| | Schwerpunkt Wendelin Lampert im Gespräch «Wer nichts zu verbergen hat, muss auch keine Angst vor dem Tarmed haben» Interview Mit der im Rah- übernehmen. Ein Festhalten am bestehenden KVG stellt keine Alternative dar, da damit eine Verdoppelung der Prämien bis 2030 droht, sofern die Steigerungsraten der letzten Jahre beibehalten werden. Liechtenstein hätte den Tarif erst nach dessen Überarbeitung übermen der KVG-Revision genommen? Das Ministerium für Gesellschaft hat planten Tarmed-Einführung am 22. September 2015 in einer Stelist Wendelin Lampert ein lungnahme erklärt, dass der VerSieg gelungen. Er hofft, dass such, den Liechtensteiner Tarif mit Besonders hartnäckig halten Sie zuähnlich stringenten Abrechnungsredamit fehlbare Leistungserdem am Schweizer Tarifsystem Targeln auszustatten wie der Tarmed bringer besser sanktioniert med fest, der mit Zustandekommen sie besitzt, gescheitert sei. Deshalb werden können. der KVG-Revision am 1. Januar 2017 ist die Regierung zur Erkenntnis gein Kraft treten würde. Was erhoffen kommen, dass die gewünschten EfVON DANIELA FRITZ Sie sich von Tarmed? fekte nur mit dem Tarmed erreicht Nach vielen Jahren liegt endlich ein werden können. Durch eine mit der «Volksblatt»: Seit Jahren setzen Sie «Leiturteil» vor, wobei der Liechten- Schweiz identische Tarifstruktur sich im Landtag für eine Revision steinische Krankenkassenverband werden Transparenz und Vergleichdes Krankenversicherungsgesetzes (LKV) von den geforderten 3,4 Milli- barkeit erhöht. Nach dieser Einsicht (KVG) ein. Warum liegt Ihnen das onen Franken leder Regierung ist es Thema so am Herzen? diglich knapp eioffensichtlich, dass «Durch eine mit der Wendelin Lampert: Die Kranken- ne Million erhalan jedem Tag ohne Schweiz identische kassenprämien sind für viele Perso- ten hat. Den AnTarmed schwarze Tarifstruktur werden nen jeden Monat eine grosse Ausga- walt musste der Schafe nur teilweise benposition im Haushaltsbudget. LKV mit Prämiensowie im Extremfall Transparenz und Entsprechend sehe ich es als Pflicht geldern auch noch gar nicht sanktioVergleichbarkeit erhöht.» sämtlicher Landtagsabgeordneter, selbst bezahlen, niert werden können die Krankenkassenprämien mög- e n t s p r e c h e n d und die Verfahren lichst gering zu halten. Dafür kämp- scheint die Schuldfrage zuunguns- mangels Beweisen sehr lange daufe ich, seit ich im Landtag bin, und ten des LKV geklärt zu sein. Ich ken- ern. Ein weiteres Hinauszögern bewar doch immer wieder erstaunt, ne das Urteil nicht im Detail, aber ziehungsweise das Zuwarten, bis die dass meine Ansichten über viele für mich ist dies ein weiteres Indiz Schweiz Tarmed 2.0 erstellt hat, wäJahre im Landtag nicht mehrheitsfä- dafür, dass die Behauptungen an- re jährlich mit zusätzlichen Prämihig waren. Persönlich frage ich mich scheinend nicht mit Beweisen unter- engeldern zu finanzieren. Entspreeffektiv, welche Interessen wurden legt werden konnten. Ansonsten chend habe ich beantragt, dass der beziehungweise werden vertreten, hätte der LKV die geforderten 3,4 gültige Tarmed per 1. Januar 2017 wenn nicht primär die Interessen Millionen Franken erhalten müssen. einzuführen ist. Dieser Antrag wurder Krankenkassenprämienzahler Dies ist aber nicht die Schuld des de von einer Mehrheit im Landtag vertreten werden? Dies gilt übrigens LKV, nach meiner Ansicht ist die Po- unterstützt. nicht nur für den Landtag, denn die litik dafür verantwortlich, dass der Regierung stellt selbst fest, dass in LKV endlich die nötigen Instrumen- Wie erklären Sie sich, dass die Ärzden diversen Kommissionen im Ge- te erhält, um fehlbare Leistungser- tekammer so vehement gegen den sundheitswesen die Interessen der bringer zu sanktionieren. In einem Tarmed ist? Prämienzahler nicht vertreten sind. Rechtsstaat müssen Behauptungen Persönlich kann ich mir dies auch Die Krankenkassenprämien sind ein vor einem Gericht beweisbar sein, nicht erklären, da ich davon ausgeSpiegelbild der Kosten im Gesund- ansonsten gilt die Unschuldsvermu- he, dass die Mehrheit der Ärzte zu heitswesen, und diese Kosten müs- tung, und diese Prinzipien des den weissen Schafen zählt und diese sen von den Prämienzahlern bezie- Rechtstaates gilt es einzuhalten. mit Tarmed endlich die Möglichkeit hungweise dem Staat bezahlt werhätten, die Fakten auf Grundlage eiden. Wenn wir diese Kosten in den Und der Tarmed könnte hier helfen? ner vergleichbaren Transparenz Griff bekommen wollen, müssen wir Die entsprechenden Beweise könn- darzulegen. Somit würden sich etlies via die Revision des Krankenver- ten erbracht werden, wenn wir im che Diskussionen vermeiden lassen. sicherungsgesetzes (KVG) schaffen, Land über eine vergleichbare Trans- Wer nichts zu verbergen hat, muss die Kosten möglichst gering zu hal- parenz mit der Schweiz verfügen auch keine Angst vor Tarmed haben. ten, und trotzdem die gute Qualität würden. Nachdem das Kollektiv im Und wie bereits ausgeführt, wäre beizubehalten. Land naturgemäss klein ist, und es die Beweislage dank der vergleichin der Schweiz bis jetzt noch keiner baren Transparenz vor Gericht auch Was läuft im Gesundheitswesen IhStadt mit 37 000 Einwohnern in den im Sinne aller Beteiligter. rer Meinung nach derzeit schief? Sinn gekommen wäre, einen eigenen Die Kosten in Liechtenstein sind Tarif zu definieren, sollte wir drin- In einer Kleinen Anfrage erkundigmassiv höher als in St. Gallen oder gend – seit 2005 – den Tarif, sprich ten Sie sich über die Möglichkeit Graubünden. Die Tarmed, aus der von Ärzten, für Ihre Praxistätigkeit Sanktionierung «Jedes schwarze Schaf, Schweiz überneh- eine AG zu gründen – was rechtlich von fehlbaren Leismen. Mit der Über- möglich ist. Wo orten Sie hier Probdas wir sanktionieren, t u n g s e r br i n ge r n, nahme von Tarmed leme? müssen wir nicht mehr gemäss Expertenhaben wir die nöti- Wenn ein Arzt für seine Praxistätigmonatlich mit bericht der Regiege vergleichbare keit eine Aktiengesellschaft grünrung handelt es Transparenz, um det, kann er hohe Beiträge an SozialPrämien finanzieren.» sich hierbei um schwarze Schafe zu leistungen sparen. Gemäss Urteil «schwarze Schafe», ist nur teilweise sanktionieren und die Verfahren zu des Verwaltungsgerichtshofes 2013 sowie in Extremsituation möglich, verkürzen. Jedes schwarze Schaf, Nr. 67 wollte ein Arzt statt eines Einund die Verfahren dauern mehrere das wir sanktionieren, müssen wir kommens von mehr als 1,2 Millionen Jahre, was nicht akzeptabel ist. Zu- nicht mehr monatlich mit Kranken- Franken nur noch 300 000 Franken sätzlich sind aber auch wir Prämien- kassenprämien finanzieren. deklarieren. Allein dadurch hätte er zahler gefordert, via einer höheren Beiträge an AHV/IV/FAK von über Franchise und höherem Selbstbe- In der Schweiz wird derzeit aber be- 100 000 Franken pro Jahr eingehalt mehr Eigenverantwortung für reits an einem Tarmed 2.0 getüftelt. spart – also mehr als der durchdie Kosten im Gesundheitswesen zu Wäre es nicht besser gewesen, schnittliche Jahreslohn in diesem Seit Jahren setzt sich der FBP-Abgeordnete Wendelin Lampert im Landtag für eine Reform des Gesundheitswesens ein. (Foto: Michael Zanghellini) Land. Die Entscheidung des Verwal- solche Machenschaften erlauben tungsgerichtshofes ist jedoch nicht können? Ich orte hier massive Probendgültig und wurde an den Staats- leme und werde diese bekämpfen. gerichtshof weitergezogen. Anscheinend ist derjenige Arzt trotz eines Inwiefern handelt ein Arzt in diesteuerpf lichtigen Erwerbs im Um- sem Fall nach dem in letzter Zeit fang von 1 244 290 Franken im Jahr viel zitierten Solidaritätsprinzip? 2010 nicht bereit, ein Jahresbruttoge- Aufgrund des vorab dargelegten Beihalt von 515 394 Franken zu versteu- spiels – einen ähnlichen Fall gibt es ern. Mit solchen Machenschaften auch im Ärztekammervorstand – haben anscheikann sich jeder Lenend auch die zuser selbst ein Bild «Wer dies als solidarisch machen, was gewisständigen Behörden zurecht Müempfindet, muss bereit se Damen und Herhe, und haben unter dem Besein, diese Einkommen ren eingegriffen. Wir griff «Solidarität» mit der monatlichen diskutieren über verstehen. Mich Prämie zu finanzieren.» kann eigentlich nicht eine Sanierung der AHV, weil diemehr viel beeindruse unter anderem cken, seit mir eine über zu wenig Einnahmen verfügt. Ärztin gesagt hat, dass es sich bei eiGleichzeitig stellen wir fest, dass es nem Jahreslohn von 250 000 FranÄrzte gibt, welche zwar ein Einkom- ken um Gotteslohn handle, für den men von mehr als 1,2 Millionen Sie nicht bereit sei zu arbeiten. Für Franken haben, aber dank der Grün- mich hat dies nichts mehr mit Solidung einer AG plötzlich «nur noch» darität zu tun, aber hierzu gibt es 300 000 verdienen. Entsprechend verschiedene Meinungen: All jene, müssen diese auf die Differenz von die dies als solidarisch empfinden, 900 000 Franken keine AHV-Beiträ- müssen bereit sein, diese Einkomge mehr bezahlen. Soll es soweit men mit der monatlichen Krankenkommen, dass wir beispielsweise kassenprämie zu finanzieren. Als die AHV-Renten kürzen müssen, nur Volksvertreter kann ich solche Andamit einige Damen und Herren sich sichten nicht verstehen.
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