Pressemitteilung lesen - BUKO Pharma

BUKO
PRESSEMITTEILUNG
9. Oktober 2015
Pharma-Kampagne
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33602 Bielefeld
Deutschland
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TTIP schadet der Gesundheit
Wie Big Pharma seine Interessen sichert
PatientInnen bekommen schneller Zugang zu neuen Medikamenten – das
versprechen die Befürworter des Handelsabkommens TTIP. Tatsächlich geht es
aber um höhere Medikamentenpreise, Gewinne für die Pharmaindustrie und
gesundheitsschädliche Geheimniskrämerei. Verbesserungen für PatientInnen
stehen nicht auf der Agenda.
Obwohl es in der EU von Patentanmeldung bis zur Zulassung eines neuen Arzneimittels
nur noch halb so lange dauert wie vor 20 Jahren, geht es der Pharmaindustrie nicht
schnell genug. Daher steht auf der Wunschliste von Big Pharma für TTIP eine
Harmonisierung der Gesetzgebung auf niedrigstem Schutzniveau.
Schlechtere Arzneimittel: Bereits heute werden Arzneimittel oft zu schnell zugelassen,
ohne dass der Nutzen und das Schadenspotenzial ausreichend abgeklärt sind. Für
PatientInnen bedeutet das ein unkalkulierbares Risiko. Vor allem aber bringen die meisten
neuen Arzneimittel keine relevanten Vorteile – sie kosten lediglich mehr. Erforderlich wäre
das Gegenteil: Neue Arzneimittel dürften nur noch zugelassen werden, wenn sie
gegenüber der Standardtherapie einen Mehrnutzen für die PatientInnen bieten.
Exklusivrechte für Industrie: TTIP würde bedeuten, dass die künftige Gesetzgebung
auch im Arzneimittelbereich vorab auf ihre „Handelstauglichkeit“ geprüft würde. Die
Pharmaindustrie könnte also schon im Vorfeld verbraucherfreundliche Gesetze
ausbremsen. Nichts anderes bedeutet die geplante regulatorische Kooperation zwischen
den USA und der EU.
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Die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) ist ein Dachverband, dem über 120 entwicklungspolitische Gruppen und
Organisationen angehören. 1981 begann die BUKO eine Kampagne gegen ungesunde Geschäftspraktiken internationaler Pharmakonzerne. Die Pharma-Kampagne setzt sich für den rationalen Gebrauch von Arzneimitteln und einen gerechten Arzneimittelzugang ein.
Sie arbeitet mit Fachleuten, StudentInnen und Verbrauchergruppen zusammen. Durch die Mitarbeit bei Health Action International
(HAI), dem People’s Health Movement und der International Society of Drug Bulletins (ISDB) ist die Pharma-Kampagne weltweit vernetzt.
Spendenkonto: Gesundheit und Dritte Welt e.V., Sparkasse Bielefeld  IBAN: DE23 4805 0161 0000 1056 27 BIC: SPBIDE3BXXX
BUKO Pharma-Kampagne
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Auf Kosten der Versicherten: Schiedsgerichte könnten es für die Krankenversicherung
unmöglich machen, zum Schutz der Versicherten schlechtere Medikamente von der
Erstattung auszuschließen. Denn schließlich bedeutet das ja einen finanziellen Verlust für
den Hersteller. Die Schadensersatzforderungen könnten Krankenkassen ruinieren.
Höhere Preise: Die Pharmaindustrie fordert in TTIP, die Patentierbarkeit zu erleichtern.
Das macht die Einführung von teuren Scheininnovationen noch einfacher. Aus dem
Transpazifischen Handelsabkommen TPP wurde bekannt, dass nach Ablauf des
Patentschutzes die Beweislast für Generikahersteller umgekehrt werden soll. Das kann
jahrelange Verzögerungen bei der Einführung preiswerter Generika bedeuten.
Gegen Transparenz zum Schaden der PatientInnen: Durch die EU-Verordnung zu
klinischen Studien von 2014 müssen spätestens mit der Zulassung eines Medikaments
die gesamten Ergebnisse veröffentlicht werden. Mit TTIP möchte die Pharmaindustrie das
Rad zurückdrehen: Die Ergebnisse von klinischen Studien sollen zum Teil als
Geschäftsgeheimisse klassifiziert werden. Doch wenn Ergebnisse zurückgehalten
werden, bleiben der tatsächliche Nutzen und Risiken eines Produkts im Dunkeln.
Ausführliche Informationen finden Sie im neuen Pharma-Brief Nr. 7/2015:
Schlechter und teurer – TTIP & Arzneimittel (Vorabdruck)