Teppichpflege muss maßvoll aber konsequent sein

Gießener Anzeiger
28.2.2015
Teppichpflege muss maßvoll aber konsequent sein
Viele Gebrauchsschäden können leicht verhindert werden – Regelmäßige Kontrolle von Material und nach Verschmutzung
Jeder Teppich, der über Jahre
Freude machen soll, braucht seine
Pflege. Vor allem gute Orientteppiche bedürfen einer besonders
liebevollen und sachgemäßen Behandlung, verkörpern sie doch
gleichzeitig materielle und künstlerische Werte.
Unter Orientteppichen verstehen wir alle im Morgenland gefertigten Teppiche. In den orientalischen Ländern haben sich sehr
unterschiedliche Teppichformen
entwickelt. So lässt sich aus Machart, Muster und Material die Herkunft bestimmen. Zu den Ursprungsländern zählen Persien,
Türkei, Turkmenistan, Afghanistan, Zentralasien und der Kaukasus. Im Mittelalter kamen einige
Teppiche durch die Kreuzritter
nach Europa. Später wurden Teppiche aus dem Orient von Reisenden und Geschäftsleuten als Geschenke nach Europa gebracht,
unter anderem nach Rom oder
Venedig.
Es gibt zwei Extreme, die beide
gleichermaßen falsch sind: zu wenig Pflege und übertriebene Sorg-
falt. Beides kann einen Teppich töten. Die Teppichpflege zuhause
muss maßvoll aber konsequent
sein. Selbstverständlich muss die
Pflege auf die Beanspruchung abgestimmt werden. Zum Entfernen
von Bröseln und Fusseln ist eine
weiche Teppichbürste am besten
geeignet. Den Staubsauger sollte
pro Woche höchstens zweimal
eingesetzt werden. Beim Saugen
empfiehlt es sich, keine Bürsten,
sondern nur glatte Düsen zu verwenden und immer in Florrichtung über den Teppich zu fahren.
Für handgeknüpfte Teppiche ist es
außerdem besser, wenn diese nicht
geschüttelt oder geklopft werden.
Flecken sollten immer möglichst
schnell beseitigt werden. Von Zeit
zu Zeit wird natürlich jeweils eine
intensivere Reinigung, eine Teppichwäsche oder chemische Trockenbehandlung nötig.
Wann sie angebracht ist, sieht
man an hellen Partien und an den
Fransen. Es ist jedoch da von abzuraten, solche Reinigungen ohne
den Rat des Fachmanns auszuführen, denn Material und Farbstoffe
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bedingen je nach Teppich spezifische Reinigungsmittel. Es ist riskant, einfach zum Teppichshampoo zu greifen, denn dieses entzieht der Wolle das schmutzabweisende Fett. Resultat: Der Teppich
muss immer öfter gereinigt werden. Selbstverständlich stehen
Fachleute für Auskünfte und Reinigungsprobleme jederzeit zur
Verfügung.
Viele Gebrauchsschäden können leicht verhindert werden:
Poröse Pflanzentöpfe oder Luftbefeuchter gehören auf eine wasserfeste Unterlage mit Abstand zum
Boden, beispielsweise auf zwei
kleine Holzleisten, Stühle auf
Gleitnägel und schwere Möbelstücke auf Untersätze. Unter Möbeln,
die auf einem Sockel stehen, kann
ein Teppich ersticken.
Vorsicht beim Betreten mit
Straßenschuhen: Scharfkantige
Sand- und Steinpartikel zerstören
die Wollfasern, und selbst saubere
Gummisohlen reißen am Flor und
beschädigen ihn.
Dazu ist es ratsam, sich auch
über die geeignete Teppichunterlage zu informieren: Diese wirkt
nämlich nicht nur als Gleitschutz,
sondern absorbiert auch die Abrollbewegungen des Fußes und
schont so den Teppich.
Ein Orientteppich bewahrt ein
Leben lang seine ursprüngliche
Frische, wenn er regelmäßig auf
die folgenden Punkte kontrolliert
wird.
Verschmutzung
Schmutz und Staub beeinträchtigen nicht nur das Aussehen des
Löst sich der Arretierfaden an einer Fransenreihe auf, öffnen sich bald die ersten Knotenreihen. Im frühen Stadium erkannt, fallen die Reparaturkosten überschaubar aus.
Foto:Teppich-Service Moghaddami
Teppichs, sondern behindern auch
die freie Bewegung der feinen
Florfasern. Damit erhöht sich das
Risiko für Mottenfraß. Wenn die
Fasern des Flors verklebt sind und
sich kleine Staubwolken beim
leichten Klopfen aus dem Teppich
lösen, ist eine fachgerechte Reinigung angesagt, bei welcher der
ganze Teppich sorgfältig gewaschen und wieder getrocknet wird.
Fransen
An beiden Längsseiten bilden die
Fransen die Abschlüsse der Kettfäden. Das Ausfransen wird verhindert, indem die Kettfäden verknotet oder mit einem starken Zwirn
am Ende der letzten Knotenreihe
arretiert werden. Wenn sich dieser
Abschluss aufzulösen beginnt, so
öffnen sich auch bald die ersten
Knotenreihen. Defekte Fransen
beeinträchtigen das Aussehen und
den Wert eines Teppichs. Viele al-
te Teppiche haben kaum noch
Fransen. Bei der Überprüfung des
Zustandes der Fransen sollte darauf geachtet werden, ob sie zum
einen noch fest verknotet sind,
und zum anderen, ob der Arretierfaden noch intakt ist.
Reparaturen in diesem Stadium
kosten wenig und sichern den
Wert des Teppichs. Wenn sich
aber die ersten Knotenreihen bereits gelöst haben, wird das Gesamtbild des Teppichs empfindlich gestört und die Reparatur ist
aufwendiger. Zu lange Fransen
können ohne Weiteres auf die gleiche Länge gekürzt werden, um
einer unregelmäßigen Abnützung
vorzubeugen.
Die Schirasi
Die mit Wolle umwickelten Ränder auf beiden Längsseiten werden
Schirasi genannt. Sie dienen der
Verstärkung der seitlichen Kettfä-
den. Dieser oft aus Wolle minderer Qualität hergestellte Abschluss
ist einer besonders starken Abnützung ausgesetzt.
Falten
Falten können sich durch die Bewegung von Kett- und Schussfäden innerhalb des Teppichs bilden. Vor allem, wenn Kette und
Schuss aus Wolle bestehen. Weist
der Teppich solche Falten auf,
läuft er Gefahr, unregelmäßig abgenützt zu werden: Der Flor kann
an den exponierten Stellen bis auf
die Kette abgewetzt werden.
Durch Waschen und Strecken in
der Spezialreinigung glätten sich
die Falten. In schweren Fällen
wird das überschüssige Material
herausgeschnitten und der Teppich sorgfältig wieder zusammengesetzt.
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Telefon: 06403 - 77 55 51 • Telefax: 06403 - 77 55 49
MOGHADDAMI Teppichservice • Sudetenstrasse 21 • 35440 Linden
Beratungshotline: 0800-966 966 7 • E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9.00 bis 18.30 Uhr
Im Internet: www.moghaddami.de
(c).
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Echte Abhilfe durch fachkundige Waschung
„Man muss zwischen oberflächlicher Teppichreinigung und dem
sorgfältigen Waschen eines Teppichs unterscheiden“, betont Djalal
Moghaddami, Geschäftsführer des
gleichnamigen Serviceunternehmens in Großen-Linden. 1979
kam der gebürtige Perser nach
Deutschland und sieht nun auf
über 40 Jahre Erfahrung im Umgang mit und der Pflege von Teppichen, insbesondere wertvoller
Orientteppiche oder auch antiker
Stücke, zurück. Der Beruf hat in
seiner Familie Tradition, die Eltern,
Onkel und Tanten brachten ihm
die ersten Kniffe bei.
„Tatsächlich gibt es in Hessen
nur eine Handvoll Unternehmen,
die Teppiche wirklich waschen“, so
Moghaddami. „Dazu gehört es
auch, den feinen, fast puderförmigen Sand aus dem Gewebe zu lösen, der auch in einer reinlichen
Wohnung im Teppich, besonders
in Läufern, landet. Während einer
oberflächlichen Reinigung wird
dieser Sand nur noch tiefer in die
Fasern gespült und bildet dort eine
regelrechte Schlammschicht. Passiert so etwas mehrmals, macht es
so eine falsche Reinigung eher
schlimmer, und der Teppich ist fast
nicht mehr zu retten,“ berichtet der
gelernte Teppichknüpfer. Die
Werkstatt in Großen-Linden verfügt zu diesem Zweck eigens über
eine spezielle Entsandungsmaschine. Nachdem der „Patient“ ausgeklopft und von gröberem Schmutz
befreit ist, wird er auf Waschsensiti-
vität, Brüchigkeit und Verfärbungsgrad geprüft und anschließend von
Hand gewaschen. Durch eine
gründliche Wässerung und das
Einbürsten reiner Kernseife werden
die Rückstände schonend gelöst.
Anschließend werden Seife und
Schmutz gründlich aus den Fasern
gespült und herausgestrichen, ehe
die Prozedur bei der Rückseite des
Teppichs wiederholt wird. Nach
der Wäsche wird der Teppich maschinell entwässert und in einem
Trockenraum aufgehängt, wo er
unter Zufuhr von Frischluft in der
Wärme von UV-Lampen schonend
trocknen kann. Trockenzeit und
Temperatur sind entscheidende
Faktoren, damit der Teppich nicht
brüchig und spröde wird. Schließlich findet noch eine abschließende
Qualitätskontrolle statt.
Die meisten Teppichreinigungen
seien lediglich Annahmestellen,
oder verstünden sich nur auf die
vermeintliche Entfernung einzelner
Flecken. „Echte Abhilfe schafft aber
nur das Waschen des Teppichs, und
das bieten nur Wenige“, unterstreicht Moghaddami. Natürlich
müsse zunächst ein Kosten-Nutzen-Vergleich gezogen werden,
denn nicht jeder Kunstfaserteppich
erreiche den Wert dieser mehrstündigen Waschprozedur. Und hier
hört der Service nicht auf: Vom
Spannen über das Abscheren und
die Reparatur der guten Stücke
reicht das Angebot bis zur Beratung
in Versicherungsfällen oder der Erstellung von Gutachten.
(red)