LIEBEN MUBT nu MICH!

Kapl'teJ II
LIEBEN MUBT
nu
MICH!
Elemente von Gewalt und Protest in der Liebe
W"Ill!
"in"
1Il.11l
11Ir Liebe ge/wlInw'n w('rd('11
kill1n.
d(1Il11
ist die H('lif'hllllg
Sdche des Rechts und der R(>cht]osigkeit und nicht nur eine Frage
Seins'. In Vulks]iedern k()mmt die Licbe in
schjf~df_'I1en
ihn~n
VCI-'
Facetten vor. unci sehr oft geht es nicht um die hannoni-
scrw unci harmonisierende Liebe, sondern um den konflikt in der Liebe.
Ls scheint. daD die viel faltigen und rediistischen Aspekte der Liebe die
\'olkslieder mehr als deren reines Lob intel-essieren. 1 Daher bDden. die
l1:t
Ger Liebe lusammenhiingenden Emotionen wie Rache und Behen--
ScI-iUng sowie Aspekte der scheinbarpl1 liebe. wie Verfiihrung und Mord,
-';:~fn
wichtigen Teil der Volkslieder und bes. der Volksballaden, Logi-
:,ci1en\cise sind Gewalt.
Beherrschung
und
Enteignung
in
df'r
Liebe
\\ ichtigp Themen der Lieder.
Die Gewdit war und ist ein Teil der Liehe. Sie exist.iert sagar in der
\()rsty]]ung
von
Cupid,
der
Liebe
.,..:rschieHt.. 2 1m Leben unO Denken
",;clrie.
in
Form
von
Pfeilen
dbcr Gewalt keine einf'ache kate-
I:s ist scinviprig, einen iogischen Stdl1dpunkt gegeniiber del- Ge-
\\ dlt einzunehmen. :)l1J1('
1. Prof, Lut.l. Rcihl'ich
2. Pn)f
j:-;t
symbolisch
!m
III
hestimnwn von wpm.
p",,..,,onJIc:ht"n
C"sprioich
Lutz Ri)hrlch lrn p ... ,.."iinllch.,n G",spriich
1-1
gegf'l1
I.R '/ .
1'1')"
,yen
.,Irwm
und
in
VergJeich
welcher Form Gewalt ausgeUbt vvird. Daneben muD man auch beantworten konnen: wozu die Gewalt? Sie kann zur Selbst-Durchsetzung
oder zur Selbst-Verteidigung bzw. Befreiung benutzt werden: in diesen
btoiden Fallen verlangt sie aber nach einer unterschiedlichen Beurteilung.
Wichtig ist auch zu wissen. wohe," die Gewalt eines Individuums? Bei dieser
ist zu fragen, ob eine 'rechtliche' oder gegebene, d.h. die Gewalt der
Herrschenden ausgeUbt wird oder ist die Gegengewalt, d.h .. die Gewait
der rebellischen Gedanken oder ob sie eine Sache der Notwendigkeit ein momentanes Phanomen ist. Die Antworten auf diese Fragen sind
eng
mit
gesellschaftlichen
Machtstrukturen
geknUpft und
sind
gleichzeitig die gesellschaftliche Moralitat der Gewait. Dieser komplizierte Charakter der Gewalt wird in Volksliedern poetisch ausgedrUckt
und deren Analyse zeigt, von welchem Standpunkt aus dies geschieht.
Im
Kontext. rHeser St.udie der Volkslieder ist die Unt.ersuchung
der
Darst.ellung von gewilnschter bzw. notwendiger Gewalt sehr wichtig.
Die Gewalt in der Liebe ist noch ein besonderer Aspekt der GewaIt,
\yobei sie nicht nur durch physische sondern mit verschiedenartigen
jdeologischen und symbolischen Mitteln ausgeUbt wird. Die VerfUhrung,
z.B .. ist auch Gewalt gegen die Leichtgliiubigkeit der
Anden~n
und wird
durch gesellschaftlich ais 'anziehend' verstandene Attribute ausgefUhrt.
"Venn ein Madchen von dem Feder- und Huttragenden Jager oder in
diesen Zeiten von einem Sport wagen fahrenden jungen Mann verfU}ll"t
wird. dann stecken dahinter eine Reihe von Denkmustern und gesellschaftlichen Vorstellungen von einer attraktiven Person. Das Bild eines
jagers ais anziehungsfiihig wurde durch Marchen, Lieder, sowie durch
seinen hoheren gesellschaftlichen Status popularisiert, genauso wie das
Bild eines jungen Manns in einem bestimmt.en Autos oder Jeans durch
die Werbung als dnziehend popularisiert wird. Diese Bilder und
VOT-
stellungen spJeJen dann eJne Rolle In der Wlrklichkeit ; man kann da-
- 35 -
mit ieben-lieben-verfiJhren
die Absichten verstecken sieh hinter dem
auBerlichen Bil d.
Die VerfUhrung ist in einem gewissen Slnne insofern ein z weiseitiger
Prozef3. aJ s die/ der Verflihrte auch an die
~littel
der / des Verflihrenrlen
glaubt. Trotz ihrer unterschiedlichen Positionen sind sie in ihren gesl'llschaftlichen Vorstellungen und Bestrebungen einig. Auf piner anderen Fbene kann die Gewalt eine rohe Form der zeitgenossischen Normp.n haben. Ein Ritter braucht nicht unbedingt attraktiv zu sein. urn
seine \;lagd verflihren zu konnen odeI' ein Chef braucht auch nicht die
Anziehungskraft urn seine Sekretarin ausnutzen zu konnen. Ihre Macht
! iegt cinerseits in ihrem Status und andererseits in dem Selbstwertge-
fiih! einer ~lagd bzw. einer Sekretarin. Obwohl der Ritter bzw.
der
Chef und die Magd bzw. die Skretarin an zwei ungleichmaRigen Positi:mpl1
in dieser Normenstruktur st.ehen. sind sie sich in ihrem Verstand-
nis und manchmflJ [inverstandnis dieser Nonnen einig.
Die Beherrschung ist ein anderer Aspekt del' Liebe. Hier ist Beherrsc:hung
il11
materiellen
sowie
im
emotionaJen
Sinne
gemeint.
Der
'\lensch ist das einzige Lebewesen. das so viel beherrscht und Immer
'~,)"h mehr strebt. Er beherrscht das Land. die Baume. die Walder, die
S("Ol1.
das
.\leer, die Tiere
- er beherrscht sogar
andere
Menschen.
Danebel1 :)rcinet der ~lensch die Gesellsehaft naeh dem Gesichtspunkt
dpr Behen'schung : der/riie vie]
herr~cht,
kdnn auch Uber andere ~Ien­
sehen verfUgen, die weniger besitzen.
1m J...:ontext rier Liebe und liebesbeziehung hat das BehelTschen mindestPI1S Iweierlei Bedeutung: 'to possess' and 'to be posst-?ssin:'. Die erste. 'to posses', verlangt sofort die Frage: 'wen oder was besitzt man?'
~citilrlich. im Kontext del' Liebe
dt'l1
Liebcndt:n. Die Beherrschung des
/\nderen ist aber eng mit dnderpl1 Formen der Beherrschung des I ndivi-
:~;ms
\i")"',\
andt: wer viel LJnd besitzt.. beherrscht auch die Menschen,
die darauf arbciten:
5ein"
vver
viele
Arbeitsplatze
besitzt.
beherrscht auch
Arbeitnehmer. Die Bcziehung cit'r LiE'll(:' finder. innerhalb der Be-
herrschungsbeziehungen statt.
Der. der mit Feder und Hut bz w.
mit
Sportauto verfiihrt ist auch der. der diese Sdchen besitzen kann und die
\'el-fLihrten sind oft diejenigen, die die symbolische Kraft dieser mater:{··j!en
Dinge nieht besitzen konnen.
J.llen von
~Linner
Deswegen konnen die Frauen in
dominierten Gesellschaften 'beherrscht' werden. Die
Selhstverstandlichkeit dieser Situation wini in Frage gestellt, sobald die
lntensitat der GefUhle und des GJaubens sie nicht akzeptieren will.
Der Begriff 'to be possessive' ist ein emotionaler und
geistiger Zu-
st.and. Es druckt den Wunsch aUs. den Geliebten nur fUr sich selbst zu
haben: anders gesagt. der Wunsch den Anderen zu beherrschen. Daher
:s~
cs moglich, daB es der \Vunsch derer i::;t. die nicht behelTschen. Be-
·;;t/gier
orLickt
aueh
die
Angst
aus.
dan
der/die
Geliebte
weggehen
kimn. III dicsem Sinnp wirkt 5i": sir:h ,Ul:;h ills fifpl-sucht auf aIle ande:'C'11
pot.pntiellen Liebhaber lies/dc)' G,';;eLt'::l ,
'jl:':-
Vorstellung yon
\Linnr~rn
als
ej:ll'
Diese Emot.ion ist in
<iUS.
natiil'iiche und un;\crsdlc figen-
schaft del' Frauen popularisiel-t wurd':J1. Dci::; bf'rUhmte Zit.at. von Shakespeare "Jealousy thy name is woman" identifiziert die Frau mit der Eifersueht. als ob sie nur ein BUndel davol1 warp. Trotzalledf'm. der Versuch zu bestimmen. ob die Manner oder die Frauen yon ~atur
dUS
ei-
fer::;iichtig sind. ist. vprWilTelld. Es ist entwpdCl- del- \Vul1sch den Ande'
:-"'11
ZU
rwhen-schen odel- dip Angst. dcn Gel jpbtcn
ZlI
ved iel'en.
\Iit. der Bcherrschung ist auch die Enteignung vcrbul1ckn. Das Recht zu
twlll'rrschen ist auch das Recht (anden'J pnteignen
Zll
kOllJ1PI1. ~ach der
licbe:-;worfllitiit gewinnt man auch Rcchtp UbPl- cinandcr: man kann abel'
dt'll
IU
l':
Anderen diesel- Recht£' enteigl1!'Il oder pinfach die [rLlubnis wl~iter
liclwJ1 ('nt.Ji('hpJ1.
Bpi der Vf'rfiihrung I..H. 'v\f'l'rit:n von {'in(,l1l Punkt
,ji,-, Recht(' der Vt'rfUhrten von (k:1~ Vl'rfiihrendi:n nieht. dnerkannt. In
;" r Lpbesbf'ziehung ist es ilLieh senl- wichtig, ,ver wen ,vann warum
.. ~(:
\\1,'
jipspn
Y:)!l
r);-~riff(
D;.·s,
gcist~ichen
Recht(' el1t('ignpt. lind pnteignen kann.
und dep'n YrTstiindnls sind nur gcfarbte Brillcn, durch
:ii,' die Lieder betTachtet und interpretiert werden. DdS
:lbpr <ias ForschungsfeJd - die Lieder
JL':'
L:~d
\\'ir "' prstlchf'n, dllrch die InU,I-pretatiu!1
Geist der Licdermacher.
H:rstehen,
Lli
wichtigste ist
wie
die
llnbe-
."anntYn liedermdcher der Volker die: Frdu \L:Il11l Bcziehung w<lhrgenom"
1111'11
naben. wogegen protestiert wirci unci
vvdS
fiir eine Vorst.ellllng der
\'('riind,>rung allsgedriickt wird. F:dwdrd W. Said's
~lejnllng
ist
wichtig
in diesem Kontext :
:,lursp
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<:UldL~d by
f>xr:hJngf> within
it. Js
nul 'u-ulh'
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{"in Lied ist J.:.!'in hjstorisr.ht'r Text lib!::'r che ZusUinde del'
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PS
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c:lr-
bestinJ!11t Pill
l\l/~nschen
geschichtliclles DoklJment
/"! ; <ctisdH'lJ Allsdriicke LJnd Schnsiic:hte der ;\ft'l1schen. Wir vcrsllchen.
;Iurch riil' Interpretation der Ucdcr (fjes('
Mich!'
Diesps Kapite] 'Lieben ;vluBt Du
'llit
.'. i:~ d
sngen(ll~ntf'l1
. L.,
Rj~t.l':-
I:. ell- r de s
,Jager
Rcchts
Zli
\·('rstrhen.
jWSChdftigt. sich hilUpt.sachlich
lind R;"iuherlicriern und
un d
der
Recht.l (lsi g k (.? it,
balladen. Diese
der
Gl'W al
t.
II nd
C- '.'.d;:losigkeit, der BehelTschung und Lnt.eignung, der Auslwutung unci
in Rebel lion der Schurken und Heiden. vVir werden iluch versuchen, ob
,,\;r :lit' GrUnGe solcher DarsteJlung bcstimmen kiillnen , weil die Politik
',,,- LC8e ;::d:t in ei:wm Vakuum ('xist.icrt.
Di('S('S
Kdpitcl ist. in fulgcnde Tcilc
g('~:lil'd('rt
[T
OJ(' :--':nrmpn. rile allch dllrch ihrp Ausnahmen hestat.igt. werden
II :'
Die Ausnahmen. die durch ihl-en Glauben gerechtfl'rtigt werdf'n
11.3
Dip Ht·lden. die wegen ihrer Taten ideaiisiert werden
II.:1.
Die
Norrrt.en..
die
auch
durch
Ausn.ahrrt.en. bestfi.tigt -vverden.:
Pt~n.rorn l>g~XI->)] !,i_(:k~!..r.l
1. Es t.hat. eln Mddel frUh dufst.ehen
Drt"tvl~rt~1
Stund
SIt> wallt. elnrnrll
V(),·
T'II,;.
sprlzieren gehen.
\Vol In clem grUnen WaJd.
Unci als sie nach dern \Valde karT!.
Beg .. gn .. t' Ih,' .. In Jagersknecht.
'Fi. 'vL.i<if' I geh' rnir nicht. 1m \Vrlld.
Dart.
1.
Es
Ubt
woll!
Int'in
ein
Herr
Hi.: .. ,-
ein
Recht....).
jflgen
Glng In cia,,; T annenhol
na
sein
L.
triff!. er auf dern \"ege
\'1;idch~n.
dfl~
.~phr
stCllL'
\Vohlan, du huLsches \-lddchen
w(Jhln ,tu 'v(;i,I(·h ... "
"I,,]/.
ihre
l
~!n
In cI<ls Tannenholz
3. Gehst. du
hln
7.U
delnem Vet.er
In cia ... Ti'lnnenhol7.
de!n Ehre sollst. du li'lssen
bpj elnern Jager
81.01
z. 5
Eln Jager aus Churpfalz
der reit.et. durch den grUnen Wald.
pr'
·,,·hi.,Rt
da \Vlldpr .. t
hpr.
glelch w-Ie es Ihlll gefallt.."
Die Situation des Treffens selbst ist. konfliktpdigend. Tatsdchlich
gr'sl'
hen, ist. es ein Konflikt der Recht.e im \Vald : das Miidchen, das in <if',~ahe
des Waldes wohnt, will verstandlicherweise in dem Wald
SiJd
zieren bzw. Brombeeren pflticken gehen, wird aber von dem Jagt;rs
knecht darauf hingewiesen, daB sein Herr (der Jager) auf alles im \Vdld
ein Recht hat. Auf del' anderen Seite gehort dem Jager der \Vald. h'
kann auf alles im Wald schieBen und wenn er einem Madchen in sejnero Wald begegnet, verlangt er, daB es fUr sein 'da sein' bezahlt
so'
gar mit sich selbst. Ocr Jager besitzt also das Recht tiber den \'lald
und tiber alles andel'e' in dem Wald : ein Madchen gehort allch dazu es kann auch gejagt werden. Der Besitz des Waldes wird dadurch ('in
S. LIed Nr. 151 In: Ebd. 5.169
6. Zltiert. In Brlglt.t.e Ernrnrlch
Muth, Muth' Franken ... In:
5.92
- 40 -
\\ i,:htigcr rakt.or in dl'r Hczi('hllng des Jiig(\rs
I.U
dCIl1
~Lidclll'l1
\.1\
I;
der Ent.scheidung, in den Wale! zu gehen, hat das Miidchen aJJe Rechte.
auch tiber sich selbst. verI oren und kann keine freie Entscheidung mehr
treffen. Dies ist eine extreme Situation. bei der einer (der Jaged all c
Recht.e hat. und der anden' (das M;idchen) Uberhaupt keine. Vor a!j"nl
muB das Madchen fUr seinp Schuld mit. nichts weniger ais seiner Thr("
bczahlen. Die biologische Seit.e riel" Beziehung st.eht. schon am
·\:~f.!ng
unt.er den Vorzeichen des Recht.s unci der Recht.losigkeit..
Die Sit.uation kann auch andere Nuancen hahen. wooei der Jager niehl
die Ehre des \1adchens als Bezahlung verlangt, sondern auf anclenTf'!!
'vVeise :
c ..... )
"Vas begpgnpt. lhrn auf der grUnpn Heide?
Eln \;Hidchen In schneewelsem Klelde.
Er wollte sle nehmen zur Eh',7
Die Tat.sache bleibt. aber, daB der Jager das Madchen "zur Eh'"
l1('hnw11
wollte ; nur sein Wille ist. wicht.ig unci bedeut.ungsvoll.
Trotz dieser Unterschiede in ihren Positionen treten das Atadchen unci
del' Jager als A1enschen in diese SitlJation hinein, d.h., rod Erootionen
und Vernunft, Mut und Feigheit . GJaLJben und Aberglauben U.a .. Daher
gibt es mehrere Moglichkeiten, wie die Situation sich entT,1·kkein Kann.
wie z.E. :
c ....... )
Eh' Ich meln Ehr' were! lassen
bel elnem jag€'r st.olz..
vlel
7. Lied
~r.152 In:
Ileber "",III !ch meiden
Deitsch€' Volkslleder mit lhren Melodlen 7.Bcl. S.187
- 41 -
das Silbpr und
dflS
Gold.
Er zog von selnem FInger
eln goldnes Rlngleln.
51eh' da clu hUbsches Madc:hen.
das solI opln Denkmal seln.
\Vas soil
Ich mit
clem Ring .. ?
Kann Ich nlcht werden deln.
Leg Ihn in df>lnPTI KI'Istf"n,
Ins T annf'T1hol z
hlneln. 8
In diesem Lied. genannt »Der ]1iger im Tannenholz«. will das \lii(klwl1
seine Fhre nicht verlieren und meidet dafUr aueh Silber und Gold. A:s
trotzriem pin Ring angeboten win!. driickt es ganz klar die \Vrthrheit
aus : »Kann ich nicht werden dein'(, Die Bf'7.iehung zv,·isci1f'll rkn heiden
ist nicht. mi)glich und die Konsequenzen einer GeschlPchtsvprhindung in
dieser Situation sind ihm k Ial-.
Es kann auch sein, daB das Madchen sich ohne Prot.est hingibt :
Sle set7.e-n skh bf'lsammen
wahl zwel oder drlt.thalb St.und
sle sanen. his df"r hellp :\1org .. n.
bis der helle MarMen. tiber st@ IIchten.
<}
Bemerkenswert ist die Ballade »Der Nachtjager«, in der del' ]ager
dilS
\1adchen wahrend des Prozess der Jagd findet. Die Bildsprachf:' dieser
8. Lied 'Sr.151
In: Ebd. 5.169
9. Ehcl.
42 -
Sallade bringt die
Rrlltalitiit.
dil~
in
ancien'Tl
vprst.f'ckt
h:"iL"
zlIm Ausdruck
(.
....
)
:L Es sprang seln HUndeleln \"ohl urn den
SU'i111.,'h,
Da sprang "'in schwarzbraunes l'vlagdeJeln hf>riiu,,:,
1.
'SchwrtrzhrdUflf>S
2>,
'Delne groBe Hunde, die belAen mlch
Magdeleln, ent.sprlng du Tnlr nichL.
Ja
nlcht..
Denn sle kennen melne hohen SprUnge ja nlcht',
6, 'Und delne hohen SprUnge, dIe kennen sle ja
wohl,
Denn sle wissen. daB du heut.e noch sterben sells', ,('
IIierbei begcgnet del' Jager einem Madchen. dds nicht illl
11101'a]
isch"n
Sinne (symbolisiert durch wcif3es Kleid) bezeichnct wird. sonr1rrnals auf
sich selbst stolz. Es winl rlurch die Farhe SchH'arzbnwn chill-akterisiert
was auf der cincn Scite scit clem 16.Jh, als Sch()nheitsideal gilt unci tluf
der anderen Seite eine Dirne symbolisiert, die fUr Geld zu kaufl~n ist
symbolisiert. ll Sie ist ein unbeugsames
SprUnge. d. h. die Eihigkeit
dUS
Madchen. das an
ihre hohen
dieser Situation entfl iehen zu kbnnen.
vertraut und tritt als gleichtgechtigter Gegener in den Konfiikt i1inein,
Der Jager - in dieser Situation - betrachtet das Madchen weiter al s ein
gcjagtes Tier und droht. ihm mit seinen Hunden. Obwohl dieser ]ager
dnders als die anderen ist. die entweder von einem Madchen die Ehre
als Bczahlung verlangen oder ihm die Ehre mit einem Ring LC7.dhlcn
wollen, scheilwn lIandlung und das Benehmen aller Jager ahnlidl, Dils
H'esen ihres Denkens liegt darin. daB sie ein Recht au{ das "Litlchen
10. Lied Nr.
In: Ebd.
S.156
11. Slehe: Lutz Rohrich: Del' Wandel des Frauenbildes 1m Volk~Jjf>d Tn:
Festschrift fUr Ernst. Klusen zurn 57, Geburtstag S.
- 43 -
lvie auf
die von ihnen gejagten Tiere haben llnci es auf irgf'nrif'ine \\ 'I'isl'
besitzen konnen. Die Unterschiede des Handelns sind die Unterschiede
in ihrer Wesensart llnd Personlichkeit; hinsichtlich ihres GJaubens llncl
SelbstbewuBtseins aber sind sie Verwandte.
Die Madchen auf der anderen Seite werden in ihrer Vielfiiltigkeit dar
gestellt.: von dem. das unbeugsam bleibt und lieber st.erhcn will als
des jagermanns Forderungen zu akzept.ieren bis zu demo das so l1ai\
ist.. daB es, als es nach 'dreivierteJ jahr' ein Kind gebart.. aut' fnlgende
Weise reagiert,:
Sle sah das Knableln -wundernd an:
'EI, el. was hab'n -wlr gethan?
SInd das nicht. die Bromme! b@eren.
E1. pi, el, die Brommelbeeren.
Die wir gepflUcket han? 12
Die Frauen in jagerliedern und -balladen versuchen auf unt.erschiedl iche
Weise tiber ihre
rechtlose
Position hinauszuwachsen.
Sie
konnen
in
manchen Fallen auch den Jager schweigsam akzept.ieren. aber fast nip.
indem sie dabei glUcklich sind,
Der Jager set.zt sich durch, mit physischer, bewaffneter Ge\yalt. [r
12. Lied Nr.147 In: Deutsche Volkslieder mit Ihren Melodien 7.Bd, S,70
- 44 -
benutzt seine Gewalt auch wenn er selbst (ausnahmsweisel verschlafen,
d.h., »seine Mannlichkeit nicht ausgenutzt (hatl«.13
S. Sie setzen sic:h beide zllsammen
und hielten zal'tlich urnfangen,
bis daB del' Tag anbl'ach.
6. 'Wohlauf rneln Jdger, es 1st schon Tag,
du hast geschlafen, lch hab gewacht,
elne Jungfrau bin Ich noch.·
7. Das tat den Jager verdrie8en,
erst woUt er das I\,ladchen erschleBen,
wei! sle so reden tat.
14
Durch diese Ballade "Verschlafener Jager« bekommt auch das scheinbar
schweigsame Akzeptieren des Madchens eine neue Bedeutung, indem es
:-;agt 'ich hab gewacht'. VerstandJic!wrweise ist. es schweigsam gewesen,
weil es der Ivlacht des Jagers nicht widerstehen konnte, ist aber froh,
d,IiI del' Jager verschlafen hat. Der ]ager ist aber typischenveise bereit,
das NIadchen j~t.zt. mit Waffengewalt. zum Schweigen Zll bringen.
Es scheint, daB in den jagerballaden Gewalt der vVaffen. Stdtlls und
Reichtllm des jagers die unbedingten
~littel
und Teile des Prozesses
der Liebes- bzw. Sexualbeziehung sind. Die Anfange der Balladen sind
iihniich in dem Sinne, daB ein Jager einem Madchen im W did begegnet.,
es gegen oder ohne seinen Wille haben will; und unt.erschiedlich in dem
Sinne, daB die Frauen auf verschiedene Weisen zu entfliehen versuchen.
Wir werden jet.zt sehen, wie diese und jene HandJungen
Zll
Ende kom'
men.
In der Ballade »Der Nachtjager«, in der die Bildsprache besonders st.ark
und gpwaltatig ist, wird rias Madchen stufenweise gefangengenol11men :
~1
T .. xt Komrn",nt.F.lr z.um
I.t~d
Nr.l:;:' Tn· DVldrrnil'vl 7.R<I. S HI')
H. Ebd. S.185
·k")
c. ... .)
8. Er warf ihr das Netz wuh! tiber den Ann.
Da sehrle das l'vHigdeleln. daB Gatt erbarm!
9. Er warf Ihr das Netz wahl urn den FuB
Das sie
ZI1
Boden fallen muB.
10. Er warf ihr das Netz wahl tiber den Lelb.
Da
war d
.
t" rlse h en j"agers W e'b
sie d es Jung
l .lS
Die Ballade endet hier mit der gewaltsamen physischen Eroberung der
hdll.
Die rohe Gewalt wird auch yom »verschlafenen lager« ausgeUbt,
l1ach clem das Madchen Uber ihn gelacht hat :
(. ...... .)
7. Sle fEillet. dem Jager zu FUBen.
Er so! Isle dach nlcht erschleBen.
Er saIl lhr verzelhen djp Red.
8. Urn eins da will lch ihn fragen.
Ob ich keln grUnes Kranzerle darf t.ragen.
Auf rnelne galdgelbe Haar.
9.
Keln grtines Kranzerle darfst du t.ragen.
Eln schneewelBes Hauberle rnllBt haben
W · Ie es an d ere j "ager t' raun tragen. 16
-"1erk wii rdig ist hier die symbolische Durchsctzung des lagers. Obwohl
er kein sexuelles Verhaltnis mit dem Madchen gehabt hat. will er anderen zeigen, daB er es erobert hat. Die Geschlechtsverbindung ist dann
nicht nul' eine Frage der personlichen
F<wl11
",'linsche,
sondern
aLJch
eine
der geseJ/schaftlichen Durchsetzung. In gewissem Sinne, ist seine
Position iihnJich der eines Aliidchens. das seine Ehre ver/oren hat und
f,ldurch seinp SteJ/ung in der Gesf'ilschaft. Del' verschlafene Jiiger hat
.,j("n
. (.j'
~/-erlLJst seiner geseJ/schaftJichen Ehre zu fiJrchten.
deIlselben
gesellschaftlichen
Normen
abhangig
Die beiden sind
und
untel'stehen
tn't/ ihrer unterschiedlichen Position stehen unter diesen Normen. Die
hi ·,';n!ichen und personlichen Aspektp des Lebens sind mit. den geseJJ-
schaftlichen Normen und Erwartungen vel'bunden.
15. Lied Nr.133 In: DVldrTTlIM 6.Bd. S.164-S
1(,
Lit'd Nr.1S:'> In: Fbcl. 7.Rd.
S.1W~
)·6
-
Einige Balladen enden nieht mit dem SchluB der dahin erzahlten Vorgange sondern auf andere Weise wie z.B. mit Hinweisen an die Eltern
der jungen Madchen :
c ...... .>
7. Und
~er
eln ehrlich !'IiHidchen hdt.
Der laB' sle nlcht 1m Wald;
Der schick' sie nlcht nach Brornrnelbeeren.
Der Jager schieBt sie bald.
17
Die Bdlladen enden oft entweder mit. dem Bedauern des Madchens
( ...... .l
,~
Sollt Ich rneln Ehre lassen
bel dem Jager aud (auf) de,. kdn(Jg)llchen Hald.
Ei so bedauere ich
:\.1eln
schnee~elB
Kleld
S. Nur nlcht alleln rnein schneewelB Kleld
sonder(n) auch rneln Goldgelbes Haar
denn daB war das allerschdnste
das an der Tocht.er war.18
Jder mit der Auferstehung des Madchens dJs Lilien auf ihrem eigenen
Grab.
~ur
in "Der Nachtjager« wird, trotz des gewaltUitigen Ablaufs,
dargestellt, daR der Jager mit dem Madchen auf dem Nerd heimkehrt
und von seiner Mutter gefragt wird:
was bringst du fUr ein wildes
Schwein,19, wobei er antwortet, daR es seine 'Herzallerliebste' sei.
In den Jagerliedern hort das Lied meistens mit dem ProzeE del" Erobe
rung del' Frau auf. Die Gewalt liegt hauptsiichiich in der rohen Form des
Jagens. Der Ort des Geschehens - Jer Wald
17. Lied Nr.147 In, Ebd. S.70
~II
T Ipel "Jr.l[;O Tn: Fhd. S.158
1'}
I.i ... d "ir
1:I,j. 111 : Fhd. ('.Rd. S.l/I')
17
ist. wirklich Niemands-
Land, und die Figuren sind auch nur momentan da. Daher existiert eine
bestimmte Einstweillgkelt auch in dem Besitz (der Frau durch den
\fann) und jeder weiBt es - die MlJglichkeit des ZurUcktretens gibt es
ja nicht. Dieser Aspekt kann gut im Vergleich mit Rittprliedern verstanden werden.
Die Ritterlieder und -balladen sind ahnlich hinsichtlich der Standesunterschiede zwischen Ritter und Magd sowie darin, daB auch der Ritter
sich mit Gewalt durchsetzen kann. Trotzdem, ein Ritter oder Graf ist
auch jemand der dem Ort des Geschehens gehort. Anders gesagt, ein
Ritter und eine Magd haben einen gemeinsamen situativen
Kontext.
Obwohl sie an zwei verschiedenen, sogar gegensatzlichen Pu nkten in
der Machtstruktur stehen, hat die Beziehung immer noch einen Charakter der Stetigkeit. Deswegen ist Verflihrung statt Gewalt eine beliebte
~lethode und Enteignung ein bestimmter und bewuBter Akt.
In den
jll.gerliedern steht das Element der PllJtzlichkelt 1m Vordergrund; in den
Ritterliedern aber llegt das Schwergewicht auf der Darstellung des
Prozesses und der NachwJrkungen. Die Personen sind nicht Fremde
fUreinander sowie auch keine Uberraschung. Obwohl ihre gegensatzlichen Posit.ionen im Dorf oder im dt) rfl ichen Leben nicht durch ihre
Beziehung verandert werden, exist.iert die Moglichkeit der Herausforderung.
Reiter und HlrtE"nmadchen
1. Es hutte eln Madgen die Lammerchen vor dem Holtze.
Da kam eln Reuter geritten so stolze.
Er grUste das Madgen und sprach Ihr zu
'Wackers Madgen. was mache Ihr Jetzund allhle?·
('lch hUte die Uirnrner und weide das Vleh')
cia larht.e clas Madgen so sphrfc' .
.,
'Ey edl'!les !'vladgl'!n, darff mtln nlcht pins mit euch schertzf>n'?'
'Ey eueles Herre, es geht euch nlr,'he von
Hertzen,'
'E), so last uns eln -wenig yom "'Vege abgahn,
Dcn uns dit="
Leul~
nlcht scheue-n an.
D" 1deht.., das Madgen so sehr..
:1
Dt-r Reutpr narn seln Pferd beyrn ZUgel und beyrn Zaume,
Er fUhrt. es zurn Eichen', zurn LInden'
und Dannen- Baurne,
Vorn Dannenbaurn brach er eln grUn Zweig,
Vorn "vdckpren \,larlgen rnilr.ht .. r f>ln jun~; \Velb.
D" lacht.e das :\Hidgen so sehre
\Vie nun d .. r Reuter zu pferd "var gesessen :
'Ach edeler Herr. noch elns hab Ieh vergessen
\\'0
find Ich doch eures Valers HauB.
\Vpnn ITI!ch meln yluller thut jagen duB?'
Da welnte das l'vladgen so sehrp.
:J.
'\Ielnes Vat.ern HauB Ilegt dart. oben vor jenem Holt.ze.
Fs 1st bedeckt mit Sulber und roht.f~rn Golde.
\leln"'5 Vat.ers HauE hat. weder "'Vege noch Stege,
\V"r.ker"
l'vladeleln. pack ... dich ,It''iner "'Vpge.'
Oil ""einle das l\Ili:i.dgen so sehre. ~~O
In dieser Ballade, einer »FJugschrift 'Nuhl vum Beginn des
giht es eine scheinbare Hoffnung einer Beziehung fUr das
lH,jhs.«21
~lddchen.
da
cs duch Jachte. Am Anfang fUhlt. es sich nicht vollig bedroht lind
',;;ffnllngslos. geht. auch den \\'eg mit und genieBt auch dieses ZUsammensein. Erst als »der Reuter zu Pferd war gesessen«. wird die vyirklielle Situation deutlich, Das Madchcn versucht immer noeh, die Hoffnt;ng 7.11
\'erwirklichen. ria es ihn I1dch seinem HallS
fragt
und aus
.'\ngst. VOl' del' eigenen Zukunft weint. Die Ant.wort des Ritters
sagt
.lber ganz kiaI', dail es in seinem ILws 'Gn Silber und Gold kein Platz
:-L;)' das ~I;idchen gibt. Die personjiche BE'zi(~hung kann nicht. die geseJJschaftliclwl1 Unterschiede aufheben . 1m \Vesen ist. diese nicht. ver-
"f)
1.1.,d Nr 1·111 III: Fbd
F!.Jd. S IOB
7 Bd
S 107 1\
~,:_;:icrlen
yon einer ]iiger- :\1adchen BeLiehung. Die Verhaltensweisen sind
~~n~.l'rschjedi
ich, aber die Absichten sehr dhnlich.
Der Ritter, dJS Herr der landlichen BevoJkerung, kann auch etwas anderes vorschlagen oder auf andere Weise die BeLiehung ilbbreclwl1 , wie
L.B.
1. Es spielt ein Graf mit. sf'inf'nJ
Sle
\;ldgd.
spielten dil,· bplcie.
und als der hell ..
cia flng
sfe an
Deln' Fhr will
D.·,;/. U
nlehl.
,nein
\f;i,;deleln
i"h hp;tahlen.
dlr !?,.;>ben d .. n
7 wi)
dIlbrach,
wpin .. n .
wf'fne
.. \Veine nlcht..
L;h will
;/11
\;fnq.;en
I fh IJ rl< l ... rl
T
d
Reltkn<>cht
n, ... in
1.. ,-."
Ich will den Hen'en selb ... r.
Will
i,~
scnnell
.-, 'J
zu melner lVluttet· ... ··~
diese11l Livd. geht tit,:- Ritt!"]' !1icht. e!nLiCh
;-s~;;;:J.t.
cine
UjS~;lg
('Gel'
eincn \-;.omprr.Jmif\
Zll
wortlos
weg,
sondern
finden. Sein Vorschlag
ist aber nil- das Madchen nicht. dkz.eptabpj. ela es »den Herren sp/her
In den beiden zuletzt zitiert.en \.icrit'rn sind rlif: Frauen ahnlich:
(.\ i//)"
S,t
spi,·it'l1 mit.. hdbcl1 Angst, itls sie sich ihrt>r wirklichcll Zukunft be-
"\lint
v\(>rden und
wollen ddl1dCh ihr Recht
des Gefiihls
dun:hset.zen.
Als nicht -priviiigiel-tl'r Partner in dicSPl11 Vprhiiltnis ist cs iluch logisch,
did} sie die gegebenen Unterschiede nicht. dnerkennen wollen und durch
ihr Verlangen das ideaJe Prinzip des hochst.en Liebesrecht.s durchsetzen
\\\JJlt~n.
fUr den Ritter bzw. den Graf bl:'delltet das sexuelle Verhalten
\\(·d<'r diluernde Liebesbezichung
l1()Cl1
V('l'\\ischung del' gesellsc!1dftli
.·iwn Unterschiede. Hier ist der Konflikt del' Rechte mit clem Konflikt.
-!e:- Interessen vermischt. Die Sache ist komplizierter als bei den Jager-
jiedern.
Fin anderes Gesicht dieses Konflikts zeigt sich bei den Liedern des
19.Jhs .. Das hier zitierte Lied spiegelt das ostelbische Gu tsmilieu mit
seiner WillkUrherrschaft des GutsbesitLers, in dessen Verhalten sind die
Rohlwit des Jagers sowie die aLsoluten
Rt'cht;:~ (~ines
Landherrs :';umbi
niert sind.
] . . . Wer ist denn drauBen auf der Heide?
Ich glaube. es ist elI< Gras",nrnensch.
:\1ao macht-e sie doch reeht anschauen.
DaB
sle erkenn",n lernt.
rrldrl
'vlan rnacht.e st-hE'n. ,",nS sie rni1chtE'
Ein hUbseh jung ,""lad",]
'vlan jegt sle in d ... n
2.
rnuR sl!'> sein.
\Vald hineill.··
_El hoehgeborner HE'rr Vet"waitpr.
Ihr Exelenz gestrenger HE'rr.
feh ha me,. a
BUndel
Gras gpst.ohlen.
/. leh wollts es genu' wledergeben.:/
S, h.-nk el" rnir rnf'in jUl!~.~"'s I.ebE'n.
feh blt.t", ihn von
lind laB er rnlc:h
:~ . . .
H ... rzen scrli:)n.
ZlI
Haust> gt>hE'n."
Urn dos da darfst. <Ill gar nie bletd_
\Venn
rnan <llch In) \V.dd .. rhas,:ht:
Du hast gedacht. du darfst. Dek
Weil
du dfls Gras bel.sarnrnpn hnst."
/: El Made]
Und daB
.-1- . . \~las
ndhrnd.
nlrnm filch woh]
mi'ln dir kenn
\\111
POSS.l
in Acht
rnd.:hl.:/
E'r nllr denn S{Jtl"l. noeh
:\!s ell .. Siehf-'I au" rrlPin ... r
HcHld:
nehrnE'n.
So ITluB pr sich Ir.
Hols
rlP\
sch?rnen,
Denn das 1st eln .,,"chlechtes Pfand.
EI will er m!r die Kle!der ,Hls .... lehen.
so rnuB nClckend vo,.- ih rn slehn:
Ei geh er ""eg und tu ers nlcht
Und scharn er sleh In selnern Geslcht.
S, Ei Himmel. laB dichs cloch erbarrrlen
und bescher rnir e!!len ':lann.
De,... rnieh schleuBt in seine Arme
Der mlr die Zeit vertrelben,
/: D11 dUrft
Und
II;
dii'scm Lied
<IUS
Ich nkht ..", frUh .iufstehn
'
h er grdsen ge h n, .. :/:):~
urn d ie S t,"aue
dem )(),jh,
ist
<idS
s('xueiie
Verhait.en
weder eine
Sdchc tit'r n'inen Gewdlt noch del' VerfUhrung, sondern wird dIs Strafe
~~:J
das \liiuchen dngewandt. DdS \liidehen ist aueh kein naives, leicht-
~:~iuuigt:s
siu~
auch
.\Lidchen, sondern versteht die vVirklichkeit sehr wohl lind ist
der .\laeht seines
GE:gJ1(:~rs
~ewuj~t.
Es
hat keine Hoffnung.
jl't.zt muH sich del' Sanger bzw. del' Liedermaeher auch nicht dm Ende
,11:
ciie
Eltel"n
wenden
und
etwas
vorschlagen:
dit5
.\Hidchen
tut
es
s.'<:'s; ur,ci ist. traurig, daB es Uberhdupt dahin gekommen ist..
I Ii diesen Lcciern u nd
Balladen haben vvir eirl?n Aspekt
des
Themas
»Gewalt in der Liebe« gesehen, namlich die Beziehung zwischen gcsellschaftiichem Stand. Gewaltfahigkeit und Gewilltllnfiihigkeit
lind
J:inflUsse auf die Frau-Mann Beziehung. ~lln konnte
einwenden,
man
deren
dail man hier nicht yon der Liebe sprechen sollte, weil es sich dahei
um Falie der Vergewultigung handelt. Abel' Welll1 nur die Vel"gewaJt.i).;ung das Problem gewesell ware. ddl1l1 hiiUe der Dicht('I' llicht so viel
Leit
iHlt'
die Beschreibung del' ZUStdlldf> uder die ~aivitdt und di\' lIoff
iOungel1 des .\1ijr!chpns oel!'r ihn>n V"I"SIWh. ridS S,j,ickSdl /u iinriCl"Jl ndt'r
J.,ill·l1undpt·t ... "
S,lt,J
l
~ie
·lur
Beschreibung ihrer Zukunft yerwendet . ."1an sieht schon. daB es
nicht die Beschreibung des Scxualverhaltens ist. riie den Volksdichter
interessiert. sondern die gf:seJ]schaftlit;}w Dimcnsion und die personli-(;he Tragodie. \Venn es nur um Vergewaltigung ginge, dilnl1 hiitte der
Dichter die mannJicl1en Figuren nicht nur n1it ihren gescJ Ischafttich· po-
iitischen Titeln bezeichnet. [s ist klar, daD cias \Lidclwn Wf'gen der
Kla.ssenunterschiede
verfiihrt wird
stcltt
e(:ilt
v\"erden.
Z~;
gejj{'1bt
I\uf
der dnderen Seite ware cine Bcziehung mit diesern Miinn dem Madchen
akzeptabel: sic ist. nicht gcgen ihn oder er gefallt. ihr sogar. Die Vorbcdingungen
ciner
Liebesbeziehung
sind
dIso
z war
dci.
kijnl1en
aber
wegen der auBerlichen GrUnde nicht verwirklicht werden. Die Gewalt,
dif'
yon
jdgern oder Rittem
allsgelibt.
'.vird,
ist
cine
physische
psyc:hische Gewalt und ist. durch ihre gcsellschdftlich{-:
llnd
\\.lchtposition
rwstimmt.. In diesern Zusammenhang ist die Ballade "Die schone Berl1dUprin«
(';11(,
a.us dem 16. lh.
nennen. in def del' Herzog von \1linchen
Bernduerin geheirat.et. hat.. Sie wurde aber von seinem Vater in del'
Donal!
ertrankt.
E!-t!;gnissen:!'l
\ :J),
Zll
Diese
Ballade,
basiert. zeigt, daB
iluf
die:
bestimmtf'n
historischen
GcwaJt auf verschiedenc
\Veisc
und
H'rschiedenen Quellen ausgeiibt ,verden kann. Fin happy end zwi
-;:11f'11
eilwm Ritter bzw. Jager uncI eilwlll Dorfmiidchen wird nicht. dar
c:;,'c,u;]t. \Venn iiberhaupt.. dann in Form eines Selbst.monls des Herrn
'h.:,
SLnLjj(i~efiihJ.:!S
"'" rckn \\ ir
LI.. . .2.
<1;;1
Die
\Vas
fUr ein Geist.
,iUS
solchen
Liedern spricht.
L:::c dii:SPS I\.apit.eJs diskut.ie-ren.
Ausna..hrnen"
die
dureh.
ih.ren
Aufric::htigkeit gerec::htfertigt vverden:
cIa san eln lVladc:hen
;.'·1
Rohrich &
BrecInlch
Ert"lgnlsse« 5.329-333
(Hrsg.):
rHI
DeuT.schl"
elnerT!
\Vrlsset'{,,,llp.
\/nlkslledt"r
Be! I
"His! n,-ische
sl .. vv;.)r
';(,n
~).
schon. so schon wle lVlIlch und Slut
SO
Ht-'rzen vvar sle elnt>rn Rauber gut ..
Magdeleln. rnleh dau .. rt. d ... IIIt> Seele.
»Du arrnes
\Vell
Ich rnuB fort In rneine Riiuberhhhlf'.
\Vo wlr derpinst su ,::;IUckllch ·,,,oll' ... n
Es TnuB Jedoch. es
3. :"."irnrn dlest'n R!ng,
rT1UJ1
gescnif'df'n
',pin.
~;t>!n
und soll!'f> j .. m,.,n,! f,'agt>ll,
So sollst du sagen. daB eJn Rauber Ihn get.l"agen.
hel Tag und bpi der '-.;'acht.
Dpr d!ch gellebt
Und der schon viele !vlenschen
4. Geh du
urngpbnH~ht..
nur hln auf elnp grUne \Vlese,
\Vo vie! ... rtndf>re ju nge \·!ann ... r sind
Vlellelcht kannst. du Tnl!. elnern glUckllch seln,
Tch dber rnuB ln'n flnstern Wald hlnf'ln.
CL
lInd w",nn Ich endllch. f'ndJich kornm L.Urn St.erben.
So soils!. du alles. jd dllf's von rnlr erb .. n.
reh set.zt> In meln T .. st.arnent dlch pin.
Nur du
Eruln
seln.«
?f>
Rauber, del- Bandit steht in einer fC'udalistisc:hen Gesellschaft. auf
1)1:1'
,I.
a.ll"'ln sullsl rnelne
!n G. gC'npunkr dc:'i
darin,
daB
die
\Idcht. des
LdJ1des!'"ITI)
~'lacht.
cines
tli,\\.
Lil1dlwrr:.;
Raubel-s jedoch J.ls
til,'-,
Rittl:r:,. Lr
gesetzlich
ist sein G(ogner
dlil'rkJ.nl~t
krimin(:lic Gf'walt cw7.t:ichnet
i:.;t.
die
winl.
In
,.iieSeJ1l nwrkwurdigen Lied tritt del' Raubc>r aL;ch ais lOin ganz a::.derer
Ld;haber ai s del" Ritter auf. Die Seiliin!wit des .\Ii.idclwns wird in die'
sem l.ied durch die Symbole '\lilch unJ Blut L.UIll ;\usdruck gebracht,
, .
,m Kontrast. zu den jdgeriit-'dern. \V(iOeJ sie durch ihr »schneeweilles
K>id" bezeichnct. winl. Dies ist eill grulJds;itzlicher UnU'r.'jchi/,d: illl
'.f,'/)
eliI'd
IT
di(' Schhnht'it dl1rch wichtig/, Lebenseiel1Jt'nte lInd jm /IIPiten
lurch moraJische Bcgriffc symboJisjert, Del' Rauber benimmt sich atlch
~:,l!1/ unt.erschiedlich, da er vi!,l
"t,
JUI'~: ... n
13
\'!it!t'id fUr rlas MJdclwll ,llISdliickt.. 1::r
\Volff (Hrsg): R;:iulwr und \\'ildsc:hut.L11",d ... ,'
- ,
:
,
BS.,~,~
\vili hleibpn, kann aber nicht.
Die symbolische Ringgabe hat.
auch eine neue
Bedeutung : dadurch wird das Madchen nicht in Besitz genom men oder
lw/;1l1it,
sllndern kann an den Stolz eines mutigen Liebhabers Ant.eil haben. Die
radikaJe unci alt.ernative Einstellung Raubers zeigt sich auch darin.
daB er dem
\-ladchen
viel
GlUck
mit
einem
anderen
Liebhabel"
wiinscht. Obwohl der Rauber nicht.s Festes besitzt und auch djp SidwriH'it seines Lebens verI oren hat. sagt er tl-ot.zdem. daB das Madchen
seine einzige »Erbin« sein wiirde. Er ist auch in seinem Liebesverhalt.en
l;inem ]agel' oder Rittel- entgegengesetzt.. hir die letzt.eren bedeut.et die Liebe
\'f>rflihrung
und
sexuelJes
Verhalten;
t.rotz
ihn'r
macht.igen
Position
\\()Iien sip dip .\lbgjichkeit eines Zusammeniebens nicht schaffen; sip haben
',:el
u·iifon aber nichts mit. 1m Gcgensat.z dazu ha.t del' Rauber keine
\lijgl ichkeit pines l'uhigen Lebens. versucht abel' trotzdem. es leicht.er
iU
n13.chen
Lumindestens fill' die Geliebte. Der Riiuber in den Volkslie-
dern ist der rltterJiche Held, vergJeichbar mit den Ritterfiguren der
klassischen Literatur.
Das BiJd des Raubers ist a.ber nicht einseitig. 1m Gegensatz zu clem
ubengenannten Lied gibt es andere. bei dp.ne!l nUr die Grdusamkeit und
Brutalitat des Rauberlebens ausgedrilckt wird, wie z.B.
Es zog .. n
dt' .. l Rdub .. r
dl
s
Ct-rtfen
Sl .. karnen vor .. Iner Frau \VlrUn
Friil1
\""It-tln.
So sch .. nk .. n
hdb .. n
sl ..
sl .. gut
uns vorn
Hi",r
<IUS
HdUS
unci \\'.ooln
Bt"st. .. n
.. In
Oder 1st. dies Ihr elnzlgt"s T,;cht"'t'l",ln',"
Fs
ist
niehL
<"" ist
nlcht. '1',.-1n
Dlenst.rnagd .. l .... in
Es 1st. 1nt-in ein7.lges Tbcht.t'l'; ... !n
FraU
\Virt.ln.
sle kbnnen sc:;!)afengehn
An der Welnschank kaHn die Tc>cht.er st.ehn
nt
(
Der Erst.e der sprach: Di ......
Det·
Z,\veit.e
der sprac:n:
\liidch ... n
dr.! . . .
Der Drlt.t.f:' der spn'lch: clas
~dnn
1st. n, .. ln
ni'..:ht
sein
\·fadc:hen 1st "'''er1.
DaB "vir sle t.pljen mIt uns ... ,.,,' Schwert
Sle legt.en sle auf eln.,.n st..,.inern ... n
Und tellt ... n
TIsch
sl.,. wle elnen \Vasserflsch.
Und wo eln Tropfen
Blut hlnsprang
D" st.and aIle \'forgen .,In Fng ... 1 unci sang
Er sang. er sang. er sdng so lang
')
.,
Bis alle dre! Rauber £1m Gdl gen hangen~'
L~ ist br:merkenswert, ddB die Rauber sich auch als Grafen geben. In
Grafcn Gestalt sind rauberische Tdten leicht.er auszufUhren! Die Ironie,
daB solche Taten von Grafen moralisch Ul1erll'artet aber gesclJ schaft.Jich
geduJdet werden. zeigt sich auch in diesem modus o{)pran<ii del' Rauber.
Danach kennt die Brutalitat der R;juber keinc Grenzt' meh)" tlnd
wird
nur dun:h gijul iche Gnade niedergcschlagen.
Libel'
-1ircSf' z'sei widprspt'uchsvollen Lieder.
l.ied hfdldlHielt die Beziehung Z\vischen del'
•• '.1
wundert.
sich
Sic siJ1(i abel' als Ausdruck del'
\ "rsr:hierit'l1l:'1l Aspekt.e dcrselbenWil'k lichkeit
,:,~""
\LiIl
zu verstehen.
SC/ilJ
Dds erste
poJitischen Prdxis und
;.ersonjichen l.eben cines Riiubers. In diescl11 Zusamnwnhang kann
Lied!'T. die die suzio p<;i it.isciw Gedanken del' Rauber
I
dusrldicken. liti('rcn:
F! ,!
Si 1
DieselLen (wilden Tlere) set.7!. Golt fUt' dip Arrn .. n ... In
Die HE'rren behalten sle allein
f) I",,, ... ,,
ht
nicht. recht
.. II hier
Und ich schit:!B sle mit Plasler 28
Oder ein Lied, in dem die Tat der Rauber so entschuldigt wird
Dip Arrnut die
\\'eil
Wdr frellich schuld
man slch nlcht. mehr h?:. g.,du i ,It
Ole relchen Herren sind schuld daran
'H)
DaB rnancher tut, was er sonst nichl getan-
DeiS
\c;l;';slicd erkennt also die Ursachen sowie die Notwpndigkeit des
Rauberlebens mit clem Verstandnis eines Histurikers an, 1::s vergiBt aber
,lL;,;h
nicht die Grausamkeit, die diesen T attcn (1I111dftet. In dem folgen-
del< Lt:d \\ird das Spezifische des Ra.uberlebens, und zvvar yom Riiubersu:,dpU.lkt aUs, dargestellt :
Fs
AI~
~~ibt
Ja doch kf"in schhnl-'r Lebl-'n
.. In St.r •• n.. nniuh .. r
In der \Viildern 'rum
Fehlt
w .. rd .. n
7.11
Sf
es uns an Geld und
r .. I,-hf'l1
Reut
Bringens uns die \Vandersleut
KOTnrnt ein Herr dah .. rgpgilngen
Gr.-ife ""ir ihn herzhaft an
Kornnll_ eln jud unci cler InUn hdllgen
All sein Geld rnuB unspr seln
Kommt eln Kutsche ndp," \\-,l.>,:en
Tun vvir 5ie nicht lange fragen
luI,
Hauen. stechen. sehleBen
1st das nicht ein schon StUck Brot?30
\~Jf Cllwr Seite die
I.,·III-n,
Dip
Ursachen und auf dpr imderen dieses morderische
Volbilicder
v~·rsucl1f:ll.
dk
Lid)('sbeLiphung(~11
dlwh zwischen diesen zwei
widerspruchsvollf'n
D"swpgen
als
\(('I1S<:11(,'11
wird
der
Rauber
pin
I\l'ld
Aspekten
s()wie
ills
eill
df'r
darzllstellen.
get;.ihrlichf~r
OL.V\'. Madchenlllorder ddrg,-,st.cIJt, In del" RJulwrlit:i)c
leidenschaft:i~'hc;1
dann Z'wei extreme Moglichkeiten, cine des
oers lind cine des Vergewaltigers. Die \'I'rfiihrung ist nicht
Raul.H~r
(hi'
giut. es
l.it'bha-
,.1rt des
Rauiwrs; der ist weder seJbst ein/'r gesellschdftJichcn i\iorm .erpflicntct
noch seine Beziehungen eincI1 mittleren
;';e;m' \-!acht. abel' er beht~rrscht al !l~S.
<if'!'
~Veg
\\~~
sc:h\l('igcn aber 'vveitgelwnd iiber di,'
sclagen. Gesetzlich hat er
1\,m gefiillt.. Dip R;iuberlie-
S~.'ll1dpllnktp
lilT bd.reffenden
FrJUe:l. S;e werden e!:tweck:- geliebt udt"r \ergpwa]t.igt. haben aber kein
\\"urt
LU
sagen. Die Liebe, wenn iiberhaupt. ist. einc pt-'rsbnJiche Sache
lind Freuoe. aber gewohnJiche Erwart.ungfcl1 ',vie eines lusammenJeb"l1s
in ('iner genwinsanwn Zllkllnft haben keinen
Platz. Dies 1st die Liebe
der besonderen Zustlinde. Das Miidchen, das .von Herzen einem Rliuber
gut (war) .. , liebt ibn aber nicht wegen seines Reichtums
verfUhrerischen Kriifte,
sondern liebt
ibn
trotz
oder seiner
seiner 8.usweglosen
Zukunft und trotz seines 'ungesellschaftlichen' und 'abnormaJen' Leben
des Geliebten. Die Beziehung hat die Elemente der romantischen, wahnsinnigen Liebe.
Die HeIden. die vvegen ibrer
Taten. idea.lisiert vverden.:
~-..a
\\"'1111 dip '\'ormel1 so viele Ausdriickp finden unci ihre Gegner auch in
iimen
,j"!1
f-~in
n:cn
anhdftenden \Vidersprlichen besllngen werden, dal1l1
Bild des
ideal en, gerechtcn,
positiven
kiimpfers
mu13 es
gcben,
Der
Riub<::'r dis der Gegnel- des Ritters odeI' Jiigt:'rs dri.ickt mehr eine sozio;;oiit.ische Gegenposition aus und deswegen wird er auch ais ein unterscniedJ iclwr Geliebter dargestellt., Die Ge'vvalt in der Liebe wird haupt-
s~i(-i~i ich Libel' die' Frauen ausgelibt und ciaher ist dpr Widerstand inne-
r!ldih
der
Frau-:\Jann
Beziehung
in
einem
dargestellten
frauen-Bild
\\ ichtig'
h-,1Upn-Bild in den Vojksliedern ist oft das einer frau. die die Ge--
DdS
walt del' \Hichtigen akzeptieren muH und die dartlntel- Ipiriet. Sie wird
\(:11
vprschiedenpl1 Standpunkten aus r1argest.!'ilt
ilis
ProvnLjerendt-~, cds
"cliVI:, dis LeichtgLiubige. aJs Hilfs]ose, die tim giitt]iche lIilfe ruh. Sie
:st
dllCh djp
TUl.;endhafte, die liebt-~r
\,;il'.s;if'dsanger
bzw,
Liedermacher
stl:'riwll djS
ist.
dip
ndchgeben \\ ijJ. Fiil- den
verfiihrt.e,
\'Tia.ssene. ged(-~l1liit.igt.e Frau, dip m<lnchmal mit ihrem
,C;f'i1t.
('inc t.ragische und sympathisclw Figur
vergewdit.igt.e.
vatedosen !\:ind
SiF wird von ,jem Volks
liedsanger wedel' streng und negativ beurteilt noeh - yom moralisehen
S:.andpunkt aus - als Goethes Gretchen in FaustI dargestellt. Es wird
hdllptsiichlich ~Iitleid fUr ihre Situation erweckt.
Es gibt Clber imch, wenn nicht in viejen Lieciern dann doch dureh einigen sehl- verbreitet . das End ejJ1(~r dndt'ren Frau.
Sie ist realistisch,
prclktisch und versucht. die Situation in der I-Lll1d zu haben. Als Bei
spiel nehmen wir hiE::!- d.1s Lied von 'Schundilg'. \1.11
mordetp
Ritter" 31
u nd
mal
"Schondij g
.... 1.<-1
Rjtter
wird ~!s "Del" (~!­
lle:l L;l~g,
t-" 32
litiert) gf'nannt wirel ;
1. 'Uls fel)ol1bilg noel) cil1 Pitlb mar
ba ftarb il)r 'l3ater unb 'J.I!utter ab
'2. ecl)onbilg wuc1)f aui unb fie Ivarb groa,
etc wu(1)i elnent :Rittcr tn idllem 02>(.1)ooa.
3 . • 000e\JonbHg, wtHil bu Illcin .£.'i1llifrau ieln~
3el)tl ~omlCn Wotbei iollcll bdn dgen ieln.'
I.
<9c!;lOtlbtIg gebac!)t in il)rem J.Hutl) ,
3eljn
~ol1l1el1
@Jo{bej bie marel1 gut.
5. ed)onbilg gebac!)t in t!~rem @'tllll,
3d)n l:OtltlCn @Jolb ntact,)! cine staiierin.
f\
'lEaf trug <Scl)Ol1btrg lint I!Jren Qcib?
<fin .'OentbefJel1 wie ber ~clJl1ee io !Uda.
7.
,~clllb(l)en
1Bai trug <9c1)ollbilg Uber t1)rent
C"tncn :nod', ber !Uar
be:n (':lotbe
DOll
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weta?
;Ictf.
H 1Baf lrug ec!)IHlbtlq ilber thl' 'lchl I'rn1<; .,_"lill·?
(fille strOtH ble mar DOll ("jolb ;0
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<?ocl)I)llbtIq
.. )?u Pomm, ;10 [3
l(). -DIe :\ul1gira.u
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Bdhrne: Deutscher LJederthcll't
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'~:'(lIH!"
(hier
(fr fcf;ltventt fie
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~Inter
~ferb,
11. <Sle rlttett ben l:ag brcif)lg :mellett [aug
ctf) fie weber ctffen noel)
l:rln~en
fanb.
(... . ...)
15. 16le fie an ben Ulttbeltbaultl fam'lt,
;l)a
17.
1)leng en ileben ,JUltg frauen baran.
,,~Ier
ilel)ft bu jlcben ,JUllgrrauleln.
i9c!)Oltbllg, wltti! bu ble ael)te ieln!
18.
mlnft bu lJattgen bell I)of)clt :8aultl?
,Dber willit bu fllcf)en bcttlBafferftrom?
uber willit bu
19.
,,~ef)
~Ui;en
bai bLanfe I9clJlvert?
mill nlcf)t l)angelt ben l)ol)en :8aum,
3cl) win nlcl)t icl)wlntnten ben 'lliaiferftrotn,
3d) win lIeber ~Uffen bai blanPe ~cf:Jlvcrt.
2.0. 'lId) :Reiter, 31ef) aui beln £)berPlelb,
':\unqfrauenblut i.prlf,t Ivdt unD brdl.·'
i'1. ~cl)onbllg ;Ie
<:21.: !)Ieb bent
1.'i. ;.l)a
.pacft baf
~d!er
~d)IVert
ab ben
~to.pf.
lag blc falfcl)c 3ung ullb
;na bitt
belm :5\l1o.pf,
f~)ract):
bu ein, ;0 1'0 tn Itl it bu fort,'
:'>3.
<9d)onbllg gebac!)t In ll)rcll1 'J)?utf),
i'l
@JcI)onbllg faB aui ;dn a.pielbraun Jioi)
Unb rltt 3ultl griinen 'lBalb !Jiltalli.
:>S. 'lUi; fie IVO( [lor ben grUncn malb Punt,
.::l)a
i'o.
begcgnw IIJr jehtcr
,,~cf)o1tbf[g,
IVO 1ft Illeht
~riiber
:~ruber
brei.
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1)(1;; bu Jet.;! rdtc;! anr..; n[trln?'"
::'7.
,,3n bent brcitcli
J:)a
[28.
fplelt
Cl'
,,~c1)ot1bllg,
\3in~"lIbrcit
mit fiebcn fUllg
.~riiulefll
lvle ill1b bdne <9cl)ii1)ldn
idl1,"
;0
rOll)?"
;l)rel :i:aubcl)en t)ab iel} geicl)laci)tet tobt-,,]33
Schondilg war also ein \Vaisenkind. Wenn
mill1
den tiefel-en Sinn der
\Vorte zu verstehen versucht, so laBt sich annehmen, daB Schondilg als
f~in
Wilisenkind nwhr fUr sich selbst gesorgt. haben wird
s,lwin!i"h
elterliche PfJege aufgewachsen ist. Sic ist
0111]('
und
wahr
daht-~r
dllCh
geistig s(hun selbsUindig. Sie akzept.iert. das l-Idratsangebot des Rit.ters
,IUS
praKtischen GrUnden: »Schondilg gedacht in ihrern Sinn: zphn Ton
III 11
Gute! mdchen cine K aiserin.« Sie geht mit. Bald aber \'prsteht sip .
. la!\ s:c damit verfUhrt worden und zum Mord gezvvungen ist. Schondilg, ganz in) Unterschied zu anderen Frauen in ihrer Situation, \'vejnt
weder noch bittct um gat.tliche Gnadp !loch v('rsucht sic ztJ fliphen. Sit'
benutzt Intelligenz und Mut und tlitet. den Ritter selbst . .\1erkv,·Urdig
ist
Fnde dieses Liedes. bei dem Schondilg auf clem Pfeni alls dem
ridS
\Vald geritten kommt. und die BrUder des Ri Uer trifft. Ihre Antworten
zeigen weder SchuldgefUhl noch Schwache. Ihre Tat war selbstbewu13t
und berechtigt. In ihrem SelbstbewuBtsein und Mut ist sle dem Rliuber
lihnlich, steht a.ber mora..lisch noch eine Stufe htJher, weil ihre Gewa..lt
nicht fUr die Selbst-Durchsetzung, sondern zur Selbstbefrelung benutzt
wird. In Schondilg wird die Beldin und das Idea..l der unterdrUckten
Fra.u dargestellt .
.ll.-~ ~ahrn.ehn1en.-Ausvva.hle:n­
Dar-stell en.
Es ist merk\vtir-ciig. daB cler Liebcskonflikt :::.
'!(,~Il
S()/jdJkonfjikt.
ode)"
Konfljkt
"einen
,j"11
Vojksliedt>rl1 LugJeich
l.\\ischen
di,>ssdt.s
lind
Jenseit.s,,3.J. dusdrLickt. Man wUrde sagen. daB es eigent.lich nicht lim die
l.it'!;('_
slmdern
nUl"
urn
den
SOLialkonflikt. gt'ht
und
mdn
liberhilupt
Ilieht \un (kr Liebe sprechen sollt.e. Die Lie!wssitucltion ist. mit der so
33_ Ebd.
3cl-
Lutz
Rohrich:
Das
verfUhrt.e
und
6~
-
da~
"erfUhrende
Madchen.
In:
Lidlcn
Sit\l,~tion
so
\crmi:;cht, daB man k,Hlm den Untersc:hicd
sehen
oder cl'!cbc>n !;.i:!nl~. Die Situation, iD cIt:!" ein jagel' einem ~1adchen begC'gnE't. ist in: \Vesentlichen auch fLil-
dC>l1
Anfang einer echten Liebes-
beziehung reich und bereit. Sie konnen sich aber nieht als Mann und
Frau benehmen, d.h. einandel- in ihren biologischen und psychologischen
Rollen wahrnehmen. weil diese von ihren gesellschaftlichen Rollen und
dem Zeitgeist Uberdeckt. werden. \Vie sich die Situat.ion innerhalb von
dif·sen widerspruchsyollen Rollt'll unci P()sitionen sich ent
wid~elt.
haben
\vir illl ProzeB der Interpretation lind :\cuencinandcrstcl:l.:ng verschipde
'lIT
Dil
I.i(~df'r
gcs('hen.
Pol itik
df-!" Liebe ist in der physischen Gewalt eines jagers, der
\·(TfUhrerischen Kraft eines Ritters. der Weigerung des Ritters,
;\l~s(:h!"ift
seine
zu sagen, der Gegenposition cines Raubers - in dem Leben
und in der Liebe, der Hilflosigkeit. des Madchens, ihrer W dh] von Tod
st.att unehrlichcm Leben und lTIanchmdi In der Gewalt. (ies Madchens.
Die Politile der Liebe 1st also der Versuch, die eigene Machtpos1t1on in
der Liebe durchzusetzen, zu a.kzeptieren oder zu vemeJnen. \VPlln man
:it:inp iii 1gerneine .vldchtfahigkeit. unci scin .vlachtbewuBtsein nicht in die
Liebt-> eintreten lieBe. konnten wir aas Thema del' PoJitik del' Liebe vermeiden. Es scheint aber nicht. moglich, davon unberlihrt.
Zll
gt"nt.lich wird eine neue Bilanz zwischen den Beiden im
bleiben: ei
ProzeB
der
Lebesbeziehung ausgearbeitet. In den jagerliedem, z.B., sieht man, daB
im ProzeB des Erfolg-Habens fUr den jagL:r das .vladchcl1 immer hilfs
loser wird. Am Endp dieses Prozesses ist ihre Hilflosigkeit verdoppelt:
am Anfangs war sie Yiclleicht. nur ein armes \1adchen: am Ende hat. sie
abf~!"
dueh ihre gesellschaftliche Ehre verloren. Fazit: ihr Leben scheint.
\\irkJich in eine Sackgasse gerat.en zu sein. 1m PI'ozeB diesel' Liebcshe·
Li .. ,hung wird
.il'S
ihre Rechtlosigkeit mehrfach intensiviert und lias Recht
Jagers jeweiJs dUI-chgesetzt.
Die Politik der Liebe HuBert slch auch darin, daB die Jager melstens auf
iihnllche Weise dargestellt werden. \Vichtig ist fU,- uns nicht eine Ab-
63
~
hangigkeit von ciner ( moglichst groBen)
Aozahl zu interprr'tierenden
lieder sondern eine Auswahl von stellvertretenden liedern
Ub~l'
'"P'"
schiedene Gruppen, weil neben der Interpretation die Frage nach clem
Gnmcl solcher Interpretation beantwortet werden muB. \Venn die Figu'
ren nicht mit individuellen Namen. sondel'n mit sozial-poiitischen Titdn
[;I~Leiehnet
werden und eine Typologie diesen Figuren entsteht, dann ist
s ',\ ichtig zu vermuten: ,vie und warum solche Darstellung?
In dem Tf-~xtkommentar del' Ballade "Der Jiiger auf koniglicher lIeide«
finden wir:
t dt
siichlich",s qUn&i hislorischf's Gt>&ch .. htc-n
Unmtlt
:-nelr:p
einer
hauerllchen
Bezug genornrnen wird.
Bt-"vblkerung
gegenUber
her-
r&chaftlichen JdgdhUtern verarbeilel wiru .,,3:'i
LIm dicse
~1oglichkeiten
verstehen zu konnen, l11ussen wir auf die ge
sehichtlichen Quellen eingehen. Die Jagd sclbst war eine Rechtssache.
Die '-\dligen hatten das Recht. jagen zu konnen. Die Beziehung zwischen
Jiiger Ritter -Ldndherr
ist sehr wichtig
diese
Begriffp
unterscheiden
.<,:11 l11('11r im geschichtlichen Kontext del' Zeit abel' poiitis.;h vertreten
<,
;,('0.
K,imcordlkn, Gleichmachtige u:ld nMnchmal auen eJi... glcichen Perso-
VOl' dl!em bczeichnen diose Begriffe jemi1J1den. der \;cl "'Licht Liber
die Landbevolkerung ausUben konntc und c1('SSen Interpssen denen del'
\l(~nschen
Bal;ern und noch niedrig stchcnoel'
Bi~
ins l(1.Jh. hdben die Landhen-en
Jagd gestort
ddS
cntgegengesetLt
durch di,
Durfldlul lwsondel-s
Hi!' die Bauern war dip ]agd
OPI'
"'>iu'el:
Herren "inf'
schw<>re
l:)elastung,3() weil dadurch ihre Felder ;:erstort wurden un<l ihre Tijchter
n Grfahrgpl'iet.en. !\uf del' anden~n Seite \Val' die ]agd fur die \Ir'rren
(~ig('ntiiches
SI.'j'Wfll
~:).
Leichen ihres Standes. Wolf Hermhard von lIohbcl"g hat in
Geurgica Curjosa odeI' Adliches- und Feld leben gcschrieben
Textkomrnentar
zu
Ballad .. :
Del'
DVldnnlM S.16,l
(,!-
Jager
duf
kbnlglicher
Heide
In:
"schon
1682
fnacht.
:»
L
Adel
dprn
auf
die
nas
glelchsam
tiefere
Jagen
Bedeu!_ung
ein!:'
tap fer",
Praeludiurn
eln
der
Ji:lgd
und
b",l/J
aufrnt"rksam
rltlerlich..
(eln
Ubung
Vorsplel
des
(ge)
und
Krle-
ges). narlnnen sle lernen eln wildes Tier rnlt list. und Geschwindlgkelt.
anfaJlen.
bestrelten
und
fallen.
zu
Fuss
\V,,{fen und Gewehre geschicklich brduch .. n.«
und
zu
Pferd,
Ihre
<. .. ),,37
Die Dorfbewohner hatten kein Recht. im \Vald zu jagen unci ddS war
ein Konflikt zwischen den Bauern unci Herrschenden. Die Adligen dis
Landherren und als Jager waren fUr die Bevolkerung
Dicses
Bewuf3tsein wird auch in
Liedcnl
drlrgestellt
pwblematiseh.
lind
haUe
eilll'
\\'ichtige Funktion in der damaligen Zeit.
"Viele Lieder erhlelten Ihr .. sozldle R .. le\,dnz nlcht prln],jr dun:h den
Inhiilt.
wle
er
im
or'iglnalen
Tt"'xt,
v(,rli"'gt.
s')11d",,..o
durch
Ih,..e
Funktion,38
Diese Feststellung Brigitte Emmeriehs
:-!el11
(leI'
steht
im
Zusammenhang
mit
Bericht Uber ein Verbot des l.ieds "Jager aus Kurpfalz« zur Zeit
siichsischen Jagdunruhen Ende des 18.Jh5 ..
"Do'-!
iillerdlngs
\VlldpJage.
Prqbiern'
bekiagLen
wahrend
elnes
es
sich
dl..
typlsch
Madchens,
BdUern
erschelnt.
vvo"lches
spine
"' .... g .. n
clas
Eht"e
fUr
d",r
sL-indit<:en
das
"erloren
'private
hal.
nlcht
eine solche Offentllchkelt, gefordet wird ... 39
Diesf's 'private Problem' wurde ein gesellschflftliches
Prohlem, bpson-
deI'S wenn ein .Mildclwl1 in der Folg(, schwanger wurdc. DI:eshalb lH"frillt
"it'h rias Vnlksliecl und dip V(llkshc)!l.ldl' Immel' mit ciem Lustand bzV'..
<1(-:' Redktion des
Y!iidchens
niH:h
djl~Sf'111
\urLJ.i 1. In (it-m Livd >,Rt:itel-
37, Fbd. S.27- 8
38.
Brlgltte
Ernrnrlch
Zitiert
in:
DVJdnnJ'\!
"Der Jager auf konlgllcher Helde« S.16"}'
:1'J
Fhd
S 16;;
TexLkQmn~entdr
zurn
Lied
und Hirtenmadchen« wird ein Madchen in diesel- Situation dargestellt
Ach Yfutter, lch hab mlr
~In
Duro In deo FuS gestochen.
Den muS Ich tragen wohl z wey und v lerzlg \Vochen.
Sechs Woe hen Ilel« ich auff dem Stroh
~achL
Und habe weder Tag noch
Dd weinle das Mddchen so sehre
keln Ruh·.
40
"Die verbergende Sprache der Liebe im Volkslied" 41 versucht. mit indi~
rckt.cn und symbolischen Mitteln die Situat.ion dllsludrUcken.
Dies ist.
",ine besondere Eigenschaft der Volkslieder. dd..J3
in
Sprachgepflogenh~iten
den
der
Urngangssprache
direkte
Be~
H~ichnungen fUr sexuelle Vorgang., Yf'rrnieden (werden).,,42
In dem
Lied·~ Kommentar
wird "das Dorn in ~ den- FuB~ Tret.en«
"phal~'
al s
lisr;hes Symbol« verstanden und "die Verlet.zung des link en FuBes durch
dif'st>ll bedeutet also L.. l ebenfalls die Schwangenmg. die d.llch gleich
ddrauf durch ent.sprechende Zeitangaben bestatigt wird.«'~J Das emotio~
naie PI-oblem des Madchens verschlimmert. sich dadurch. daB es
von
nun an eine unverheiratete Mutter sein wird. Der Volksdicht.er bzw. der
Voikssanger bleibt von dieser Situat.ion nid;t c!r.bf:'riihrt. und sllcht ndch
einer
poetischen
c;ehcn\Pise llnd
AufJosung.
111 ill1chmal
;\lanchmal
sL:-bt
- wie gewiinscht
,las
~fjdcl1C'n
recllisti ~
kommt der Reit.er zurUck
ur:d nill1l11t. es auf seinem Pferd mit.. Beicle diesf:' Auflosungcn sind abcl-
cluf der einen Seite poet.ische Auf]bsungcl1 unci ,lUf
ci('!'
dJldercn Seit.e
gewUnscht.e und ideale Bilcler einer gesellschaftlichen \Virklichkcit..
In seiner Stu die »Infanticide in Eight.eent.h C~~nt.ury Germany«
tier!
OUI)
1Ilhrecht clip
gl'Sf't.zlichel1.
Il1pralischen und
4,J,
disku-
okonomischen
,\spekte der Kindesmorde. Der Begriff def 'Kindennorderin' ist. uns auch
<IUS
·~o
d0.f klassischen Lit.erat.llr bekannt, besondel-s
,HIS
clem 18.1h ..
In: DVldrmiM 7.Rd. S.108
1-1. I.ut z Rohrich: Gebarde Metapher Par'odie S.64
1-2. Ebd.
1·: !n: Rlchard
J
EVilns
(Fe!.): The
Gf'I'rrldr1
6()
Undprw()rld
S.1()t\-139
"It.
has
been
repE>ated
again
and
again
that
Infanticide
became
an
'epidemic', an 'everyday crime' in thf> eighteent.h centut'y: that never
in hlst.ory before had It reached such high rdtE>S. Such an argument
is in t.he first plaCE> an extrapolation frorn
Infanticide
that
took
place
In
th ..
the
second
Intensive debate on
half
of
the
eighteenth
century. Infanticide may have been rnore cornrnon In
t.h .. eighteenth
.:pntury than In the Late Middle Ages. but there Is
little definlUve
t-'-,'Idence to show that it had Increased In Incidence since slxt.eent.h
and sevent.eenLh centuries. ,,4-5
\]:-, poetische Rpferenz ist auch das oben zitiF'rt.e Lied yom Beginn des
18.Jhs. :
»kam die Mut.ter mit Schauffeln unci mit Spade.
S1" wallLe der TachLer den Dur'n aus
:\,,,;h cil1ll1c11 ist in v('!'bergender Sprache ,ii,' Rede von der t\btreihung
L'oi der ulnerheil'dteten und verfiihrtcn Tur;htpl'.
FUr die rcalen unverheirateten rvHitter des 18.Jhs. gab es keine poetisdwl1 Lt:>sungen und sie versuchten auf verschiedene \Veise. die '\'(~do'
!'cnp
[hr("
wieoF'rzu bF'kommen. Finer dieser vVege war Kindsmord. 1m
Kontext der Studie von Otto Ulbrecht. ist. es 'Nichtig zu \vissen. wer
diese (dokumenticrten) MUtter waren.
"The
overwhelrnlng
SchleSWig Holstpin
majority
of
offenders
were maldservant.s.
<IS
in
eignt ... enth
the)
were
In
century
latE>
eigh-
Leerlt.h cent.ury Prussia. In the Hanseatic town of Harnbur.g throug-'
hout
t.he cpntury .... nd
I ingen
·.-,,"r..-
In
Imperial
in the Sout.h during
In
serV,lnt.s
AI must. .111
born In
t hI"
1.--;
Fl.d
c~l)
In: DVldrmll\!
husbandry
off..,ndel·s
wedlock.
the
C"l
cities
like Nuremberg
early modern
working
on
period.
farms
and
und Nard-
Most of them
est.ates.
were of lower class origin and
Farmers'
(Llughters
S.110
S lOR
67
very
rarely
C . .>
had been
occur
among
-l
lhe offenders.
C ... ) .. 47
Es wird uns dadurch bekannt, daB
in dieser At.mosphare der hohen
Kindsmordzahlen die meisten Mc))-del"innen Frauen aus der niedrigsten
Klasse der Gesellschaft waren. Es wird von Ott.o Ulbricht auch festgest.el It. daB sie dem Kindsmord hauptsachlich aus okonomischen GrUnden
(sie konnten sich ein Kind nicht leist.en oder hatten Angst, ihre Stelle
zu
verJieren)'l8
und
teilweise
auch
aus
sozial-moralischen
GrUnden
(/\ngst. vor der Kirche und dem Staat) begingen:
Church
"[H'Lh
and
Stelt.e
"dew: public penance.
rClt.",d
ne".
into
l'edl
it
hdd
s~t
down
rrH:'dSUt· ... S
enfnrcf':
to
which by th .. !"ign! ... ",nth cl-'ntur)
punishment.
WelS
irrlpc,sl-'d by t.he
had
lht"lr
deg;o>ne-
Chlll·ch.
ilnd
fl··
or public punishments. like pillory. by the 5late.·· 4.9
Ofters war also der Kindsmord der einzige vVeg fUr das ~ladchen. das
si(:h verteidigen wollte. Die Reaktion der anderen
Do,-fbewohner war
gemischt.: in manchen Regionen \Vie in Bdyern 30 wurdc die Schwangel'sr.haft ilkzeptif',-t; anderswo ve,-suchte das Madchen ihn~ Situation zu
',el-steeken uno direkU' Fragen negativ
beantwo,-ten. \V~'nn dip ande
Zlt
ren es verstanden hatten, JieHen Sif.' nicht S Hach (wHen dringen
be
sonders nicht gegenUber den Autoritaten :
"1.hl-')
\ a~t
(the viI lagers) rernalnt"d pilssive obst-'rvt-'r.-;, ,II. I "''' S!
rrldjortt.y
mltT.ed
L
):
"
t)f cases
in
which
iln
infanticide
delicflte ba];incp betwf>en
control
tn
I.ht-
W,1S
",:1 uaJj.,
dnd
inactivity
corn
(was
ITldintdined tJy the village sOciety). .. :;l
Fin wichtiger Aspekt dieser UntersUl;hllng ist die Frage nach den Va
tern der unehelichen Kinder. [n seiner Studie. in dc:r die GerichtsproL(,SS('
in Schleswig-Holstein im lB.J11.
als
Beispid
diskutiert werden.
Wdren hallptsachlich "pJoughmen or journeymen' (Knechte und fahrende
P
Otto Ulhrecht: Infanticide In 18thC. Gerrnany S.111-7
18. Ebd. S.118-9
·1
<)
.-, ()
~1
Fbd. S .119
Fhd
FJ,d
S 1:.' ()
S 1:>~
hll
Leutel die Vater. Sie waren okonomisch in derselben Situation wie die
.\IUtter. Die Soldaten, die oft einen groBen Teil solchen Vater in anderen Rf'gionen bilden. waren hier nicht wichtig und die Herren dieser
Frauen machten nUr 117 der Vater.
gldubhaft
Die Jetzte Stiltistik scheint un-
sein und Otto Ulbricht gibt zu :
lU
"<;''''11''' "1It.hors are r.,lu("t.ant. t.o ,:nncedp t.hls
poInt.. bpC"llse It
dops not seem to be In lIne vvlt.h t.he idpa of sexual explolLaUon whIch Is somellmes advancpd. In fact.. there Is no contra'
dlet.lon : masters dId exploit maldservant.s. but t.hey oft.en prevented the crIme by gIving the
money or finding ot.h .. r
f
h'" infant's life.
a considerable sum of
WOrrldf}
ways out. of the sltuatlon which saved
..) they (the mast.ers)
figured greatly In the
popular mind as the tat.hers of t.he illel5iUrrJdte children."S2
f~
scheint
ilUS
clem
Argumentationsmuster
Ulbrichts
hervorzugehen,
daB nur' der Kindsmord die Hauptsa.che lind das Hauptproblem war und
den Statistiken der Gerichtsprozesse l11£'h1" als 'the popular mind' zu
glauben ist. Es ist auch moglich, daB die Eille del' Herren Uberhaupt
nicht vor Gericht gekommen und daher nicht ciokumentiel-t sind. Auch
Kdl1n die Angst der armen Frauen
gleich zu den Knechten und
Val'
ihren miichtigen Herren im Vel--
fahrenclen Leuten fUr die nk:ht'existie-
renden . Dokumente verantwortlich sein. Die Statistik dier Gerichtspro
zessp soJlte also krit.isch betrachtet Wt:ruen lind 'populdr mind' sollt.p
!1ir:ht so leicht auner acht gelassen werden. FUr Otto [flurecht ist das
fil1dnzielle Arrangcment der lJerren eint' LU:>llng fiir
heddichtcr ist es aber ein
ethjs(~hes
cif:I1
Aind:>IIJord. FUr (lie Volks'
Problem: in Liedern ,vird auch oft
clem ~lddchen vie I Geld oder auch ein Herrenknecht angeboten, es lehnt.
<lCW!"
alles abo In Liedern sehen ll'ir also nicht einc Abbildllng del' ge
,;e!/s(:haftlichpn lVirklichkeit. sondern eine poIitische lkahrnehmung und
j'()(>tische
\ (Ill
Ii,
:;:~.
/'iIW!17
DdrsteJlung derselben ...... obpj dir BpschrciiJung der Zllstiinde
bestimmtcl1 Standpunkt
g('\~iinschtf'
dUS
unci die radikale 8eurteilung llnd
lJnd icietllisicrte Ldsung des Problems gemischt yorkom-
Ebd. S.113
- 69
men. Wenn wir diese voneinander trennen, sehen wir eine \Vahrnehmung
der Wirklichkeit, die im Kontrast zu den offjzjellen und dokLJmentierten
QueJlen steht.
\\lpnn wir die Untersuchungen der St.udie von Otto Ulbricht an der
Darstei lung der verfUhrten und armen unverheirateten MUtter in den
VulksJierif"rn angrenzen, dann sehen wir foJgendes :
.1.
ill dt'n Liedern wird von VerfUhrung sowie von Schwanger'schaft ge-
sungen. aber nicht von dem Kindsmord bzw. das Madchen wird nicht
aj seine
J.:indsmorderin
Heschn~ibungpn
bezeichnet.
Dies
steht
im
Kontrast
zu
den
der Gerichtshofe s()wie der klassischen Literatur
D. die Vater sind hallptsachlich Jager- Ritter-Landsherrpn ;
c. Identifizierung der Dichter mit den Ausgebeuteten und Schwacheren
und Identifikation der herrschenden und rebellierenden Gewalt: und
d. poetische und ideale Losungen, die auch eine SlIche nach einer alternativen Weltanschauung zeigen.
\Venn wir die Lieder vor dem Hintergruncl c1er geschichtlichen Studie
betrachten, dann sagen die kontrastierenden Punkte zwischen Berichten
der GerichtshOfe und der Volkslieder viel liber Standpunkt und Betroffenheit der Volksdichter aus, Der Volksdichter beschreibt den ProzeB
der VerfUhrung des Madchens.
seine
frustrierte
Liebeshoffnung
und
sein tragisches Sehicksal. Er nennt es nie Kindsmorderin, zeigt Verstiindnis fUr die lage und den Schmerz dps
~adchens
und beurteilt es
:j("s\vcgpn nicht in moralischen und gesetzlichen Kategorien nieht. Auf
del' ander'en Seite werden jager, Ritter und Xhnliche ofters db die VerfUhrer und Schuldigen dargestellt. Daher kann man auch die verschiedenen SchlUsse del' Lieder verstehen. wo z.B. in del' »BrombeerpfJUckerin« den Eltern vorgeschlagen wird. ihre Tochter nicht in den Walel zu
schicken. S3 Diese Ballade hat einen humorvollen Ton und durch die
DoppeJdeutigkeit del- Sprache wird vicl gesagt. Dahinter verbirgt sieh
~3.
Zltlert In dlesem KaplteJ 5.39
70
der Sozialkonflikt aber der wird auf diese W-eise zwischen Zeitgenossen
\erstanden und mitgeteilt. 5 ,1, Aufgrund der letzten Strophe. die auch als
~\'loralstrophe
bezeichnet werden kann. verstehen Wil-, daB die Eltern
und Madchen die Zielgruppe der Sanger waren. Dadurch wird auf poetische
Wejs(~
versucht, der Macht der Jager entgegnen.
In ,mdcren 8al laden endet es damit, daB <ias Madchen lieber sterben
,lIs sich dem Jager crgeben will und nachher wiichst es als Lilien aus
spinem eigenen Grab. Auf diese Weise druckt der Sanger bzw.
der
Dichter sein Mitleid mit den Madchen aus, die durch die Jager miss11clndelt worden sind. "Del- Verschlafene ]ager« ist merkwUrdig in diesem "ontext, weil sein Vcrschlafensein mehr das Feld des Gewilnsch-
ten des Dichters ausdrUckt. Er wUnscht dem J\'1adchen einen Ausweg,
wini aber in der zweiten Halfte des liedes realistisch und stcllt dar,
wie del' Jager trotzdem seine Macht dllsUben und durchsetzen kann.
Den Kontrast zum Jagerbild bildet das Rallberbild in den Volksliedern.
"The word 'bandit.' always conjures up a part:lcular hnage In
l'popl",'" eyes. but t.hp cont_un's of this image differ from
country
to cOllntry.
(
.)
G ... rrnfin b-.ndit"
WI-at" slouch
t.hey carry pistols. they live In fon"s!:s and slay In
inn". ,Iud lh.,)' t.rav ... 1 In bands.
is not really a
rtnd
Evt:'ry b.utd has
lon ... l}'
le"d",,' who
proper 'criminal" de .... plt .. his rarep)- of T.heft
murder. The leader Is regarcl ... d
"s
d
nol·,Je figur..,
conquers \VOfTlf"ns' hearts, he avenges hirnsel f
th"l hds
d
hats.
(,n
d
: he
such"'ly
wronged hJrn, and while h ... ,'obs th .. )·ich. h.,. also
gives to the poor. dt least sOlTletirnes .... J~)
Die \Verte eines Banditen sind fast universal
moralisch. gnadig llnd
berechtigt. Er kampft fUr seine eigenen Rechtc sowie die der anderen
:;,t. Siehe Komrnentar zum Lied In: DVldr. S.91
Underworld
S.7S
71
Unterdriickten. Der geschichtliche Basis fUr diese Darstellung wUl'de
ausfiihrlich in E.]. Hobsbawm's Buch »Bandits« diskutiert. E.]. Hobsbawm
hat
zwischen
'social'
und
'criminal
banditry'
unterschieden. S6
'Social Banditry' wurde dabei als 'primitive form of organised social
protest' vcrstanden. Zu der 'Social Banditry' gehol'ten geschichtliche figuren, die von den Leuten als HeIden betrachtet wurden.
'Criminal
Banditry' interessierte Hobsbawm nicht. In seinen Untersuchungen und
seinem Schema der 'social handitry' konnte ein deutscher Bandit keinen
Platz finden. Trotzdem existiert <las Bild der edlen Rauber iiberall und
auch die von Hobsbawm nicht als 'social bandit' betrachteten Rauber
wie der Schinderhannes werden in mehreren Liedern und Geschichten
idealisiert. Der deutsche Historiker Carsten Kilther argumentiert, daB
die deutschen Rauber wie auch die sogenannten 'social bandits'
die
Antagonismen zwischen Reichen und Armen erkannten. Eigentlich versucht er, die Hohsbawm's Begriffe und Kategorien der 'social banditry'
,wf dcut.scht.:: Banditen anzuwenden. s7 Alle Theoretiker der Banditengeschi(:htt~
sind sich aber darin einig. daB die Banditen die Autoritat des
Staats bekampft haben. 58 Uwe Danker versucht in seiner Studie der
Riiubel' im 17. und frUhen 18.Jh., die soziologischen und ideologischen
Strukturen
der
bekannten
Rauberbanden
zu
erklaren.
Einige
seiner
Untersuchungen sind fUr Unsere St.udie wichtig.
Als Information Uber die Arbeitsmethode del' Banditen sagt Dancker
"Cases In which Bandits fell
upon Lerrlfled clUzens sleeping
peacefully In t_helr houses at_ night. were very rare. Only In
flve percent of Lhese incldent.s was someone actually kJlIE"d.
C .. l Senseless violence was ext.remely exceptlonaI.C .. ) There
Is not. one single Instance In t.he rt'cords of a
woman being
raped.
Tht' bandlLs' rat.lonal employmenL of force, and t.he Ilmlt.s La
which t.hey subject.ed It-. form a sharp cont.rast wlLh t.he rna"
;,6. Siehe E.J.Hobsbawrn: Bandits
'"";1\
\',:1
Fhd. S.77
7':.
'-i'ludlllg hdblts of soldiery of eve,".'" epoch.C .. ) The use of
physlc;)l
violence was also generally
t.hat. it.s
limited use
by bandlt.1>
!"rIO'"'"
"'fJp~dt"S
comn,on In t.h,.,
",,,,pn
Tnor", r"'rnd'"
Kdl>le ... 59
U we Danckert beweist, daB die Banditen und ihre Sinnesgenossen
(~ine
Sub- Kultur mit eigener Weltanschauung bildeten. Der wichtigste Beweis
dafiir ist Rotwelsch
war
die Sprache der deut.sclwn Unten·'v('it. Eigent!ich
eine Frfindung von 150·-200 \Vortern,
f-'S
:"chi,'d(~!1f'n
unterschiedlich in
Regionen, aber cine Sammlung besondel-er Ausddicke, die
nul' ric n \litgliedern dieser Sllbgl-uppe bekannt waren.
"\C')
:,;,:h - Wbrterbllch
ehrJi(~'hen
!wlrt:J1.
hO
ver-
wlIrde
fahrt'nd.en
Lellten
im
frUhen
bei
16.Jh.
del'
Das erste Rot-
veroffentlicht,
Identifikation
del'
um
Rauber
den
III
Wicht.ig ist. dan die Rauber die Gesellschaft. in zvvei Gruppen
Wittstbcke oder ",'ittische lind Kocheme. WiUische wurde als
t.l'ilt.en
jcmand bestimmt :
»
who is neither l'"illing nor dble to learn the langu-
.lgc uF thicles. a stupid incliY'idualc( und Koclwme als "an artful, craft}'
dnd intelligent man.
it~nigcn.
,iip
d
member of the thievillR professiu/1«.61 Also: die
die bei den Normen und GesetLen bleiben, sind
G'c'seLlen \viderstehen. sind klug.
Dies drUckt. eine
dU1l1111
lind die,
selbstbcwuBt.e
S()7.iaJphilosophie aus.
Dil'S('S
B,,\\ul3t.sein der
Rauber lind
!l1l'rkcns\\eri. fUr die Bauern lind
ihr
Verhalt.en
andere.
die
di('
,Volr
natiirlich
Untenlriickung
be
del'
Landsherren erlebt.en. Ob der deutsehe Rauber so 'ideaJ' wic dpr myt.hi
sclw Robin Hood war oder nieht. ist unwiehtig; wieht.ig ist
all(~in.
daB
;r<)tLallc,dcm er der einzige war, der gegcn di,' f(:udaj," Herrschaft s1.e'
hen Konnt.e. Auen \Venn cr nicht fUr di\:,
\\ MC'n
seine
reinde und die
dt~r
g(·gcniiber h-auen im Vergleich
tll
R.1l/('n1
dClll
Grund genug, tim idealisiert. zu werden.
73
Rauenll-eeht.e gekampft haL
tijl'
gJpichi·n.
S('in
Vcrhdlt.t-'Il
de,- Hern'l1 und Soldaten
,\;11"
~---------------------------------------------------------------l
I
I
"So a'ies die VoJksdichtung den Rauber in die Rolle eines triebhaften.
nlysteriosen Bosewichts, den ZUr Strecke zu bringen sie beherzte HeJliell und gute Geister in Scharen aufbut. ,/'::>
Die nichttypische-social-banditry wird rluch in den Volksliedern anerkr1.nnt. da ein zvviespaltiges Bild der Rauber dargestellt wird. Vor allem
lwrsoni fjzjerte aber der Rauber cine Gegenll1acht und alternative Gewalt
ill
den Herrschenden. Dieses Bild wird dann in Liedern auch auf das
Gebiet der Liebe bzw.
der
personlichen
Po!itik
Ubertragen
und
der
Rauber erscheint aJs ein ganz imderer Liebhaber. im VCI-gleich zu der
Jager- Ritter--Gruppe.
Wir haben in diesem Kapitel
die Darstellung der hcrrschenden ozw.
l10rmativen Gewalt. der Gegen - und Protestgewalt. und del' idealen und
vijllig oen:chtigten Gewalt gesehen. Dureh eine ;\useinandersetzung mit
den geschichtlichen Stuciipn Ubf'r dieselbf'n Themen haben wir die Parallelen und die Kontraste zur Volksdichtung geselwn. Uns oetrifft hier
nkht die Untersuchllng und Int.erpretation der Historikel-, sondern die
Darstpllllng, die
UllS
durch das PrisJJ]a des Geists der Dichter und San-
6 fT J7]jtgeteiit H'ird. Dies~s Prisma. das dcr gesell schaftl iche und und
ielwndigc Geist des Dichtcl-s reprascntiert zcigt cine Weltanschauung,
dil' L\\'ischen verschiedenen Gewaltarten diskremenicren kann und ldeale
'. isualisierell kann. In diesem
Prisma lic:gt die
rt'fjektiert die Jager und Reiter als
Politik
VerHihrel-,
de
n':chtigten Kampfer und Liebhaber LInd Schol1diJg
Heldin. Dje
VoIksdichtung nimmt
(fje
MrlchtstruJ..tUJ
Jlllngen y,iihr unci steJit (he Rejter unci R.iuber
n(-'s ;\!aBes fijI' dje ,\finner. Darwischen sind
tern, Fdhrende
ist:
U.it ..
del" \\'unsell
der
Dicht,--:r
die
!..:('in
Ili,')t.orik('r,
nUl"
pin
t.S
Zukunft,
k"in(
Didltt'l"
JUrg .. n B.\Vnlff. Rauht-r'
Ilnd
gewiinschte
't'r Uebesbezie--
Gesellen, Bau-
die die:
·den. Schondilg
,vI ilchtstru k t ur
gvs('hi\;htli,;h, n St.udil"n
k,llln
be-
nwhn-:re
sit'
,')i(h
\Vllr!:;c:hlJ!.zllt>,!pt· S.10
7-l-
die
al s
--;cgcnpIJnkte ei-
dllstlrUckell.
I.:'
Rauber
und
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die im nachsten Kapitd diskutiert '
lwr,lllsfurrirTIl kann. NatUrlich gil)t
: iiLr'r.
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