Appenzellerland NACHGEFRAGT «Ich habe selber den Plausch daran» Am Sonntag findet zum achtenmal der Grosse Preis von Speicher statt. Seifenkistenpiloten aus der ganzen Schweiz messen sich an diesem Rennwettbewerb. Von Anfang an dabei war OK-Präsident Walter Etterlin. Der ehemalige Gemeinderat freut sich auf diesen ganz besonderen Anlass. Herr Etterlin, wie kommt Speicher dazu, ein Seifenkistenrennen durchzuführen? Die Idee entstand seinerzeit in der Kulturkommission. Wir fanden, dass es auch einmal einen Anlass für ein jüngeres Publikum geben sollte. Später wurde er in den Verantwortungsbereich der Jugendkommission verlagert. Bild: pd Walter Etterlin OK-Präsident Seifenkistenrennen Speicher Nehmen am Rennen auch Fahrer aus dem Appenzellerland teil? Speicher hat mehrere Teams, bestehend aus zwei Fahrern und neun Seifenkisten, die abwechselnd eingesetzt werden. Diese haben die Jugendlichen im Jugendtreff unter Anleitung selbst gebaut und mit den Sponsorenlogos bemalt. Die Fahrer werden am Renntag von zwei Jugendarbeitern fachlich und mental unterstützt. Das tönt ja wie in der Formel 1... Unter den Teilnehmern der Schweizer Meisterschaft wird ein Riesenaufwand betrieben. Sie verfügen über ein eigenes Team – meist sind es rennbegeisterte Eltern – , das sie begleitet und coacht. Die Boliden werden zwischen den Rennläufen professionell aufgebockt und gewartet. Da wird es für unsere Fahrer schwierig, mitzuhalten. Was erwartet die Zuschauer? Das Rennen führt von der Vögelinsegg über eine Strecke von 700 Metern ins Kalabinth. Die Höhendifferenz beträgt 31 Meter. Es werden drei Läufe ausgetragen: um 10, 13 und 15 Uhr. Sehr zu empfehlen ist auch unser Boxenstop-Beizli an der Strecke. Hier kann man sich aufwärmen und verpflegen. Vor der Siegerehrung um 17 Uhr gibt die Jungmusik Speicher ein Konzert. (ker) Anzeige <wm>10CAsNsja1NLU0jjc3sjAwMgMAn-qCsA8AAAA=</wm> <wm>10CAsNsja1NLU01jU3sjAwMgMAnSt1yw8AAAA=</wm> <wm>10CPPxsTbVMwBjZ1e_ENcga1NLU0vjeHMjCwMjM2tDI3M9U1NLOG1gaWhhZGBoamVoaGppZGJhbmQdkJLmmZeRmFOiV5CSBgCPmKjHTwAAAA==</wm> <wm>10CPPxsTbVMwBjZ1e_ENcga1NLU0vjeHMjCwMjM2tDI3M9U1NLOG1gaWhiZGBoamVoYGBkamRsYmYdkJLmmZeRmFOiV5CSBgAktR_ETwAAAA==</wm> <wm>10CFXKqw6AMAwF0C_qctutK2WSzC0Igp8haP5fMRAkJPdhTmtFA94udd3rVtTVI5lMkFxYLKj693BOAtYZQ4mLyc9TjAAz-mMITpz6WLWRzpnDdZw3DLLyIXIAAAA=</wm> «Ich gebe meine Stimme Markus Bänziger.» Fredi Züst, Herisau www.appenzellerzeitung.ch Samstag, 19. September 2015 Regionalteil für Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden 41 Die Suche nach der Wählergunst Das Podium der Appenzeller Zeitung zeigt: Markus Bänziger und Jens Weber wollen Wähler über ihre Parteien hinaus ansprechen. David Zuberbühler vertritt die orthodoxe SVP-Linie. Eine Zwischenbilanz vier Wochen vor dem Wahltag. MICHAEL GENOVA Nationalratskandidat Markus Bänziger ist im Wahlkampf angekommen. Er weiss, was er kann. Am Podium der Appenzeller Zeitung im Casino Herisau wurde dies bereits zu Beginn deutlich. Auf seine fehlende Palamentserfahrung angesprochen sagte Bänziger, dass er sich bei den letzten Gesamterneuerungswahlen bewusst für einen Verbleib im Gemeinderat Teufen entschieden habe. Dabei vergass er nicht, eine Einschätzung zu seiner möglichen Kantonsratskandidatur abzugeben: «Ich hätte keine schlechten Chancen gehabt.» Bänziger macht im Laufe des Abends klar, dass er seine Dossiers eingehend studiert hatte. Er vertrat klar liberale Positionen, und bisweilen erinnerte Bänziger in Auftritt und Argumentation stark an den 13 Jahre jüngeren Caroni. Wie Caroni überlässt Bänziger nichts dem Zufall. Auf Fangfragen und Widersprüchlichkeiten scheint ihn sein Wahlkampfteam sorgfältig vorbereitet zu haben. Gegner eines EU-Beitritts und Finanzchef in einem exportorientierten Unternehmen: Wie passt das zusammen? «Schon während der Textilblüte im 18. Jahrhundert waren wir grosse Exporteure in der Schweiz. Denken Sie nur an die Trogner Paläste», so Bänziger. Nur einmal blieb er eine Antwort schuldig. Auf die Frage nach der Legalisierung von Cannabis sagte der Liberale: «Damit habe ich mich noch zu wenig beschäftigt.» HERISAU. Der linke HSG-Absolvent SP-Kandidat Jens Weber präsentierte sich als soziale, ökonomische und weltoffene Stimme des Appenzellerlands. Durch geschicktes Nachhaken oder kritische Bemerkungen im Anschluss an seine Vorredner machte Weber Unterschiede zu seinen politischen Positionen deutlich. Mit Andrea Caroni stritt er über die wahren Kosten der zweiten Unternehmenssteuerreform. Bilder: Michael Genova Moderator Roger Fuchs nimmt die Nationalratskandidaten ins Kreuzverhör: Jens Weber (SP), Markus Bänziger (FDP) und David Zuberbühler (SVP). Und David Zuberbühler warf er Widersprüchlichkeit vor, weil dieser trotz seines Bekenntnisses zur Energiewende Parkplätze für unverzichtbar hält. Webers linke Positionen sind unverkennbar: Er kämpft für mehr Gleichberechtigung, ein gerechtes Steuer- Die Unternehmer sind für unser Land unglaublich wichtig. Jens Weber Nationalratskandidat, SP system und anständige Renten für Arbeiter. Gleichzeitig lobte er das Schweizer Unternehmertum. «Für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes sind die Unternehmer unglaublich wichtig.» Ein HSG-Absolvent mit linken Positionen: Für die SP ist Webers Kandidatur im liberalen Ausserrhoden ein Glücksfall. Weber hat sich in den vergangenen Wochen über das linke Lager hinaus Respekt verschafft. Von dieser neuen Bekanntheit könnte er auch bei der Wiederholung der Kantonsratswahlen in Trogen profitieren. Der kumpelhafte Nationalrat David Zuberbühler blieb auch an diesem Podium seiner orthodoxen SVP-Linie treu. Die Zuwanderung diente ihm als Erklärung für viele gegenwärtige Probleme der Schweiz. Zuberbühler sprach sich als einziger Kandidat für Grenzkontrollen aus. «Wir müssen unser Land schützen, die Schweiz hat heute schon kei- nen Platz mehr», sagte Zuberbühler. Allerdings müsse man auch die Ursachen der Migration bekämpfen: den Krieg in Syrien. Trotz Flüchtlingskrise pochte Zuberbühler auf die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative, welche gerade in der Wir müssen unser Land schützen, die Schweiz hat keinen Platz mehr. David Zuberbühler Nationalratskandidat, SVP Ostschweiz sehr deutlich angenommen wurde. «Wenn die Zuwanderung so weitergeht, haben wir in weniger als 50 Jahren eine Schweiz mit 16 Millionen Ein- wohnern.» Bisweilen ging auch ein Raunen durch die Reihen. Zum Beispiel als ein Zuschauer nach einer Lösung für das Problem der Zersiedelung fragte und Zuberbühler sagte: «In erster Linie müssen wir weniger Leute in die Schweiz lassen.» Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten blieb der SVP-Kandidat manchmal eine Antwort schuldig. Zur Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern wollte ihm partout nichts einfallen: «Was soll ich Ihnen da sagen?», entgegnete ein verschmitzter Zuberbühler. Die entwaffnend ehrliche Antwort passt zum Image, das sich der Kandidat namens «Zubi» im Wahlkampf gegeben hat. Auf die Frage, ob er der kumpelhafte Nationalrat sei, sagte der Herisauer: «Ja, auf alle Fälle.» Der liebe Gott in der Politik MICHAEL GENOVA Seinen stärksten Moment hatte SVP-Kandidat David Zuberbühler während der Diskussion mit dem Publikum. Eine Bürgerin stellte Fragen zur ethischen Grundhaltung der Kandidaten und wollte wissen, wie sie die Rolle der Kirche als Vermittlerin von Werten sehen. Dabei erwähnte sie explizit den konfessionslosen Zuberbühler – Markus Bänziger und Jens Weber sind evangelisch-reformiert. Zuberbühler witterte dahinter eine viel persönlichere Frage und schaffte mit seiner offenen Antwort Transparenz. Im Gegensatz zu seinem Vater und Bruder sei er nicht Mitglied in einer Freikirche. Kürzlich habe ihm jemand in einer anonymen Nachricht deshalb vorgeworfen, er verleugne aus wahltaktischen Gründen seine christliche Erziehung und Überzeugung. Dazu HERISAU. Zuberbühler: «Ich regle meine Sachen mit dem Schöpfer lieber bilateral.» Er hätte in seinem Fragebogen zur Konfessionszugehörigkeit auch ein anderes Wort hinschreiben können: «Christ». Arbeit für ältere Menschen Ein anderer Bürger wollte von den Kandidaten wissen, wie sie arbeitslosen Menschen über 50 Jahren helfen, wieder einen Job zu finden. Ständeratskandidat Andrea Caroni schlug vor, die Mitarbeiter der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren besser zu schulen und ältere Menschen vielleicht sogar bevorzugt zu behandeln. Noch wichtiger sei, dass man die gestaffelten Pensionskassenbeiträge glätte. Ältere Arbeitnehmer bezahlen heute viel höhere Beiträge als jüngere. Dadurch seien auch die Kosten für die Arbeitgeber höher. Jens Weber schlug zusätzlich ei- nen besseren Kündigungsschutz für ältere Menschen vor. Markus Bänziger betonte den Stellenwert der kontinuierlichen Fortbildung. Nur so blieben Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt attraktiv. «Das Wichtigste ist aber, dass wir in diesem Land eine Vollbeschäftigung haben und die Leute auch wirklich brauchen.» David Zuberbühler setzt Hoffnung in die Babyboomer-Generation, die demnächst in Rente geht. So könnte es auf dem Arbeitsmarkt wieder Platz geben für ältere Arbeitnehmer. «Kein Steuerdumping» Der ehemalige FDP-Kantonsrat Richard Wiesli fragte nach der Ständeratskandidat Andrea Caroni (FDP) im Gespräch mit Moderator Roger Fuchs. Meinung der Kandidaten zur Unternehmenssteuerreform III. David Zuberbühler sieht sie als Chance, dass die Schweiz auch nach der Reform einen Spitzenplatz in Europa einnehmen wird. Für Appenzell Ausserrhoden biete der Prozess vielleicht sogar die Möglichkeit, die Unternehmenssteuern ein weiteres Mal zu senken. Auf Widerspruch stiess er mit dieser Aussage bei Jens Weber, der von Steuerdumping sprach: «Die Erhebung von Steuern sollte sich nach dem Bedarf an öffentlichen Gütern richten.» Weber verwies auf die hohen Kosten der zweiten Unternehmenssteuerreform. Die neue Reform könne man auch so ausgestalten, dass keine Ausfälle entstünden. Markus Bänziger sagte, es gehe nicht primär darum, die Unternehmenssteuern zu senken. «Die Schweiz muss als Standort für Unternehmen attraktiv bleiben.»
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