Burgdorf : Ermalo bringt neue Jobs

Ermalo bringt neue Jobs
Burgdorf Auf dem früheren Industrieareal der Firma Typon hat sich wieder eine Unternehmung
angesiedelt: die Ermalo AG. Die Hightechfirma zog aus Bösingen zu, produziert Maschinen für den
Weltmarkt und beschäftigt derzeit 22 Personen.
Urs Egli 06:48
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Von Claude Chatelain 05.07.2011
Die Geschäftsleitung: Markus Kasper (links) und Erich Lohner. Bild: Andreas Marbot
«Nein», sagt Erich Lohner lachend, «aus steuerlichen Gründen sind wir nicht aus
dem Kanton Freiburg nach Burgdorf umgezogen.» Da wäre ein Standort im Kanton
Zug sicher die bessere Lösung gewesen. Doch Lohner, CEO der Ermalo AG, zu der
auch die Zehnder & Sommer AG sowie die Pack Pre Sense GmbH gehören, winkt ab:
«In Zug hätten wir wohl Steuerberater, aber kaum Personen mit einem technischen
Hintergrund gefunden, die für uns interessant sind.»
Der bes​sere Arbeitsmarkt und die zen​tralere Lage in der Schweiz waren mit ein
Grund, weshalb sich der Unternehmer für den Standort Burgdorf entschieden hat.
Dazu erklärt Markus Kasper, Vizepräsident der Ermalo AG: «Wenn wir an unserem
früheren Standort in Bösingen einen Konstrukteur suchten, bewarben sich zwei
Personen. Hier erhielten wir 35 bis 40 Bewerbungen von gut ausgebildeten
Personen.»
Zwischen Weihnachten und Neujahr seien gleich vier Mitarbeiter angestellt worden.
Aktuell beschäftigt die Ermalo AG 22 Fachleute. Erich Lohner ist überzeugt, dass
seine Firma «aus eigener Kraft kontinuierlich wachsen wird». Denn was die Zehnder
& Sommer AG produziert, ist Hightech.
Die Maschinen werden in den Bereichen Automobilbau, Elektronik, Kontakt- und
Leitertechnik, Kosmetik, Pharma, Haushalt, Bautechnik, Verpackung und Uhren
eingesetzt. Die Vorschubtechnik ist dort nötig, wo einer Maschine, die zum Beispiel
Nespressokapseln herstellt, Bleche oder Folien zugeführt werden. Aus diesem
Material werden dann Kapseln oder andere Teile herausgestanzt.
«Damit eine Maschine präzis arbeitet und während zwanzig Jahren funktioniert, ist
absolute Spitzentechnologie nötig», betont der ETH-Ingenieur, der die Firma vor
drei Jahren übernommen hat, und ergänzt: «Hier unterscheidet sich die Schweizer
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27.01.16, 20:36
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Technologie von der indischen Kopie.» Aber Lohner sagt auch, es gebe zwei
Konkurrenten auf dem Markt, die noch hochwertigere Produkte herstellen würden.
Diese könnten zwar 10 Prozent schneller produzieren, seien aber auch zwei- bis
dreimal teurer. «Deshalb können wir mit unseren Produkten auch preislich
mithalten. Denn unsere Kunden sagen, sie bräuchten nicht zwingend einen Ferrari,
ein BMW oder ein Mercedes genüge ihnen», sinniert der 51-jährige Firmenchef, der
im Kanton Schwyz wohnt.
Der zu starke Franken
Bezüglich der Preise stellt sich die Frage: Wie wurde die Ermalo AG, die ihre
Produkte zu 80 Prozent exportiert, von der Aufhebung des Euromindestkurses
getroffen? Weil die Kunden die Maschinen weit vor dem 15. Januar 2015 bestellt,
aber nach diesem Datum erhalten hätten, «hatten wir 20 Prozent weniger
Einnahmen in der Kasse», erklärt Lohner, der sofort die Preise der Maschinen
teilweise um 40 Prozent erhöhte. Natürlich sei er vor diesem Schritt gewarnt worden.
Und tatsächlich seien auch Kunden abgesprungen, die aus Protest nicht mehr bestellt
hätten. Mittlerweile würden etliche wieder zu den Bestellern gehören. Denn: «Wenn
sie ein zuverlässiges Produkt erhalten, das täglich Millionen von Elektroteilen
produziert, fällt ein Mehrpreis von 5000 Euro nicht so ins Gewicht.» Die Maschinen,
die jetzt seit Ende letzten Jahres in Burgdorf produziert werden, kosten zwischen
10'000 und 100'000 Franken.
Zuerst nicht willkommen
«Wir arbeiten für die Weltmarktführer, die Qualität, Zuverlässigkeit und einen
Service auf höchstem Niveau fordern. Dies kann man nur mit Mitarbeitern erreichen,
die mit Leidenschaft dabei sind», betont Geschäftsleitungsmitglied Markus Kasper.
Erfüllt habe sich die Hoffnung, dass in der Region Burgdorf-Solothurn ein gutes
Industrie-Know-how vorhanden sei, «von dem wir profitieren können».
Ein Wermutstropfen ist aber, dass Burgdorf als Fachhochschulstandort keine
Zukunft haben dürfte. «Wir hofften auf einen Austausch mit Studierenden, auf
Wissenstransfer und Start-ups. Auch hatten wir die Idee, mit der Fachhochschule
mechanische oder elektronische Steuerungskomponenten für unsere
Vorschubtechnik zu entwickeln», erklärt Kasper.
Übrigens: Dass sich Erich Lohner und Markus Kasper für den Standort Burgdorf
entschieden haben, stand trotz idealen Räumlichkeiten nicht sofort fest. «Wären wir
an anderen Orten mit offenen Armen empfangen worden, hiess es in Burgdorf vorab,
wir müssten zuerst diverse Auflagen erfüllen, bis wir uns niederlassen könnten»,
nervt sich Kasper noch heute.
Erst als Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch interveniert habe, sei der Umzug ihrer
Firma von Bösingen nach Burgdorf zu einem guten Ende ge​kommen. (Berner
Zeitung)
(Erstellt: 27.01.2016, 06:48 Uhr)
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