Eselin Saskia, 24.08.2015

LEBEN | MM35, 24.8.2015 | 101
Was ist in Saskias
Magen los? Um das
­herauszufinden,
führt Karin Federer
einen Schlauch in die
Nüstern der Eselin.
Zootierärztin
Saskia hat Bauchweh
Tipps
Unsere Eselin Saskia leidet an starken Magenschmerzen. Erste Behandlungsmethoden
greifen nicht. Tierärztin Karin Federer steht eine lange schlaflose Nacht bevor.
Häufige Ursachen für
Koliken bei Pferd und
Esel sind: plötzliche
­Futterumstellung, lange
Weidegänge ohne
­Angewöhnungsphase,
übermässiger Kraft­
futterkonsum, Mangel
an sauberem Wasser,
Bewegungsmangel,
schlechte Zähne, starker
Parasitenbefall.
Text: Karin Federer Bilder: Walter Zoo
B
Karin Federer
(29) ist Tier­ärztin
und berichtet
­regelmässig aus
dem Walter Zoo
in Gossau SG.
ei der morgend­
lichen Tour fällt
­unserem Tier­
pfleger auf, dass es
­Saskia nicht gut geht. Sie
wirkt unruhig, frisst ihr Heu
nicht und kann sich auch für
das äusserst beliebte Rüebli
nicht begeistern. Ich be­
fürchte eine Magen-Darm-­
Kolik. Der Untersuch mit
dem Stethoskop zeigt viel
Gas in Saskias Blinddarm an,
sie leidet unter Blähungen.
Spazieren gegen Blähungen
Sogleich spritze ich der
­Eselin ein krampflösendes
Schmerzmittel gegen die
Bauchschmerzen. Sie lässt
den Stich tapfer über sich
­ergehen – ganz entgegen
der üblichen Eselsmanier.
­Danach gehen unsere Tier­
pfleger mit ihr auf einen
­ausgiebigen Spaziergang auf
dem Zoogelände. Denn die
beste Kur bei Blähungen ist
­Bewegung. Leider schlägt
die Massnahme nicht an.
Auch Kotballen kann Saskia
keine absetzen. Vermutlich
leidet sie auch unter Ver­
stopfungen. Weitere Mass­
nahmen sind nötig. Doch
auch die rektale Untersu­
chung bringt nichts. So führe
ich ihr einen Schlauch durch
die Nüster in die Speise­
röhre und den Magen, um
eine Überladung des Magens
mit Futter ausschliessen zu
können. Danach verabreiche ich Saskia durch die
­sogenannte Nasenschlundsonde etwas Wasser und
Paraffinöl in den Magen.
Das soll den Futterbrei
im Darm aufweichen und
abführend wirken. Ein paar
Stunden und einige weitere
Spaziergänge später hat sich
immer noch nichts geändert.
Eine Ultraschallunter­
suchung zeigt einen gas­
gefüllten Blinddarm und mit
Flüssigkeitsbrei gefüllte
Därme. Ich verabreiche ihr
noch mal Wasser und
Paraffin­öl in den Magen.
Das könnte eine lange
Nacht werden, denn Saskia
muss regelmässig über­
wacht werden. Braucht sie
even­tuell gar eine Opera­
tion? Momentan besteht
noch Hoffnung. Und siehe
da: Morgens um 3.30 Uhr
sehe ich erste Kot­haufen in
ihrem Stall. Ich bin über­
glücklich, dass wir das Prob­
lem mit ­einer medikamen­
tösen B
­ ehandlung ohne
Operation lösen konnten.
Eine Woche später grast
­unsere Saskia wieder mit
­gewohnter Gelassenheit auf
der Weide. MM
Koliken
bei Haustieren
Um das Risiko von
­Koliken zu reduzieren,
ist es wichtig, diese
­Faktoren sorgfältig
zu beachten und wenn
­nötig zu handeln.
Bei jeglichen An­
zeichen einer Kolik
muss ein Tierarzt
­bei­gezogen werden.
Es darf nicht zu lange
­gewartet werden,
da Koliken auch t­ ödlich
enden können.