Ein Gewinner und ein Verlierer im Winterthurer Parkhausgeschäft

Winterthur
Der Landbote
Dienstag, 23. Februar 2016
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Ein Gewinner und ein Verlierer
im Winterthurer Parkhausgeschäft
Parkhäuser Nach einem verlustreichen Auftakt ist das Parkhaus Teuchelweiher in der Gewinnzone angekommen. Derweil
hat das Bahnhof-Parkhaus wegen der neuen Zufahrt 30 Prozent
Umsatz eingebüsst. Insgesamt scheint der Markt gesättigt.
Keiner der lokalen Parkhaus­
betreiber glaubte, dass es jemals
rentieren würde. Zu gross, zu de­
zentral hiess es. Die Stadt suchte
händeringend nach einem Inves­
tor – und fand ihn erst neun Tage
vor Ablauf der Baubewilligung.
Die Ärzte­Pensionskasse war be­
reit, 15 Millionen Franken in den
Bau des Parkhauses Teuchelwei­
her zu investieren, der Stadt jähr­
lich 150 000 Franken Baurechts­
zins zu zahlen und ein Drittel des
Nettogewinns abzuliefern. Die
Bewohner des Quartiers Wild­
bach­Langgasse freute es. 508
oberirdische Parkplätze ver­
schwanden und wurden durch
450 neue im Untergrund ersetzt.
Einträglicher Winter
Nach einem Verlust im ersten Be­
triebsjahr 2014 wirft das Investi­
tionsobjekt inzwischen Gewinn
ab, wie die Pensionskasse auf
Nachfrage sagt, ohne genaue Zah­
len zu nennen. Nur soviel: Das er­
klärte Renditeziel von 4,5 Prozent
wurde noch nicht erreicht. Die
Auslastung der Parkplätze hat im
Vergleich zum Vorjahr um 20 Pro­
zent zugenommen und schwankt
neu zwischen 40 und 100 Prozent.
Die 150 Plätze der Dauermieter
waren von Anfang an vergeben. Es
gibt sogar eine kleine Warteliste.
Auf den Kurzzeitparkplätzen ist
Samstag der Spitzentag, Sonntag
der flauste Tag. Die Wintermona­
te sind am einträglichsten. «Wir
haben die tiefsten Tarife in der
Stadt», sagt der zuständige Ver­
walter Cris Konrad. Vor allem
Autofahrer aus Seen, dem Tösstal,
Oberi, Wiesendangen und Elgg
nutzen das Parkhaus häufig. Bis
Ende März steht fest, wie viel
Nettogewinn aus dem letzten Be­
triebsjahr in die Erfolgsrechnung
der Stadt abfliesst.
Umverteilung im Gang
Die wachsende Nachfrage im Teu­
chelweiher geht an den übrigen
Parkhäusern in der Stadt nicht
spurlos vorbei. Diesen Schluss
legen die Zahlen der Parkhäuser
Technikum, Theater und Winter­
thur (Axa) nahe, die alle von der
Stadt betrieben werden. Im letz­
ten Jahr verzeichneten sie einen
Rückgang auf 410 000 Zufahrten,
nach 422 000 und 421 000 in den
Vorjahren. Die Entwicklung deu­
tet damit ebenso auf eine Sätti­
gung des Marktes hin wie die Aus­
«Autofahrer brauchen
eine Weile, bis sie
sich umgewöhnt
haben.»
Rolf Zorn,
Betriebsleiter des
Bahnhof-Parkhauses
wertung der Daten des Parkleit­
systems. Demnach sind die Win­
terthurer Parkhäuser nur an den
vorweihnachtlichen Sonntagsver­
käufen voll ausgelastet.
Den derzeit grössten Einbruch
muss das Bahnhof­Parkhaus hin­
nehmen, wenn auch aus anderen
Gründen. «Seit die Einfahrt von
der Zürcherstrasse in die Rudolf­
strasse im April 2014 geschlossen
wurde, hatten wir Umsatzein­
bussen von etwa 30 Prozent»,
sagt Betriebsleiter Rolf Zorn.
Auch nach der Inbetriebnahme
der neuen Doppelrampe auf der
Seite der Wülflingerstrasse liege
die Auslastung noch unter dem
Niveau der Vorjahre. «Autofah­
rer brauchen in der Regel eine
Weile, bis sie sich umgewöhnt
haben», sagt Zorn. Es sei gut
möglich, dass vor allem Auswär­
Das Teuchelweiher-Parkhaus wird immer besser genutzt. 2015 resultierte erstmals ein Gewinn.
tige, die von Zürich her kommen,
die Abzweigung Richtung Rampe
verpassen – «auch weil die Daten
in den Navigationssystemen
nicht immer aktuell sind».
Nach der Eröffnung der neuen
Rampe hätten sich auch Bau­
arbeiten der Stadt im Umfeld
negativ ausgewirkt, Arbeiten, die
nicht wie vereinbart rechtzeitig
fertig geworden seien. Zorn sieht
aber auch Licht am Horizont: Seit
kurzem seien die Auslastungszah­
len wieder leicht steigend.
Zu viele Auflagen
Den ursprünglich geplanten Aus­
bau des Bahnhof­Parkhauses um
70 Parkplätze hat die Bahnhof­
Parkhaus Winterthur AG unter­
Süsse Schreibkunst
ausbildung Confiseure sind
Verführer und brauchen eine
ruhige Hand, um die süssen
Sünden zu dekorieren. Zu
Besuch bei einer Lehrlingsklasse, die sich auf die Werkschau Decorissima vorbereitet.
den es in den verschiedensten Far­
ben gibt. Alain Basquin von der
Confiserie Sprüngli in Dietikon hat
Gelb und drei Grüntöne gewählt,
um zu «emaillieren» – so nennt der
Fachlehrer diese Dekorationstech­
nik. Pablo Meyer von der Kondito­
rei Voland in Steg «marmoriert»
den Schriftzug; und Sibylle Maug­
weiler aus Kleinandelfingen, die
ihre Lehre bei der Wiesendanger
Bäckerei/Konditorei Meier macht,
verziert ihr «Decorissima»­Schild
mit Meeresgetiermotiven. Im
Luftschutzkeller unter der Bäcke­
rei lagert derweil ihre Decorissima­
Torte, die ebenfalls das Motto
Unterwasserwelt hat. Nur noch ei­
nige Details seien nötig, sagt sie.
Der CEO schreibt mit güldener
Füllfeder, der Journalist mit dem
Computer und der Confiseur mit
Schreibschokolade. Ein Pfänn­
chen voll im Wasserbad duftet
schwach beim Lehrerpult. Dann
und wann steht einer oder eine
aus der ruhig arbeitenden Klasse
auf, um das Cornet nachzufüllen
– so sagt der Fachmann dem, was
der Kuchenbacklaie bestenfalls
ein Spritzsäcklein nennen würde.
Zu Besuch im Zimmer U2 der
Berufsbildungsschule, die den
früheren Übernamen Rosthaufen
längst abgelegt hat. Das U2 ist das
Reich der süssen Verführung, re­
giert vom Confiseur­Fachlehrer
Hansueli Elmer. Vor ihm sitzen
rund 30 Zweitjahrstifte, jeder und
jede hat vor sich ein Brettchen, an
denen sie konzentriert arbeiten.
«Regelmässige runde Fäden»
Das Brettchen hatten sie zuvor
mit einer dünnen Schicht «Massa
Ticino» belegt, einer Zuckermas­
se mit Marzipankonsistenz. Da­
rauf schreiben nun alle in ihrer
Façon das Wort «Decorissima».
So heisst die Ausstellung der süs­
sen Künste, die alljährlich in Win­
terthur stattfindet. Ramona Rath
aus Benken, die bei der Confiserie
Vollenweider in der Lehre ist, er­
klärt, weshalb man mit der
Schreibschokolade «Scrivosa» die
besseren Resultate erzielt als mit
simpler geschmolzener Crémant:
«Man kann schöne, regelmässige
und runde Fäden machen. Schog­
gi würde in die Breite verlaufen.»
Diese feinen «Fäden» sind für
viele der Lernenden quasi die Um­
randung, die sie nun kolorieren.
Die meisten benutzen dazu Klar­
gelee, ein glasiger Zuckerschleim,
Eine Torte mit Styroporkern
Vor Weihnachten hatten alle
Zweitjahrstifte von ihrem Lehrer
Hansueli Elmer zwei runde Styro­
porscheiben bekommen, auf
denen sie ihre Tortendekoratio­
nen aufbauten. Manche Lehrbe­
triebe erwarten, dass diese Arbeit
in der Freizeit geschieht, einige
Lehrlinge können während der
Arbeitszeit an ihren Torten wer­
ken. Wie viele Stunden investie­
ren sie in ihr Styroporgebäck?
«Zu viele, um sie zu zählen», sagt
eine Stiftin, «40 Stunden» eine
andere. Der Schlussspurt ist für
alle gleich und startet jetzt.
Denn in zwei Wochen muss al­
les fertig sein, egal ob das Torten­
motto Drache oder Pfadilager ist,
Schützenverein oder Jodelchörli.
In zwei Wochen ist wieder Deco­
rissima, wo auch die Erstjahrstif­
te ihr Können zeigen (vor allem
Schriften und Randgarnituren)
und wo die Lehrabgänger ihre
Schlussarbeiten präsentieren:
völlig freie und fast schon verwe­
mgm
gene Schoggifantasien.
Sogenannte Schreibschokolade wird ins Cornet gefüllt, bevor damit feine Fäden gezeichnet werden. Zu den
Marc Dahinden
Hilfsmitteln gehört auch das Sprayen. Unten ist Alain Basquin hoch konzentriert am Dekorieren.
Die Decorissima findet vom 4. bis
6. März erstmals in der Rennwegturnhalle (bei der Eulachhalle)
statt. Eröffnung am Freitag, 18
Uhr; am Samstag geöffnet von 10
bis 17, am Sonntag 10 bis 16 Uhr.
Melanie Duchene
dessen abgeblasen. Allerdings
nicht, weil sich im Markt eine
Sättigung abzeichnet. «Wir be­
kamen von der Stadt und den SBB
so viele Auflagen, insbesondere
feuerpolizeiliche, dass sich unse­
re budgetierten Kosten verdop­
pelt hätten», sagt Zorn. «Aus die­
sen Gründen mussten wir leider
die Reissleine ziehen.» hit/mcl
Pflegerinnen
übernehmen
Arztaufgaben
gesundheit Wintimed und
ZHAW testen eine vermehrte
Zusammenarbeit zwischen
Pflegefachleuten und Ärzten.
Das Ärztenetzwerk Wintimed
und die Zürcher Hochschule für
angewandte
Wissenschaften
ZHAW starten demnächst laut
dem «Tages­Anzeiger» einen Pi­
lotversuch. Eine Pflegefachper­
son soll Arbeiten in Hausarztpra­
xen übernehmen, der Versuch
wird anschliessend von den For­
schern der ZHAW ausgewertet.
Hintergrund des Versuchs sind
der sich zuspitzende Hausärzte­
mangel und Bestrebungen, den
Pflegeberuf aufzuwerten.
Bereits heute übernehmen
schweizweit einige Hundert Pfle­
gefachleute Aufgaben von Ärzten.
Laut dem Zeitungsbericht sehen
die Wintimed­Ärzte das wichtigs­
te Aufgabengebiet der künftigen
Winterthurer Pflegeexpertinnen
in Hausbesuchen von Patienten.
Unterstützung sei auch bei Spital­
eintritten und ­austritten ge­
wünscht. Laut einem Wintimed­
Sprecher haben Hausärzte wenig
Zeit für Besuche und kennen das
persönliche Umfeld ihrer Patien­
tinnen und Patienten häufig zu
wenig.
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