
Sensoren können dadurch immer besser versteckt und in unseren Alltag integriert
werden – sie sind somit ubiquitär vorhanden.
Forschungsstelle RobotRecht
– Kategorie Wissenschaft
Im Jahr 2025 werden Dienstleistungen jeglicher Art durch Crowdsourcing ergänzt.
Dabei werden Wertschöpfungsprozesse gemeinsam durch Experten und Laien
vorangetrieben. Zukünftige Nutzer neuer Lösungen werden bspw. direkt hinsichtlich
ihrer Anforderungen an ein neues Produkt befragt und werden sowohl in den
Designprozess als auch in die Gestaltung der Funktionen einbezogen. Neue Medien
und Plattformen unterstützen die Entwickler dabei, die gemeinsam geschaffenen
Produkte und Dienstleistungen in die Realität umzusetzen.
Unter diesen Voraussetzungen nimmt die Komplexität stets zu und die Welt wird
aufgrund der zur Verfügung stehenden Datenmengen immer unüberschaubarer. Dies
wirkt sich auch auf rechtliche Fragestellungen aus, die insbesondere in Zusammenhang
mit Datenschutz und Schutz von geistigem Eigentum, an Relevanz gewinnen. Fachliche
Unterstützung wird in diesem Zusammenhang notwendig und Beratungsleistungen
können an Experten ausgelagert werden. Dies ist insbesondere für kleine, junge
Unternehmen oder Start-Ups wichtig, da sie häufig nicht über die Mittel verfügen, eine
eigene Rechtsabteilung mit der notwendigen Fachexpertise aufzubauen. Gleichzeitig
sind Kenntnisse über evtl. entstehende rechtliche Hindernisse für neue Lösungen
frühzeitig zu berücksichtigen, um die Innovationskraft in Deutschland nicht zu
schmälern. Der Bundessieger »Forschungsstelle RobotRecht« zeigt diese
Entwicklung anschaulich auf.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
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Innovationspfade für die digitale
Welt
5.3
Handlungsempfehlungen für die digitalen Welt von Morgen
Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen aufgeführt, die im Rahmen der
Trendstudie entstanden und als sinnvoll für die Weiterentwicklung der digitalen Welt in
Deutschland bis 2025 erachtet werden. Die Ergebnisse aus der Trendanalyse, der
Systemanalyse, der Vergleichsanalyse sowie den möglichen Visionen sind dabei
Grundlage für die Ableitung der Handlungsempfehlungen.
1. Digitale Medienkompetenz als Pflichtveranstaltung der Aus- und
Weiterbildung
Im Rahmen des Trendreports wurde die Wichtigkeit einer digitalen
Medienkompetenz für unterschiedliche Zielgruppen deutlich herausgearbeitet.
Insbesondere für Lehrkräfte haben sie jedoch eine besondere Bedeutung, um
neue Medien in allen Aspekten der schulischen Ausbildung ideal zu integrieren
und sie zum Vorteil von Lehrern und Schülern einzusetzen. Dies beinhaltet
nicht nur didaktische Methoden, um mit den neuen Medien umzugehen,
sondern auch Programmierkenntnisse zu besitzen oder Wissen darüber zu
erlangen, wie die Schüler ihre Zeit im Netz tatsächlich verbringen. Hier können
Lehrkräfte ideal durch wissenschaftliche Einrichtungen im Bildungsbereich
unterstützt werden, indem sie Lernplattformen auch für Lehrer einrichten und
mit Materialien ausstatten, welche eine Anwendung ermöglichen, die nahe am
Alltag der Kinder und Jugendlichen ansetzt.
2. Zeitgemäße Unternehmenskulturen etablieren
Flexible Arbeitszeitmodelle und ortsungebundenes Arbeiten halten Einzug in
immer mehr deutschen Unternehmen. Die zusätzlichen Optionen werden von
den Mitarbeitern meist positiv bewertet, auch wenn sich die tatsächliche
Nutzung der Möglichkeiten differenziert gestaltet. Unter Berücksichtigung sich
aktuell abzeichnender Gesundheitstrends sowie eines wachsenden
Bewusstseins für die Nachteile der vernetzten Welt, wird es notwendig,
nachhaltige und zeitgemäße Unternehmenskulturen zu etablieren. Diese
dulden bspw. ein temporäres »nicht-erreichbar-sein« nicht nur, sondern
fördern es sogar – denn der Mensch benötigt Regenerationszeiten um
leistungsfähig zu bleiben. Besonders hohes Engagement wird in diesem
Zusammenhang nicht länger anhand von aufgestauten Urlaubstagen oder
angesammelten Überstunden bewertet, sondern am pünktlichen Verlassen des
Büros.
3. Bring-your-own-device Lösungen für Schulen entwickeln
Schulen müssen einen Mix aus traditionellen und modernen Medien verfolgen,
um die Kinder und Jugendlichen ideal zu fördern. Dazu benötigen sie die
notwendigen Geräte, welche allerdings kostspielig in der Anschaffung sind.
Eine Lösung könnte ein »Bring-your-own-device« (BYOD) Ansatz sein, da
Schüler aller Altersgruppen nahezu vollständig mit Smartphones, Tablets oder
anderen technischen Geräten ausgestattet sind, mithilfe derer unterrichtet
werden kann. Ein Lehrmodus müsste dabei sicherstellen, dass die Schüler sich
auf die Lehrveranstaltung konzentrieren und parallel z.B. nicht im Internet
surfen. Die Einbindung aller Schüler, d.h. auch solche aus benachteiligten
Haushalten, die sich bspw. kein Gerät leisten können oder aus anderen
Gründen kein eigenes haben, muss dabei garantiert werden.
4. Komplexität im Umgang mit der digitalen Welt abbauen
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
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Es bedarf wissenschaftlich fundierten Empfehlungen von Fachexperten, die
bspw. die Dauer oder Art der Benutzung der neuen Medien in
unterschiedlichen Altersgruppen berücksichtigen. Auch Transparenz über Filter
und Einschränkungsmöglichkeiten von ungeeigneten Seiten im Internet sind
hilfreich für alle, die erzieherische Aufgaben übernehmen. Ähnlich wie bei
Filmen könnten Altersbeschränkungen für gewisse Seiten im Internet
eingeführt werden, z.B. mittels eindeutiger Identifikation per elektronischen
Personalausweis. Die vertrauensvolle Bewertung von Produkten und
Dienstleistungen in der digitalen Welt schafft darüber hinaus für alle Nutzer
mehr Transparenz und die Filterung der Ergebnisse ermöglicht eine Reduktion
der Komplexität. Gleichzeitig muss untersucht werden, welche Auswirkungen
individuell auf den Nutzer zugeschnittene Lösungen, wie z.B. personalisierte
Suchergebnisse, haben – die selektive Wahrnehmung der digitalen Welt bietet
schließlich Einschränkungen.
Innovationspfade für die digitale
Welt
5. Die Reduktion des digitalen Fußabdrucks bewerkstelligen
Der uneingeschränkten Datengenerierung muss Einhalt geboten werden, um
einerseits die im Netz verfügbaren Informationen nicht durch einen
undurchdringlichen Wildwuchs unauffindbar zu machen und andererseits
Ressourcen einzusparen, die durch unser verändertes Handeln vermehrt in
Anspruch
genommen
werden.
Ein
Gütesiegel
für
besonders
ressourcenfreundliche Seiten könnte in diesem Kontext eingeführt und
Transparenz über die Auswirkungen unser digitales Handeln geschaffen
werden. Wie viel CO2 wird bspw. durch einen Klick in Deutschland und in
anderen Ländern ausgestoßen? Was bedeutet es, jährlich ein neues
Smartphone zu kaufen? Und wo auf der Welt zeichnen sich die Auswirkungen
unseres
veränderten
Handelns
in
Europa
am
stärksten
ab?
Kompensationsmaßnahmen könnten durch die Beantwortung dieser
Fragestellungen ermöglicht und die Nutzer somit zu einem verantwortlicheren
Umgang mit der digitalen Welt ermutigt werden.
6. Innovationshubs für digitale Lösungen im ländlichen Raum schaffen
Die räumliche Verortung der Siegerprojekte aus dem Wettbewerbsjahr 2015
zeigt, dass nur wenige Ideen für die digitale Welt aus dem ländlichen Raum
stammen. Lösungen werden derzeit hauptsächlich in Großstädten mit
Unternehmenssitzen und Standorten von wissenschaftlichen Einrichtungen
entwickelt. Der Trendreport 2014 hat allerdings bewiesen, dass die
Herausforderungen, welchen sich der ländliche Raum gegenüber sieht, am
besten vor Ort begegnet werden können. Wo bleiben also die
Innovationszentren für digitale Fragestellungen, die explizit den ländlichen
Raum betreffen?
7. Simulationsverfahren durch Virtual Reality fördern
Information Acceleration ist ein marktorientiertes Simulationsverfahren, das die
Möglichkeit bietet, mit Hilfe von virtuellen Realitäten Erprobungs- und
Erlebnisräume zu schaffen und Blicke in die Zukunft zu realisieren. Dadurch
können zukünftige Innovationen, hauptsächlich aus dem technologischen
Bereich, virtuell getestet werden und Anwender möglichst authentisch in die
angestrebte Zukunftssituation versetzt werden. Ziel der Methode ist es,
während der Prototyp-Phase den Absatzverlauf der geplanten Innovation
voraussagen zu können. Durch die stetige Zunahme der Digitalisierung kann
Information Acceleration auch für andere Arbeits- und Lebensbereiche
eingesetzt werden, um virtuelle Erfahrungen mit Neuheiten zu machen, ohne
dass diese in der Realität vorhanden sein müssen – ganz im Sinne der
Ressourceneffizienz.
8. Städte als Datenquellen durch kommunale Hand nutzen
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Innovationspfade für die digitale
Welt
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In urbanen Zentren werden derzeit Unmengen an Daten durch die Bewohner,
Besucher und dort agierenden Akteure generiert und genutzt – allerdings
meist durch globale Unternehmen. Möchten Kommunen Daten nutzen, um
den Raum zu analysieren oder auf Basis der Erkenntnisse Veränderungen
anzustoßen, müssen sie diese erst teuer einkaufen. Beispielhaft kann hier das
Mobilitätsverhalten genannt werden. Allerdings bestehen die finanziellen
Möglichkeiten, Datensätze einzukaufen oder eigenverantwortlich großflächig
Daten zu erheben, häufig nicht. Durch moderne Lösungen wie Tracking-Apps
könnten kostenintensive Erhebungen, wie z.B. die des Modal Split,
automatisiert und wesentlich günstiger regelmäßig durchgeführt werden.
Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
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Fraunhofer IAO
Trendstudie
»Stadt, Land, Netz!«
Wettbewerb
»Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
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Impressum
Herausgeber
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Steffen Braun, Head of Competence Team
Urban Systems Engineering
Constanze Heydkamp, Wissenschaftliche
Mitarbeiterin Competence Team Urban Systems
Engineering
Projektnummer: 260983
Deutsche Bank AG
Taunusanlage 12
60325 Frankfurt am Main
Christian Rummel, Deputy Global Head of
Brand Communications & Corporate Citizenship
Florence Schneider, Projektleiterin Land der
Ideen
Land der Ideen Management GmbH
Kurfürstendamm 21
10719 Berlin
Holger Lösch, Mitglied der
Hauptgeschäftsführung, Bundesverband der
Deutschen Industrie e.V. und Vorsitzender des
Aufsichtsrats, Land der Ideen Management
GmbH
Ariane Derks, Geschäftsführerin, Land der Ideen
Management GmbH
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Kontakt
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Dipl.-Ing. Steffen Braun
Head of Competence Team Urban
Systems Engineering
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Land der Ideen Management GmbH
Stefan Volovinis, Leiter Kommunikation
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