BIENE_03_012.qxp 11.02.2009 14:44 Uhr Seite 12 SCHWERPUNKT VÖLKERVERMEHRUNG Doppelt hält besser In der Imkerei Beverung werden alle Bienenprodukte, einschließlich der Bienen selbst, verwertet. Die Völkerzahl wird jedes Jahr verdoppelt, das schafft die Möglichkeit, viele überschüssige Völker und Ableger zu verkaufen und so das wirtschaftliche Ergebnis der Imkerei zu verbessern. nenvolk verwertet.“ Mit dem Honigertrag deckt er seine Betriebskosten, aus dem am Entdeckelungswachs haftenden Honig lässt er Met herstellen, Propolis wird zu Tinkturen verarbeitet, viel Pollen wird gewonnen, und ein wichtiges Produkt ist Perga, vergorenes Bienenbrot, für das er Abnehmer in der kosmetischen und in der Pharmaindustrie hat. Dann wären da noch das Wachs, es wird zu Kerzen u.a. verarbeitet, und nicht zuletzt die Bienen selbst, der Verkauf von Völkern und Ablegern belebt das Geschäft. „Völker werde ich immer los, solange noch welche von außerhalb eingeführt werden müssen“, ist Beverung überzeugt. Und bei den heute jährlich auftretenden Völkerverlusten bleibt das wohl ein sicheres Einkommen. Weg zum Berufsimker in schöner Tag, kurz nach der Sommersonnenwende, die Sonne scheint. Ringsum eine ländliche Gegend, eingebettet in eine liebliche Hügellandschaft, bewachsen mit Mischwäldern, Feldern und Grünland – das Weserbergland. Schon von Weitem hört man ein leises, aber konstantes Summen, die Bienen sieht man nicht, sie stehen hinter Büschen versteckt. E Hier in Lügde lebt mit und von den Bienen Klaus Beverung, seines Zeichens Berufsimker, mit seiner Familie. Um die 300 Trachtvölker in Segeberger Magazinen nennt er heute sein Eigen. Das sind nicht unbedingt viele, wenn man eine Familie davon ernähren will, aber, erklärt er: „Man kann von der Imkerei leben, die meisten Imker verkaufen nur Honig, bei uns werden dagegen alle Produkte aus dem Bie- Klaus Beverung, Anfang 50, imkert, seit er zwölf Jahre zählt, und kann somit auf 40 Imkerjahre zurückblicken. Als Abiturient hielt er schon über 50 Völker, und als er später Lebensmittelchemie studierte, brachten ihm um die 100 Völker ein wichtiges Zubrot zum Studium. Nachdem er dann ein paar Jahre in der Industrie gearbeitet hatte, oft nur auf einer halben Stelle, und daneben 150 Völker bewirtschaftete, entschloss er sich 1984, Berufsimker zu werden. Das hieß erst einmal: investieren. Neben dem elterlichen Hof, der heute verpachtet ist, baute er ein modernes Wirtschaftsgebäude für die Imkerei aus, mit 700 m² Gesamtfläche, davon macht allein der Schleuderraum 100 m² aus. So eine Investition will finanziert werden, das zwang ihn, die Völkerzahl auf über 1.000 zu steigern und Hilfskräfte zu beschäftigen. „Viel zu viel Hektik“, meint er heute und geht die Sache inzwischen viel ruhiger an. Unter den Schönen suchte er eine verbundene Seele und fand sie in Melanie, der Imkerstochter aus dem Norden, die im Jahre 2000 ihre Imkerlehre in Celle abschloss, zuerst als Imkerin an seinen Völkern arbeitete und schließlich sein Herz gewann. Heute betreibt Klaus Beverung allein mit seiner Frau Melanie die Imkerei. Das wird zwar in der Saison, wenn es ans Schleudern geht und die Tage vor Bei einem Berufsimker hat alles größere Dimensionen: Rührmaschinen und Honiggefäße im modernen Betriebsgebäude. Die blauen Tonnen enthalten Perga, durch Milchsäuregärung aufgeschlossener Pollen (Bienenbrot). Die Unterbringung des zahlreichen Imkerzubehörs erfordert viel Platz, hier steht die Scheune zur Verfügung. Klaus und Melanie Beverung arbeiten gemeinsam am Bienenstand: Eine Woche nach Einlegen des Absperrgitters zwischen die zwei Brutzargen muss zuerst die Weisel bzw. offene Brut gesucht werden, bevor das Volk geteilt wird; das kostet die meiste Zeit. 12 (108) DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 3/2009 BIENE_03_013.qxp 11.02.2009 14:45 Uhr Seite 13 Sonnenaufgang beginnen, ganz schön eng, aber die Oma kümmert sich dann um die kleine Tochter und hilft. Imkerei hat sich verändert „Wir wandern nicht, sondern betreiben eine reine Standimkerei“, erklärt Beverung, „das Weserbergland bietet zuverlässige Trachten.“ So kann er sich diesen Aufwand sparen und muss lediglich seine ca. 30 Stände im Umkreis von bis zu 40 Kilometern regelmäßig aufsuchen. Dafür reichen ein Kleintransporter und ein Anhänger – trotzdem kommen im Jahr ca. 30.000 Kilometer nur für die Bienen zusammen. Sortenhonige lassen sich hier allerdings nicht ernten: „Es gibt nur krumme und schiefe Flächen, die den Anbau von Massentrachten kaum lohnen, das ist auch ein Vorteil der Gegend.“ So gewinnt Beverung eben Mischhonige: Frühtrachthonig aus Raps, Löwenzahn und Obst, Sommerhonig aus Robinie, Weidenröschen, Brombeere und Faulbaum und Blatthonig von Eichen. Im Durchschnitt trägt ein Volk 30–35 Kilogramm ein. Das hört sich nicht viel an, aber die Pollenentnahme kostet eben auch Honig. „Die Völker sind heute nicht mehr so stark wie früher”, beschreibt Beverung die Situation, „zur Wendezeit konnte ich aus einem Volk sechs bis sieben Ableger bilden, die Völker saßen Anfang Mai auf 15–16 Brutwaben. Jetzt sind die Winter milder, die Trachtbedingungen verändert, und die Völker wintern schwächer aus.“ Völkerzahl verdoppeln Ein Motto der Beverungschen Betriebsweise lautet: „Zu jedem Volk gehört ein Ableger.“ In jedem Jahr wird also die Völkerzahl verdoppelt. Das klingt zwar sehr einfach und schnell gemacht, passiert bei Beverungs aber auch nicht auf einmal. Zuerst werden die Völker begutachtet, und die stärksten nach und nach gruppenweise geteilt. Füllen die Völker etwa zum Anfang der Rapstracht zwei Bruträume mit 14–16 Brutwaben, kommt ein Absperrgitter dazwischen. Eine Woche später wird nach offe- Da ist ja die Weisel; die Zarge, in der sie sitzt, trägt Melanie an einen anderen Platz des Standes, neuer Boden drunter, Deckel drauf — fertig. Aus diesem Volk werden gleich zwei, Deckel ab und erstmal nachgeschaut … ner Brut geschaut und die Zarge mit der Weisel an einen anderen Ort des Standes gestellt. Die Flugbienen fliegen in die weisellose Zarge zurück, die am alten Ort stehen bleibt, diese bekommt eine schlupfreife Zelle bzw. nach der Sommersonnenwende eine begattete Königin. Schon sind aus einem Volk zwei gemacht worden. Beverung schlägt durch diese Methode drei Fliegen mit einer Klappe: Die Völkerzahl wurde ohne großen Aufwand verdoppelt; das Volk ohne Königin braucht erstmal keine Brut mehr zu pflegen und kann sich deshalb voll aufs Honigsammeln konzentrieren; Schwarmkontrolle ist nicht mehr nötig. Und die andere Volkshälfte, die mit der alten Königin? Die verliert zunächst alle Flugbienen, da diese an den alten Ort zurückfliegen. Nach zehn Tagen bekommt sie den zweiten Brutraum und ist dann für die Sommertracht stark und einsetzbar, wenn die Rapsvölker abgearbeitet sind. Einen winzigen Haken hat die Verdopplungsmethode: Man braucht große Mengen an Material. Böden, Zargen, Deckel – von allem benötigt man doppelt so viel, und das muss irgendwo untergebracht werden. Bei Beverungs ist das kein Problem, sie nutzen zusätzlich eine Scheune auf dem elterlichen Hof als Materiallager. Wie geht es dann weiter? Imkerfamilie Beverung mit ihrem munteren Bienchen Lee Ann Fotos: Xandia Stampe DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 3/2009 „Wir füttern nach dem Abschleudern im Sommer ca. 600 Völker ein. Ein Teil wird im Februar über Absperrgitter rückvereinigt“, beschreibt Beverung sein Vorgehen. „Dann sind zwei Weiseln in der Beute, eine muss zur Zeit der Kirschblüte raus. Mit der bilde ich DreiWaben-Ableger, die im April zu verkaufen sind.“ Letzteres gilt auch für die überschüssigen Völker – jedoch nur nach rechtzeitiger Voranmeldung, quasi schon im Winter. Für dieses Jahr sind die 160 Bestellungen schon komplett vergeben. „Der Bedarf ist enorm, aber mehr kann ich nicht weggeben, ein paar Reserven brauche ich auch“, bedauert Klaus Beverung. Da hilft nur: selbst vermehren. Und so schwer ist es ja nicht. Xandia Stampe Der weisellosen Hälfte muss bei Teilung nach der Sommersonnenwende eine begattete Königin zugesetzt werden, damit sie vor dem Herbst noch richtig erstarkt. Sie bleibt am alten Platz stehen und bekommt alle Flugbienen. Alles wird genau notiert. Zum Schluss sind Böden, Weiseln und Deckel vergeben, und die Absperrgitter bleiben übrig … (109) 13
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