www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=D51515821 www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=S Armin Krenz | Irmgard M. Burtscher (Hrsg.) Handbuch für ErzieherInnen SC H AU – in Krippe, Kindergarten, Kita und Hort – Ausgabe: 82 Thema: Umgang mit Kindern: Psycho-soziale und soziologische Probleme VO R Titel: Schüchternheit und Scham im Kindesalter (20 S.) Produkthinweis Dieser Beitrag ist Teil einer Printausgabe des Praxiswerks „Handbuch für ErzieherInnen“. Das Handbuch bietet Ihnen aktuelle Informationen zu den wichtigsten Themen der täglichen Arbeit, professionelle Konzepte zur Qualitätsverbesserung, kreative Ideen und praktische Lösungen für Problemstellungen sowie Checklisten und Mustervorlagen, die Ihnen die Umsetzung der Inhalte in die pädagogische Praxis erleichtern. Alle Beiträge dieser www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=L51582 Ausgabe finden Sie hier. Die Printausgabe können Sie auch per Post im Jahresabo (Grundwerk auf CD-ROM zzgl. 5 Ausgaben im Jahr) beziehen. Nutzungsbedingungen Die Materialien dürfen nur persönlich für Ihre eigenen Zwecke genutzt und nicht an Dritte weitergegeben bzw. Dritten zugänglich gemacht werden. Sie sind berechtig, für Ihren eigenen Bedarf Fotokopien zu ziehen bzw. Ausdrucke zu erstellen. Jede gewerbliche Weitergabe oder Veröffentlichung der Materialien auch auszugsweise ist unzulässig. Die vollständigen Nutzungsbedingungen finden Sie hier. Haben Sie noch Fragen? Gerne hilft Ihnen unser Kundenservice weiter: Kontaktformular Mail: [email protected] Post: OLZOG Verlag c/o Rhenus Medien Logistik GmbH & Co. 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Inhaltsverzeichnis VO Gertraud Finger 1 Schüchterne Kinder sind oft bedrückt oder unglücklich 2 Ein Vergleich von Schüchternheit und Scham 2.1 Zwei einfache Definitionen 2.2 Die Entwicklung von Schüchternheit und Scham 2.3 Zusammenfassende Tabelle 3 Verschiedene „Gesichter“ der Scham 3.1 Natürliche Scham 3.2Beschämung 3.3 Zwischen Stolz und Scham 3.4 Das sogenannte Fremdschämen 3.5Familienscham 4 Wie reagieren Kinder auf das Gefühl der Scham? 4.1 Der Wunsch, nicht gesehen zu werden 4.2 Scham beeinträchtigt die Selbstachtung 4.3 Scham verstärkt die Selbstaufmerksamkeit 4.4 Scham verdrängt die guten Seiten eines Erlebnisses 4.5 „Tausche Scham gegen Wut“ 4.6 Im Teufelskreis der Scham Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 82, 05/2015 1 Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen 67 Teil 4 Scham und Schüchternheit 5 Hilfen für Kinder R SC H AU Kindliches Verhalten nicht dramatisieren Eigene Probleme nicht auf die Kinder übertragen Hilfen bei der Kontaktaufnahme Beschämung und Bloßstellen vermeiden Das kindliche Selbstbild verändern Im Rollenspiel anderes Verhalten üben In Geschichten sich selbst wiederfinden Gewöhnung im Alltag herbeiführen Den Kindern etwas zutrauen VO 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 6 Zusammenfassung – Fazit 7Literatur 1 Schüchterne Kinder sind oft bedrückt oder unglücklich Wenn Eltern und Erzieher/-innen über Kinder klagen, dann meist über aggressive Kinder, die das Leben der Erwachsenen durcheinander bringen. Sie halten sich nicht an Regeln, sie lassen sich nichts sagen, sie provozieren oder streiten sich mit anderen Kindern. In Beratungsstellen werden hauptsächlich aggressive Kinder vorgestellt. Schüchterne Kinder dagegen stören die Erwachsenen selten. Sie sind zurückhaltend und passen sich an, um nicht aufzufallen. Dass sie auch bedrückt oder unglücklich sein können, wird leicht übersehen. Solche Kinder rütteln nicht an der Welt der Erwachsenen. Sie verhalten sich, wie ihre Umgebung es wünscht; sie sind „pflegeleicht“. Schüchterne Kinder bereiten Erwachsenen kaum Probleme, aber sie haben oft Probleme. Das trifft auch auf den Schulanfänger Alexander zu (Finger 2004, S. 198/199). Alle Erwachsenen mögen ihn. Er sieht nett aus, ist ruhig, kann sich allein beschäftigen und tut, was die Erwachsenen ihm sagen. Seine Lehrerin mag ihn. Die harmlosen Geschichten, die er ihr manchmal in der Pause erzählt, weil er nicht wagt, vor der Klasse zu sprechen, rühren sie. Ein Junge, den alle Erwachsenen gern haben, müsste eigentlich zufrieden sein. Doch Alexander geht es nicht gut. Er hat Angst vor der Schule, beteiligt sich nicht am Unterricht, wird rot und weint, wenn er aufgerufen wird. In der Hofpause ist er meist allein, weil die anderen Kinder kein Interesse an ihm haben und weil er nicht weiß, wie er auf die anderen zugehen kann. 2 Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 82, 05/2015 Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen Teil 4 67 Scham und Schüchternheit SC H AU In der psychologischen Untersuchung wird er gefragt, was ein Zauberer tun könnte, damit er selbst lieber zur Schule geht. Alexander wünscht sich, „dass ich nicht so schüchtern bin“. Dabei stehen ihm Tränen in den Augen. Er erzählt vom Sportunterricht „mit den schweren Übungen“ und von seinem Herzklopfen, „wenn ich drangenommen werde“. Er wünscht sich weiter von dem Zauberer, „dass ich so bin wie der Klaus“. Klaus ist selbstsicher, beteiligt sich am Unterricht und hat viele Freunde. Doch Klaus und die anderen beachten ihn nicht. VO R Alexander meint von sich, dass er „schüchtern“ sei. Man könnte bei ihm auch von „Scham“ sprechen, denn was Alexander fürchtet und belastet, ist das BloßgestelltWerden vor der Gruppe. Dies ist ein typisches Merkmal von Scham. 2 Ein Vergleich von Schüchternheit und Scham Ist ein Kind, das den Finger in den Mund steckt und wegblickt, wenn es angesprochen wird, schüchtern oder schämt es sich? Es gibt im Alltag keine genaue Abgrenzung zwischen beiden Begriffen. Auch die wissenschaftliche Diskussion führt nicht weit. „Oft ist die Scham diffus, schwer benennbar und schwer greifbar“ (Baer/Frick-Baer 2012, S. 7) – „Schüchternheit ist ein unscharfes Konzept (a fussy concept), je näher wir hinsehen, desto mehr Spielarten von Schüchternheit entdecken wir“ (Zimbardo in Stöckli 2007, S. 24). Sie reichen von natürlichem und gesundem Verhalten bis hin zu zerstörerischen Formen. 2.1 Zwei einfache Definitionen In der internationalen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen ist Schüchternheit „die Ängstlichkeit eines Menschen beim Anknüpfen zwischen menschlicher Beziehungen“. Schüchterne Menschen reagieren „auf die Begegnung mit nicht vertrauten Menschen mit Verunsicherung und Furcht“. (ICD 10 von 2012 im Internet) Schüchternheit gilt als Charaktereigenschaft, die angeboren ist, aber im Laufe des Lebens verändert werden kann. Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit nach einer Verletzung der Intimsphäre oder wenn jemand bei seinen eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeiten entdeckt wird. „Scham ist die Empfindung, dass man bei etwas ertappt wurde, was man geheimhalten wollte.“ (Bieri 2012, S. 71) Schüchternheit und Scham sind soziale Ängste, denn bei beiden geht es um die Besorgnis, „von anderen auf irgendeine Weise beurteilt oder missbilligt zu werden“. (Markway/ Markway 2012, S. 13) Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 82, 05/2015 3 Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen (c) OLZOG Verlag GmbH eDidact - Fachwissen 67 Teil 4 Scham und Schüchternheit 2.2 Die Entwicklung von Schüchternheit und Scham SC H AU Schüchternheit hat, wie jede menschliche Eigenschaft, verschiedene Ursachen. Sie kann entweder angeboren sein oder im Laufe des Lebens entwickelt werden. Bei sensiblen Säuglingen spricht man von angeborener Schüchternheit. Kinder, die in einem Familienklima der Schüchternheit aufwachsen, werden meist selbst schüchtern. Sie übernehmen das Verhalten, das ihnen vorgelebt wird. Andere Kinder verarbeiten frühe Enttäuschungen und Stresserlebnisse, indem sie sich zurückziehen und schüchtern werden. sensible, leicht irritierbare Kinder VO angeboren R Wie entwickelt sich Schüchternheit? übertragen früh erworben Nachahmung schüchterner Bezugspersonen Einschüchterung, Stress-Erlebnisse, Rollen-Erwartungen Abb.1: Gründe für Schüchternheit Angeborene Schüchternheit ist kein Schicksal. Je nach seiner Lebenserfahrung kann ein Kind seine Schüchternheit verringern, eventuell sogar überwinden, andererseits aber auch verstärken. Der amerikanische Forscher Kagan beobachtete schüchterne und leicht irritierbare Säuglinge über mehrere Jahre. Dabei entdeckte er, dass nicht alle auf Dauer schüchtern blieben. Kinder, die in Familien aufwuchsen, in denen sie nicht „in Watte gepackt“ wurden, sondern sich Herausforderungen stellen mussten, konnten ihre Schüchternheit überwinden. Sie wurden gefordert und lernten dabei, dass man schwierige Situationen bewältigen kann. Das machte sie stärker. Übertragene Schüchternheit hängt eng mit dem Familienklima zusammen, in dem das Kind aufwächst. Das sehen wir an Robert. Weil er als Säugling empfindlich war, haben seine Eltern ihn von Anfang an geschont und von anderen Menschen fern gehalten. Diese Erziehungshaltung kam der Mutter gelegen, weil sie selbst schüchtern und ängstlich ist. Die Mutter unternahm mit ihrem Kleinkind lange Waldspaziergänge. Zwischendurch setzte sie sich auf eine Bank, der Junge saß daneben im Kinderwagen, beide blickten in die Ferne, ohne miteinander zu sprechen. Spielplätze besuchte die Mutter nie. Sie hatte Angst, dass Robert wegen der vielen Geräusche und Bewegungen schreien könnte und sie blamieren würde. Noch mehr fürchtete sie, Robert würde sich an den Geräten verletzen oder sein Ungeschick könnte auffallen. In den Kindergarten kam Robert erst mit fünf Jahren. Nun ist er acht Jahre alt und fällt in der Schule auf, weil er kaum spricht, sich nicht am Unterricht beteiligt, den Gleichaltrigen ausweicht und sich überhaupt nichts zutraut. 4 Handbuch für ErzieherInnen, Ausgabe 82, 05/2015 Schule, Kita, Seniorenbetreuung, Religion Interessierte: Handbuch, Nachschlagewerk, Hintergrundwissen (c) OLZOG Verlag GmbH
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