Energiegenossenschaft hofft auf 3,25 % Zinsen WINDKRAFT-PROJEKT Zahlreiche Bürger wollen Anteile an der Energieanlage am „Sinner Höfchen“ zeichnen Von Katrin Weber H a i g e r (–). Volle Stadthalle in Haiger: Mit einem derart großen Interesse an der Energie-Genossenschaft Haiger hatten die Verantwortlichen um den Aufsichtsratsvorsitzenden, Haigers Bürgermeister Dr. Gerhard Zoubek (SPD), nicht gerechnet. Weit vor Beginn des Informationsabends am Dienstag mussten die Trennwände im großen Saal beiseite geschoben werden. Ins- gesamt waren über 450 Interessierte aus der ganzen Region gekommen, um das Modell der bürgerschaftlichen Beteiligung an regenerativen Energien kennenzulernen. Am Mittwoch stand das Telefon bei Haigers Bauamtsleiter und Energie-Genossenschafts-Vorstandsmitglied André Münker nicht still. „Das Interesse ist riesig, wir sind begeistert, wie viele Menschen sich in Sachen Windkraft engagieren wollen“, bilanzierte Münker, der mit einem hohen Rücklauf an Beteiligungswünschen der Bürger rechnet. Wie können sich Bürger an dem Windpark Kalteiche, der derzeit am „Sinner Höfchen“ entsteht, beteiligen? Die Frage ist leicht zu beantworten. Interessierte Privatpersonen können in einer ersten Tranche maximal zehn Anteile zu je 500 Euro zeichnen. Davon sind 450 Euro Darlehensanteil und 50 Euro Genossenschaftsanteil. n Wenn der Wind weht wie erhofft, sind 3,25 Prozent Zinsen möglich Der Vorstand und der Aufsichtsrat der Energie-Genossenschaft rechnen fest damit, im Jahr 2013 Zinsen in Höhe von 3,25 Prozent auf den Darlehensanteil und sieben Prozent Dividende auf den Genossenschaftsanteil auszahlen zu können. „Wenn der Wind so weht, wie wir uns das erhoffen, dann können wir diese Beträge sicher ausschütten“, gab sich Martin Mendack vom Vorstand zuversichtlich. Die Darlehenslaufzeit betrage maximal 20 Jahre. Vorgesehen sei, spätestens ab dem 16. Jahr die Darlehen an die Bürger zurückzubezahlen. Finanziert werde der Windpark mit 6,6 Millionen Euro Eigenkapital, das sich aus 4,4 Millionen Euro der HSE aus Darmstadt und 2,2 Millionen Euro der EnergieVorstandsmitglied Hans-Hermann Freischlad (links) im Ge- genossenschaft Haiger zuspräch mit interessierten Bürgern. Zahlreiche Menschen aus der sammensetze. Die restlichen Region könnten sich vorstellen, Anteile an dem Windpark am 23,4 Millionen Euro seien „Sinner Höfchen“ zu erwerben. Fremdkapital, überwiegend Riesiges Interesse: Über 450 Bürger informierten sich über die Investitionsmöglichkeiten in den Windpark am „Sinner Höfchen“. Noch in diesem Jahr soll die erste von sechs Windmühlen Ökostrom produzieren. (Fotos: Katrin Weber) von Banken. Alles in allem sei das Konstrukt der Genossenschaft „sehr konservativ und vorsichtig geplant worden“, erklärte Mendack: Mit möglichst wenig Risiko. So beteiligt sich die Genossenschaft erst an dem Windpark, wenn alle Anlagen fertig gebaut sind und sich drehen. Die Vergütung – nach dem Energieeinspeisegesetz (EEG) beträgt diese 9,27 Cent pro Kilowattstunde – sei für 20 Jahre gesichert. n Wertschöpfung in der Region „Das Genossenschaftsmodell verkörpert in höchstem Maße den demokratischen Entscheidungsprozess. Deshalb haben wir uns für diese Form entschieden“, erläuterte Dr. Zoubek: „Wir wollen Wertschöpfung in und um Haiger herum schaffen.“ Jede der Anlagen ist bis zur Nabe 122,5 Meter hoch. Dort wird der Rotor mit einem Durchmesser von 113 Metern montiert. 10 000 Quadratmeter Fläche haben die Rotoren, wie Diplom-Ingenieur Hans-Hermann Freischlad, Vorstandsmitglied der Genossenschaft und Experte für regenerative Energien, erläuterte. Diese Fläche entspreche eineinhalb Fußballfeldern. Von den sechs Anlagen erwartet die Genossenschaft einen Jahresertrag in Höhe von 35 Millionen Kilowattstunden (kw/h). Zum Vergleich: In Haiger und in den Stadtteilen werden im Jahr 32 Millionen Kilowattstunden verbraucht. „Wir haben einen der besten Windstandorte in Hessen“, berichtete Freischlad. Hinzu komme der günstige Energie-Mix: 1,2 Millionen kw/h würden mit Solarenergie erzeugt, fünf Mio kw/h in Blockheizkraftwerken. Derzeit wird am „Sinner Höfchen“ am Rand der Kalteiche bereits gebaut. Schon bald sollen die ersten Anlagen stehen. „Wir hoffen, dass sich noch in diesem Jahr die ersten Rotoren drehen werden“, sagte Freischlad. Das genossenschaftliche Modell in Haiger ermöglicht jedermann, sich zu engagieren. „Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass die Energiewende in Deutschland klappt“, sagte Bürgermeister Dr. Zoubek und wies auch darauf hin, dass es bei der Beteiligung der Bürger nicht vorrangig um höchstmögli- che Erträge gehe: „Wer diese sucht, der ist hier falsch. Es geht um die Beteiligung und nicht um die Geldanlage, die auf höchsten Ertrag ausgelegt ist.“ Der Energie-Genossenschaft Haiger wird von Beginn an ein Drittel des Windparks gehören. Die Banken, die die 23,4 Mio. Euro zu den 30 Millionen Euro geben, haben keine Eigentumsrechte an dem Windpark, stellte Matthias Heim, der Geschäftsführer der HSE aus Darmstadt, klar. Anteile an der Genossenschaft kann jeder zeichnen, eine räumliche Begrenzung auf Haiger gibt es nicht. Bürger der ganzen Region können sich beteiligen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.energie-haiger.de sowie unter & 02773/8110.
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