Die Suche nach der Wählergunst - Markus Bänziger in den Nationalrat

Appenzellerland
NACHGEFRAGT
«Ich habe
selber den
Plausch daran»
Am Sonntag findet zum achtenmal der Grosse Preis von Speicher statt. Seifenkistenpiloten
aus der ganzen Schweiz messen
sich an diesem Rennwettbewerb. Von Anfang an dabei
war OK-Präsident Walter Etterlin. Der ehemalige Gemeinderat
freut sich auf diesen ganz besonderen Anlass.
Herr Etterlin, wie kommt Speicher
dazu, ein Seifenkistenrennen
durchzuführen?
Die Idee entstand seinerzeit in
der Kulturkommission. Wir fanden, dass es auch einmal einen
Anlass für ein jüngeres Publikum geben sollte. Später wurde
er in den Verantwortungsbereich der Jugendkommission
verlagert.
Bild: pd
Walter Etterlin
OK-Präsident
Seifenkistenrennen Speicher
Nehmen am Rennen auch Fahrer
aus dem Appenzellerland teil?
Speicher hat mehrere Teams,
bestehend aus zwei Fahrern und
neun Seifenkisten, die abwechselnd eingesetzt werden. Diese
haben die Jugendlichen im
Jugendtreff unter Anleitung
selbst gebaut und mit den
Sponsorenlogos bemalt. Die
Fahrer werden am Renntag von
zwei Jugendarbeitern fachlich
und mental unterstützt.
Das tönt ja wie in der Formel 1...
Unter den Teilnehmern der
Schweizer Meisterschaft wird
ein Riesenaufwand betrieben.
Sie verfügen über ein eigenes
Team – meist sind es rennbegeisterte Eltern – , das sie begleitet und coacht. Die Boliden
werden zwischen den Rennläufen professionell aufgebockt
und gewartet. Da wird es für
unsere Fahrer schwierig, mitzuhalten.
Was erwartet die Zuschauer?
Das Rennen führt von der Vögelinsegg über eine Strecke von
700 Metern ins Kalabinth. Die
Höhendifferenz beträgt 31
Meter. Es werden drei Läufe
ausgetragen: um 10, 13 und 15
Uhr. Sehr zu empfehlen ist auch
unser Boxenstop-Beizli an der
Strecke. Hier kann man sich
aufwärmen und verpflegen. Vor
der Siegerehrung um 17 Uhr
gibt die Jungmusik Speicher ein
Konzert. (ker)
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«Ich gebe meine Stimme
Markus Bänziger.»
Fredi Züst, Herisau
www.appenzellerzeitung.ch
Samstag, 19. September 2015
Regionalteil für
Appenzell Ausserrhoden
und Appenzell Innerrhoden
41
Die Suche nach der Wählergunst
Das Podium der Appenzeller Zeitung zeigt: Markus Bänziger und Jens Weber wollen Wähler über ihre Parteien hinaus
ansprechen. David Zuberbühler vertritt die orthodoxe SVP-Linie. Eine Zwischenbilanz vier Wochen vor dem Wahltag.
MICHAEL GENOVA
Nationalratskandidat
Markus Bänziger ist im Wahlkampf angekommen. Er weiss,
was er kann. Am Podium der
Appenzeller Zeitung im Casino
Herisau wurde dies bereits zu
Beginn deutlich. Auf seine fehlende Palamentserfahrung angesprochen sagte Bänziger, dass er
sich bei den letzten Gesamterneuerungswahlen bewusst für
einen Verbleib im Gemeinderat
Teufen entschieden habe. Dabei
vergass er nicht, eine Einschätzung zu seiner möglichen Kantonsratskandidatur abzugeben:
«Ich hätte keine schlechten
Chancen gehabt.»
Bänziger macht im Laufe des
Abends klar, dass er seine Dossiers eingehend studiert hatte. Er
vertrat klar liberale Positionen,
und bisweilen erinnerte Bänziger in Auftritt und Argumentation stark an den 13 Jahre jüngeren Caroni. Wie Caroni überlässt
Bänziger nichts dem Zufall. Auf
Fangfragen und Widersprüchlichkeiten scheint ihn sein Wahlkampfteam sorgfältig vorbereitet
zu haben. Gegner eines EU-Beitritts und Finanzchef in einem
exportorientierten
Unternehmen: Wie passt das zusammen?
«Schon während der Textilblüte
im 18. Jahrhundert waren wir
grosse Exporteure in der
Schweiz. Denken Sie nur an die
Trogner Paläste», so Bänziger.
Nur einmal blieb er eine Antwort
schuldig. Auf die Frage nach der
Legalisierung von Cannabis sagte der Liberale: «Damit habe ich
mich noch zu wenig beschäftigt.»
HERISAU.
Der linke HSG-Absolvent
SP-Kandidat Jens Weber präsentierte sich als soziale, ökonomische und weltoffene Stimme
des Appenzellerlands. Durch geschicktes Nachhaken oder kritische Bemerkungen im Anschluss
an seine Vorredner machte
Weber Unterschiede zu seinen
politischen Positionen deutlich.
Mit Andrea Caroni stritt er über
die wahren Kosten der zweiten
Unternehmenssteuerreform.
Bilder: Michael Genova
Moderator Roger Fuchs nimmt die Nationalratskandidaten ins Kreuzverhör: Jens Weber (SP), Markus Bänziger (FDP) und David Zuberbühler (SVP).
Und David Zuberbühler warf
er Widersprüchlichkeit vor, weil
dieser trotz seines Bekenntnisses
zur Energiewende Parkplätze für
unverzichtbar hält. Webers linke
Positionen sind unverkennbar:
Er kämpft für mehr Gleichberechtigung, ein gerechtes Steuer-
Die Unternehmer
sind für
unser Land
unglaublich wichtig.
Jens Weber
Nationalratskandidat, SP
system und anständige Renten
für Arbeiter. Gleichzeitig lobte er
das Schweizer Unternehmertum. «Für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes sind die
Unternehmer unglaublich wichtig.» Ein HSG-Absolvent mit linken Positionen: Für die SP ist
Webers Kandidatur im liberalen
Ausserrhoden ein Glücksfall.
Weber hat sich in den vergangenen Wochen über das linke Lager
hinaus Respekt verschafft. Von
dieser neuen Bekanntheit könnte er auch bei der Wiederholung
der Kantonsratswahlen in Trogen profitieren.
Der kumpelhafte Nationalrat
David Zuberbühler blieb auch
an diesem Podium seiner orthodoxen SVP-Linie treu. Die Zuwanderung diente ihm als Erklärung für viele gegenwärtige Probleme der Schweiz. Zuberbühler
sprach sich als einziger Kandidat
für Grenzkontrollen aus. «Wir
müssen unser Land schützen,
die Schweiz hat heute schon kei-
nen Platz mehr», sagte Zuberbühler. Allerdings müsse man
auch die Ursachen der Migration
bekämpfen: den Krieg in Syrien.
Trotz Flüchtlingskrise pochte
Zuberbühler auf die Umsetzung
der Masseneinwanderungs-Initiative, welche gerade in der
Wir müssen unser
Land schützen, die
Schweiz hat keinen
Platz mehr.
David Zuberbühler
Nationalratskandidat, SVP
Ostschweiz sehr deutlich angenommen wurde. «Wenn die Zuwanderung so weitergeht, haben
wir in weniger als 50 Jahren eine
Schweiz mit 16 Millionen Ein-
wohnern.» Bisweilen ging auch
ein Raunen durch die Reihen.
Zum Beispiel als ein Zuschauer
nach einer Lösung für das Problem der Zersiedelung fragte
und Zuberbühler sagte: «In erster Linie müssen wir weniger
Leute in die Schweiz lassen.» Im
Gegensatz zu seinem Konkurrenten blieb der SVP-Kandidat
manchmal eine Antwort schuldig. Zur Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern
wollte ihm partout nichts einfallen: «Was soll ich Ihnen da
sagen?», entgegnete ein verschmitzter Zuberbühler. Die
entwaffnend ehrliche Antwort
passt zum Image, das sich der
Kandidat namens «Zubi» im
Wahlkampf gegeben hat. Auf die
Frage, ob er der kumpelhafte
Nationalrat sei, sagte der Herisauer: «Ja, auf alle Fälle.»
Der liebe Gott in der Politik
MICHAEL GENOVA
Seinen
stärksten
Moment hatte SVP-Kandidat
David Zuberbühler während der
Diskussion mit dem Publikum.
Eine Bürgerin stellte Fragen zur
ethischen Grundhaltung der
Kandidaten und wollte wissen,
wie sie die Rolle der Kirche als
Vermittlerin von Werten sehen.
Dabei erwähnte sie explizit den
konfessionslosen Zuberbühler –
Markus Bänziger und Jens Weber
sind evangelisch-reformiert. Zuberbühler witterte dahinter eine
viel persönlichere Frage und
schaffte mit seiner offenen Antwort Transparenz. Im Gegensatz
zu seinem Vater und Bruder sei
er nicht Mitglied in einer Freikirche. Kürzlich habe ihm jemand in einer anonymen Nachricht deshalb vorgeworfen, er
verleugne aus wahltaktischen
Gründen seine christliche Erziehung und Überzeugung. Dazu
HERISAU.
Zuberbühler: «Ich regle meine
Sachen mit dem Schöpfer lieber
bilateral.» Er hätte in seinem
Fragebogen zur Konfessionszugehörigkeit auch ein anderes
Wort hinschreiben können:
«Christ».
Arbeit für ältere Menschen
Ein anderer Bürger wollte von
den Kandidaten wissen, wie sie
arbeitslosen Menschen über
50 Jahren helfen, wieder einen
Job zu finden. Ständeratskandidat Andrea Caroni schlug vor, die
Mitarbeiter der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren besser
zu schulen und ältere Menschen
vielleicht sogar bevorzugt zu behandeln. Noch wichtiger sei,
dass man die gestaffelten Pensionskassenbeiträge glätte. Ältere Arbeitnehmer bezahlen
heute viel höhere Beiträge als
jüngere. Dadurch seien auch die
Kosten für die Arbeitgeber höher.
Jens Weber schlug zusätzlich ei-
nen besseren Kündigungsschutz
für ältere Menschen vor. Markus
Bänziger betonte den Stellenwert der kontinuierlichen Fortbildung. Nur so blieben Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt
attraktiv. «Das Wichtigste ist
aber, dass wir in diesem Land
eine Vollbeschäftigung haben
und die Leute auch wirklich
brauchen.» David Zuberbühler
setzt Hoffnung in die Babyboomer-Generation, die demnächst
in Rente geht. So könnte es auf
dem Arbeitsmarkt wieder Platz
geben für ältere Arbeitnehmer.
«Kein Steuerdumping»
Der ehemalige FDP-Kantonsrat Richard Wiesli fragte nach der
Ständeratskandidat Andrea Caroni (FDP) im Gespräch mit Moderator Roger Fuchs.
Meinung der Kandidaten zur
Unternehmenssteuerreform III.
David Zuberbühler sieht sie als
Chance, dass die Schweiz auch
nach der Reform einen Spitzenplatz in Europa einnehmen wird.
Für Appenzell Ausserrhoden biete der Prozess vielleicht sogar die
Möglichkeit, die Unternehmenssteuern ein weiteres Mal zu senken. Auf Widerspruch stiess er
mit dieser Aussage bei Jens Weber, der von Steuerdumping
sprach: «Die Erhebung von Steuern sollte sich nach dem Bedarf
an öffentlichen Gütern richten.»
Weber verwies auf die hohen
Kosten der zweiten Unternehmenssteuerreform. Die neue
Reform könne man auch so ausgestalten, dass keine Ausfälle
entstünden. Markus Bänziger
sagte, es gehe nicht primär darum, die Unternehmenssteuern
zu senken. «Die Schweiz muss
als Standort für Unternehmen
attraktiv bleiben.»