Unser Stand in Christus Epheser 2:14-18+19-22

1.11.2015
Unser Stand in Christus
Epheser 2:14-18+19-22
Einleitung
Eigentlich war heute ein Besuch von Michael Stauffer von der Christlichen Ostmission geplant. Ich hatte mich darauf gefreut, aber manchmal
gehen Dinge halt anders als geplant. Am Dienstagabend bekam ich einen
Anruf von seinem Missionsbüro, dass Michael im Spital sei und deshalb
nicht zu uns kommen könne. Weil deshalb alles so kurzfristig wurde, mache ich heute wieder die GD-Leitung und die Verkündigung miteinander.
Ideal wäre es jetzt gewesen, wenn ich einfach in meiner Predigtreihe hätte weiterfahren können. Doch den Philipperbrief habe ich das letzte Mal
abgeschlossen und die neue Reihe möchte ich nicht so knapp vor Advent
und Weihnachten anfangen.
So habe ich denn heute Gelegenheit, einmal etwas aus der Reihe Tanzendes zu predigen. Und so bin ich auf dieses Thema von heute gestossen, bei
dem es um die Frage nach unserem Stand vor Gott geht. Worauf genau
setzen wir unsere Zuversicht, dass wir uns Gott nähern dürfen? Oder
nehmen wir uns manchmal nicht zu viel heraus, wenn wir uns Gott so
ungezwungen nähern?
Als ich so über diese Fragen nachdachte, kam mir der Text aus Eph 2 in
den Sinn und so möchte ich heute ein paar Gedanken darüber weitergeben. Der Text ist etwas lang – aber ich hoffe, dass ihr euch nicht davon
abschrecken lasst. Ich liebe diese paulinischen Gedankengänge und hoffe,
dass ich euch heute diesen Abschnitt näher bringen kann.
Nochmals, damit wir es im Hinterkopf behalten können: In der heutigen
Predigt geht es um unseren Stand als Christen vor Gott.
Lesen wir zuerst einmal den ersten, vorbereitenden Teil dazu:
Eph 2:11-18
„11 Denkt doch einmal zurück! ‘Ihr wisst ja,’ dass ihr wegen eurer nichtjüdischen Herkunft
die »Unbeschnittenen« genannt werdet, und zwar von denen, die sich selbst als die »Beschnittenen« bezeichnen (dabei ist ihre Beschneidung etwas rein Äußerliches, ein
menschlicher Eingriff an ihrem Körper). Wie stand es denn früher um euch? 12 Früher hattet ihr keinerlei Beziehung zu Christus. Ihr hattet keinen Zugang zum israelitischen Bürgerrecht und wart ausgeschlossen von den Bündnissen, die Gott mit seinem Volk eingegangen war; seine Zusagen galten ihnen und nicht euch. Euer Leben in dieser Welt war ein
Leben ohne Hoffnung, ein Leben ohne Gott.
Doch das alles ist durch Jesus Christus Vergangenheit. Weil Christus sein Blut für euch
vergossen hat, seid ihr jetzt nicht mehr fern von Gott, sondern habt das Vorrecht, in seiner
Nähe zu sein.
13
14
Ja, Christus selbst ist unser Frieden. Er hat die Zweiteilung überwunden und hat aus Juden und Nichtjuden eine Einheit gemacht. Er hat die Mauer niedergerissen, die zwischen
ihnen stand, und hat ihre Feindschaft beendet. Denn durch die Hingabe seines eigenen
Lebens 15 hat er das Gesetz mit seinen zahlreichen Geboten und Anordnungen außer Kraft
gesetzt. Sein Ziel war es, Juden und Nichtjuden durch die Verbindung mit ihm selbst zu ei1
nem neuen Menschen zu machen und auf diese Weise Frieden zu schaffen. 16 Dadurch,
dass er am Kreuz starb, hat er sowohl Juden als auch Nichtjuden mit Gott versöhnt und zu
einem einzigen Leib, der Gemeinde, zusammengefügt; durch seinen eigenen Tod hat er
die Feindschaft getötet. 17 Er ist ‘in diese Welt’ gekommen und hat Frieden verkündet –
Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in
seiner Nähe zu sein.
Denn dank Jesus Christus haben wir alle – Juden wie Nichtjuden – durch ein und denselben Geist freien Zutritt zum Vater.“
18
Was Paulus hier schrieb, war revolutionär. Für uns freie Schweizer ist
fast nicht nachvollziehbar, wie revolutionär. Denn für uns ist es ganz
selbstverständlich, dass wir glauben können, was wir wollen. Niemand
kann uns vorschreiben, irgend einem Glauben nachzufolgen.
Doch das war nicht immer so. Das kam erst mit der Erstarkung des Individualismus. Vor noch nicht allzu langer Zeit galt etwa auch im „Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation“ – vielleicht erinnert ihr euch an euren Geschichtsuntericht? –, dass der Landesfürst den Glauben seiner Untertanen bestimmte.
Im Nahen Osten – und noch heute in vielen Ländern mit animistischen
Religionen, wie auch PNG – verband man eine bestimmte Gottheit sogar
mit einem Land, bzw. mit einem Gebiet. In der Bibel können wir das z.B.
in der Geschichte mit den Samaritern sehen. Als die Assyrischen Eroberer
721 v.Chr. das Nordreich Israel ausradierten und seine Bewohner in die
Verbannung mitnahmen, siedelten sie an deren Statt andere Bewohner
aus eroberten Gebieten an.
Doch schon bald bekamen die Neusiedler Probleme in ihrer neuzugewisenen Heimat und meldeten dem Assyrerkönig (2.Kö 17:26):
„Die Völkerschaften, die du aus ihrer Heimat hast auswandern lassen und in den Ortschaften Samarias angesiedelt hast, verstehen sich nicht auf die dem Landesgott gebührende
Verehrung; daher hat er Löwen gegen sie losgelassen, die nun Verheerungen unter ihnen
anrichten, weil sie sich nicht auf die dem Landesgott gebührende Verehrung verstehen.“
Der Glaube gehörte damals ganz fest zum Land und zum Volk. Der Glaube
gab jedem Volk gewissermassen seine Identität. Er machte den Unterschied zwischen „wir“ und „die anderen“. Wobei „die anderen“ meistens
oder auch immer mit Geringschätzung betrachtet wurden. In Papua Neuguinea kann man das in vielen Sprachen heute noch beobachten. Sehr oft
gibt es ein Wort für „Menschen“, das auf die eigenen Stammesangehörigen angewandt wurde. Die Nachbarvölker dagegen, „die anderen“, werden mit einem anderen Wort bezeichnet, denn sie gehören zu einer tieferen, nicht ganz so menschlichen Kategorie.
Und natürlich trug diese Unterscheidung nicht gerade zum Frieden der
Völker untereinander bei.
Seit Gott Abraham und seine Nachkommen auserwählt hatte (1.Mo 12),
über Moses und die Propheten, hatte Gott sich ein Volk geformt, dem er
durch Gebote und Gesetze eine Identität schaffte, die sie von allen anderen Völkern unterschied: Das Volk Gottes. Es ist sein auserwähltes Volk Israel, das auch den Messias, den verheissenen Retter, hervorbringen sollte.
Den Retter, der schon vor Grundlegung der Welt, bevor es überhaupt
Menschen gab, und lange bevor Adam und Eva sündigten und gegen Gott
rebellieren konnten, dazu bestimmt war, die Menschheit wieder mit Gott
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zu versöhnen.
Diese Auserwählung verschaffte Israel einen speziellen Platz unter allen
Völkern. Nicht, weil sie besonders fromm, besonders gehorsam, besonders
liebenswürdig oder besonders gut gewesen wären. Eigentlich fast im Gegenteil. Als meine Bimin Übersetzer mit mir die Patriarchengeschichten in
1.Mose übersetzten, schüttelten sie nur immer wieder ungläubig den Kopf
über diese vermeintlich tollen Gestalten. Die Lebensgeschichte dieser
Männer und Frauen strotzt vor Lügen, Betrügereien, Übervorteilungen,
Raub, Verstümmelungen, Mord, Ehebruch, Prostitution, Inzest…. Es gibt
eigentlich nichts, was sich diese auserwählten Männer und Frauen nicht
geleistet hätten.
Israel und seine Vorväter unterschieden sich von allen Völkern nicht
durch ihre Heiligkeit, sondern alleine dadurch, dass sie von Gott auserwählt waren. Weil Gott seinen Plan ausgerechnet mit diesem Volk ausführen wollte und er ihm darum seinen Willen auf besondere Weise offenbarte.
Und diese Auserwählung schaffte in Israel ein Bewusstsein, das wie eine
abschottende Mauer gegenüber allen anderen Völkern wirkte. Da war
und ist das Volk Gottes, ‫עם‬, auf der einen Seite, und „die anderen“, die ‫גוים‬,
auf der anderen Seite. Ja, auch das Hebräische hat verschiedene Namen
für „wir“ und „die anderen“…
Es ist sehr menschlich, in solches Kategorien-Denken zu verfallen. Und
man vergisst sehr schnell, dass es ursprünglich gar nicht der eigene Verdienst war, der den Unterschied machte. Er war es sicher nicht bei Israel.
Und auch ganz sicher nicht bei mir, und ich behaupte mal, auch bei keinem von euch.
Trotzdem sind wir sehr schnell darin, im Unterscheiden zwischen „uns“
und „ihnen“. Wir haben Kultur – sie nicht. Wir wissen, wie man sich anzieht und sich verhält – sie kleiden sich respektlos und verhalten sich unmöglich. Wir falten die Hände und schliessen die Augen beim Beten und
lauschen (äusserlich zumindest) konzentriert der Predigt – sie schauen
umher, kichern und tuscheln in den unpassendsten Momenten.
Zu Paulus' Zeiten waren die Judenchristen die Experten darin, was sich
gehörte und was nicht. Sie stammten ja von Gottes erwähltem Volk ab.
Und Gott hatte ihnen schon vor vielen Jahren seinen Willen kundgetan,
sodass sie lange Jahre Übung darin hatten, zu beurteilen was „man“ als
Jesusnachfolger wie machen sollte.
Für die Heidenchristen stand es anders (2:11b+12):
„Wie stand es denn früher um euch? Früher hattet ihr keinerlei Beziehung zu Christus. Ihr
hattet keinen Zugang zum israelitischen Bürgerrecht und wart ausgeschlossen von den
Bündnissen, die Gott mit seinem Volk eingegangen war; seine Zusagen galten ihnen und
nicht euch. Euer Leben in dieser Welt war ein Leben ohne Hoffnung, ein Leben ohne
Gott.“
Doch dann geschah etwas die Situation radikal Veränderndes: Gottes lange verheissener Messias der Menschheit – nicht nur derjenige der Juden –,
kam auf die Welt. Und mit ihm und durch ihn fiel diese Trennwand zwi3
schen auserwähltem Volk der Juden und Heidenchristen (2:13-15a):
„13 Doch das alles ist durch Jesus Christus Vergangenheit. Weil Christus sein Blut für euch
vergossen hat, seid ihr jetzt nicht mehr fern von Gott, sondern habt das Vorrecht, in seiner
Nähe zu sein. 14 Ja, Christus selbst ist unser Frieden. Er hat die Zweiteilung überwunden
und hat aus Juden und Nichtjuden eine Einheit gemacht. Er hat die Mauer niedergerissen,
die zwischen ihnen stand, und hat ihre Feindschaft beendet. Denn durch die Hingabe seines eigenen Lebens 15 hat er das Gesetz mit seinen zahlreichen Geboten und Anordnungen außer Kraft gesetzt.“
Und dann fährt Paulus, inspiriert vom Heiligen Geist, fort und schreibt,
weshalb diese Trennmauer zwischen Gottes Volk und Messiasnachfolgern
gefallen ist (2:15b-17):
„Sein Ziel war es, Juden und Nichtjuden durch die Verbindung mit ihm selbst zu einem
neuen Menschen zu machen und auf diese Weise Frieden zu schaffen. 16 Dadurch, dass
er am Kreuz starb, hat er sowohl Juden als auch Nichtjuden mit Gott versöhnt und zu einem einzigen Leib, der Gemeinde, zusammengefügt; durch seinen eigenen Tod hat er die
Feindschaft getötet. 17 Er ist ‘in diese Welt’ gekommen und hat Frieden verkündet – Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in seiner Nähe zu sein.“
Wie viel Feindschaft und Blutvergiessen hätte über die Jahrhunderte vermieden werden können, wenn die Nachfolger des Messias diesen Abschnitt gelesen und verstanden hätten. Ganz klar steht hier, dass die Gemeinde Jesu Christi nicht etwa das Volk Gottes, die Juden, ersetzt hat.
Ganz im Gegenteil! Gottes Volk bleibt Gottes Volk und ist und bleibt besonders für Gott. Aber die Trennwand, die Mauer, die den Rest der Welt
von ihnen abschottete, die ist in Jesus Christus, dem Messias, niedergebrochen worden.
Wir, die wir auf Jesus Christus vertrauen, haben jetzt genau den gleichen
Zugang zu Gott, wie er vorher den Israeliten vorbehalten war. Zusammen
mit ihnen bilden wir jetzt in Gottes Augen einen neuen Menschen, ein
einziges von ihm auserwähltes Volk.
Ermöglicht hat das Jesus Christus, der den Weg zum Vater im Himmel für
alle Menschen aus allen Nationen geöffnet hat (2:18):
„Denn dank Jesus Christus haben wir alle – Juden wie Nichtjuden – durch ein und denselben Geist freien Zutritt zum Vater.“
Immer mal wieder kommt es vor, dass man mit nichtjüdischen Jesusnachfolgern spricht und dann das Gefühl bekommt, dass diese Geschwister
fast ein bisschen bedauern, selber keine Juden zu sein. Damit meine ich
jetzt nicht die Faszination, die von der jüdischen Kultur ausgeht. Die fasziniert mich auch sehr. Aber diese Geschwister haben sehr genau verstanden, dass die Israeliten Gottes auserwähltes Volk sind. Und sie würden
selber auch gern dazu gehören.
Paulus hat hier tolle Neuigkeiten für uns alle: Durch unser Vertrauen auf
Jesus Christus gibt es in Gottes Augen keinen Unterschied mehr zwischen
uns und den Juden. Sowohl sie als auch wir haben im Messias jederzeit
freien Zugang zu Gott. In Gottes neuer Schöpfung, der Gemeinde, gibt es
den alten Unterschied nicht mehr.
Paulus fährt darum fort in
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Eph 2:19-22
„19 Ihr seid jetzt also nicht länger Fremde ohne Bürgerrecht, sondern seid – zusammen mit
allen anderen, die zu seinem heiligem Volk gehören – Bürger des Himmels; ihr gehört zu
Gottes Haus, zu Gottes Familie. 20 Das Fundament des Hauses, in das ihr eingefügt seid,
sind die Apostel und Propheten, und der Eckstein dieses Gebäudes ist Jesus Christus
selbst. 21 Er hält den ganzen Bau zusammen; durch ihn wächst er und wird ein heiliger,
dem Herrn geweihter Tempel. 22 Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt,
in dem Gott durch seinen Geist wohnt.“
Das ist also unser erhabener Stand vor Gott. Obwohl wir nicht zu Gottes
auserwähltem Volk gehören, sind wir nicht nur geduldete Fremdlinge,
sondern mit allen Rechten eingesetzte Mitbürger des Himmels. Wir gehören zu
Gottes Haus, zu seiner Familie. Es besteht kein Grund mehr, dass wir mit verlangenden Augen zu Gottes Volk, zum Haus Israel, hinüberschauen und
uns wünschten, doch auch in Gottes auserwähltes Volk hineingeboren zu
sein, damit die vielen Verheissungen Gottes an sein Volk auch für uns gelten würden. Durch Gottes Messias, also durch Jesus Christus, sind wir genau wie sie zu Gottes Haus, zu seiner Familie, geworden. Eingesetzt als Himmelsbürger. Da gibt es keinen Unterschied mehr zwischen uns. Durch sein
Sterben am Kreuz hat Jesus Christus die uns trennende Mauer niedergerissen und allen Völkern den Weg zum Vater freigemacht.
Um diese profunde Wahrheit weiter zu verdeutlichen, erweitert Paulus in
2:20 das Bild vom Haus, das Gottes erwähltes Volk Israel und wir Christen
nun gemeinsam bilden:
„20 Das Fundament des Hauses, in das ihr eingefügt seid, sind die Apostel und Propheten,
und der Eckstein dieses Gebäudes ist Jesus Christus selbst.“
Denn der Fokuspunkt, den die Propheten seit Hunderten von Jahren im
Auftrag Gottes dem Volk Israel verkündigt haben war derselbe, den die
Apostel im Auftrag desgleichen Gottes auch an uns Heidenvölker weitergegeben haben. Es ging immer um die gleiche Geschichte: Um den Messias,
um Jesus Christus.
Lange Jahre hatte Gott die Menschen auf den Messias vorbereitet. Schon
Adam und Eva hat er gleich nach dem Sündenfall mit der festen Hoffnung auf einen kommenden Erlöser erfüllt (1.Mo 3:15). Diese Hoffnung zog
sich weiter zu Henoch und Noah, zu Abraham und den Patriarchen. Sie
fand einen Höhepunkt in der Zeit von Moses, später unter David, erreichte ein Allzeithoch unter dem alttestamentlichen Evangelisten, dem Propheten Jesaja und klang in den abschliessenden Worten des letzten Propheten Maleachi nach: Die feste Hoffnung, dass Gott seinen Plan ausführen werde. Den Plan, den er vorbereitet hat, um die Trennwand der Sünde zwischen sich und seinem geschaffenen Ebenbild, uns Menschen, wieder zu beseitigen.
Darauf hofften und warteten die gottesfürchtigen Menschen, durch alle
Jahrtausende hindurch. Das war und ist das Fundament des jüdischen
Glaubens. Das war das Zentrum der Botschaft, welche die Propheten in
Gottes Auftrag verkündeten: Der Erlöser, der Messias, der Gesalbte Gottes
wird kommen!
Und dann kamen die Apostel und verkündigten die Erfüllung ebendieser
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Verheissung: Der langersehnte Messias ist gekommen! In Jesus Christus
wurde Gott selber Mensch, lebte unter uns Menschen und liess sich unschuldig am Kreuz töten. Und durch seinen Tod hat er der Folge des Sündenfalls, dem daraus folgenden Fluch des Todes, die Spitze genommen.
Das ist das Fundament der Propheten und der Apostel. Beide reden vom Gleichen.
Beide verkünden die gleiche frohe und frohmachende Botschaft. Beide
drehen sich um den gleichen Eckstein: um Jesus Christus. Er ist der rote Faden,
der sich durch die Geschichte der gesamten Menschheit zieht.
Und darum sagt Paulus über den Messias Jesus Christus ganz logisch in
2:21+22:
„21 Er hält den ganzen Bau zusammen; durch ihn wächst er und wird ein heiliger, dem
Herrn geweihter Tempel. 22 Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in
dem Gott durch seinen Geist wohnt.“
Kommen wir nochmals zurück auf meine eingangs gestellten zwei Fragen:
1. Was genau ist unser Stand vor Gott? Und
2. Worauf begründen wir die Zuversicht, mit der wir uns Gott nähern?
Ich hoffe, das uns allen mit diesem Abschnitt neu, vielleicht auch zum
ersten Mal, bewusst geworden ist, mit welchem Privileg wir als Nachfolger von Jesus Christus leben. Was wir so selbstverständlich annehmen
und ausleben, ist in Wirklichkeit eine ungeheure Sache.
Durch den Messias Jesus Christus haben wir heute vor Gott den gleichen
Stand, der auch seinem auserwählten Volk Israel zusteht. Sein Tod am
Kreuz bewirkte, dass wir Nicht-Sein-Volk zu Sein-Volk geworden sind (Hos 2:25,
1.Ptr 2:9+10). Wir sind nicht mehr länger Fremde und Heiden, sondern Himmelsbürger, zu Gottes Familie gehörend; mit allen Rechten von rechtmässigen
Hausgenossen (2:19).
Und das alles nur durch unseren Glauben, unser Vertrauen auf Gottes Erlöser: den Messias Jesus Christus.
Und damit ist die zweite Frage auch schon beantwortet: Wir dürfen zuversichtlich und mit gutem Mut vor unseren Himmlischen Vater kommen.
Nur ein paar Verse weiter unten (3:6) versichert Paulus das nochmals
ganz deutlich und er spricht dabei von einem offenbarten Geheimnis:
„Die Nichtjuden – ‘darin besteht dieses Geheimnis’ – sind zusammen mit den Juden Erben, bilden zusammen mit ihnen einen Leib und haben zusammen mit ihnen teil an dem,
was Gott seinem Volk zugesagt hat. Das alles ist durch Jesus Christus und mit Hilfe des
Evangeliums Wirklichkeit geworden.“
Und durch Jesus Christus haben wir nun…
„… freudige Zuversicht und den freien Zutritt [zu Gott] in freudigem Vertrauen durch den
Glauben an ihn.“ (Eph 3:12)
Gott hat es so eingerichtet, geplant und ausgeführt, dass nicht nur sein
auserwähltes Volk Israel, sondern auch wir, die wir Jesus Christus vertrauen, mit Zuversicht und ohne Angst in freudigem Vertrauen zu unserem gemeinsamen Vater im Himmel hinzutreten dürfen. Jederzeit.
Amen
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