21.3.2016 Kritik an Land und Angst vor Tbc | Tiroler Tageszeitung Online Nachrichten von jetzt! Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom Mo, 21.03.2016 GESELLSCHAFT Kritik an Land und Angst vor Tbc Eine geplante neue Verordnung des Landes, mit der man auf Wildverbiss im Wald reagieren will, stößt auf Ablehnung der Landecker Jäger. Sorge bereitet auch die Tbc in den Nachbarregionen. Bezirksjägermeister Hermann Siess (l.) , Landesjägermeister Anton Larche r und LH Günther Platter (v. r.) zeichneten die Jagdpächter Alois Streng und Christian Kral aus. © Reichle Von Matthias Reichle St. Anton – Die Trophäenschau in St. Anton ist mehr als nur eine Bilanz der Jägerschaft über das abgelaufene Jahr – zum wiederholten Male war sie auch Reibungszone zwischen Waidmännern und Land. Und auch heuer „knister t es in der Jägerschaft“, wie Bezirksjägermeister Hermann Siess in Richtung Gesetzgeber warnte. Anlass ist eine Verordnung zur Waldverjüngungsdynamik, die derzeit zur Begutachtung steht. In einer „nie dagewesenen Arroganz“ werde an diesem „einseitigen“ Regelwerk gebastelt, mit dem die http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/1127695491/kritikanlandundangstvortbc.csp 1/3 21.3.2016 Kritik an Land und Angst vor Tbc | Tiroler Tageszeitung Online Nachrichten von jetzt! Jäger „über den Tisch gezogen werden“, kritisierte Siess mit besonderer Schärfe. Die Jägerschaft des Bezirks Landeck lehne den Entwurf ab. Ziel der Verordnung ist es, Schäden durch Wildverbiss im Wald in die Abschussplanung miteinzubeziehen. „Künftig soll von den Bezirksforstinspektionen entschieden werden, wie viel, wann und wo zu schießen ist. Sie legen die jagdlichen Maßnahmen fest. Das wäre, als wenn bei einem Gerichtsverfahren das Opfer über die Strafe befindet und nicht der unabhängige Richter“, so Siess, der sich „gepflanzt fühlt“. Kritik gab es auch am Verfahren – von der Terminfindung bis zur Einspruchsfrist. „Scheinbar ist niemand im Land in der Lage, auf den Tisch zu klopfen und den Schwachsinn einzustellen“, erklärte er auch in Richtung Landeshauptmann Günther Platter und Landtagsvizepräsident Toni Mattle, die im Publikum saßen. Landesjägermeister Anton Larcher gab Siess Recht: „Der Entwurf zur Novelle der Verjüngungsdynamik lässt an Impertinenz nichts offen.“ Platter beruhigte. Die Verordnung sei erst in Begutachtung. „Natürlich werden wir verhandeln müssen.“ Man werde schauen, wie man zu einer konstruktiven Lösung kommt. Der Landeshauptmann will nun eine Arbeitsgruppe beauftragen. Zweites großes Thema waren die Tuberkulosefälle bei Rindern im Bezirk Landeck. „Tbc beunruhigt mich sehr“, betonte Platter. Man müsse alle Maßnahmen ergreifen. „Ich appelliere an alle, mit aller Kraft mitzuarbeiten.“ Auch dem St. Antoner Bürgermeister Helmut Mall machen die TbcFälle in den angrenzenden Regionen in Vorarlberg und im Lechtal, wo die Krankheit auch bei den Wildtieren grassiert, Sorgen. „Wir müssen aufpassen, dass die Situa tion nicht explosiv wird.“ „In Vorarlberg und im Lechtal ist viel Rotwild betroffen, bei uns wurde die Krankheit bei keinem der vorgelegten Tiere festgestellt“, betonte auch Bezirkshauptmann Marku s Maaß, der ebenfalls sorgenvoll auf die Entwicklung schaut. Er appellierte, die geschossenen Tiere kontrollieren zu lassen. Ins Leben gerufen wurde ein Projekt, bei dem Wildtiere mit Sendern ausgestattet werden, um ihre Wandertätigkeit besser verfolgen und so Rückschlüsse ziehen zu können. Für die Veranstaltung selbst wurden heuer 1709 Trophäen vorgelegt. Angesichts der Kritik an der Erfüllung der vorgeschriebenen Abschüsse brach Bezirksjägermeister Siess eine Lanze für die Jagdpächter, die viel Zeit und Arbeit in diese Tätigkeit investieren, warnte aber auch jene, die nur auf Trophäen aus seien. Durch die „hohe Unruhe im Wald“ werde es jedoch oft schwieriger, das verordnete Soll zu erfüllen. „Schade, dass der Gesetzgeber nicht den Mut hatte, mehr Ruhe in diesen Tummelplatz zu bringen.“ Auch Landesjägermeister Larcher schlug in diese Kerbe: „Die einzige Ruhe hat das Wild derzeit in der Tiefkühltruhe.“ Darum schauen auch die Abschusszahlen so schlecht aus. Im Bezirk Landeck wurden heuer nur 73,7 % der vorgeschriebenen Rotwildabschüsse getätigt. Bezirkshauptmann Maaß mahnte zur Disziplin. „Die Zahlen sind nicht gerade erfreulich, obwohl ich weiß, dass sich viele bemüht haben.“ Maaß verglich die Zahlen beim Rotwild von 2006 und 2015. Damals wurden 250 Abschüsse mehr verlangt, obwohl der Rotwildbestand deutlich niedriger war. Trotzdem erfüllten die Jäger http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/1127695491/kritikanlandundangstvortbc.csp 2/3 21.3.2016 Kritik an Land und Angst vor Tbc | Tiroler Tageszeitung Online Nachrichten von jetzt! die Anforderungen damals besser als heute. „Von einer Reduktion des Rotwildes kann man nicht sprechen.“ http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/1127695491/kritikanlandundangstvortbc.csp 3/3
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