Uniklinik Jena: Ärzte-Scout weist Nachwuchs den Weg

Uniklinik Jena: Ärzte-Scout weist Nachwuchs den Weg
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Ärzte Zeitung, 02.07.2015 07:16
Ärzte-Scout soll den Weg in die eigene Praxis bahnen
Ein "Pfadfinder" in die ambulante Versorgung arbeitet am Uniklinikum Jena. Die
Wissenschaftlerin begleitet den ärztlichen Nachwuchs und berät auch über
Förderprogramme und -möglichkeiten.
Von Katrin Zeiss
ERFURT. In Thüringen soll ein "Ärztescout" jungen Medizinern die Pfade in die eigene
Praxis bahnen - und zwar schon während des Studiums. Am Universitätsklinikum Jena
(UKJ) ist eine Gesundheitswissenschaftlerin angestellt, deren Aufgabe es ausschließlich ist,
angehende Ärzte für die Tätigkeit in der ambulanten Versorgung in Thüringen zu gewinnen
und sie über die verschiedenen Förderprogramme auf dem Weg in die Niederlassung zu
beraten.
Das Gemeinschaftsprojekt von UKJ, Kassenärztlicher Vereinigung, Landesärztekammer,
Thüringer Sozialministerium und den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen ist
nach Angaben der Beteiligten bundesweit bislang einmalig.
Nicht jedes Fördermodell passt
Stipendien, Zuschüsse im praktischen Jahr oder für Famulaturen, Mentorenprogramme,
Hilfen beim Berufseinstieg - eigentlich mangelt es in Thüringen nicht an
Unterstützungsmöglichkeiten für junge Ärzte, im Gegenteil. Aber nicht bei allen
Nachwuchsmedizinern sind sie bekannt und nicht jedes Fördermodell passt für jeden.
Umso wichtiger seien ein zentraler Ansprechpartner und persönliche Begleitung für
Studenten und Ärzte in Weiterbildung, sagte Annette Rommel, Vorsitzende der KV
Thüringen (KVT), bei der Vorstellung des Projekts. Zudem soll die als "Ärztescout" tätige
Gesundheitswissenschaftlerin Christin Walther persönliche Kontakte zwischen
niedergelassenen Ärzten und Studenten vermitteln und dabei auch Vorbehalte gegenüber
der Tätigkeit in der eigenen Praxis abbauen helfen. Denn die gibt es, hat Rommel
festgestellt. "Eigenverantwortlich eine Praxis zu führen, davor haben viele
Medizinstudenten gewisse Ängste." So gehen etwa derzeit nur zehn bis 15 Prozent der
Jenaer Medizin-Absolventen in die Allgemeinmedizin, um Hausarzt zu werden.
Interesse bei Studierenden ist hoch
Dabei interessieren sich immerhin bis zu 40 Prozent der Jenaer Medizin-Studenten im
sechsten Semester für eine spätere Tätigkeit im ambulanten Bereich, so der Studiendekan
der Medizinischen Fakultät, Orlando Guntinas-Lichius. "Sie sollen natürlich dort auch
möglichst ankommen."
Dazu sei es nötig, sie früher als bisher schon während des Studiums an eine spätere Arbeit
im niedergelassenen Bereich heranzuführen. Das soll in Jena, der einzigen
Ausbildungsstätte für Mediziner in Thüringen, aber nicht nur über das Scout-Projekt
geschehen.
Derzeit wird an der Fakultät das sogenannte neigungsorientierte Medizinstudium aufgebaut,
das für eine praxisnähere Ausbildung sorgen soll. Es orientiert schon im klinischen
Abschnitt stärker auf die von den Studenten gewünschten späteren Arbeitsschwerpunkte etwa auf die ambulante Versorgung. In Jena nehmen jährlich rund 270 junge Leute ein
Medizinstudium auf.
Das Ärztescout-Projekt ist zunächst auf viereinhalb Jahre ausgelegt, danach soll seine
Wirksamkeit überprüft werden. Die Kosten liegen laut den Beteiligten bei knapp 400.000
Euro. KVT und gesetzliche Kassen tragen die Kosten zu gleichen Teilen über den
Strukturfonds, der in diesem Jahr in Thüringen von der KVT erstmals aufgelegt wurde.
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02.07.2015 09:19